DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Kusinara, im Landgebiete der Maller, im Kronwalde, inmitten von ein paar Bäumen, um die Zeit vor der Erlöschung.
Da begab sich denn der ehrwürdige Anando zum Erhabenen hin, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:
«Möge, o Herr, der Erhabene nicht an diesem unbedeutenden Orte, der in der Wildnis gelegen ist, bei der kleinen Landstadt zur Erlöschung eingehn! Es gibt, o Herr, andere, große Städte, als wie etwa Campā, Rājagaham, Sāvatthī, Sāketam, Kosambī, Benāres: dort geruhe der Erhabene erlöschen zu wollen, dort sind viele hochmögende Fürsten, hochmögende Priester, hochmögende Bürger dem Vollendeten freundlich ergeben, die werden dem Vollendeten die Leichenfeier entrichten.»
«Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ein unbedeutender Ort, in der Wildnis gelegen, eine kleine Landstadt. Es war einmal, Anando, ein König gewesen, <Der große Herrliche> genannt, ein gesalbter Kriegerfürst, ein Sieger bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicherheit schuf. Diesem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war da Kusinārā, Kusāvatī geheißen, zur Königsburg eigen, ein Stadtgebiet von Osten nach Westen zwölf Meilen in die Länge, von Norden nach Süden sieben Meilen in die Breite. Kusāvatī, Anando, die Königsburg, war mächtig empor gediehen, volkreich, von Menschen durchströmt, voller Überfluß. Gleichwie etwa, Anando, bei den Göttern Alakamandā, wie man sagte, die Königsburg, mächtig empor gediehen war, volkreich, von Geistern durchströmt, voller Überfluß (*64): ebenso auch nun, Anando, war Kusāvatī die Königsburg mächtig empor gediehen, volkreich, von Menschen durchströmt, voller Überfluß. Kusāvatī, Anando, die Königsburg, wurde vor zehnfachem Lärmen nicht ruhig, weder bei Tag noch bei Nacht, und zwar vom Trompeten der Elefanten, vom Wiehern der Rosse, vom Rasseln der Wagen, von Paukenschall und Trommelwirbel, von Lautengefiedel und Liedergesang, von lustigem Schreien und Händeklatschen und dem Rufe <Ergetzt euch, trinket und esset> als zehntem Lärm. «Kusāvatī, Anando, die Königsburg, war von sieben Gürteln umgeben: ein Gürtel war mit Gold eingelegt, einer mit Silber getrieben, einer mit Beryll gearbeitet, einer mit Kristall gearbeitet, einer mit Rubinen besetzt, einer mit Saphiren und Smaragden besetzt, einer mit allem Edelgestein ausgelegt. Kusāvatī, Anando, die Königsburg, hatte die Tore nach viererlei Farben erbaut: ein Tor war mit Gold eingelegt, eines mit Silber getrieben, eines mit Beryll gearbeitet, eines mit Kristall gearbeitet. An jedem der Tore waren je sieben Säulen errichtet, immer drei Mann tief eingegraben und zwölf Mann der Länge nach hoch: eine Säule war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet, eine mit Rubinen besetzt, eine mit Saphiren und Smaragden besetzt, eine mit allem Edelgestein ausgelegt.
«Kusāvatī, Anando, die Königsburg, war von einer siebenfachen Palmenreihe umsäumt: eine Palmenreihe war golden, eine silbern, eine von Beryll, eine von Kristall, eine von Rubin, eine von Saphir und Smaragd, eine von allem Edelgestein. Die goldene Palme hatte goldenen Stamm und silberne Blätter und Früchte. Die silberne Palme hatte silbernen Stamm und goldene Blätter und Früchte. Die Palme aus Beryll hatte einen Stamm von Beryll und Blätter und Früchte von Kristall. Die Palme aus Kristall hatte einen Stamm von Kristall und Blätter und Früchte von Beryll. Die Palme aus Rubin hatte einen Stamm von Rubin und Blätter und Früchte von Saphir und Smaragd. Die Palme aus Saphir und Smaragd hatte einen Stamm von Saphir und Smaragd und Blätter und Früchte von Rubin. Die Palme aus allem Edelgestein hatte einen Stamm von allem Edelgestein und Blätter und Früchte von allem Edelgestein. Diese Palmen aber, Anando, reihenweise vom Winde bewegt, ließen Töne verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende.
«Gleichwie etwa, Anando, bei Musik im Fünferspiel, wenn sie gut eingeübt, gut ausgeführt, von Kundigen gut vorgetragen wird, Töne verlauten, die beseligen und entzücken, die berauschen und berücken: ebenso auch ließen, Anando, jene Palmen, reihenweise vom Winde bewegt, Töne verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende. Die aber dort, Anando, zu damaliger Zeit, in Kusāvatī, der Königsburg, Spieler waren, Schwärmer und Trinker, die sind in den rauschenden Reihen der so vom Winde bewegten Palmen umhergewandelt.
