25. Damals lebte in Benares ein Sohn aus guter Familie namens Yasa, der verwöhnte [66] Sohn eines Kaufmanns. Er hatte drei Paläste, einen für den Winter [67] , einen für den Sommer und einen für die Regenzeit. In seinem Regenzeitpalast war er vier Monate ohne [andere] Männer mit Musik und Dienerinnen umgeben und stieg nicht vom Palast herunter. Eines Tages nun fiel Yasa, Sohn einer guten Familie [68] , den fünf Sinnesgenüssen ausgeliefert, von ihnen besessen, zuerst in den Schlaf, danach auch die Dienerinnen und während der ganzen Nacht brannte die Öllampe.
Als aber nun Yasa früher aufstand, sah er seine schlafenden Dienerinnen: eine hatte eine Laute in der Achselhöhle, eine andere eine kleine Trommel am Hals, eine andere hatte in der Achselhöhle eine andere Art Trommel, eine hatte aufgelöstes Haar, eine andere sabberte und plapperte. ‘Wie ein Friedhof!’, dachte er bei sich. [69] Als er das so gesehen hatte, wurde ihm die Gefahr deutlich und in seinem Geist kam Abwendung auf. Da sprach Yasa: „Wahrlich, wie bedrückend! Wahrlich, was für eine Plage!“
Yasa zog seine vergoldeten Schuhe an, ging zur Haustür und als er ankam, wurde sie von nichtmenschlichen Wesen geöffnet: ‘Möge dem Yasa nichts dazwischen kommen, wenn er vom Hausleben in die Hauslosigkeit hinauszieht.’ Dann kam Yasa zum Stadttor und als er ankam, öffneten nichtmenschliche Wesen das Tor: ‘Möge dem Yasa nichts dazwischen kommen, wenn er vom Hausleben in die Hauslosigkeit hinauszieht.’ So nun gelangte Yasa, der Sohn aus guter Familie, im Tierpark zu Isipatana an.
26. Damals ging der Erhabene, nachdem er aufgestanden war, im letzten Abschnitt der Nacht im Freien auf und ab. Der Erhabene sah Yasa aus der Ferne kommen und als er ihn sah, beendete er das Auf- und Abgehen und setzte sich auf den [für ihn] vorbereiteten Sitz. Als nun Yasa beim Erhabenen angekommen war, sagte er: „Wahrlich, wie bedrückend! Wahrlich, was für eine Plage!“ Darauf erwiderte der Erhabene dem Yasa: „Das [hier] ist wirklich nicht belästigend, das [hier] ist keine Plage. Komm Yasa, setz dich, ich werde dir die Lehre darlegen.“
Freudig erregt dachte Yasa: ‘Das [hier] ist sicherlich nicht bedrückend, das [hier] ist keine Plage’, zog seine vergoldeten Schuhe aus, trat an den Erhabenen heran, verehrte ihn und setzte sich seitwärts nieder. Dem zur Seite sitzenden Yasa gab der Erhabene eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens [70] auf.
Als der Erhabene wusste, dass Yasa aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll war, da verkündete er die Kernaussage [71] der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem Yasa dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’
27. Als Yasas Mutter zum Palast hinaufstieg und ihren Sohn nicht sah, ging sie zum Hausherrn [72] , dem Kaufmann. Dort angekommen sagte sie zu ihm: „Hausherr, dein Sohn ist nicht zu sehen.“ Da entsandte der Hausherr reitende Boten in die vier Himmelsrichtungen und selber ging er zum Tierpark in Isipatana. Dort sah er die Fußspuren der vergoldeten Schuhe und folgte ihnen.
Der Erhabene sah den Kaufmann aus der Ferne näherkommen und dachte bei sich: ‘Ich werde nun eine solche übernatürliche Kraft anwenden, dass der Kaufmann und Hausherr, wenn er hier sitzt, den ebenfalls hier sitzenden Yasa nicht sehen kann.’ Dann wandte der Erhabene eine derartige übernatürliche Kraft an.
Der Kaufmann näherte sich dem Erhabenen und nachdem er nahe herangekommen war, sprach er den Erhabenen so an: „Hat der Herr Erhabene Yasa, den Sohn aus guter Familie gesehen?“ – „Setz dich, Hausvater. Als Sitzender magst du den hier sitzenden Yasa sehen.“ Da dachte der Kaufmann: ‘Sicherlich könnte ich, wenn ich hier sitze, den hier [auch] sitzenden Yasa sehen’ und freudig erregt verehrte er den Erhabenen und setzte sich beiseite hin.
