Majjhima Nikāya, Mittlere Sammlung

DRITTER TEIL: DIE SPÄTEREN FÜNFZIG – Uparipannāsam

XV. BUCH: DIE SECHS SINNE – Salāyatanavaggo

149. Die sechs Sinne – Mahāsalāyatanika Sutta

 

Im Jetahain bei Sāvatthi soll Buddha zu den Bhikkhus gesagt haben:

Ich will euch die sechs Sinne ausführlich erklären. Hört zu und denkt darüber nach! Wer das Auge, die sichtbaren Gestalten, das Sehbewußtsein, die Sehberührung, die aus der Sehberührung entstehenden angenehmen, unangenehmen und teils angenehmen und teils unangenehmen Gefühle nicht kennt und wer nicht versteht, wie es sich in Wirklichkeit damit verhält, der findet Gefallen daran. Wer daran Gefallen findet, sich dadurch fesseln und betören läßt und diese Gefühle als begehrenswert betrachtet, bei dem sammeln sich weiterhin die fünf Gruppen des Ergreifens an, der Durst, der zu Wiedergeburt führt, wächst, und damit wachsen auch die körperlichen und seelischen Nöte und Bedrängnisse. Er hat körperlich und seelisch zu leiden. Ebenso verhält es sich mit den übrigen fünf Sinnen. Wer aber die sechs Sinne kennt und wer versteht, wie es sich in Wirklichkeit damit verhält, der findet nicht Gefallen daran, läßt sich dadurch nicht fesseln und betören, betrachtet sie nicht als begehrenswert. Daher sammeln sich bei ihm weiterhin die fünf Gruppen des Ergreifens nicht an, der Durst, der zu Wiedergeburt führt, schwindet dahin, und damit schwinden auch die körperlichen und seelischen Nöte und Bedrängnisse. Körperlich und seelisch fühlt er sich wohl.

Wer einsieht, wie es wirklich ist, hat rechte Einsicht, wer sich danach richtet, wie es wirklich ist, hat rechte Gesinnung; wer sich dementsprechend bemüht, hat rechte Bemühung; wer darauf achtet, wie es wirklich ist, hat rechte Achtsamkeit, wer sich dementsprechend sammelt, hat rechte Geistessammlung. Vorher schon war sein Wandel in Werken und Worten und sein Lebenserwerb ganz rein, und so kann er den edlen achtfachen Weg ganz zu Ende gehen. Ihm gelingen: die vierfache Achtsamkeitsübung, die vierfache rechte Anstrengung, die vier Grundlagen der Wunderkräfte [iddhipādā], die fünf Fähigkeiten, die fünf Vermögen, die sieben Vorstufen zum Erwachen und die beiden zusammengehörenden Gebiete <Gemütsruhe und Hellblick> [samatho-vipassanā]. Was man durch <höhere Geisteskraft> [abhiñña] durchschauen kann, das durchschaut er, was man durch <höhere Geisteskraft> überwinden kann, überwindet er, was man durch <höhere Geisteskraft> entfalten kann, entfaltet er, was man durch <höhere Geisteskraft> erleben kann, erlebt er. So durchschaut er die fünf Gruppen des Ergreifens: Körperlichkeit, Empfindung, Wahrnehmung, gestaltende Tätigkeiten und Bewußtsein; so überwindet er Unwissenheit und Durst, so entfaltet er <Gemütsruhe und Hellblick>, und so erlebt er durch <höhere Geisteskraft> Wissen und Befreiung.



 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus