315
Als Mönch ging ich zum Leichenplatz,
sah eine Frau dorthin geworfen,
nicht eingehüllt in guten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
316
Was manche eklig widert an,
wenn sie gesehn das Tote, Schlechte:
das lockte Sinnenreiz hervor,
wie blind ich war in diesem Strom.
317
Nur durch gekochten Brei von Reis,
ging ich aus solchem Ort hinaus:
so wurd’ ich achtsam, tief verstehend,
und seitlich näherte ich mich.
318
Da mir die klare Geistausrichtung
zum Ursprung hin ging in mir auf:
Gefahr mir wurde offenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
319
Da löste sich das Herz mir ab.
Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!
Drei Wissen sind nun voll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
320
Wer nicht ans Joch sich jocht das SELBST,
der Mann, der wünscht, die Pflicht zu tun,
der, wenn erhandelt, nichts erlangt,
der ist für mich ein Unglückszeichen.
321
Verloren hat er ein erobert Land,
will eins er lassen, mag es sein wie Unglückswurf,
doch wenn er alle lassen will,
mag er ein Blinder sein, gleich-ungleich er nicht sieht.
322
Was er zu tun wünscht, mag er sagen,
was nicht zu tun, das sag’ er nicht, -
den, der nichts tut, der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
323
Gleichwie die Blume leuchtend glänzt,
in Farbe strahlend, ohne Duft,
so ist das recht gesprochne Wort
fruchtlos für den, der es nicht tut.
324
Gleich wie die Blume leuchtend glänzt,
in Farbe strahlend, voller Duft,
so ist das recht gesprochne Wort
fruchtreich für den, der es auch tut.
325
Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm ich lebevoller Frieden, still,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
326
Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm ich lebe mit gestilltem Geist,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
327
Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm ich lebe frei vom Reiz der Lust,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
328
Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm ich lebe frei von jedem Haß,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
329
Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm ich lebe von Verblendung frei,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
330
Nach welchen Dhammas ich verlangte,
der Meister gab sie helfend mir -
das Todlose ersehnte ich,
getan hab ich, was mir zu tun.
331
Erlangt ist und verwirklicht schon
der Dhammo, durch sich selbst erfahren -
Erkenntnis rein, von Zweifel frei,
erklär ich ihn wohl bis zum Schluß.
332
Den alten Aufenthalt ich weiß,
das Himmelsauge ist geklärt,
der Lehre Sinn ist voll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
333
Nicht lässig bin ich in der Übung,
in reicher, vielgehörter Weisung.
All Einflüsse sind ausgedörrt,
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
334
Belehrt hat mich ein Edler, wahrlich,
erbarmend hat er mir geholfen, -
so blendungslos ist deine Botschaft,
bin Lehrling, der sich gut geübt.
335
Gut, wahrlich, daß die Mutter mir
den Stachelstock vor Augen führte:
als ihre Rede ich gehört,
ermahnt durch die Erzeugerin,
war ich voll Tatkraft, strebte selbst:
erlangte höchste Einsicht dann.
336
Bin Araham, der Gabenwürdig,
bin dreifachwissend, Todlosseher, -
besiegt ist des Namuci Heer,
ich lebe jetzt als Einflußfreier.
337
Im Innern und im Äußeren,
was da an Einflüssen erschien,
ist alles restlos abgeschnitten
und nichts tut sich da wieder kund.
338
Und weise nun die Schwester da
sprach diesen sinnerfüllten Satz:
jetzt ist nun leider auch zu mir
die tiefe Neigung dir geschwunden.
339
Zu End gebracht das Leiden ist,
dies ist der letzte Körperhaufen.
Geburt undTodeskreisen endet:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
340
Zu meinem Glück der Buddho, wahrlich,
zum Fluß Neranjaram er kam, -
als dessen Lehre ichgehört,
die falsche Ansicht gab ich auf.
341
Ich opferte die Hochspruchopfer,
das Feueropferopfert’ ich:
„Dies ist die Reinheit“ immer denkend,
ein blind gewordner Massenmensch.
342
Ins Ansicht-Dickicht tief gefallen,
an Altem hängend, ganz getäuscht:
was unrein war, ich dacht’ als rein,
ganz blind geworden, närrisch fast.
343
Die falsche Ansicht gab ich auf,
die Werdensfesseln sind zerbrochen, -
ich opfre jetzt das Gabenfeuer,
verehre den Tathāgato.
344
Verblendung all, ich gab sie auf,
der Werdensdurst ist aufgebrochen -
zu End’ gedörrt Geburtenkreislauf:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
345
Frühmorgens, mittags und des Nachts,
drei lange Male Tag für Tag,
stieg ich ins Wasser, in den Strom
der Gaya, dieser kleinen Gaya.
346
Was von mir ausgeführt an Schlechtem
in anderen Geburtenfrüher,
das dacht’ ich abzuwaschen hier:
in solcher Ansicht stand ich fest.
