So habe ich es gehört:
Einst weilte der Erhabene außerhalb der Stadt Vesālí im Walde. Damals war der Licchavi Sunakkhatta kurz vorher aus dem Buddha-Orden ausgetreten und verbreitete in Vesālí dieses Gerede: «Der Samana Gotama besitzt gar keine übermenschlichen Fähigkeiten und kein wirklich überragendes edles Wissen und Schauen; er verkündet nur eine mühsam ergrübelte Lehre, die er sich selbst ausgedacht hat, und verfolgt damit nur den Zweck, daß für den, der danach handelt, das Leiden aufhört.» Als Sāriputta bei seinem Almosengang durch Vesālí davon gehört hatte, begab er sich zum Erhabenen und berichtete ihm darüber.
Der Erhabene sprach darauf: Ärgerlich ist der törichte Sunakkhatta und nur aus Ärger redet er so. Er will den Vollendeten tadeln und dabei lobt er ihn; denn es ist ein Lob, wenn er sagt, der Zweck der Lehrverkündigung sei, daß für den, der danach handle, das Leiden aufhöre. Sunakkhatta wird gewiß niemals begreifen, daß ich der vollkommen Erwachte bin und diese übernormalen Fähigkeiten besitze: mich zu vervielfältigen, mich unsichtbar zu machen, ungehemmt durch Mauern, Wälle und Berge zu gehen, als wären sie Luft, in der Erde unterzutauchen, als wäre sie Wasser, auf dem Wasser zu wandeln, als wäre es feste Erde, mit gekreuzten Beinen durch die Luft zu schweben wie ein Vogel, Mond und Sonne mit der Hand zu berühren und körperlich bis in die Brahmawelt vorzudringen. Er wird auch nie begreifen, daß ich himmlisches Gehör besitze, daß ich die Gedanken anderer lesen kann.
Der Vollendete besitzt aber zehn Kräfte, vermöge deren er, wie ein Stier in der Herde, den ersten Platz einnimmt, wie ein Löwe brüllt und das heilige Rad (der Lehre) rollen läßt. Dies sind die zehn Kräfte:
Wer diese zehn Kräfte des Vollendeten bestreitet, seine Behauptung nicht zurücknimmt und seine Ansicht nicht aufgibt, der wird, wie er es verdient, in die Hölle geworfen.
Der Vollendete hat ferner eine vierfache Zuversicht, vermöge derer er, wie ein Stier in der Herde, den ersten Platz einnimmt, wie ein Löwe brüllt und das heilige Rad rollen läßt. Kein Samana oder Brahmane, kein Gott und kein Teufel noch sonst jemand in der Welt kann mir vorwerfen, daß ich, der ich mich als vollkommen erwacht bezeichne, doch nicht die Eigenschaften eines Vollerwachten besäße, daß ich, der ich behaupte, die Anwandlungen vernichtet zu haben, doch nicht alle Anwandlungen vernichtet hätte, daß die Dinge, die ich als hinderlich bezeichne, doch nicht dem, der sie ausübt, hinderlich seien, und daß die von mir verkündete Lehre doch nicht dem, der danach handelt, zum Aufhören des Leidens verhelfe. Weil niemand mir dies vorwerfen kann, darum bin ich beruhigt, furchtlos und zuversichtlich. Wer das bestreitet, seine Behauptung nicht zurücknimmt und seine Ansicht nicht aufgibt, der wird, wie er es verdient, in die Hölle geworfen.
Es gibt acht Arten von Versammlungen: Versammlungen von Adligen, von Brahmanen, von Bürgern und von Samanas, Versammlungen im Bereich der vier Welthüter, der Dreiunddreißig Götter, des Teufels (Māra) und des Brahma. Mit der vierfachen Zuversicht ausgerüstet hat der Vollendete diese acht Arten von Versammlungen besucht. Ich versichere, daß ich in mehreren Hundert solcher Versammlungen war, mit ihnen zusammensaß und mit ihnen redete. Dabei kannte ich weder Furcht noch Befangenheit. Darum bin ich beruhigt, furchtlos und zuversichtlich. Wer das bestreitet, seine Behauptung nicht zurücknimmt und seine Ansicht nicht aufgibt, der wird, wie er es verdient, in die Hölle geworfen.
