Mahāvagga

IV. Der Pavāraṇā-Abschnitt

3. Kapitel (140-146)

140. Zweifaches Aussprechen

234. Bei einer Gelegenheit, war in einer gewissen Wohnstätte im Kosala-Land zu Pavāraṇā Gefahr durch Wilde. Die Mönche konnten nicht drei Mal die Pavāraṇā [-Formel] aussprechen. [438] Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] auszusprechen.“

Eine größere Gefahr durch Wilde kam auf. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] auszusprechen.“

Eine größere Gefahr durch Wilde kam auf. Die Mönche konnten nicht einmalig Pavāraṇā aussprechen. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, in der Regenzeitgruppe Pavāraṇā zu begehen.“ [439]

Zu einer Zeit spendeten in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā die Menschen Gaben bis die Nacht fast vorüber war. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Die Menschen spenden Gaben bis die Nacht fast vorüber war. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavā­raṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wie sollen wir uns verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, in diesem Fall spendeten in einer gewissen Mönchsklause zu Pavāraṇā die Menschen Gaben bis die Nacht fast vergangen war. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Die Men­schen spenden Gaben bis die Nacht fast vergangen war. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:

‘Höre mich, hoher Orden! Die Menschen spenden Gaben bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regenzeitgruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall sprachen in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā die Mönche über die Lehre. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Die Mönche sprechen über die Lehre bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā began­gen haben, denn die Nacht wird hell.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:

‘Höre mich, hoher Orden! Die Mönche sprechen über die Lehre bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aus­spricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regenzeit­gruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall verkündeten in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā die Lehrredenkundigen die Lehrreden. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Die Lehrredenkundigen verkünden Lehrreden bis die Nacht fast vorü­ber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:

‘Höre mich, hoher Orden! Die Lehrredenkundigen verkünden Lehrreden bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-For­mel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regen­zeitgruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall legten in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā die Kenner der Ordensregeln die Vorschriften aus. Da kam diesen Mön­chen der Gedanke: ‘Die Kenner der Ordensregeln legen die Vorschriften aus bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aus­spricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:

‘Höre mich, hoher Orden! Die Kenner der Ordensregeln legen die Vor­schriften aus bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavā­raṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regenzeitgruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall diskutierten die Kenner der Lehre in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā die Lehre. Da kam diesen Mönchen der Ge­danke: ‘Die Kenner der Lehre diskutieren bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:

‘Höre mich, hoher Orden! Die Kenner der Lehre diskutieren die Lehre bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aus­spricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regenzeit­gruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall stritten die Mönche in einer gewissen Wohn­stätte zu Pavāraṇā bis die Nacht fast vorüber war. Da kam den Mönchen der Gedanke: ‘Die Mönche streiten bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā began­gen haben, denn die Nacht wird hell.’

Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Die Mönche streiten, bis die Nacht fast vorüber ist. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] ausspricht, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn die Nacht wird hell. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-For­mel] aussprechen ... in der Regenzeitgruppe Pavāraṇā begehen.’“

Bei einer Gelegenheit war in einer gewissen Wohnstätte im Land Kosala zu Pavāraṇā eine große Mönchsgemeinschaft versammelt, aber nur ein kleiner Platz war vor Regen geschützt, da kam eine große Wolke auf. Da kam den Mön­chen der Gedanke: ‘Hier ist eine große Mönchsgemeinschaft versammelt, aber nur ein kleiner Platz ist vor Regen geschützt und es zieht eine große Wolke auf. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen würde, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn diese Wolke wird abregnen. Wie sollen wir uns verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt.

„Ihr Mönche, in diesem Fall war in einer gewissen Wohnstätte zu Pavāraṇā eine große Mönchsgemeinschaft versammelt, aber nur ein kleiner Platz war vor Regen geschützt und eine große Wolke zog auf. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Hier ist eine große Mönchsgemeinschaft versammelt, aber nur ein kleiner Platz ist vor Regen geschützt und eine große Wolke zieht auf. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen würde, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn diese Wolke wird abregnen.’ Ein erfahrener und fähiger Mönch soll dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Hier ist eine große Mönchsgemeinschaft versammelt, aber nur ein kleiner Platz ist vor Regen geschützt und eine große Wolke zieht auf. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen würde, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn diese Wolke wird abregnen. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-For­mel] aussprechen ... in der Regenzeitgruppe Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in diesem Fall bestand in einer gewissen Wohnstätte Gefahr durch den Fürsten ... – ... durch einen Dieb ... – ... durch Feuer ... – ... durch Wasser ... – ... durch Menschen ... – ... durch Nichtmenschen ... – ... durch Raubtiere ... – ... Kriechtiere für das Leben ... – ... den Reinheitswandel. Da kam den Mönchen der Gedanke: ‘Das ist eine Gefahr und/oder für den Reinheitswandel. Wenn der Orden drei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen würde, wird der Orden nicht Pavāraṇā begangen haben, denn es besteht Gefahr für den Reinheitswandel.’ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Es besteht Gefahr durch den Fürsten ... – ... durch einen Dieb ... – ... durch Feuer ... – ... durch Wasser ... – ... durch Menschen ... – ... durch Nichtmenschen ... – ... durch Raubtiere ... – ... Kriechtiere für das Leben ... – ... den Reinheitswan­del. Wenn es dem Orden recht ist, wird der Orden zwei Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... ein Mal die Pavāraṇā[-Formel] aussprechen ... in der Regenzeit­gruppe Pavāraṇā begehen.’“

