Majjhima Nikāya

Anmerkungen zur Terminologie

Pāli als kanonische Sprache des Buddhismus hat den großen Vorteil, daß es als sogenannte tote Sprache keiner Veränderung mehr unterworfen ist. Die technischen Ausdrücke sind klar definiert. Bei der Übertragung in das Deutsche, eine lebende Sprache, und bei der Entwicklung einer deutschen Dhamma-Terminologie treten folgende Probleme auf:

1. Die Grammatiken der Quell- und der Zielsprache sind nicht deckungsgleich. Einige grammatische Konstruktionen sind im Deutschen nicht vorhanden und lassen sich nur schwer nachahmen. Hier muß sich ein Übersetzer entscheiden, ob er eher texttreu übersetzt, was zwar präziser, aber manchmal etwas schwer zu lesen ist, oder ob er freier übersetzt, was die Gefahr einer Fehlinterpretation erhöht. Bei der vorliegenden Übersetzung wurde versucht, den mittleren Weg zu gehen. Im Zweifelsfall wurde der Texttreue Vorrang eingeräumt.

2. Es ist sinnvoll, einige Wörter aus dem Pāli zu entleihen und als deutsche Lehnwörter zu behandeln. Das grammatische Geschlecht dieser Lehnwörter ist ein beliebter Diskussionspunkt unter den Philologen. Die eine Fraktion will das Geschlecht der Quellsprache beibehalten und so philologische Reinheit bewahren. Die andere Fraktion geht davon aus, daß Sprachgefühl und -gebrauch der Zielsprache entscheidend ist. Lehnwörter können ihr Geschlecht ändern, z.B. ist “computer” im Englischen neutrum und im Deutschen maskulinum, “fondue” im Französischen femininum, im Deutschen neutrum, “Urin” im Lateinischen femininum, im Deutschen maskulinum. Folgende Lehnwörter erhalten in der vorliegenden Übersetzung ein anderes Geschlecht: das Dhamma (im Pāli maskulinum), die Sangha (im Pāli maskulinum), die Sutta (im Pāli neutrum), die Majjhima Nikāya (im Pāli maskulinum). Nur die ersten beiden Begriffe tauchen im Textkörper auf.

3. Viele Pāli-Begriffe sind im Alltagszusammenhang Synonyme, im technischen Zusammenhang jedoch nicht. Diesen Begriffen müssen im Verhältnis 1:1 deutsche Begriffe zugeordnet werden, um die Nuancierung der Bedeutung erfassen zu können. Zum Beispiel sind "Begierde" und "Begehren" im Deutschen Synonyme. Wenn sie aber als technische Ausdrücke verwendet werden, unterscheiden sie sich in der Bedeutung. Diese Zuordnung ist in dieser Übersetzung konsistent.

4. Es gibt technische Begriffe im Pāli, deren Bedeutungsbandbreite nicht mit einem einzigen deutschen Ausdruck erfaßt werden kann. Hier werden mehrere verschiedene Übersetzungen verwendet, nach Möglichkeit aber nach Anzahl und Anwendung genau umrissen. Diese Vorgehensweise wird hier extrem sparsam eingesetzt und nur bei wenigen Pāli-Begriffen angewendet, z.B. bei virāga (Lossagung, Begierdelosigkeit, Verblassen).

5. Einige Begriffe haben eine derart weite oder spezielle Bedeutung, daß ein deutscher Begriff nur zu Mißverständnissen führen würde. In diesen Fällen wird hier der Pāli-Begriff eingedeutscht verwendet.

Bei allem Bestreben nach Textgenauigkeit wurde versucht, mißverständliche oder zweideutige Wortwahl zu vermeiden. Auch wurde bisheriger buddhistischer Sprachgebrauch nicht gänzlich außer Acht gelassen (z.B. khanda = "Daseinsgruppe", nicht "Haufen" oder āyatana = "Sinnesgrundlage", nicht nur "Grundlage").

