BHIKKHU-PĀTIMOKKHA

Das Hauptregelwerk der buddhistischen Bettelmönche

Bemerkungen zum Parajika

1. GESCHLECHTSVERKEHR (Parajika I.5)

 

Nicht weit von Vesālī lag ein Dorf namens Kalandaka. Der Sohn des Gildemeisters von Kalandaka wurde Sudinno aus Kalandaka genannt. Der war mit vielen Freunden nach Vesālī gekommen, um etwas zu erledigen. Dort saß der Erhabene inmitten einer großen, schweigenden Schar von Mönchen und legte die Lehre dar. Als das Sudinno aus Kalandaka sah, dachte er: "Ich könnte eigentlich auch der Lehre zuhören" und er ging zu der Versammlung und setzte sich seitwärts hin. Als er da saß, ging ihm auf: "So wie ich die Lehre verstehe, wie sie vom Erhabenen dargelegt wird, ist es nicht gut möglich, in der Häuslichkeit lebend, den höchsten Wandel vollkommen, ganz rein, so fleckenfrei wie eine Muschelschale zu führen. Ich will mir Haar und Bart abschneiden, gelbe Gewänder anlegen und aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehen."

 

Nachdem die Versammelten vom Erhabenen mit der Lehrdarlegung unterwiesen, geeinigt, begeistert, beseligt worden waren, erhoben sie sich von ihren Sitzen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig, umwandelten den Erhabenen nach rechts und schritten davon. Bald nachdem die Versammelten gegangen waren, trat Sudinno aus Kalandaka zum Erhabenen vor, grüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts. Seitwärts sitzend, sprach er zum Erhabenen: "So wie ich die Lehre verstehe, wie sie vom Erhabenen dargelegt wird, ist es nicht gut möglich, in der Häuslichkeit lebend, den höchsten Wandel vollkommen, ganz rein, so fleckenfrei wie eine Muschelschale zu führen. Herr, ich möchte mir Haar und Bart abschneiden, gelbe Gewänder anlegen und aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehen. Möge mir der Erhabene die Aufnahme in den Orden gewähren." – "Hast du denn die Zustimmung deiner Eltern erhalten, in die Hauslosigkeit zu gehen Sudinno?" – "Die Zustimmung meiner Eltern habe ich nicht erhalten, Herr:" –  "Vollendete nehmen keine Minderjährigen ohne Zustimmung der Eltern auf:" – "Dann will ich dafür sorgen, daß meine Eltern zustimmen."

 

Nachdem Sudinno seine Besorgungen in Vesālī erledigt hatte, begab er sich nach Kalandaka zu seinen Eltern und sprach: "Mama, Papa, [20] so wie ich die Lehre verstehe, wie sie vom Erhabenen dargelegt wird, ist es nicht gut möglich, in der Häuslichkeit lebend, den höchsten Wandel vollkommen, ganz rein, so fleckenfrei wie eine Muschelschale zu führen. Ich möchte mir Haar und Bart abschneiden, gelbe Gewänder anlegen und aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehen. Gebt eure Zustimmung:" – Die Eltern antworteten: "Aber lieber Sudinno, du bist doch unser einziger, lieber, teurer Sohn. Du lebst im Wohlstand; es ist gut für dich gesorgt. Lieber Sudinno, was weißt du denn von Leiden! Lieber Sudinno, wenn du sterben würdest, wären wir unserer ganzen Lebensfreude beraubt. Wie könnten wir da, solange du lebst, zustimmen, daß du aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehst." Ein zweites und ein drittes Mal wiederholte Sudinno seine Bitte. Ein zweites und ein drittes Mal erhielt er die gleiche Antwort. Da legte sich Sudinno auf den blanken Boden und sprach: "Meine Eltern erlauben nicht, daß ich aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehe. Hier will ich abwarten, bis der Tod kommt oder s ich in die Hauslosigkeit ziehe." Und Sudinno nahm bei einer Mahlzeit, bei zwei, drei, vier, fünf, sechs Mahlzeiten nichts zu sich. Da sprachen die Eltern zu ihm: "Lieber Sudinno, du bist doch unser einziger, lieber, teurer Sohn. Du lebst im Wohlstand; es ist gut für dich gesorgt. Lieber Sudinno, was weißt du denn von Leiden! Lieber Sudinno, wenn du sterben würdest, wären wir unserer ganzen Lebensfreude beraubt. Wie könnten wir da, solange du lebst, zustimmen, daß du aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehst. Steh auf, lieber Sudinno, iss und trink und amüsiere dich. Du kannst doch Sinnenfreuden genießen und Gutes tun und Verdienste erwerben; laß es dir doch dabei wohl sein. Daß du in die Hauslosigkeit gehst, erlauben wir nicht." – Sudinno schwieg. Ein zweites und ein drittes Mal redeten ihm die Eltern zu. Und ein zweites und ein drittes Mal schwieg Sudinno.

 

Da kamen Sudinnos Freunde zu ihm und sprachen zu ihm: "Lieber Sudinno, du bist der einzige, liebe, teure Sohn deiner Eltern. Du lebst im Wohlstand; es ist gut für dich gesorgt. Lieber Sudinno, was weißt du denn von Leiden! Lieber Sudinno, wenn du sterben würdest, wären deine Eltern ihrer ganzen Lebensfreude beraubt. Wie könnten sie da, solange du lebst, zustimmen, daß du aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehst. Steh auf, lieber Sudinno, iss und trink und amüsiere dich. Du kannst doch Sinnenfreuden genießen und Gutes tun und Verdienste erwerben; laß es dir doch dabei wohl sein. Daß du in die Hauslosigkeit gehst, erlauben deine Eltern nicht." Sudinno schwieg. Ein zweites und ei drittes Mal redeten ihm die Freunde zu, und ein zweites und n drittes Mal schwieg Sudinno.

 

Die Freunde gingen zu seinen Eltern und sprachen zu ihnen: "Ihr Lieben: Dieser Sudinno hat sich auf den blanken Boden gelegt und gesagt: 'Hier will ich abwarten, bis der Tod kommt oder bis ich in die Hauslosigkeit ziehe.' Wenn ihr ihm nicht erlaubt, in die Hauslosigkeit zu ziehen, dann wird er dort ster­ben. Wenn ihr ihm aber erlaubt, in die Hauslosigkeit zu zie­hen, dann werdet ihr ihn auch noch sehen, wenn er in die Hauslosigkeit gezogen ist. Wenn Sudinno keinen Gefallen an der Hauslosigkeit findet, was bleibt ihm dann anderes übrig als wieder heimzukommen? Erlaubt Sudinno, in die Hauslosigkeit zu ziehen!" – "Ihr Lieben, wir geben Sudinno die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen."

 

Da gingen die Freunde zu Sudinno und sprachen zu ihm: "Steh auf, Sudinno, deine Eltern haben zugestimmt, daß du aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehst."

 

Da jubelte Sudinno: "Sie sagen, meine Eltern sind einverstan­den, daß ich aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehe," und er stand auf, glücklich, überglücklich, jubelnd und rieb sich die Lippen mit der Hand. Nach ein paar Tagen, als er wieder zu Kräften gekommen war, begab er sich zum Erhabenen, grüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzt sich seitwärts. Seitwärts sitzend, sprach er zum Erhabenen: "Herr, meine Eltern haben ihre Zustimmung gegeben, daß ich aus dem Haus in die Hauslosigkeit ziehe. Möge mir der Erhabene die Ordensauf nahme gewähren." Da wurde Sudinno aus Kalakanda beim Er­habenen die Ordensaufnahme gewährt. Schon bald hatte der ehrwürdige Sudinno folgende asketische Übungen auf sich ge­nommen: [21] Er war ein Waldeinsiedler, ernährte sich nur vom Almosengang, [22] trug nur aus Lumpen zusammengestückte Ge­wänder, stand immer nur an jeweils einem anderen Haus um Almosen [23] und beschränkte sich bei der Versorgung auf ein bestimmtes Dorf der Vajjer.

 

Damals waren bei den Vajjern die Lebensmittel knapp und die Versorgung schwierig; es herrschte eine schleichende Hun­gersnot und die Lebensmittel waren rationiert. Da überlegte der ehrwürdige Sudinno: "Bei den Vajjern ist Lebensmittelknappheit... Ich habe aber um Vesālī viele Verwandte; die sind sehr reich... und haben... große Getreidevorräte. Da könnte ich doch von der Unterstützung meiner Familie leben. Wenn die Verwandten für meinen Unterhalt spenden, erwerben sie Verdienste, die Mönche bekommen etwas, und mir fehlt es nicht an Almosenspeise. "Da packte der ehrwürdige Sudinno seine Matte zusammen, nahm Obergewand und Almosenschale und wanderte von Ort zu Ort nach Vesālī. Dort hielt er sich im Großen Wald auf in der Halle des Giebelhauses. Seine Verwandten erfuhren: "Sudinno aus Kalandaka ist in Vesālī angekommen!" Da brachten sie ihm sechzig große Töpfe gekochten Reis. Die verteilte der ehrwürdige Sudinno unter die Mönche, erhob sich in der Morgenfrühe und ging nach Kalandaka auf den Almosengang. Dabei kam er auch zum Haus seines Vaters. In dem Augenblick wollte gerade eine Sklavin der Familie des ehrwürdigen Sudinno einen Rest Reis vom vorigen Abend wegschütten. Da sprach der ehrwürdige Sudinno: "Schwester, wenn das weggeschüttet werden soll, dann schütte es in meine Schüssel" Als sie den Rest in seine Schüssel schüttete, erkannte sie ihn an den Händen und Füßen und an der Stimme, eilte zu seiner Mutter und meldete: "Herrin, der junge Herr Sudinno ist gekommen." – "Wenn das wahr ist, schenke ich dir die Freiheit!" Unterdessen verzehrte der ehrwürdige Sudinno gerade den Reisrest in der dafür vorgesehenen Kammer. Da kam gerade sein Vater von der Arbeit, sah den ehrwürdigen Sudinno in der Bettlerkammer den Reisrest essen, eilte zu ihm und sprach: "Das kann doch nicht wahr sein, lieber Sudinno, daß du den Rest Reis von gestern abend essen wirst! Du kehrst doch wohl in dein eigenes Haus zurück, lieber Sudinno?" – "Wir sind zu deinem Haus gekommen, Hausvater, und da gab es Reis von gestern Abend" – Da nahm Sudinnos Vater den ehrwürdigen Sudinno am Arm und sprach zu ihm: "Komm, lieber Sudinno, laß uns ins Haus gehen!" – Da ging der ehrwürdige Sudinno mit ins Haus und setzte sich auf einem bereitstehenden Sitz nieder. Der Vater sprach zu ihm: "Greif zu, lieber Sudinno!"– "Laß es gut sein, Hausvater, für mich ist heute die Zeit zum Essen vorbei." – "Dann laß dich für morgen zum Essen einladen." Schweigend stimmte der ehrwürdige Sudinno zu, erhob sich von seinem Sitz und ging.

