Das Studium des Samyutta-Nikāya hat seine besonderen Reize. Wir werden durch
ihn in die Dogmengeschichte des Buddhismus eingeführt. Der Einfluß der Schule
und der priesterlichen Redaktion der überlieferten Texte macht sich in ihm
bereits stärker bemerkbar: der erstere schon in der schematischen Behandlung des
Stoffes, der letztere beispielsweise in der schablonenhaften Gleichförmigkeit
mehrerer auf einander folgender Suttas. So in 15. 5ff., wo der gleiche Gedanke
immer wieder an einem neuen Bilde klar gemacht wird. Auffallen mag, daß ich mit
dem zweiten Teil begonnen habe. Seinen Grund hat dies darin, daß der erste Teil,
insbesondere gerade auch das erste Samyutta, durch die zahlreichen Verse, die
darin vorkommen, ein eigenartiges Gepräge erhält und vom Wesen unseres Nikāya
nicht die rechte Vorstellung gibt. Indessen ist der erste Band schon in Angriff
genommen und wird hoffentlich in knapper Frist erscheinen.
Was ich geben will, ist eine philologisch möglichst genaue Wiedergabe des Grundtextes. Dem gegenüber mussten andere Rücksichten zurücktreten. Daß ich Buddhaghosa' Kommentar ausgiebig verwertet habe, ersieht der Leser aus den Noten. In den Zitaten aus unserem Nikāya bezeichnen solche mit zwei Zahlen das Samyutta und das Sutta oder, wenn innerhalb eines Samyutta rückverweisend, Sutta des gleichen Samyutta und Paragraphen; solche mit drei Zahlen bezeichnen Samyutta, Sutta und Paragraphen. Meine Übersetzung ist wohl die erste Gesamtübertragung des Samyutta in die deutsche Sprache. Ich muß aber hier mit dankbarer Anerkennung hervorheben, daß ihr eine englische Übersetzung von Mrs. C. A. F. Rhys Davids, der Meisterin der Pāli-Forschung, vorher gegangen ist. Von dieser englischen Übersetzung sind bisher zwei Bände erschienen, die Samyutta 1 bis 21 enthalten. Einzelne Stücke sind von Warren, Seidenstücker und Oldenberg übersetzt worden, wie ich an den betreffenden Stellen angegeben habe.
Neubiberg bei München, Dezember 1924.
Wilh. Geiger.