DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande Magadhā, östlich von Rājagaham, bei Mangohain, wie das Priesterdorf (*109) hieß, oberhalb des Ortes, auf dem Berge der Aussicht, in der Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze.
Damals nun war Sakko dem König der Götter ein Verlangen aufgestiegen den Erhabenen zu besuchen. Da hat nun Sakko der König der Götter bei sich erwogen: <Wo weilt wohl jetzt der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte?> Es sah nun Sakko der Götterkönig den Erhabenen im Lande Magadhā, östlich von Rājagaham, bei Mangohain, wie das Priesterdorf hieß, oberhalb des Ortes, auf dem Berge der Aussicht, in der Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze; und als er es gesehen, wandte er sich an die Götter der Dreiunddreißig:
«Es weilt, ihr Würdigen, der Erhabene im Lande Magadhā, östlich von Rājagaham, bei Mangohain, wie das Priesterdorf heißt, oberhalb des Ortes, auf dem Berge der Aussicht, in der Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze: wie wär' es, ihr Würdigen, wenn wir Ihn, den Erhabenen, besuchen gingen, den Heiligen, vollkommen Erwachten?»
«Gewiß, Erlauchter, nach Belieben», sagten da gehorsam die Götter der Dreiunddreißig zu Sakko dem Götterkönig. Da hat nun Sakko der Götterkönig sich an den jungen Himmelsboten mit den fünf Strahlen gewandt:
«Es weilt, mein Fünfstrahliger, der Erhabene im Lande Magadhā, östlich von Rājagaham, bei Mangohain, wie das Priesterdorf heißt, oberhalb des Ortes, auf dem Berge der Aussicht, in der Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze: wie wär' es doch, mein Fünfstrahliger, wenn wir Ihn, den Erhabenen, besuchen gingen, den Heiligen, vollkommen Erwachten?»
«Gewiß, Erlauchter, nach Belieben», sagte da gehorsam der junge Himmelsbote mit den fünf Strahlen zu Sakko dem Götterkönig; und er hing sich die Laute aus hellem Bilvaholz um und folgte Sakko dem Götterkönig auf dem Wege nach.
Da ist denn Sakko der Götterkönig umgeben von der Schar der Dreiunddreißig, den jungen Himmelsboten mit den fünf Strahlen voran, gleichwie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehen mag, auch schon aus dem Reiche der Dreiunddreißig verschwunden gewesen und im Lande Magadhā, östlich von Rājagaham, bei Mangohain, wie das Priesterdorf hieß, oberhalb des Ortes, auf dem Berge der Aussicht zu stehen gekommen.
Um diese Zeit war denn auf dem Berge der Aussicht ein ungemein heller Abglanz entstanden, bis herab nach Mangohain ins Priesterdorf, als wie durch der Götter göttliche Pracht. Da haben denn rings umher in den Ortschaften die Leute gesagt:
«Wie Feuer leuchtet ja heute der Berg der Aussicht, wie glühend funkelt ja heute der Berg der Aussicht, wie Flammen sprüht es ja heute vom Berge der Aussicht: was mag das heute nur auf dem Berge der Aussicht für ein übermächtiges Leuchten sein, bis nach Mangohain ins Priesterdorf herab!», sagten sie erstaunt und erschauernd.
Nun hat da Sakko der Götterkönig sich an den jungen Himmelsboten mit den fünf Strahlen gewandt:
«Schwer zugänglich, mein Fünfstrahliger, sind Vollendete für unsereinen: Schauung üben sie und Schauung lieben sie, fast immer zurückgezogen. Wie wär' es, mein Fünfstrahliger, wenn du den Erhabenen erst günstig stimmen würdest? Hast du, mein Lieber, erst günstig gestimmt, dann wollen wir von Angesicht vor Ihn, den Erhabenen, hintreten, vor den Heiligen, vollkommen Erwachten.»