 

Als die Nacht verstrichen war, ließ Sudinnos Mutter den Fußboden mit frischem Kuhdung reinigen [24] und zwei große Haufen aufschichten, einen mit Gold, den anderen mit Silber. Diese Haufen waren so hoch, daß zwei Männer, die auf den gegenüberliegenden Seiten eines Haufens standen, einander nicht sehen konnten. Diese Haufen ließ sie hinter Wandschirmen verstecken, ließ in der Mitte zwischen ihnen einen Sitz aufstellen und einen Vorhang rundherum drapieren. Dann sprach sie zur früheren Frau des ehrwürdigen Sudinno: "Schwiegertochter, paß auf: Wenn du dich mit diesem Schmuck schmückst, dann wirst du meinem Sohn Sudinno lieb sein und seinen Gefallen erregen. Mit diesem Schmuck schmücke dich." – "Ja, Verehrte," antwortete die frühere Frau des ehrwürdigen Sudinno seiner Mutter.

 

Am Morgen hatte sich der ehrwürdige Sudinno in der Frühe erhoben, Obergewand und Almosenschale genommen, war zum Haus seines Vaters gegangen und hatte sich auf einen bereitstehenden Sitz gesetzt. Da kam Sudinnos Vater zu ihm, ließ die Haufen offenlegen und sprach zum ehrwürdigen Sudinno: "Lieber Sudinno, das hier ist die Mitgift deiner Mutter, das dort ist zum Teil das väterliche und zum Teil das großväterliche Vermögen. Lieber Sudinno: Man kann im gewöhnlichen [25] Hausleben den Reichtum genießen und karmische Verdienste erwerben. Komm, lieber Sudinno, führe das Hausleben, genieße den Reichtum und erwirb karmische Verdienste." – "Lieber Vater, das kann ich nicht und das werde ich mich nicht unterstehen; ich führe voller Glück den brahmischen Wandel." Ein zweites und ein drittes Mal sprach Sudinnos Vater sein Angebot aus; beim dritten Mal sprach der ehrwürdige Sudinno: "Wenn du es mir nicht übel nimmst, Hausvater, dann will ich dir antworten." – "Sprich, lieber Sudinno". – "Gut, Hausvater: Laß große, große Säcke richten, laß sie mit dem Gold und Silber vollstopfen, laß sie hinaustragen und in der Mitte des Ganges versenken. Und warum, Hausvater? Gegen das, was dir dadurch an Angst, Schrecken und Haarsträuben bevorsteht, Hausvater, wirst du nirgends Schutz finden." Auf diese Worte war der Vater des ehrwürdigen Sudinno traurig: "Wie kann ein Sohn nur so etwas sagen!" Nun wandte sich der Vater an Sudinnos frühere Frau: "Komm, Schwiegertochter, du warst ihm lieb und teuer; vielleicht erhört der Sohn dein Flehen." Da fiel die frühere Frau des ehrwürdigen Sudinno ihm zu Füßen und sprach zu ihm: "Edler Herr, was sind das für Himmelsmädchen, für die du den Reinheitswandel führst?" – "Schwester, ich führe den Reinheitswandel wahrlich nicht für Himmelsmädchen." Da stieß die frühere Frau des ehrwürdigen Sudinno hervor: "Nun auf einmal redet mich der edle Herr Sudinno mit 'Schwester' an", und fiel in Ohnmacht.

 

Der ehrwürdige Sudinno sprach zu seinem Vater: "Hausvater, wenn Speise gespendet werden soll, dann spende, aber bedränge mich nicht." – "Iß, lieber Sudinno." Nun bedienten und versorgten die Eltern den ehrwürdigen Sudinno mit erlesener Speise und Getränken. Als die Mutter sah, daß der ehrwürdige Sudinno die Hand von der Schüssel abgezogen hatte, sprach sie: "Diese Familie ist reich, lieber Sudinno. Sie hat viel Geld und großen Besitz, verfügt über reiche Mittel und Getreidevorräte. Man kann doch das gewöhnliche Hausleben führen, den Reichtum genießen und karmische Verdienste erwerben. Komm doch, lieber Sudinno, führe das gewöhnliche Hausleben, genieße den Reichtum und erwirb karmische Verdienste." – "Liebe Mutter, das kann ich nicht und das werde ich mich nicht unterstehen; ich führe voller Glück den brahmischen Wandel." Ein zweites und ein drittes Mal wiederholte die Mutter ihre Bitte und sprach schließlich: "Unsere Familie ist reich, lieber Sudinno. Sie hat viel Geld und großen Besitz... Lieber Sudinno, dann sorge doch wenigstens aus diesem Grund für einen Sprößling, damit nicht die Licchavierfürsten das Vermögen einziehen, weil keine Erben da sind." – "Das könnte ich allerdings tun, liebe Mutter." – "Wo bleibst du heute über Nacht, lieber Sudinno?" – "Im großen Wald, liebe Mutter." Nun erhob sich der ehrwürdige Sudinno von seinem Sitz und ging.

Darauf sprach die Mutter des ehrwürdigen Sudinno zu seiner früheren Frau: "Sobald du deine Tage bekommst, sage mir Bescheid. "Gut, Liebe," versprach die frühere Frau des ehrwürdigen Sudinno. Bald darauf bekam sie ihre Tage und berichtete es der Mutter des ehrwürdigen Sudinno. Die Mutter des ehrwürdigen Sudinno sprach zu ihr: "Lege den Schmuck an, den mein Sohn Sudinno besonders gern an dir sah." – "Gern, Verehrte." Nun faßte die Mutter des ehrwürdigen Sudinno seine frühere Frau am Arm, ging mit ihr in den großen Wald zum ehrwürdigen Sudinno und sprach zu ihm: "Unsere Familie ist reich, lieber Sudinno. Sie hat viel Geld und großen Besitz... Lieber Sudinno, nun sorge für einen Sprößling, damit nicht die Licchavierfürsten das Vermögen einziehen, weil keine Erben da sind:" – "Das kann ich tun, liebe Mutter." Und er nahm seine frühere Frau am Arm und verschwand mit ihr im Wald. Da eine Übungsregel noch nicht erlassen war, sah er die üblen Folgen auf dem Gebiet der Tugend nicht und hatte dreimal mit seiner früheren Frau Geschlechtsverkehr. Sie wurde schwanger. Da schrien die Erdgeister auf: "O Freunde, frei von Schwellung war der Mönchsorden, frei von Elend; aber von Sudinno aus Kalandaka ist Schwellung [26] ausgegangen, ist Elend ausgegangen." Und von den Erdgeistern pflanzte sich dieser Schrei fort zu den Himmelsgeistern der Vier Großen Könige – zu den Himmelsgeistern der Dreiunddreißig – zu den Gezügelten, den Stillzufriedenen, den Schaffensfreudigen, den Selbstgewaltigen Himmelswesen bis hinauf zu den Göttern der brahmischen Daseinsbereiche: "O Freunde, frei von Schwellung war der Mönchsorden, frei von Elend; aber von Sudinno aus Kalandaka ist Schwellung ausgegangen, ist Elend ausgegangen." Und für einen Augenblick drang dieser Hall so weit, wie die Brahmawelt reicht. Als die Leibesfrucht der früheren Frau des ehrwürdigen Sudinno ausgereift war, gebar sie einen Sohn. Diesen Sohn nannten die Verwandten des ehrwürdigen Sudinno „Bījako" (Sprößling), seine frühere Frau "Sprößlings Mutter" und den ehrwürdigen Sudinno "Sprößlings Vater." Mutter und Sohn zogen später aus dem Haus in die Hauslosigkeit und erreichten den Heilsstand. [27]

 

Nun kamen dem ehrwürdigen Sudinno aber doch allmählich [28] Zweifel und Gewissensbisse. Er sagte sich: "Das war wahrlich nicht gut für mich; das war wahrlich kein Gewinn für mich; schlecht habe ich's getroffen; nicht gut habe ich's getroffen, daß ich, der ich unter dieser wohlverkündeten Lehre und Ordensregel aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen bin, nicht imstande war, auf Lebenszeit den völlig reinen, völlig geklärten Brahmawandel durchzuhalten." Durch diese Zweifel und Gewissensbisse wurde er abgezehrt, ausgemergelt, sah elend aus, leichenblaß, mit hervorstehenden Adern, trübsinnig, stumpf, schmerzvoll, leidend, niedergeschlagen, voll brennender Reue.

