(Vgl. A.IX.37)
Bei Kosambi im Ghosita-Kloster. Der ehrwürdige Udāyī (hier ist Kāludāyī gemeint) sprach zum ehrwürdigen Ānanda:
»Gesagt wurde dies, o Bruder, von Pañcālacanda, dem Göttersohne:
- 'Aus der Bedrängnis hat den Ausweg
- der Wissensmächtige erkannt,
- der die Vertiefung fand, der Buddha,
- der abgelöste, weise Held (*1).'
Was hat hierbei der Erhabene als Bedrängnis bezeichnet und was als den Ausweg aus der Bedrängnis?«
-» Die fünf Sinnendinge, Bruder, hat der Erhabene als Bedrängnis bezeichnet. Welche fünf? Die Formen, die Töne, die Düfte, die Säfte, die Körpereindrücke, die begehrten, lieblichen, angenehmen, teuren, sinnlichen, reizenden. Diese fünf Sinnendinge, Bruder, wurden vom Erhabenen als Bedrängnis bezeichnet.
Da gewinnt, Bruder, der Mönch, abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die erste Vertiefung. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen Ausweg aus der Bedrängnis gelehrt, in gewisser Hinsicht (*2). Aber auch hier gibt es Bedrängnis. Und was ist dabei die Bedrängnis? Daß da Gedankenfassen und Überlegen noch nicht geschwunden sind, das ist dabei die Bedrängnis.
Da gewinnt ferner der Mönch nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen die zweite Vertiefung. Auch insofern, Bruder, hat der Erhabene einen Ausweg aus der Bedrängnis gelehrt, in gewisser Hinsicht. Aber auch hier gibt es Bedrängnis. Und was ist dabei die Bedrängnis? Daß da die Verzückung noch nicht geschwunden ist, das ist dabei die Bedrängnis.
Da gewinnt ferner der Mönch nach Loslösung von der Verzückung die dritte Vertiefung. Auch insofern, Bruder, hat der Erhabene einen Ausweg aus der Bedrängnis gelehrt, in gewisser Hinsicht. Aber auch hier gibt es Bedrängnis. Und was ist dabei die Bedrängnis? Daß da das Gleichmutsglück noch nicht geschwunden ist, das ist dabei die Bedrängnis.
Da gewinnt ferner der Mönch nach völliger Überwindung von Freuden und Leiden die vierte Vertiefung ... er gewinnt nach völliger Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen das Gebiet der Raumunendlichkeit ... er gewinnt nach völliger Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit... er gewinnt nach völliger Überwindung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes das Nichtsheitgebiet... er gewinnt nach völliger Überwindung des Nichtsheitgebietes das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung. Auch insofern, Bruder, hat der Erhabene einen Ausweg aus der Bedrängnis gelehrt, in gewisser Hinsicht. Aber auch hier gibt es Bedrängnis. Und was ist dabei die Bedrängnis? Daß da die mit dem Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung verbundenen Wahrnehmungen noch nicht geschwunden sind, das ist dabei die Bedrängnis.
Da gewinnt ferner der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder- Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und, weise erkennend, gelangen in ihm die Triebe zur Versiegung. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen Ausweg aus der Bedrängnis gelehrt, und zwar in jeder Hinsicht (nippariyāyena).«
(*1) Dieser Vers findet sich im S., I, im Devaputta-Samy. No. 7. Es folgt dort als Antwort des Buddha:
- »Es finden in Bedrängnis auch die Lehre,
- die zur Erreichung des Nibbāna führt,
- die rechte Achtsamkeit gewannen.
- Vollkommen wird ihr Geist geeint.
Während der Vers Pañcālacandas die Vertiefungen als Ausweg aus der Bedrängnis durch die fünf Hemmungen nennt, weist der Buddha auf die Rechte Achtsamkeit (sati) hin, die sowohl zu vollkommener Konzentration als auch zum höchsten Ziel, zum Nibbāna, führen kann.
(*2) 'In gewisser Hinsicht' (pariyāyena); vgl. das gleichfalls einschränkende 'insoweit' (tad-angena) in A.IX.33. Diese Einschränkung wird in beiden Texten gemacht, weil die Vertiefungen nur eine zeitweilige Befreiung von den Sinnendingen vermitteln, doch noch keine endgültige und restlose Versiegung aller Triebe. Diese kann nur durch den durchdringenden Hellblick (vipassanā) hinsichtlich der Vergänglichkeit, des Elends und der Unpersönlichkeit aller Daseinsformen verwirklicht werden.
Man spricht da, Bruder, vom 'Körperzeugen (kāyasakkhi)'. Inwiefern aber, Bruder, wird einer vom Erhabenen als 'Körperzeuge' bezeichnet?
Da, Bruder, gewinnt der Mönch die erste Vertiefung; und wieweit auch immer jenes Gebiet reicht, soweit hat er es leibhaftig (*1) verwirklicht. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Körperzeugen bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch die zweite Vertiefung... das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung; und wieweit auch immer jenes Gebiet reicht, soweit hat er es leibhaftig verwirklicht. Auch insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Körperzeugen bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und wieweit auch immer jenes Gebiet reicht, soweit hat er es leibhaftig verwirklicht. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Körperzeugen bezeichnet, in jeder Hinsicht.
(*1) ChS: kāyena phusitvā; PTS; K: phassitvā. Kāya bedeutet natürlich hier und in ähnlichen Stellen den Geistkörper oder die Geistgruppe (nāma-kāya); s. Wtb: kāya. Es entspricht hier am ehesten dem deutschen 'leibhaftig'.
Man spricht da, Bruder, vom 'Wissenserlösten'. Inwiefern aber, Bruder, wird einer vom Erhabenen als 'Wissenserlöster' bezeichnet?