Es gibt vier Entstehungsarten: Entstehung im Ei, Entstehung im Mutterleib, Entstehung im Feuchten und Entstehung im Unsichtbaren. Wenn Wesen zur Welt kommen, indem sie die Eihülle sprengen, so nennt man dies Entstehung aus dem Ei; wenn Wesen zur Welt kommen, indem sie aus dem Mutterleib hervorgehen, so nennt man dies Entstehung im Mutterleib; wenn Wesen in faulem Fisch oder Fleisch oder faulem Käse oder im Dorfteich oder in einer Schmutzpfütze entstehen, so nennt man dies Entstehung im Feuchten; wenn manche Götter oder Menschen als Höllenwesen wiedererscheinen, so nennt man dies Entstehung im Unsichtbaren.
Es gibt fünf Daseinsfährten: die Hölle, das Tierreich, das Gespensterreich, die Menschenwelt und die Götterwelt. Diese Daseinsfährten kenne ich, und ich kenne auch die Wege, die nach dem Tode zu diesen Daseinsfährten führen. Auch das Nirwana kenne ich und den Weg, der zum Nirwana führt, den Weg, auf dem man durch Abwehr der Anwandlungen, die anwandlungslose Befreiung des Geistes, die Befreiung durch Weisheit schon in diesem Leben erkennt, wirklich erreicht und erlebt.
Ich durchschaue das Herz eines Menschen und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels nach dem Tode in Leid und Qual, an Stätten der Pein, in die Hölle gelangen wird, und später sehe ich ihn mit himmlischem, klarem, übermenschlichem Blick, wie er in der Hölle nichts als Qual, Pein und Schmerz erduldet.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da ist eine mannstiefe Grube voll glühender Kohlen ohne Flammen und ohne Rauch. Geradenwegs auf diese Grube zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu der Kohlengrube kommen wird, und später sieht er ihn, wie er, in die Grube gefallen, dort nichts als Qual, Pein und Schmerz erduldet.
Eines anderen Menschen Herz durchschaue ich und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels nach dem Tode in das Tierreich gelangen wird, und später sehe ich mit himmlischem Blick, wie er im Tierreich Qual, Pein und Schmerz erduldet.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da ist eine mannstiefe Grube voll Jauche. Geradenwegs auf diese Grube zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu der Jauchengrube kommen wird, und später sieht er ihn, wie er, in die Grube gefallen, dort Qual, Pein und Schmerz erduldet.
Eines anderen Menschen Herz durchschaue ich und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels nach dem Tode in das Gespensterreich gelangen wird, und später sehe ich ihn mit himmlischem Blick, wie er im Gespensterreich viel Qual erduldet.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da steht auf schlechtem Boden ein Baum mit spärlichem Laub, der undichten Schatten wirft. Geradenwegs auf diesen Baum zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu dem Baum kommen wird, und später sieht er ihn, wie er im Schatten des Baumes sitzt und viel Qual erduldet.
Eines anderen Menschen Herz durchschaue ich und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels nach dem Tode in die Menschenwelt gelangen wird, und später sehe ich ihn mit himmlischem Blick, wie er in der Menschenwelt viel Glück erlebt.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da steht auf gutem Boden ein Baum mit dichtem Laub, der undurchdringlichen Schatten wirft. Geradenwegs auf diesen Baum zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu dem Baum kommen wird, und später sieht er ihn, wie er im Schatten des Baumes sitzt und viel Glück erlebt.
Eines anderen Menschen Herz durchschaue ich und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels nach dem Tode in himmlische Welt gelangen wird, und später sehe ich ihn mit himmlischem Blick, wie er in himmlischer Welt nichts als Glück erlebt.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da ist ein Sommerpalast mit luftiger, wohl geglätteter Terrasse, die mit einem Geländer versehen ist; die Fenster sind überschattet. Dort steht ein Ruhelager, weich und bequem gepolstert, mit wollenen Decken und zarten Gazellenfellen behängt, zu beiden Seiten purpurne Kissen. Geradenwegs auf diesen Palast zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu dem Palast kommen wird, und später sieht er ihn wie er auf dem Ruhelager auf der Terrasse des Palastes nichts als Glück erlebt.
Eines anderen Menschen Herz durchschaue ich und erkenne, daß er infolge seines Lebenswandels durch Abwehr der Anwandlungen die anwandlungslose Befreiung des Geistes, die Befreiung durch Weisheit schon in diesem Leben erkennen, wirklich erreichen und erleben wird, und später sehe ich ihn, wie er schon in diesem Leben das Ziel erreicht hat und nichts als Glück erlebt.