347
Ich hört’ das wohlgesproch’ne Wort
vom Lehr-Sinn tief verbundnem Weg, -
den wahren, wesentlichen Sinn
betrachtete ich gründlich da.
348
Hab abgebadet alles Schlechte,
bin ohne Schmutz, beherrscht und rein,
bin rein, des Reinen Erbe jetzt,
des Buddho Sohn, von ihm gezeugt.
349
Getaucht in den Acht-Gliederstrom,
wusch alles Schlechte ich hinweg:
drei Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
350
Wenn du von Windkrankheit befallen
beim Leben in dem lichten Wald,
in rauhen Weidegrund geworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?
351
Mit tiefem Freudensglück, mit weitem,
durchdringend diesen Körperhaufen,
das Rauhe allesüberstehend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
352
Entfaltend die Satipatthānas,
die Fähigkeiten und die Kräfte,
Erwachungslieder auch entfaltend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
353
Weil ich die Tatkräftigen, Strebenden,
die immer fest sich Mühenden,
die Friedlichen, Geeinten sah:
werd’ leben ich im lichten Wald.
354
Nur folgend noch dem Ganz-Erwachten,
dem Höchst-Gezähmten und Gesammelten,
ganz ohne Trägheit Tag und Nacht:
werd’ leben ich im lichten Wald.
355
Ich werde fest dich binden, Herz,
am Torpflock, wie den Elefanten!
Nicht dich zum Schlechten werd ich drängen,
du Sinnen-Netz, du Leibgebor’nes!
356
Bist du gezügelt, nicht du gehst,
gleichwie zur Toröffnung der Elefant nicht kommt,
und nicht das Herzensunglück immer wieder
besiegend, nur erfreut am Schlechten, wirst du leben.
357
Wie den „Trompeter“, ungezähmt,
in neuen Stall der Stachelstockdompteur
mit Kraft zurücktreibt den, der störrisch,
so werd’ zurück ich treiben dich.
358
Gleichwie ein edles Pferd, zur Zähmung fähig,
ein exzellenter Trainer zähmt zum Rassepferd,
so auch ich werde zähmen dich,
gegründet fest in den fünf Kräften.
359
Mit Sati band ich nieder dich,
beherrscht im SELBST dich werd’ ich zähmen,
das Tatkraftjoch ist nicht gelöst:
von jetzt an wirst nicht fern mehr gehn, du Herz!
360
Im Herzen tadelnd nur, der Tor,
hört er die Siegerbotschaft an:
so fern ist er vom Saddhammo,
gleichwie die Erde von der Wolke.
361
Im Herzen tadelnd nur, der Tor,
hört er die Siegerbotschaft an:
er schwindet weg vom Saddhamo,
gleichwie auf dunkler Seit’ der Mond.
362
Im Herzen tadelnd nur, der Tor,
hört er die Siegerbotschaft an:
er trocknet aus im Saddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
363
Im Herzen tadelnd nur, der Tor,
hört er die Siegerbotschaft an:
er wächst nicht fort im Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
364
Doch wer mit ganz zufriednem Herzen
hört sich die Siegerbotschaft an,
warf alle Einflüsse hinaus,
verwirklichte das Unbewegte:
mag sich erlangen höchsten Frieden,
verlöscht, von allem Einfluß frei.
365
Die Aufnahme hab ich erlangt,
befreit bin ich, bin einflußfrei, -
und der Erhab’ne da mich sah,
im Klosterbund sah er mich leben.
366
Viel von der Nachtder Bhagavā
verbrachte unter freiem Himmel, -
der leicht im Glückewohnt, der Lehrer,
den Wohnbereich betrat er dann.
367
Er breitete die Robe aus,
das Lager nahm er, Gotamo,
dem Löwen gleich in Bergeshöhle,
von Angst und Schrecken völlig frei.
368
Da führte er schönes Gespräch,
des Vollerwachten Schüler er:
die gute Lehre Sono sprach
im Angesicht des Buddhabesten.
369
Fünf Gruppen hat er voll erkannt,
entfaltet hat er das Gerade, -
will er erlangen höchsten Frieden,
wird er erlöschen, einflußfrei.
370
Wer der Verehrten Rede kennt, der Kluge,
zu diesem Einfluß Liebe sich erzeugt,
der heißt „Ergeben“ und ist wahrlich Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
371
Wen hat ein großes Mißgeschick befallen
und fühlt den inn’ren Frieden nicht gehemmt,
der heißt wohl „Standfeststark“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
372
Wer wie der Ozean steht ohne Wünsche,
tiefgründig-weise, sehend feinsten Sinn,
der heißt „Nicht-Einnehmbar“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
373
Hat viel gehört und ist ein Dhammahalter,
beim Dhammo lebt er ganz entlang dem Dhammo,
der heißt „Was für ein Mensch!“ und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
374
Und wer des Ausgesprochnen Sinn versteht
und so, wie er den Sinn versteht, auch handelt,
der heißt „Im Sinne lebend“, ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.