 

Da sprachen seine Mönchsgefährten zum ehrwürdigen Sudinno: "Früher hast du eine helle Ausstrahlung gehabt, Bruder Sudinno; hell waren deine Sinne, deine Züge waren voller Ruhe, rein war deine Hautfarbe; aber jetzt wirkst du abgezehrt, ausgemergelt, elend, leichenblaß, mit hervorstehenden Adern, trübsinnig, stumpf, schmerzvoll, leidend, niedergeschlagen, wie voll brennender Reue. Kann es denn sein, Bruder Sudinno, daß du die Freude am Reinheitswandel verloren hast?" – "Daran liegt es nicht, Brüder. Es gibt da bei mir eine üble Tat: Ich habe mit meiner früheren Frau Geschlechtsverkehr gehabt, und darüber sind mir Zweifel und Gewissensbisse gekommen. Ich sage mir: 'Das war wahrlich nicht gut für mich; das war wahrlich kein Gewinn für mich; schlecht habe ich's getroffen; nicht gut habe ich's getroffen, daß ich, der ich unter dieser wohlverkündeten Lehre und Ordensregel aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen bin, nicht imstande war, auf Lebenszeit den völlig reinen, völlig geklärten Brahmawandel durchzuhalten.'" – "Da hast du freilich allen Grund für Zweifel und Gewissensbisse, Bruder Sudinno, der du unter dieser wohlverkündeten Lehre und Ordensregel aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, daß du nicht imstande warst, auf Lebenszeit den völlig reinen, völlig geklärten Brahmawandel durchzuhalten. Bruder: ist denn nicht in vielfacher Weise vom Erhabenen die Lehre gezeigt worden – zur Befreiung von Leidenschaft, nicht zur Leidenschaft, zur Befreiung vom Joch, nicht zur Verjochung, zur Befreiung vom Ergreifen, nicht zum Ergreifen? Bruder, wie konntest du nur unter dieser Lehre, die vom Erhabenen zur Reizbefreiung gezeigt worden ist, nach Reiz streben, unter dieser Lehre, die vom Erhabenen zur Entjochung gezeigt worden ist, nach Verjochung streben, unter dieser Lehre, die vom Erhabenen zur Befreiung vom Ergreifen gezeigt worden ist, nach Ergreifen streben? Bruder, ist denn vom Erhabenen nicht die Lehre in vielfacher Weise gezeigt worden, um die Reizung zum Schwinden zu bringen, zur Entgiftung der inneren Vergiftung, um das Lechzen wegzubringen, um das Anhaften zu entwurzeln, den Daseinskreislauf zu durchbrechen, zur Versiegung des Durstes, zur Befreiung vom Reiz, zur Entrodung, zum Löschen des Daseinsbrandes? Bruder, ist nicht vom Erhabenen in vielfacher Weise die Lehre zur Aufhebung der Sinnenlust gezeigt worden, zur Durchschauung der sinnlichen Wahrnehmung, zur völligen Beseitigung des Lechzens nach Sinnendingen, zur Entwurzelung sinnlicher Gedanken, zur Beruhigung des Sinnenfiebers? Bruder, das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben, nicht zur Vermehrung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, sondern das führt zur Verderbnis solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhiger Gewordene unsicher."

 

So machten die Mönche dem ehrwürdigen Sudinno auf mannigfache Weise Vorhaltungen und meldeten den Vorfall dem Erhabenen. Aus diesem Anlaß, wegen dieses Vorfalls ließ der Erhabene den Mönchsorden zusammenkommen und fragte den ehrwürdigen Sudinno: "Ist es wahr, Sudinno, daß du mit deiner früheren Frau Geschlechtsverkehr gehabt hast?" – "Es ist wahr, Herr." Der Erhabene hielt ihm vor: "Das ist ganz widersinnig [29] du törichter Mann, das läuft allem entgegen, das ist untauglich, unasketisch, das ist nichtsnutzig, das darf man nicht tun. Wie konnte es geschehen, törichter Mann, daß du, der du unter dieser wohlverkündeten Lehre und Ordensregel aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, nicht imstande warst, ... den völlig reinen, völlig geklärten Brahmawandel durchzuhalten. Ist denn von mir nicht in vielfacher Weise die Lehre gezeigt worden zur Befreiung von Leidenschaft,... zur Versiegung des Durstes, zur Befreiung vom Reiz, zur Entrodung, zum Löschen des Daseinsbrandes ... zur Aufhebung der Sinnenlust, zur Beruhigung des Sinnen fiebers? ... Es wäre besser für dich, törichter Mann, du hättest dein männliches Glied in den Rachen einer schwarzen Schlange eingeführt... oder in eine glühende Kohlengrube, als in eine Frau. Und warum? Dabei könntest du zu Tode kommen oder tödlichen Schmerz erleiden, aber nicht nach dem Zusammenbruch des Körpers, jenseits des Todes in niedere Wiedergeburt, zur Tiefe hinab, in eine Hölle geraten. Du wirst nämlich gerade durch solche Tat in üble Art hineingeraten, törichter Mensch, in gemeine, niedrige, grobe Art, von der man sich wieder reinigen muß, in Unreinheit, in Heimlichkeit, in zwiefältige Beziehungen. Als Ersttäter, törichter Mann, bist du der Schrittmacher für viele heilshindernde Dinge. Törichter Mann: das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben, nicht zur Vermehrung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, sondern das führt zur Verderbnis solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhiger Gewordene unsicher." Nachdem der Erhabene den ehrwürdigen Sudinno auf vielfältige Weise

zurechtgewiesen und die Nachteile schwerer Versorgbarkeit und Anspruchshaltung, [30] des Mangels an Zufriedenheit, des Gemeinschaftsbedürfnisses, der Nachgiebigkeit [31] aufgezeigt hatte, pries er auf mannigfache Weise die Vorzüge der leichten Versorgbarkeit, Anspruchslosigkeit, Zufriedenheit, Abgeschiedenheit, Kampfbereitschaft. Nachdem er den Mönchen eine unter die Haut gehende, einleuchtende Lehrdarlegung gegeben hatte, sprach der Erhabene zu den Mönchen:

 

"Mönche, aus diesem Anlaß verkünde ich hiermit einen Übungspfad [32] für Mönche aus zehn Gründen:

 

  1. um der Vortrefflichkeit des Ordens willen,
  2. um des Wohlbefindens des Ordens willen,
  3. um übelgesonnene Menschen im Zaum zu halten,
  4. damit es gutgesonnene Mönche gut haben,
  5. zur Zügelung diesseitiger Triebe (āsavā),
  6. zur Abwehr jenseitiger Triebe,
  7. um denen befriedende Zuversicht (pasāda) zu bringen, die sie noch nicht gefunden haben,
  8. zur Vergrößerung der Zahl derer, die sie gefunden haben,
  9. zur Befestigung der Wahrheitslehre und
  10. zur Befolgung der Heilszurechtführung.

 

Und so gelte denn folgender Übungspfad:

Ein Mönch, der Geschlechtsverkehr ausübt, ist ausgeschlossen, steht außerhalb der Gemeinschaft." [33]

 

So wurde vom Erhabenen dieser Übungspfad für die Mönche verkündet.


2. DIEBSTAHL (Parajika II, 1)

Einstmals weilte der Erwachte, der Erhabene bei Rājagaha am Hang des Geierkulms. Zu jener Zeit hatte eine große Schar von Mönchen, die Freunde waren, am Isigili-Hang Grashütten gebaut, und verbrachten dort die Regenzeit. Auch der ehrwürdige Dhaniyo, der Sohn eines Töpfers, hatte sich eine Grashütte gebaut und verbrachte dort die Regenzeit. Nachdem jene Mönche die drei Monate der Regenzeit verbracht hatten, rissen sie die Grashütten ab, räumten das Gras und das Holz auf und traten ihre Wanderschaft an. Der ehrwürdige Dhaniyo verbrachte aber dort die Regenzeit und die kalte Zeit und die Hitzeperiode. Als der ehrwürdige Dhaniyo ins Dorf um Almosen gegangen war, rissen Gras- und Holzsammlerinnen die Grashütte ab und gingen mit dem Gras und dem Holz fort. Das geschah noch ein zweites Mal. Und zum dritten Mal sammelte der ehrwürdige Dhaniyo Gras und Holz und baute eine Grashütte. Aber noch ein drittes Mal rissen Gras- und Holzsammlerinnen, als der ehrwürdige Dhaniyo ins Dorf um Almosen gegangen war, die Grashütte ab und gingen mit dem Gras und dem Holz fort. Da dachte der ehrwürdige Dhaniyo: "Nun ist mir das doch wahrhaftig schon zum dritten Mal während des Almosengangs geschehen. Aber ich habe doch mein Handwerk gelernt, die Töpferei; da kenne ich mich aus. Wie wäre es, wenn ich mir selber Ton knete und mir ganz aus Ton eine Hütte baue!" Da knetete der ehrwürdige Dhaniyo Ton, baute sich eine Tonhütte, trug trockenes Gras und Reisig zusammen und brannte den Ton. Das ergab eine stattliche, ansehnliche, hübsche karminrote Hütte, und wie das Gebimmel eines Glöckchens, so verbreitete sich der Ruf dieser Hütte.

