Theragāthā, Vers 673-704

(von Ekkehard Saß)

 

Aññākondañño (einer der ersten fünf Mönche)

673

Ich komme mehr und mehr zum Frieden,

seit ich gehört die Lehre allzu köstlich, -

die frei von Reiz gezeigte Lehre,

nicht haftend mehr allüberall.

(läßt haften nicht allüberall.)

674

Ach, viele Bilder in der Welt

auf diesem weiten Erdenkreis,

verwirren, meine ich, das Denken, -

das Schöne ist mit Reiz verbunden.

675

Wie Staub, vom Winde aufgewirbelt,

die Regenwolke niederschlägt,

so werden ruhig die Gedanken,

wenn man mit Weisheit das durchschaut.

676

„Sankhāras alle sind vergänglich.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

677

„Sankhāras alle leidvoll sind.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

678

„Die Dhammas all’ sind nicht das SELBST.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

679

Am Buddho ist erwacht der Thero,

Kondanno läßt die Welt zurück:

verlassen sind Geburt und Tod,

wer Brahmaleben hat vollendet.

680

Die Wogenfalle: fester Pfahl,

Gebirge, schwierig aufzubrechen, -

sind aufgespalten Pfahl und Falle,

ist Fels gespalten, schwer zu brechen:

wer kreuzte, rüberging versenkt,

befreit ist er von Mārafessel.

681

Wer ruh’los, schwankend ist als Mönch,

zu Freunden kommt er schnell, die schlecht:

er sitzt in einer großen Woge,

von einer Welle überdeckt.

682

Wer nicht mehr ruh’los und nicht schwankend,

wer klug ist, voller Sinnenzüglung,

ein guter Freund, ein weiser Mensch:

des Leidens Endiger mag sein.

683

Der Zeit vorausgegangen scheint er,

der hager, Adern-nur-bedeckt,

das Maß kennt er bei Speis und Trank,

nicht schwachen Geistes ist der Mann.

684

Berührt von Bremsen und von Mücken

im Wald, im riesigen Gehölz:

wie’ n Elefant vornan der Kampffront,

voll Achtsamkeit hielt er dort durch.

685

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Zeitlichkeit ich warte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

686

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Zeitlichkeit ich warte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

687

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

688

Aus welchem Grund ich ausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Grund ist nun von mir erreicht,

was soll mir noch das Wälderleben?

Udāyi

689

Den Menschgewordenen Erwachten,

den selbstgezähmt Gesammelten,

den Wandernden auf Brahmapfad,

den, der an Geistesruhe froh:

690

Den alle Menschen tief verehren,

den aller Dinge Jenseitsgänger,

die Götter selbst verehren diesen,

so hab’s als Araham gehört.

691

All Fesselwerk vergangen ist,

im Wald er zum Nibbānam kam,

an Sinnenlustentsagung froh,

wie frei von Felsgeröll das Gold.

692

Wie glänzt doch dieser Elefant

in dem Himalaya-Gebirge!

Von allen Elefantennamen

der Wahrheitsname höchster ist.

693

Den Elefanten werd’ ich euch erklären,

von ihm geht nie Bedrängnis aus:

Sanftmut und Freisein von Gewalt

zwei Füße sind des Elefanten.

694

Die Sati und die klare Einsicht

des Elefanten andern Füße,

Vertrau’n als Rüssel hat der große Elefant,

(Vertrau’n des Elefanten Rüssel)

Gleichmut als weißes Elfenbein.

(Gleichmut das weiße Elfenbein)

695

Die Sati Nacken, Kopf die Weisheit,

das Forschen ist das Dhammadenken,

der Dhammaschoß das rechte Wohnen (sein Aufenthalt),

die Einsamkeit ist dessen Schwanz.

(die Abgeschiedenheit sein Schwanz)

696

Der sich vertieft, am Atem froh,

und ist im Innern gut gesammelt, -

es geht der Elefant gesammelt,

es steht der Elefant gesammelt.

697

Gesammelt liegt der Elefant,

im Sitzen ist er auch gesammelt, -

stets ist der Elefant gezügelt,

dies Elefanten-Meisterschaft.

698

Er ißt untadelhafte Dinge,

die tadelhaften ißt er nicht,

verdeckte Nahrung er erlangt,

Zusammenhorten meidet er.

699

Die Fessel fein, die Fessel grob,

jedwede Bindung schnitt er ab,

wohin auch immer er nur geht,

ganz ohne Wünsche geht er da.

700

Gleichwie im Wasser er entsteht,

der weiße Lotus, weiter wächst

und nicht benetzt vom Wasser wird,

von reinem Duft, der Geist (das Herz) erfreut:

701

So auch ist in der Welt entstanden

der Buddho, in der Welt er lebt,

wird nicht benetzt mehr von der Welt,

gleichwie vom Wasser nicht der Lotus.

702

Das große Feuer steht in Flammen,

nur ohne Nahrung hört es auf, -

sind alle Kohlen ausgebrannt:

„erloschen“ wird das wohl benannt.

703

Um zu verstehn, was das bedeutet,

ein Gleichnis zeigten Kluge auf:

es sehn die großen Elefanten

den Elefanten elefantgezeigt.

704

Von Reizen frei, von Hassen frei,

von Blendung frei, von Einfluß frei,

den Körper läßt der Elefant,

wird ganz erlöschen, einflußfrei.