«Jener König, Anando, Der große Herrliche, war mit den sieben Juwelen begabt und den vier Vermögen: was für sieben Juwelen? Da ist, Anando, jenem Könige, Dem großen Herrlichen, es war ein Feiertag, Vollmond, als er gebadet bis zum Scheitel, feiernd, oben auf der Zinne seines Palastes stand, das himmlische Radjuwel erschienen, mit tausend Speichen, mit Felge und Nabe und allen Abzeichen geziert. Als er es gesehen, hat jener König, Der große Herrliche, zu sich gesagt: <Wohl hab' ich reden hören: 'Ein König, ein gesalbter Kriegerfürst, dem an einem Feiertage, bei Vollmond, wann er bis zum Scheitel gebadet, feiernd, oben auf der Zinne des Palastes steht, das himmlische Radjuwel erscheint, mit tausend Speichen, mit Felge und Nabe und allen Abzeichen geziert, der wird ein Kaiserkönig': mög' ich denn selber Kaiserkönig werden!>
«Da hat nun, Anando, jener König, Der große Herrliche, sich vom Sitze erhoben, den Mantel um die eine Schulter geschlagen, mit der linken Hand nach dem goldenen Wasserkruge gegriffen und mit der rechten das Radjuwel besprengt: <Es rolle dahin, das liebe Radjuwel, überwältigend lauf' es dahin, das liebe Radjuwel!> Da ist denn, Anando, das Radjuwel dort nach Osten gezogen, und alsogleich hinterher jener König, Der große Herrliche, mitsamt dem viermächtigen Heerbann. In welchem Lande nun aber, Anando, das Radjuwel stillestand, da ließ jener König, Der große Herrliche, sein Lager aufschlagen, mitsamt dem viermächtigen Heerbann. Die aber, Anando, in den östlichen Gegenden auch Könige waren, die sind nun an jenen König, Den großen Herrlichen, herangetreten und haben also gesprochen:
<Sei gegrüßt, o großer König, sei willkommen, o großer König: dein ist es, großer König, gebiete hier, großer König!>
Jener König, Der große Herrliche, gab dies zur Antwort:
Da haben denn, Anando, die dort im Osten auch Könige waren jenem Könige, Dem großen Herrlichen, Heeresfolge geleistet. - Da ist nun, Anando, das Radjuwel dort an das östliche Meer herabgelangt, hinübergeeilt und im Reiche des Südens stillegestanden; ist an das südliche Meer herabgelangt, hinübergeeilt und im Reiche des Westens stillegestanden; ist an das westliche Meer herabgelangt, hinübergeeilt und im Reiche des Nordens stillegestanden, und immer gleich hinterher jener König, Der große Herrliche, mitsamt dem viermächtigen Heerbann. In welchem Lande nun aber, Anando, das Radjuwel stillestand, da ließ jener König, Der große Herrliche, sein Lager aufschlagen, mitsamt dem viermächtigen Heerbann. Die aber, Anando, in den nördlichen Gegenden auch Könige waren, die sind nun an jenen König, Den großen Herrlichen, herangetreten und haben also gesprochen:
<Sei gegrüßt, o großer König, sei willkommen, o großer König: dein ist es, großer König, gebiete hier, großer König!>
Jener König, Der große Herrliche, gab dies zur Antwort:
Da haben denn, Anando, die dort im Norden auch Könige waren jenem Könige, Dem großen Herrlichen, Heeresfolge geleistet. - So hatte nun, Anando, dieses Radjuwel die vom Ozean umflossene Erde im Siegeslauf überwältigt und war dann, nach Kusāvatī der Königsburg zurückgekehrt, am inneren Schlosstor, zuhäupten des Richterstuhls jenes Königs, Des großen Herrlichen, die Augen wie blendend stillegestanden, den Schlosshof jenes Königs, Des großen Herrlichen, mit Glanz übergießend. Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einem Rade zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, ist jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Elefantenjuwel zugebracht worden, ganz licht, sieben Ellen hoch, übermächtig, schnell wie der Wind, Feierabend geheißen, der Ilphenkönig. Als er ihn gesehn, ist jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Herz aufgegangen: <Ein prächtiger Elefantenflieger, meiner Treu, wenn er sich nur bändigen läßt!> Da hat nun, Anando, dieses Elefantenjuwel, auf gleiche Weise wie auch sonst ein edler Elefantenhengst in langer Übung wohlgezähmt wird, eben auch sich bändigen lassen. Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einem Elefanten zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, ist jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Pferdejuwel zugeführt worden, ganz licht, mit einem schwarzen Stern auf der Stirne, einer Mähne wie Schilfgräser, übermächtig, schnell wie der Wind, Wolkenschimmel geheißen, der Rossekönig. Als er ihn gesehn, ist jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Herz aufgegangen: <Ein prächtiges Reitpferd, meiner Treu, wenn es sich nur bändigen läßt!> Da hat nun, Anando, dieses Pferdejuwel, auf gleiche Weise wie auch sonst ein edles Rennpferd in langer Übung wohlgezähmt wird, eben auch sich bändigen lassen. Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einem Pferde zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, ist jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Perlenjuwel gebracht worden, ein Perlenkarfunkel, von reinem Wasser, achteckig, wohlbearbeitet, klar, durchsichtig, mit jeder Eigenschaft begabt. Da ist denn, Anando, von dem Perlenjuwel ein Schimmer über eine Meile in die Runde gedrungen. Es war einmal, Anando, da hat jener König, Der große Herrliche, um eben dieses Perlenjuwel zu erproben, den viermächtigen Heerbann zur Waffe gerufen, die Perle am Kriegsbanner aufgepflanzt und ist im Dunkel einer finsteren Nacht ausgerückt. Wo aber nun, Anando, am Wege Dörfer gelegen waren, da hat man bei diesem Glanze die Arbeit aufgenommen, vermeinend daß es Tag sei. Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einer Perle zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, ist von jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Frauenjuwel entdeckt worden, schön, hold, liebenswürdig, mit höchster Anmut begabt, nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu schlank, nicht zu voll, nicht zu dunkel, nicht zu hell, von überirdischer Anmut, an himmlische Anmut heranreichend. Da war denn, Anando, bei diesem Frauenjuwel der Körper so anzufühlen als wie etwa feine Baumwolle oder feiner Daunenflaum. Da war denn, Anando, bei diesem Frauenjuwel der Leib in kühler Zeit warm und in warmer Zeit kühl. Da ist denn, Anando, bei diesem Frauenjuwel dem Körper ein Duft wie von Sandel entweht und dem Munde der Duft einer Lotusrose. Dieses Juwel aber, Anando, von einer Frau ist vor jenem Könige, Dem großen Herrlichen, aufgestanden und hat nach ihm sich hingelegt, auf seine Befehle gehorcht, war immer entgegenkommend, mit freundlicher Rede. Dieses Juwel aber, Anando, von einer Frau hat jenen König, Den großen Herrlichen, nie auch nur in Gedanken betrogen, geschweige in Wirklichkeit. Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einer Frau zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, ist von jenem Könige, Dem großen Herrlichen, das Bürgerjuwel gefunden worden. Dieser Mann hatte durch das Verdienst seiner Werke den himmlischen Blick erlangt, mit dem er Schätze zu sehn vermochte, so geborgenen Besitz als herrenloses Gut (*65). Der ist an jenen König, Den großen Herrlichen, herangetreten und hat also gesprochen: <Sei unbesorgt, Majestät: ich werde dir mit Geldern die Geldangelegenheiten ordnen.