Dem zur Seite sitzenden Kaufmann gab der Erhabene eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass der Kaufmann aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll war, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem Kaufmann dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’ „Sehr gut, sehr gut, hoher Herr! Als würde der hohe Herr etwas Umgedrehtes richtig hinstellen oder etwas Verdecktes aufdecken oder einem Verirrten den Weg zeigen oder in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten, damit, wer Augen hat, die Bilder [73] sieht, genau so hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Hoher Herr, ich nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zur Mönchsgemeinschaft. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat.“ Zum ersten Mal in der Welt gab es einen Laienanhänger mit dreifacher Zuflucht.
28. Als seinem Vater die Lehre verkündet wurde, reflektierte Yasa dabei seinen eigenen Bewusstseinszustand so wie er ihn gesehen und verstanden hatte und da wurde Yasas Gemütsverfassung frei von Anhaftungen und Beeinflussungen. Da kam dem Erhabenen der Gedanke: ‘Yasas Gemütsverfassung wurde frei von Anhaftungen und Beeinflussungen, als seinem Vater die Lehre verkündet wurde, denn er reflektierte dabei seinen eigenen Bewusstseinszustand so wie er ihn gesehen und verstanden hatte. Jetzt ist es unmöglich, dass Yasa zum Niedrigen zurückkehrt und wie früher die Sinnesfreuden genießt wie vorher als Häuslicher. Nun werde ich mit jener übernatürlichen Kraft aufhören.’ Da hörte der Erhabene mit der übernatürlichen Kraft auf. Nun sah der Kaufmann seinen Sohn Yasa dasitzen. Als er ihn sah, sagte er zu seinem Sohn: „Deine Mutter, lieber Yasa, klagt und ist bekümmert. Gib der Mutter die Lebenskraft zurück.“ Yasa sah zum Erhabenen auf. Der Erhabene sprach zum Kaufmann: „Hausherr, was meinst du? Yasas Wissen und Einsicht sind die eines Schulbaren [74] . Er sah die Wahrheit [75] wie du. Und als er seinen Bewusstseinszustand reflektierte, so wie er ihn gesehen und verstanden hatte, wurde sein Geist frei von Anhaftungen und Beeinflussungen. Hausherr, ist Yasa jetzt noch fähig zum Niedrigen zurückzukehren und die Sinnesfreuden zu genießen wie früher als Häuslicher?“ – „Nein, das ist er nicht, Erhabener.“ – „Hausherr, Yasas Wissen und Ansicht sind die eines Schulbaren, er sah die Wahrheit wie du. Als er seinen Bewusstseinszustand reflektierte, so wie er ihn sah und verstand, wurde seine Gemütsverfassung frei von Anhaftungen und Beeinflussungen. Yasa ist nicht fähig zum Niedrigen zurückzukehren und Sinnesfreuden zu genießen wie früher als Häuslicher.“ – „Erhabener, es ist ein Vorteil für Yasa, es ist ein Gewinn für ihn, dass seine Gemütsverfassung frei von Anhaftungen und Beeinflussungen wurde. Möge der Erhabene das heutige Mahl mit Yasa als seinem Begleiter annehmen.“ Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Als der Kaufmann wusste, dass der Erhabene die Einladung annahm, stand er auf, verehrte den Erhabenen, umschritt ihn rechts herum und ging fort.
Kurz nach dem Gehen des Kaufmannes sprach Yasa zum Erhabenen: „Ich, o Herr, möchte beim Erhabenen die Ordination erhalten, ich möchte die Hochordination erhalten.“ – „Komm, Mönch!“ sagte der Erhabene, „Gut dargelegt ist die Lehre, führe den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden.“ Das war für den Ehrwürdigen die Hochordination. Zu jener Zeit gab es sieben Heilige in der Welt.
