Peta Vatthu

II. 1. Das Lied von der im Samsāra zur Erlösung Kommenden

(Gespräch Sāriputtas mit einer Petī.)

S. 1.

Unbekleidet und von häßlicher Gestalt bist du,
mager und mit bloßliegenden Adern;
o du, mit ausgetretenen Rippen, du Magere,
als wer befindest du dich hier?

P. 2.

Ich, Ehrwürdiger, bin eine Petī,
den Weg des Leidens gegangen, in Yamas Welt;
(weil ich) sündiges Tun getrieben, bin ich
von hier [dieser Welt] in die Welt der Petas gegangen. (=I. 6 2)

S. 3.

Was hast du denn Böses getan
in Taten, Worten und Gedanken,
daß du zur Strafe dafür
in die Welt der Petas gekommen?

P. 4.

Fürsorgende Menschen hatte ich nicht, Ehrwürdiger,
Vater, Mutter oder andere Verwandte,
die mich hätten heißen können: gib eine Gabe,
milden Herzens, den Samana und Brāhmana.

5.

Seitdem wanderte ich 500 Jahre
in dieser Gestalt nackt umher,
verzehrt von Hunger und Durst;
dies ist die Frucht meiner bösen Tat.

6.

Ich bete dich an, Edler, milden Herzens,
hab Mitleid mit mir, Weiser, Großmächtiger;
gib etwas und gib es mit Rücksicht auf mich,
erlöse mich von der Qual, Ehrwürdiger.

7.

Ihr versprach's der mitleidige Sāriputta,
den Mönchen Speise gebend
und eine Handbreit Kleidung
und einen Becher voll Wasser,
bestimmte er diese Gabe für sie.

8.

Unmittelbar nach der Zuweisung
zeigte sich auch die Wirkung,
Speise, Kleidung und Trank;
dies (war) die Frucht ihrer Gabe. (= I. 10 7)

9.

Darauf kam sie glänzend, mit reinem Kleide,
die herrlichsten (Kleider) von Benares tragend,
mit mancherlei Gewändern geschmückt
zum Sāriputta heran.

S. 10.

Von überaus lieblichem Aussehen,
wie du jetzt beschaffen bist, Göttliche,
strahlend nach allen zehn Richtungen
wie der Stern der Morgenröte:

11.

Weshalb hast du diese Erscheinung,
weshalb wird dir hier solches Glück zuteil,
und fallen dir die Genüsse zu,
welche immer dem Herzen am liebsten?

12.

Ich frage dich, o Göttin, Großmächtige,
Mensch geworden, welches Gute
hast du getan, daß du von solch glänzender Hoheit,
und dein Körper nach allen Seiten erstrahlt?

P. 13.

Mit hervorstehenden Rippen, mager und hungernd,
nackt und mit zerfallener Haut:
so sahst du mich eben,
erbarmungsreicher Seher, im Elend.

14.

Den Mönchen einen Bissen gebend,
eine Handbreit Kleidung
und einen Becher Wasser,
übertrugst du diese Gabe auf mich.

15.

Sieh die Frucht des Bissens:
Nahrung auf 10 000 Jahre
genieße ich, in Wonne befriedigt,
Gerichte von verschiedenem Geschmack.

16.

Für die Handbreit Kleidung,
sieh, welcher Art die Frucht:
so viele Gewänder,
wie in Nandarājas Königreich.

17.

Noch viel mehr als jene zählen
habe ich, o Edler, an Kleidern und Gewändern,
seidene und wollene,
leinene und baumwollene.

18.

Viele und kostbare (sind es),
sie hängen im Luftraum;
und ich kleide mich mit dem,
was immer meinem Herzen am liebsten.

19.

Für einen Becher voll Wasser:
sieh, welcher Art die Frucht;
tiefe und viereckige,
wohl ausgemessene Lotusteiche.

20.

Glänzende Wasser mit herrlichen Gestaden,
kühl und schön duftend,
bedeckt mit rotem und blauem Lotus,
voll von Wasserlilien.

21.