Die folgenden Wortdefinitionen sind für die vorliegende Übersetzung maßgeblich. Sie sind darüberhinaus als ein Diskussionsbeitrag zur Entwicklung einer klar definierten künftigen deutschsprachigen Dhamma-Terminologie gedacht, die zumindest für den Theravāda-Buddhismus Gültigkeit haben könnte.

I. Lehnwörter

Arahant (arahat); einer, der das höchste Ziel, Nibbāna, erreicht hat; wird zwar im Speziellen für Erleuchtete in der Nachfolge eines Buddha verwendet, aber letztlich ist auch ein Buddha ein Arahant. Als Beschreibung des Buddha wird das Wort mit "Verwirklichter" übersetzt.

Bhikkhu (bhikkhu); ein Mönch in der Ordenstradition des Buddha. Das Wort wird beibehalten, um die Mönche des Buddha von Ordinierten anderer Richtungen unterscheiden zu können.

Bhikkhunī (bhikkhunī); eine Nonne in der Ordenstradition des Buddha.

Bodhisatta (bodhisatta); ein Wesen auf dem Weg zur Buddhaschaft.

Brahmā (brahmā); ein Wesen aus einem der höheren Himmelsbereiche, das von seiner Machtausdehnung und Wissensentfaltung her dem Gottkonzept der abrahamitischen Religionen nahekommt, aber aus buddhistischer Sicht genau wie die Menschen dem Kreislauf aus Geburt und Tod unterliegt.

Buddha (buddha); wörtlich "ein Erwachter". Dieser Begriff wird in der Regel auf Erleuchtete angewendet, die das Dhamma zu einer Zeit wiederentdecken, in der es für die Welt verlorengegangen ist, und deren spirituelle Höhe ausreichend ist, um der Welt das Dhamma wiederzugeben.

Deva (deva); wird hier meist mit "Himmelswesen" wiedergegeben, bleibt in einigen Fällen unübersetzt.

Dhamma (dhamma); die Lehre des Buddha, Gesetz, Natur, Wahrheit, Wirklichkeit, das Überweltliche, Tugend, Praxis, Prinzip, Gerechtigkeit, Ding, Geistesobjekt, Idee, Geisteszustand, Ursache; unübersetzt hat es hier die ersten sechs Bedeutungen.

Dukkha (dukkha); im Textkörper sind ausführliche Definitionen zu finden. Im speziellen Sinn wird es mit "Leid" oder "schmerzhaft" übersetzt; wenn es unübersetzt bleibt, hat es die übergeordnete Bedeutung "das, was nicht auf Dauer zufriedenstellen kann, worin der Keim des Leids steckt". Früher wurde dukkha generell mit "Leid" übersetzt, was aber nicht richtig ist, weil dukkha auch angenehme Zustände umfaßt, und was dazu beitrug, daß die Lehre des Buddha als pessimistisch angesehen wurde.

Kasiṇa (kasiṇa); ein zunächst umgrenztes Gebiet einer bestimmten Eigenschaft (z.B. Farbe, Festigkeit, Kohäsion etc.), das als Objekt einspitziger Konzentration benutzt wird.

Māra (māra); Verkörperung des Bösen, der Versuchung, der Anhaftung an die fünf Daseinsgruppen

Nibbāna (nibbāna); das Erlöschen von Gier, Haß und Verblendung; das Nicht-Bedingte; das Ende von Dukkha; das höchste Ziel im Buddhismus.

Paccekabuddha (paccekabuddha); ein Einzelerwachter, jemand der das Dhamma ohne Hilfe eines Buddha für sich wiederentdeckt, der aber nicht die Fähigkeit besitzt, dieses Dhamma neu zu verkünden.

Pāramis (pāramī) oder Vollkommenheiten sind Tugenden, die für jegliches spirituelle Wachstum entfaltet werden müssen, für das Erreichen der Buddhaschaft müssen sie sogar vervollkommnet sein.

Pātimokkha (pātimokkha); die zentrale Sammlung von Ordensregeln der Bhikkhus und Bhikkhunīs.

Sangha (saṅgha); im weitesten Sinne die Gemeinschaft aller, die das Buddhadhamma praktizieren; im engeren Sinne die Gemeinschaft derer, die bereits eine überweltliche Stufe erreicht haben; unspezifisch eine Bezeichnung für die Ordensgemeinschaft.