 

Als später der Erhabene vom Rājagaha am Hang des Geierkulms mit einer großen Schar von Mönchen zurückkehrte, sah er die stattliche, ansehnliche Hütte, und fragte die Mönche: "Was ist denn das für eine stattliche rote Hütte?" Da erzählten ihm die Mönche den Hergang. Der Erhabene tadelte: "Das ist eines Asketen nicht würdig; das paßt sich nicht, das soll man nicht tun: Wie kann dieser törichte Mann eine Hütte ganz aus Ton bauen, Mönche! Denn dieser törichte Mann kann für die Kleinlebewesen [34] kein Mitempfinden haben, kein Zartgefühl, kein Erbarmen, keine Schonung. Geht, Mönche, und reißt diese Hütte ein, daß nicht Leute, die später kommen, Lebewesen den Untergang bringen. [35] Und, Mönche, eine Hütte aus nichts als Ton soll nicht gebaut werden. Wer das tut, begeht eine Verfeh­lung"

 

"Sehr wohl, Herr", sprachen die Mönche, gingen zu der Hüt­te und machten sie dem Erdboden gleich. Da sprach der ehrwür­dige Dhaniyo zu diesen Mönchen: "Brüder, warum zerstört ihr mir meine Hütte?" – "Der Erhabene hat den Abriß angeord­net." – "Dann reißt sie ab, Brüder, wenn es der Meister der Wahr­heit angeordnet hat."

 

Nun dachte der ehrwürdige Dhaniyo, der Töpfersohn: "Drei­mal haben mir, während ich im Dorf auf Almosengang war, Gras- und Holzsammlerinnen die Hütte zerstört, haben das Gras und das Holz genommen und sind gegangen, und kaum habe ich mir eine Hütte nur aus Ton gebaut, läßt sie der Erha­bene abreißen. Der Waldhüter ist ein Freund von mir. Ich könnte vielleicht zu ihm gehen und ihn um Holz bitten, damit ich mir eine Holzhütte bauen kann..." So ging er zum Waldhüter, ...schil­derte seine Lage und bat: „Freund, gib mir Holz, ich möchte mir eine Holzhütte bauen." – "Das hier ist kein Holz, das ich von mir aus weggeben kann, Verehrter. Das hier sind Hölzer des Königs, die für Reparaturen in der Stadt im Fall eines Unglücks liegengelassen worden sind. Wenn der König sie freigegeben hat, dann kann ich sagen: 'du kannst sie nehmen, Herr.'" – "Die sind vom König freigegeben, mein Lieber."

 

Da überlegte der Waldhüter: "Diese Asketen, die Sakyersöhne, leben nach der Lehre, führen einen rechten Wandel, führen den höchsten Wandel, sprechen die Wahrheit, sind tugendhaft, von vorzüglichen Eigenschaften; der König hat zu ihnen volles Vertrauen. Es wäre unter ihrer Würde, über etwas, das nicht freigegeben ist, zu sagen, es sei freigegeben." Da sprach der Wald­hüter zum ehrwürdigen Dhaniyo: "Dann nimm dir, Herr." Da ließ der ehrwürdige Dhaniyo das Holz zersägen und in Wa­genladungen abfahren.

 

Als der Brahmane Vassakāro, der Erste Minister von Magadhā, die Arbeiten in Rājagaha [36] inspizierte, ging er zu dem Waldhü­ter hinaus. Als er bei ihm angekommen war, fragte er: "Nanu, wo sind denn die Hölzer des Königs, die für Reparaturen in der Stadt im Fall eines Unglücks liegengelassen worden sind?" – "Herr, diese Hölzer sind vom König dem ehrwürdigen Dhaniyo, dem Töpfersohn, geschenkt worden." – Da war der Brahmane Vassakāro, der Erste Minister von Magadhā, verstimmt: "Wie kann seine Majestät Hölzer des Königs, die für Reparaturen in der Stadt im Fall eines Unglücks liegengelassen worden sind, dem ehrwürdigen Dhaniyo, dem Töpfersohn, schenken?" Und der Brahmane Vassakāro, der Erste Minister von Magadhā, be­gab sich zum König von Magadhā, Seniyo Bimbisāro und sprach: "Ist es wahr, Majestät, daß von eurer Majestät Hölzer des Kö­nigs, die für Reparaturen in der Stadt im Fall eines Unglücks liegengelassen worden sind, dem ehrwürdigen Dhaniyo, dem Töpfersohn, geschenkt worden sind?" –  "Wer sagt das?" – "Der Waldhüter, Majestät:" – "Auf, Brahmane, schaff ihn her" – Da ließ der Minister den Waldhüter in Fesseln vorführen. Der ehrwürdige Dhaniyo sah, wie der Waldhüter in Fesseln vorge­führt wurde und fragte ihn: "Guter Freund, warum wirst du denn in Fesseln vorgeführt?" –  "Wegen dieser Hölzer, Herr." – "Geh, mein Guter, ich komme gleich." – "Herr, du mußt kom­men, ehe ich hingerichtet werde!"

 

Der ehrwürdige Dhaniyo begab sich zum König von Magadhā, Seniyo Bimbisāro und ließ sich auf einem bereitstehenden Sitz nieder. Der König ging zum ehrwürdigen Dhaniyo hinüber, grüßte ihn ehrerbietig, setzte sich seitwärts und sprach zu ihm: "Trifft es zu, daß Hölzer des Königs, die für Reparaturen in der Stadt im Fall eines Unglücks liegengelassen worden sind, dem ehrwürdigen Dhaniyo, dem Töpfersohn, geschenkt worden sind?" – "So ist es, großer König:" – "Herr, wir Könige sind sehr beschäftigt, haben viel zu tun; ich kann mich nicht erinnern, es verschenkt zu haben; hilf meiner Erinnerung auf!" – "Erinnerst du dich, großer König,  daß du, als du zum ersten Mal gesalbt wurdest, so gesprochen hast: Asketen und Geistliche sollen das Gras-, Holz und Wasser verwenden, das frei ist?" – "Ich erinnere mich daran, Herr. Da sind Asketen und Geistliche, Herr, die haben ein zartes Gewissen, sind peinlich genau, übungseifrig; für diese Ernsthaften kann es kaum Zweifel geben, daß sich meine Äußerung auf das beziehen sollte, was im Wald von niemandem in Besitz genommen worden ist. Du aber, Herr, meinst mit diesem Kunstgriff Holz an dich nehmen zu können, das dir nicht gegeben worden ist. Aber wie könnte jemand meinesgleichen einen Asketen oder Geistlichen, der in meinem Reich lebt, auspeitschen oder einsperren lassen oder verbannen! Geh, Herr, du bist um Haaresbreite davongekommen, [37] aber tu so etwas nicht wieder!"

 

Die Menschen waren aufgebracht, entrüstet, erbost und schimpften: "Ohne Anstand sind diese Asketen, die 'Sakyersöhne', ruchlos, betrügerisch: nehmen für sich in Anspruch, nach der Wahrheit zu leben, ausgeglichen den Reinheitswandel zu führen, die Wahrheit zu sprechen, tugendhaft zu sein, mit vorzüglichen Eigenschaften. Es gibt bei ihnen kein Asketenrum, keinen Reinheitswandel; wo bleibt denn bei ihnen ihr Asketentum, ihr Reinheitswandel? Die sind doch von Asketenrum und Reinheitswandel abgefallen: Wenn die schon den König hereinlegen – wie dann erst die anderen Leute!"

 

Diese Beschwerde der Menschen kam den Mönchen zu Ohren. Die Bescheidenen, Zufriedenen, Feinfühligen, Gewissenhaften, Übungseifrigen unter ihnen erregten sich, empörten sich, entrüsteten sich: "Wie kann der ehrwürdige Dhaniyo, der Töpfersohn, Königsholz, das ihm nicht gegeben worden ist, an sich nehmen!" Sie berichteten diesen Vorfall dem Erhabenen. Da ließ der Erhabene aus diesem Anlaß, wegen dieser Tat den Orden zusammentreten und fragte Dhaniyo: "Ist es denn wahr, wie gemeldet wird, daß du Königsholz, das dir nicht gegeben worden ist, an dich genommen hast?" – "Es ist wahr, Herr." Der Erhabene hielt ihm vor: "Das ist ganz widersinnig, du törichter Mann, das läuft allem entgegen, das ist unasketisch, das ist nichtsnutzig, das darf man nicht tun. Wie konntest du nur Königsholz, das dir nicht gegeben worden war, an dich nehmen, törichter Mann! Das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben, törichter Mann, nicht zur Vermehrung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, sondern das führt zur Verderbnis solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhiger Gewordene unsicher." Währenddessen saß der frühere Justizminister, der in die Hauslosigkeit gegangen war, in der Nähe des Erhabenen. Diesen Mönch fragte der Erhabene: "Von welchem Beutewert an läßt König Seniyo Bimbisāro von Magadhā einen Dieb, der ertappt worden ist, auspeitschen oder einsperren oder verbannen?" – "Von einem Pāda oder dem Gegenwert oder mehr ab." Damals war in Rājagaha ein Pāda fünf Māsaka wert. Nachdem der Erhabene den ehrwürdigen Dhaniyo, den Töpfersohn auf vielfältige Weise wegen seines schlechten Verhaltens zurechtgewiesen hatte, sprach der Erhabene zu den Mönchen:

 

"Mönche, aus diesem Anlaß verkünde ich hiermit einen Übungspfad für die Mönche. So gelte denn folgender Übungspfad: Ein Mönch, der in diebischer Weise Nichtgegebenes in einem Wert an sich nimmt, bei dem der König einen Dieb, der ertappt worden ist, auspeitschen oder einsperren oder verbannen ließe, ist ausgeschlossen, steht außerhalb der Gemeinschaft."