«Gewiß, Erlauchter, nach Belieben», sagte da gehorsam der junge Himmelsbote mit den fünf Strahlen zu Sakko dem Götterkönig; und mit seiner Laute aus hellem Bilvaholz kam er näher und näher zur Grotte unter dem Kronbaum auf der Spitze heran. Dann verzog er und sagte sich: <Von hier aus wird wohl der Erhabene nicht zu fern von mir sein und auch nicht zu nahe, und wird meinen Klang vernehmen>: so stand er beiseite. Beiseite stehend nahm nun der junge Himmelsbote mit den fünf Strahlen die Laute aus hellem Bilvaholz in die Hand, begann zu spielen und ließ diesen Sang dazu verlauten, auf den Erwachten fein hindeutend, auf die Lehre fein hindeutend, auf Heilige fein hindeutend, auf die Liebe fein hindeutend:
- «Grüß' mir den Vater, sel'ge Frau,
- Den Baumgott, du, wie Sonne licht,
- Von dem du herstammst, ach so schön,
- All meiner Wonnen Blüte du!
- «Bei Hitze wie man Kühlung sucht,
- Verschmachtend einen Trunk ersehnt,
- So hold bist du mir, Lichtgestalt,
- Gleichwie der Weise Wahrheit liebt.
- «Ein Heilkraut wie der Kranke braucht,
- Wie Speise nur den Hunger stillt:
- O lass' erlöschen meine Pein,
- Gleichwie das Wasser Gluten lischt.
- «Wie Lotusweiher, schattig, kühl,
- Mit feinem Sande, Moos umsäumt,
- Den sonnverbrannten Ilphen lockt,
- Verlangt dein Busen mich und Leib.
- «Den Treiber stürzend wie der Ilph
- Dahinstürmt, Stock und Stahl zertritt:
- So weiß ich nichts mehr von Vernunft,
- Berückt von deiner schlanken Pracht.
- «Dir angehangen ist mein Herz,
- Verwandelt worden ganz und gar:
- Mich von dir lösen kann ich nicht,
- Vom Angel wie kein Fisch es kann.
- «O schlanke Huldin, sei mir hold,
- Mir hold, die du so müde blickst:
- Und schmieg' dich an mir, liebste Maid,
- Mein Sehnen sucht nur dich allein.
- «Und wenn du, lockig Angesicht,
- Auch nur ein wenig gut mir bist:
- Gar vielfach soll's vergolten sein,
- Wie Gabe, Heil'gen dargebracht.
- «Was je ich an Verdienst erwarb,
- Dem Dienste Heil'ger zugetan,
- Das soll mir, allerschönste Frau,
- An deiner Seite nun gedeihn.
- «Was je ich an Verdienst erwarb
- Auf diesem weiten Erdenrund,
- Das soll mir, allerschönste Frau,
- An deiner Seite nun gedeihn.
- «Der Sakyersohn, der Schauung übt,
- In sich geeinigt, heiter, klar:
- Wie Er der Ewigkeit nur denkt,
- So denk' ich, Sonnenfee, nur dein.
- «Gleichwie der Mönch wohl selig strahlt,
- In höchster Wahrheit auferwacht:
- So möcht' ich strahlen auch bei dir,
- Geliebte, selig aufgelöst.
- «Und wollte Sakko tauschen gleich
- Mit mir, der Dreiunddreißig Fürst,
- Ich würde von dir lassen nicht:
- So treu ist meiner Liebe Kraft.
- «Den Ahn im Walde, knospenreich,
- Den Vater dein, o feine Trud,
- Ich will ihn preisen für und für,
- Weil du von ihm entsprossen bist.»
Nach diesem Sange hat der Erhabene den jungen Himmelsboten mit den fünf Strahlen also angesprochen:
«Es stimmt wohl bei dir, Fünfstrahliger, der Ton der Saiten mit dem Ton des Liedes überein und der Ton des Liedes mit dem Ton der Saiten: aber nicht eben, Fünfstrahliger, reicht bei dir der Ton der Saiten über den Ton des Liedes hinaus und auch nicht der Ton des Liedes über den Ton der Saiten. Wann hast du dir denn, Fünfstrahliger, diese Sangesweise zusammengestellt, auf den Erwachten fein hindeutend, auf die Lehre fein hindeutend, auf Heilige fein hindeutend, auf die Liebe fein hindeutend?»
