Bei zuvor nie vernommenen Lehren, ihr Mönche, habe ich die unmittelbare Einsicht erlangt, die endgültige Vollkommenheit, so behaupte ich.
Fünf Kräfte, ihr Mönche, eignen dem Vollendeten, in deren Besitz der Vollendete den höchsten Rang behauptet, unter den Menschen den Löwenruf erschallen läßt und das Reich der Heiligkeit begründet. (brahmacakkam-pavatteti) Welches sind diese fünf Kräfte?
Fünf Schulungskräfte gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?
Die höchste aber dieser fünf Schulungskräfte, die zusammenhaltende, die verbindende, das ist die Kraft der Weisheit.
Gleichwie nämlich, ihr Mönche, an einem Giebelhause der Giebel das Höchste ist, das zusammenhaltende, das Verbindende, ebenso auch ist unter den fünf Schulungskräften die Kraft der Weisheit die höchste, die zusammenhaltende, die verbindende.
So habt ihr denn, o Mönche, danach zu streben: 'Ausgerüstet wollen wir sein mit
Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
Fünf geistige Kräfte gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?
(*1) Dies ist eine zweite Gruppe von 'Kräften' (bala), die mit den 'geistigen Fähigkeiten' (indriya) identisch ist.
. . . Was aber, ihr Mönche, ist die Kraft des Vertrauens? Da besitzt der edle Jünger Vertrauen; er glaubt an die Erleuchtung des Vollendeten, so nämlich: 'Dieser Erhabene, wahrlich, ist ein Heiliger, vollkommen Erleuchteter, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unübertreffliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.' Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft des Vertrauens.
Was aber ist die Kraft des Willens? Da setzt der edle Jünger seinen Willen daran, die unheilsamen Dinge zu überwinden, die heilsamen Dinge aber zu gewinnen; er ist standhaft, von gestählter Kraft, nicht pflichtvergessen bei den heilsamen Dingen. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft des Willens.
Was aber ist die Kraft der Achtsamkeit? Da besitzt der edle Jünger Achtsamkeit, ist mit höchster Achtsamkeit und Besonnenheit ausgestattet. Was selbst vor langer Zeit getan oder gesprochen wurde, dessen gedenkt er, dessen erinnert er sich. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Achtsamkeit.
Was aber ist die Kraft der Sammlung? Da gewinnt der edle Jünger, ganz abgeschieden von den Sinnendingen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Sammlung.
Was aber ist die Kraft der Weisheit? Da eignet dem edlen Jünger Weisheit. Ausgerüstet ist er mit jener Weisheit, die das Entstehen und Vergehen begreift, der edlen Weisheit, der durchdringenden, zu völliger Leidensvernichtung führenden. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Weisheit.
Diese fünf geistigen Kräfte gibt es, ihr Mönche.
(Beginn wie Text 13)
Woran aber, ihr Mönche, kann man die Kraft des Vertrauens erkennen? An den vier Gliedern (*1) des Stromeintritts. Daran kann man die Kraft des Vertrauens erkennen.
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft des Willens erkennen? An den vier rechten Kämpfen. (Vergl. A.IV.13 und 14). Daran kann man die Kraft des Willens erkennen.
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Achtsamkeit erkennen? An den vier Grundlagen der Achtsamkeit. (*2) Daran kann man die Kraft der Achtsamkeit erkennen.
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Sammlung erkennen? An den vier Vertiefungen. Daran kann man die Kraft der Sammlung erkennen.
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Weisheit erkennen? An den vier edlen Wahrheiten. Daran kann man die Kraft der Weisheit erkennen. (*3)
(*1) sotāpatti-y-angāni. Hiermit sind offenbar jene vier gemeint, die in Samy. 12.41 und in D. 33 aufgezählt werden, nämlich:
Dies sind die vier Merkmale oder charakteristischen Eigenschaften eines Stromergriffenen (sotāpanna). Es gibt noch eine zweite, gleichfalls sotāpattiyanga genannte Begriffsgruppe, welche die Vorbedingungen für die Erreichung des Stromeintritts bezeichnet:
SubK meint, daß in unserem Text diese zweite Vierergruppe gemeint ist, da für diese vier Dinge starkes Vertrauen erforderlich sei; K äußert sich nicht hierzu.
(*2) satipatthāna; s. A.I.35; M. 10.
(*3) K sagt, daß jede dieser fünf Kräfte in ihrem hier angegebenen Gebiet den Vorrang hat; d.h., die anderen vier sind dann wohl auch vorhanden, treten aber mehr zurück und erfüllen gleichsam nur eine Hilfsfunktion für die jeweils fünfte. K gibt ein Gleichnis von fünf Freunden, die zusammen ihre jeweiligen Häuser besuchen. Im Haus jedes einzelnen ist es der Hausbesitzer, der Anordnungen für die Bewirtung seiner vier Freunde trifft, während diese sich als Gäste zurückhaltend benehmen. Der fünfte Freund, die Weisheit, ist der König.
(Wie Text 12, jedoch hier angewandt auf die in Text 13-15 behandelten 'fünf geistigen Kräfte'.)
(17) Ein Mönch, bei dem fünf Umstände anzutreffen sind, der, ihr Mönche, wirkt zum eigenen Heile, nicht zum Heile der anderen. Welches sind diese fünf Umstände?
Da ist ein Mönch selber ausgerüstet mit Sittlichkeit, doch die anderen spornt er nicht an zur Gewinnung von Sittlichkeit; er ist selber ausgerüstet mit Sammlung, Weisheit, Befreiung und dem Erkenntnisblick der Befreiung, doch die anderen spornt er nicht an zu ihrer Gewinnung.
(18) Ein Mönch, bei dem fünf Umstände anzutreffen sind, der, ihr Mönche, wirkt zum Heile der anderen, nicht zum eigenen Heile. Welches sind diese fünf Umstände?
Da ist ein Mönch selber nicht ausgerüstet mit Sittlichkeit, doch die anderen spornt er zur Gewinnung von Sittlichkeit an. Selber ist er nicht ausgerüstet mit Sammlung, Weisheit, Befreiung und dem Erkenntnisblick der Befreiung, doch er spornt die anderen zur Gewinnung davon an.
(19) Ein Mönch, bei dem fünf Umstände anzutreffen sind, der, ihr Mönche, wirkt weder zum eigenen Heile, noch zum Heile der anderen. Welches sind diese fünf Umstände?
Da ist ein Mönch weder selber mit Sittlichkeit ausgerüstet, noch spornt er die anderen zur Gewinnung von Sittlichkeit an. Selber ist er nicht ausgerüstet mit Sammlung, Weisheit, Befreiung und dem Erkenntnisblick der Befreiung, und auch die anderen spornt er nicht zur Gewinnung davon an.
(20) Ein Mönch, bei dem fünf Umstände anzutreffen sind, der, ihr Mönche, wirkt sowohl zum eigenen Heile, als auch zum Heile der anderen. Welches sind diese fünf Umstände?
Da ist ein Mönch selber mit Sittlichkeit ausgerüstet und spornt auch die anderen zur Gewinnung von Sittlichkeit an. Selber ist er ausgestattet mit Sammlung, Weisheit, Befreiung und dem Erkenntnisblick der Befreiung, und auch die anderen spornt er zur Gewinnung davon an.