Nun freue ich mich, ergötze ich mich,
bin zufrieden, ohne mich irgend zu fürchten;
zu dir, dem erbarmenden Seher
bin ich hierher zum Danke gekommen.

Dieses Vatthu bietet ein gutes Beispiel eines typischen Dialogs und ist als solches wohl geeignet, an der Spitze des Buches zu stehen; ja, wir würden es wohl am Eingange des P. V. überhaupt berechtigt finden. I. 1 ist jedoch für Buddha bestimmt; und so bildet II. 1 ein Seitenstück dazu mit einem der einflussreichsten Theras, dessen Stellung hier der des Moggallāna im Vimāna Vatthu entspricht.

V. 13: upakandakin ist ein dunkles Wort (in Stücke zerfallen?). Die birmanischen Hss. (B) haben uppandukin, welches vorzuziehen ist, obgleich es auch korrupt zu sein scheint. Es entspricht dem upphāsulikā von v. 1. Auch Dhammapāla hilft hier nicht. Überblick über die Varianten:

Text: upakandakim Si. uppandukim B.

Kommentar: in Zitierung upakandakim resp. uppandukim als Erklärung uppandakajātam Si. uppandupandukajātam B.

Anstelle von dakkhasi in demselben Verse ist als bessere Lesung adakkhi (B) einzusetzen.

v. 21: munikārunikam loke tam bhante ist vorzuziehen nach III. 2 31.

 


II. 2. Das Lied von der Mutter Sāriputtas

(Gespräch Sāriputtas mit einer Petī.)

S. 1.

Unbekleidet und von hässlicher Gestalt bist du,
mager und mit bloßliegenden Adern;
o du, mit ausgetretenen Rippen, du Magere,
als wer befindest du dich hier? (= II. 1)

P. 2.

Ich war deine leibliche Mutter
früher in anderen Geburten,
in der Welt der Väter (bin ich) zur Existenz gekommen,
von Hunger und Durst gequält.

3.

Ausgebrochenes, Speichel und Schleim,
Absonderungen der Nase und der Drüsen,
das Fett brennender Körper
und das Blut von Gebärenden;

4.

Das Blut der Verwundeten, das Blut derer,
denen Nase und Kopf abgeschlagen,
esse ich, von Hunger überwältigt,
(alles) was an Frauen und Männern (zu essen) ist.

5.

Ich nähre mich von Eiter und Blut
der Tiere und Menschen;
ohne Zuflucht und ohne Heim,
gebunden an das schwarze Bett (der Leichenstätte).

6.

Gib, o Sohn, eine Gabe für mich,
und wenn du sie gegeben, rechne sie mir an,
dann wohl könnte ich befreit werden
des Genusses von Eiter und Blut.

7.

Als er der Mutter Rede gehört,
besprach sich der erbarmende Upatissa (Sāriputta)
mit Moggallāna,
Anuruddha und Kappina.

8.

Er machte vier Hütten, und gab sie
dem Sañgha der vier (Himmels)Richtungen;
und er bezeichnete die Hütten, das Brot und das Wasser
seiner Mutter als Gabe.

9.

Unmittelbar nach der Zuweisung
zeigte sich auch die Wirkung,
Speise, Kleidung und Trank;
dies (war) die Frucht ihrer Gabe. (=I. 10 7)

10.

Darauf trat sie glänzend, mit reinem Kleide,
die herrlichsten (Kleider) von Benares tragend,
mit bunten Kleidern geschmückt
heran an den Kolita [Sāriputta].

S. 11.

Von überaus lieblichem Aussehen,
wie du jetzt beschaffen bist, Göttliche,
strahlend nach allen zehn Richtungen
wie der Stern der Morgenröte:

12.

Weshalb hast du diese Erscheinung,
weshalb wird dir hier solches Glück zuteil,
und fallen dir die Genüsse zu,
welche immer dem Herzen am liebsten?

13.

Ich frage dich, o Göttin, Großmächtige,
Mensch geworden, welches Gute
hast du getan, daß du von solch glänzender Hoheit,
und dein Körper nach allen Seiten erstrahlt? (S. 11-13 = II. I 10-12)

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