(von Christine Schoenwerth)
121.
Nicht gibt es Dasein ohne Vergänglichkeit, noch sind die Hervorbringungen von ewiger Dauer; entstanden sind ja diese (Haftens-)Gruppen (upādāna-khandhā): sie lösen sich auf, dem Tode unterworfen.
122.
Diese Gefahr erkennend sehne ich mich nicht nach neuem Werden, losgelöst von jedweder Gier nach Sinnenlust: Die Versiegung der Einflüsse habe ich erreicht.
123.
Nicht ist die Nahrung das Wichtigste im Leben, nicht durch Nahrungsaufnahme gelangt man ja zur Geistesruhe. Auf der Grundlage der Nahrung besteht jedoch der Körper: Deshalb nur bitt' ich um Almosen.
124.
Als Unrat nur wird Ehrerweisung bezeichnet, wie sie von Hochgestellten wird erwiesen. Wie ein Pfeil nur schwer herauszuziehen ist, ist's schwer für den Toren, auf Ehrerweisung zu verzichten.
125.
Mit fünf Eingängen (*30) versehen ist die Hütte, der sich ein Affe nähert; immer wieder umkreist er die Behausung, geht von Tür zu Tür, an jeder anklopfend um Einlass.
126.
Steh still, Affe! Gib auf das rastlose Umherschweifen! Denn nicht mehr verhält es sich hier wie einst für dich: Gezügelt habe ich dich ja mit der Weisheit, nicht wirst du wieder meine Hütte betreten. (*31)
127.
Aus drei Palmblättern bestand meine Hütte am Ufer des Gangesstromes. Eine Totenurne diente mir als Almosenschale, ein Fetzen, am Kehrichthaufen gesammelt, als Robe.
128.
Ein einziges Wort sprach ich während zweier Regenzeiten. Dann, in der dritten Regenzeit, wurden die Wogen der Finsternis (des Nichtwissens) auseinander gerissen.
129.
Mag auch einer das Dreifache Wissen (tevijja) erlangt haben, den Tod hinter sich gelassen und die Versiegung der Einflüsse erwirkt haben, so wird ihm, so er nicht von der Welt anerkannt wird, der Tor doch nur Verachtung entgegenbringen.
130.
Welcher Mensch aber auch immer in der Welt geehrt wird mit Speis' und Trank, dem bringt auch der Tor Verehrung entgegen, und sei jener auch von schlechter Gesinnung.
131.
Nachdem ich die Unterweisung des Meisters vernommen hatte, war ich mir keinerlei Regung des Zweifels am Wissenden, Unbesiegbaren bewusst,
132.
Am Führer der Herde, dem großen, dem vortrefflichsten, unvergleichlichen Wagenlenker. Keinerlei Ungewissheit erhebt sich in mir hinsichtlich des (achtfachen) Pfades noch des Wandels.
133.
So wie durch schlecht gedecktes Dach der Regen dringt hindurch, so dringt Begierde ein, wenn ungezügelt ist der Geist.
134.
Wie festes Dach den Regen wehret ab, so dringt Begier nicht ein, wenn der Geist bemeistert ist.
135.
Vor jedweder Wiederkehr bin ich gefeit; die Botschaft des Siegers ist erfüllt. Befreit hab' ich mich aus dem Netz, vernichtet ist der Kanal zu neuem Werden (bhavanetti: der Drang).
136.
Jenes Ziel, um dessentwillen ich vom Haus in die Heimlosigkeit hinauszog, ich habe es erreicht: Die Vernichtung aller Fesseln ist vollbracht.
137.
Ruhig schlafen jene, die nicht gefesselt sind durch Frauen, die frei von solchem Kummer, der ach so fern dem Wahren ist. (*32)
138.
Vernichtet bist du, sinnliche Begierde, nun sind wir quitt! Ich werde nach Nibbāna gehen, wohin gegangen man keinen Kummer empfindet!
139.
Erst zerstört er selber sich (der Scheinasket), zu Grunde richtet er die and'ren dann. Er wirkt sein eigen Unheil, indem er and're täuscht, dem Köder gleich.
140.
Nicht äuß'rer Schein Brahmanentum erkennen lässt, im Innern tief nur zeigt sich Wahres dir: Wer üblem Wirken zugetan, der, wahrlich, ist von nied'rer Art.
141.