Tathāgata (tathāgata); diesen Begriff verwendete der Buddha oft, wenn er von sich selbst oder von anderen Buddhas sprach. Es ist eine Art Titel, der mit dem Transzendieren der Welt zu tun hat, und über dessen Bedeutung viel geschrieben wurde: "einer, der in die Soheit hinübergegangen ist", "ein So-dahingelangter" usw..

Eigennamen bleiben meist unübersetzt.

II. Synonyme

Im Folgenden sind nur Begriffe aufgeführt, deren Definition von zentraler Bedeutung ist, die im Deutschen als Synonyme verwechselt werden können, oder die oft fehlerhaft übersetzt werden.

Befreiung (vimutti) ist die Befreiung des erleuchteten Geistes durch die Vernichtung der Fesseln. Erlösung (vimokkha) ist die vorübergehende Erlösung des Geistes durch meditative Zustände.

Begehren (taṇhā) findet auf sehr fundamentaler Ebene statt. Es ist die Ursache von Dukkha und die Triebfeder für den Daseinskreislauf. Begierde (rāga) und Gier (lobha) sind Aspekte des nicht-erleuchteten Geistes, dem fundamentalen Begehren untergeordnet. Es ist die Eigenschaft des Habenwollens, wohingegen Begehren jegliche Reaktion auf die Welt umfaßt, also auch das Loswerdenwollen von unangenehmen Dingen. Sinnesbegierde (kāmachanda) ist die Gier auf Sinnesobjekte bezogen, ein Hindernis für die Meditation. Ergötzen (nandī) ist eine Erscheinungsform des Begehrens, dagegen ist Verzückung (pīti) ein heilsamer Nebeneffekt, der bei der Meditation auftreten kann. Anhaftung (upādāna) ist die Sichtweise des Geistes, der unter dem Einfluß des fundamentalen Begehrens steht. Eng damit verwandt ist Vereinnahmung (upadhi), der Aspekt der Aktivität in der Anhaftung.

Unwissenheit (avijjā) ist das Nichtwissen von der bedingten Natur von Dukkha und ein Nichtwissen vom Nichtwissen. Sie manifestiert sich in Gier, Haß und Verblendung (moha).

Das Gegenteil davon ist Wahres Wissen (vijjā), das im Augenblick der Erleuchtung die Unwissenheit vernichtet. Das Wissen davon ist die letztendliche Erkenntnis (aññā) des Arahants. Um dorthin zu gelangen, gilt es Einsicht (vipassanā) in die Natur der Dinge zu kultivieren, was zu Weisheit (paññā) führt. Auf dem Weg lassen sich verschiedene Stufen von Wissen (ñāna) unterscheiden. Mit dem Erscheinen der Schauung (cakkhu, dassana) des Dhamma wird der überweltliche Pfad betreten, der seine Vollendung im völligen Durchschauen (pariññā) der wahren Natur der Dinge findet, beim Verwirklichen mit höherer Geisteskraft (abhiññā).

Die Triebe (āsava) sind ebenso wie Unwissenheit und Begehren eine fundamentale Kategorie; ihre Vernichtung ist identisch mit der restlosen Vernichtung der Fesseln (saṃyojana), der Sicherheit vor dem Gefesseltsein (yogakhema), Erleuchtung (bodhi) oder Befreiung. Sie manifestieren sich als Geistestrübungen (upakkilesa), - unheilsame Eigenschaften, die der Entfaltung von Ruhe und/oder Einsicht abträglich sind, oder als Befleckungen des Geistes (upakkilesa, kilesa, saṅkilesa) - unheilsame Geisteszustände, oder als Makel (aṅgaṇa) - nicht einwandfreies Verhalten. Hindernisse (nīvarana) sind die ruhelosen Gedankenaktivitäten des Geistes, die die Konzentration verhindern. Sie sind zwar in sich unheilsam, können aber zur Entfaltung von Einsicht verwendet werden.