 

So wurde vom Erhabenen dieser Übungspfad für die Mönche verkündet.


3. ABSICHTLICHE TÖTUNG EINES MENSCHEN (Parajika III, 1) [38]

Einstmals weilte der Erwachte, der Erhabene bei Vesālī im Großen Wald in der Halle des Giebelhauses. Dort gab der Erha­bene den Mönchen eine Lehrdarlegung über die Unschönheit, sprach über den Wert der Unschönheit und pries die Entfaltung der Betrachtung der Unschönheit. Dann sprach er zu den Mönchen: "Mönche, ich will mich für einen halben Monat in die Einsamkeit zurückziehen. Niemand soll kommen, außer wer die Almosenspeise bringt." – "Ja, Herr," stimmten die Mön­che zu, und niemand kam zum Erwachten als der Speisenträger.

 

Da sagten sich die Mönche: „Der Erhabene hat uns doch eine Darlegung über die Unschönheit gegeben, er hat über den Wert der Unschönheit gesprochen, die Entfaltung der Betrachtung der Unschönheit gepriesen; er hat stufenweise betont, welchen Fortschritt die Betrachtung der Unschönheit bedeutet", und sie machten die Betrachtung der Unschönheit von den verschie­densten Gesichtspunkten aus so stark zu ihrer Hauptbetrachtung, daß sie sich vor ihren eigenen Körpern schüttelten, Scham und Abscheu darüber empfanden. Wie ein Mädchen oder ein Jüng­ling, frisch gebadet, mit reingewaschenem Haupt, fein geklei­det und geschmückt, denen ein Schlangenaas oder ein Hunde­aas oder eine Menschenleiche um den Hals gehängt würde, sich davor schütteln würden und Scham und Abscheu darüber empfin­den würden, so sehr schüttelten sich diese Mönche vor ihren eige­nen Körpern, empfanden solche Scham und Abscheu darüber, daß sie sich selber entleibten oder einander gegenseitig töteten oder sie gingen zu Migalandiko, einem als Mönch Ausstaffier­ten, und baten ihn: "Sei so gut und töte uns; du bekommst dann unsere Almosenschale und Gewand."

 

Da brachte Migalandiko, der für Schale und Gewand käuf­liche Mönchsgewandträger, viele Mönche ums Leben. Dann ging er mit seinem blutigen Dolch zum Fluß Vaggumuda. Während er dort den blutigen Dolch abspülte, kamen ihm dann doch [39] Bedenken und Gewissensbisse: "Das war wahrlich nicht gut für mich; das war wahrlich kein Gewinn für mich; schlecht habe ich's getroffen; nicht gut habe ich's getroffen, viel schlechtes Karma habe ich gewirkt, daß ich mit Absicht tugendhafte Mön­che mit edlen Eigenschaften ums Leben gebracht habe!"

 

Da kam ein Dämon [40] aus Māros Bannkreis über das Wasser auf Migalandiko, den als Mönch Ausstaffierten, zu und sprach: "Gut, gut, du rechter Mensch. Gut hast du das gemacht, du rech­ter Mensch. Großes Verdienst hast du, weil du solchen, die noch nicht hinübergelangt waren, zur Überfahrt verholfen hast."

 

Da sagte sich Migalandiko: "'Gut, gut, du rechter Mensch,' hat er gesagt; gut hast du das gemacht, du rechter Mensch; großes Verdienst hast du, weil du solchen, die noch nicht hinübergelangt waren, zur Überfahrt verholfen hast'" Und er nahm seinen Dolch und ging von Hütte zu Hütte, von Zelle zu Zelle und sprach: "Wer ist noch nicht hinübergelangt? Wem darf ich zur Überfahrt verhelfen?"

 

Da überkam die Mönche, die noch nicht von Gier frei waren, Angst, sie erstarrten und die Haare standen ihnen zu Berge. Bei den Mönchen, die von Gier befreit waren, gab es keine Angst, kein Entsetzen, kein Haarsträuben. Migalandiko, der als Mönch Ausstaffierte, brachte nun an einem einzigen Tage einen weiteren Mönch, zwei, drei, vier, fünf, zehn..., zwanzig..., dreißig..., vier­zig..., fünfzig..., sechzig Mönche ums Leben.

 

Nach einem halben Monat beendete der Erhabene seine Zurückgezogenheit und sprach zum ehrwürdigen Ānando: "Warum ist denn die Mönchsgemeinde hier so zusammengeschmolzen?" – "Das kommt daher, daß der Erhabene den Mönchen eine Lehrdarlegung über die Unschönheit gegeben, über den Wert der Unschönheit gesprochen und die Entfaltung der Betrachtung der Unschönheit gepriesen hat.... Und da haben sich jene Mönche gesagt: Der Erhabene hat uns doch eine Darlegung über die Unschönheit gegeben, er hat über den Wert der Unschönheit gesprochen, die Entfaltung der Betrachtung der Unschönheit gepriesen; er hat stufenweise betont, welchen Fortschritt die Betrachtung der Unschönheit bedeutet; da haben sie die Betrachtung der Unschönheit von den verschiedensten Gesichtspunkten aus so stark zu ihrer Hauptbetrachtung gemacht, daß sie sich vor ihren eigenen Körpern schüttelten, Scham und Abscheu darüber empfanden... Da haben sie sich selber entleibt oder einander gegenseitig getötet oder sie sind zu Migalandiko gegangen, einem als Mönch Ausstaffierten, und haben gebeten: 'Sei so gut und töte uns; du bekommst dann unsere Almosenschale und unser Gewand.' Da hat Migalandiko, der für Schale und Gewand käufliche Mönchsgewandträger, an einem einzigen Tag sechzig' Mönche umgebracht. Es wäre gut, wenn der erhabene Herr eine andere Lehrdarlegung geben würde, mit der die Mönchsgemeinde das höchste Wissen erreichen kann." – "So mache dich auf Ānando, und lasse sämtliche Mönche zusammenkommen, die sich in und um Vesālī aufhalten." – "Ja, Herr": sprach der ehrwürdige Ānando und ließ sämtliche Mönche zusammenkommen, die sich in und um Vesālī aufhielten. Als alle versammelt waren, begab er sich zum Erhabenen und sprach: "Herr, die Mönchsgemeinde ist versammelt, wie es nun dein Erhabenen beliebt."

 

Der Erhabene begab sich zur Versammlungshalle, ließ sich auf dem bereitgestellten Sitz nieder und sprach zu den Mönchen: "Mönche, von mir ist die Einigung in der Betrachtung der Ein- und Ausatmung entfaltet und häufig ausgebildet worden. Sie ist still, erlesen, ein makelloses Weilen in Wohl; und was da auch immer an üblen, heilsuntauglichen Dingen aufsteigen mag das wird auf der Stelle zum Schwinden, zur Ruhe gebracht. Wie wenn der im Sommer im letzten Hitzemonat aufgewirbelte Staub und Kehricht durch einen mächtigen Gewittersturm vor der Regenzeit auf der Stelle zum Schwinden gebracht und weggeweht wird, Mönche, so ist die Einigung in der Betrachtung der Ein- und Ausatmung, entfaltet und ausgebildet, so still, erlesen, ein makelloses Weilen in Wohl, daß alles, was da auch immer an üblen, heilsuntauglichen Dingen aufsteigen mag, auf der Stelle zum Schwinden, zur Ruhe gebracht wird. Und wie wird die Einigung in der Betrachtung der Ein- und Ausatmung so entfaltet und ausgebildet, Mönche, daß sie still, erlesen, ein makelloses Weilen in Wohl ist, in welchem alles, was da auch immer an üblen, heilsuntauglichen Dingen aufsteigen mag auf der Stelle zum Schwinden, zur Ruhe gebracht wird? Da geht der Mönch in den Wald oder an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Klause und setzt sich mit gekreuzten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, die Wahrheitsgegenwart fest vor Augen. In Wahrheitsgegenwart atmet er ein, atmet er aus. Wenn er lang oder kurz einatmet und ausatmet, weiß er: 'Ich atme lang/kurz ein und aus. Den ganzen Körper empfindend, die Körpergestaltungen [41] beruhigend, durch und durch Jubel [42] und Wohl empfindend will ich einatmen, will ich ausatmen,' übt er. 'Die Herzgestaltungen [43] durch und durch empfindend/beruhigend, dem Herzen [44] durch und durch zuschauend, das Herz durch und durch empfindend/ermunternd/einigend/befreiend will ich einatmen und ausatmen,' übt er.

 

Der Unbeständigkeit.. der Entreizung... der Auflösung... dem Loslassen [patinisagg'-anupassī] zuschauend will ich einatmen und ausatmen,' übt er. So entfaltet und ausgebildet, Mönche, ist die Einigung in der Betrachtung der Ein- und Ausatmung still, erlesen, ein ma­kelloses Weilen in Wohl, in welchem alles, was da auch immer an üblen, heilsuntauglichen Dingen aufsteigen mag, auf der Stelle zum Schwinden, zur Ruhe gebracht wird."

