THERĪGĀTHĀ (Vers 252-365)

Lieder der Nonnen (Übersetzt von Ekkehard Saß)

 

AMBAPĀLÍ (Mangobaumhüterin)

252

Glänzend schwarz und samtner Bienenfarbe gleich,

lange Locken fielen mir vom Kopf herab, -

durch das Alter sind sie Hanf und Borke gleich:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

253

Duftend wie ein rundum gut gefüllter Korb,

steckten Blüten über Blüten mir im Haar, -

durch das Alter riechen sie nach Hasenhaar:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

254

Wie Gebüsch, das dicht bepflanzt, beschnitten ist,

waren mit Kamm und Nadeln sie so reich geschmückt, -

durch das Alter sind die Haare dünn geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

255

Duftend zart und reich mit dunklem Gold geschmückt,

schön sie waren, meine schmuck geflochtnen Zöpfe, -

durch das Alter ist nun kahl der Kopf geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

256

Wie von einem Maler kunstvoll nachgezogen,

schön sie waren früher, meine Augenbrauen, -

durch das Alter hängen tief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

257

Glänzend, leuchtend, wie ein seltenes Juwel,

meine Augen waren dunkelschwarz und lang, -

durch das Alter sind sie nun geschlagen, trübe:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

258

Sanft geschwungen ragte meine Nase vor,

schön war sie in meiner vollen Jugendzeit, -

durch das Alter gleicht sie ausgespülter Flußbank:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

259

Wie ein Armband, kunstvoll ausgeführt, geschmiedet,

schön sie waren, diese Linien meiner Ohren, -

durch das Alter hängen tief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

260

Kleinen Pinsangknospen in der Farbe gleich,

schön sie waren früher, meine blanken Zähne, -

durch das Alter sind sie ausgebrochen, gelb:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

261

In der Lichtung eines Waldgehölzes ging ich,

wie der Kuckuck hab ich flötensüß gesungen, -

durch das Alter krächz’ ich nur noch dann und wann:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

262

Sanfter Muschel gleich gebogen, blank gerieben,

schön war früher auch mein Nacken, wie er glänzte, -

durch das Alter ist gebrochen er, zerstört:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

263

Frei sie kreisten wie ein Riegelholz, sie beide,

schön sie waren, meine Arme früher, -

durch das Alter sind sie schlapp, gleich der Trompetenblume:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

264

Feine Ringe, ganz aus Gold, sie schmückten einmal,

schön sie waren, meine beiden Hände früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Wurzeln zum Verkauf:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

265

Lust erregend fest, sie standen beide hoch,

schön sie waren, meine beiden Brüstchen früher, -

trockne Beutel sind sie, ohne Wasser jetzt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

266

Wie ein flaches Stück, aus feinstem Gold poliert,

schön er war, mein glatter Körper früher, -

der ist nun mit feinen Fältchen überdeckt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

267

Starkem Schlangenleibe waren beide gleich,

schön sie waren, meine Schenkel früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Bambusrohre:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

268

Meine Knöchel schmückten feine, goldne Spangen,

schön sie waren, meine Beine früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Sesamhalme:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

269

Wie gefüllt mit Baumwolle sie beide waren,

schön sie waren, meine Füße früher, -

durch das Alter sind sie krumm, verschrumpelt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

270

Solcher Art war dieser ganze Körperhaufen,

altersschwach ist er ein Haus nur voller Leiden, -

abgebröckelt ist der Putz vom alten Haus:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

ROHINI (rote Kuh)

271

Vater:

„Asketen!“ So machst du mir klar!

„Asketen!“ Dabei wirst du wach!

Nur den Asketen sprichst du Lob!

Asketin wirst nun selber werden!

272

Zu essen und zu trinken reichlich

an die Asketen du verschenkst, -

o Rohini, ich frag dich jetzt:

wodurch sind dir Asketen lieb?

273

Das Nichtstun lieben sie, sind faul,

von andrer Gaben leben sie, -

sie jagen nur nach süßen Freuden:

wodurch sind dir Asketen lieb?

274

Tochter:

Schon lange du mich, wahrlich, Vater,

nach den Asketen so befragst.

Ich werde dir erzählen nun

von ihrem Weisheit-Tugend-Streben.

275

Das Tun sie lieben, sind nicht faul,

sind besten Werkes Tuer nur:

die Gier, den Haß sie geben auf,

dadurch sind mir Asketen lieb.

