Peta Vatthu
I. 11. Das Elephantenlied
(Gespräch des Thera Samkicca mit einer Petafamilie.)
Th. 1.
- Voran reitet der auf einem weißen Elephanten,
- in der Mitte einer auf einem Maultierwagen,
- dahinter wird eine Jungfrau in einer Sänfte getragen,
- Glanz ausstrahlend nach allen zehn Richtungen.
2.
- Ihr aber, mit Hämmern in den Händen,
- Tränen im Gesicht, mit zerrissenem und zerspaltenem Körper,
- ihr menschlichen Gespenster, welche Sünde habt ihr getan,
- daß ihr gegenseitig euer Blut trinkt?
P. 3.
- Der, welcher vorn sitzt auf einem weißen Elefanten,
- dem vierfüßigen Nāga,
- war unser Sohn, der älteste;
- weil er Gaben gespendet, genießt er das Glück.
4.
- Der, welcher in der Mitte im Maultierwagen,
- mit Vieren bespannt, dem schnellfahrenden,
- war unser Sohn, der zweite;
- selbstlos und Herr im Wohltun erstrahlt er.
5.
- Die, welche da hinten in einer Sänfte getragen wird,
- die Jungfrau, voll Klugheit und mit gazellensanftem Auge,
- war unsere Tochter, die jüngste;
- im halben Anteil am Glück genießt sie glücklich.
6.
- Im früheren Leben spendeten sie Gaben, willfährigen Herzens,
- den Samana und den Brāhmana;
- wir aber waren geizig
- und schimpften auf die Samana und Brāhmana;
- sie gehen Wonne genießend umher,
- wir dörren aus wie abgeschnittenes Gras.
Th. 7.
- Was ist eure Speise, was euer Bett, wie lebt ihr,
- ihr von groß-sündhafter Untugend,
- die ihr bei großem, grenzenlosen Reichtum,
- das Glück verscherzend, heute Übles erfahrt?
P. 8.
- Uns gegenseitig erschlagend
- trinken wir Eiter und Blut,
- und so viel wir auch trinken,
- werden wir nicht satt, nicht befriedigt.
9.
- So leiden auch Unseresgleichen, welche nicht geben,
- die nach dem Tode dem Yama verfallen,
- welche, wenn auch nahe beim Erreichen, doch davon entfernt,
- das Glück nicht genießen und keine guten Werke tun.
10.
- Sie, die Petas in der anderen Welt, von Hunger
- und Durst gepeinigt, jammern lange Zeit brennend (vor Durst)
- weil sie zu Leid führende Taten vollbracht,
- erleiden sie Übles, bittere Frucht.
11.
- Vergänglich ist Reichtum und Gut,
- vergänglich ist das Leben auf Erden;
- das Vergängliche aus dem Vergänglichen erkennend,
- soll sich der kluge Mann eine feste Stätte bereiten.
12.
- Die Menschen, welche dieser Einsicht sind,
- kundig des Heils,
- die bekümmern sich wohl um das Geben,
- hörend auf die Stimme der Vollendeten (der Arahats).
v. 2: für bhinnapabhinnagattā ist besser zu lesen chinnapabhinnaº.
Die Verse 11. 12 sind spätere Zutat.
Man beachte das Getragenwerden, resp. Fahren und Reiten als göttliche
Auszeichnung, die abgestuft ist nach dem Verdienst: der Älteste reitet, der
Jüngere fährt, die Jüngste (im halben Anteil v. 5) wird getragen. Vgl. Bem. zum
Vimāna Teil I, S. 40. —Zu den Strafen s. S. 49.
I. 12. Das Schlangenlied
(Trauer um den Toten ist unnütz)
1.
- Wie die Schlange die alte Haut ablegt,
- und in die ihr zukommende Gestalt übergeht,
- so (ist es) auch, wenn der Körper gefühllos,
- wenn der Verstorbene seine Zeit erfüllt hat.
2.
- Der Verbrennende weiß nichts
- von der Trauerklage der Verwandten,
- deshalb betrauere ich ihn nicht,
- gegangen ist er, welches sein Gang (sein sollte).
3.
- Ungerufen ist er von dort gekommen
- ungeheißen von hier gegangen;
- wie er gekommen, so ist er gegangen,
- was soll nun das Klagen?
4.
- Der Verbrennende weiß nichts
- von der Trauerklage der Verwandten,
- deshalb betrauere ich ihn nicht,
- gegangen ist er, welches sein Gang (sein sollte).
5.
- Wenn ich weinte, würde ich mager,
- was würde es mir doch nützen;
- bei Verwandten, Bekannten und Freunden
- würde (noch) mehr Leid um uns sein.
6.
- Der Verbrennende weiß nichts
- von der Trauerklage der Verwandten,
- deshalb betrauere ich ihn nicht,
- gegangen ist er, welches sein Gang (sein sollte).
7.
- Wie wenn ein Knäblein dem Monde,
- wenn er (hinter einer Wolke) geht, nachweint,
- so ist es auch dasselbe, wenn einer dem Toten nachgrämt.
8.
- Der Verbrennende weiß nichts
- von der Trauerklage der Verwandten,
- deshalb betrauere ich ihn nicht,
- gegangen ist er, welches sein Gang (sein sollte).
9.
- Wie wenn, o Brahmane, ein Wasserkrug zerbrochen,
- er nicht wieder zusammenzufügen ist,
- so ist es auch dasselbe,
- wenn einer den Toten betrauert.
Die R. E. erzählt die Geschichte des Verstorbenen, der als Sakka (Bodhisatta)
zu den Hinterbliebenen kommt und sie fragt, warum sie nicht trauern. Die
Strophen sind zu je zwei auf die Gefragten als Antwort zu verteilen, und zwar
der Reihe nach auf Vater, Mutter, Schwester, Frau und Dienerin des Gestorbenen.
Dieses Jātakavatthu ist in der Sammlung der
Jātakas Nr. 354 (Uragajātaka), Fausböll vol. III, p. 162.
v. 3. Fausböll hat im Text anavhāto, im K. anāhuto mit var.
lect. anavhāto. Unsere Lesart anabbhito ist sonst nicht belegt.