«Es war einmal, o Herr, da ist der Erhabene bei Uruvelā geweilt, am Gestade der Nerañjarā, unter dem Feigenbaum der Ziegenhirten, soeben vollkommen auferwacht. Damals nun, o Herr, war ich in Bhaddā, wie sie hieß, verliebt, die Tochter des Baumgottes mit dem Sonnenblick, des Herrschers über die Himmelsboten. Dieses Mädchen aber, o Herr, gehörte einem anderen an: es war Sikhandi, wie er hieß, der Sohn des Wagenlenkers Mātali, der sie liebte. Da ich nun, o Herr, jenes Mädchen auf keine Weise zu gewinnen vermochte, so nahm ich denn meine Laute aus hellem Bilvaholz und begab mich dorthin wo der Baumgott mit dem Sonnenblick, der Herrscher über die Himmelsboten, zu Hause war. Dort angelangt begann ich zu spielen und ließ diesen Sang dazu verlauten, auf den Erwachten fein hindeutend, auf die Lehre fein hindeutend, auf Heilige fein hindeutend, auf die Liebe fein hindeutend. Nach diesem Sange, o Herr, hat Bhaddā vom Sonnenblick also zu mir gesprochen: <Nicht hab' ich, Würdiger, den Erhabenen von Angesicht gesehn, aber man hat mir freilich schon von Ihm, dem Erhabenen, erzählt, als ich bei den Dreiunddreißig Göttern im Saal der Seligen zu Tanze war. Weil du nun, Würdiger, Ihn, den Erhabenen, gepriesen hast, wollen wir uns heute treffen.> So haben wir uns denn, o Herr, mit jenem Mädchen getroffen: aber ich will darüber nicht weiter reden.»
Alsbald nun hat Sakko der Götterkönig bei sich erwogen: <Freundliche Rede wechselt der Fünfstrahlige junge Himmelsbote mit dem Erhabenen und der Erhabene mit dem Fünfstrahligen.> Und Sakko der Götterkönig wandte sich jetzt an den jungen Himmelsboten mit den fünf Strahlen:
«Entbiete nun, du lieber Fünfstrahl, dem Erhabenen meinen Gruß: 'Sakko', sage, 'der Götterkönig, o Herr, bringt mit seinen Fürsten und Leuten dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.'»
«Gewiß, Erlauchter, nach Belieben», sagte da gehorsam der junge Himmelsbote mit den fünf Strahlen zu Sakko dem Götterkönig und entbot dem Erhabenen Gruß: «Sakko, o Herr, der Götterkönig, bringt mit seinen Fürsten und Leuten dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.»
«Schön, wohlergehn mög' es, Fünfstrahliger, Sakko dem Götterkönig mit seinen Fürsten und Leuten: Wohlergehn wünschen ja Götter und Menschen, Riesen, Schlangengeister und Himmelsboten, und wer es auch sei von gewöhnlichem Schlage.»
Das ist da die Art, wie Vollendete so hochmächtige Geister begrüßen. Also begrüßt kam nun Sakko der Götterkönig in die Grotte des Erhabenen nahe dem Kronbaum auf der Spitze herein, verneigte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und stand beiseite; und auch die Götter der Dreiunddreißig kamen in die Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze herein, sowie auch der junge Himmelsbote mit den fünf Strahlen, verbeugten sich alle ehrerbietig vor dem Erhabenen und standen beiseite. Um diese Zeit aber war in der Grotte nahe dem Kronbaum auf der Spitze der gebuckelte Boden eben geworden, die Winkel weiteten sich aus, die finstere Nacht war verschwunden, Helligkeit entstanden als wie durch der Götter göttliche Pracht.
Da hat nun der Erhabene zu Sakko dem Götterkönig also gesprochen:
«Das ist wunderbar beim ehrwürdigen Kosiyer (*110), das ist erstaunlich beim ehrwürdigen Kosiyer, daß du bei so vielen Pflichten, so vielen Obliegenheiten doch auch hierher kommen mochtest.»
