THERĪGĀTHĀ (Vers 236-251)

Lieder der Nonnen (Übersetzt von Ekkehard Saß)

 

PUNNIKĀ (die Volle)

236

Als Wasserträgerin im Kühlen

ging ich zum Wasser stets hinab,

erschrocken vor der Schwestern Stock:

geplagt von Furcht vor Zornesworten.

237

Vor wem, Brahmane, du erschrickst,

der immer du ins Wasser stiegest,

und an den zitternd steifen Gliedern

die Kälte allzu stark empfindest?

238

Als Wissende, o Freundin, du,

o Punnikā befragst du mich,

den, der da gutes Werk nur tut

und schlechtes Werk verhindern will.

239

Wer da als Alter, wer als Junger

ein schlechtes Werk für sich vollbringt,

der wird durch Wasser untertauchen

von seinem schlechten Werk befreit.

240

Wer hat dir dieses denn erklärt

als Nichtwisser dem, der nicht weiß:

daß bloßes Wasseruntertauchen

von schlechtem Werke schon befreit?

241

Zum Himmel werden sie nun geh’n,

die Frösche all und Schildkröten,

die Schlangen und die Krokodile

und all die andern Wasserwesen.

242

Die Schafe schlachten, Schweine schlachten,

die Fischer und die Wildtierfänger,

die Räuber auch und ihre Henker,

die andern all, die Schlechtes tun:

sie würden auch durchs Wassertauchen

von schlechtem Werke schon befreit.

243

Wenn alle diese Ströme dir

das Schlechte, einst getan, vertrieben,

sie trieben auch Verdienst dir fort,

und du, du bliebest außerhalb.

244

Vor wem, Brahmane, du erschrickst,

der immer du ins Wasser stiegest,

das lasse du, o Frommer, sein,

die Kälte soll die Haut nicht treffen.

245

Den falschen Weg verfolgte ich,

den edlen Weg du fügtest mir, -

das Wassertauchen, meine Freundin,

und diesen Mantel geh ich dir.

246

Nur deiner soll der Mantel sein,

nicht wünsche einen Mantel ich, -

wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

247

dann tue niemals schlechtes Werk,

im Offnen nicht und nicht geheim!

Wenn du ein wirklich schlechtes Werk

einmal wirst tun oder auch tust:

248

wirst du vom Leiden niemals frei,

es folgt auch dem, der vor ihm rennt.

Wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

249

dann geh zum Buddho als zur Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho geh!

Und sammle deine Tugenden!

Das wird dir nur zum Nutzen sein!

250

Ich geh zum Buddho als zur Zuflucht,

zum Dhammo geh ich und zum Sangho,

die Tugenden ich sammle mir,

das wird mir nur zum Nutzen sein.

251

Brahmaverwandter war ich früher,

jetzt bin ich, wahrlich, ein Brahmane, -

drei Wissen hab erfahren ich:

bin Sotthiyo, bin Bademeister.