Es war einmal, Anando, da hat jener König, Der große Herrliche, um eben dieses Bürgerjuwel zu erproben, ein Boot bestiegen, ist mitten in die Gewässer des Gangesstroms hinausgefahren und hat zu dem Juwel von einem Bürger also gesprochen: <Ich brauche, Bürger, Goldbarren und Münzen.> - <So geruhe denn der große König das Boot nach einem der Ufer steuern zu lassen.> - <Hier gerade, Bürger, will ich aber Goldbarren und Münzen haben.> Da hat nun, Anando, das Juwel von einem Bürger mit beiden Händen über das Wasser hingestrichen und einen Topf, angefüllt mit Goldbarren und Münzen, emporgezogen und ihn jenem Könige, Dem großen Herrlichen, also dargeboten: <Ist das schon genug, großer König, ist damit schon gedient, großer König, ist damit schon aufgewartet, großer König?> Jener König, Der große Herrliche, sprach also: <Schon genug ist es, Bürger, schon gedient ist damit, Bürger, schon aufgewartet ist damit, Bürger.> Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einem Bürger zuteil geworden.
«Weiter sodann, Anando, hat jener König, Der große Herrliche, das Juwel von einem Staatsmann erkoren, weise, gewitzigt, bedächtig, imstande jenen König, Den großen Herrlichen, zu günstigen Unternehmungen hinzulenken, von ungünstigen Unternehmungen abzulenken, in den Grundsätzen des Staates zu bestärken. Der ist an jenen König, Den großen Herrlichen, herangetreten und hat also gesprochen: <Sei unbesorgt, Majestät: ich werde die Befehle durchführen.> Jenem König, Anando, Dem großen Herrlichen, war ein solches Juwel von einem Staatsmann zuteil geworden (*66). - Das sind, Anando, die sieben Juwelen gewesen, womit jener König, Der große Herrliche, begabt war (*67).
«Jener König, Anando, Der große Herrliche, war mit vier Vermögen begabt: und zwar welchen vier Vermögen? Da ist, Anando, jener König, Der große Herrliche, schön gewesen, hold, liebenswürdig, mit höchster Anmut begabt, weit mehr als andere Menschen. Jener König, Anando, Der große Herrliche, war zuerst mit diesem Vermögen begabt. Weiter sodann, Anando, ist jener König, Der große Herrliche, von langer Lebensdauer, langem Bestande gewesen, weit mehr als andere Menschen. Jener König, Anando, Der große Herrliche, war zu zweit mit diesem Vermögen begabt. Weiter sodann, Anando, ist jener König, Der große Herrliche, gesund und munter gewesen, seine Kräfte waren gleichmäßig gemischt, weder zu kühl noch zu heiß, weit besser als bei anderen Menschen. Jener König, Anando, Der große Herrliche, war zu dritt mit diesem Vermögen begabt.
Weiter sodann, Anando, ist jener König, Der große Herrliche, Priestern und Hausvätern lieb und wert gewesen. Gleichwie etwa, Anando, ein Vater den Kindern lieb ist und wert, ebenso nun auch, Anando, ist jener König, Der große Herrliche, Priestern und Hausvätern lieb und wert gewesen. Und auch jenem Könige, Anando, Dem großen Herrlichen, sind Priester und Hausväter lieb und wert gewesen. Gleichwie etwa, Anando, einem Vater die Kinder lieb sind und wert, ebenso nun wieder, Anando, sind auch jenem Könige, Dem großen Herrlichen, Priester und Hausväter lieb und wert gewesen. Einstmals, Anando, geschah es, als jener König, Der große Herrliche, gefolgt von dem viermächtigen Heerbann, zur Frühjahrsfeier hinauszog, daß ihm Priester und Hausväter entgegengingen und also sprachen: <Verweile, Majestät, auf deinem Zuge, auf daß wir länger deinen Anblick erschauen.> Und auch jener König, Anando, Der große Herrliche, mahnte den Wagenlenker <Ohne Eile, Wagenlenker, lasse weiter uns fahren, auf daß ich länger den Anblick der Priester und Hausväter vor mir habe.> Jener König, Anando, Der große Herrliche, war zu viert mit diesem Vermögen begabt. - Das sind, Anando, die vier Vermögen gewesen, womit jener König. Der große Herrliche, begabt war.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun inmitten der Palmen dort, immer von hundert zu hundert Bogenlängen, Lotusteiche anlegen ließe?