141. Pavāraṇā-Bestimmungen

235. Zu einer Zeit beging die Sechser-Gruppe Mönche Pavāraṇā, obwohl sie ein Vergehen begangen hatten. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Vorfall. „Ihr Mönche, man soll nicht mit einem Vergehen Pavāraṇā begehen. Wird so began­gen, ist dieses schlechte Benehmen ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, ich er­laube, dass man einen, der ein Vergehen begangen hat und der Pavāraṇā begeht, nachdem man ihm die Möglichkeit gab [440] [sich dazu zu äußern], seines Vergehens beim Pavāraṇā beschuldigt.“

Bei einer Gelegenheit sollte der Sechser-Gruppe Mönche vorher die Mög­lichkeit gegeben werden, aber diese wollten diese Möglichkeit nicht annehmen. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Vorfall. „Ihr Mönche, ich erlaube, dass man dem, der mit dieser Möglichkeit nicht einverstanden ist, Pavāraṇā ungültig macht. Ihr Mönche, so soll man ungültig machen: Zu Pavāraṇā am vierzehnten oder fünfzehnten soll, wenn jene Person anwesend ist, inmitten des Orden gesprochen werden: ‘Höre mich, hoher Orden! Die Soundso genannte Person hat ein Vergehen begangen. Wir machen seine Pavāraṇā ungültig. In seiner Gegenwart sollen wir Pavāraṇā nicht begehen. Dahingestellt ist sein Pavāraṇā.’“

Bei einer Gelegenheit dachte die Sechser-Gruppe Mönche: ‘Vorher haben die korrekten Mönche unsere Pavāraṇā ungültig gemacht.’ Schon vorher, ohne Anlass und ohne Grund, machten sie die Pavāraṇā der reinen Mönche, die ohne Vergehen waren, ungültig. Auch die schon begangene Pavāraṇā machten sie ungültig. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Vorfall. „Ihr Mönche, ohne Grund und ohne Anlass soll man nicht den Reinen, die kein Vergehen begangen haben, die Pavāraṇā ungültig machen. Wird so ungültig gemacht, ist dieses schlechte Benehmen ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, denen, die schon Pavāraṇā began­gen haben, soll man nicht die Pavāraṇā ungültig machen. Wird sie ungültig gemacht, ist dieses schlechte Benehmen ein Dukkaṭa-Vergehen.“

236. „Ihr Mönche, so ist die Pavāraṇā ungültig, so nicht ungültig. Ihr Mönche, wie ist die Pavāraṇā nicht ungültig? Wenn man die Pavāraṇā ungültig macht, die mit der dreifachen Formel vollständig ausgesprochen, aufgesagt ist, so ist diese Pavāraṇā nicht ungültig. Ihr Mönche, wenn man die Pavāraṇā ungültig macht, die mit der zweifachen Formel ... – ... mit der einfachen Formel ... – ... Pavāraṇā mit der Regenzeitgruppe, die vollständig ausgesprochene, aufgesagte, ungültig macht, so ist diese Pavāraṇā nicht ungültig. Ihr Mönche, so ist die Pavāraṇā nicht ungültig.

Ihr Mönche, wie ist die Pavāraṇā ungültig? Ihr Mönche, wenn man die Pavāraṇā ungültig macht, die mit der dreifachen Formel unvollständig ausge­sprochen, aufgesagt ist, so ist diese Pavāraṇā ungültig. Wenn man die Pavāraṇā ungültig macht, die mit der zweifachen Formel ... – ... mit der einfachen Formel ... – ... Pavāraṇā mit der Regenzeitgruppe, die unvollständig ausgesprochene, aufgesagte, ungültig macht, so ist diese Pavāraṇā ungültig. Ihr Mönche, so ist die Pavāraṇā ungültig.“

237. „Ihr Mönche, in diesem Fall machte ein Mönch zu Pavāraṇā am selben Tag einem anderen Mönch Pavāraṇā ungültig. Die anderen Mönche wissen von dem [ersteren] Mönch: ‘Dieser Ehrwürdige hat kein vollständig reines körperlichen Verhalten, kein vollständig reines sprachliches Verhalten, keinen vollständig rei­nen Lebenswandel, er ist töricht, ungebildet, nicht fähig, eine Erklärung zu geben, wenn man ihn fragt.’ Ihn so bedrängend: ‘Genug Mönch! Kämpfe nicht, zanke nicht, disputiere nicht, debattiere nicht!’, soll der Orden Pavāraṇā begehen.“

„Ihr Mönche, in diesem Fall machte ein Mönch zu Pavāraṇā am selben Tag einem anderen Mönch Pavāraṇā ungültig. Die anderen Mönche wissen von dem [ersteren] Mönch: ‘Dieser Ehrwürdige hat vollständig reines körperliches Verhal­ten, aber kein vollständig reines sprachliches Verhalten, keinen vollständig reinen Lebenswandel, er ist töricht, ungebildet, nicht fähig, eine Erklärung zu geben, wenn man ihn fragt.’ Ihn so bedrängt habend: ‘Genug Mönch! Kämpfe nicht, zanke nicht, disputiere nicht, debattiere nicht!’, soll der Orden Pavāraṇā begehen.“