 

Nachdem der Erhabene die Mönchsgemeinde aus diesem An­laß, in diesem Zusammenhang versammelt hatte, fragte er: "Ist es denn wahr, wie berichtet wird, daß Mönche sich selber entleibten oder einander gegenseitig ums Leben brachten oder zu dem als Mönch ausstaffierten Migalandiko gegangen sind und gebeten haben: "Sei so gut und töte uns; du bekommst dann unsere Almosenschale und Gewand?" – "Das ist wahr, Herr." Der Erhabene hielt ihnen vor: "Das ist ganz widersinnig von diesen Mönchen, das läuft allem entgegen, das ist unas­ketisch, das ist nichtsnutzig, das darf man nicht tun. Wie konn­ten diese Mönche nur sich selber entleiben oder einander ge­genseitig ums Leben bringen oder zu dem als Mönch ausstaffierten Migalandiko gehen und ihn anstiften: "Sei so gut und töte uns; du bekommst dann unsere Almosenschale und Ge­wand?" Das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch kei­nen Frieden gefunden haben, Mönche, nicht zur Vermehrung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, sondern das führt zur Verderbnis derer, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhiger Gewordene unsicher. Mön­che, aus diesem Anlaß verkünde ich hiermit einen Übungspfad für die Mönche. So gelte denn folgender Übungspfad:  Ein Mönch, der absichtlich eines Menschen Leib [46] ums Leben bringt oder ihm eine Waffe dafür besorgt, ist ausgeschlossen, steht außerhalb der Gemeinschaft.

 

So wurde vom Erhabenen dieser Übungspfad für die Mönche verkündet.


4. TÖTEN (Parajika III, 2, 5, 17, 20, 29)

 

Einige Zeit später war ein Hausvater krank. Seine Frau war wohlgestalt, schön anzusehen, anmutig. Die Sechsermönche schwärmten für sie und sagten sich: "Solange der Hausvater lebt, können wir nicht an diese Frau herankommen. Kommt, Brüder, wir wollen zu diesem Hausvater über die Schönheit des Sterbens sprechen." Da besuchten sie jenen Hausvater und sprachen zu ihm: "Hausvater, du hast sehr Gutes getan, hast Heilsames gewirkt, hast dir Schutz gegen die Todesangst errungen; du hast nichts Böses getan, hast nicht aus Gier gehandelt, hast nicht falsch gehandelt. Was kann dir noch an diesem leidigen Leben gelegen sein; wenn dieses Leben enden würde, wäre es besser für dich. Wenn du gestorben bist, nach dem Absterben des Körpers, wirst du auf eine gute Bahn aufsteigen, in himm­lische Welt; dort wirst du im Besitz und Genuß der fünf himm­lischen Sinnenfreuden im Glück weilen."

 

Da sprach der Hausvater: "Ehrwürdige, ihr sprecht die Wahr­heit. Ich habe Gutes getan, Heilsames gewirkt, habe Schutz ge­gen die Todesangst errungen; nichts Böses habe ich getan, habe nicht aus Gier gehandelt, nicht falsch gehandelt. Was kann mir noch an diesesem leidigen Leben gelegen sein; wenn dieses Leben enden würde, wäre es besser für mich. Wenn ich gestorben bin, nach dem Absterben des Körpers, werde ich auf eine gute Bahn aufsteigen, in himmlische Welt und dort im Besitz und Genuß der fünf himmlischen Sinnenfreuden im Glück weilen." Dar­um nahm er nicht mehr das Notwendige an harter und weicher Speise und an Flüssigkeit zu sich, sondern aß, was schmeckte. Dadurch befiel ihn eine schwere Krankheit, an der er starb. Seine Frau war zutiefst aufgebracht und klagte: "Ohne Anstand sind diese Asketen, die 'Sakyersöhne', ruchlos, falsch: nehmen für sich in Anspruch, nach der Wahrheit zu leben, ausgeglichen zu sein, den Reinheitswandel zu führen, die Wahrheit zu spre­chen, tugendhaft zu sein, mit vorzüglichen Eigenschaften. Es gibt bei ihnen kein Asketentum, keinen Reinheitswandel; wo bleibt denn bei denen ihr Asketentum, ihr Reinheitswandel? Die sind doch von Asketentum und Reinheitswandel abgefal­len: Die haben meinem lieben Mann so von der Schönheit des Sterbens vorgeschwärmt, daß er gestorben ist."

 

Andere Menschen erfuhren davon und empörten sich: "... abgefallen sind die vom Reinheitswandel! Schwärmen diesem Hausvater so vom Sterben vor, daß er gestorben ist!"

 

Da hörten die Mönche diese Menschen sich empören, aufre­gen und schimpfen. Und die Bedürfnislosen unter den Mönchen empörten, entrüsteten und erregten sich auch: "Wie können diese Sechsermönche nur einem Hausvater von der Schönheit des Sterbens vorschwärmen!" Da teilten diese Mönche den Vorfall dem Erhabenen mit.

 

Da ließ der Erhabene aus diesem Anlaß, in diesem Zusammen­hang die Mönchsgemeinde sich versammeln und fragte: "Ist es denn wahr wie berichtet wird, daß Mönche einem Hausvater von der Schönheit des Sterbens vorgeschwärmt haben?" — "Das ist wahr, Herr." Der Erhabene hielt ihnen vor: "Das ist ganz widersinnig, ihr törichten Männer, das läuft allem entgegen, das ist unasketisch, das ist nichtsnutzig, das darf man nicht tun. Wie konntet ihr nur einem Hausvater von der Schönheit des Sterbens vorschwärmen! Das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben, ihr törichten Männer, nicht zur Vermehrung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, son­dern das führt zur Verderbnis derer, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhig er Gewordene unsicher. Aus diesem Anlaß verkünde ich hiermit einen Übungs­pfad für die Mönche. So gelte denn folgender Übungspfad: Ein Mönch, der absichtlich eines Menschen Leib ums Leben bringt oder ihm eine Waffe dafür besorgt oder ihn durch Vorschwärmen vom Tod zum Sterben veranlaßt — etwa indem er ihm sagt: 'Sieh: Was kann dir noch an diesem leidigen Leben gelegen sein', und dies mit bewußtem Willen tut, um diesen Zweck herbeizuführen oder in irgendeiner Weise vom Sterben vor­schwärmt oder zum Sterben veranlaßt, ist ausgeschlossen, steht außerhalb der Gemeinschaft.

So wurde vom Erhabenen dieser Übungspfad für die Mönche verkündet.

 

Es ändert nichts, wenn das Vorschwärmen vom Tod zwar auch aus Mitleid, aber mit gezielter Tötungsabsicht geschah, also in dem für das wahre Mönchstum blind machenden Wahn, durch bloße Körpertötung das Karma abwenden zu können. Das hat der Erwachte nach Parajika III 5,1 klargestellt.

Wenn dagegen jemand einem Leidenden in seinen Todesgedanken und -ängsten hilft, sich der Tatsache zu stellen, daß auch er sterben muß, ist dies ein heilstaugliches Wirken, das der Erwachte — etwa in A.VI.16 und S.55.54 ausdrücklich lobt (vgl. Schäfer: "Der Buddha..." S. 298 und 520); denn jedem Menschen, Mann oder Frau, Hauslosen oder im Haus Lebenden legt der Erwachte in A.V.57 ans Herz, sich oft daran zu erinnern, daß auch sie sterben müssen. Demgemäß behandelte der Erwachte auch folgende Fälle (gekürzt):

 

Einmal gab ein Mönch einem Menschen, der Gutes getan hatte, eine Darlegung über die himmlische Daseinsweise. Dieser war davon ergriffen und starb. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse... Der Erhabene sprach: "Du hast keinen Fehltritt begangen. Du hast ja nicht seinen Tod verursachen wollen." (Parajika III 5, 29).

 

Ein andermal gab ein Mönch einem Menschen, der Gutes getan hatte, eine Darlegung über die himmlische Welt, obwohl er damit rechnete, daß das seinen Tod beschleunigen könnte. Der betreffende Mensch war davon so ergriffen, daß er starb. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse..... Der Erhabene sprach: "Du hast keine Verfehlung begangen, die den Ausschluß bedeutet, aber eine grobe Ungehörigkeit."...

Ein anderer Mönch gab einem Menschen, der karmisch der Hölle verfallen war, eine Darlegung über die Hölle. Der starb vor Schreck... "Du hast keine Verfehlung begangen, die den Ausschluß bedeutet, aber eine grobe Übertretung."... (Parajika III 5, 29).

 

Hier fehlte es zwar am Feingefühl, aber nicht an der wirklichkeitsgemäßen Sicht von Karma und Wiedergeburt. Hat aber ein Mitglied des Ordens — wie in dem oben erwähnten Fall — einem Todkranken durch psychisch tötendes Lob des Todes vom Leiden "erlösen" zu können geglaubt, da ändert auch Mitleid nichts, daß diese schwere Verblendung den "Todesengel" aus dem Orden ausschließt (was ihn ja nicht hindert, im Hausleben weiterhin der Lehre nachzufolgen

 

Einstmals sprach ein Mönch, der am Richtplatz vorbeikam, zum Henker: [48] "Freund, laß ihn nicht lange leiden; richte ihn mit einem einzigen Schwertstreich hin." — "In Ordnung, Herr" und er richtete ihn mit einem einzigen Schwertstreich hin. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse... (Der Erhabene sprach): "Du hast eine Verfehlung begangen, die den Ausschluß bedeutet."... [49]

 

Einstmals lebte ein Mann, dem Hände und Füße abgehackt worden waren, im Elternhaus unter seinen Verwandten. Ein Mönch sprach zu diesen Menschen: "Freunde, wünscht ihr ihm den Tod?" — "Gewiß wünschen wir das, Herr." — "Dann geibt ihm Buttermilch ein." — "Gut, Herr; und sie flößten ihm Buttermilch ein und brachten ihn so ums Leben. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse... (Der Erhabene sprach): "Du hast eine Verfehlung begangen, die den Ausschluß bedeutet." (Parajika III, 5)

 