Ende von Yasa’s Hinausziehen
29. Am Vormittag ging der Erhabene, nachdem er sich angekleidet, Almosenschale und Robe genommen hatte, in Begleitung des ehrwürdigen Yasa zum Haus des Kaufmannes. Dort angekommen setzten sie sich auf die vorbereiteten Sitze. Die Mutter des ehrwürdigen Yasa und seine ehemalige Gemahlin kamen zum Erhabenen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich beiseite nieder. Ihnen gab der Erhabene eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass sie in ihrer Gemütsverfassung aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll waren, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’ „Sehr gut, sehr gut, hoher Herr! Als würde der hohe Herr etwas Umgedrehtes richtig hinstellen oder etwas Verdecktes aufdecken oder einem Verirrten den Weg zeigen oder in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten, damit, wer Augen hat, die Bilder sieht, genau so hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Hoher Herr, wir nehmen unsere Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zur Mönchsgemeinschaft. Der Erhabene möge uns als Laienanhängerinnen annehmen, die von heute an für das ganze Leben ihre Zuflucht genommen haben.“ Zum ersten Mal in der Welt gab es nun Laienanhängerinnen mit dreifacher Zuflucht.
Dann bedienten die Mutter, der Vater und die ehemalige Gemahlin des ehrwürdigen Yasa eigenhändig den Erhabenen und den ehrwürdigen Yasa mit vorzüglicher fester Speise. Als der Erhabene zufriedengestellt war und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte, setzten sie sich beiseite nieder. Dann, nachdem der Erhabene die Mutter, den Vater und die ehemalige Frau des Yasa durch eine Lehrrede veranlasst hatte zu verstehen, davon motiviert, angeregt und erfreut zu sein, stand er vom Sitz auf und ging fort.
30. Vimala, Subāhu, Puṇṇaji, Gavampati, vier Hausfreunde des ehrwürdigen Yasa, Söhne aus großen und kleinen Kaufmannsfamilien von Benares, vernahmen, dass Yasa, der Sohn aus guter Familie, Haar und Bart geschoren hatte, die gelbbraunen Roben angelegt und vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen ist. Als sie das gehört hatten, kam ihnen der Gedanke, dass es sicherlich keine geringe Lehre und Regelwerk sei, kein geringes Hinausziehen, wofür Yasa Haar und Bart geschoren, die gelbbraunen Roben angelegt und vom Haus in die Hauslosigkeit ging.
Jene vier Leute gingen zum ehrwürdigen Yasa, dort verehrten sie den ehrwürdigen Yasa und stellten sich seitwärts hin. Der ehrwürdige Yasa ging mit den vier Hausfreunden zum Erhabenen. Dort angekommen verehrten sie den Erhabenen und setzten sich beiseite hin. Beiseite sitzend sprach der ehrwürdige Yasa zum Erhabenen: „Ehrwürdiger, das sind Vimala, Subāhu, Puṇṇaji, Gavampati, meine vier Hausfreunde aus Benares, Söhne großer und kleiner Kaufmannsfamilien. Diese vier möge der Erhabene ermahnen und belehren.“
Der Erhabene gab ihnen eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass sie in ihrer Gemütsverfassung aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll waren, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’
Als sie die Lehre gesehen, die Lehre erlangt, die Lehre verstanden, in die Lehre eingedrungen waren, den [skeptischen] Zweifel überwunden, die Ungewissheit entfernt, unabhängig von anderen Lehrern Selbstvertrauen in der Lehre [des Buddha] erlangt hatten, sprachen sie zum Erhabenen: „Wir, o Herr, möchten beim Erhabenen die Ordination erhalten, wir möchten auch die Hochordination erhalten.“ – „Kommt, Mönche“, sagte der Erhabene, „gut dargelegt ist die Lehre, führt den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden.“ Das war die Hochordination der Ehrwürdigen. Dann belehrte und unterrichtete der Erhabene jene Mönche durch eine Lehrrede und als der Erhaben sie so durch eine Lehrrede belehrte und unterrichtete, wurden ihre Gemütsverfassungen von Anhaftungen und Beeinflussungen befreit. Zu jener Zeit gab es elf Heilige in der Welt.