„Ihr Mönche, in diesem Fall machte ein Mönch zu Pavāraṇā am selben Tag einem anderen Mönch Pavāraṇā ungültig. Die anderen Mönche wissen von dem [ersteren] Mönch: ‘Dieser Ehrwürdige hat vollständig reines körperliches Verhal­ten und vollständig reines sprachliches Verhalten aber keinen vollständig reinen Lebenswandel, er ist töricht, ungebildet, nicht fähig, eine Erklärung zu geben, wenn man ihn fragt.’ Ihn so bedrängt habend: ‘Genug Mönch! Kämpfe nicht, zanke nicht, disputiere nicht, debattiere nicht!’, soll der Orden Pavāraṇā begehen.“

„Ihr Mönche, in diesem Fall machte ein Mönch zu Pavāraṇā am selben Tag einem anderen Mönch Pavāraṇā ungültig. Die anderen Mönche wissen von dem [ersteren] Mönch: ‘Dieser Ehrwürdige hat vollständig reines körperliches Verhal­ten, vollständig reines sprachliches Verhalten und vollständig reinen Lebenswan­del, aber er ist töricht, ungebildet, nicht fähig, eine Erklärung zu geben, wenn man ihn fragt.’ Ihn so bedrängt habend: ‘Genug Mönch! Kämpfe nicht, zanke nicht, disputiere nicht, debattiere nicht!’, soll der Orden Pavāraṇā begehen.“

„Ihr Mönche, in diesem Fall machte ein Mönch zu Pavāraṇā am selben Tag einem anderen Mönch Pavāraṇā ungültig. Die anderen Mönche wissen von dem [ersteren] Mönch: ‘Dieser Ehrwürdige hat vollständig reines körperliches Verhal­ten, vollständig reines sprachliches Verhalten, vollständig reinen Lebens­wandel, ist weise, gebildet und fähig, eine Erklärung zu geben, wenn man ihn fragt.’ Zu ihm soll man sagen: ‘Bruder, du hast diesem Mönch Pavāraṇā ungültig gemacht. Warum hast du sie ungültig gemacht? Hast du sie wegen einer Übertretung der Vorschriften ungültig gemacht? Oder wegen moralischem Fehlverhalten? Oder wegen fehlerhafter Ansichten?’ Wenn er antwortet: ‘Wegen Übertretung der Vor­schriften machte ich sie ungültig, wegen moralischem Fehlverhaltens machte ich sie ungültig, wegen fehlerhafter Ansichten machte ich sie ungültig.’, dann soll man weiterfragen: ‘Kennt der Ehrwürdige die Übertretung der Vorschriften? Kennt er das moralische Fehlverhalten? Kennt er die fehlerhaften Ansichten?’ Wenn er antwortet: ‘Ihr Brüder, ich weiß, welche Vorschrift übertreten wurde, kenne das moralische Fehlverhalten und die fehlerhaften Ansichten.’, dann soll man weiter­fragen: ‘Ehrwürdiger, welche Übertretung der Vorschrift? Welches moralische Fehlverhalten? Welche fehlerhaften Ansichten?’ Wenn er antwortet: ‘Die vier Pārājikā-Vergehen und die dreizehn Saṅghādisesa-Vergehen sind Übertretungen der Vorschriften. Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- und Dubbhā­sita-Vergehen sind moralisches Fehlverhalten. Falsche Ansicht und extreme Ansicht sind fehlerhafte Ansicht.’, dann soll man weiterfragen: ‘Bruder, hast du bei diesem Mönch Pavāraṇā ungültig gemacht, weil du [etwas] gesehen hast oder machtest du sie ungültig, weil du [etwas] gehört hast oder machtest du sie ungültig, weil du [etwas] vermutet hast?’ Wenn er antwortet: ‘Ich machte ungültig wegen Gesehenem oder wegen Gehörtem oder wegen Vermutetem.’, dann soll man weiterfragen: ‘Bruder, wenn du die Pavāraṇā von diesem Mönch wegen [etwas] Gesehenem ungültig gemacht hast, was hast du gesehen? Wie hast du es gesehen? Wann hast du es gesehen? Wo hast du es gesehen? Hast du ihn beim Pārājika-Vergehen, beim Saṅghādisesa-, Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- oder beim Dubbhāsita-Vergehen gesehen? Wo warst du? Wo war der Mönch? Was hast du getan? Was tat dieser Mönch?’ Wenn er antwortet: ‘Nein Brüder, ich machte Pavāraṇā ungültig, nicht weil ich von diesem Mönch [etwas] gesehen hatte, sondern weil ich [etwas] gehört hatte, machte ich Pavāraṇā ungültig.’, dann soll man fragen: ‘Bruder, wenn du die Pavāraṇā von diesem Mönch wegen [etwas] Gehörtem ungültig gemacht hast, was hast du gehört? Wie hast du es gehört? Wann hast du es gehört? Hast du ihn beim Pārājika-Vergehen, beim Saṅghādisesa-, Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- oder Dubbhāsita-Vergehen gehört? Wo warst du? Hast du es von einem anderen Mönch gehört ... von einer Nonne ... von einer zu Schulenden ... von einem Novizen ... von einer Novizin ... von einem Laienanhänger ... von einer Laienanhängerin ... von einem Regierenden ... von einem Minister(-präsidenten) ... von einem Führer Andersgläubiger ... von einem Anhänger der Andersgläubigen gehört?’ Wenn er antwortet: ‘Nein Brüder, ich machte Pavāraṇā ungültig, nicht weil ich von diesem Mönch [etwas] gehört hatte, sondern weil ich [etwas] vermutet hatte, machte ich Pavāraṇā ungültig.’, dann soll man weiterfragen: ‘Bruder, wenn du die Pavāraṇā von diesem Mönch wegen [etwas] Vermutetem ungültig gemacht hast, was hast du vermutet? Wieso hast du es vermutet? Wann hast du es vermutet? Wobei hast du es vermutet? Vermutest du, dass er ein Pārājika-Vergehen, ein Saṅghādisesa-, Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- oder ein Dubbhāsita-Vergehen beging? Ver­mutest du, weil du von einem Mönch etwas hörtest ... von einer Nonne ... von einer zu Schulenden ... von einem Novizen ... von einer Novizin ... von einem Laien­anhänger ... von einer Laienanhängerin ... von einem Regierenden ... von einem Minister(-präsidenten) ... von einem Führer Andersgläubiger ... von einem Anhänger der Andersgläubigen?’ Wenn jener antwortet: ‘Nein Brüder, ich machte Pavāraṇā ungültig, nicht weil ich vermutete, dass dieser Mönch ein Vergehens beging, sondern ich weiß nicht, warum ich diesem Mönch Pavāraṇā ungültig gemacht habe.’ Ihr Mönche, wenn der beschuldigende Mönch mit seiner Erklä­rung den Geist der vernünftigen Mitmönche nicht zufriedenstellt, ist der beschul­digte Mönche unschuldig. Solches zu sagen genügt, um die Angelegenheit zu beenden. Ihr Mönche, wenn jener beschuldigende Mönch mit seiner Erklärung den Geist der vernünftigen Mitmönche zufriedenstellt, ist der beschuldigte Mönch schuldig. Solches zu sagen genügt, um die Angelegenheit zu beenden.“