Haß (dosa) gehört zusammen mit Verblendung und Gier zu den drei unheilsamen Wurzeln. Dieser Begriff umfaßt jegliches Festhalten an der eigenen Persönlichkeit durch Abgrenzung. Übelwollen, Abneigung (byāpāda) ist die Manifestation davon in der Handlung des Weltlings. Es reicht von Gedanken des Schadenzufügens bis hinab zum subtilen Widerstreben gegen unangenehmes Gefühl.

Disziplin (vinaya) nennt der Buddha den Übungsweg des Praktizierenden, speziell der Bhikkhus und Bhikkhunīs. Dieser besteht aus fortschreitender Übung (sikkha), Weg, Praxis (paṭipadā) und Entfaltung (bhāvanā) heilsamer Eigenschaften. Ist der überweltliche Pfad erreicht, wird man ein edler Schüler (ariyasāvaka), einer in höherer Schulung (sekha).

Persönlichkeit (sakkāya) wird hier die Wahnvorstellung von einem unveränderlichen, hinter den Dingen stehenden "Ich" genannt. Dieses Ich-Machen (ahamkāra) tritt mittels der drei Besessenheiten - Begehren, Ich-Dünkel (asmimāna) und (Ich-)Ansicht (diṭṭhi) in Kraft. Von Person (puggala) oder Person, Mann, Mensch (purisa) spricht der Buddha, wenn er die tatsächlich vorhandene, relative individuelle Existenz benennt.

Die Überwindung, das Aufgeben (pahāna) von Anhaftung und die Einsicht in die Natur von Körper und Geist führt zur Ernüchterung (nibbida), die wiederum im Aufhören (nirodha) von Dukkha fruchtet.

 

III. Pāli-Begriffe mit mehreren Bedeutungsebenen

Man kann wohl davon ausgehen, daß der Buddha keine Zweideutigkeiten äußerte. Dennoch gibt es einige wenige Wörter, die man auf unterschiedliche Weise übersetzen kann, je nach Zusammenhang. Nach Möglichkeit wurde versucht, einen deutschen Begriff zu finden, der allen Anwendungen gerecht wird. In einigen Ausnahmefällen mußten um der Klarheit willen mehrere deutsche Begriffe verwendet werden.

Abhinandati heißt sich freuen (über), entzückt sein (von), aber auch billigen, gutheißen. Im Sinnzusammenhang mit Begehren wird es mit sich ergötzen (an) übersetzt, um die negative Konnotation zu verdeutlichen.

Chanda bezeichnet in allgemeinster Weise den Antrieb zur Aktivität, auch bei Arahants, die keine ich-definierende Handlung (kamma) mehr ausüben. Dieser Antrieb wird im allgemeinen Zusammenhang mit Absicht oder Eifer wiedergegeben, im Sinnzusammenhang mit Begehren als Gier oder (Sinnes)begierde.

Rūpa heißt Form. Dieses Wort findet Anwendung in der Bedeutung "Sehobjekt": Form, die mit dem Auge gesehen wird. Es beschreibt materielle Aspekte allgemein: materielle Form. Form ist auch die erste der Daseinsgruppen (rūpūpādānakkhandha), beschränkt sich aber nicht, wie oft angenommen, auf den eigenen Körper, sondern umfaßt alle materiellen Dinge, die der unerleuchtete Geist zur Identitätsstärkung vereinnahmt, oder gegen die er sich abgrenzt. Die gängige Übersetzung "Körperlichkeit" ist zwar nicht falsch, aber zu eng. Sogar die geistige Vorstellung von materieller Form wird vom Buddha mit "Form" bezeichnet. Im Zusammenhang mit meditativen Geisteszuständen und den korrespondierenden Daseinsbereichen wird hier von der Sphäre der (feinstofflichen) Form gesprochen.