31. Fünfzig Hausfreunde des ehrwürdigen Yasa, einer wie der andere Söhne guter Familien aus der ländlichen Umgebung hörten, dass Yasa, der Sohn aus guter Familie Haar und Bart geschoren, die gelbbraunen Roben angelegt hat und vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen ist. Als sie das gehört hatten, kam ihnen der Gedanke, dass es sicherlich keine geringe Lehre und Regelwerk sei, kein geringes Hinausziehen, wofür Yasa Haar und Bart geschoren, die gelbbraunen Roben angelegt und vom Haus in die Hauslosigkeit ging. Sie gingen zum ehrwürdigen Yasa, dort verehrten sie ihn und stellten sich seitwärts hin. Der ehrwürdige Yasa ging mit den fünfzig Hausfreunden zum Erhabenen. Dort angekommen verehrten sie den Erhabenen und setzten sich beiseite hin. Beiseite sitzend sprach der ehrwürdige Yasa zum Erhabenen: „Ehrwürdiger, das sind fünfzig Hausfreunde, einer wie der andere Söhne guter Familien aus ländlicher Umgebung. Diese fünfzig möge der Erhabene ermahnen und belehren.“ Der Erhabene gab ihnen eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass sie in ihrer Gemütsverfassung aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll waren, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’
Als sie die Lehre gesehen, die Lehre erlangt, die Lehre verstanden, in die Lehre eingedrungen waren, den [skeptischen] Zweifel überwunden, die Ungewissheit entfernt, unabhängig von anderen Lehrern Selbstvertrauen in der Lehre [des Buddha] erlangt hatten, sprachen sie zum Erhabenen: „Wir, o Herr, möchten beim Erhabenen die Ordination erhalten, wir möchten auch die Hochordination erhalten.“ – „Kommt, Mönche“, sagte der Erhabene, „gut dargelegt ist die Lehre, führt den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden.“ Das war die Hochordination der Ehrwürdigen. Dann belehrte und unterrichtete der Erhabene jene Mönche durch eine Lehrrede und als der Erhaben sie so durch eine Lehrrede belehrte und unterrichtete, wurden ihre Gemütsverfassungen von Anhaftungen und Beeinflussungen befreit. Zu jener Zeit gab es einundsechzig Heilige in der Welt.
32. Dann sprach der Erhabene die Mönche an: „Ihr Mönche, befreit bin ich von allen Fesseln, sowohl göttlichen als auch menschlichen. Befreit seid ihr von allen Fesseln, sowohl himmlischen als auch menschlichen. Geht in die Welt, ihr Mönche, wandelt vielen Menschen zum Wohl, vielen Menschen zum Glück, aus Mitgefühl mit der Welt, zum Nutzen, Wohl und Glück von Göttern und Menschen. Ihr mögt allein, nicht zu zweit gehen. Ihr Mönche, verkündet die Lehre, die am Anfang gute, in der Mitte gute, am Ende gute, die bedeutsame, die buchstabengetreue [76] , macht den vollständigen, völlig geläuterten Reinheitswandel bekannt. [77] Es gibt die von Natur aus wenig Unreinheiten haben, die gehen verloren, wenn sie die Lehre nicht hören. Es werden Verstehende der Lehre da sein. [78] Ihr Mönche, ich gehe zum Dorf Senāni bei Uruvelā, um die Lehre zu verkünden.“ [79]
33. Da trat Māra, der Böse, an den Erhabenen heran und sprach ihn mit diesem Vers an:
„Durch
Fesseln hier gebunden,
den himmlischen und menschlichen,
mit
großen Fesseln hier vertäut.
Von
mir, Asket, bist du nicht frei.“
„Von allen Fesseln bin ich frei,
von himmlischen und menschlichen.
Von großen Fesseln bin ich frei.
Du bist vernichtet,
Antakā
[80]
.“
„Im
Luftraum wandeln die Fesseln,
bis
Eingang finden sie im Geist.
Auf
diese Weise hemm’ ich dich.
Du
bist nicht frei von mir, Asket.“
„Gestalt, Geräusch, Geruch, Geschmack,
Berührung auch den Geist erfreu’n,
danach der Wunsch in mir verging.
Du bist vernichtet,
Antakā.“
Da dachte Māra, der Böse, ‘Der Erhabene kennt mich, der Wohlgegangene kennt mich.’ Unglücklich und betrübt verschwand er von dort.
34. Zu jener Zeit brachten die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter [82] für die Ordination und die Hochordination, [sie denken]: ‘Der Erhabene ordiniert und hochordiniert sie.’ Dabei ermüdeten sowohl die Mönche, als auch die Ordinations- und Hochordinationsanwärter. Da entstand im Geist des Erhabenen, als er allein in Zurückgezogenheit meditierte, diese Überlegung: ‘Jetzt bringen die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter für die Ordination und die Hochordination. [Sie denken] der Erhabene ordiniert und hochordiniert sie. Dabei ermüden sowohl Mönche als auch Ordinations- und Hochordinationsanwärter. Ich werde nun den Mönchen erlauben, [ab] jetzt selber in allen Richtungen und in allen Gegenden zu ordinieren und hochzuordinieren.’
