Buddhismus und Musik
Frage:
Ich interessiere mich für alles über Buddhismus und Musik.
Können Sie mir helfen?
Antwort:
Buddhismus und Musik haben nichts gemeinsam.
Es geht beim Buddhismus um Entfaltung, Entwicklung und Schulung des Geistes
-- um Konzentration. Da passt Musik irgendwie nicht hinein (obwohl das Erlernen
eines schwierigen Musikinstrumentes einen hohen Grad an Konzentration erfordert
und damit eine gewisse Geistesentwicklung mit sich bringt).
Es ist sicherlich möglich durch sanfte Musik eine gewisse Beruhigung in das
Denken hineinzubringen. Darüber hat sich unser Lehrer Buddha Gautama allerdings
nicht geäußert. Er hat die Stille vorgezogen und Geräusche als hinderlich zur
Meditation, d.h. zur Konzentration bezeichnet. (Siehe A.X.72)
Wovon Sie wahrscheinlich gehört haben ist das "Chanting", das Vortragen der
Lehrreden.
Zu Buddhas Zeiten und auch noch viele Hunderte Jahre später war es Brauch,
die zum Teil als Gedichte kompilierten Lehrreden in der Sprache der Anwesenden
vorzutragen.
Dieser wunderschöne, überaus wichtige und wertvolle Brauch ist in der
heutigen Zeit, in geradezu schrecklicher Art und Weise degeneriert. Nicht nur,
dass die Reden bzw. Gedichte in einer fremden Sprache (Pāli) vorgetragen werden,
damit die Anwesenden ja denn Sinn nicht verstehen können, sondern jetzt werden
sie auch noch gesungen. Obwohl Buddha ausdrücklich darauf hinweist, dass man
nicht auf den Ton wert legen sollte, sondern auf den Sinn (z.B. A.v.209 und CV.v.3).
Durch diesen Brauch, des Vortragens der Lehrreden, sind viele Zuhörer zu
Anhängern Buddhas Lehre geworden und haben die Erlösung erreicht. Mir fällt dazu
die Geschichte ein mit dem Ringkämpfer Pītamalla aus Sri
Lanka (vor über 1000 Jahren). Als er in der Nähe eines Klosters weilte, hörte
er das Vortragen so einer Lehrrede (über die Vergänglichkeit). Durch diese
Lehrrede so erschüttert, wollte er nicht mehr seine Zeit als Ringkämpfer
verschwenden und er bat um Aufnahme in den Orden und erreichte die Heiligkeit.
Bedingt durch seinen Beruf hing er sehr an seinem Körper, hegte, pflegte und
trainierte ihn, und da hört er, dass dieser Körper vergänglich ist und eines
Tages zerfallen muss.
Wie Sie sehen, reichte für viele das Hören einer einzigen Lehrrede aus, um den Sinn
von Buddhas Befreiungsweg zu verstehen und ihm zu folgen. Durch den
degenerierten Brauch mit dem Singen bzw. 'Chanting' der Lehrreden ist so etwas
nicht mehr möglich und dieser wertvolle Befreiungsweg bleibt für viele
verschlossen. (S.20.7)
Wolfgang