«Schon lang' ist es, o Herr, daß ich den Wunsch hatte den Erhabenen zu besuchen: aber mit all den Pflichten und Obliegenheiten der Dreiunddreißig Götter beschäftigt war es mir bisher nicht möglich gewesen den Erhabenen aufzusuchen. - Es war einmal, o Herr, da ist der Erhabene bei Sāvatthī geweilt, in der Lianenlaube. Da bin ich, o Herr, nach Sāvatthī aufgebrochen, den Erhabenen zu sehn. Zu dieser Zeit nun, o Herr, hatte sich der Erhabene, irgend in sich vertieft, hingesetzt; und Bhujatī, wie sie hieß, eine Elbin aus dem Gefolge Vessavanos des Großen Herrschers, war da nicht fern vom Erhabenen gestanden: mit gefalteten Händen, sich verneigend, stand sie da (*111). Alsbald nun, o Herr, hab' ich zu Bhujatī gesagt: <Entbiete, liebe Schwester, dem Erhabenen meinen Gruß: 'Sakko', sage, 'der Götterkönig, o Herr, bringt mit seinen Fürsten und Leuten dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.'> Also angegangen, o Herr, hat jene Elbin zu mir gesagt: <Es ist nicht die Zeit, Würdiger, den Erhabenen zu besuchen, zurückgezogen weilt der Erhabene.> <Wohlan denn, Schwester, wenn der Erhabene aus jener Vertiefung aufgestanden sein wird, so richte dann dem Erhabenen in meinem Namen den Gruß aus: 'Sakko', sage, 'der Götterkönig, o Herr, bringt mit seinen Fürsten und Leuten dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.'> Vielleicht hat wohl, o Herr, jene Schwester den Gruß von mir dem Erhabenen bestellt: erinnert sich der Erhabene an ihr Wort?»
«Bestellt hat mir, Götterkönig, jene Schwester den Gruß: ich erinnere mich an ihr Wort; und ich hatte damals jene Vertiefung beendet, als des Ehrwürdigen Wagenräder dahin rollten.»
«Die da, o Herr, als Götter in das Reich der Dreiunddreißig vor uns empor gelangt waren, von denen hab' ich es von Angesicht gehört, von Angesicht vernommen: <Wann immer Vollendete in der Welt erscheinen, Heilige, vollkommen Erwachte, nimmt die Schar der Götter zu, ab nimmt die unholde Schar.> Daß dies so ist, o Herr, hab' ich selber gesehen: denn seit der Vollendete in der Welt erschienen, der Heilige, vollkommen Erwachte, nimmt die Schar der Götter zu, ab nimmt die unholde Schar. Da war ja, o Herr, in Kapilavatthu Gopikā, wie sie hieß, eine Tochter der Sakyer: die war dem Erwachten ergeben, der Lehre ergeben, der Jüngerschaft ergeben und ist den Pflichten durchaus nachgekommen. Der war der weibliche Sinn widerwärtig geworden, sie hatte männlichen Sinn in sich ausgebildet. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist sie auf gute Fährte, himmelwärts empor geraten, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig, hat bei uns Kindschaft erlangt. Da heißt es denn jetzt: <Gopako der Göttersohn, Gopako der Göttersohn (*112).> Andere aber, o Herr, so drei Mönche, die beim Erhabenen das Asketenleben geführt hatten, sind in das mindere Reich der Himmelsboten empor gelangt. Mit den fünf Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient kommen die zu unserer Aufwartung, an unseren Hof. Zu unserer Aufwartung gekommen, an unseren Hof, wurden sie von Gopako dem Göttersohn zur Rede gestellt: <Von welcher Seite nur, ihr Würdigen, habt ihr Seine, des Erhabenen, Lehre angepackt? Denn ich, obzwar nur ein Weib gewesen, war dem Erwachten ergeben, der Lehre ergeben, der Jüngerschaft ergeben und bin den Pflichten durchaus nachgekommen; mir war der weibliche Sinn widerwärtig geworden, ich hatte männlichen Sinn in mir ausgebildet: bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, bin ich auf gute Fährte, himmelwärts empor geraten, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig, habe bei Sakko dem König der Götter Kindschaft erlangt. Hier heißt es nun von mir: 'Gopako der Göttersohn, Gopako der Göttersohn.' Ihr aber, Würdige, habt beim Erhabenen das Asketenleben geführt und seid in das mindere Reich der Himmelsboten empor gelangt. Kein allzu schönes Bild haben wir gesehen, die wir da Nachfolger der Lehre in ein minderes Reich der Himmelsboten empor gelangt sehn.> Als diese, o Herr, von Gopako dem Göttersohn zur Rede gestellt waren, haben ihrer zwei Götter noch bei Lebzeiten Einsicht erlangt, erwachsen bis zur brahmischen Sphäre, ein Gott aber ist im Genusse verblieben. - Gopako sprach:
- 'Ergeben war daheim ich schon dem Seher,
- Geheißen Gopika, so war mein Name;
- Dem wachen Meister lauscht' ich froh, der Lehre,
- Mit Freuden dienend nach Gebühr den Jüngern.