Da, Bruder, gewinnt ein Mönch die erste Vertiefung, und in Weisheit durchdringt er sie. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Wissenserlösten bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch die zweite Vertiefung... das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung, und in Weisheit durchdringt er es. Auch insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Wissenserlösten bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und, weise erkennend, gelangen die Triebe in ihm zur Versiegung. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Wissenserlösten bezeichnet, in jeder Hinsicht.
Man spricht da, Bruder, vom 'Beiderseitserlösten'. Inwiefern aber, Bruder, wird einer vom Erhabenen als ein Beiderseitserlöster bezeichnet?
Da gewinnt der Mönch die erste Vertiefung ... das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung; und wieweit auch immer dieses Gebiet reicht, soweit hat er es leibhaftig verwirklicht; und in Weisheit durchdringt er es. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als einen Beiderseitserlösten bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und wieweit auch immer jenes Gebiet reicht, soweit hat er es leibhaftig verwirklicht; und in Weisheit durchdringt er es. Insofern, Bruder, hat der Erhabene einen als Beiderseitserlösten bezeichnet, und zwar in jeder Hinsicht.
(*1) In Erklärung der drei vorhergehenden Texte: Als 'Körperzeuge' (kāyasakkhi) gilt derjenige, der eine oder mehrere Vertiefungen ganz und gar meistert, der also in Geisteruhe (samatha) stark entwickelt ist, nicht aber im Hellblick (vipassanā). - Auch der 'Wissensrlöste' (paññā-vimutta) mag - wenn auch nicht notwendigerweise - die Vertiefungen teilweise oder ganz erreichen, meistert sie aber keineswegs in dem Grade wie der Körperzeuge; sein Vorzug besteht eben im Hellblick. - Im 'Beiderseitserlösten' (ubbhatobhāga-vimutta) sind sowohl die Vorzüge des Körperzeugen als auch des Weisheitserlösten vollkommen vertreten. - Näheres s. WzE, § 251 f.
Man spricht da, Bruder, von der sichtbaren Lehre - vom sichtbaren Nibbāna - vom Nibbāna - vom Parinibbāna - vom teilweisen Nibbāna (*1) - vom Nibbāna bei Lebzeiten. Was aber, o Bruder, hat der Erhabene darüber gesagt?
Da gewinnt, Bruder, der Mönch die erste Vertiefung... das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung. Das, o Bruder, hat der Erhabene als die sichtbare Lehre ... als das Nibbāna bei Lebzeiten bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und, weise erkennend, gelangen in ihm die Triebe zur Versiegung. Das, o Bruder, hat der Erhabene als die sichtbare Lehre ... als das Nibbāna bei Lebzeiten bezeichnet, und zwar in jeder Hinsicht.
(*1) tadanga-nibbāna. Dies ist, lt. K, eine Bezeichnung der Vertiefungen, weil in ihnen diese oder jene Vorgänge und Vertiefungsglieder ihr zeitweiliges Erlöschen (nibbāna) finden.
Man spricht da, o Bruder,
Was aber, o Bruder, hat der Erhabene darüber gesagt?
Da gewinnt, Bruder, der Mönch die erste Vertiefung... das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung. Das, o Bruder, hat der Erhabene als den Frieden ... als die stufenweise Erlöschung bezeichnet, in gewisser Hinsicht.
Ferner, o Bruder, gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und, weise erkennend, gelangen in ihm die Triebe zur Versiegung. Das, o Bruder, hat der Erhabene als den Frieden ... als die stufenweise Erlöschung bezeichnet, und zwar in jeder Hinsicht.
Ohne, ihr Mönche, neun Dinge überwunden zu haben, ist man außerstande, die Heiligkeit zu verwirklichen. Welches sind diese neun?
Wer aber, ihr Mönche, diese neun Dinge überwunden hat, ist imstande, die Heiligkeit zu verwirklichen.
(63) Fünf Lähmungen der geistigen Schulung (sikkhā-dubbalyāni) gibt es, ihr Mönche:
Zur Überwindung dieser fünf Lähmungen der geistigen Schulung aber, ihr Mönche, hat man die vier Grundlagen der Achtsamkeit zu entfalten.
(64) Fünf Hemmungen gibt es, ihr Mönche:
(65) Fünf Sinnenobjekte gibt es, ihr Mönche:
die begehrten, lieblichen, angenehmen, teuren, sinnlichen, reizenden.
(66) Fünf die Objekte des Anhaftens bildende Daseinsgruppen (upādāna-kkhandha) gibt es, ihr Mönche:
(67) Fünf niedere Fesseln gibt es, ihr Mönche:
(68) Fünf Daseinsfährten gibt es, ihr Mönche:
(69) Fünf Arten des Geizes gibt es, ihr Mönche:
(70) Fünf höhere Fesseln gibt es, ihr Mönche:
(71) Fünf Geistesverhärtungen (cetokhila; vgl. A.V.205) gibt es, ihr Mönche.
(72) Fünf Geistesumstrickungen (cetaso vinibandha; vgl. A.V.206) gibt es, ihr Mönche: Da ist der Mönch
(73-92) Zur Überwindung aller dieser Dinge aber, ihr Mönche,
Zur völligen Erkenntnis von Gier, Haß und Verblendung, von Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Neid, Geiz, Gleisnerei, Falschheit, Hartnäckigkeit, Heftigkeit, Dünkel, Hochmut, Rausch und Lässigkeit; sowie zu deren Durchschauung, Überwindung, Vernichtung, Erlöschung, Abwendung, Zerstörung, zur Entäußerung und Loslösung von ihnen, sind neun Dinge zu entfalten. Welche neun?
Die Vorstellung:
Oder: die erste, zweite, dritte und vierte Vertiefung;
Ende des Neuner-Buches