276

Die dreifach Wurzeln alles Schlechten

vernichten sie, die Reines tun,

bis alles Schlechte aufgegeben:

dadurch sind mir Asketen lieb.

277

Das Körperwerk ist ihnen rein,

das Redewerk auch ebenso,

das Geisteswerk ist ihnen rein:

dadurch sind mir Asketen lieb.

278

Fleckenlos wie das Perlmutt

sind rein sie, innen so wie außen,

voll sind sie von den hellen Lehren:

dadurch sind mir Asketen lieb.

279

Sie hörten viel, sind Dhammaträger,

sind edel, die den Dhammo leben,

den Sinn sie und den Dhammo weisen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

280

Sie hörten viel, sind Dhammaträger,

sind edel, die den Dhammo lieben,

ihr Geist einspitzig, achtsam stets:

dadurch sind mir Asketen lieb.

281

Sie gehen weit und achtsam stets,

die Texte sprechend unverwirrt,

des Leidens Ende sie verstehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

282

Durch welches Dorf sie wandern auch,

sie sehen keine nirgend an,

frei von Verlangen gehen sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

283

Und nicht den Bauch sie füllen sich,

nicht ihren Topf, nicht ihr Gefäß,

Vollkommen heiter streben sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

284

Sie greifen nicht nach blankem Gold,

auch nicht nach Geld und nicht nach Silber,

was da auch kommt, sie lassen’s gehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

285

Sie zogen fort aus vielen Stämmen,

aus vielen Ländern auch sogar,

sind sich in Liebe zugetan:

dadurch sind mir Asketen lieb.

286

Vater:

Zum Wohle, wahrlich, du Verehrte,

bist du uns, Rohini, geboren, -

vertraust dem Buddho und dem Dhammo,

dem Sangho auch, verehrst sie ernst.

287

Du hast begriffen dieses ganz:

Verdienstfeld, nicht zu übertreffen.

Und auch von mir nun die Asketen

bekommen eine gute Gabe:

hier ist das Opfer aufgebaut,

ein großes wird es für uns sein.

288

Tochter:

Wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb,

so geh zum Buddho, deiner Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho einzig,

versammle deine Tugenden,

das wird zum Wohle dir nur sein!

289

Vater:

Ich geh zum Buddho, meiner Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho einzig,

versammle meine Tugenden,

das wird zum Wohle mir nur sein.

290

Brahmaverwandter war ich früher,

jetzt bin ich wirklich ein Brahmane, -

Dreiwissensmeister bin ich nun,

ich hab erkannt und bin ein Bademeister.

CĀPĀ (die Schwankende, Zitternde) (sehr alt)

291

Kālo:

Trug einen Stock einst in der Hand,

jetzt bin ein Wildtierjäger ich, -

durch meine Gier, aus schlimmem Sumpf

ich konnte nicht hinübergeh’n.

292

Sie dachte, mich ganz stolz zu machen,

die Cāpā, die den Sohn mir schenkte, -

zu Cāpā schnitt das Band ich ab,

werd’ aus dem Haus von neuem zieh’n.

293

Cāpā:

Nicht sei mir böse, großer Held!

Nicht sei mir böse, großer Muni!

Nicht gibt es für den Zornerregten

das Reinsein, woher heißes Streben!

294

Kālo:

Ich werde fort aus Nālā gehen,

wer wird in Nālā wohnen noch?

Sie fesseln dort mit Weibsgestalt

Asketen, die den Dhammo leben.

295

Cāpā:

Ach, komm doch, Kālo, komm zurück!

Genieß die Lüste wie zuvor!

Ich will dir unterworfen sein

mit allen, die Verwandte sind!

296

Kālo:

Von diesem nur der vierte Teil,

wie du es sagst, du gute Cāpā:

für einen tief erregten Mann

mag das erhebend wahrlich sein.

297

Cāpā:

Ach, Kālo, wie ein Feuer die Akazie

dort auf dem Bergesgipfel blüht, -

wie eine Windenranke blüht,

auf einer Insel die Trompetenblume,-

298

mit Sandelöl ganz eingerieben,

Benaresseide hüllt mich ein:

die ich so strahlend schön jetzt bin,

willst du verlassen, gehst nun fort?

299

Kālo:

Der Vogelfänger seinen Vogel,

wie er ihn doch zu fesseln wünscht!

Mit deiner fesselnden Gestalt

nicht mich wirst du herunter drücken.

300

Cāpā:

Und diese meine Sohnesfrucht

hab, Kālo, ich für dich gebracht, -

und mich, die gute Sohnesmutter,

willst du verlassen, gehst nun fort?

