(Dieser Text, das Ratana-Sutta, findet sich ebenso wie das Mettā-Sutta auch im Khuddakapātha und wird gleichfalls als paritta, d.h. als Schutz-Anrufung, benutzt. Der Kehrvers läßt darauf schließen, daß unser Text von vornherein diesem Zwecke diente. Lt. K soll der Buddha diese Sutte gesprochen haben, als die Stadt Vesāli von schweren Plagen, wie Hungersnot usw., heimgesucht war und die Menge der Toten viele Dämonen angelockt hatte. Nach Rezitation dieses Textes sollen alle diese Plagen geschwunden sein.)
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[1] Sammlung mit sofortiger Frucht ist eine freie, aber sinngetreue Wiedergabe von samādhim ānantarikam, wtl.: lückenlose, unmittelbare Sammlung. Hiermit ist aber nicht etwa die Stetigkeit der Konzentration gemeint, es handelt sich vielmehr um "diejenige Sammlung, die mit einem der als die vier Edlen Pfade (Sotapan usw.) geltenden Hellblick-Momente verbunden ist und daher die Ursache bildete für den unmittelbar darauf als Wirkung oder Frucht folgenden Bewußtseinsmoment (,Frucht des Stromeintritts' usw.) . . ." (Nyanatiloka, Buddh. Wörterbuch).
K erklärt im gleichen Sinne: "Wenn die Sammlung des Pfad(-Bewußtseins) aufgetreten ist, so gibt es kein Hindernis, welches das Auftreten der entsprechenden Frucht (des Stromeintritts usw.) hindern könnte.
Wie es heißt: 'Welcher Mensch gilt als zeithemmend? Gesetzt, ein Mensch befinde sich gerade auf dem Wege, das Ziel des Stromeintritts zu verwirklichen, und es sei gerade die Zeit des Weltbrandes, so würde, bevor dieser Mensch nicht das Ziel des Stromeintrittes verwirklicht hat, die Welt nicht in Brand geraten'" (Puggala-paññatti 20).
[2] Jünger des Vollkommenen (sugatassa sāvaka). Dieser Vers spricht, lt. K, von allen Jüngern, die den Hohen Pfad (d.h. des Stromeintritts usw.) betreten haben. Nur diese Jünger nämlich, nicht die Weltlinge, bilden den 'Orden' (sangha), der im Dreifachen Juwel oder der Dreifachen Zuflucht gemeint ist. Diese Jünger des Hohen Pfades werden sāvakā oder ariya-sāvakā genannt, d.h. (edle) Hörer. K bemerkt hierzu: "Wohl 'hören' auch andere; aber nachdem sie gehört haben, erfüllen sie nicht die zu erfüllende Aufgabe. Jene aber, nachdem sie gehört haben, erfüllen den zu erfüllenden lehrgemäßen Wandel und erreichen die Hohen Pfade und Ziele."
[3] Ganz umsonst gewonnen (laddhā mudhā). Der Sinn ist wohl, daß im Vergleich zum Hohen Ziel der Leiderlösung selbst die schwersten Mühen auf dem Pfade gar nicht als ein gebührender Einsatz, als ein entsprechender 'Kaufpreis' zählen können. Vgl. Santideva, Bodhicaryāvatāra: "Was die Mühe angeht, die zu allen Zeiten um dieses mit Gewißheit dahingehenden, geringen, in die Hölle stürzenden Körpers willen aufgewendet worden ist, so bedarf es für die Buddhaschaft nur des millionstel Teils dieser Anstrengung."
[4] Dieser Vers und auch die folgenden drei Strophen behandeln den Sotapan. Er ist hier charakterisiert als unbeirrbar (avecca), einer häufigen Kennzeichnung des Sotapan: dhamme aveccappasādena samannāgato (mit unbeirrbarem Vertrauen zur Lehre ausgestattet). Diese Unbeirrbarkeit des Sotapan gründet sich auf die ersten drei Erfordernisse des Stromeintritts, nämlich: unerschütterliches Vertrauen zum Buddha, zur Lehre und zur Jüngerschaft, sowie auf die Überwindung der dritten Fessel, 'Zweifel' (nīvarana)
[5] Mag auch sehr langsam sein ihr Fortschritt (kiñcapi te honti bhusappamattā); wtl.: wenn noch so sehr in Lässigkeit geraten. K: "Dies bezieht sich auf diejenigen, die, wenn sie zu solchen Stätten der Lässigkeit gelangt sind, wie Götterherrschaft oder Weltherrschaft, sehr nachlässig werden." Wir haben jedoch vorgezogen, pamatta mit seiner abgeschwächten Bedeutungsnuance, als 'langsam', wiederzugeben. Hier mag, unter anderem, derjenige Jünger-Typ gemeint sein, der charakterisiert wird als 'von langsamer Einsicht und schwierigem Fortschritt'.
[6] Da auch in dieser Strophe vom Sotapan gesprochen wird, kann es sich, wie K bemerkt, nicht um gröbere sittliche Vergehen handeln, sondern nur etwa um Verstöße gegen formale Ordensregeln, oder - bei gelegentlicher Lässigkeit bzw. Achtsamkeitsmangel - um Äußerung unnützer oder barscher Worte oder um das Auftauchen von Gedanken des Begehrens und der Abneigung.
[7] Dies ist die Unmöglichkeit, so heißt es. Dieser Hinweis auf die Texte bezieht sich, lt. K, auf folgende Stelle in M.45: "Dies ist die Art eines Menschen, der Einsicht besitzt (ditthisampanna; s. o.): hat er irgendein Vergehen begangen, das gesühnt werden muß, so bekennt er dies sofort dem Meister oder verständigen Mitmönchen, er deckt es auf, legt es dar; und hat er es bekannt, aufgedeckt, dargelegt, so übt er künftig Zügelung."
[8] Der die Hohe Stätte schaut (dittha-pada); auch dies wieder eine Bezeichnung des Sotapan; pada ist nibbāna-pada oder amata-pada, die Nibbāna- oder todlose Stätte.
[9] Die Keime sind zerstört (khīna-bījā); Als Keim (bīja) bezeichnete K das gestaltende, d.h. Wiedergeburt erzeugende Bewußtsein (abhisankhārika viññāna). Vergl v. 209.
[10] So löschen aus die Weisen, dieser Lampe gleich! K: "Es war da gerade eine der zum Kult der Stadtgottheiten brennenden Lampen verloschen. Auf diese zeigend, sprach der Buddha von 'dieser Lampe'... Daß sie wieder körperliche oder unkörperliche Wesen würden, - das Gebiet solcher und ähnlicher Bezeichnungen haben sie überschritten (paññattipatham accenti)."
[11] Als vollendet (tathāgatam). Tathāgata ist im allgemeinen eine Bezeichnung des Buddha, mit der er auch von sich selber zu sprechen pflegte. Hier aber wird das Wort auch auf die Lehre und die Jüngerschaft angewandt. Das Wort läßt, neben anderen, zwei Haupterklärungen zu: 1) tathā-gato, der So-Gegangene (s. v.467ff); 2) tath(am) āgato, der zur Wahrheit Gelangte. Vgl. hierzu Chalmers' Bemerkungen in der Einleitung (p. XIX) zu seiner englischen Sn-Übersetzung (Harvard Oriental Series, vol. 37). Die ausführliche kommentarielle Exegese dieses Begriffes, die nicht so sehr als philologische Worterklärung, sondern als ein kleines Kompendium wichtiger Lehrbegriffe von Interesse ist, liegt in einer noch unveröffentlichten Übersetzung des Verfassers im Ms vor.