Majjhima Nikāya 105

An Sunakkhatta - Sunakkhatta Sutta

 

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Vesālī, im Großen Wald, in der Spitzdach-Halle auf.

2. Bei jener Gelegenheit hatte eine Anzahl Bhikkhus in der Gegenwart des Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet, mit den Worten: "Wir haben unmittelbar erkannt: Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr."

3. Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, hörte: "Eine Anzahl Bhikkhus hat anscheinend in der Gegenwart des Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet, mit den Worten: 'Wir haben unmittelbar erkannt: Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'" Da ging Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte zum Erhabenen:

"Ich habe gehört, ehrwürdiger Herr, daß eine Anzahl Bhikkhus in der Gegenwart des Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet hat. Haben sie dies berechtigterweise getan, oder gibt es einige Bhikkhus, die die letztendliche Erkenntnis verkünden, weil sie sich überschätzen?"

5. "Als jene Bhikkhus, Sunakkhatta, die letztendliche Erkenntnis in meiner Gegenwart verkündeten, gab es einige Bhikkhus, die die letztendliche Erkenntnis berechtigterweise verkündeten, und es gab einige, die die letztendliche Erkenntnis verkündeten, weil sie sich überschätzen. Wenn Bhikkhus die letztendliche Erkenntnis berechtigterweise verkünden, so ist ihre Erklärung wahr. Aber wenn Bhikkhus die letztendliche Erkenntnis verkünden, weil sie sich überschätzen, denkt der Tathāgata: 'Ich will sie das Dhamma lehren.' So verhält es sich in diesem Fall, Sunakkhatta, daß der Tathāgata denkt: 'Ich will sie das Dhamma lehren.' Aber einige fehlgeleitete Männer hier denken sich eine Frage aus, kommen zum Tathāgata und stellen sie. In jenem Fall, Sunakkhatta, überlegt es sich der Tathāgata anders, obwohl er dachte: 'Ich will sie das Dhamma lehren [1].'"

6. "Jetzt ist die Zeit, Erhabener, jetzt ist die Zeit, Vollendeter, daß der Erhabene das Dhamma lehrt. Wenn die Bhikkhus dies vom Erhabenen gehört haben, werden sie es sich merken."

"Dann, Sunakkhatta, höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde."

"Ja, ehrwürdiger Herr", erwiderte Sunakkhatta, Sohn der Licchavier. Der Erhabene sagte folgendes:

7. "Sunakkhatta, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens."

8. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf weltliche materielle Dinge aus ist. Wenn eine Person auf weltliche materielle Dinge aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche [2] stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie."

9. "Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann hätte sein Heimatdorf oder seine Heimatstadt vor langer Zeit verlassen und träfe einen anderen Mann, der jenes Dorf oder jene Stadt erst kürzlich verlassen hat. Er würde jenen Mann fragen, ob die Leute in jenem Dorf oder jener Stadt sicher, wohlauf und gesund seien, und jener Mann würde ihm sagen, ob die Leute in jenem Dorf oder jener Stadt sicher, wohlauf und gesund sind. Was meinst du, Sunakkhatta? Würde ihm jener (erste) Mann zuhören, sich ihm widmen und seinen Geist anstrengen, um ihn zu verstehen?" - "Ja, ehrwürdiger Herr." - "Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß eine Person hier auf weltliche materielle Dinge aus ist. Wenn eine Person auf weltliche materielle Dinge aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die auf weltliche materielle Dinge aus ist."

10. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Unerschütterliche aus ist. Wenn eine Person auf das Unerschütterliche aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über weltliche materielle Dinge stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie."

11. "So wie ein gelbes Blatt, das von seinem Stiel gefallen ist, nicht in der Lage ist, wieder grün zu werden, genauso, Sunakkhatta, hat eine Person, wenn sie auf das Unerschütterliche aus ist, die Fessel weltlicher materieller Dinge abgeworfen. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die Fessel weltlicher materieller Dinge gebunden ist, die auf das Unerschütterliche aus ist."

12. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Nichtsheitsgebiet aus ist. Wenn eine Person auf das Nichtsheitgebiet aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie."

13. "So wie ein dicker Stein, der in zwei Teile zersprungen ist, nicht wieder zusammengefügt werden kann, genauso, Sunakkhatta, wurde die Fessel des Unerschütterlichen zerschlagen, wenn eine Person auf das Nichtsheitgebiet aus ist. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die Fessel des Unerschütterlichen gebunden ist, die auf das Nichtsheitgebiet aus ist."

14. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist. Wenn eine Person auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Nichtsheitgebiet stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie."

15. "Angenommen, eine Person hat köstliches Essen zu sich genommen und es erbrochen. Was meinst du, Sunakkhatta? Würde jener Mensch irgendein Verlangen haben, jenes Essen noch einmal zu sich zu nehmen?"

"Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jenes Essen als abstoßend gilt."

"Ebenso, Sunakkhatta, wenn eine Person auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist, wurde die Fessel des Nichtsheitsgebiets zurückgewiesen. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die Fessel des Nichtsheitsgebiets gebunden ist, die auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist."

16. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier ganz und gar auf Nibbāna aus ist. Wenn eine Person ganz und gar auf Nibbāna aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie."

17. "So wie eine Palme mit abgeschnittener Krone nicht mehr weiterwachsen kann, ebenso, Sunakkhatta, wenn eine Person ganz und gar auf Nibbāna aus ist, ist ihre Fessel des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung abgeschnitten worden - an der Wurzel abgeschnitten worden, einem Palmstumpf gleichgemacht worden, beseitigt worden, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die Fessel des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung gebunden ist, die ganz und gar auf Nibbāna aus ist."

18. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte: 'Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist.' Weil der so Denkende es für sinnvoll halten könnte, könnte er jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist. Er könnte dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er könnte unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Wenn er dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, unpassenden Klängen mit dem Ohr, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dann dringt Begierde in seinen Geist ein. Mit einem Geist, in den Begierde eingedrungen ist, könnte er dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

19. "Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann würde von einem Pfeil, dick bestrichen mit Gift, verwundet, und seine Freunde und Gefährten, seine Verwandten und Angehörigen, brächten einen Wundarzt herbei. Dieser Wundarzt würde mit einem Messer um die Wundöffnung herumschneiden, dann würde er den Pfeil mit einer Sonde abtasten, dann würde er den Pfeil herausziehen und würde den giftigen Saft austreiben, wobei er eine Spur davon zurückließe. Vermutend, daß eine Spur davon zurückblieb, würde er sagen: 'Guter Mann, der Pfeil ist aus dir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei eine Spur davon zurückblieb, er könnte dir noch schaden. Nimm nur passende Nahrung zu dir; nimm keine unpassende Nahrung zu dir, ansonsten könnte die Wunde eitern. Wasch die Wunde von Zeit zu Zeit und salbe die Wundöffnung von Zeit zu Zeit, so daß Eiter und Blut die Wundöffnung nicht bedecken. Wandere nicht in Wind und Sonne umher, ansonsten könnten Staub und Schmutz die Wundöffnung infizieren. Kümmere dich um deine Wunde, guter Mann, und achte darauf, daß die Wunde heilt.'"

20. "Der Mann würde denken: 'Der Pfeil ist aus mir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei keine Spur davon zurückblieb, und er kann mir nicht schaden.' Er würde unpassende Nahrung zu sich nehmen, und die Wunde würde eitern. Er würde weder die Wunde von Zeit zu Zeit waschen, noch die Wundöffnung von Zeit zu Zeit salben, und Eiter und Blut würden die Wundöffnung bedecken. Er würde in Wind und Sonne umherwandern, und Staub und Schmutz würden die Wundöffnung infizieren. Er würde sich nicht um seine Wunde kümmern, und auch nicht darauf achten, daß die Wunde heilt. Dann würde die Wunde anschwellen, sowohl weil er tut, was unpassend ist, als auch weil der faulige giftige Saft ausgetrieben wurde, wobei eine Spur davon zurückblieb, und mit ihrem Anschwellen würde er dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

