Welches aber, ihr Mönche, ist die seichte Versammlung? Eine Versammlung, in welcher die Mönche aufgeregt sind, aufgeblasen, unstet, schwatzhaft, zerfahrene Plauderer, achtlos, unklar, ungesammelt, zerstreuten Geistes, mit frei schweifenden Sinnen: dies, ihr Mönche, ist die seichte Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die tiefsinnige Versammlung? Eine Versammlung, in welcher die Mönche nicht aufgeregt sind, nicht aufgeblasen, nicht unstet, nicht geschwätzig, keine zerfahrenen Plauderer, sondern achtsam sind und wissensklar, gesammelt, geeinten Geistes, mit bewachten Sinnen: dies, ihr Mönche, ist die tiefsinnige Versammlung.
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die zwieträchtige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche zank- und streitsüchtig sind, gern disputieren, mit scharfen Worten aufeinander losgehen: dies, ihr Mönche, ist die zwieträchtige Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die einträchtige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche in Eintracht und Freundlichkeit verweilen, nicht gern disputieren, milden Herzens sind, sich mit freundlichen Augen anblicken: dies, ihr Mönche, ist die einträchtige Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die unedle Versammlung. Da sind in einer Versammlung die älteren Mönche der Üppigkeit ergeben und dem Müßiggang; sie ziehen das Abträgliche (*1) vor, scheuen die Einsamkeit als eine Last und strengen nicht ihre Kraft an, um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Ihre Schüler aber ahmen das Gesehene nach: auch sie sind der Üppigkeit ergeben und dem Müßiggang; sie ziehen das Abträgliche vor, scheuen die Einsamkeit als eine Last und strengen nicht ihre Kraft an, um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Dies ihr Mönche, ist die unedle Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die edle Versammlung? Da sind in einer Versammlung die älteren Mönche nicht der Üppigkeit ergeben und nicht dem Müßiggang; sie scheuen das Abträgliche als eine Last, ziehen die Einsamkeit vor und strengen ihre Kraft an, um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Und ihre Schüler ahmen das Gesehene nach: auch sie sind nicht der Üppigkeit ergeben und nicht dem Müßiggang; sie scheuen das Abträgliche als eine Last, ziehen die Einsamkeit vor und strengen ihre Kraft an, um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen und das Unverwirklichte zu verwirklichen. Dies, ihr Mönche, ist die edle Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die unheilige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche nicht der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist das Leiden'; nicht der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; nicht der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; nicht der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad: dies, ihr Mönche, ist die unheilige Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die heilige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist das Leiden'; der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; der Wirklichkeit gemäß erkennen: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad': dies, ihre Mönche, ist die heilige Versammlung.
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die minderwertige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche den üblen Weg der Begehrlichkeit gehen, den üblen Weg des Hasses, den üblen Weg der Verblendung, den üblen Weg der Furcht (agati): dies, ihr Mönche, ist die minderwertige Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die gediegene Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche nicht den üblen Weg der Begehrlichkeit gehen, nicht den üblen Weg des Hasses, nicht den üblen Weg der Verblendung, nicht den üblen Weg der Furcht: dies, ihr Mönche, ist die gediegene Versammlung.
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Werden da, ihr Mönche, jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit (*3) handeln, so haben die Mönche nicht den Wunsch, sie zu hören, schenken ihnen kein Gehör, öffnen sich nicht ihrem Verständnis und halten es nicht für nötig, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Werden jedoch jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, (*4) verbreitet von den Anhängern (*5) [jener Außenseiter], so hören sie gerne zu, öffnen sich ihrem Verständnis und halten es für nötig, jene Texte zu lernen und sich anzueignen. Selbst wenn sie sich [auch die echte] Lehre aneignen, so befragen sie sich nicht gegenseitig, noch forschen sie nach, (*6) wie sich dieses oder jenes verhalte, welchen Sinn dieses oder jenes habe. Sie erschließen nicht das Unerschlossene, klären nicht das ungeklärte, lösen nicht ihre Zweifel bei den mannigfachen zweifelhaften Dingen. Dies, ihr Mönche, ist die durch schöne Worte beeinflußte und nicht an Gegenfrage gewöhnte Versammlung.
Werden da jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, verbreitet von den Anhängern [jener Außenseiter], so haben die Mönche nicht den Wunsch, sie zu hören, leihen ihnen kein Gehör, öffnen sich nicht ihrem Verständnis und halten es nicht für nötig, sie zu lernen und sich anzueignen. Werden dagegen jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handeln, so hören diese Mönche gern zu, leihen Gehör, öffnen ihren Geist dem Verständnis und halten es wohl für nötig, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Haben sie sich nun diese Lehren angeeignet, so befragen sie sich einander und forschen darüber nach, wie dieses oder jenes sich verhalte, welchen Sinn dieses oder jenes habe. Sie erschließen das Unerschlossene, klären das Ungeklärte, lösen ihre Zweifel bei den mannigfachen zweifelhaften Dingen. Dies, ihr Mönche, ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflußte Versammlung.
(*1) okkācita-vinīta. Die Ableitung von okkācita ist unsicher. Die im Wörterbuch der PTS für die falsche Lesart ukkācita gegebene Erklärung ist zweifellos irrig. Außer in A.III.132, scheint dies das einzige Vorkommen dieses Begriffs zu sein, dessen Sinn jedoch durch den Textzusammenhang klar wird. K erklärt allerdings mit dubbinīta 'schlecht erzogen'; im Subk nicht erwähnt.