> Und anlegen hat lassen, Anando, jener König, Der große Herrliche, inmitten der Palmen dort, immer von hundert zu hundert Bogenlängen, Lotusteiche. Dort aber waren, Anando, die Lotusteiche mit Quadersteinen von viererlei Farben eingefaßt worden: ein Quaderstein war mit Gold eingelegt, einer mit Silber getrieben, einer mit Beryll gearbeitet, einer mit Kristall gearbeitet. Dort aber war, Anando, an den Lotusteichen eine Flucht von je vier zu vier Freistiegen erbaut, in viererlei Farben: eine Stiegenflucht war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet. Die goldene Stiege hatte goldene Pfeiler und silbernes Geländer und Dach; die silberne Stiege hatte silberne Pfeiler und goldenes Geländer und Dach; die Stiege von Beryll hatte Pfeiler von Beryll und Geländer und Dach von Kristall; die Stiege von Kristall hatte Pfeiler von Kristall und Geländer und Dach von Beryll. Dort aber waren, Anando, die Lotusteiche mit zwei Säulenhöfen umgeben, einer aus Gold, einer aus Silber: der goldene Säulenhof hatte goldene Säulen und silbernes Gesims und Gebälk, der silberne Säulenhof hatte silberne Säulen und goldenes Gesims und Gebälk.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun an den Lotusteichen dort so mancherlei Lauben pflanzen ließe, bläuliche, rötliche, gelbliche, weiße Lotusrosen, je nach der Jahreszeit, allem Volke leicht zugänglich?> Und pflanzen hat lassen, Anando, jener König, Der große Herrliche, an den Lotusteichen dort so mancherlei Lauben, bläuliche, rötliche, gelbliche, weiße Lotusrosen, je nach der Jahreszeit, allem Volke leicht zugänglich.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun an den Lotusteichen dort, am Badeplatz, das Gesinde der Schermeister einsetzte, auf daß kommende und gehende Gäste bedient werden können?> Und eingesetzt hat, Anando, jener König, Der große Herrliche, an den Lotusteichen dort, am Badeplatz, das Gesinde der Schermeister, auf daß kommende und gehende Gäste bedient werden konnten.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun an den Lotusteichen dort, am Stapelplatz, so mancherlei Gaben in Bereitschaft hielte, Speise für Hungrige, Trank für Durstige, Kleidung für Entblößte, Wagen für Reisende, Ruhestätten für Ermüdete, Frauen für Brautlustige, Gold und Münzen für Bedrängte und Verschuldete?> Und in Bereitschaft hielt, Anando, jener König, Der große Herrliche, an den Lotusteichen dort, am Stapelplatz, so mancherlei Gaben, Speise für Hungrige, Trank für Durstige, Kleidung für Entblößte, Wagen für Reisende, Ruhestätten für Ermüdete, Frauen für Brautlustige, Gold und Münzen für Bedrängte und Verschuldete (*68).
«Da sind nun, Anando, Priester und Bürger mit reichen Schätzen in den Händen vor jenen König, Den großen Herrlichen, hingetreten und haben also gesprochen: <Hier, Majestät, haben wir reiche Schätze für Majestät eben mitgebracht: die möge Majestät entgegennehmen.> - <Genug, ihr Herren: ich habe hier schon einen reichen Schatz durch gerechte Steuer zusammengebracht; behaltet es nur, und nehmt euch noch mehr von hier mit.> Vom Könige zurückgewiesen traten sie beiseite und berieten sich also: <Das stände uns gar übel an, daß wir diese Schätze nun wieder nach Hause zurückbrächten; wie, wenn wir nun unserem Könige, Dem großen Herrlichen, einen Palast erbauten?> So sind sie zu jenem Könige, Dem großen Herrlichen, wieder herangetreten und haben also gesprochen: <Einen Palast lasse uns, Majestät, dir erbauen.> Schweigend, Anando, gab jener König, Der große Herrliche, seine Zustimmung.
«Da hat nun, Anando, Sakko der Götterherr, im Geiste den Geist und Gedanken jenes Königs, Des großen Herrlichen, gewahrend, sich an Vissakammo den Göttersohn (*69) gewandt <Geh', mein bester Vissakammo, und baue jenem Könige, Dem großen Herrlichen, einen Palast, der 'Das Wahrzeichen' heißen soll. > - <Gern, Erlauchter, im Augenblick>, sagte da, Anando, Vissakammo der Göttersohn gehorsam zu Sakko dem Götterherrn; und gleichwie etwa ein kräftiger Mann seinen eingezogenen Arm ausstrecken oder seinen ausgestreckten Arm einziehen mag, war er auch schon aus der Götterwelt der Dreiunddreißig verschwunden und vor jenem Könige, Dem großen Herrlichen, erschienen. Da hat nun, Anando, Vissakammo der Göttersohn zu jenem Könige, Dem großen Herrlichen, also gesprochen: <Einen Palast soll ich dir, Majestät, erbauen, 'Das Wahrzeichen' genannt.> Schweigend, Anando, gab jener König, Der große Herrliche, seine Zustimmung. Und erbaut hat, Anando, Vissakammo der Göttersohn jenem Könige, Dem großen Herrlichen, einen Palast, genannt 'Das Wahrzeichen'.