„Ihr Mönche, wenn ein beschuldigender Mönch zugibt, grundlos einen anderen mit dem Vorwurf eines Pārājikavergehens beschuldigt zu haben, soll der Orden Pavāraṇā begehen, nachdem [gegen jenen] ein Saṅghādisesa(-Verfahren) durchgeführt wurde. Ihr Mönche, wenn ein beschuldigender Mönch zugibt, grundlos einen anderen mit dem Vorwurf eines Saṅghādisesa-, Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- oder Dubbhāsita-Vergehens beschuldigt zu haben, soll dieser nach den Regeln behandelt werden und der Orden Pavāraṇā begehen.“ [441]

„Ihr Mönche, wenn der beschuldigte Mönch zugibt, ein Pārājikavergehen begangen zu haben, soll dieser ausgestoßen werden und der Orden dann Pavāraṇā begehen. Ihr Mönche, wenn der beschuldigte Mönch zugibt, ein Saṅghādisesa­vergehen begangen zu haben, soll der Orden ein Saṅghādisesa(-Verfahren) durchführen und dann Pavāraṇā begehen. Ihr Mönche, wenn der beschuldigte Mönch zugibt, ein Thullaccaya-, Pācittiya-, Pāṭidesanīya-, Dukkaṭa- oder Dubbhā­sita-Vergehen begangen zu haben, soll der Orden ihn nach den Regeln behandeln und dann Pavāraṇā begehen.“

142. Thullaccaya-Durchführung

238. „Ihr Mönche, in einem Fall war ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā eines Thullaccayavergehens schuldig. Einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Thullaccayavergehen sei, einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Saṅghā­disesavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die der Ansicht sind, dass es ein Thullaccayavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben, dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā eines Thullaccayavergehens schuldig. Einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Thullaccayavergehen sei, einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Pācittiyavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die der Ansicht sind, dass es ein Thullaccayavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vorschriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben, dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā eines Thullaccayavergehens schuldig. Einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Thullaccayavergehen sei, einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Pāṭi­desanīyavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die der Ansicht sind, dass es ein Thullaccayavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben, dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā eines Thullaccayavergehens schuldig. Einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Thullaccayavergehen sei, einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Dukkaṭavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die der Ansicht sind, dass es ein Thullaccayavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben, dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā eines Thullaccayavergehens schuldig. Einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Thullaccayavergehen sei, einige Mönche waren der Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die der Ansicht sind, dass es ein Thullaccayavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vorschriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben, dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war am selben Tag wie Pavāraṇā ein Mönch eines Pācittiyavergehens schuldig ... – ... eines Pāṭidesanīyavergehens schuldig ... – ... eines Dukkaṭavergehens schuldig ... – ... eines Dubbhāsitavergehens schuldig. Einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Saṅghādisesavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die die Ansicht haben, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vorschriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben und dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schuldig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war am selben Tag wie Pavāraṇā ein Mönch eines Dubbhāsitavergehens schuldig. Einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Thull­accayavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die die Ansicht haben, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben und dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war am selben Tag wie Pavāraṇā ein Mönch eines Dubbhāsitavergehens schuldig. Einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Pācitti­yavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die die Ansicht haben, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben und dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war am selben Tag wie Pavāraṇā ein Mönch eines Dubbhāsitavergehens schuldig. Einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Pāṭi­desanīyavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die die Ansicht haben, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vorschriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben und dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schuldig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall war am selben Tag wie Pavāraṇā ein Mönch eines Dubbhāsitavergehens schuldig. Einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, einige Mönche hatten die Ansicht, dass es ein Dukkaṭavergehen sei. Ihr Mönche, diejenigen Mönche, die die Ansicht haben, dass es ein Dubbhāsitavergehen sei, diese sollen jenen Mönch entsprechend der Vor­schriften behandeln, nachdem sie ihn beiseite geführt haben und dann zum Orden zurückkommen und sprechen: ‘Brüder, jener Mönch, der eines Vergehens schul­dig war, hat es entsprechend der Vorschriften wiedergutgemacht. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden Pavāraṇā begehen.’“

