PĀTIMOKKHA

ANHANG I – Notizen zur Verhaltensethik

Notizen zur Verhaltensethik aus Mahāvagga (MV), Cullavagga (CV) and Parivārā (PV)

11. Pakinnakā – Verschiedenes <Wissenswertes>

A) i) ATTHAPARIKKHĀRĀ – Die acht Utensilien

"Die drei Gewänder (Doppel-, Ober- und Untergewand) [MV. 287], die Schale [CV. 112], das kleine Messer (Vāsi)* [DA. i. 206], die Nadel [CV. 115], der Gürtel [CV. 136] und der Wasserfilterstoff [CV. 118]; diese acht sind die Pflichtbesitztümer eines Bettelmönches". [J. i. 65; DA i. 206]

<Alles weitere, das zulässig ist, ist der privaten Entscheidung überlassen.>

* Das Rasiermesser (in Pāli: Khuraṃ) [CV. 134]) wurde viel später erlaubt. 'Vāsi' dient hier dazu, Zahnholz zu schnitzen, Gewandstoff abzuschneiden, andere kleine Arbeiten zu erledigen oder auch das Haar zu schneiden, so daß es nicht länger als zwei Finger wächst. [CV .107]

ii) Schuhe (pāduka) und Pantoffeln (upāhana)

Alle Arten von Schuhen, Halbschuhen, Sandalen, Stiefeln usw. sind unzulässig. [MV.190]

Die Pantoffeln sollen wie in Abb. 4, oder irgendwie ähnlich aussehen. Alle anderen Formen sind unzulässig. [MV. 186]; In Ländern außerhalb Mittelindiens kann eine neue Sohle bis zu vier Schichten haben und aus zulässigem Leder bestehen. [so MV. 197, 186f]

Unzulässige Farben für die Sohle: Blau, gelb, rot, karmesin, schwarz und gemischte Farben. [MV. 185]

Unzulässige Farben für die zwei Riemen (vattikā): Blau, gelb, rot, karmesin, schwarz und gemischte Farben. [MV. 186] Das alles gilt auch für kranke Bettelmönche. Unzulässige Plätze, die Pantoffeln zu tragen: Bewohnte Gegend, es sei denn, man ist fußkrank. [MV. 188]

Der Verstoß gegen diese Regeln ist ein Dukkatavergehen.

B) KAPPIYAN – Zulassung für Obst, Pflanzen, Keime und Samen

Ein Bettelmönch vermeidet das Zerstören von Pflanzen in jedweder Form. [Pāc. Nr. 11; D. Nr. 2]. Samen und Kerne, die sich in der Nahrung befinden und von solcher Art sind, daß sie, wenn man sie in die Erde legt, keimen, solche soll man von einer nicht hochordinierten Person <B> auf diese Weise zulässig machen lassen. Der Bettelmönch händigt sie der Person <B> aus, und spricht:

"Mache dies zulässig." [Pāc. 35]

<Das kann man auch in jeder geläufigen Sprache sagen, so daß die Menschen es verstehen.>

Da Früchte, Samen usw., durch fünf Zulassungen für Einsiedler (Samanakappa) benutzt werden können, sollen sie "überwältigt"* werden (parijitā): a) durch Feuer, b) mit einem scharfen Instrument, und c) mit einem Fingernagel. [CV. 109]. Deswegen nimmt <B> gewöhnlicherweise ein Messer, macht eine schneidende Bewegung durch die entsprechenden Samen, Frucht oder Kerne, und sagt dabei:

3 x – "Es ist zulässig." [Smps. 560]

<Das Wort 'BHANTE' wird manchmal dazu gefügt.>

Wenn Früchte d) samenlos sind, kann man sie einfach benutzen, oder e) nach Entfernen der Samen <wie bei Trauben, Orangen usw.> [CV. 109]

* NB: "Überwältigen": Animistisches Ritual zur "Austreibung" des Geistes, der in einer Pflanze wohnt.

Um diesen Punkt besser verstehen zu können, sei hier folgendes erwähnt: In Indien genießt der Einsiedler (Samana) höchste Verehrung. Daher erwartet die Gesellschaft von ihm ein höheres ethisches Verhalten. Daß er nicht direkt oder indirekt tötet, versteht sich fast von selbst. Da pflanzliches Leben von animistisch veranlagten Menschen genauso betrachtet wird wie tierisches, nämlich beseelt, muß er bzgl. keimfähiger Pflanzen, Samen usw., die er für innerliche oder äußerliche Anwendung an sich nimmt, besondere Vorsicht anwenden, um nicht des "Tötens" bezichtigt zu werden, denn: "die Menschen, o Bettelmönche, haben die Wahrnehmung der Seele <Anima> (jīva-saññino) in einem Baum / / und ...in Gras". [Pāc. 34 / / MV. 137]. Dieser animistische Glaube war weit verbreitet und ist es auch teilweise heute noch, weshalb der Buddha seine Schüler anwies, darauf Rücksicht zu nehmen. Er erließ diese Regel damit sie harmonisch mit ihren Mitmenschen zusammenleben. Es geht daher mehr um die symbolische Förmlichkeit des Rituals zur "Entschärfung" des pflanzlichen Lebens als um eine tatsächliche Zerstörung durch Feuer usw. Diese Förmlichkeit jedoch nicht zu befolgen, bedeutet ein Pācittiyavergehen. [Pāc. 35]