«'Das Wahrzeichen', Anando, war von Osten nach Westen eine Meile in die Länge erbaut und von Norden nach Süden eine halbe Meile in die Breite. 'Das Wahrzeichen', Anando, hatte Grundmauern, mehr als drei Mann hoch aufgeschichtet, aus Quadersteinen von viererlei Farben: ein Quaderstein war mit Gold eingelegt, einer mit Silber getrieben, einer mit Beryll gearbeitet, einer mit Kristall gearbeitet. 'Das Wahrzeichen', Anando, hatte vierundachtzigtausend Pfeiler, von viererlei Farben: ein Pfeiler war mit Gold eingelegt, einer mit Silber getrieben, einer mit Beryll gearbeitet, einer mit Kristall gearbeitet. 'Das Wahrzeichen', Anando, war mit Steinplatten von viererlei Farben gepflastert: eine Steinplatte war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet. 'Das Wahrzeichen', Anando, hatte vierundzwanzig Stiegenterrassen, von viererlei Farben: eine Stiegenterrasse war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet. Die goldene Terrasse hatte goldene Pfeiler und silbernes Geländer und Dach; die silberne Terrasse hatte silberne Pfeiler und goldenes Geländer und Dach; die Terrasse von Beryll hatte Pfeiler von Beryll und Geländer und Dach von Kristall; die Terrasse von Kristall hatte Pfeiler von Kristall und Geländer und Dach von Beryll. 'Das Wahrzeichen', Anando, hatte vierundachtzigtausend Erkerhallen, von viererlei Farben: eine Erkerhalle war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet. In der goldenen Erkerhalle war ein silbernes Ruhebett aufgestellt; in der silbernen Erkerhalle war ein goldenes Ruhebett aufgestellt; in der Erkerhalle von Beryll war ein Ruhebett aus Elfenbein aufgestellt; in der Erkerhalle von Kristall war ein Ruhebett aus Sandelholz aufgestellt. Vor der goldenen Erkerhalle stand am Eingang eine silberne Palme: deren Stamm war von Silber, Blätter und Früchte von Gold. Vor der silbernen Erkerhalle stand am Eingang eine goldene Palme: deren Stamm war von Gold, Blätter und Früchte von Silber. Vor der Erkerhalle von Beryll stand am Eingang eine Palme von Kristall: deren Stamm war von Kristall, Blätter und Früchte von Beryll. Vor der Erkerhalle von Kristall stand am Eingang eine Palme von Beryll: deren Stamm war von Beryll, Blätter und Früchte von Kristall.
«Da hat nun, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun vor der Großen Empfangshalle am Eingang einen ganzen Palmenhain aus Gold errichten ließe, bei Tage darin zu sitzen?> Und errichten hat lassen, Anando, jener König, Der große Herrliche, vor der Großen Empfangshalle am Eingange einen ganzen Palmenhain aus Gold, worin er bei Tage saß.
«'Das Wahrzeichen', Anando, war mit zwei Säulenhöfen umgeben, einer war aus Gold, einer aus Silber: der goldene Säulenhof hatte goldene Säulen und silbernes Gesims und Gebälk, der silberne Säulenhof hatte silberne Säulen und goldenes Gesims und Gebälk.
«'Das Wahrzeichen', Anando, war mit einem doppelten Gitternetz eingesäumt, glöckchenbehangen, ein Gitter von Gold, ein Gitter von Silber: auf dem goldenen Gitterwerk waren die Glöckchen von Silber, auf dem silbernen Gitterwerk waren die Glöckchen von Gold. Wie da nun aber, Anando, die Glöckchen am Gitterwerk im Winde zu schaukeln begannen, ließen sie Klänge verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende. Gleichwie etwa, Anando, bei Musik im Fünferspiel, wenn sie gut eingeübt, gut ausgeführt, von Kundigen gut vorgetragen wird, Klänge verlauten, die beseligen und entzücken, die berauschen und berücken: ebenso auch ließen, Anando, jene Glöckchen am Gitterwerk, im Winde schaukelnd, Klänge verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende. Die aber dort, Anando, zu damaliger Zeit, in Kusāvatī der Königsburg Spieler waren, Schwärmer und Trinker, die sind beim Klingen der im Winde am Gitterwerk schaukelnden Glöckchen umhergewandelt.
«Fertig nun aufgeführt, Anando, war 'Das Wahrzeichen' kaum anzublicken, es stach in die Augen. Gleichwie etwa, Anando, wenn im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, nach Zerstreuung und Vertreibung der wasserschwangeren Wolken die Sonne am Himmel aufgeht und kaum anzublicken ist, in die Augen sticht: ebenso nun auch, Anando, war 'Das Wahrzeichen' kaum anzublicken, es stach in die Augen.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Wie, wenn ich nun vor dem 'Wahrzeichen' einen Lotusweiher anlegen und ihn 'Wahrspiegel' heißen würde?> Und anlegen hat lassen, Anando, jener König, Der große Herrliche, vor dem 'Wahrzeichen' einen Lotusweiher und hat ihn 'Wahrspiegel' geheißen.