143. Den Sachverhalt festlegen

239. „Ihr Mönche, in einem Fall sprach ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā inmitten des Orden: ‘Höre mich, hoher Orden! Dieser Vorfall ist bekannt, aber nicht die Person. [442] Wenn es dem Orden recht ist, lassen wir den Vorfall weg und begehen Pavāraṇā.’ Er soll das zu ihnen sprechen: ‘Brüder, der Erhabene erließ Pavāraṇā für die vollkommen Reinen. Da der Vorfall bekannt ist, aber nicht die Person, sollst du ihn jetzt sagen.’“ [443]

„Ihr Mönche, in einem Fall sprach ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā inmitten des Orden: ‘Höre mich, hoher Orden! Die Person ist bekannt, aber nicht der Vorfall. [444] Wenn es dem Orden recht ist, lassen wir die Person weg und begehen Pavāraṇā.’ Er soll das zu ihnen sprechen: ‘Brüder, der Erhabene erließ Pavāraṇā für die im Einvernehmen Seienden. Da die Person bekannt ist, aber nicht der Vorfall, sollst du ihn jetzt sagen.’“

„Ihr Mönche, in einem Fall sprach ein Mönch am selben Tag wie Pavāraṇā inmitten des Orden: ‘Höre mich, hoher Orden! Dieser Vorfall ist bekannt und auch die Person. Wenn es dem Orden recht ist, lassen wir den Vorfall und die Person beiseite und begehen Pavāraṇā.’ Er soll das zu ihnen sprechen: ‘Brüder, der Erha­bene erließ Pavāraṇā für die vollkommen Reinen und die im Einvernehmen Seienden. Da der Vorfall bekannt ist und auch die Person, sollst du jenes jetzt sagen.’“

„Ihr Mönche, wenn vor Pavāraṇā der Vorfall bekannt wird und nachher die Person, dann ist es gut, so zu sprechen. [445] Ihr Mönche, wenn vor Pavāraṇā die Person bekannt wird und nachher der Vorfall, dann ist es gut, so zu sprechen. [446] Ihr Mönche, wenn vor Pavāraṇā der Vorfall und die Person bekannt wird und dann nach Pavāraṇā der Vorfall wieder aufgenommen wird, ist das Wiederaufnehmen ein Pācittiyavergehen.“ [447]

144. Streitfälle

240. Zu einer Zeit traten viele bekannte und befreundete Mönche im Land Kosala in einer gewissen Wohnstätte die Regenzeit an. In deren Nachbarschaft verur­sachten andere Mönche Auseinandersetzungen, verursachten Streit, verursachten Dispute und Debatten und leiteten Ordensverfahren ein. Sie traten die Regenzeit an [in dem Gedanken]: ‘Wir werden diesen [anderen] Mönchen nachdem die Regenzeit vergangen ist zu Pavāraṇā [deren] Pavāraṇā ungültig machen.’ Die Mönche hörten: „Wie man hört, sind in unserer Nachbarschaft Mönche, die Aus­einandersetzungen verursachen, die Streit verursachen, die Dispute und Debatten verursachen. Sie traten die Regenzeit [in dem Gedanken] an, nachdem die Regenzeit vergangen ist, uns zu Pavāraṇā unsere Pavāraṇā ungültig zu machen. Wie sollen wir uns nun verhalten?“ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sach­verhalt.

„Ihr Mönche, in diesem Fall traten viele bekannte und befreundete Mönche im Land Kosala in einer gewissen Wohnstätte die Regenzeit an. In deren Nachbar­schaft verursachten andere Mönche Auseinandersetzungen, verursachten Streit, verursachten Dispute und Debatten und leiteten Ordensverfahren ein. Sie traten die Regenzeit an [in dem Gedanken]: ‘Wir werden diesen [anderen] Mönchen nachdem die Regenzeit vergangen ist zu Pavāraṇā [deren] Pavāraṇā ungültig machen.’ Die Mönche hörten: ‘Wie man hört, sind in unserer Nachbarschaft Mön­che, Auseinandersetzungen verursachen, die Streit verursachen, die Dispute und Debatten verursachen. Sie traten die Regenzeit [in dem Gedanken] an, nachdem die Regenzeit vergangen ist, uns zu Pavāraṇā unsere Pavāraṇā ungültig zu machen.’ Ihr Mönche, ich erlaube zwei oder drei Mal Uposatha am vierzehnten mit ihnen zu begehen [in dem Gedanken]: ‘Wie können wir vor jenen Mönchen Pavāraṇā begehen?’ [448] Ihr Mönche, wenn die Mönche, jene Auseinandersetzungs­verursacher, Streitverursacher, Disput- und Debattenverursacher und Ordensver­fahrenseinleiter zur Wohnstätte kommen, soll man, nachdem man sich ganz schnell versammelte, Pavāraṇā begehen. Nach der Pavāraṇā soll man sagen: ‘Brüder, wir haben Pavāraṇā begangen. Ihr Ehrwürdigen tut, was ihr für richtig haltet.’“ [449]

„Ihr Mönche, wenn diese Mönche, jene Auseinandersetzungsverursacher, Streitverursacher, Disput- und Debattenverursacher und Ordensverfahrensein­leiter unerwartet zur Wohnstätte kommen, dann sollen die Mönche, die in der Wohnstätte leben, Sitze vorbereiten, Fußwaschwasser, Fußschemel, das Tuch zum Abtrocknen der Füße bereitstellen. Sie sollen ihnen entgegengehen, Almosen­schale und die Robe entgegennehmen, nachfragen ob Trinkwasser gewünscht wird. Nachdem sie sich um jene gekümmert haben, sollen sie außerhalb der Grenze gehen und dort Pavāraṇā begehen. Nach der Pavāraṇā sollen sie dann sagen: ‘Brüder, wir haben Pavāraṇā begangen. Ihr Ehrwürdigen tut, was ihr für richtig haltet.’