Empfindet Freude man am Hören (der Botschaft), so wird man hören immer mehr. Wer hört und wieder hört, an Weisheit nimmt er zu. Das Ziel, erkannt, bringt Seligkeit.
142.
In Abgeschiedenheit verweile, von allen Fesseln löse dich. Wenn Seligkeit auf diesem Weg nicht wurde dir zuteil, dann in den Orden magst du ziehen und weilen in Besonnenheit.
143.
Jene Leute, die nur schwer sich tun (im Orden), die rücksichtslos und lärmend and're quälen, unstet im Geiste: Dies alles fällt ja auf sie selbst zurück, folgt doch ihr Wirken ihnen nach.
144.
Was auch immer für ein Wirken einer wirkt, sei es heilsam, sei es schlecht: Erbe ist er seines Tuns.
145.
Die Tage und die Nächte zieh'n dahin, des Lebens Ende bleibt nicht aus: Es zerrinnt, wie schwaches Rinnsal trocknet aus.
146.
Nicht wissend um die Folgen, ach, der Tor gar üble Tat vollbringt und erntet einst die bitt're Frucht.
147.
Gleichwie einer, an ein schmales Brett geklammert, im Ozean untergehen wird, so mag einer, obwohl er einen guten Wandel führt, wieder (im Samsāra) absinken, wenn er sich einem Nachlässigen zugesellt.
148.
Den Weisen, abgeschieden Lebenden sollte man sich zugesellen, den Edlen, unverdrossen sich Mühenden, die da unermüdlich sich versenken.
149.
Den Menschen sind die Menschen zugeneigt, von den Menschen sind sie abhängig; durch Menschen werden die Menschen verletzt, Menschen verletzen Menschen.
150.
Da dem so ist, warum sollte man auf die Menschen angewiesen sein? Gehe fort (in die Heimlosigkeit), jene Menschen hinter dir lassend, die so viele Menschen verletzt haben.
151.
Einer Krähe gleich sitzt sie da, Kāli, das Weib von dunkler (schmutziger?) Hautfarbe, um sich ein von ihr angehäufter Knochenhaufen. (*33)
152.
Der Tor, in Nichtwissen gefangen, die Basis zu neuer Wiedergeburt schafft er sich. Deshalb sollte der Wissende der Wiedergeburt keine Basis bereiten. O möge ich nie wieder das Leichenfeld vergrößern (wörtl.: möge nie wieder ein Schädel von mir dort liegen)!
153.
Mit kahlgeschorenem Haupt, mit einem (Mönchs-) Gewand versehen, versehen mit Speise, Trank, Kleidung und Lager, wird da manchem Mönch Feindschaft nur entgegengebracht.
154.
Da sich dies so verhält, sollte sich der Mönch mit wenig zufrieden geben, frei sein von Begehrlichkeit, besonnen.
155.
In der Pācīnavamsa-Höhle weilen sie, die Freunde, Söhne des Sakya-Stam-mes, nachdem sie großem Reichtum entsagt haben, sich jetzt erfreuend an dem, was ihre Almosenschale füllt.
156.
Indem sie entschlossen verweilen, voll Energie, unbeirrt, freuen sie sich ihrer Freude am Dhamma, weltlicher Freude entfremdet.
157.
Infolge unweisen Erwägens zog ich die Robe an (= wurde ich Mönch): Dem Stolz war ich verfallen, eitel, durch die Gier nach Sinnenlust versehrt.
158.
Unter der Führung des Buddha, des Weisen, des Sonnensohnes (= eine Ehrenbezeichnung des Erhabenen) recht wandelnd, gelang es mir, die Gier nach Werden aus meinem Gemüt herauszureißen.
159.
Wenn andere den unkonzentrierten Geistes Weilenden (wörtl.: dessen Selbst nicht konzentriert ist) preisen, so preisen sie ihn zu Unrecht, eben weil er unkonzentrierten Geistes weilt.
160.
Wenn andere einen tadeln, der konzentrierten Geistes weilt (wörtl.: dessen Selbst konzentriert ist), so tadeln sie ihn zu Unrecht, eben weil er konzentrierten Geistes weilt.
161.
Die (fünf Haftens-)Gruppen habe ich durchschaut, der Drang wurde völlig entwurzelt, die Erwachungsglieder habe ich entfaltet, die Versiegung der Einflüsse habe ich erreicht.
162.