«'Der Wahrspiegel', Anando, war von Osten nach Westen eine Meile in die Länge ausgedehnt und von Norden nach Süden eine halbe Meile in die Breite. 'Der 'Wahrspiegel' Anando, war mit Quadersteinen von viererlei Farben eingerahmt: ein Quaderstein war mit Gold eingelegt, einer mit Silber getrieben, einer mit Beryll gearbeitet, einer mit Kristall gearbeitet. 'Der Wahrspiegel', Anando, hatte vierundzwanzig Badestiegen, von viererlei Farben: eine Badestiege war mit Gold eingelegt, eine mit Silber getrieben, eine mit Beryll gearbeitet, eine mit Kristall gearbeitet. Die goldene Badestiege hatte goldene Pfeiler und silbernes Geländer und Dach; die silberne Badestiege hatte silberne Pfeiler und goldenes Geländer und Dach; die Badestiege von Beryll hatte Pfeiler von Beryll und Geländer und Dach von Kristall; die Badestiege von Kristall hatte Pfeiler von Kristall und Geländer und Dach von Beryll. 'Der 'Wahrspiegel', Anando, war von zwei Säulengängen umgürtet, einer von Gold, einer von Silber: der goldene Säulengang hatte goldene Säulen und silbernes Gesims und Gebälk, der silberne Säulengang hatte silberne Säulen und goldenes Gesims und Gebälk. 'Der Wahrspiegel', Anando, war von einer siebenfachen Palmenreihe umsäumt: eine Palmenreihe war golden, eine silbern, eine von Beryll, eine von Kristall, eine von Rubin, eine von Saphir und Smaragd, eine von allem Edelgestein. Die goldene Palme hatte goldenen Stamm und silberne Blätter und Früchte. Die silberne Palme hatte silbernen Stamm und goldene Blätter und Früchte. Die Palme aus Beryll hatte einen Stamm von Beryll und Blätter und Früchte von Kristall. Die Palme aus Kristall hatte einen Stamm von Kristall und Blätter und Früchte von Beryll. Die Palme aus Rubin hatte einen Stamm von Rubin und Blätter und Früchte von Saphir und Smaragd. Die Palme aus Saphir und Smaragd hatte einen Stamm von Saphir und Smaragd und Blätter und Früchte von Rubin. Die Palme aus allem Edelgestein hatte einen Stamm von allem Edelgestein und Blätter und Früchte von allem Edelgestein. Diese Palmen aber, Anando, reihenweise vom Winde bewegt, ließen Töne verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende. Gleichwie etwa, Anando, bei Musik im Fünferspiel, wenn sie gut eingeübt, gut ausgeführt, von Kundigen gut vorgetragen wird, Töne verlauten, die beseligen und entzücken, die berauschen und berücken: ebenso auch ließen, Anando, jene Palmen, reihenweise vom Winde bewegt, Töne verlauten, holdselige und entzückende, berauschende und berückende. Die aber dort, Anando, zu damaliger Zeit, in Kusāvatī der Königsburg Spieler waren, Schwärmer und Trinker, die sind in den rauschenden Reihen der so vom Winde bewegten Palmen umhergewandelt.
«Als dann aber nun, Anando, das 'Wahrzeichen' fertig aufgeführt worden und auch der 'Wahrspiegel' zur Ausführung gelangt war, hat jener König, Der große Herrliche, denjenigen eben, Anando, die zur damaligen Zeit unter den Asketen für Asketen oder unter den Priestern für Priester angesehen wurden, aller Wünsche Erfüllung angedeihen lassen und ist zu den Zinnen des 'Wahrzeichens' emporgestiegen.
«Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, sich also gefragt: <Um was für ein Wirken ist mir wohl dieser Lohn, um was für ein Wirken die Vergeltung geworden, daß ich jetzt so hochmächtig bin, so hochgewaltig?> Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, sich gesagt: <Um dreierlei Wirken ist mir dieser Lohn, um dreierlei Wirken die Vergeltung geworden, daß ich jetzt so hochmächtig bin, so hochgewaltig, und zwar um Gebens, Geduldens und Verzichtens willen.>
«Da ist dann, Anando, jener König, Der große Herrliche, zur Großen Empfangshalle hingeschritten, dort am Eingange stehen geblieben und hat, tief aufatmend, dies verlauten lassen:
<Weg, du Lustgedanke, |
Weg, du Haßgedanke, |
Weg, du Wutgedanke: |
Nicht weiter mehr, Lustgedanke, |
Nicht weiter mehr, Haßgedanke, |
Nicht weiter mehr, Wutgedanke!> |
Dann ist, Anando, jener König, Der große Herrliche, in die Große Empfangshalle eingetreten, hat auf der goldenen Ruhestatt Platz genommen und, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit, die Weihe der ersten Schauung errungen. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens hat er die innere Meeresstille erreicht, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe, gleichmütig, einsichtig, klar bewußt verweilend empfand er ein Glück im Körper, von dem die Heiligen sagen: <Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkte er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns ist ihm die leidlose, freudlose, gleichmütig einsichtige vollkommene Reine, die Weihe der vierten Schauung aufgegangen.
«Dann ist, Anando, jener König, Der große Herrliche, aus der Großen Empfangshalle hervor geschritten, hat den goldenen Söller betreten, auf der silbernen Ruhestatt Platz genommen und mit liebevollem Gemüt nach einer Richtung strahlend verweilt, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend hat er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlt. Mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte hat er nach einer Richtung strahlend verweilt, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend hat er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlt.
«Jener König, Anando, Der große Herrliche,
«Zur damaligen Zeit aber, Anando, haben jenem Könige, Dem großen Herrlichen, die vierundachtzigtausend Elefanten abends und morgens die Aufwartung gemacht. Da hat nun, Anando, jener König, Der große Herrliche, bei sich erwogen: <Diese vierundachtzigtausend Elefanten kommen abends und morgens zu meiner Aufwartung herbei; wie, wenn nun von hundert zu hundert Jahren immer je zweimal vierzigtausend Elefanten abwechselnd zur Aufwartung kämen?> Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, dem Juwel von einem Staatsmanne den Auftrag gegeben: <Diese vierundachtzigtausend Elefanten, bestes Juwel von einem Staatsmanne, kommen abends und morgens zu meiner Aufwartung herbei: so sollen denn, bestes Juwel von einem Staatsmanne, von hundert zu hundert Jahren immer je zweimal vierzigtausend Elefanten abwechselnd zur Aufwartung kommen.> - <Sehr wohl, Majestät>, sagte da, Anando, gehorsam das Juwel von einem Staatsmanne zu jenem Könige, Dem großen Herrlichen. Und es kamen, Anando, nun fernerhin immer je zweimal vierzigtausend Elefanten von hundert zu hundert Jahren abwechselnd zur Aufwartung vor jenen König, Den großen Herrlichen.