Samādhi bedeutet Sammlung des Geistes. Der allgemeinste Sinnzusammenhang sind die drei Übungsfelder der Sittlichkeit (sīla), Geistesschulung (samādhi) und Weisheit (paññā). Das Übungsfeld der Geistesschulung besteht aus Richtiger Anstrengung (sammāvāyāma), Richtiger Achtsamkeit (sammāsati) und Richtiger Konzentration (sammāsamādhi). Eine Faktorengruppe, die zur Erleuchtung beiträgt, sind die vier Machtfährten (iddhipāda). Sie bestehen aus der Sammlung der Absicht (chandasamādhi), der Sammlung der Energie (viriyasamādhi), der Sammlung des Geistes (cittasamādhi), gleichbedeutend mit Konzentration, und der Sammlung des Nachforschens (vīmaṃsāsamādhi). Die Aufteilung in unterschiedliche Begriffe soll vor allem der falschen Annahme vorbeugen, Geistestraining und Meditation bestehe nur aus Konzentration.

Saṅkhāra findet eine Reihe sehr unterschiedlicher Anwendungen. Der Begriff taucht in einigen Darstellungen der bedingten Entstehung (paticcasamuppāda) auf und bezeichnet das, was Bewußtsein konditioniert. Im Zusammenhang mit Handlung beschreibt es das, was durch Körper, Sprache und Geist gestaltet wird (kāya-, vacī-, manosaṅkhāra). Diese Dreiergruppe wird oft verwechselt mit einer anderen Dreiergruppe, die das beschreibt, wovon Körper, Sprache und Geist abhängig sind (kāya-, vacī-, cittasaṅkhāra). Im Zusammenhang mit den physisch-psychischen Komponenten des Daseins, den fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird (pañcupādānakkhandha) versteht man unter dem Begriff in der Regel die gestaltende, aktive Regung des Geistes (saṅkhārupādānakkhandha). Auf allgemeinster Ebene umschließt saṅkhāra alle Phänomene, von denen andere Phänomene determiniert werden. Hier wird der Begriff bisweilen im passiven Sinne als "Gestaltetes, bedingtes Phänomen (saṅkhata dhamma)" mißverstanden. In der Fülle von Begriffen, mit denen saṅkhāra übersetzt wird, steckt manchmal eine gute Portion von Interpretation und Bedeutungseinengung ("Daseinsgebilde, Karmaformation, Funktion, Aktivität, Geistesformation, Willenstätigkeit etc."). Hier wird saṅkhāra durchweg mit Gestaltung übersetzt; dies ist ein Überbegriff, der allen Anwendungen gerecht wird und die verschiedenen Auslegungen dennoch zuläßt.

Sukha heißt auf allgemeinster Ebene Glück, das Gegenteil von Dukkha. In seiner speziellen Bedeutung ist es aber in Dukkha enthalten. Es wird im Zusammenhang mit Gefühl als angenehm übersetzt, als Vertiefungsglied mit Glückseligkeit.

Virāga ist das Verschwinden von Begierde. Leider wurde kein einheitlicher deutscher Begriff gefunden, der in allen Fällen grammatisch gepaßt hätte, so daß mit Begierdelosigkeit, Lossagung und Verblassen übersetzt wurde, je nachdem, ob mehr Gewicht auf den Zustand, die Aktivität oder den Vorgang gelegt wurde.

 

IV. Begriffe mit spezifischer Bedeutung

Hier werden einige Konzepte erläutert, die dem abendländischen Denken fremd sind, und die für ein Verständnis des Dhamma wesentlich sind.

Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird (upādānakkhandha) sind Aspekte des Daseins, mit denen sich der Nicht-Erleuchtete identifiziert, und zwar Form, Gefühl (vedanā), Wahrnehmung (saññā), Gestaltungen und Bewußtsein (viññāṇa). Letzteres ist besonders zäh mit der Vorstellung von Beständigkeit und Selbstheit verbunden.

Gefühl (vedanā) ist ein unmittelbares Einteilen jeglichen Sinneseindrucks in angenehm, unangenehm oder neutral. In diesem technischen Zusammenhang hat das Wort nicht die anderen deutschen Bedeutungen von Berührungsempfinden und Emotion.

Handlung (kamma) ist das, was den künftigen Wandel der Wesen determiniert. Es ist ein unpersönliches Prinzip von Ursache und Wirkung. Man darf Kamma nicht im fatalistischen Sinne als "Schicksal" mißverstehen.

