So habe ich es gehört:
Einst weilte der ehrwürdige Mahākaccana im Gundawalde bei Mādhura. Als König Mādhura von Avanti davon hörte, suchte er ihn auf und fragte ihn, was er davon halte, daß die Brahmanen sich als die höchste Kaste bezeichnen. Kaccana erwiderte: «Das ist ein Gerede (wörtlich: eine Stimme in der Welt), über das man sich durch anschauliche Erörterung[1] klar werden muß. Was meint Ihr, Majestät; wenn ein Adliger, ein Brahmane, ein Bürger oder ein Schudra reich geworden ist, werden dann nicht Adlige, Brahmanen, Bürger und Schudras ihn bedienen, ihm gehorchen und ihm schmeicheln?» - «Ja!» - «Wenn es so ist, Majestät, sind dann nicht die vier Kasten einander gleich?» - «Ja, dann sehe ich keinen Unterschied.» - «Und wenn ein Adliger, ein Brahmane, ein Bürger oder ein Schudra Verbrechen begeht, werden sie dann nicht gleicherweise nach dem Tode in peinvolle Zustände, in die Hölle kommen?» - «Ich denke, es ist so, und das habe ich auch von heiligen Männern gehört.» - «Gut, Majestät, Eure Meinung ist richtig und Ihr habt es auch von heiligen Männern richtig gehört. Wenn es nun so ist, sind dann nicht alle vier Kasten einander gleich?» - «Ja, dann sehe ich keinen Unterschied.» - «Und wenn ein Adliger, ein Brahmane, ein Bürger oder ein Schudra rechtschaffen lebt, wird er dann nicht nach dem Tode den guten Weg gehen und ins Himmelreich kommen?» - «Ich denke, es ist so, und das habe ich auch von heiligen Männern gehört.» - «Gut, Majestät, Eure Meinung ist richtig, und Ihr habt es auch von heiligen Männern richtig gehört. Wenn es nun so ist, sind dann nicht alle vier Kasten einander gleich?» - «Ja, dann sehe ich keinen Unterschied.»
In der gleichen Weise zeigte Kaccana dem König, daß zwischen den Kasten kein Unterschied besteht insofern, als sie für Verbrechen in gleicher Weise bestraft werden und daß sie, wenn sie als Samanas einen reinen Lebenswandel führen, in gleicher Weise geehrt werden.
Der König war mit dieser Erklärung so zufrieden, daß er seine Zuflucht zu Kaccana nahm und dessen Laienanhänger sein wollte. Kaccana aber sagte ihm, er solle seine Zuflucht nicht zu ihm, sondern zu Buddha nehmen. Auf die Frage des Königs, wo Buddha sich aufhalte, sagte ihm Kaccana, Buddha sei schon vollkommen erloschen. Darauf nahm der König seine Zuflucht zum erloschenen Buddha, zur Lehre und zur Jüngergemeinde und bekannte sich als Laienanhänger Buddhas für sein ganzes Leben.
[1] pariyāyena ist in dieser Bedeutung ein Abhidhamma-Terminus, der auf spätere Entstehung des Suttas hinweist Auf dem ersten Konzil, das kurz nach Buddhas Parinirvana stattfand, kann es schon deswegen nicht vorgetragen worden sein, weil hier das Parinirvana erwähnt wird.