Gelingt das, ist es gut. Gelingt es nicht, soll ein gebildeter und fähiger Mönch von dieser Wohnstätte den Mönchen von dieser Wohnstätte ankündigen: ‘Hört mich, ihr Ehrwürdigen dieser Mönchsklause! Wenn es den Ehrwürdigen recht ist, werden wir jetzt Uposatha begehen, das Pātimokkha rezitieren und am kommenden Neumond [450] Pavāraṇā begehen.’ Ihr Mönche, wenn jene Mönche, jene Auseinandersetzungsverursacher, Streitverursacher, Disput- und Debatten­verursacher und Ordensverfahrenseinleiter zu diesen Mönchen sagen: ‘Brüder, gut wäre es, wenn ihr jetzt Pavāraṇā begeht.’, dann sollen sie jenen antworten: ‘Brüder, ihr seid nicht Herren über unsere Pavāraṇā. Bis dahin begehen wir nicht Pavāraṇā.’“

„Ihr Mönche, wenn jene Mönche, jene Auseinandersetzungsverursacher, Streitverursacher, Disput- und Debattenverursacher und Ordensverfahrensein­leiter bis zu jenem Neumond dableiben, dann soll ein gebildeter und fähiger Mönch von dieser Wohnstätte den Mönchen von dieser Wohnstätte ankündigen: ‘Hört mich, ihr Ehrwürdigen dieser Mönchsklause! Wenn es den Ehrwürdigen recht ist, werden wir jetzt Uposatha begehen, das Pātimokkha rezitieren und am kommenden Vollmondtag Pavāraṇā begehen.’ Wenn jene Mönche, jene Aus­einandersetzungsverursacher, Streitverursacher, Disput- und Debattenverursacher und Ordensverfahren einleiten, jenen Mönchen folgendes sagen würden: ‘Brüder, gut wäre es, wenn ihr jetzt Pavāraṇā begeht.’, dann sollen sie jenen antworten: ‘Brüder, ihr seid nicht Herren über unsere Pavāraṇā. Bis dahin begehen wir nicht Pavāraṇā.’“ [451]

„Ihr Mönche, wenn jene Mönche, jene Auseinandersetzungsverursacher, Streitverursacher, Disput- und Debattenverursacher und Ordensverfahrensein­leiter bis zu jenem Vollmond dableiben, dann sollen die Mönche – auch wenn sie es nicht wollen – zusammen am kommenden Vollmond zu Komudiya Cātumā­sini [452] Pavāraṇā begehen.“ [453]

„Ihr Mönche, während die Mönche Pavāraṇā begingen, machte ein Kranker einem Gesunden Pavāraṇā ungültig. Die anderen sollen zu ihm sagen: ‘Ehrwür­diger, du bist krank und für einen Kranken ist es nicht passend, sagte der Erhabene. Bruder warte, bis du wieder gesund bist. Als Gesunder kannst du beabsichtigen zu beschuldigen.’ Ein Kranker, der so belehrt, Vorwürfe macht, begeht ein Pācittiya-Vergehen wegen Missachtung.“ [454]

„Ihr Mönche, während die Mönche Pavāraṇā begingen, machte ein Gesun­der einem Kranken Pavāraṇā ungültig. Die anderen sollen zu ihm sagen: ‘Bruder, dieser Mönch ist krank und für einen Kranken ist es nicht passend, sagte der Erhabene. Bruder, warte, bis er wieder gesund ist. Dem Gesunden kannst du dann beschuldigen, wenn du das beabsichtigst.’ Wer so belehrt, Vorwürfe macht, begeht ein Pācittiya-Vergehen wegen Missachtung.“

„Ihr Mönche, während die Mönche Pavāraṇā begingen, machte ein Kranker einem Kranken Pavāraṇā ungültig. Die anderen sollen zu ihnen sagen: ‘Die Ehr­würdigen sind krank und für Kranke ist es nicht passend, sagte der Erhabene. Brüder, wenn ihr wieder gesund seid, dann könnt ihr euch beschuldigen. wenn ihr das beabsichtigt.’ Wer so belehrt, Vorwürfe macht, begeht ein Pācittiya-Vergehen wegen Missachtung.“

„Ihr Mönche, während die Mönche Pavāraṇā begingen, machte ein Gesun­der einem Gesunden Pavāraṇā ungültig. Nachdem beide durch den Orden befragt wurden, sich eingehend erkundigt und entsprechend der Vorschrift gehandelt wurde, dann soll der Orden Pavāraṇā begehen.“

145. Pavāraṇā-Aufschub

241. Zu einer Zeit traten viele befreundete und miteinander bekannte Mönche in einer bestimmten Wohnstätte im Land Kosala die Regenzeit an. Harmonisch, freundlich und streitlos verweilten sie und erlangten so ein gewisses angenehmes Verweilen. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Wir verweilten harmonisch, freundlich und streitlos. So erlangten wir ein gewisses angenehmes Verweilen. Wenn wir jetzt Pavāraṇā begehen, könnten Mönche, die Pavāraṇā begangen haben, zur Wanderschaft aufbrechen. Dann werden wir statt angenehm, wie fremd verweilen. [455] Wie sollen wir uns jetzt verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt.