Das geschieht so wie in diesem Gleichnis: Da ist ein Lotusteich mit klarem, frischem, kühlem Wasser, durchsichtig, leicht zugänglich, erquickend, und nahe dabei ein tiefer Waldgrund. Geradenwegs auf diesen Lotusteich zu wandert ein in der Sonnenglut erhitzter, ausgedörrter, dürstender Mann. Ein scharfsichtiger Mann, der ihn erblickt, sagt voraus, daß jener auf seinem Wege zu dem Lotusteich gelangen wird, und später sieht er ihn, wie er den Lotusteich erreicht, dort gebadet und getrunken, alle Qual, Pein und Erschöpfung überwunden hat, im Waldgrunde sitzt oder liegt und nichts als Glück erlebt.
Dies sind die fünf Daseinsfährten. Wer (nun noch) bestreitet, daß ich übermenschliche Fähigkeiten und überragendes edles Wissen und Schauen besitze, seine Behauptung nicht zurücknimmt und seine Ansicht nicht aufgibt, der wird, wie er es verdient, in die Hölle geworfen.
Weiter versichere ich, daß ich vierfache Askese geübt habe: Ich habe mich aufs äußerste kasteit, ich lebte sehr elend, sehr rücksichtsvoll und sehr einsam. Meine Kasteiung war so: Ich ging nackt, ich trug ein sehr leichtes Gewand, ich leckte mir nach dem Essen die Hände ab, ich ließ mich nicht zum Essen oder zum Übernachten auffordern, ich nahm nichts, was man mir brachte, was man besonders für mich zubereitet hatte, ich nahm keine Einladung an, ich nahm nichts direkt aus dem Kochtopf oder aus der Pfanne[4], nichts, was auf einer Türschwelle niedergelegt war, nichts, was zwischen Stöcken und Dreschflegeln stand, nichts, wenn zwei zusammen speisten (und nur einer Speise anbot), nichts von einer Schwangeren, nichts von einer stillenden Mutter, nichts von einer Frau, die Geschlechtsverkehr hat, nichts von Speisen, die in einer Notzeit gesammelt worden waren, nichts, wo ein Hund in der Nähe war oder wo Fliegen schwärmten, weder Fisch noch Fleisch, ich trank keine berauschenden Getränke, ich nahm jedesmal nur in einem Hause Speise an oder immer nur einen Bissen, oder aus zwei Häusern und zwei Bissen bis zu sieben Häusern und sieben Bissen, ich lebte von einer einzigen Gabe oder von zwei oder von sieben Gaben, ich aß jeden Tag nur einmal oder nur jeden zweiten Tag oder jeden siebenten Tag und so fort bis zu jedem vierzehnten Tag, ich aß nur Kohl oder Hirse oder wilden Reis oder gewisse andere Pflanzen oder Gras oder Kuhmist oder Wurzeln und Früchte des Waldes oder nur vom Baum gefallene Früchte, ich trug nur Hanfkleidung oder Halbhanf oder Kleider von einer Leiche oder aus Lumpen zusammengeflickte Kleidung oder Kleider vom Kehrichthaufen oder Kleider aus Bast oder Fell oder aus Fellen oder aus Gras geflochtene Kleidung oder eine Decke aus Menschen- oder Roßhaar oder aus Eulenfedern, ich rupfte mir Haare und Bart aus, ich stand immer und setzte mich nie oder ich saß immer hockend oder ich benutzte als Lager ein Dornenbett oder ich pflegte dreimal täglich zu baden. So kasteite ich meinen Leib[5].
Dann lebte ich so elend: Mehrjähriger Staub und Schweiß war auf meinem Körper zu einer festen Rinde geworden, wie an einem Baumstumpf. Ich dachte nicht daran, den Staub und Schweiß mit der Hand abzuwischen oder von anderen abwischen zu lassen. So elend lebte ich.
Dann lebte ich so rücksichtsvoll: Aufmerksam und vorsichtig schritt ich hin und her und achtete voll Erbarmen sogar auf einen Tropfen Wasser, daß ich nicht kleine Lebewesen, die sich dahin verirrt hätten, zerträte.