21. "Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte: 'Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist.' Weil der so Denkende es für sinnvoll halten könnte, könnte er jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist. Er könnte dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er könnte unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Wenn er dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, unpassenden Klängen mit dem Ohr, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dann dringt Begierde in seinen Geist ein. Mit einem Geist, in den Begierde eingedrungen ist, könnte er dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

22. "Denn es gilt als Tod in der Disziplin des Edlen, Sunakkhatta, wenn man die Übung aufgibt und zum niedrigen Leben zurückkehrt; und es gilt als tödliches Leid, wenn jemand einen befleckten Verstoß begeht [3]."

23. "Es ist möglich, Sunakkhatta, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte: 'Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist.' Weil er einer ist, der wirklich ganz und gar auf Nibbāna aus ist, würde er nicht jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist. Er würde nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er würde nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, nicht unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Weil er nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dringt Begierde nicht in seinen Geist ein. Weil Begierde nicht in seinen Geist eingedrungen ist, würde er nicht dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

24. "Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann würde von einem Pfeil, dick bestrichen mit Gift, verwundet, und seine Freunde und Gefährten, seine Verwandten und Angehörigen, brächten einen Wundarzt herbei. Dieser Wundarzt würde mit einem Messer um die Wundöffnung herumschneiden, dann würde er den Pfeil mit einer Sonde abtasten, dann würde er den Pfeil herausziehen und würde den giftigen Saft austreiben, ohne eine Spur davon zurückzulassen. Wohl wissend, daß keine Spur davon zurückblieb, würde er sagen: 'Guter Mann, der Pfeil ist aus dir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, ohne daß eine Spur davon zurückblieb, und er kann dir nicht schaden. Nimm nur passende Nahrung zu dir; nimm keine unpassende Nahrung zu dir, ansonsten könnte die Wunde eitern. Wasch die Wunde von Zeit zu Zeit und salbe die Wundöffnung von Zeit zu Zeit, so daß Eiter und Blut die Wundöffnung nicht bedecken. Wandere nicht in Wind und Sonne umher, ansonsten könnten Staub und Schmutz die Wundöffnung infizieren. Kümmere dich um deine Wunde, guter Mann, und achte darauf, daß die Wunde heilt.'"

25. "Der Mann würde denken: 'Der Pfeil ist aus mir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei keine Spur davon zurückblieb, und er kann mir nicht schaden.' Er würde nur passende Nahrung zu sich nehmen, und die Wunde würde nicht eitern. Er würde die Wunde von Zeit zu Zeit waschen und die Wundöffnung von Zeit zu Zeit salben, und Eiter und Blut würden die Wundöffnung nicht bedecken. Er würde nicht in Wind und Sonne umherwandern, und Staub und Schmutz würden die Wundöffnung nicht infizieren. Er würde sich um seine Wunde kümmern und darauf achten, daß die Wunde heilt. Dann würde die Wunde heilen, sowohl weil er tut, was passend ist, als auch weil der faulige giftige Saft ausgetrieben wurde, wobei keine Spur davon zurückblieb, und weil sie verheilt und mit Haut bedeckt war, würde er nicht dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

26. "Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte: 'Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist.' Weil er einer ist, der wirklich ganz und gar auf Nibbāna aus ist, würde er nicht jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbāna aus ist. Er würde nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er würde nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, nicht unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Weil er nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dringt Begierde nicht in seinen Geist ein. Weil Begierde nicht in seinen Geist eingedrungen ist, würde er nicht dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen."

27. "Sunakkhatta, ich habe dir dieses Gleichnis gegeben, um dir eine Bedeutung zu vermitteln. Dies ist die Bedeutung hier: 'Wunde' ist ein Ausdruck für die sechs inneren Grundlagen. 'Giftiger Saft' ist ein Ausdruck für Unwissenheit. 'Pfeil' ist ein Ausdruck für Begehren. 'Sonde' ist ein Ausdruck für Achtsamkeit. 'Messer' ist ein Ausdruck für edle Weisheit. 'Wundarzt' ist ein Ausdruck für den Tathāgata, den Verwirklichten, den Vollständig Erleuchteten."

