THERĪGĀTHĀ (Vers 19-38)

Lieder der Nonnen (Übersetzt von Ekkehard Saß)

 

NANDĀ (die Freudenvolle)

19

Den kranken, unreinen und faulen,

sieh, Nandā, diesen Körperhaufen!

Durch Unschönes das Herz entfalte,

das einspitzige, gut gesammelte!

20

Das Zeichenlose dir entfalte!

Die Stolzesneigung treibe aus!

Hast du den Stolz gründlich durchdrungen,

im Frieden wirst du wandern dann.

JENTÍ

21

Was sieben sind Erwachensglieder,

die Wege zum Nibbānam hin:

entfaltet sind sie von mir alle,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

22

Erkannt hab den Erhab’nen ich:

dies ist der letzte Körperhaufen,

erschöpft ist der Geburtenkreislauf,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

EINE UNBEKANNTE THERÍ

23

So gut befreit bin ich nun frei,

frei bin ich von dem Stößelwerk!

Der Schamlose lockt nicht mehr in den Sonnenschatten,

mein Reistopf ist nun leer geworden.

24

Den Lustreiz und das Hassen auch

ich spalte weiter eifrig auf, -

geh unter eine Baumeswurzel:

„Ach, welch ein Glück!“ - ich glücklich mich vertiefe.

ADDHAKĀSÍ (die Halb-Kāsī-Frau)

25

Im weiten ganzen Kāsiland

war mir erfreulich einst Gewinn, -

als dann die Stadt den Preis gemacht,

da sank mein Wert zum Nichtwert ab.

26

Da wurd’ ich müde der Gestalt,

ermüdend löste ich mich los:

nicht länger im Geburtenkreislauf

mag kreisen wieder, wieder ich, -

drei Wissen sind verwirklicht nun,

getan des Buddho Weisung ist.

CITTĀ (die Geschmückte)

27

Und wenn ich auch ganz hager bin

und krank nun und auch äußerst schwach,

auf einen Stock mich stützend geh’ ich

und steige ins Gebirge hoch.

28

Die Robe hab ich abgelegt,

die Bettelschale umgestülpt, -

im Fels ich stützte da das SELBST:

Die Dunkelmasse ich durchdrang.

METTIKĀ (die Mettareiche)

29

Und wenn ich auch im Leiden bin

und schwach und weit entfernt der Jugend,

auf einen Stock mich stützend geh ich

und steige ins Gebirge hoch.

30

Die Robe hab ich abgelegt,

die Bettelschale umgestülpt, -

im Felsen hab ich mich gesetzt:

und da das Herz sich löste mir, -

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

MITTĀ (die Freundin)

31

Am vierzehnten, am fünfzehnten

und auch am achten einer Monatshälfte

bewahrend gut den Wochengang,

und die acht Glieder gut verbindend:

32

Uposathā beging ich so

und freute mich am Götterreich.

Und heut’ mit einem einz’gen Mahl

und kahl, bedeckt mit einer Robe,

das Götterreich erseh’n ich nicht,

im Herzen zügl’ ich alle Furcht.

ABHAYĀS MUTTER (die Furchtlose)

33

Was, Mama, oberhalb der Fußsohle

und was da unterhalb der Haaresspitze:

betrachte diesen ganzen Körper

als unrein und nur faulig riechend.

34

Und als ich dann verweilt so,

entfernt’ ich allen Reiz aus mir, -

das Fieber ist nun abgeschnitten,

bin kühl geworden, bin erloschen.

ABHAYĀ (die Furchtlose)

35

Ach, Abhayā, zerbrechlich ist der Körper,

wo immer Wesen, Menschen sind!

Ich lege einmal ab den Leib,

in vollem Wissen, achtsam ganz.

36

Bei vielen, vielen Leidensdingen

stets an Nichtlässigkeit erfreut,

des Durstes Ende haberreicht:

Getan des Buddho Weisung ist.

SĀMĀ (die Dunkelbraune)

37

Vier Male und auch fünfmal noch

ging aus dem Kloster ich hinaus,

erreichte nicht des Herzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend.

38

Doch in der achten Nacht sodann

zog ich den Durst aus mir heraus, -

bei vielen leidensvollen Dingen

war ich nicht lässig, war nur froh:

Das Durstversiegen ist erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.