«Nun mochte, Anando, Subhaddā die Königin, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, daran denken: <Lang' ist es her, daß ich den König gesehn habe, Den großen Herrlichen: wie, wenn ich nun den König besuchen ginge, Den großen Herrlichen?> Da hat denn, Anando, Subhaddā die Königin ihrem Zofengesinde befohlen: <Kommt, ihr Lieben, badet euch bis zum Scheitel und hüllt euch in gelbe Gewande; lang' ist es her, daß wir den König gesehn haben, Den großen Herrlichen: wir wollen den König besuchen gehn, Den großen Herrlichen.> - <Sehr wohl, Herrin>, sagte da, Anando, gehorsam das Zofengesinde zu Subhaddā der Königin; und sie badeten sich bis zum Scheitel, hüllten sich in gelbe Gewande und begaben sich zu Subhaddā der Königin zurück (*72).
Darauf nun, Anando, hat Subhaddā die Königin dem Juwel von einem Staatsmanne befohlen: <Lasse, bestes Juwel von einem Staatsmanne, den viermächtigen Heerbann entbieten; lang' ist es her, daß wir den König gesehn haben, Den großen Herrlichen: wir wollen den König besuchen gehn, Den großen Herrlichen.> - <Sehr wohl, Herrin>, sagte da, Anando, gehorsam das Juwel von einem Staatsmanne zu Subhaddā der Königin; und er ließ den viermächtigen Heerbann entbieten und Subhaddā der Königin Meldung erstatten: <Entboten wurde, Herrin, für dich der viermächtige Heerbann wie es dir nun belieben mag.> Da ist denn, Anando, Subhaddā die Königin mit dem viermächtigen Heerbann und dem Zofengesinde nach dem 'Wahrzeichen' hingezogen. Dort angelangt stieg sie zum Palast empor und begab sich zur Großen Empfangshalle hin. Vor dem Eingang der Großen Empfangshalle blieb sie, gelehnt an den Torbogen, stehn.
«Da hat nun, Anando, jener König, Der große Herrliche, das Geräusch gehört: <Was ist das nur für ein Lärm, als wie von einer großen Menge Menschen?> Und er trat aus der Großen Empfangshalle hervor und sah Subhaddā die Königin gelehnt an den Torbogen, dastehn. Als er sie gesehn, sprach er also: <Bleibe nur hier, Königin, bemüh' dich nicht weiter!> Dann hat, Anando, jener König, Der große Herrliche, einem seiner Leute gerufen: <Komm, lieber Mann, und trage mir aus der Großen Empfangshalle das goldene Ruhebett heraus und stell' es im goldenen Palmenhain auf.> - <Sehr wohl, Majestät>, sagte da, Anando, gehorsam der Mann zu jenem König, Dem großen Herrlichen; und er trug aus der Großen Empfangshalle das goldene Ruhebett heraus und stellte es im goldenen Palmenhain auf. Da hat denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, sich auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt.
«Alsbald aber hat, Anando, Subhaddā die Königin sich gesagt: <Heiter ist des Königs Angesicht, Des großen Herrlichen, hell die Hautfarbe und rein: o daß doch nicht etwa der König hier, Der große Herrliche, zu sterben komme!> Und sie sprach also zu ihm:
«Mit solchen Worten gebeten, Anando, hat jener König, Der große Herrliche, zu Subhaddā der Königin also gesprochen: <Lange hindurch, Königin, bist du mir auf erwünschte, liebreiche, angenehme Art entgegengekommen: und nun kommst du mir in der letzten Stunde auf unerwünschte, lieblose, unangenehme Art entgegen.> - <Wie, sagst du, König, komm' ich dir entgegen?> - <So, Königin, komme du mir entgegen: 'Eben alles, o König, was einem lieb und angenehm ist, muß verschieden werden, aus werden, anders werden. Laß' dir o König, im Sterben nichts am Leben gelegen sein: schwer stirbt wer am Leben hängt; nicht gut geheißen wird der Tod eines solchen. Sieh', o König, du hast da vierundachtzigtausend Städte, mit Kusāvatī der Königsburg als erster: davon, o König, wend' ab den Willen, laß' dir am Leben nichts gelegen sein. Sieh', o König, du hast alle diese vierundachtzigtausendfachen Schätze: davon, o König, wend' ab den Willen, laß' dir am Leben nichts gelegen sein.'>
«Auf diese Worte, Anando, ist Subhaddā die Königin in Wehklagen und Tränen ausgebrochen. Nachdem dann, Anando, Subhaddā die Königin ihre Tränen getrocknet hatte, sprach sie also zu jenem Könige, Dem großen Herrlichen: <Eben alles, o König, was einem lieb und angenehm ist, muß verschieden werden, aus werden, anders werden. Laß' dir, o König, im Sterben nichts am Leben gelegen sein: schwer stirbt wer am Leben hängt; nicht gut geheißen wird der Tod eines solchen. Sieh', o König, du hast da vierundachtzigtausend Städte mit Kusāvatī der Königsburg als erster: davon, o König, wend' ab den Willen, laß' dir am Leben nichts gelegen sein. Sieh', o König, du hast alle diese vierundachtzigtausendfachen Schätze: davon, o König, wend' ab den Willen, laß' dir am Leben nichts gelegen sein.>
«Da ist denn, Anando, jener König, Der große Herrliche, bald darauf gestorben. Gleichwie etwa, Anando, wenn ein Hausvater oder der Sohn eines Hausvaters, der ein wohlbereitetes Mahl eingenommen, nach Tische Behagen empfindet: ebenso auch hat, Anando, jener König, Der große Herrliche, das Sterbegefühl empfunden. Nach dem Tode aber, Anando, ist jener König, Der große Herrliche, auf gute Fährte, in heilige Welt emporgelangt.