(*2) no patipucchā-vinītā; wtl.: nicht in Gegenfrage (d.h. kritischer Prüfung) geschult.
(*3) 'Leerheit' (suññatā); d.h. die Leerheit alles Daseins von einem Ich und etwas zu einem Ich Gehörenden.
(*4) bāhirakā; K erklärt als 'der buddhistischen Lehre fremden' (sāsanato bahibhūtā).
(*5) sāvaka-bhāsitā; K: von den Anhängern jener [»Außenseiter«] vorgetragen.
(*6) 'Forschen nicht nach' (na pativicaranti, so in ChS; pativivaranti in PTS ist falsch). K erklärt dieses Verb im wörtlichen Sinne: »Sie gehen nicht auf die Wanderschaft, um [andere Lehrer über Unverstandenes] zu befragen.«
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die Versammlung, die dem weltlichen Vorteil huldigt, nicht der echten Lehre? Da sprechen die Mönche in der Versammlung vor den weißgekleideten Hausleuten sich gegenseitig das Lob: 'Jener Mönch ist ein Beiderseitserlöster, jener ein Wissenserlöster, jener ein Körperzeuge, jener ein Erkenntnisgereifter, jener ein Vertrauenserlöster, jener ein Wahrheitsergebener, jener ein Vertrauensergebener. (*2) Jener ist sittenrein, dem Guten ergeben; jener ist sittenlos, dem Schlechten ergeben.' Dadurch erlangen sie Gaben, und jene Gaben genießen sie bestrickt, betört, anhänglich, ohne das Ungemach dabei zu sehen, ohne den Ausweg zu kennen. Dies, ihr Mönche, ist die Versammlung, die dem weltlichen Vorteil huldigt, nicht der echten Lehre.
Welches aber, ihr Mönche, ist die Versammlung, die der echten Lehre huldigt, nicht dem weltlichen Vorteil? Da sprechen die Mönche in der Versammlung vor den weiß gekleideten Hausleuten sich gegenseitig nicht das Lob. Und wenn sie Gaben erlangen, so genießen sie dieselben unbestrickt, unbetört, nicht anhänglich, das Ungemach dabei sehend und den Ausweg kennend. Dies, ihr Mönche, ist die Versammlung, die der echten Lehre huldigt, nicht dem weltlichen Vorteil.
(*1) Die echte oder gute Lehre = saddhamma. - K: Der neunfachen überweltlichen Lehre (s. Wtb: lokuttara) Respekt zollend, halten sie die vier mönchischen Bedarfsstücke für unwichtig.
(*2) Eine Erklärung dieser 7 heiligen Jünger findet sich in Wtb. (s. ariya-puggala), Pug.30-36, VisM 791.
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die ordnungslose Versammlung? Eine Versammlung, in der gesetzwidrige Handlungen vor sich gehen, keine gesetzmäßigen; in der satzungswidrige Handlungen vor sich gehen, keine satzungsgemäßen; (*1) in der gesetzwidrige Handlungen hervorstechen, keine gesetzmäßigen; in der satzungswidrige Handlungen hervorstechen, keine satzungsgemäßen; dies, ihr Mönche, ist die ordnungslose Versammlung.
Welches aber, ihr Mönche, ist die ordnungsgemäße Versammlung? Eine Versammlung, in der gesetzmäßige Handlungen vor sich gehen, keine gesetzwidrigen; in der satzungsgemäße Handlungen vor sich gehen, keine satzungswidrigen; in der gesetzmäßige Handlungen hervorstechen, keine gesetzwidrigen; in der satzungsgemäße Handlungen hervorstechen, keine satzungswidrigen; dies ihr Mönche, ist die ordnungsgemäße Versammlung.
Diese beiden Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Die beste aber ist die ordnungsgemäße Versammlung.
Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die gesetzwidrig sprechende Versammlung? Da nehmen die Mönche in einer Versammlung einen Streitfall auf, einen rechtmäßigen oder unrechtmäßigen. Nach Aufnahme dieses Streitfalls nehmen sie aber nicht miteinander Fühlung, kommen nicht zu einer Fühlungnahme; sie verständigen sich nicht, kommen nicht zu einer Verständigung. Zu einer Fühlungnahme und Verständigung unfähig, bleiben sie unnachgiebig. 'Dies nur ist Wahrheit, alles andere ist töricht!', derart sprechen sie von jenem Streitfall und halten hartnäckig an ihrer Meinung fest, versteifen sich auf sie. Dies, ihr Mönche, ist die gesetzwidrig sprechende Versammlung
Welches aber, ihr Mönche, ist die gesetzgemäß sprechende Versammlung? Da nehmen die Mönche in einer Versammlung einen Streitfall auf, einen rechtmäßigen oder unrechtmäßigen. Nach Aufnahme dieses Streitfalls aber nehmen sie miteinander Fühlung, kommen zu einer Fühlungnahme; sie verständigen sich, kommen zu einer Verständigung. Fähig zur Fühlungnahme und Verständigung, sind sie nachgiebig. Nicht sprechen sie von jenem Streitfall so, als ob dies nur die Wahrheit ist und alles andere töricht'; sie halten nicht hartnäckig an ihrer Meinung fest, versteifen sich nicht auf sie. Dies, ihr Mönche, ist die gesetzmäßig sprechende Versammlung.