„Dass du an einer Lotosblume“
§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Mönch. Dieser nämlich war vom Jetavana fortgezogen und wohnte in der Nähe eines Waldes im Reiche Kosala. Als er eines Tages in einen Lotosteich hinabstieg, sah er eine blühende Lotosblume; er stellte sich in die Windrichtung und roch daran. Da hielt ihn eine in diesem Walde wohnende Gottheit davon zurück, indem sie sprach: „Ehrwürdiger, du stiehlst den Duft; dies ist ein Diebstahl von dir.“
Nachdem er so von ihr zurückgehalten worden, kehrte er in das Jetavana zurück. Als er den Meister begrüßt hatte und neben ihm saß, fragte ihn dieser: „Wo hast du geweilt, o Mönch?“ Dieser antwortete: „In dem Walde so und so; und dort hielt mich eine Gottheit auf diese Weise zurück.“ Darauf sprach zu ihm der Meister: „Nicht nur du, o Mönch, wurdest von der Gottheit gehindert, als du riechen wolltest; auch die Weisen der Vorzeit wurden früher daran gehindert.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.
§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einem Dorfe des Reiches Kasi in einer Brahmanenfamilie seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war und zu Takkasilā die Künste erlernt hatte, betätigte er die Weltflucht der Weisen und wohnte in der Nähe eines Lotosteiches. Eines Tages stieg er in den Lotosteich hinab und blieb stehen, um an einer schön blühenden Lotosblume zu riechen. Da trat eine Göttertochter in den Spalt eines Baumstammes und sprach, um ihn abzuhalten, folgende erste Strophe:
Darauf sprach der Bodhisattva folgende zweite Strophe:
In diesem Augenblicke aber grub ein Mann in diesem Teiche die Lotospflanzen aus und brach die Lotosblüten ab. Als der Bodhisattva dies sah, sagte er: „Zu mir, der ich von ferne rieche, sagst du, ich sei ein Dieb; warum sagst du es nicht diesem Manne?“ Und indem er sie anredete, sprach er folgende dritte Strophe:
Doch die Gottheit sprach, um ihm zu verkünden, warum sie nichts sage, die folgende vierte und fünfte Strophe:
Als so der Bodhisattva von ihr zurückgewiesen wurde, sprach er voll Kummer folgende sechste Strophe:
Darauf sprach die Gottheit zu ihm folgende siebente Strophe:
Nachdem sie ihm diese Ermahnung gegeben, kehrte sie in ihre Behausung zurück. Der Bodhisattva aber betätigte die Ekstase und gelangte dann in die Brahma-Welt.
§C. Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündet hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (am Ende der Verkündigung der Wahrheiten aber gelangte jener Mönch zur Frucht der Bekehrung): „Damals war die Göttertochter Uppalavanna, der Asket war ich.“
Ende der Erzählung von der Lotosblume