Javana*

wörtl. 'Impulsion' (jū javati, vorwärts treiben, antreiben; lat.: "impellere" urgere), Impulsivmomente,

nennt man die im Verlauf eines Bewußtseinsprozesses (citta-vīthi; siehe viññāna-kicca) aufblitzenden karmischen Willensmomente (kamma-cetanā), von denen es nach den Kommentaren gewöhnlich sieben geben soll. -
 

Die unmittelbar vor Eintritt in die Vertiefung (siehe jhāna) oder die überweltlichen Pfade (magga; siehe ariya-puggala) aufblitzenden 4 Impulsivmomente sind:
 

    1. Vorbereitungsmoment (parikamma),
    2. Annäherungsmoment (upacāra),
    3. Anpassungsmoment (anuloma)
    4. Reifemoment (siehe gotrabhū).

 

In Vis. IV. werden diese mit Hinsicht auf Erreichung der Erdkasina-Vertiefung (kasina) in folgender Weise erklärt:

»Nach Durchbrechung des unterbewußten Daseinsstromes (bhavanga) entsteht das 'Aufmerken an der Geistespforte' (manodvārāvajjana), indem dieses das Erdkasina zum Vorstellungsobjekte nimmt, das eingetreten ist aufgrund seiner Meditationsübung (bei den Worten: 'Erde, Erde').

Darauf blitzen bei eben jener Vorstellung 4 oder 5 Impulsivmomente auf, unter denen der letzte der Feinkörperlichen Sphäre angehört, während die übrigen der Sinnensphäre angehören. Die mit Gedankenfassung Diskursivem Denken, Verzückung, Glücksgefühl und Konzentration verbundenen Impulsivmomente, die wegen ihrer Vorbereitung als 'vorbereitend' (parikamma javana) gelten, sind jedoch stärker als die gewöhnlichen Bewußtseinsmomente. Insofern die Impulsivmomente der Vollen Vertiefung nahe sind, sich in ihrer Nähe bewegen . . . gelten sie als 'angrenzend' (upacāra). Sofern sie sich den vorangehenden Vorbereitungen und der späteren Vollen Sammlung anpassen, werden sie als 'sich anpassend' (anuloma) bezeichnet. Insofern der allerletzte Impulsivmoment das niedere (sinnliche) Gebiet überwindet und das entfaltete Gebiet erweckt, wird er als 'Reifemoment' (gotrabhū) bezeichnet.«

Ähnlich werden in Vis.XIII.1. diese vier Impulsivmomente bei Erreichung des Himmlischen Ohres beschrieben.
 

Karmagewirkte (!) Impulsivmomente gibt es nicht, was übrigens auch als Beweis dafür dienen mag, daß eben 'javana' dem Begriffe 'apperception' - wodurch nach Rhys Davids's und Shwe Zan Aung's Vorbild ausnahmslos alle englischen Autoren diesen Begriff wiedergeben - keineswegs entspricht. 

Die Javana-Funktion fällt eben zusammen mit dem Momente, wo der Wille (certanā) sich zu heilsamem (kusala) oder unheilsamem (akusala) Karma entschließt, oder er im Falle eines Heiligen (arahat) infolge des restlosen Losgelöstseins in einen dem heilsamen Karma entsprechenden rein funktionellen (kiriya) Willenszustand (Tab. 73-80) eintritt. - 

 

Die durch die 8 heilsamen Willenszustände (Tab. 1-8) bedingten 8 karmagewirkten Bewußtseinsklassen (42-49) entsprechen zwar in allen Stücken den ersteren (1-8), doch sie können nicht als Impulsivmomente auftreten, sondern nur als Wiedergeburtsbewußtsein, Unterbewußtsein und Sterbebewußtsein. (aus Vis. XVII.12)
 


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