301

Kālo:

Die Weisen lassen ihre Söhne,

Verwandte auch und den Besitz,

es ziehen fort die großen Helden,

wie ein Elefant sein Seil zerreißt.

302

Cāpā:

Und wenn ich dir jetzt diesen Sohn

mit einem Stock und Messer gar

zu Boden niederschlagen würde:

um Sohnestrauer gehst du nicht!

303

Kālo:

Wenn du den Sohn Schakalen auch

und wilden Hunden übergäbst,

nicht mich, du üble Sohnesmacherin,

wirst wieder du zur Umkehr bringen.

304

Cāpā:

Nun denn, so sei das Glück mit dir!

Wohin nun, Kālo, wirst du gehn?

In welches Dorf? In welche Stadt?

In welche Zentren? Königsstädte?

305

Kālo:

Wir scharten früher um uns Schüler,

als Nichtasketen hielten für Asketen uns,

von Dorf zu Dorf wir zogen hin,

von einem Ort zur Königsstadt.

306

Doch der Erhabene, der Buddho,

ganz nah am Fluß Neranjarā,

um alles Leiden aufzugeben,

den Dhammo wies er auf den Wesen, -

ich gehe jetzt in seine Nähe,

er wird für mich der Lehrer sein.

307

Cāpā:

Den Gruß nun mögest du ihm sagen,

dem Weltenschützer höchster Art,

hast du ihn rechts herum umgangen,

magst du ihm eine Gabe weih’n.

308

Kālo:

Das wird uns nun wohl möglich sein,

so wie du es gesagt, o Cāpā:

den Gruß werd ich für dich jetzt sagen

dem Weltenschützer höchster Art,

hab ich ihn rechtsherum umgangen,

werd ich ihm eine Gabe weih’ n.

309

Und Kālo ging von da nun fort,

ganz nah zum Fluß Neranjarā,

erblickte dort den ganz Erwachten,

wie er aufwies den Todlospfad.

310

Das Leiden und das Leid entstehen,

des Leidens Überwindung auch,

den edlen Achtgliederweg,

der hin zur Leidenruhe führt.

311

Er fiel zu seinen Füßen nieder

und ging um ihn dann rechts herum, -

gab ihm der Cāpā Gabe hin,

zog fort in die Hauslosigkeit. -

Drei Wissen sind von ihm erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

SUNDARÍ (die Schöne, Gute, Nette)

312

Sujāto, der Brahmane:

O Herrin, deine toten Kinder,

verschlungen haben sie dich früher,

du hast bei Tag und auch bei Nacht

dich übermäßig stark betrübt.

313

Sie alle sind heut schon verschlungen,

die sieben Kinder, du Brahmanin, -

Vāsetthā, welches ist der Grund,

daß du dich nicht mehr stark betrübst?

314

Sundarī:

So viele hundert Kinder schon,

Verwandtenscharen Hunderte,

hat die Vergangenheit verschlungen:

wie mir, so dir, Brahmane, du.

315

Den Ausweg hab ich jetzt erkannt,

aus der Geburt und aus dem Tod:

nicht klage ich, nicht weine ich,

nicht mehr betrübe ich mich sehr.

316

Sujāto:

Wie wunderbar wohl,o Vāsetthā,

ist dieses Wort, das du da sprichst!

Sag, wessen Lehre du erkannt,

daß du so großes Wort aussprichst.

317

Sundarī:

Es ist, Brahmane, der Erwachte, -

ganz nah dem Städtchen Mithilā,

um aufzugeben alles Leiden,

die Lehre zeigt er auf den Wesen. (den Dhammo)

318

Von ihm, Brahmane, dem Geheilten

die Lehre hört’ ich, frei von Wünschen,

dort hab erkannt ich rechte Lehre,

den Kindeskummer trieb ich fort.

319

Sujāto:

So werde ich auch gehen jetzt

ganz nah zum Städtchen Mithilä, -

vielleicht daß der Erhabene

von allem Leiden mich befreite.

320

Es sah den Buddho der Brahmane,

den ganz Befreiten, ohne Wünschen, -

es zeigte ihm die Lehre auf

der Muni, Leidens Jenseitsgänger:

321

das Leiden und das Leidentstehen,

des Leidens Überwindung auch,

den edelen Achtgliederweg,

der hin zur Leidensruhe führt.

322

Dort er begriff die rechte Lehre,

fand am Hinausziehn selber Freude, -

Sujāto in drei Nächten schon

an die drei Wissen rührte an.