Pj III, 5 enthält dann zur Ergänzung der besprochenen Grundregel eine Fülle von Abgrenzungen der vorsätzlichen Tötung eines Menschenleibes, mit der sich der Täter aus dem Orden ausschließt. Fahrlässiger Tötung führt nie zum Ausschluß, kann aber je nach Sachlage eine Regelverletzung sein. Unter "Tötung eines Menschenleibes" wird in diesem Abschnitt auch die Abtreibung behandelt, einige Beispiele:

 

Einmal war eine Frau, deren Mann sich auswärts aufhielt, von ihrem Liebhaber geschwängert worden. Da bat sie einen Mönch, der ständig von ihrer Familie versorgt wurde: "Verehrter, sieh zu, daß du mir ein Abtreibungsmittel besorgst." — "Gut, Schwe­ster." — Er besorgte ihr ein Abtreibungsmittel, und das Kind starb. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse... (Der Erhabene sprach): "Ein Vergehen hat dich überkommen, das den Ausschluß bedeutet." (Parajika III 5, 17)

 

Ein andermal sagte eine Frau, die empfängnisfähig war, zu einem Mönch, der ständig von ihrer Familie versorgt wurde: "Verehrter, sieh zu, daß du mir ein Mittel zur Empfängnis­verhütung besorgst." — "Gut, Schwester." Er besorgte ihr ein Empfängnisverhütungsmittel. Die Frau starb daran. Dem Mönch kamen Zweifel und Gewissensbisse... (Der Erhabene sprach): "Das ist kein Vergehen, das den Ausschluß bedeutet, aber eine grobe Verfehlung." (Parajika III 5, 20) [50]


5. FALSCHE ANMASSUNG ÜBERNATÜRLICHER FÄHIGKEITEN (Parajika IV, 1)

 

Einstmals weilte der Erhabene bei Vesāli im Großen Walde in der Halle des Giebelhauses. Damals war eine große Schar von Mönchen, die Freunde und Gefährten waren, für die Regenzeit am Ufer des Flusses Vaggumudā zusammengekommen. Damals waren bei den Vajjern die Lebensmittel knapp und die Versor­gung schwierig; es herrschte eine schleichende Hungersnot und die Lebensmittel waren rationiert. Da überlegten jene Mönche: "Bei den Vajjern sind die Lebensmittel knapp; die Versorgung ist schwierig; es herrscht eine schleichende Hungersnot und die Lebensmittel sind rationiert. Was könnten wir da für einen Ausweg finden, um in Eintracht und Freundschaft miteinan­der eine angenehme Regenzeit zu verbringen und keinen Mangel an Almosenspeise zu leiden?" Die einen schlugen vor: "Wir könnten die Arbeiten der Hausleute beaufsichtigen, dann wer­den sie sich verpflichtet fühlen, uns zu spenden... "Andere spra­chen: "Laßt das sein. Aber wir könnten für sie Besorgungen und Botengänge ausführen, die sie gerade zu vergeben haben..." Andere sprachen: "Ach Freunde, bleibt mir doch weg mit Ar­beiten überwachen und Besorgungen machen. Schaut, Freunde, laßt uns doch einander wegen übermenschlicher Eigenschaften loben und preisen: 'Dieser Mönch hat die erste Entrückung gewonnen, jener Mönch die zweite/dritte/vierte Entrückung; dieser Mönch ist in die Heilsströmung eingetreten, jener ist ein Einmalwiederkehrer / Nichtwiederkehrer / Geheilter; der Mönch da hat die drei Wissen gewonnen; jener hat sechs Weisheits­durchbrüche (abiññā) erreicht.' So werden sie sich aufgerufen fühlen, uns zu spenden, und wir werden eine angenehme Re­genzeit haben. Das ist doch viel besser: bei den Hausleuten diese oder jene überweltliche Errungenschaft zu loben!"

 

So hielten sie es auch... Da dachten jene Menschen: "Getroffen haben wir's wahrlich, gut getroffen, daß solche Mönche bei uns die Regenzeit verbringen; so tugendhafte und vorzügliche Mönche wie sie haben noch nie die Regenzeit bei uns verbracht." Und so verbrauchten sie ihre Vorräte nicht für sich selber und spendeten das, was sie jenen Mönchen spendeten, nicht den Eltern, nicht Frau und Kind, Arbeitern und Gesinde, Freunden und Mitarbeitern. So sahen jene Mönche gut aus, wohlgerundet, hatten eine gesunde Farbe und eine glatte Haut.

 

Damals war es der Brauch, daß Mönche, die den Regenzeit­aufenthalt beendet hatten, den Erhabenen besuchten. So pack­ten diese Mönche, nachdem sie die Regenzeit miteinander ver­bracht hatten und die drei Monate verstrichen waren, ihre La­ger zusammen, nahmen Obergewand und Almosenschale und wanderten nach Vesālī. Dort kamen sie nach und nach in den Großen Wald zur Halle des Giebelhauses, wo der Erhabene weilte. Beim Erhabenen angekommen, grüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts. Jene Mönche, die die Regenzeit in der dortigen Gegend verbracht hatten, sahen abge­magert und schlecht aus, sie hatten eine ungesunde Farbe, gelb­lich, überall standen ihnen die Adern hervor. Die Mönche vom Ufer der Vaggumudā dagegen sahen gut aus, waren wohlgerundet, hatten eine gesunde Farbe und eine glatte Haut.

 

Es ist der Brauch der Erwachten, Erhabenen, ankommende Mönche freundlich zu begrüßen, So sprach der Erhabene zu den Mönchen vom Ufer der Vaggumudā: "Geht es euch gut, Mönche, habt ihr genug zum Unterhalt bekommen? Habt ihr in Eintracht und Freundschaft miteinander ohne Streit eine angenehme Regenzeit verbringen können und keinen Mangel an Almosenspeise leiden müssen?" – "Es geht uns gut, Herr, wir haben genug zum Unterhalt bekommen. In Eintracht und Freundschaft ohne Streit haben wir eine angenehme Regenzeit verbringen können und keinen Mangel an Almosenspeise lei­den müssen."

 

Vollendete – auch wenn sie sehen, fragen manchmal den­noch oder fragen auch nicht. Aus zwei Gründen stellen Er­wachte, Erhabene den Mönchen Fragen: Um zu entscheiden, ob sie den Mönchen die Lehre darlegen oder den Übungsweg aufzeigen wollen. So fragte der Erhabene die Mönche vom Ufer der Vaggumudā: "Aber wie habt ihr es den angestellt, Mönche, in Eintracht und Freundschaft miteinander ohne Streit eine angenehme Regenzeit zu verbringen und keinen Mangel an Almosenspeise leiden zu müssen?"

 

Da berichteten die Mönche dem Erhabenen den Hergang. "Aber Mönche: war das denn auch wahr?" – "Es war nicht wahr, Herr."

 

Der Erhabene hielt ihnen vor: "Das ist ganz widersinnig, ihr törichten Männer, das läuft allem entgegen, das ist unasketisch, das ist nichtsnutzig; das darf man nicht tun. Wie konntet ihr törichten Männer euch eurem Magen zuliebe Hausleuten ge­genüber gegenseitig übermenschliche Eigenschaften anmaßen! Besser wäre es für euch törichte Männer, eure Bäuche würden mit einem scharfen Schlachtmesser aufgeschlitzt, als daß ihr euch eurem Magen zuliebe Hausleuten gegenüber gegenseitig übermenschliche Eigenschaften anmaßt. Und warum? Dabei könntet ihr nur zu Tode kommen oder tödlichen Schmerz er­leiden, aber nicht nach dem Zusammenbruch des Körpers, jen­seits des Todes in niedere Wiedergeburt, zur Tiefe hinab, in eine Hölle geraten. So aber, ihr törichten Männer, könnt ihr nach dem Zusammenbruch des Körpers, jenseits des Todes in niedere Wiedergeburt, zur Tiefe hinab, in eine Hölle geraten. – Das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frie­den gefunden haben, ihr törichten Männer, nicht zur Vermeh­rung der Zahl derer, die Frieden gefunden haben, sondern das führt zur Verderbnis derer, die noch keinen Frieden gefunden haben und macht manche schon ruhiger Gewordene unsicher."

 

Nachdem der Erhabene ihnen das vorgehalten und die Lehre dargelegt hatte, sprach er zu den Mönchen:

 

„Fünf große Räuber sind in der Welt zu finden, Mönche, wel­che fünf?

  1. Da denkt der eine Räuber: Selbstverständlich will ich, von einem Hundert oder Tausend umringt, durch Dörfer und Städte und Königreiche ziehen und töten und töten lassen, zer­stören und zerstören lassen, foltern und foltern lassen. Ebenso, Mönche, denkt da ein schlechter Mönch: Selbstverständlich will ich, von Hundert oder Tausend umringt, durch Dörfer und Städte und Königreiche auf Almosentour ziehen und, geschätzt, geachtet, anerkannt, gerühmt, verehrt, unterstützt von Haus­leuten und Hauslosen, den Bedarf an Gewändern, Speis und Trank, Lagerstatt und Arznei solcher erhalten, die in die Hauslosigkeit gezogen sind. Das, Mönche, ist der erste große Räuber, der in der Welt zu finden ist.

  2. Weiter, Mönche: Da hat ein schlechter Mönch die Lehre und die Ordensregel, wie sie vom Erhabenen dargelegt worden ist, auswendig gelernt und macht damit Geschäfte, wie wenn sie sein eigen wäre. Das, Mönche, ist der zweite große Räuber, der in der Welt zu finden ist.

