THERĪGĀTHĀ (Vers 213-223)

Lieder der Nonnen (Übersetzt von Ekkehard Saß)

 

KISĀGOTAMÍ (die hagere Gotamidin)

213

Die gute Freundschaft wird vom Muni,

wenn er die Welt zeigt, hoch gelobt, -

wenn einer gute Freundschaft teilt,

kann auch ein Tor ein Weiser sein.

214

Man folge guten Menschen nur,

so wächst die Weisheit, wenn man folgt, -

wenn man den guten Menschen folgt,

kann man von allen Leiden lösen sich.

215

Das Leiden kann erkennen man,

und auch des Leidens Ursprung dann,

das Aufhören und den Achtgliederweg,

die vierfach edlen Wahrheiten.

216

„Leidvoll das Frausein“ - ist erklärt

vom Trainer, der die Menschen zähmt, -

der Ehestand ist Leiden auch,

und manche Erstgebärenden

217

durchschneiden sich die Kehle gar, -

und zarte, junge Mädchen schlucken Gift,

wenn sie der Menschenmörder traf

und beide großes Unglück nur erleiden.

218

Als vor der Niederkunft ich ging hinaus,

sah ich den Ehegatten tot am Weg, -

und als ich dann das Kind geboren hatte,

ging ich ins eigne Haus nicht mehr zurück.

219

Zwei Kinder starben mir und auch der Mann:

am Weg der Tote einer armen Frau, -

und Mutter, Vater und auch Bruder,

sie brennen schon auf einem Scheiterhaufen.

220

O du Familienlose, Arme, du!

Erlitten hast du unermeßlich Leiden!

Dir flossen Tränen fort und fort

durch viele tausende Geburten!

221

Ich sah dich in dem Leichenfeld,

dann auch verzehrtest Kinderfleisch, -

fern der Familie, nur noch tadelnswert,

als Witwe ich zum Todlosen gelangte.

222

Entfaltet ist der edle Weg,

achtgliedrig, der zum Todlos führt, -

Nibbāna habe ich verwirklicht,

den Dhammaspiegel sah ich an:

223

Ich bin vom Pfeile nun entschnitten,

die Last ist endlich abgelegt,

getan ist, was zutun ich hatte. -

Kisāgotami, die schon Therī,

im Herzen ganz befreit, dies sprach.