Als sich nun der Erhabene zur Abendzeit aus seiner Meditation erhob, hielt er aus diesem Anlass eine Lehrrede und sprach dann zu den Mönchen: „Ihr Mönche, als ich allein in Zurückgezogenheit meditierte, entstand in meinem Geist diese Überlegung: ‘Jetzt bringen die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter für die Ordination und die Hochordination und denken: ‘Der Erhabene ordiniert und hochordiniert sie.’ Dabei wurden sowohl die Mönche als auch die Ordinations- und Hochordinationsanwärter müde. Ich werde nun den Mönchen erlauben, selber in allen Richtungen und in allen Gegenden zu ordinieren und hochzuordinieren.’
Ihr Mönche, ich erlaube [83] , dass ihr jetzt selber in allen Richtungen und in allen Gegenden ordiniert und hochordiniert. [84] Ihr Mönche, auf diese Weise soll man Ordination und Hochordination geben: Zuerst veranlasst, dass die Kopfhaare und der Bart geschoren wurden, die gelbbraunen Roben angezogen wurden, dann das Obergewand auf eine Schulter gelegt wurde [85] , sich zu den Füßen der Mönche verbeugt wurde, sich in die Hocke niedergesetzt wurde, die Hände zusammengelegt wurden und dass man dann so spricht:
‘Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha, ich nehme meine Zuflucht zur Lehre, ich nehme meine Zuflucht zum Orden. Zum zweiten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha. Zum zweiten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zur Lehre. Zum zweiten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zum Orden. Zum dritten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha. Zum dritten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zur Lehre. Zum dritten Mal: Ich nehme meine Zuflucht zum Orden.’ Ihr Mönche, ich erlaube durch diese dreifache Zufluchtnahme die Ordination und die Hochordination.“ [86]
Ende der Erklärung der Ordination und Hochordination durch dreifache Zufluchtnahme.
35. Als die Regenzeit vorüber war [87] , sprach der Erhabene die Mönche an: „Ihr Mönche, ich habe durch gründliche Aufmerksamkeit, durch gründliche rechte Anstrengung die unübertroffene Befreiung erlangt, die unübertroffene Befreiung verwirklicht. Ihr Mönche, auch ihr habt durch gründliche Aufmerksamkeit, durch gründliche rechte Anstrengung die unübertroffene Befreiung erlangt, die unübertroffene Befreiung verwirklicht.“
Da trat Māra, der Böse, an den Erhabenen heran und sprach ihn mit diesem Vers an:
„Gefesselt
hier mit Māras Strick,
dem
himmlisch’ als auch menschlichen,
mit
großen Fesseln hier vertäut.
Von
mir, Asket, bist du nicht frei.“
„Von Māras Stricken bin ich frei,
von himmlischen und menschlichen.
Von großen Fesseln bin ich frei.
Du bist vernichtet, Antakā.“
Da dachte Māra, der Böse, ‘Der Erhabene kennt mich, der Wohlgegangene kennt mich.’ Unglücklich und betrübt verschwand er von dort.
36. Nachdem der Erhabene so lange es ihm gefiel in Benares geweilt hatte, brach er zu einer Wanderung nach Uruvelā auf. [88] Da näherte sich der Erhabene einem gewissen Walddickicht, das etwas abseits lag. Dort angekommen ging er in dieses Dickicht und setzte sich an den Fuß eines gewissen Baumes. Zu jener Zeit vergnügte sich eine Gruppe von nicht mehr als dreißig guten Freunden mit ihren Ehefrauen in diesem Dickicht. Einer hatte keine Ehefrau, für ihn war eine Niederkastige [89] herbeigeholt worden. Als die anderen sich lässig vergnügten, nahm die Niederkastige dessen Eigentum und lief fort.
