Gewalt/Töten/Fleischverzehr
Hallo,
bitte könnt Ihr mir darüber Auskunft erteilen, welche Einstellung und
Lehrmeinung der Theravada-Buddhismus zum Thema Gewalt/Töten/Fleischverzehr hat.
Vielen Dank für Euere Antwort, Mit freundlichem Gruß,
Bernd
Lieber Bernd,
Buddha lehrt, alles was wir tun, wird von unserem Geist (Bewusstsein,
Verstand) gesteuert. Tun wir Gutes, folgt uns Gutes, tun wir Schlechtes folgt
uns Schlechtes. Lesen Sie dazu die schönen Gedichte im Dhammapada.
Wir haben unsere Zukunft, unser Leben, in unseren Händen. Im Buddhismus
werden diese Willenstätigkeiten Karma genannt. Die Willenstätigkeit Töten oder Gewalt auszuüben, erzeugt ein negatives
Karma, welches zur Folge hat, das auch wir getötet werden oder auch uns
Gewalt angetan wird. Man wird in zukünftigen Leben viele Male getötet, bis das
negative Karma eines einzigen Mordes abgeklungen ist.
Zu welchem Zeitpunkt die Folge des negativen Karmas uns einholt, hängt von
verschiedenen Faktoren ab, z.B. dem Entwicklungszustand des Geistes, von der
Schwere der Tat, etc., jemand der in sich Tugenden wie Ehrlichkeit,
Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Güte, Gebefreudigkeit, etc. entwickelt hat,
wird schneller von den Auswirkungen einer schlechten Tat getroffen als jemand
der boshaft, brutal, geizig, unehrlich, etc., ist. Das heißt, ein schlechter
Mensch muss länger warten bis er sein negatives Karma abarbeiten kann.
Buddha vergleicht das mit dem Reifen einer Frucht. Es dauert seine Zeit, bis
die Frucht reif ist und vom Stängel fällt. Den genauen Zeitpunkt kann niemand
vorhersagen. Aber eins ist sicher, die Rechnung wird eines Tages präsentiert
(siehe A.X.206). Es gibt
sogar Taten, die erst in späteren Leben reifen können.
Wie Sie sehen, kommt es auf die momentane Willenstätigkeit an, der Vorgang
des Fleischessens (ohne Gier), kann also kein negatives Karma verursachen, nur
das Töten selbst. Deshalb hat Buddha auch seinen Mönchen erlaubt, Fleisch das
von Spendern in die Almosenschale gelegt worden ist, zu verzehren. Allerdings
mit einer kleinen Einschränkung, wenn das Tier speziell für den Mönch
geschlachtet worden ist, darf er es nicht annehmen, weil er ja sonst den
Tiermord gutheißen und den Tiermörder in seinem Tun bestärken würde.
Im Vinaya, den Ordensregeln (MV.VI.23),
sind zehn Fleischarten aufgezählt, deren Genuss den Mönchen untersagt ist, und
zwar das Fleisch von Menschen, Elefanten, Pferden, Hunden, Leoparden, Löwen,
Tigern, Hyänen, Bären und Schlangen. (siehe Weg zur Erlösung).
Wie es zu dem Verbot mit dem Menschenfleisch kam, ist bei Suppiyā nachzulesen.
Im Pali-Kanon ist überliefert, dass zu einer Zeit, wo die Menschen keine
Tiere getötet haben und kein Fleisch gegessen haben, es nur drei Leiden gab: die
Gier, den Hunger und das Alter. Erst als man anfing Tiere zu töten und Fleisch
zu essen sind all die vielfältigen Krankheiten entstanden. (Sn.311)
Sie tun sich selbst etwas Gutes (gesundheitlich) wenn Sie kein (oder sehr
wenig) Fleisch essen und es gibt viele Buddhisten und auch Nicht-Buddhisten die
Vegetarier sind, (z.B. Adolf Hitler war es zeitweise auch). Die Erlösung vom
Leiden, die Heiligkeit, das Nibbāna, kann
man dadurch allerdings nicht erreichen (siehe Sn.II.2). Um das zu erreichen, muss man sich geistig weiter entwickeln, die Achtsamkeit schulen und
(Meditation) üben.
Lesen Sie z.B. im Anguttara Nikāya, was Buddha zum Töten sagte: A.VI.18, A.VIII.40, A.X.177. Oder im Sutta Nipāta Sn.17. Über verwerfliche Berufe
siehe A.V.177.
Wie die Speise im Allgemeinen betrachtet werden sollte, hat Buddha in S.12.63 geschildert.
Die Frage ob man Fleisch essen soll, ist schon zu Zeiten von Kassapa-Buddha (einem Buddha vor Gautama-Buddha) gestellt worden. Überliefert ist das im Sutta Nipāta II.2.
Wolfgang