  3. Weiter, Mönche: Da bezichtigt ein schlechter Mönch einen Nachfolger des reinen höchsten Wandels, einen, der den höchsten Wandel absolut rein führt, grundlos eines Verstoßes gegen den höchsten Wandel. Das, Mönche, ist der dritte große Räuber, der in der Welt zu finden ist.

  4. Weiter, Mönche: Da umschmeichelt und beschwatzt ein schlechter Mönch einen Hausvater wegen Dingen, die für den      Orden von Wert und von Nutzen sind wie ein Kloster, ein Klostergelände, eine Behausung, ein Grundstück für eine Behausung, eine Lagerstatt, einen Stuhl, ein Polster, einen Kupferkessel, einen Kupfertopf; eine Kupferschüssel, einen Kupferbecher, ein Rasiermesser, eine Axt, ein Beil, eine Hacke, einen Spaten, eine Liane, Bambusstäbe, Muñjagras, Babbajagras, Tinagras, Ton, hölzerne oder irdene Gegenstände. Das, Mönche, ist der vierte große Räuber, der in der Welt zu finden ist.

  5. Ihr Mönche: In der Welt mit ihren guten und bösen Geistern, mit ihren Asketen und Geistlichen, Göttern und Menschen ist aber das der größte Räuber, der sich übermenschliche Eigenschaften anmaßt, die er nicht besitzt. Und warum?

Ihr habt euch durch Diebstahl vom Almosen des Landes ernährt, Mönche. [51]

 

Wer sich für etwas anderes
ausgibt, als was er wirklich ist:
durch Lug und Trug hat er gespeist,
durch Diebstahl nahm er es zu sich.
Die gelbe Robe tragen auch,
die ungezügelt, übel sind.

 

Die Üblen durch ihr übles Tun
erscheinen in der Höllenwelt.

 

Den Eisenball schluckt besser man,
der flammend schmilzt in Feuersglut,
als daß man sittenlos verzehrt
des Landes Spende, zügellos. "

 

Nachdem der Erhabene die Mönche vom Ufer der Vaggumudā auf vielfältige Weise zurechtgewiesen und ihnen ihre schwere Versorgbarkeit und Anspruchshaltung aufgezeigt hatte, sprach der Erhabene zu den Mönchen: "Mönche, aus diesem Anlaß verkünde ich hiermit einen Übungspfad für Mönche, und gelte folgender Übungspfad:

 

Ein Mönch, der, ohne das entsprechende Erleben sich selber eine übermenschliche Eigenschaft, ausreichende heilende Kenntnis anmaßt: 'Das erlebe ich, das kenne ich' – auch wenn er hinterher, auf Drängen oder ohne Drängen zugibt, daß er gefallen ist und in dem Wunsch, gereinigt zu werden, spricht: "Brüder, ohne es zu kennen, habe ich gesagt 'ich kenne es', ohne es zu sehen: 'ich kenne es'; ich habe eitel und leer und hohl dahergeredet', auch dann ist er ausgeschlossen, steht außerhalb der Gemeinschaft."

 

So wurde vom Erhabenen dieser Übungspfad für die Mönche verkündet.

 


  Oben


[20] Amma, tātā, die Kosenamen für die Eltern.

[21] Das war freiwillig.

[22] Er nahm also keine Einladungen an.

[23] Er hatte also keine "Stammversorger".

[24] Wohl kaum, wie Mrs. Horner übersetzt, "bestreichen", das hätte schwerlich zu dem anschließenden Prunk gepaßt!

[25] Hīna, wörtlich: "nieder." So schätzten damals selbst reiche Hausleute ihr Leben im Vergleich mit der Hauslosigkeit ein.

[26] Nir-abbuda; kann als wörtliche Beschreibung der körperlichen Fortpflanzung hier auch wortwörtlich übersetzt werden, nicht wie in der englischen Übersetzung abstrakt mit "Unmoral"

[27] Steht so im laufenden Pālitext.

[28] ahud eva = wörtlich "erstaunlicherweise tatsächlich" — kann nur ironisch gemeint sein, da erstaunlich hier nur eines war, daß der sich bisher so heroisch asketisch gebende bedauernswerte Sudinno so ohne weiteres auf den Vorschlag einging, wenigstens noch einen Erben zu zeugen und auch nach der ihm im Großen Wald zur Verfügung stehenden Bedenkzeit ohne Zögern seine frühere Frau am Arm in den Wald geleitete, ohne Widerwillen..

[29] an+anu+chavika = wörtlich: nicht entlang der Haut.

[30] dubbhorata, dupposatha = schwer zu versorgen sein, mahicchatā = viele Wünsche haben: Wäre der Unglückliche in seinem noch ungefestigten Zustand, statt sich gleich durch Übernahme besonders rigoroser äußerer Asketenpraktiken hervorzutun, in der Nähe seiner Unterweiser und Mitmönche geblieben und hätte mit ihnen die vorübergehend knappe Nahrung geteilt, statt gleich bei der ersten Schwankung in der Nahrungsversorgung der reichlicheren Versorgung mit Körpernahrung bei seiner Verwandtschaft nachzuziehen, dann wäre er gar nicht in all die Versuchungen im Elternhaus geraten, die er - auch vor sich selber - hinter dem überzeugenden Bild eines vorbildlichen Asketen verbarg.

[31] Gegenüber der zeitweisen Nahrungsknappheit und den Verlockungen durch Eltern und Frau ("das kann man tun...") - während seine Mönchsbrüder auch ohne Regel keinen Augenblick im Zweifel waren, was der Asket zu meiden hat - er selber im Grunde auch, woher sonst die Gewissensbisse schon vor der Entdeckung!

[32] Die Ordensregeln sind also mehr als bloße Disziplinar- oder Verwaltungsvorschriften: Jede ist ein Übungspfad, der viel mehr bewirken soll, als daß nur Ordnung herrscht; ihre Befolgung ist eine Übung der Selbsterziehung des Herzens durch den Geist zum Ziel der Erlösung. Das zeigen auch die zehn Gründe für ihre Verkündung.

[33] Durch die Tat; ohne besonderen Beschluß. Sudinno als Ersttäter betraf das noch nicht. Er war noch Mönch.

[34] Die beim Brennen des Tons elend umkamen.

[35] Vgl. dazu die ausführliche Anmerkung von Mrs. Horner in der englischen Übersetzung Part 1 S. 66. M.E. könnte sowohl das schlechte Vorbild eines Mönchs gemeint sein, der achtlos so viele Kleinlebewesen verbrennen läßt, wie auch die Entwicklung zu einer Art Sehenswürdig­keit, um die Schaulustige herumtrampeln und Wesen tottreten.

[36] Über diese Festungsbauten ist in D 16 und in Ud VIII, 6 berichtet.

[37] Der Übersetzung von "lomena mutto" durch Mrs. Homer mit: "Wegen deiner Haartracht", kann ich nicht folgen. Die Haartracht kann nicht den Ausschlag gegeben haben: Es gab auch andere kahlköpfige Pilger und Kahlköpfige die keine Pilger waren. Der Instrumentalis "lomena" wird auch für Maßangaben verwendet.

(vgl. Warder S. 45 unten)

[38] Über den selben Vorfall berichtet auch gekürzt S.4.9.

[39] Ahud (etwa: "Man denke nur!") eva ('wahrhaftig') ist offenbar eine ironische Kennzeichnung dieses Killers. Vgl. auch Fußnote 28 auf S. 106

[40] Deva Mārakāyika.

[41] kāya-sankhāra (KEN: "Körperverbindung")

[42] pīti (KEN nur: "heiter")

[43] cittasankhāra. Das sind Wahrnehmung und Gefühl, nicht, wie KEN: "die Gedankenverbindung"

[44] cittam (nicht wie KEN: "Gedanken )

[46] manussa viggaha: nur der Leib kann umgebracht werden, nicht Herz (citta) nicht Bewußtseinserfahrungslauf (viññāna)und nicht das Karma (kamma), das sich, wenn es zum In-Erscheinung-Treten einen als Menschenkörper in Erscheinung tretenden Sensor braucht, sich eben wieder so lange einen neuen in neuer Wiedergeburt schaffen muß, bis es aufgebraucht ist oder wegen Aufhebung von Begehren, Abwehr und Blendung nicht mehr ergriffen wird. Deshalb macht hier der Erwachte keinen Unterschied zwischen dem Zerstören des "eigenen" oder eines "fremden" Körpers — keines von beiden hat je "irgendwem" gehört; beider Vernichtung ähnelt dem Versuch, z.B. die Mordlust durch Zerschlagen des Spiegels loszuwerden, in dem man voller Schrecken sein mordlustverzerrtes Bild erblickt hatte.

[48] der gerade seines Amtes walten wollte.

[49] Manchem Delinquenten ist in der letzten Lebenssekunde noch eine schlagende Einsicht gekommen, die zwar nicht sofort seinen Charakter, aber die Richtschnur seiner Lebensbahn in künftigen Wiedergeburten ändern konnte. Und wie, wenn eine Sekunde nach dem beschleunigten Schwertstreich "des Königs reitender Bote" mit der Begnadigung gekommen wäre?

[50] Schon weil es gegen die Mönchstugenden verstößt, Besorgungen zu übernehmen oder den Apotheker zu spielen, vgl. M.60; D.2 u.v.a. Deshalb war es in einem gleichartigen Fall auch eine grobe Verfeh­lung, als die Frau keinen Schaden nahm. Von der Verhütung als solcher ist dabei nirgends die Rede; sie wird nicht als Verfehlung behandelt..

[51] Als Ersttäter waren sie ja immer noch Mönche, weil die Ausschluß­regel zur Tatzeit noch nicht galt. - Die Verse stehen auch in Dh 307 f. und It 48.


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