28. "Sunakkhatta, wenn ein Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung [4], so ist es nicht möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen Geist daran erregt."

29. "Angenommen, Sunakkhatta, es gäbe eine bronzene Tasse voll von einem Getränk, das eine gute Farbe, guten Geschmack und Geruch hat, aber mit Gift vermischt ist, und ein Mann, der leben, nicht sterben wollte, der Glück haben wollte und vor Schmerz zurückschreckte, käme daher. Was meinst du, Sunakkhatta, würde jener Mann jene Tasse mit dem Getränk austrinken, wohl wissend: 'Wenn ich dies trinke, werde ich dem Tod verfallen oder mir tödliches Leid zuziehen?'" - "Nein, ehrwürdiger Herr." - "Ebenso, wenn ein Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung, so ist es nicht möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen Geist daran erregt."

30. "Angenommen, Sunakkhatta, es gäbe eine tödlich giftige Schlange, und ein Mann, der leben, nicht sterben wollte, der Glück haben wollte und vor Schmerz zurückschreckte, käme daher. Was meinst du, Sunakkhatta, würde jener Mann jener tödlich giftigen Schlange die Hand oder den Daumen reichen, wohl wissend: 'Wenn ich von ihr gebissen werde, werde ich dem Tod verfallen oder mir tödliches Leid zuziehen?'" - "Nein, ehrwürdiger Herr." - "Ebenso, wenn ein Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung, so ist es nicht möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen Geist daran erregt."

 

Das ist es was, der Erhabene sagte. Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, war zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.


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Anmerkungen:

[1] "Ich will sie das Dhamma lehren", heißt, der Buddha will es ihnen ermöglichen, ihren Irrtum einzusehen. Der Buddha überlegt es sich anders, wenn er feststellt, daß die betreffende Person seinen Darlegungen nicht zugänglich ist.

[2] Die weltlichen materiellen Dinge sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Das "Unerschütterliche" ist im Allgemeinen ein Sammelbegriff für die meditativen Zustände, in denen Gleichmut der vorherrschende geistige Faktor ist, also die vierte Vertiefung und die formlosen Vertiefungen. Hier werden jedoch das Nichtsheit-Gebiet und das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung gesondert aufgeführt.

[3] Einen Verstoß der beiden schwersten Vergehensklassen; heute wie damals gibt es Beispiele für Menschen, bei denen ein Irrtum bezüglich des eigenen spirituellen Zustands zum Absturz führte. Heute haben wir zudem den Nachteil, daß kein Buddha zugegen ist, der einen solchen Irrtum korrigieren könnte. Jeder Praktizierende ist auf seine eigene Weisheit angewiesen. Man kann sich glücklich schätzen, wenn man einen spirituellen Freund (kalyāṇamitta) zur Verfügung hat, der einem bei Abweichungen vom Weg die Richtung sagen kann.

[4] Der Buddha gibt den Maßstab für die Selbstbeurteilung. Wer noch ein Mein-Machen hinsichtlich der Sinnesobjekte feststellen kann, darf sich sicher sein, daß die "letztendliche Erkenntnis" nur eine vermeintliche ist, auch wenn der Geist spektakuläre und erhabene Zustände erlebt oder erlebt hat.

HH sieht in dieser Lehrrede die Beschreibung von zwei Arten von Edlen Schülern. Der erste “hat seine Ansicht überschätzt ... er läßt die Wunde in diesem Leben noch nicht heilen ... Er sieht alle weiteren Leben zwar als Gift an, aber die Verpackung lockt ihn so, daß er nicht an sich halten kann. Der auf dem Weg zur Heiligkeit Befindliche dagegen sieht alles wie eine reizlose und gefährliche Giftschlange, vor der er ganz von selbst sich zurückhält.”


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