Siehe auch: W. Mannhardt 'Mythologische Forschungen' - 'Die Korndämonen'; Sir James George Franzer 'The Golden Bough, Part V, Kap. VIII § 2 'Killing the Cornspirit' 3rd ed. Macmillan and Co. London, wo Wald- und Feldkulte, Volksglauben usw. aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland, dargestellt werden. Siehe: 'Der Baumkultus der Germanen... ' W. Mannhardt, Berlin, 1875, und: "Trees and bushes are in many parts of the world believed to be inhabited by beings." [Encyclopaedia of Religion & Ethics, in 'Mythology', J. Hastings]

C) FLEISCH

i) Nicht erlaubtes Fleisch

Wer Fleisch von Menschen ißt, begeht ein Thullaccayavergehen. Wer Fleisch von Elefanten, Pferden, Hunden, Schlangen, Löwen, Tigern, Leoparden, Bären und Hyänen ißt, begeht ein Dukkatavergehen. [MV. 278ff]

ii) Erlaubtes Fleisch

Rind-, Kalb-, Hammel-, Schweinefleisch usw. und Fisch. Man soll nicht, ohne es geprüft zu haben, angebotenes Fleisch essen. Wer es ißt, begeht ein Dukkatavergehen./ Ebenso, wenn es unvollständig gekocht oder gebraten ist, oder wenn es von einem Tier ist, von dem man 1) gesehen hat(ditthaṃ), oder 2) gehört hat(sutaṃ), oder 3) annimmt (parisankitaṃ), daß es speziell für einen selbst, oder einen der fünf Sahadhammikā [s. Anm. 142] getötet und zubereitet wurde (uddissakataṃ). Es soll in drei Hinsichten rein sein (ti-koti-parisuddhiṃ): 1) a.dittaṃ, 2) a.sutaṃ, 3) a.parisankitaṃ. [MV. 218/238]; dann kann man es essen. Dies ist der Mittelpfad und man soll sich nicht wie Devadatta [CV. 197f] benehmen.

D) Geeignete Personen zum Erbitten der vier Bedarfsgegenstände

i) Ohne Pavāranā (Einladung):

Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Tante, Onkel, Großmutter, Großvater, sowie alle Sahadhammikā. Wenn er krank ist, darf ein Bettelmönch auch andere Personen um Medizin bitten.

ii) Mit Pavāranā:

Wenn er vorher dazu eingeladen wurde, kann ein Bettelmönch die vier Bedarfsgegenstände:

1) Gewand [Pāc. 213], 2) Brockenspeise, 3) Medizin [Pāc. 89], und 4) Wohnstätte [CV. 146] von jedem Laien oder gemäß Pāc. Nr. 47 erbitten.

E) 13 DHUTANGĀ – Asketische Praktiken

(wörtl.: Abschüttelungsmittel ...)

...gegen Tanhā (Begehren) und Kilesas (Geistesbefleckungen/Leidenschaften), die von Erhabenen für seine edlen Söhne gutgeheißen wurden.

a) PANSUKÚLIKĀNGAN - Fetzengewänder tragen.

b) TECÍVARIKANGAN - Nur drei Gewänder besitzen.

c) PINDAPĀTIKANGAN - Brockenspeise sammeln gehen und essen.

d) SAPADĀNACĀRIKANGAN - Aufeinanderfolgend von Haus zu Haus Brockenspeise sammeln gehen.

e) EKĀSANIKANGAN - Einmal in 24 Stunden essen.

f) PATTAPINDIKANGAN - Aus der Schale essen.

g) KHALUPACCHĀBHATIKANGAN - Wenn man angefangen hat zu essen (bhuttāvī) und weitere Speiseangebote abgelehnt hat (pavārito), dann ißt man später (pacchā), nachdem man sich vom Sitz erhoben hat, keine weitere Speise mehr, selbst wenn sie als 'übriggelassen' (atiritta) bezeichnet ist. [s. Pāc. Nr. 35, Anm. 127]

h) ĀRAÑÑIKANGAN - im Walde leben.

i) RUKKHAMÚLIKANGAN - unter Bäumen leben.

j) ABBHOKĀSIKANGAN - unter freiem Himmel leben.

k) SOSĀNIKANGAN - auf einem Friedhof leben.

