375
Gesehn hab ich die Wunderdinge
des Gotamo, des hochgerühmten, -
doch mocht ich mich vor ihm nicht beugen,
von Eifersucht und Stolz getäuscht.
376
Als er mein Denken gleich erkannte,
ermahnte mich der beste Lenker, -
ich ward ergriffen ganz von ihm,
gemeistert war das Haaressträuben.
377
Hab früher Flechten nur getragen.
Was ich an kleiner Macht besaß,
verleugnete ich ganz und gar,
zog in der Siegerbotschaft aus.
378
War mit dem Opfer einst zufrieden,
hab’s Sinnenelement geschätzt, -
danach den Reiz und auch den Haß,
die Blendung auch zog ich heraus.
379
Weiß meinen alten Aufenthalt,
das Himmelsauge ist geklärt,
hab Macht, erkenne andrer Herzen,
das Himmelsohr erlangte ich.
380
Zu welchem Zweck hinausgezogen
vom Haus in die Hauslosigkeit,
der Zweck ist nun von mir erreicht:
die Fesseln alle fielen ab.
381
Das Reiskorn ist geerntet,
zum Dreschen liegt der Reis, -
nicht mag ich Nahrung mehr,
wie ich einst pflügte.
382
Erinnre an den Buddho dich, den unermeßlichen!
Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
383
Erinnre an den Dhammo dich, den unermeßlichen!
Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
384
Erinnre an den Sangho dich, den unermeßlichen!
Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
385
Ganz unter freiem Himmel lebst du
in winterlicher Kälte diese Nächte, -
von dieser Kälte nicht berührt, geschlagen,
betrittst du den torbalkenfesten Klosterort.
386
Vier Unermeßlichkeiten werde ich berühren,
und werd’ mit ihnen nur noch glücklich leben, -
nicht werd’ von Kälte ich geschlagen,
wenn unerschüttert bleibe ich.
387
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung nicht erfahren kann,
der trocknet aus im Saddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
388
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung nicht erfahren kann,
der wächst nicht fort im Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
389
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung nicht erfahren kann.
Fern ist er vom Nibbānamweit,
fern von des Dhammakönigs Botschaft.
390
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung wohlerfahren kann,
der wird verlassen nicht vom Saddhammo,
gleichwie der Fisch im Reichlich-Wasser.
391
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung wohlerfahren kann,
der recht gedeiht im Saddhammo,
gleichwie im Boden gute Saat.
392
Wer unter seinen Mitbrüdern
Verehrung wohlerfahren kann,
ganz nahe ist er dem Nibbānam,
ganz nah’ des Dhammakönigs Botschaft.
393
Zum Leichenplatz ging Kullo hin,
sah eine Frau dorthin geworfen,
nicht eingehüllt in guten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
394
Den kranken, unreinen und faulen,
sieh, Kullo, diesen Körperhaufen,
aus dem es sickert nur und trieft,
von Toren überaus genossen.
395
Als ich den Dhammaspiegel nahm,
der zum Erkenntnis-Schauen führt,
betrachtete ich diesen Körper,
als leer und eitel innen-außen.
396
Wie das ist, so dieses hier,
wie dieses hier, so ist das da, -
wie unten ist, so oben ist,
wie oben ist, so unten ist.
397
Wie es bei Tag, so ist’s bei Nacht,
wie es bei Nacht, so ist’s bei Tag,
wie’s früher ist, so ist es später,
wie später, was es früher auch
398
Musik im Fünfergruppenspiel
löst keine solche Freude aus,
wie der auf Einsgespitzte Geist
bei dem, der recht den Dhammo sieht.
399
Dem Menschenwesen, das da lässig lebt,
der Durst wächst wie ein langes Rankenkraut, -
das treibt von einer Welt zur andern hin
und sucht sich Frucht, wie in dem Wald der Affe.
400
Wen dieser üble Durst besiegt,
das feste Haften in der Welt,
dem wachsen alle Sorgen an,
wie aufschießt langes Wiesengras.
401
Wer diesen üblen Durst besiegt,
so schwer zu zwingen in der Welt,
dem fallen alle Sorgen ab,
wie Wasser perlt vom Lotusblatt.
402
Das sag ich euch: zum Glück für euch!
Euch, die ihr hier versammelt seid:
dem Durste grabt die Wurzel aus,
dem Wiesengras geht auf den Grund,
damit nicht, wie der Strom das Schilf,
der Tod euch breche immer wieder.
403
Erfüllt nur stets das Buddhawort!
Die kleinste Zeit verschwendet nicht!
Die rechte Zeit verpaßt, die klagen,
sind ausgeliefert Höllenreich.
404
Trägheit ist Schmutz allüberall,
trägheitsbefallen ist der Schmutz, -
durch Nichtträgheit, durch tiefes Wissen
ziehst du heraus den Pfeil des Selbst!
405
Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,
seit ich hinausgezogen bin, -
doch nicht ein Fingerschnalzen lang
errang ich Stille im Gemüt.
406
Fand nicht des Herzens einz’gen Punkt,
vom Sinnenlustreiz stets geplagt.
