Digha Nikāya - Die Längere Sammlung
34.5 Dasuttara Sutta, Die Zehnerfolge
Fünf Dinge:
Fünf Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, fünf Dinge auszubilden, fünf Dinge
zu durchschauen, fünf Dinge aufzuheben, fünf Dinge bringen Nachteil, fünf Dinge
bringen Vorteil, fünf Dinge sind schwer zu treffen, fünf Dinge sind zu erzeugen,
fünf Dinge sind zu verstehen, fünf Dinge sind zu verwirklichen.
«Was für fünf Dinge sind wertzuhalten?
Die fünf Kampfeseigenschaften:
- da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zutrauen, er traut der Wachheit des
Vollendeten, so zwar: <Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte,
der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene>;
- rüstig ist er und munter, seine Kräfte sind gleichmäßig gemischt, weder zu
kühl noch zu heiß, den mittleren Kampf zu bestehen;
- ehrlich ist er und offen und gibt sich der Wahrheit gemäß dem Meister oder
erfahrenen Ordensbrüdern zu erkennen;
- Mut hat er und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu
erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht
auf;
- witzig ist er, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht,
mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt;
diese fünf Dinge sind wertzuhalten.
Was für fünf Dinge sind auszubilden?
Die fünf Glieder der rechten Einigung:
- strahlende Heiterkeit,
- strahlende Seligkeit,
- strahlende Geistigkeit,
- strahlendes Licht,
- einhellige Betrachtung;
diese fünf Dinge sind auszubilden.
Was für fünf Dinge sind zu durchschauen?
Die fünf Daseinsgruppen (khandha):
- die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha),
- die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha),
- die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha),
- die Gruppe der Geistesformationen (sankhāra-kkhandha)
- die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)
diese fünf Dinge sind zu durchschauen.
Was für fünf Dinge sind aufzuheben?
Die fünf Hemmungen (nivarana):
- Hemmung durch Wunscheswillen,
- Hemmung durch Hassensgroll,
- Hemmung durch matte Müde,
- Hemmung durch stolzen Unmut,
- Hemmung durch Schwanken;
diese fünf Dinge sind aufzuheben.
Was für fünf Dinge bringen Nachteil?
Die fünf Herzbeklemmungen:
- da schwankt und zweifelt, ihr Brüder, ein Mönch am Meister, hegt Mißtrauen
und Mißgunst,
- er schwankt und zweifelt an der Satzung,
- an der Jüngerschaft,
- er ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder,
- ist niedergeschlagen und beklommen;
diese fünf Dinge bringen Nachteil.
Was für fünf Dinge bringen Vorteil?
Die fünf Sinneskräfte:
- fähiger Glaube,
- fähige Kraft,
- fähige Einsicht,
- fähige Innigkeit,
- fähige Weisheit;
diese fünf Dinge bringen Vorteil.
Was für fünf Dinge sind schwer zu treffen?
Die fünf Arten der Entrinnung:
- den Genüssen,
- der Verbitterung,
- dem Streit,
- den Gestalten,
- der Persönlichkeit entronnen sein;
diese fünf Dinge sind schwer auszufinden.
Was für fünf Dinge sind zu erzeugen?
Die fünf Kenntnisse der rechten Einigung:
- <Diese Einigung läßt schon in der Gegenwart wohlsein und schafft auch
künftiges Wohl>, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf;
- <Diese Einigung ist heilig, überweltlich>, eine solche Erkenntnis geht da
ganz von selbst auf;
- <Diese Einigung wird von Schlechten nicht gepflegt>, eine solche
Erkenntnis geht da ganz von selbst auf;
- <Diese Einigung ist eine stille, köstliche, reich an Beschwichtigung, hat
Einigkeit gefunden, und ist mit keiner Unterscheidung mehr befaßt, in sich
beschlossen>, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf;
- <Ich aber kann diese Einigung noch bewußt beginnen, noch bewußt aufhören
lassen>, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf;
diese fünf Dinge sind zu erzeugen.
Was für fünf Dinge sind zu verstehen?
Die fünf Bereiche der Erlösung:
- da legt, ihr Brüder, einem Mönche der Meister die Lehre dar, oder irgend
ein vollgültiger Ordensbruder;
- oder er legt die Lehre anderen ausführlich dar; oder er nimmt die Lehre
bei sich ausführlich durch;
- oder er sinnt und denkt im Geiste über die Lehre nach, überlegt sie im
Herzen;
- oder er hat irgend einen zur Einigung tauglichen Eindruck empfangen, hat
ihn wohlgemerkt, wohlbewahrt, hat ihn gar weise völlig erforscht: so kommt ihm
mehr und mehr bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum
Verständnis;
- während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird
er freudig bewegt, freudig bewegt wird er heiter, heiteren Herzens wird der
Körper beschwichtigt, körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl, sich wohl
fühlend wird sein Geist einig;
diese fünf Dinge sind zu verstehen.