1) YATHĀSANTHATIKANGAN - mit jeder Art Lager zufrieden sein.

m) NESAJJIKANGAN - im Sitzen schlafen. [M. Nr. 77, 113; Vism. Teil 1, Kap. 2]

F) PĀRAMÍ – Die zehn Vollkommenheiten

a) Freigebigkeit (Dāna), b) Sittlichkeit (Sīla), c) Entsagung (Nekkhamma), d) Weisheit (Paññā), e) Energie (Viriya), f) Geduld, Duldsamkeit (Khanti), g) Wahrhaftigkeit (Sacca), h) Entschlossenheit (Adhitthāna), i) Freundlichkeit (Mettā), und j) Gleichmut (Upekkhā) [Jātaka; Buddhavaṃsa; Cariyapitaka]

G) KALYĀNAMITTA – Sieben Eigenschaften eines guten Freundes

a) Er ist liebenswürdig, b) wert geachtet zu werden, c) kultiviert und wert, geehrt zu werden, d) ein guter Berater, e) ein geduldiger Zuhörer, f) fähig tiefgründige Themen zu besprechen und zu diskutieren, und g) spornt einen nie zu einem verkehrten Weg an und führt einen nicht auf ein nutzloses Ende hinaus. [A. iv. 31]

H) Fünf Eigenschaften eines jungen Bettelmönchs

a) Selbstbeherrschung gemäß dem Pātimokkha, b) Beherrschung der Sinne, c) wenig sprechend, d) Einsamkeit liebend und e) das Kultivieren rechter Ansichten. [A. iii. 48]

I) CATUMAHĀPĀDESĀ – Die vier allgemeinen Kriterien [MV. 250]

Der Erhabene sprach:

1. "Was von mir noch nicht abgelehnt worden ist: 'Dieses <A> ist nicht zulässig (na kappati)!'; und wenn dieses <A> mit Unzulässigem (akappiyaṃ) <B> übereinstimmt und stimmt mit keinem Zulässigen (kappiyaṃ) <C> überein, dann ist dieses <A> nicht zulässig für euch.

<Wenn A = B - Unzulässig und A ≠ C - Zulässig => A ist nicht zulässig.>

2. Was von mir noch nicht abgelehnt worden ist: 'Dieses <A> ist nicht zulässig!', und wenn dieses <A> mit Zulässigem <B> übereinstimmt und stimmt mit keinem Unzulässigen <C> überein, dann ist dieses <A> zulässig für euch.

<Wenn A = B - ZUL. und A ≠ C - UNZUL. => A ist zulässig>

3. Was von mir noch nicht erlaubt worden ist: 'Dieses <A> ist zulässig!' und wenn dieses <A> mit Unzulässigem <B> übereinstimmt und stimmt mit keinem Zulässigen <C> überein, dann ist dieses A> nicht zulässig für euch.

<Wenn A = B - UNZUL. und A ≠ C - ZUL. => A ist nicht zulässig>

4. Was von mir noch nicht erlaubt worden ist: 'Dieses <A> ist zulässig!' und wenn dieses <A> mit Zulässigem <B> übereinstimmt und stimmt mit keinem Unzulässigen <C> überein, dann ist dieses <A> zulässig für euch."

<Wenn A = B - ZUL. und A ≠ C - UNZUL. => A ist zulässig.>

NB: Das Wort '(nicht) zulässig' ((na) kappati) bezieht sich sowohl auf Artikel als auch auf Benehmen. Lies:

"Der Ehrwürdige Channa benahm sich schlecht. Die Bettelmönche sprachen zu ihm auf diese Weise: "Freund Channa! Verhalte dich nicht so. Es ist nicht zulässig." [Pāc. 141] Siehe auch [Pj. 20], wo der Buddha das Verhalten Sudinnas als 'akappiyaṃ' bezeichnet.

J) PACCAYA - PACCAVEKKHANĀ [M. i. 10] – Nachdenken über die vier lebensnotwendigen Bedarfsgegenstände

1. CIVARAN – GEWAND

a) Gegenwärtiges Nachdenken <während man es anlegt.>

Ich erwäge den Zweck und gebrauche das Gewand, eben bloß zur Abwehr von Kälte, zur Abwehr von Hitze, zur Abwehr von Kontakten mit (Stech-) Fliegen, -Mücken (Moskitos), Wind, Sonnenstrahlung und Kriechtieren und eben bloß zur Bedeckung der Schamgegend.

b) Nachdenken über vergangenen Gebrauch

<Gebräuchlich, und wird vorgeschlagen, falls man a) vergessen hat.>

Ich denke nach über die Gewänder, die ich heute gebraucht habe, daß ich sie eben bloß zur Abwehr von Kälte, zur Abwehr von Hitze, zur Abwehr von Kontakten mit (Stech-) Fliegen, -Mücken (Moskitos), Wind, Sonnenstrahlung und Kriechtieren gebraucht habe und eben bloß zur Bedeckung der Schamgegend.