Dann lebte ich so einsam: Wenn ich in einem Walde einen Rinderhirten oder einen Kräutersammler oder einen Reisigsammler oder einen Waldarbeiter erblickte, ging ich in einen andern Wald, ich eilte von einem Wald in den andern, aus einem Dickicht in das andre, aus einem Tal in das andre, von einer Anhöhe auf die andre, damit jene mich nicht sähen, wie eine Waldgazelle, wenn sie einen Menschen sieht, aus einem Wald in den andern eilt. Zu den Ställen, wo die Rinder standen, schlich ich, wenn die Hirten fortgegangen waren, auf allen Vieren und nährte mich von dem Dung der jungen, milchsaugenden Kälbchen, und auch von dem, was an meinen eigenen Ausscheidungen noch unverdaut war, nährte ich mich. So großen Schmutz aß ich. Und ich drang ein in einen unheimlichen, grausigen Urwald. Dort war es so unheimlich und grausig, daß sich fast jedem, der nicht frei von Leidenschaften war und diesen Urwald betrat, die Haare sträubten. Dort weilte ich im Winter um Neumond, wenn die Nächte kalt, frostig und finster waren, in der Nacht unter freiem Himmel und bei Tage im Dickicht; im Sommer aber, im letzten Monat, verbrachte ich den Tag unter freiem Himmel und die Nächte im Dickicht. Dabei formten sich mir ohne weiteres folgende Verse, die man noch nicht gehört hatte:
Glühend heiß und eisig kalt,
Einsam in dem graus'gen Wald,
Nackt und ohne Feuerbrand
Sitz' ich, still, weltabgewandt.
Dann machte ich mir auf einem Totenacker aus Leichenknochen ein Lager. Da kamen Rinderhirten, spuckten und harnten und bewarfen mich mit Kotklumpen und steckten mir Grashalme in die Ohren; aber ich versichere, daß ich es ihnen nicht übelnahm.
Manche Samanas und Brahmanen sagen: <Durch die Nahrung wird man rein; wir wollen von Brustbeeren leben>, und sie essen Brustbeeren und Brustbeerpulver, sie trinken Brustbeersaft und genießen Brustbeeren in verschiedener Zubereitung. Ich versichere, daß ich nur eine einzige Brustbeere als Nahrung zu mir nahm. Nun könntest du, Sāriputta, denken: Vielleicht war damals eine Brustbeere sehr groß. Aber so darfst du es nicht betrachten. Damals war eine Brustbeere höchstens so groß wie jetzt. Durch diese geringe Ernährung wurde ich äußerst mager. Wenn ich meine Bauchhaut betasten wollte, griff ich meine Rückenwirbel, und wenn ich meine Rückenwirbel betasten wollte, griff ich meine Bauchhaut. So eng lag meine Bauchhaut auf meinen Rückenwirbeln infolge meiner geringen Ernährung. Wenn ich meine Notdurft verrichten wollte, fiel ich kopfüber. Wenn ich, um den Körper zu stärken, mit der Hand die Glieder rieb, fielen die wurzelfaulen Haare heraus infolge meiner geringen Ernährung.
Manche Samanas und Brahmanen sagen: <Durch die Nahrung wird man rein; wir wollen von Bohnen leben oder von Reiskörnern.> Ich versichere, daß ich nur eine einzige Bohne, nur ein einziges Reiskorn als Nahrung zu mir nahm. Nun könntest du, Sāriputta, denken, vielleicht war damals eine Bohne oder ein Reiskorn sehr groß. Aber so darfst du es nicht betrachten. Damals war eine Bohne und ein Reiskorn höchstens so groß wie jetzt. Durch diese geringe Ernährung wurde ich äußerst mager[6].
Durch solche Lebensweise, auf solchem Pfad, durch solche Kasteiung erreichte ich nicht das höchste edle Wissen und Schauen, und zwar deshalb nicht, weil ich noch nicht jene edle Weisheit erlangt hatte, die, wenn sie erlangt ist, eine edle Hilfe ist und dem, der danach handelt, zum Aufhören des Leidens verhilft.
Manche Samanas und Brahmanen lehren: <Durch den Lauf der Wiedergeburten wird man rein.> Aber man wird kaum eine Stelle im Lauf der Wiedergeburten finden, die ich bisher auf meiner langen Wanderung nicht durchwandert hätte, außer die der Suddhavasa-Götter, der Götter des reinen Aufenthalts, aber selbst wenn ich zu ihnen gelangte, würde ich zu dieser Welt nicht zurückkehren wollen[7].
Manche Samanas und Brahmanen lehren: <Durch die Geburt wird man rein.> Aber eine solche Geburt wird man kaum finden, in der ich bisher auf meiner langen Wanderung nicht wiedererschienen wäre, außer bei den Suddhavasa-Göttern, aber selbst wenn ich zu ihnen gelangte, würde ich zu dieser Welt nicht zurückkehren wollen.