323

Sujāto:

Komm, Wagenlenker, gehe nun

und fahre mir zurück den Wagen, -

zu der genesenen Brahmanin sprich

„Gezogen fort ist der Brahmane,

Sujāto in drei Nächten schon

an das Dreiwissen rührte an.“

324

Und als den Wagen er genommen

und Tausend noch, der Wagenlenker,

zu der genesenen Brahmanin sprach:

„Gezogen fort ist der Brahmane, -

Sujāto in drei Nächten schon

an das Dreiwissen rührte an.“

325

Sundarī:

Den Wagen und die Pferde auch

und Tausend noch, du Wagenlenker,

da ich gehört Brahmanen-Dreierwissen,

als volle Schale geh ich dir.

326

Wagenlenker:

Dein sollen sein der Wagen und die Pferde

und auch die Tausend, du Brahmanin!

Ich werde auch hinaus nun ziehn,

ganz in die Näh’ des besten Weisen.

327

Mutter:

Den Elefant, die Kuh, das Pferd

und Edelstein-Juwelenschmuck,

den ganzen Reichtum gab er auf:

dein Vater ist hinausgezogen, -

genieß den Reichtum, Sundarī,

du bist die Erbin deines Stamms!

328

Sundarī:

Den Elefant, die Kuh, das Pferd

und Edelstein-Juwelenschmuck,

den schönen Reichtum gab er auf:

mein Vater ist hinausgezogen,

von Trauer um den Sohn geplagt, -

ich werde ziehen auch hinaus,

von Brudertrauer tief geplagt.

Sundarī bittet bei den Nonnen um Aufnahme. Eine Nonne spricht:

329

Gedeihen möge dein Entschluß –

was du erstrebst, o Sundarī!

Die Abfallbrocken sammle ein

in deiner Müllplatzfetzenrobe:

diejenigen, die das erlangen,

in andrer Welt sind einflußfrei.

330

Sundarī:

Mir, Schwester, die ich so geübt,

das Himmelsauge klärte sich, -

ich weiß um meine Vorgeburt,

wo ich gelebt habe zuvor.

331

Auf dich gestützt, du Gute, du,

des Therī -Sangho echte Zierde,

drei Wissen hab ich jetzt erlangt, -

getan des Buddho Weisung ist.

332

Erlaube es mir, Schwester, nun:

ich möchte nach Savatthī gehn,

das Löwenbrüllen werd ich brüllen,

ganz nahe bei dem Buddhabesten.

333

Nonne:

Sieh, Sundarī, den Lehrer

mit Haut von golden gelber Farbe,

der Ungezähmter Zähmer ist,

den ganz Erwachten, ohne Furcht!

334

Sundarī:

Sieh, Sundarī, die näherkommt,

die ganz befreit, frei von Verlangen,

die frei von Reiz und ganz entjocht,

die tat die Pflicht, von Einfluß frei.

335

Benares habe ich verlassen,

in Deine Nähe bin gekommen,

zu hören dich, o großer Held:

zu Füßen ehrt dich Sundarī.

336

Du bist der Buddho, Du der Lehrer,

bin Deine Tochter nun, Brahmane!

Aus deiner Brust, dem Mund geboren,

tat ich die Pflicht, von Einfluß frei.

337

Der Buddho:

Willkommen seist du, Glückliche,

du bist nur recht hier angekommen:

so kommen die Gezähmten an,

des Lehrers Füße ehren sie,

die frei von Reiz und ganz entjocht,

getan die Pflicht, von Einfluß frei.

SUBHĀ (die Schöne, Glänzende, Strahlende)

338

Als junges Mädchen, rein gekleidet,

die Lehre hörte ich schon früher, -

und mir, die ich nicht lässig war,

Wahrheitsverständnis ging da auf.

339

Da kam mir bei den Sinneslüsten

die Unlust wie vorm Schmuckstück an:

das Ichsein sah ich voller Furcht,

ersehnte nur Entsagung noch.

340

Verwandtenschar hab ich verlassen,

die Sklaven und die Arbeiter,

die reichen Felder meines Dorfes,

die schönen, die ich so genossen, -

hinausgezogen gab ich auf

Besitz, der nicht gering zu schätzen.

341

So zog ich aus Vertrauen fort,

war im Saddhammo gutbewandert, -

nicht passend wär es da für mich,

die sich nach gar nichts weiter sehnt

und alles Gold und alles Silber

gelassen hat, zurück zukehren.