„Ihr Mönche, in diesem Fall traten viele befreundete und miteinander bekannte Mönche in einer bestimmten Wohnstätte im Land Kosala die Regenzeit an. Harmonisch, freundlich und streitlos verweilten sie und erlangten so ein gewisses angenehmes Verweilen. Da kam diesen Mönchen der Gedanke: ‘Wir verweilten harmonisch, freundlich und streitlos. So erlangten wir ein gewisses angenehmes Verweilen. Wenn wir jetzt Pavāraṇā begehen, könnten Mönche, die Pavāraṇā begangen haben, zur Wanderschaft aufbrechen. Dann werden wir statt angenehm, wie fremd verweilen.’ Ihr Mönche, ich erlaube, dass jene Mönche Pavāraṇā-Aufschub [456] machen.

Ihr Mönche, so soll man es tun: Alle sollen sich an einem Platz ver­sammeln. Nachdem sie sich versammelt haben, soll ein gebildeter und fähiger Mönch dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Wir verweilten har­monisch, freundlich und streitlos. So erlangten wir ein gewisses angenehmes Verweilen. Wenn wir jetzt Pavāraṇā begehen, könnten Mönche, die Pavāraṇā begangen haben, zur Wanderschaft aufbrechen, dann werden wir statt angenehm, wie fremd verweilen. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden den Pavāraṇā-Aufschub ausführen, jetzt Uposatha begehen und das Pātimokkha rezitieren. Am kommenden Vollmond, zu Komudiya Cātumāsini, werden wir Pavāraṇā begehen.’ Das ist die Ankündigung.

‘Höre mich, hoher Orden! Wir verweilten harmonisch, freundlich und streitlos. So erlangten wir ein gewisses angenehmes Verweilen. Wenn wir jetzt Pavāraṇā begehen, könnten Mönche, die Pavāraṇā begangen haben, zur Wander­schaft aufbrechen, dann werden wir statt angenehm, wie fremd verweilen. Der Orden führt Pavāraṇāsaṅgaha aus. Jetzt begehen wir Uposatha und rezitieren das Pātimokkha. Am kommenden Vollmond, zu Komudiya Cātumāsini, werden wir Pavāraṇā begehen. Wenn die Ehrwürdigen dulden, dass wir Pavāraṇā-Aufschub ausführen, jetzt Uposatha begehen, das Pātimokkha rezitieren und am kommenden Vollmond zu Komudiya Cātumāsini Pavāraṇā begehen, dann mögen sie schwei­gen. Wem es nicht recht ist, der möge sprechen.

Vom Orden wurde Pavāraṇā-Aufschub getätigt. Jetzt begehen wir Upo­satha, rezitieren das Pātimokkha und am kommenden Vollmond, zu Komudiya Cātumāsini, begehen wir Pavāraṇā. Dem Orden ist es recht, daher das Schweigen, so nehme ich es an.’

Ihr Mönche, wenn von diesen Mönchen Pavāraṇā-Aufschub getätigt wurde und falls ein gewisser Mönch sagt: ‘Brüder, ich wünsche zu einer Reise durch das Land aufzubrechen, ich habe im Land zu tun.’, dann soll man ihm sagen: ‘Na gut, Bruder. Geh, nachdem du Pavāraṇā begangen hast.’ Während dieser Mönch Pavā­raṇā begeht, macht er einem anderen Mönch die Pavāraṇā ungültig. Der andere Mönch soll zu ihm sagen: ‘Bruder, du bist nicht Herr über meine Pavāraṇā, ich begehe noch nicht Pavāraṇā.’ Falls dem Pavāraṇā begehenden Mönch ein gewisser Mönch, während er Pavāraṇā begeht, die Pavāraṇā ungültig macht, dann sollen beide durch den Orden befragt, sich eingehend erkundigt und entsprechend der Vorschrift gehandelt werden.

Ihr Mönche, wenn jener Mönch, nachdem er seine Pflicht im Land getan hat, nochmals vor Komudiya Cātumāsini zu jener Wohnstätte zurückkommt während die Mönche dort Pavāraṇā begehen und ein gewisser Mönch will dem gekommenen Mönch die Pavāraṇā ungültig machen, dann soll dieser Mönch zu ihm sagen: ‘Bruder, du bist nicht Herr über meine Pavāraṇā, ich habe bereits Pavāraṇā begangen.’ Ihr Mönche, wenn der gekommene Mönch einem gewissen Mönch, während dieser Pavāraṇā begeht, dessen Pavāraṇā ungültig macht, dann sollen beide durch den Orden gründlich befragt, sich eingehend erkundigt und entsprechend der Vorschrift behandelt werden, dann soll der Orden Pavāraṇā begehen.“


146. Zusammenfassung

Das sind die Stichworte:

Die Regenzeit in Kosala verbracht,
gegangen, den Lehrer zu seh’n,
unangenehm, wie Vieh zusammenleben,
mit gegenseitiger Hochachtung.

Pavāraṇā respektvoll begehen,
Verfahren, Kranker, Verwandte,
Fürsten, Diebe und Verkomm’ne,
auch Mönche, die verfeindet sind.

Zu fünft, viert, dritt, zweit, alleine,
begangen habend, unsicher, sich erinnern,
ganzer Orden ist im Zweifel,
mehr als, gleichviele und weniger.