Nachdem ich (wörtl.: dieses mein Selbst) die Gruppen durchschaut, das Netz (den Drang) völlig zerstört, die Erwachungsglieder wohl entfaltet habe, werde ich erlöschen, einflussfrei.
163.
Panāda jener König hieß, unermesslich groß war sein Palast, hoch gebaut, aus laut'rem Gold.
164.
Eintausend Pfeillängen hoch war jener Palast, und tausend gold'ne Ornamente zierten ihn; bestückt war er mit Bannern, und viele tausend Tänzerinnen musizierten dort. (*34)
165.
Ein weiser Bhikkhu, ausgestattet mit Besonnenheit, geballte Energie entfaltend: So erinnerte ich mich in einer Nacht an fünfhundert Weltalter.
166.
Indem ich die vier Gegenstände der Besonnenheit (satipatthānā) entfaltete, die sieben (Erwachungsglieder) und die acht (Glieder des Pfades) zur Entfaltung brachte, erinnerte ich mich in einer (einzigen) Nacht an fünfhundert Weltalter.
167.
Was da einem zu tun obliegt, der mit unbeugsamer Energie ausgestattet ist, einem, der sich nach der Erwachung sehnt, das werde ich tun; nicht werde ich aufgeben: Siehe mein unermüdliches Ringen!
168.
Und zeige mir, o Weiser, den geraden Weg, der zum Untertauchen in das Todlose führt: In dieses will ich in weiser Versenkung hineinsinken, wie der Gangesstrom in den Ozean fließt.
169.
"Ich werde mir das Haar schneiden lassen" (so dachte ich); der Barbier kam. Da betrachtete ich mich (wörtl.: meinen Körper) im Spiegel.
170.
Leer erschien mir da dieser mein Körper (*35): Die Blindheit (des Geistes) wich, die Finsternis (des Nichtwissens) ward aufgehoben. Alle Beilegungen (wörtl.: alle Kleidungsstücke (sabbe colā) (*36) sind abgelegt, nicht gibt es mehr ein neues Werden für mich.
171.
Die fünf Hemmungen ausmerzend, so die Sicherheit vor Verkoppelung erlangend, im Spiegel der Lehre zum erkennenden Schauen des Selbst (nānadassanam attano) gelangend,
172.
betrachtete ich diesen Körper innen wie außen; sowohl innen als auch außen erschien er mir da leer.
173.
Gleichwie ein edles Ross, wenn es gestrauchelt ist, alle Kraft daran setzt, rasch wieder festen Stand zu gewinnen und unverzagt weiter seine Bürde trägt,
174.
so betrachte mich als einen, der mit hoher Einsicht ausgestattet ist, als einen Jünger des Vollkommen Erwachten, als einen echten Sohn des Buddha.
175.
Komm, Nandaka, lass uns den Meister aufsuchen. In seiner, des vortrefflichsten der Buddhas Gegenwart, wollen wir den Löwenruf ausstoßen (= verkünden, dass wir Arahats geworden sind). (*37)
176.
Jenes Ziel, um dessen willen uns er, der Weise, von Erbarmen bewogen, in die Heimlosigkeit ziehen ließ, wir haben es erreicht, - die Zerstörung aller Fesseln.
177.
Also erschallt der Ruf der Weisen, dem des Löwen in Bergeshöhle gleich; Helden sind sie, siegreich im Kampfe, nachdem sie Māra und seinen Kriegselefanten bezwungen haben.
178.
Dem Meister liebevoll hab' ich gedient, der Lehre und dem Orden hab' Ehre ich erwiesen. Glücklich bin ich, von Freude erfüllt, auch meinen Sohn als einen einflussfrei Gewordenen zu sehen. (*38)
179.
Den Guten habe ich gedient, und oftmals habe ich die gute Lehre gehört. Nachdem ich sie vernommen habe, betrat ich den geraden Weg, der in das Todlose einmündet.
180.
Jeglicher Wunsch nach neuem Werden ist nun ausgemerzt, habe ich doch die Gier nach Werden zerschmettert; kein solcher Wunsch steigt mehr in mir auf noch wird er je wieder aufsteigen, und auch gegenwärtig kenn' ich keinen solchen.
181.
Nachdem ich um der Lehre des Vollkommen Erwachten willen in die Heimlosigkeit gezogen bin, erfreue ich mich eines losgelösten Geistes, habe ich doch den Bereich sinnlicher Freude überwunden.
182.