Kontakt (phassa) wird im Zusammenhang mit den Sinnesvorgängen genannt. Die deutsche Bedeutung verleitet zu der Annahme, es handle sich um das Zusammentreffen von Sinnesorgan und Sinnesobjekt. Kontakt ist aber etwas, was in der logischen (nicht zeitlichen) Abfolge nach dem Zusammentreffen von Sinnesorgan und Objekt stattfindet. Es ist der Kontakt von "Ich" und "der Welt", der zur Vereinnahmung oder Abgrenzung durch den Geist des Weltlings führt.

Mönche und Brahmanen (samaṇabrahmana); für diesen Begriff gibt es keine korrekte deutsche Übersetzung. Es ist ein Sammelbegriff für die religiös Suchenden in Indien zur Zeit des Buddha. Davon befanden sich einige innerhalb der Gesellschaft, andere nicht, einige gehörten einem Orden an, andere nicht, einige übten Askese und weilten in Einsiedelei, andere übten den Weg der Ekstase und zogen in großen Gruppen durchs Land. "Mönche und Brahmanen" ist also nicht besser als andere Übersetzungen, wie zum Beispiel "Wanderasketen", "Einsiedler" usw. Eine Gefahr der Verwechslung mit den Mönchen des Buddha besteht nicht, da diese hier durchwegs als "Bhikkhus" bezeichnet werden.

Name-und-Form (nāmarūpa) ist eine phänomenologische Kategorie und bedeutet nicht, wie oft übersetzt wird "Körper und Geist". Die Definition des Buddha schließt "Bewußtsein" ausdrücklich aus. In jedem Erleben steckt ein Phänomen, das präsent ist. Die Präsenz ist Bewußtsein. Das Phänomen hat zwei Charakteristika: sein Beharrungsvermögen (paṭigha) und seine Bezeichnung (adhivācana). Ersteres zeigt sich zum Beispiel in den fundamentalen Verhaltensweisen der vier Elemente. Die Bezeichnung eines Phänomens ist sein "Name" (nāma) - das Erscheinungsbild, das die Verhaltensweisen annehmen, mit dem sie aber nicht identisch sind: ob das Erleben angenehm ist oder nicht - Gefühl (vedanā); Farbe, Form, Geruch etc. - Wahrnehmung (saññā); Zweck- und Bedeutungszuordnung - Wille (cetanā); Engagement im Erleben - Kontakt (phassa); und schließlich Ausrichtung der Gewichtung / Hinwendung - Aufmerksamkeit (manasikāra). Bewußtsein ist also negativ in Bezug auf Essenz, es ist immer Präsenz von etwas, von diesem abhängig. Dieses Etwas, nämlich Name-und-Form, ist wiederum davon abhängig, von Bewußtsein "entdeckt" zu werden, um zum Erleben zu werden. Name-und-Form und Bewußtsein zusammen sind das Erlebnis "in Person".

Umsicht (appamāda) ist eine Kombination aus Erinnern, Unterscheidungsvermögen, Schamgefühl, Zurückschrecken vor unheilsamer Handlung und Vorsicht. Diese Eigenschaft ist geprägt von Weisheit und einer mitfühlenden Motivation, die mittels Achtsamkeit zur Anwendung kommen. Der Buddha lehrte oft in aufzählenden Listen. "Umsicht" taucht in keiner Liste auf, sondern nimmt für sich eine zentrale Position ein, bei der Beschreibung einer Praxis, die zum Ziel führt. Die letzten Worte des Buddha waren: "Strebt weiter mit Umsicht."

Weitere Begriffsdefinitionen finden sich an entsprechender Stelle in den Anmerkungen.

 

V. Verse

Der Buddha sprach gelegentlich in Versform. In den Versen bediente er sich einer weniger technischen Sprache. Auch diese Übersetzung hält sich aus Gründen der Metrik bei den Versen nicht unbedingt an die oben gegebenen Definitionen. Die Versform wurde beibehalten, aber nicht das Versmaß, zugunsten der Verständlichkeit.


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