- 'Und weil der Meister mich so wahr beraten,
- Bin nun bei Sakko Sohn ich, hochgewaltig,
- Im Kreise hell der Dreiunddreißig strahlend,
- Als Gopako gar wohlbekannt hier oben.
- 'Da sah ich sie, vormals gewesen Mönche,
- Als Himmelsboten hergekommen wieder:
- Ja diese da, bei Gotamo einst Jünger,
- Die wir im Menschenreich ehdem getroffen,
- Mit Speis' und Trank bewirtet hatten freudig,
- Zu deren Füßen wir im Saale saßen.
- 'Warum doch mochten nur die lieben Freunde
- Des Meisters Lehre nicht begreifen besser?
- Die Lehre, die bei sich man gleich versteht,
- So wohl vom Seher aufgewiesen, ausgedacht.
- 'Ich selber war ja stets um euch gestanden,
- Auf Sprüche horchend aus der Heil'gen Kunde:
- Bin nun bei Sakko Sohn geworden, mächtig,
- Im Kreise hell der Dreiunddreißig strahlend.
- 'Doch ihr, die um den Höchsten seid gestanden,
- Beim Meister habt Asketentum betätigt,
- Geringe Stufe habt ihr nur erstiegen,
- Und eure Wiederkehr bekam euch wenig.
- 'Kein allzu schönes Bild ward uns beschieden,
- In mindrer Form zu sehn des Ordens Brüder,
- Als Himmelsboten hier euch zu begrüßen,
- Den Göttern aufzuwarten hergekommen.
- 'Im Hause war ich, blieb daheim,
- Und sieh', welch großer Unterschied:
- Ein Weib einst, bin ich heute Mann in Gottgestalt,
- Und Götterwonnen wehn mich an von überall.'
- Zurecht gewiesen gotamidisch auf den Weg,
- Ergriffen lauschten sie dem Worte Gopakos:
- <So laßt uns überschreiten, weiter dringen vor,
- Auf daß wir nicht als Knechte dienen andern hier.
- Und ihrer zwei, entzückt in kühnem Kampfe,
- Der Heilgebote Gotamos gedenkend,
- Sie hatten alsogleich ihr Herz gewendet,
- Erkannten Wunschgewähr als eitel Elend.
- Der Liebesfesseln fest geknüpftem Nestelwerk,
- Des Bösen Schlingen, wo man kaum entschlüpfen kann,
- Gleichwie der Ilph die straff gespannten Seile plötzlich kappt,
- Entschwanden sie den Dreiunddreißig Göttern gar.
- Vor allen Göttern uns, die schaffensfroh sind,
- Im Saal der Sel'gen rings zu Rat versammelt,
- Vor unsern Sitzen dort entschwanden jene,
- Als Sieger, suchtlos, jeder Sucht entwesen.