Die Arme streckt’ ich weinend aus,
ging fort vom klösterlichen Ort.
407
Ans Schwert nun werde ich mich halten,
wo liegt der Sinn im Leben mir?
Wie denn, die Übung klar vor Augen,
nicht sollte sterben, wer wie ich?
408
Dann nahm das Messer ich zur Hand,
dem Lager näherte ich mich, -
schon rund geführt das Messer war,
des Selbstes Ader zu durchtrennen.
409
Da mir die klare Geistausrichtung
zum Ursprung hin ging in mir auf:
Gefahr mir wurde offenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
410
Da löste sich das Herz mir ab.
Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!
Drei Wissen sind nun voll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
411
Erhebe dich und setz dich, Kātiyāna!
Gib dich dem Schlaf nicht hin und rufe wach dich:
damit dich Müden nicht der Lässigkeitsverwandte
mit seiner Fall’ besieg’, der Todeskönig!
412
Gleichwie die Flut des großen Ozeans,
so dich Geburt und Alter überkommen, -
drum baue gut die Insel deines Selbst (des Selbstes Insel du),
nicht gibt es andern Schutz, soweit das Wissen.
413
Erobert hat der Meister diesen Weg,
hat Haften und Geburts- und Alternsfurcht verwunden,
drum sei nun Nacht für Nacht nicht lässig mehr,
gib ganz dich hin und ziehe fest das Joch!
414
Die alten Fesseln streife alle ab!
Freu dich an Robe, Messer, Kahlkopf, Bissen!
Nicht mehr an Spiel und Spaß und nicht an Schlaf
mehr binde dich! Vertiefe dich, Kātiyāna!
415
Vertiefe dich und siege, Kātiyāna!
Bist auf dem Yoga-Friedensweg schon kundig!
Hast du erlangt die Reinheit, nicht zu übertreffen:
wirst du erlöschen, wie durch Wasser Feuerglut!
416
Die Lampe bringt nur kleines Licht hervor,
vom Winde ausgeblasen wie der Blitz, -
so auch sei du undgreife hier nichts auf!
Den Māro, du, vom Indrastamm, den schüttle ab!
Bist bei Gefühlen ja schon frei von Reiz, -
die Todeszeit wart ab, hier kühle geworden!
417
Bin gut belehrt vom Sehenden,
vom Buddha-Sonnen-Anverwandten,
der alle Fesseln abgestreift,
das All-Umkreisen hat gestoppt.
418
Er führt hinaus, erkreuzt hinauf,
des Durstes Wurzel dörrt er aus, -
hat er das Wurzelgift zerstört,
veranlaßt er Beruhigung.
419
Zieht aus der Nicht-Erkenntnis Wurzel,
macht auf das Ende aller Taten,
hüllt ein, was im Bewußtsein lebt,
Erkenntnis-Keil fällt so herab.
420
Er zeigt die Vielfalt der Gefühle,
befreit vom Drang, sie festzuhalten, -
das Werden nur als Kohlengrube
betrachtet durch Erkenntnis er.
421
Er hat Geschmack, ist gut und tief,
das Alter und den Tod er wendet:
der edle, achtgliedrige Weg,
der Leiden stillend glückliche.
422
Hat einer Tat als Tat erkannt,
und das Ergebnis als Ergebnis, -
Entstehn der Dinge aus dem Grund:
wie Licht vermag er dann zu sehn, -
geht hin zum Frieden dann, der Stille,
der vom Ende ist beglückt.
423
Von dem Geburtsrauschwar berauscht ich,
von Reichtum und von Herrschern auch,
von Form, von Farbe und Gestalt -
als Rauschberauschter lebte ich.
424
Nicht bei mir selbst das Gleiche immer
bedachte ich in hohem Maß:
war stolzverdorben, war ein Tor,
hielt steif die hoch geschwungne Fahne.
425
Die Mutter und den Vater nicht,
noch andre zu Verehrende,
nicht irgendeinen grüßte ich,
von Stolz verhärtet, ohne Achtung.
426
Als ich den Spitzenführer sah,
von allen Lenkernden best-höchsten,
der leuchtet wie die helle Sonne,
vom Bhikkhu-Sangho hoch geehrt:
427
Da spie den Stolz und Rausch ich aus
und tief beruhigt im Gemüt
begrüßte mit dem Kopfe ich
von allen Wesen wohl den Höchsten.
428
Da waren Stolz und die Verachtung
schon aufgegeben, wohl entfernt, -
Ich-Bin-Stolz ganz durchschnitten schon,
des Stolzes Arten all zerstört.
429
Als Neuer zog ich aus dem Haus,
war von Geburt erst siebenjährig, -
mit inn’rer Macht hatt’ ichbesiegt
den abgefall’nen Indra, groß und mächtig.
430
Des nahen Meisters klares Wasser
vom großen Anotatto-See,
ich nahm es auf. Als er es sah,
der Meister darauf dieses sprach:
431
Ach, Sāriputta, diesen sieh,
der dort herankommt, diesen Knaben!