Da jene Freunde dem Freund einen Gefallen tun wollten, durchstreiften sie das Dickicht, um jene Frau zu suchen und sahen so den Erhabenen am Fuß eines bestimmten Baumes sitzen. Sie näherten sich und sprachen ihn an: „Könnte der Herr Erhabene eine Frau gesehen haben?“ – „Jungs [90] , was ist mit der Frau?“ – „Hoher Herr, wir sind hier eine Gruppe von nicht mehr als dreißig guten Freunden und wir vergnügten uns mit unseren Ehefrauen in diesem Dickicht. Einer hat keine Ehefrau, für ihn ist eine Niederkastige herbeigeholt worden. Hoher Herr, als wir uns lässig vergnügten, nahm jene Niederkastige sein Eigentum und lief fort. Hoher Herr, deshalb durchstreifen wir dieses Dickicht um diese Frau zu suchen und erweisen so dem Freund einen Freundschaftsdienst.“
„Jungs, was meint ihr, was ist für euch besser ist? Dass ihr eine Frau sucht oder dass ihr die Seele sucht?“ – „Hoher Herr, es ist für uns besser, dass wir die Seele suchen.“ – „Dann setzt euch, Jungs, ich werde euch die Lehre darlegen.“ – „So sei es, hoher Herr.“ Nachdem sie den Erhabenen verehrt hatten, setzte sich jener Freundeskreis beiseite nieder.
Der Erhabene gab ihnen eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass sie in ihrer Gemütsverfassung aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll waren, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’
Als sie die Lehre gesehen, die Lehre erlangt, die Lehre verstanden, in die Lehre eingedrungen waren, den [skeptischen] Zweifel überwunden, die Ungewissheit entfernt, unabhängig von anderen Lehrern Selbstvertrauen in der Lehre [des Buddha] erlangt hatten, sprachen sie zum Erhabenen: „Wir, o Herr, möchten beim Erhabenen die Ordination erhalten, wir möchten auch die Hochordination erhalten.“ – „Kommt, Mönche“, sagte der Erhabene, „gut dargelegt ist die Lehre, führt den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden.“ Das war die Hochordination der Ehrwürdigen.
[65] pabbajjā Hinausziehen in die Hauslosigkeit (um als Asket zu leben).
[66] sukhumālo WPD: „zart, fein“; PTSD: ”delicately nurtured“.
[67] hemanta M/T: „Frühling“; selbstverständlich gibt es im Klima von Benares keinen Winter in deutschem Sinn. „Kühle Jahreszeit“ wäre am besten.
[68] Folgend wurde der Zusatz „Sohn aus guter Familie“ (kulaputto) zumeist weggelassen.
[69] Legendendopplung; vgl die Erzählung vom Hinausziehen in die Hauslosigkeit des Siddhattha Gotama, dem späteren Buddha.
[70] Schon zu Buddhas Zeit gab es Menschen, die keinen Anteil an der „Welt“ wollten und die Gesellschaft verließen. Man nannte sie „Entsager“ (saññāsi). „Aussteiger“ würde man heute sagen. Das Leben in der Hauslosigkeit hatte keine sozialen Bindungen und war allgemeinhin eine Entsprechung für die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten. Zitat: „Der Entsager verlässt den organisierten Raum des Hauses und der Niederlassung (des Dorfes) und wählt Hauslosigkeit und ungestaltete Wildnis. Er besitzt kein Feuer, das Symbol und Hilfsmittel des Opfers. Er kann weder produzieren noch reproduzieren, denn Begierde ist Tod. Er gibt die Welt mit den festgeschriebenen Statusverhältnissen, den Kasten, auf für die kastenlose Welt des individuellen Suchens – auch wenn die einzig anerkannte Art des Suchens religiöses Fortschreiten ist. Er versucht sogar, gewöhnliche Wahrnehmungs- und Denkprozesse aufzugeben, um veränderte Bewusstseinszustände zu erreichen.“ [Gombrich 1988].
[71] sāmukkaṃsikā „1. allervorzüglichst; 2. zusammengefasst, in Kürze, Kern-“.
[72] gahapati Gombrich [1988]: „Wenn alte Texte Haushalter erwähnen, meinen sie Familienoberhäupter der drei oberen varṇas [Kasten], andere Familien zählen gesellschaftlich nicht. Da aber Brahmanen und Kṣatriyas [Adlige] nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen konnten, muss sich der Begriff vor allem auf die Oberhäupter von Familien beziehen, die der Brahmanismus als Vessa einstufte. Tatsächlich ist der Begriff Vessa [Bauer, Handwerker, Händler] in buddhistischen Schriften selten. Er taucht nur auf, wenn die brahmanische Klassifizierung erörtert wird, nicht als die selbstverständliche Bezeichnung für den primären gesellschaftlichen Status eines Menschen. Es ist eindeutig, dass der kanonische gahapati das Oberhaupt einer ‘angesehenen’ Familie ist – aber nicht, dass er ein Brahmane ist, es sei denn, das wird ausdrücklich erwähnt.“ Im Brahmanismus ist also ein Haushälter ein verheirateter Mann, dem Erzeugung (Ackerbau, Wirtschaft) und Zeugung (Familie) obliegt. Der Fortbestand der damaligen Gesellschaft hing somit von Hausleuten ab. Sie sind diejenigen, die das (Feuer-)Opfer ausführen lassen (yajamāna) und dadurch nach brahmanischen Begriffen die Stabilität des Universums garantieren. Deshalb ist das „Hinausziehen in die Hauslosigkeit“ ein überaus gravierender Schritt.