- Sie schauend überlief ein Schauer mich, den Gott,
- Den Herrscher, himmlisch thronend vor der Lichten Schar:
- <O seht wie jene tief gebornen Geister
- Nun gar die Dreiunddreißig überflügeln!>
- Das Wort vernahm er, das ich sagte schauernd,
- Gopako, der nun also sprach zu mir:
- <Der wache Meister ist auf Erden Menschengott,
- Der Wunschbesieger, Sakyermönch, geheißen so;
- Die Söhne sein, der Einsicht schon entfremdet,
- Von mir gewiesen fanden Einsicht wieder.
- <Von diesen drei ist einer hier verblieben,
- Als Himmelsbote bei uns worden heimisch:
- Doch zwei nun wallen Pfade zur Erwachung,
- Bedauern, in sich eingekehrt, uns Götter.>
- Wie dort nun so ward offenbar die Lehre,
- Das kann wohl keinem Jünger irgend unklar sein;
- Den Strombezwinger, der den Zweifel hat gekreuzt,
- Den Meister grüßen wir, den Sieger, Menschengott.
- Weil sie dein Wort verstanden hier,
- Ging herrlich ihnen auf ein Ziel,
- Die Bahn zu heil'gem Kreise hin,
- Und ihrer zwei sind vorgelangt.
- Zu lernen dieser Lehre Kunst,
- O Herr, sind auch erschienen wir:
- Es gibt der Meister frei Gehör
- Den Fragen, sei es drum gewagt!»
Da hat nun der Erhabene bei sich erwogen: <Lange schon ist dieser Sakko lauteren Sinnes. Was er auch immer für eine Frage an mich stellen wird, es wird alles gewiß zu Nutzen und Frommen sein, nicht ohne Sinn und Verstand. Und was ich ihm auf seine Fragen antworten werde, das wird er gar bald verstehen.> So hat denn der Erhabene zu Sakko dem König der Götter auf diese Weise gesprochen:
- «Wohlan denn, Guter, frage mich
- Was irgend nur dein Herz begehrt:
- Und Frag' um Frage will ich dir
- Gern lösen bis zum letzten Wort (*113).»
[Fortgesetzt]
Fußnoten:
(*109) Der Berg mit der Grotte, später Indrasailaguhā, Indras Felsengrotte, geheißen, liegt etwa 10 km östlich von Rājagaham. Das Dorf, das sich noch heute talwärts am Fuße hinstreckt, mit zahlreichen Steinresten aus der Vergangenheit, wird nun Giryek genannt. Zu den Zeiten FA-HIANS und HIUEN-TSIANGS war an Stelle unserer nicht mehr verstandenen Indrasālaguhā längst schon die an sich ja immerhin gute Bezeichnung saila-, silā-, silaguhā vom Volke vorgezogen worden: unter diesem Namen, eben als Indras Felsengrotte, ist der Ort über ganz China und Japan bis zur Gegenwart dauernd berühmt geblieben. Nach einem ursprünglichen Indasalo aber, einem Gipfelbaume, der weithin über die Lande sichtbar ist, wird wohl schon seit alter Sagenzeit der ungeheuere Rosenapfelbaum auf der Spitze des Meru zur Standarte Indiens geworden sein, die Jambu von Jambudīpo: wie die Sonne über dem Himālayo, am Kulm des Meru steht.
(*110) Kosiyo, von Kusiko, Kusiyo abstammend, wie der Vater Sakkos hieß, der vedische Kusikas, der Seher, der den Gott zuerst ersehen hatte und alsbald voll Sehnsucht einen Sohn erwünschte, der Sakko gliche: daher denn der Gott selbst ihm als Sohn geboren wurde und seither zugleich Kosiyo genannt, nach Sāyanas Kommentar zur Rksamhitā I 1011.
(*111) Eine Art Waldfee, apsārinī, apsarā, wie der Name andeutet. - Bhujatī wollte nicht stören, solange der Asket nicht ausgeschwiegen hatte.
(*112) Zur Wandlung von Gopikās in Gopiko vergl. M.115.
(*113) Vergl. Sutta Nipata V.512, 1030.