Was für fünf Dinge sind zu verwirklichen?
Die fünf Stücke der Satzung:
- das Stück der Tugend,
- das Stück der Einigung,
- das Stück der Weisheit,
- das Stück der Erlösung,
- das Stück der Wissensklarheit von der Erlösung;
diese fünf Dinge sind zu verwirklichen (*125).
So sind das fünfzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche,
unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. -
(*125) Über den innigen Zusammenhang dieser Stücke, der ganz ebenso wie bei jener
entgegengesetzten Reihe in unserer 15. Rede durch eine bedingte Entstehung
zustande kommt, ist zu Beginn des Ekādasanipāto im Anguttaranikāyo No. 1-5
gesprochen (besser in A.X.2). Alle
fünf Ausführungen sind wichtig zum Verständnis. Als Beispiel folge hier No. 2.
-
«Wer tüchtig ist, ihr Mönche», sagt Gotamo, «in
Tugend bestanden, braucht nicht zu sorgen: <Möchte mir keine Reue aufgehen>;
bestimmte Art ist es, ihr Mönche, daß dem Tüchtigen, der in Tugend bestanden
ist, keine Reue aufgeht.
-
Wer keine Reue kennt, ihr Mönche, braucht nicht zu
sorgen: <Möchte mir Frohsinn aufgehen>; bestimmte Art ist es, ihr Mönche, daß
dem Reuelosen Frohsinn aufgeht.
-
Der Frohsinnige, ihr Mönche, braucht nicht zu
sorgen: <Möchte mir Heiterkeit aufgehen>; bestimmte Art ist es, ihr Mönche,
daß dem Frohsinnigen Heiterkeit aufgeht.
-
Heiter geworden, ihr Mönche, braucht man nicht zu
sorgen: <Möchte mein Körper sich beschwichtigen>; bestimmte Art ist es, ihr
Mönche, daß der Körper des heiter gewordenen sich beschwichtigt.
-
Der Körperbeschwichtigte, ihr Mönche, braucht nicht
zu sorgen <Möchte mir wohl sein>; bestimmte Art ist es, ihr Mönche, daß dem
Körperbeschwichtigten wohl ist.
-
Wem wohl ist, ihr Mönche, der braucht nicht zu
sorgen: <Möchte mein Geist einig werden>; bestimmte Art ist es, ihr Mönche,
daß wem wohl ist der Geist einig wird.
-
Wer einig geworden, ihr Mönche, braucht nicht zu
sorgen: <Der Wahrheit gemäß will ich wissen und sehn>; bestimmte Art ist es,
ihr Mönche, daß wer einig geworden der Wahrheit gemäß weiß und sieht.
-
Wer der Wahrheit gemäß weiß und sieht, ihr Mönche,
braucht nicht zu sorgen: <Ich will überdrüssig werden>; bestimmte Art ist es,
ihr Mönche, daß wer der Wahrheit gemäß weiß und sieht überdrüssig wird.
-
Der Überdrüssige, ihr Mönche, braucht nicht zu
sorgen: <Ich will mich abwenden>; bestimmte Art ist es, ihr Mönche, daß wer
überdrüssig ist sich abwendet.
-
Der Abgewandte, ihr Mönche, braucht nicht zu sorgen:
<Die Wissensklarheit der Erlösung will ich verwirklichen>; bestimmte Art ist
es, ihr Mönche, daß der Abgewandte die Wissensklarheit der Erlösung
verwirklicht. -
So hat denn, ihr Mönche,
- die Abkehr als Ergebnis und Gewinn die Wissensklarheit der Erlösung,
- der Überdruß als Ergebnis und Gewinn die Abkehr,
- der Wahrheit gemäß wissen und sehn als Ergebnis und Gewinn den Überdruß,
- die Einigung als Ergebnis und Gewinn der Wahrheit gemäß wissen und sehn,
- das Wohlsein als Ergebnis und Gewinn die Einigung,
- die Beschwichtigung als Ergebnis und Gewinn das Wohlsein,
- die Heiterkeit als Ergebnis und Gewinn die Beschwichtigung,
- der Frohsinn als Ergebnis und Gewinn die Heiterkeit,
- keine Reue empfinden als Ergebnis und Gewinn den Frohsinn,
- heilsame Tüchtigkeit als Ergebnis und Gewinn keine Reue empfinden.
So aber, ihr Mönche, fließt ein Ding in das andere über, geht ein Ding mit
dem anderen in Erfüllung, daß man von hüben hinüber gelangen kann.»