Ortsansässige am vierzehnten,
Anzeichen, Getrenntwohnende, beide,
gehen sollen, nicht wenn [solche] dabeisitzen,
Zustimmung geben, Einladung.

Wilde, verstrichen, Wolke,
Einladung bei Gefahr,
nicht wünschten sie, vor unserer,
nicht aufgehoben für einen Mönch.

Aufgrund wovon,
geseh’n, gehört, vermutet,
beschuldigend und beschuldigt,
Thullaccaya-Fall, Streiterei,
dann Aufschub der Pavāraṇā,
nicht der Herr, möge man Pavāraṇā begehen.

In diesem Kapitel sind sechsundvierzig Sachverhalte. [457]

Der Pavāraṇā-Abschnitt ist beendet.


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[438] te-vācikaṃ  d.h. sie konnten die Einladung nicht wie vorgeschrieben mit duti­yampi ... und tatiyampi ... aussprechen.

[439] D.h. nicht im gesamten Orden innerhalb einer Gemeindegrenze. Zu damaliger Zeit war die Sīma  noch nicht auf einen (kleinen) Platz bzw. ein Gebäude auf dem Klostergelände beschränkt.

[440] okāsaṃ  Man gibt dem Beschuldigten die Gelegenheit, sich dazu zu äußern (→ 328).

[441] Sd 8 = grundlos eines Pārājika-Vergehens beschuldigen; Sd 9 = es wird ein andersartiger Vorfall als Vorwand benutzt bzw. ein Vorfall so interpretiert, dass die Beschuldigung eines Pārājika-Vergehens aufkommt; Pāc 1 = bewuss­te Lüge; Pāc 13 = Verleumdung; Pāc 76 = grundlos eines Sd beschuldigen; Pāc 77 = vorsätzlich Gewissensbisse hervorrufen.

[442] Man weiß, dass ein Vergehen begangen wurde, aber nicht wer es war.

[443] idān’ eva naṃ vadehi  „sollst du dies jetzt sagen“ d.h. der Täter soll sein Ver­gehen zugeben (sofern er anwesend ist). Gesteht er selber nicht, ist es eine vorsätzliche Lüge (= Pāc 1). Gestehen die anderen nicht, wer es war, begehen sie eine Verheimlichung (= Pāc 64).

[444] Die (genaue) Art des Vergehens bzw. die Zeitspanne der Verheimlichung ist unklar.

[445] Wie im ersten Absatz.

[446] Wie im zweiten Absatz.

[447] = Pāc 63.

[448] Um deren Gesinnung zu prüfen – und eine Möglichkeit zu finden, Pavāraṇā ungestört und unaufhebbar abhalten zu können.

[449] Zwar wird es nicht ausdrücklich gesagt, aber Pavāraṇā wird in einer solchen Situation in kürzestmöglicher Form gehalten (→ Mvg 234). Ist Pavāraṇā korrekt – wenn auch nur in Kürze – gehalten, kann es nicht ohne großen Auf­wand ungültig gemacht werden (→ Mvg 236).

[450] Also zwei Wochen später – in der Hoffnung, dass bis dahin die Streitsuchenden wieder abgereist sind.

[451] Also weitere zwei Wochen später – in der Hoffnung, dass bis dahin die Streit­suchenden wieder abgereist sind.

[452] komudiyā cātu-māsiniyā  „Mondschein nach vier Monaten“ d.h. der Vollmond im November (kattika), dem Ende der späten Regenzeit.

[453] D.h. spätestens zum Vollmondtag des November (kattika) muss Pavāraṇā gehalten werden.

[454] an-ādariya  Respektlosigkeit, Geringschätzung, Rücksichtslosigkeit (= Pāc 54); Ñāṇadassana: „Es gibt zwei Arten von Missachtung: 1) einer Person (puggala) und 2) einer Regel (Dhamma). Ein Beispiel: Wenn man von einem Mönch wegen einer vom Erhabenen erlassenen Schulungsregel ermahnt wird, dann missachtet man entweder: 1) den Mönch, indem man sich nicht nach seinem Rat richtet oder 2) die betreffende Schulungsregel, indem man ihre Abschaffung wünscht oder im allgemeinen, weil man sich nicht darin üben möchte. In beiden Fällen ist es ein Pācittiyavergehen. Ermahnungen zu miss­achten, die sich nicht auf die erlassenen Regeln/Vorschriften im Vinayapiṭaka beziehen, sondern auf Weisungen im Suttapiṭaka, ist ein Dukkaṭavergehen.“

[455] D/O: „... (andere Bhikkhus) mögen auf ihrer Wanderung kommen, nachdem sie ihre Pavāraṇā hielten, (und mögen diesen Platz besetzen); so würden wir dieses Platz verlieren, der zum Verweilen so angenehm ist.“ IBH: „... es könnte sein, dass (einige) Mönche, die eingeladen haben, zur Wanderung aufbrechen und es dazu kommt, dass wir des Angenehmen verlustig gehen.“

[456] pavāraṇā-saṅgaha  D/O: „Literarisch meint dieses Wort, so glauben wir, ‘die eigene Pavāraṇā zurückhalten’.“ Ein Hinausschieben der Pavāraṇā kann nur geschehen, wenn die frühe Regenzeit angetreten wurde, also zu Āsāḷha (Voll­mond im Juli). Dazu siehe → Anmerkung 364 in Mvg 184.

[457] In diesem Abschnitt fehlt der Hinweis -bhāṇavāro  d.h. zum Auswendiglernen.


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