Unter des wahren Brahmanen (des Buddha) Führung erlangte ich die Lostrennung des Geistes. Unerschütterlich ist diese meine Loslösung: Alle Fesseln sind vernichtet.
183.
Vergänglich sind sie, diese Behausungen alle; an allen Orten hielt ich Ausschau nach ihm, dem Haus-Erbauer; leidvoll ist es, wieder und wieder geboren zu werden.
184.
Entlarvt bist du nun, Haus-Erbauer (*39)! Nie wieder wirst du mir ein Haus erbauen: Alle Balken sind geborsten, die Giebel zerstört. Der Geist, völlig zur Ruhe gelangt, wird noch in diesem gegenwärtigen Leben verwehen.
185.
Erkrankt ist der Heilige, der Weise, der das Ende des Weges erreicht hat; heißes Wasser mögest du für ihn zur Verfügung stellen, Brahmane. (*40)
186.
Ich möchte es ihm bringen, dem die der Verehrung Würdigen Verehrung entgegenbringen, dem die der Ehrerbietung Würdigen Ehre erweisen, der von den der Achtung Würdigen geachtet wird.
187.
Es gibt Laienjünger, in der Lehre wohl bewandert, die erklären: "Vergänglich sind die Sinnenfreuden"; und doch sehe ich sie, wie sie von Gier nach allerlei Tand erfüllt sind, hängen sie doch an Frau und Kindern.
188.
Gewiss haben sie die Lehre nicht wirklich erkannt, mögen sie auch zu Recht erklären: "Vergänglich sind die Sinnenfreuden": Außerstande sind sie, den Drang zu vernichten, - an Frau, Kindern und Wohlstand haften sie ja.
189.
In schweren Regengüssen, wolkenbruchartig, strömt das Wasser nieder, laut schallt das Donnern ringsum. In einsamer Höhle weilend, furchterregend, empfinde ich keine Furcht, keine Ungewissheit, keine Unruhe.
190.
Dies eben ist der mir eigene Zustand, während ich einsam in finst'rer Höhle weile, kenne ich doch keine Furcht, keine Ungewissheit, keine Unruhe.
191.
Wessen Geist feststeht wie ein Felsblock, wer nicht erzittert und, losgelöst von den Sinnenfreuden, nicht erbebt in der erbebenden Welt: Woher sollte den ein Leid überkommen, ihn, dessen Geist also entfaltet ist?
192.
Fest steht mein Geist gleichwie ein Fels, nicht erzittert er; losgelöst von sinnlichen Freuden erbebt er nicht in der erbebenden Welt; also ist mein Geist geübt: Woher sollte mich da ein Leid überkommen?
193.
Nicht bricht doch die Nacht herein mit ihrer mondbeschienenen Sternenpracht auf dass man schlafend sie verbringe; wach vielmehr verweilt in solcher Nacht der Weise.
194.
Im Kampf vom Elefant gestürzt zermalmt von dessen Füßen werden: Wahrlich, besser wär's denn als Besiegter (besiegt vom Nichtwissen) künftig weiter leben.
195.
Die fünf Gebiete sinnlicher Lust (= die fünf äußeren Sinne) aufgebend, die so verführerisch den Geist betören, sollte man von Vertrauen bewogen vom Heim hinaus in die Heimlosigkeit ziehen und so dem Leiden ein Ende bereiten.
196.
Ich sehne mich nicht nach dem Tod, ich hänge nicht am Leben; meine Zeit warte ich ab, klar bewusst, besonnen.
197.
In gelbem Gewand (wörtl.: in einem Gewand, das die Farbe des Mango-Sprosses hat) bestieg ich einen Elefanten; so ritt ich in die Stadt, um Almosen zu erbetteln.
198.
Beschämt stieg ich herab, tief erschüttert ward ich da; dann kehrte Ruhe in mir ein: Ich erreichte die Versiegung der Einflüsse. (Usabha soll diese Handlung im Traum begangen haben.)
199.
Wahrlich, ein Fetzen nur, so dünkt mich, ist dieser Kappata hier. Der Todlosigkeit volles Maß ward ihm hier gereicht in edlem Krug, und doch übt er sich nicht in der Versenkung. (*41)
200.
Wach auf, Kappata, sei nicht schläfrig! Oder muss ich dich wachrütteln? Inmitten der Gemeinschaft döst du vor dich hin, weil du das rechte Maß nicht erfasst.
201.
