So habe ich es gehört:
Als der Erhabene einst am Eichhörnchenfutterplatz im Bambushain bei Rājagaha weilte, kam Prinz Abhaya zu dem Nigantha (Jinisten) Nataputta. Dieser forderte ihn auf, den Samana Gotama ins Unrecht zu setzen; dann werde er berühmt werden als ein Mann, der den großmächtigen und gewaltigen Samana Gotama ins Unrecht gesetzt hat. Auf die Frage des Prinzen, wie er das machen solle, erwiderte Nataputta: «Gehe zum Samana Gotama, frage ihn, ob er anderen Menschen etwas Unangenehmes sagen würde. Antwortet er mit Ja, so frage ihn, wodurch er sich dann von den gewöhnlichen Menschen unterscheide, da auch gewöhnliche Menschen anderen etwas Unangenehmes sagen. Antwortet er aber mit Nein, so frage ihn, ob er nicht dem Devadatta gesagt habe, er gehöre in die Hölle, er werde ein Weltalter lang in der Hölle bleiben, er sei unrettbar verloren, und ob dies dem Devadatta nicht sehr unangenehm gewesen sei. Wenn du ihm diese zweideutige Frage vorlegst, wird er sich nicht herauswinden können, wie ein Mensch, der mit einem Eisenring um den Hals gefesselt ist, sich nicht herauswinden kann.»
Prinz Abhaya erklärte sich dazu bereit, ging zum Erhabenen und setzte sich zu ihm. Mit einem Blick auf die Sonne dachte er, es sei wohl nicht die richtige Zeit, den Samana Gotama ins Unrecht zu setzen, er wolle es lieber in seinem Hause tun, und so lud er den Erhabenen für den folgenden Tag zu einem Mahle zu Vieren ein. Schweigend nahm der Erhabene die Einladung an, und Abhaya erhob sich, verabschiedete sich, schritt um den Erhabenen rechts herum und ging fort. Am folgenden Vormittag besuchte der Erhabene den Prinzen Abhaya in seiner Wohnung. Abhaya bewirtete ihn eigenhändig mit vorzüglichen Speisen, dann nahm er einen niedrigeren Stuhl, setzte sich zum Erhabenen und sagte: «Würde der Vollendete wohl anderen Menschen etwas Unangenehmes sagen?» - «Das ist hier nicht eindeutig», erwiderte der Erhabene. Darauf sagte Abhaya: «In diesem Falle habe ich auf die Jinisten gehört.» - «Warum sagst du das?» fragte der Erhabene, und nun berichtete Abhaya ausführlich, wie Nataputta ihn aufgefordert hatte, dem Erhabenen die zweideutige Frage zu stellen.
Während der Prinz sprach, saß auf seinem Schoß ein kleines Kind. Da sagte der Erhabene zu ihm: «Wenn das kleine Kind infolge deiner Unachtsamkeit oder der Unachtsamkeit der Amme ein Stück Holz oder einen Kieselstein in den Mund steckte, was würdest du dann tun?» - «Ich würde es ihm wegnehmen, und wenn ich es nicht sogleich fassen könnte, würde ich mit der linken Hand seinen Kopf festhalten und mit der rechten Hand das Holz oder den Stein mit gekrümmtem Finger, schlimmstenfalls blutig, herausholen, und zwar deshalb, weil mich das Kind erbarmt.» - «Ebenso spricht der Vollendete keine Worte, von denen er weiß, daß sie unwahr und unpassend sind und anderen mißfallen; auch Worte, von denen er weiß, daß sie zwar wahr, aber unpassend sind und anderen mißfallen, spricht er nicht. Bei Worten, von denen er weiß, daß sie zwar wahr und passend sind, aber anderen mißfallen, prüft er, ob es angemessen ist, mit solchen Worten zu antworten. Worte, von denen er weiß, daß sie unwahr und unpassend sind, spricht er nicht, selbst wenn sie anderen gefallen; auch Worte, von denen er weiß, daß sie zwar wahr, aber unpassend sind, spricht er nicht, selbst wenn sie anderen gefallen. Bei Worten, von denen er weiß, daß sie wahr und passend sind und anderen gefallen, prüft er, ob es angemessen ist, mit solchen Worten zu antworten. So macht er es deshalb, weil ihn die anderen Wesen erbarmen.»
Nun fragte Abhaya: «Herr! Wenn gelehrte Adlige oder Brahmanen oder Bürger oder Samanas sich eine Frage zurechtgelegt haben und zum Vollendeten kommen und sie ihm vorlegen, hat dann der Erhabene schon vorher überlegt, wie er solche Frage beantworten würde, oder fällt ihm die Antwort im Augenblick ein?» - «Hierauf, Prinz, möchte ich mit einer Gegenfrage antworten: Beantworte sie, bitte, wie es dir richtig scheint. Kennst du die einzelnen Teile eines Wagens genau?» - «Ja, Herr!» - «Wenn nun jemand zu dir kommt und dich nach den einzelnen Teilen eines Wagens befragt, hast du dir dann schon vorher überlegt, wie du solche Frage beantworten würdest?» - «Als erfahrener Wagenlenker kenne ich die einzelnen Teile eines Wagens genau, daher fällt mir die Antwort im Augenblick ein.» - «Ebenso, Prinz, fällt mir die Antwort auf Fragen, die mir gelehrte Adlige oder Brahmanen oder Bürger oder Samanas stellen, im Augenblick ein; denn ich kenne die Beschaffenheit der Dinge genau.»
Darauf erklärte Prinz Abhaya in der üblichen Weise[1], daß er sein Leben lang Laienanhänger des Erhabenen sein wolle.
[1]Im Text ausführlich mit denselben Worten wie sonst bei dem Bekenntnis zur Laienanhängerschaft.