342

Das Silber nicht und nicht das Gold

führt zum Erwachen, führt zur Stille, -

nicht dieses ist Asketen eigen,

nicht dieses ist der Edlen Schatz.

343

Schafft nur Verlangen und schafft Rausch,

Verblendung, läßt den Schmutz anwachsen,

führt nur zu Angst und vielen Sorgen,

nicht gibt es hierbei festen Stand.

344

Erregt sind sie und werden lässig,

beschmutzen ihren Geist, die Menschen,

sind nur einander Hindernis,

und fallen einzeln in den Streit.

345

Das Töten, Fessel und Bedrängnis,

das Klagen über Raub-Verlust:

bei den von Lüsten so Ergriff’nen

wird immer Unglück nur gesehn.

346

Ihr seid, Verwandte, keine Freunde!

Was bindet ihr an Lüste mich!

Versteht, daß ich hinausgezogen,

bei Lüsten nur die Furcht noch sehe!

347

Durch Gold nicht und auch nicht durch Geld

erschöpfen sich die Einflußmächte, -

nicht Freunde, Mörder sind die Lüste,

sind Feinde nur, sind Pfeil und Fessel.

348

Ihr seid, Verwandte, keine Freunde!

Was bindet ihr an Lüste mich!

Versteht, daß ich hinausgezogen,

bin kahl, bedeckt mit einer Robe.

349

Die Abfallbrocken samml’ ich ein

in meiner Müllplatzfetzenrobe:

ach, dieses nun paßt ganz zu mir,

für Hauslossein der feste Grund.

350

Vom großen Weisen sind die Lüste ausgespien,

die himmlischen und auch die menschlichen,

im Friedensstand sind sie gelöst,

gemündet nun in stetes Glück.

351

Ließ mich auf Sinnenlüste ein,

bei denen keinen Schutz es gibt:

nicht Freunde, Mörder sind die Lüste,

sind feuermassengleiches Leiden.

352

Gefährlich ist das, voller Furcht,

bringt nur Verdruß, ist wie ein Dorn,

Begierde ist Zerrissensein,

ist tiefer Anlaß zur Verwirrung.

353

Ein Angriff, schreckliche Erscheinung,

sind Lüste wie ein Schlangenkopf,

nur Toren finden Freude dran,

die blind geword’nen Massenmenschen.

354

Sind Wesen tief im Sinnenschlamm,

unwissend Viele in der Welt,

das Ende sie erkennen nicht,

das Ende von Geburt und Tod.

355

Den Weg, der abwärtsführt, sie gehn,

die Menschen, sinnenlustbedingt,

so Vielem, wahrlich, folgen sie,

was Krankheit ihrem Selbst nur bringt.

356

So zeugen sie sich keine Freunde,

sie quälen sich im eignen Schmutz,

am Weltenköder festgebunden,

in Sinnenlüsten-Todesbanden.

357

Berauschend sind sie und verlockend,

die Lüste sind nur Herz erdrückend:

nur um die Wesen zu beschmutzen,

stellt rasch der Māro seine Falle.

358

Gefahren endlos sind die Lüste,

ein einzig Leiden, einzig Gift,

gering an Süße, Gram nur machend,

die helle Hälfte trocknend aus.

359

Ich habe alles dies erfahren,

das Unglück, sinnenlustbedingt:

nicht werd ich dorthin wieder gehn,

bin am Nibbāna stets erfreut.

360

Hab Lüsten nun den Kampf erklärt,

nur kühl zu werden, wünsche ich,

nicht lässig werd ich weiter bleiben,

bis ihre Fesseln sind gefallen.

361

Den sorgen-, fleckenfreien, stillen,

achtgliedrigen, der grade ist:

den Weg ich gehe nun entlang,

den Weise überschritten haben.

362

Seht nun die Lehre, ihren Sinn,

seht Subhā an, des Goldschmieds Tochter:

sie wurde ganz von Fehlern frei,

vertieft sich unter Baumeswurzel.

363

Heut ist der achte Tag des Auszugs,

den Dhammo schmück ich mit Vertraun, -

gut zügelte Uppalavannā:

ich hab Dreiwissen, ließ den Tod.

364

Befreite Sklavin bin ich, ohne Schuld,

bin Bhikkhunī mit Fähigkeiten:

von allen Jochen bin ich frei,

tat, was zu tun, bin einflußfrei.

365

Und Sakko mit der Götterschar

kam da mit inn’rer Macht heran:

es ehrte da der Herr der Wesen

die Subhā, eines Goldschmieds Tochter.