Verehrung sei ihnen, den Buddhas, Verehrung sei ihren Lehren, gepriesen sei die beste Lehre, die der Meister legt uns dar, auf dass der Jünger selber sie erleben möge!
202.
Unzählige Weltalter hindurch haben sie (die Jünger des Buddha) immer wieder eine neue Persönlichkeit aufgenommen. Diese nun ist ihre letzte im Kreislauf von Geburt und Tod, ein künftig' Werden gibt es nicht mehr.
203.
Der junge Bhikkhu, der die Unterweisung des Buddha verwirklicht, indem er sie auf sich selbst anwendet: Ein Wachender ist er unter den Schlafenden. Sein Leben ist nicht nutzlos.
204.
Der Botschaft des Buddha eingedenk sollte der Weise deshalb Vertrauen, Sittlichkeit und heitere Ruhe entfalten und den Dhamma schauen.
205.
Wessen Sinne sind beruhigt, dem Rosse gleich, von erfahrenem Wagenlenker gezügelt? Welchen Verehrungswürdigen, frei von Stolz, der Einflüsse ledig, mögen selbst die Götter beneiden?
206.
Meine Sinne, wohl beruhigt sind sie, wie wohl gezähmte Rösser durch geübten Wagenlenker. Selbst die Götter beneiden mich, einen der Ehre Würdigen, frei von Stolz, der Einflüsse ledig.
207.
(Frage des Buddha an den Mönch:) "Ungut ist dein Anblick, Mogharāja, dein Geist aber ist gleichwohl von edler Art, besonnen. Die Zeit des kalten Windes naht, der Winter, dunkle Nächte. Ein Bhikkhu bist du: Wie magst du dies verkraften?"
208.
Reich an Korn sollen sie sein, diese Bürger Magadhas; ein Schutzdach aus Stroh mag mir genügen, mag mehr Wohlbehagen bieten als anderen sich're Unterkunft.
209.
Man sollte and're nicht herablassend behandeln noch verächtlich; man sollte einen, der am anderen Ufer angelangt ist, weder schmähen noch missachten. Fern halte man sich von Eigenlob in der Gemeinschaft, frei sei man von Hoffart, mild in der Rede, lauter im Betragen.
210.
Für ihn, der das Ziel erschaut, das feine, subtile, für den weise Erkennenden, nicht Hoffärtigen, Bescheidenen, der den vom Buddha gepriesenen lauteren Wandel führt, ist es, wahrlich, nicht schwer, das Nibbāna zu erreichen.
211.
Sie rufen, die Pfauen, mit ihrer prächtigen Haube, ihren anmutigen Flügeln und dem schönen blauen Hals, wunderbar gestaltet, mit ihrem betörenden Lied. Dicht mit Gras bewachsen ist die Erde, die Wolken hoch oben spenden ihr reichlich Wasser.
212.
Kräftig ist des Körpers Verfassung im heiter Gestimmten, einladend fürwahr zu stiller Versenkung, gedenkend des Buddha Unterweisung! Dringe vor (wörtl.: berühre) zur reinen, subtilen, so schwer zu schauenden, allerhöchsten, unvergänglichen Stätte!
213.
Trügerischer Geist! Immer wieder kehrst du zurück zu den sinnlichen Freuden, so nur der Richtstätte entgegengehend. (*42) Wahrlich, dem Richtblock gehst du so entgegen!
214.
Unglückbringer, Geist, so nenn' ich dich! Zerstörer, Geist, so nenn' ich dich! Nun (endlich) hast den Meister du gefunden, der ach so schwer zu finden ist (= den Buddha); nicht fort vom Ziel sollst du mich führen.
215.
Lange Zeiten im Kreislauf der Wiedergeburten gefangen, wanderte ich von Geburt zu Geburt, ohne die edlen Wahrheiten (vom Leiden und seiner Überwindung) zu erkennen, ein Weltmensch, blind wie alle and'ren.
216.
Als ich Besonnenheit entfaltete, machte ich dem Kreislauf der Wiedergeburten ein Ende; aufgehört hat alles Wandern, ein Wiedergeborenwerden gibt es künftig nicht für mich.
217.
Unter dem Feigenbaum, herrlich grün und voller Triebe, besonnen weilend, ließ einst die Buddha-Vorstellung erstehen ich.
218.
Äonen sind seitdem vergangen; als Frucht jener (in höchster Konzentration gepflegten) Vorstellung erreichte ich nun die Versiegung der Einflüsse.