Manche Samanas und Brahmanen lehren: <Durch den Aufenthaltsort wird man rein.> Aber einen solchen Aufenthaltsort wird man kaum finden, an dem ich mich bisher auf meiner langen Wanderung nicht aufgehalten hätte, außer bei den Suddhavasa-Göttern, aber selbst wenn ich zu ihnen gelangte, würde ich zu dieser Welt nicht zurückkehren wollen.
Manche Samanas und Brahmanen lehren: <Durch Opfern wird man rein.> Aber es gibt kaum ein Opfer, das ich bisher auf meiner langen Wanderung nicht dargebracht hätte, und das war das Opfer eines Fürsten aus echtem Adel oder das eines gesalbten Brahmanen mit großem Besitz.
Manche Samanas und Brahmanen lehren: <Durch Feuergottesdienst wird man rein.> Aber es gibt kaum einen Feuergottesdienst, den ich nicht auf meiner langen Wanderung gefeiert hätte, und das war der eines Fürsten aus echtem Adel oder der eines gesalbten Brahmanen mit großem Besitz[8].
Manche Samanas und Brahmanen sagen: <Solange dieser Herr jung, dunkelhaarig, im Besitz seiner Jugendkraft ist, wird er im Vollbesitz der Weisheit sein; wenn er aber alt, hochbetagt, achtzig- oder neunzig- oder hundertjährig geworden ist, dann wird dieser Vollbesitz der höchsten Weisheit verschwinden.> Das trifft aber nicht zu. Ich bin jetzt alt, hochbetagt, achtzigjährig. Wenn nun hier vier hundertjährige Jünger, ausgestattet mit höchster Achtsamkeit, mit bestem Lebenswandel und reinstem Charakter, im Vollbesitz der Weisheit wären und so, wie ein sehniger, wohlgeübter Bogenschütze ohne Mühe einen leichten Pfeil über den Schatten einer Palme hinaus schießen könnte, mir Frage auf Frage über die vier Achtsamkeitsübungen[9] stellten, ohne Pause, außer beim Essen und Trinken, beim Verrichten der Notdurft und beim Schlafen, so würde ich ihnen jede Frage beantworten, und sie würden meine Darlegungen im Gedächtnis bewahren und keine Frage zum zweitenmal stellen, und die Darlegungen des Vollendeten über die Lehre und über die Lehrsprüche[10] und seine Fragebeantwortung würden noch nicht erschöpft sein, wenn diese Jünger stürben. Auch wenn ihr mich auf dem Bett herbeitragen müßtet, würde sich der Vollbesitz der Weisheit des Vollendeten nicht verändert haben. Wenn jemand mit Recht sagen kann: <Ein von Verblendung ganz freies Wesen ist in der Welt erschienen zur Freude und zum Glück für viele Menschen, zum Heil, zur Freude und zum Glück für Götter und Menschen>, dann trifft das auf mich zu.
Damals stand der ehrwürdige Nagasamala hinter dem Erhabenen, fächelte ihm Kühlung zu und sprach zu ihm: «Herr, es ist doch wunderbar: während ich diese Darlegung hörte, sträubten sich mir die Haare. Wie sollen wir diese Darlegung nennen?» - «Nenne sie», sprach der Erhabene, «die Rede vom Haarsträuben!»
So sprach der Erhabene, und der ehrwürdige Nagasamala nahm die Rede mit Freude und Dank an.
[1]dhātu, das sind die vier Korrelate der Tastempfindungen: Festes oder Erdelement, Flüssiges oder Wasserelement, Wärmendes oder Feuerelement und Hauchartiges oder Luftelement, ferner die Organe der fünf äußeren Sinne und ihre Objekte, die ihnen entsprechenden Bewußtseinsarten, endlich das Organ des Denksinns, seine Objekte und das entsprechende Bewußtsein.
[2]Vgl. 2. Sutta mit den Anmerkungen.
[4]So R. O. Franke in <Dighanikāya> S. 135.
[5]Dieser Abschnitt über die Kasteiung steht mit denselben Worten, jedoch in der dritten Person, im 38. Sutta und in Dighanikāya VIII; dort sind es aber Worte des Nacktgängers Kassapa, der die asketischen Gebräuche anderer Yogis aufzählt.
[6]Dies wird wie vorher näher ausgeführt.
[7]D. h. selbst dem Leben in der schönsten Götterwe1t ist das Nirvana vorzuziehen.
[8]D. h. selbst die großartigsten Opfer und Gottesdienste führen nicht zur Erlösung. <Reinwerden, bedeutet hier, wie an vielen Stellen, Befreiung vom Übel oder Erlösung.
[9]Satipatthāna.
[10]Dhammapada.