Theragāthā, Vers 494-517

(von Ekkehard Saß)

 

Mahākaccāyano

494

An Tat nicht viel er möge machen,

das Volk er möge meiden, nicht hinausgehn, -

wer eifrig ist, Geschmack er giert,

verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.

495

„Das ist nur Staub!“ erkannte ich, -

Gruß und Verehrung bei Familien

gleicht feinem Pfeil, schwer zu entfernen.

Schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei Schlechten.

496

Mit anderm nicht vergleiche man

die schlechte Tat des Sterblichen, -

man sollte dieser selbst nicht folgen,

als Tatverwandter einer Mutter.

497

Nicht durch das Wort sind andre Räuber

nicht durch das Wort sind andre Muni -

erst wenn das eigne SELBST verschwindet,

erfahren es die Götter dann.

498

Die anderen begreifen nicht:

„Laßt uns den Tod hier immer sehn!“

Doch denen, die begreifen dort,

die Kämpfe werden endlich still.

499

Er lebt jetzt als ein Weiser nur. -

Hat einer Reichtum fahren lassen

und tiefe Weisheit nicht erlangt,

lebt er im wahren Reichtum nicht.

500

Ja, alles hört er mit dem Ohr,

ja, alles sieht er mit dem Auge, -

was er gesehn, gehört, der Weise,

verdient er, alles nicht zu lassen?

501

Der Sehende ist ihm wie blind,

der Hörende ist ihm wie taub,

der Weisheitsvolle ihm wie stumm,

der Starke wie ein Schwächling nur, -

und dann beim aufgesprungnen Sinn

er möge ruhn, als schliefe er.

Sirimitto (Glücksfreund)

502

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

wer so geartet ist als Mönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

503

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

ein immer torbewachter Mönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

504

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der im Verhalten gute Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

505

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der immer gute Freund als Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

506

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der gute Weisheit hat als Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

507

Vertrauen zum Tathāgato,

wer das, nicht schwankend, aufgebaut,

bei wem auch das Verhalten gut,

von Edlen nur geliebt, gelobt, -

508

wer bei dem Sangho klar geworden,

das Sehen grad gerichtet hat:

der wird nicht Bettler mehr genannt,

geht unverblendet durch das Leben.

509

Darum an das Vertrau’n, an Tugend,

an Klarheit und das Dhamma-Sehen

sich schließe an der wirklich Weise,

nur folgend noch der Buddhas Botschaft.

Mahāpanthako (der große Wegler)

510

Als ich das erste Mal ihn sah,

den Lehrer, der ganz ohne Furcht,

da fühlte ich mich tief ergriffen:

hatt’ angeschaut der Menschen Besten (Höchsten).

511

Mit Glanz an Händen und an Füßen,

wer will verweisenden, der kam, -

wer will, der einen solchen Lehrer

erlangt hat, ihn noch ferner missen?

512

Darum mein Kind und meine Frau,

den Reichtum-Wohlstandwarf ich weg, -

schnitt ab die Haare und den Bart

und zog in die Hauslosigkeit.

513

Das Übungsleben füllt’ ich aus,

war bei den Sinnengut gezügelt, -

verehrend tief den ganz Erwachten,

ich lebte völlig unbesiegt.

514

Mein Trachten war von da an nur

fest im Gemüt verankert mir:

mag keinen Augenblick mich setzen

zum Durstpfeil, der herausgezogen.

515

Auf diese Weise lebte ich.

Sieh nur, was Tatkraft-Streben kann:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

516

Ich weiß nun, wo ich früher war,

das Himmelsauge ist geklärt, -

bin Arahat, der Gabenwürdig,

bin abgelöst, von Wünschen frei.

517

Ins Dämmerlicht der dunklen Nacht

brach hell der Sonnenaufgang ein, -

mein ganzer Durst war ausgedörrt,

ich nahm den stillen Kreuzsitz ein.