Den Wassertopf hat er genommen,
im Innern gut gesammelt wohl.
432
Mit Anmut folgt er seiner Pflicht,
und schön führt er Bewegung aus:
Novize er des Anuruddho,
auf inn’re Kraft vertrauend ganz.
433
Nur Training gibt ein Rassepferd,
durch Guten wird man gut gebaut, -
geleitet wohl von Anuruddho,
ist Pflicht getan, ist abgeübt.
434
Erreicht ist höchster Frieden jetzt,
das Unerschütterliche da, -
und der Novize Sumano:
„Es wisse keiner von mir!“ wünscht.
435
Wenn du von Windkrankheit befallen,
beim Leben in dem lichten Wald,
in rauhen Weidegrund geworfen:
wie wirst du, Mönch wohl handeln dann?
436
Mit tiefem Freudensglück, mit weitem,
durchdringend diesen Körperhaufen,
das Rauhe alles überstehend:
werd’ leben ich in lichtem Wald.
437
Entfaltend sieben Erwachungsglieder,
die Fähigkeiten und die Kräfte,
Vertiefungsfeinheit ganz erreicht:
so werd’ ich leben einflußfrei.
438
Das von den Flecken ganz befreite,
das reine Herz, das nicht verwirrte,
im Innern oft und oft betrachtend:
so werd’ ich leben einflußfrei.
439
Was innen mir und außen mir
an Einflußströmen tauchte auf,
sie all sind restlos abgeschnitten
und rühren sich nicht wieder mehr.
440
Fünf Gruppen sind rundum erkannt,
sie stehn entwurzelt nur noch da:
das Leidens-Ende ist erreicht,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
441
Wer ohne Zorn, woher noch Zorn?
Wer da gezähmt, gleichmäßig lebt,
wer durch Erkenntnisrecht befreit, -
wer ist wie dieser still geworden?
442
Der macht sich eben dadurch schlechter,
wer einem Zorn entgegenzürnt, -
wer einem Zorn nichtgegenzürnt,
siegt in dem Kampf, schwer zu ersiegen.
443
Zu beider Wohlsein lebt er da:
zum Wohl sich selbst und auch des andern, -
wenn er den anderen erregt erkennt
und achtsam dabei ruhig wird.
(Zum Wohl des Selbst und auch des Andern)
444
Bei dem, der beider Heiler ist,
des Selbst und auch des Anderen,
die Leute denken: „Welch ein Tor!“
Die wahrlich nicht die Lehre kennen.
445
Wenn einmal hochkommt dir der Zorn,
denk’ übers Sägegleichnis nach!
Kommt dir beim Schmecken auf die Gier,
erinn’re dich ans Sohnfleischgleichnis!
446
Stürmt dir das Herz einmal davon
bei Sinnesreizen, Werdensdingen,
halt’ es mit Sati schnell zurück,
wie schlechtes Rind, das Korn verschlingt!
447
Auf Zugedecktes pladdert Regen,
auf Offnes pladdert Regen nicht, -
darum: was zugedeckt, deckt ab,
so pladdert darauf Regen nicht.
448
Vom Tod geschlagen ist die Welt,
das Alter schleicht um sie herum,
vom Pfeil des Durstes tief durchbohrt,
vom Duft des Wünschens stets verführt.
449
Vom Tod geschlagen ist die Welt,
das Alter wirbelt sie herum,
schlägt um sich, immer ohne Schutz,
wie mit dem Stock bestrafter Dieb.
450
Sie kommen an wie Feuermassen:
Tod, Krankheit, Alter, diese drei, -
sie zu verlassen, fehlt die Kraft,
kein Tempo gibt’s, um fortzurennen.
451
Nicht nutzlos sei das Tagewerk,
im Kleinen nicht, im Großen nicht, -
denn welche Nacht auch immer geht,
mit jeder nimmt das Leben ab.
452
Für den, der geht, für den, der steht,
für den, der sitzt, für den, der liegt:
die letzte Nacht, sie kommt heran,
nicht bleibt dir Zeit zum Lässigsein.
453
Er ist zweifüßig, ist nicht rein,
schlecht riechend läuft er stets herum,
von Vielem ist sein Körper voll,
es sickert da und dort heraus.
454
Das wilde Tier sitzt in der Falle,
am Angelhaken hängt der Fisch, -
den Affen wie mit Klebemasse,
so hindern sie den Massenmenschen.
455
Die Formen, Tön’, Geschmäck’, Gerüche,
Berührungen, den Geist erfreuend:
dies sind der Sinnenstränge fünf,
zu sehn in der Gestalt der Frau.
456
Sie alle, die verfolgen sie
erregten Herzens, Massenmenschen:
vermehren nur das Leichenfeld
und häufen Weiterwerden auf.
457
Doch wer sich fern von ihnen hält,
wie einen Schlangenkopf vom Fuß,
der dieses Haften in der Welt
kann achtsam überkommen dann.
458
Da ich die Sinnen-Not gesehn,
gesehn das Lassen als den Frieden:
bin ich befreit von allen Lüsten,
erlangt hab ich das Einfluß-Ende