[73] rūpāni „Körper, Materialität, sichtbare Objekte“; M/T: „Gestalten“; sichtbar sind dem Auge nur Form und Farbe.
[74] sekha wahrscheinlich ein Übertragungsfehler, denn ein Heiliger, ist definitiv kein zu Schulender mehr (→ Pp 23).
[75] dhamma auch Gesetz(-mäßigkeit), Lehre.
[76] sātthaṃ savyañjanaṃ die Bedeutung der Lehre buchstabengetreu – das ergibt insofern wenig Sinn, da Schreiben damals keine Rolle spielte, weil Texte auswendig gelernt tradiert wurden. Es gibt keinen schlüssigen Beweis, dass zur Zeit des Buddha Schrift Verwendung fand.
[77] Ein „buddhistischer Missionsbefehl“?
[78] Exakt Brahma Sahampatis Worte aus Mvg 8.
[79] D.h. er geht die etwa 250 km nach Bodhgaya zurück. Man nimmt an, dass er das Ende der Regenzeit abwartete, also erst Anfang/Mitte November loswanderte (→ Mvg 35).
[80] „Endlicher“ einer der Namen Māras.
[81] pabbajjūpasampadākathā hier stimmt die Überschrift nicht mit dem Abschluss (... niṭṭhitā) überein.
[82] pekkhā „1. Ansehen, Zuschauen; 2. Überlegung, Erwägung“; Im englischen Clubgebrauch am besten übersetzt: ”prospect“. Jemand der zur Probezeit „dabei“ sein darf, der angeschaut wird, der zuschauen darf, wo man überlegt, ob man ihn aufnimmt. Diese üblicherweise drei Monate lange Probezeit gibt es auch heute noch in vielen Klöstern.
[83] Das ist die Standard-Formel zum Aufstellen einer Ordensregel. Das Wort anujānāmi hat zweierlei Bedeutung: 1. „erlauben, gestatten“ und 2. „anweisen, vorschreiben“. Auch hier sollte eben jener Unterschied gewahrt bleiben. Daher dieser Hinweis. Bechert und Oldenberg übersetzen mit „ich ordne an“. Das ist in Bezug auf tatsächliche Vorschriften/Erlasse die bessere Wahl, aber auch nicht in jedem Fall. Bei materiellen Dingen eher selten. Daher wurde hier einheitlich mit „ich erlaube“ übersetzt – auch wenn sich im Text das Wort paññattaṃ „bestimmt, verfügt, bekannt gemacht“ findet, wenn auf eine erlassene Vorschrift Bezug genommen wird.
[84] Das ist die erste vom Buddha erlassene Ordensregel.
[85] Die rechte Schulter bleibt entblößt zum Zeichen des Respektes.
[86] Das ist die zweite Art der Ordination zum Bhikkhu gewesen. Der Buddha ordinierte weiterhin mit der „ehi bhikkhu“-Formel. Bemerkenswert, dass hier beim Ordinieren gar nicht zwischen Pabbajjā und Upasampadā unterschieden wird. Das erscheint erst in Mvg 105.
[87] Demnach hat der Buddha die Regenzeit teils in Isipatana und teils in Senāni verbracht (→ Mvg 32). Die Vorschrift, während der Regenzeit das Wandern zu unterlassen, wurde erst später erlassen (→ Mvg 184).
[88] Laut Mvg 32 ging er bereits nach Senāni. Lässt man aber die Äußerung des Buddha weg, dass er nach Senāni gehen wollte, stimmt die Geschichte wieder. Ein Überlieferungsfehler?
[89] vesī auch „Prostituierte“.
[90] kumārā „Junggesellen“ wäre für Verheiratete unpassend.