«Jener König, Anando, Der große Herrliche, hat
«Nun wär' es wohl möglich, Anando, daß du etwa dächtest: <Ein anderer, natürlich, ist damals jener König, Der große Herrliche gewesen>; es darf aber das, Anando, nicht also angesehn werden, ich bin damals jener König, Der große Herrliche gewesen, mein waren da die vierundachtzigtausend Städte mit Kusāvatī der Königsburg als erster, mein waren alle jene vierundachtzigtausendfachen Schätze.
«Sieh', Anando, alle jene Unterschiede sind vergangen, aufgelöst, umgewandelt. So vergänglich, Anando, sind die Unterschiede, so unbeständig, Anando, sind die Unterschiede, so unzulänglich, Anando, sind die Unterschiede, daß es wohl, Anando, nur hinreicht um aller Unterscheidungen überdrüssig zu werden, hinreicht um sich abzuwenden, hinreicht um sich abzulösen.
«Sechsmal aber, Anando, weiß ich, ist es gewesen, daß ich an diesem Orte den Leib abgelegt habe, und zwar als ein König, als Erderoberer, als gerechter und wahrer Herrscher, ein Sieger bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicherheit schuf, mit den sieben Juwelen begabt war; diesmal leg' ich zum siebentenmal den Leib ab. Den Ort aber, Anando, vermag ich da nicht mehr zu sehn, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, wo der Vollendete einen achten Leib abzulegen hätte.»
Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte, sprach fernerhin also der Meister:
«Vergänglich ist ja was erscheint, |
Nur Werden zum Gewesensein: |
Entstanden muß es untergehn; |
Ist Ruhe, reicht es selig aus (*74).» |
Fußnoten:
(*64) Ähnlich wird auch Ayodhyā geschildert, die Heimat Rāmas und nächst Benāres altehrwürdigste Stadt der Inder, genau bis zu den einzelnen Angaben entsprechend, mit den zwölf Meilen der Länge, den Strömen von Menschen, dem Überfluß und dem Lärmen von Elefanten, Rossen und Wagen, dem Gesang und Gefiedel usw., im Rāmāyanam I 5, dem Abschnitt von der Ayodhyāvarnanā. Es ist also episches Erbgut: wobei jedoch der Pali-Kanon dem Rāmāyanam gegenüber, wie OLDENBERG aus metrischen Kriterien sehr verständig und überzeugend dargetan hat, die ältere Stufe einnimmt, Gurupūjākaumudi S.9-12. Die Zeit der Abfassung des Rāmāyanam wird in das vierte Jahrhundert vor Chr. gefallen sein, in den Herbst der ersten klassischen Sanskritperiode.
(*65) Er war ein ksetrajñas, Bodenkenner, wie er wohl in der Chāndogyopanisat VIII 3 mit verstanden ist, beim Auffinden verborgener Goldschätze.
(*66) Dieser Staatsmann oder Kanzler, parināyako, hat den offiziellen Titel rājyavāhakas oder rājacintākārī, d.i. Reichsverweser: er ist die erste und wichtigste Person nach dem König, oft der eigentliche Herrscher.
(*67) Diese hiermit vorgeführten Juwelen gehören schon zum volks- und stammtümlichen altvedischen Sagenbestand.
(*68) Alle diese Vorkehrungen, die 'Der große Herrliche' getroffen, sind bis in die Einzelheiten auf der berühmten Inschrift wiederzufinden, die Usavadātas, der Schwiegersohn König Nahapānas, etwa 300 Jahre nach Asoko, an der Felsenwand der Terrasse zur zehnten Grotte bei Nāsik, gegen 250 km nordöstlich von Bombay im Gebirge, nebst ähnlichen in anderen Grotten, hat eingraben lassen.
(*69) Vissakammo war erster himmlischer Gipfelsteinmetz und Wolkendombaumeister am Hof der Dreiunddreißig.
(*70) Von den Jainās wird überliefert, daß die vornehmste Gattin König Ajātasattus gleichfalls Subhaddā geheißen habe; vielleicht einer solchen Legende zuliebe. Der Name scheint aber mehr allgemeiner Titel der Hauptkönigin zu sein, ihr offizieller Beiname: denn als Rufname jener Obergemalin Ajātasattus ist Dhārinī angegeben.
(*71) 84000 ist die indische Zahl für «unendlich viel».
(*72) Die gelbe Farbe, pīto, ist bei Gewändern Ausdruck einer festlichen, freudigen Stimmung: wohl zu unterscheiden von dem fahlen, erdfarbenen Kleide des Mönchs, das somit eben möglichst unscheinbar, unauffällig sein sollte. Der buddhistische Klerus hat dies längst außer acht gelassen und wählt mit Vorliebe jenes pīto, zitronengelb. Anderseits ist auch orange recht beliebt. Aber das ursprüngliche fahle, indisch erdfarbene Rostbraun, kāsāyo, eine trübe Teefarbe, sieht man mehr auf dem Lande, bei minder gelehrten als besser erfahrenen Jüngern. Ebenso wird auf dem indischen Festland auch heute noch von den Jainās der strengen Observanz nur das erdfahle Wams, kasāyavastram, getragen.
(*73) Fürstin oder Bürgermädchen. Der König hatte demnach, getreu der vedischen Sitte, eine Verbindung mit einem Weib aus dem Priesterstande oder aus dem Dienerstande - von Pariatöchtern zu geschweigen - als nach beiden Seiten unzukömmlich gemieden.
(*74) Dieser Spruch, hier als Meisterwort gegeben, ist in der vorangegangenen Rede, von Sakko dem Götterkönig nachgesagt worden.