So wie der Bedarfsgegenstand bloß als <Erde-, Wasser-, Temperatur-, Wind-, und Raum-> Element existiert, nämlich das Gewand, so ist auch die Person, die es gebraucht, eben nur <Erde-, Wasser-, Temperatur-, Wind-, Raum-, und Bewußtseins- [M. i. 239]> Element; ist kein Wesen, ist seelenlos, ist <hinsichtlich eines Selbstes [S. iv. 54]> leer.

Alle diese Gewänder sind noch nicht widerwärtig, jedoch mit diesem faulen Körper in Berührung kommend, werden sie überaus widerwärtig.

2. PINDAPĀTO – Brockenspeise

a) Gegenwärtiges Nachdenken

Ich erwäge den Zweck und gebrauche die Brockenspeise (od. Nahrung) weder zum Spaß, noch um mich daran zu berauschen, noch zur Eleganz, noch zur Verschönerung, sondern eben bloß zur Stützung und Erhaltung dieses Körpers, für die Begrenzung der <Hunger-> Qual und zur Förderung des Reinheitswandels. So stille ich das alte <Hunger-> Gefühl und werde kein <durch unmäßiges Essen bedingtes> neues (Gefühl) erzeugen. Und ich werde so ein Fortkommen haben und auch Untadeligkeit und Wohlbefinden.

b) Nachdenken über vergangenen Gebrauch

Ich denke nach über die Brockenspeise (od. Nahrung), die ich heute gebraucht habe, daß ich sie weder zum Spaß, noch um mich daran zu berauschen, noch zur Eleganz, noch zur Verschönerung gebraucht habe, sondern eben bloß zur Stützung und Erhalt dieses Körpers, für die Begrenzung der <Hunger-> Qual und zur Förderung des Reinheitswandels. So stille ich das alte <Hunger-> Gefühl und werde kein neues (Gefühl) erzeugen. Und ich werde so ein Fortkommen haben und auch Untadeligkeit und Wohlbefinden.

So wie der Bedarfsgegenstand bloß als <Erde-, Wasser-, Temperatur-, Wind-, und Raum-> Element existiert, nämlich die Brockenspeise, so ist auch die Person, die sie gebraucht, eben nur <Erde-, ...Raum-, und Bewußtseins-> Element; ist kein Wesen, ist seelenlos, ist <hinsichtlich eines Selbstes> leer.

All diese Brockenspeise ist noch nicht widerwärtig, jedoch mit diesem faulen Körper in Berührung kommend, wird sie überaus widerwärtig.

3. SENĀSANAN – Lagerstätte

a) Gegenwärtiges Nachdenken

Ich erwäge den Zweck und gebrauche die Lagerstätte, eben bloß zur Abwehr von Kälte, zur Abwehr von Hitze, zur Abwehr von Kontakten mit (Stech-) Fliegen, -Mücken (Moskitos), Wind, Sonnenstrahlung und Kriechtieren und eben bloß um die Gefahren des Wetters fernzuhalten und Abgeschiedenheit zu genießen.

b) Nachdenken über vergangenen Gebrauch

Ich denke nach über die Lagerstätten, die ich heute gebraucht habe, daß ich sie eben bloß zur Abwehr von Kälte; ...<wie a)>... gebraucht habe, zu genießen.

So wie der Bedarfsgegenstand bloß als Element <-e> existiert, nämlich die Lagerstätte, ...ist leer.

Alle diese Lagerstätten sind noch nicht widerwärtig, ... werden sie überaus widerwärtig.

4. BHESAJJA – Medizin

a) Gegenwärtiges Nachdenken

Ich erwäge den Zweck und gebrauche den Bedarfsgegenstand Medizin als Mittel gegen Krankheit, eben bloß zur Abwehr der entstandenen bedrückenden Gefühle und um des höchsten Zustandes der Schmerzlosigkeit willen.

b) Nachdenken über vergangenen Gebrauch

Ich denke nach über den Bedarfsgegenstand Medizin, der als Mittel gegen Krankheit dient und den ich heute gebraucht habe, daß ich ihn eben bloß zur Abwehr ...<wie a)>... willen.

So wie der Bedarfsgegenstand eben bloß als Element <-e> existiert, ...ist leer.

All dieser Bedarfsgegenstand Medizin ...widerwärtig.


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