Udāna

II. Mucalinda 80)

Ud.II.1 Mucalinda

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā am Fuße eines Mucalinda 81), unmittelbar nachdem er ein Erwachter geworden war. Damals aber saß der Erhabene sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen, die Seligkeit der Erlösung genießend. Zu jener Zeit aber stieg eine große unzeitgemäße 82) Wolke auf, und es herrschten sieben Tage hindurch Regenwetter, kalte Winde und häßliche Witterung. Da kam der Nāga-König 83) Mucalinda aus seinem Bereiche hervor und stellte sich hin, des Erhabenen Körper siebenmal mit seinen Windungen umschlingend und über seinem Haupte die große Haube ausbreitend, indem er dachte: "Daß nur den Erhabenen keine Kälte, daß nur den Erhabenen keine Hitze, daß nur den Erhabenen keine Berührung von Bremsen, Stechfliegen, von Wind, Sonnenbrand 84) und Kriechtieren trifft!" Und der Erhabene erhob sich nach Ablauf der sieben Tage aus dieser Konzentration. Und als nun der Nāga-König Mucalinda bemerkte, daß der Himmel klar und wolkenfrei war, löste er seine Windungen von dem Körper des Erhabenen, verwandelte sein Aussehn, brachte das Aussehn eines Jünglings hervor und trat vor den Erhabenen hin, indem er dem Erhabenen mit zusammengelegten Händen 85) Verehrung zollte.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Selig die Abgeschiedenheit des Gestillten, der die Lehre kennt und sehend ist; selig das Freisein von Übelwollen 86) in der Welt, die Zurückhaltung gegenüber den lebenden Wesen. Selig der Zustand der Leidenschaftslosigkeit in der Welt, die Überwindung der Sinnenlüste; die Bemeisterung des Dünkels ,Ich bin’, - dies, wahrlich, ist höchste Seligkeit!"


80) Die in diesem Sutta erzählte Begegnung des Buddha mit dem Nāga-König Mucalinda hat sich bis auf den heutigen Tag als ein beliebtes Motiv in der buddhistischen Kunst, auch in den nördlichen Ländern, erhalten. Vgl. Grünwedel, Mythologie des Buddhismus, p. 110; Verf. im Buddh. Weltspiegel, I. Jahrg., p. 331.

81) Der Baum Barringtonia Acutangula (Childers). Zugleich auch der Name eines Nāga-Königs und eines Sees.

82) D. h. außerhalb der Regenzeit.

83) Die Nāgas oder Schlangen-Gottheiten bilden das Gefolge des Welthüters im Westen Virūpakkha. Ihre eigentliche Heimat ist Pātāla, eine Region unter dem Weltberge Sinéru.

84) Die Ed. liest - vatāpa - statt des richtigen - vatātapa -.

85) Die Hände werden zusammengelegt (nicht gefaltet), zur Stirn erhoben und dann dem zu Verehrenden zugeneigt.

86) avyāpajja ist "Freisein von Übelwollen" und darf nicht mit avyāpajjha "Freisein von Qual" verwechselt werden.


Ud.II.2 Die Könige

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber entspann sich die folgende Unterhaltung vieler Mönche, welche nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Empfangshalle 87) versammelt beieinander saßen: "Freunde, welcher von diesen zwei Königen ist wohl begüterter, wohlhabender, schätzereicher, länderreicher, troßreicher, mächtiger, hoheitsvoller und gewaltiger: der Magadher König Seniya Bimbisāra oder der Kosaler König Pasenadi?" - Diese Unterhaltung jener Mönche blieb damals unvollendet.

Und als sich der Erhabene nun zur Abendzeit aus seiner sinnenden Ruhe erhoben hatte, begab er sich in die Empfangshalle und setzte sich auf dem bereiteten Sitz nieder. Nachdem der Erhabene sich gesetzt hatte, richtete er das Wort an die Mönche: "Zu welchem Gespräch, Mönche, habt ihr euch denn jetzt versammelt, oder vielmehr, welches war eure unvollendet gebliebene Unterhaltung?" - "Was das betrifft; Herr, so hat sich zwischen uns, die wir nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Empfangshalle versammelt beieinander saßen, folgende Unterhaltung entsponnen: ,Freunde, welcher von diesen zwei Königen ist wohl begüterter, wohlhabender, schätzereicher, länderreicher, troßreicher, mächtiger, hoheitsvoller und gewaltiger: der Magadher König Seniya Bimbisāra oder der Kosaler König Pasenadi?’ Dies, Herr, war unsere unvollendet gebliebene Unterhaltung; und da ist nun der Erhabene hergekommen." - "Dies ist nicht angemessen für euch, Mönche, die ihr als Söhne aus guter Familie im Glauben 88) vom Hause fort in die Hauslosigkeit gegangen seid, daß ihr ein derartiges Gespräch führt. Habt ihr euch versammelt, Mönche, gebührt euch zweierlei: Gespräch über die Lehre oder heiliges Schweigen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch: .

"Was es auch an Glück der Sinnenlust in der Welt, was es auch an solchem himmlischen Glück geben mag, - das ist nicht wert den sechzehnten Teil des Glückes, das in dem Verschwinden des ,Durstes’ liegt."


87) upatthānasālā war vermutlich eine größere Halle innerhalb der Klosteranlagen, in der man Gäste geistlichen Standes empfing und ihnen aufwartete. Vielleicht fanden hier auch die Konvente der Gemeinde statt.

88) "Im Glauben", d. i. im Vertrauen auf Buddha, die Lehre und die Mönchsgemeinde.


Ud.II.3 Die Züchtigung

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber schlugen viele Knaben zwischen Sāvatthi und dem Jeta-Haine eine Schlange mit einem Stock zu Tode 89). Und der Erhabene kleidete sich zur Zeit des Vormittags an und ging, mit Napf und Gewand versehen, nach Sāvatthi wegen Almosenspeise. Es sah nun der Erhabene die vielen Knaben zwischen Sāvatthi und dem Jeta-Haine, wie sie eine Schlange mit einem Stock zu Tode schlugen.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt. was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Wer, der für sich selbst doch Glück erstrebt, die Geschöpfe, die sich nach Glück sehnen 90), mit Züchtigung quält, der erlangt nach seinem Abscheiden kein Glück. Wer, der für sich selbst doch Glück erstrebt, die Geschöpfe, die sich nach Glück sehnen, nicht mit Züchtigung quält, der erlangt nach seinem Abscheiden Glück."


89) hanti bedeutet "schlagen" und "töten".

90) Der erste Pāda: sukhakāmāni bhūtāni fehlt in der Ed.


Ud.II.4 Die Ehrung

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber wurde der Erhabene geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhielt die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Auch die Mönchsgemeinde wurde geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhielt die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Die andersgläubigen Wanderasketen aber wurden nicht geehrt, nicht wertgeschätzt, nicht hochgeachtet, nicht respektvoll gegrüßt noch mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhielten nicht die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Und wenn diese andersgläubigen Wanderasketen, welche die Ehrung des Erhabenen und der Mönchsgemeinde nicht ertrugen, die Mönche in Dorf und Wald sahen, schmähten, tadelten, belästigten und behelligten sie dieselben mit unschönen, rohen Worten.

Da begaben sich viele Mönche hin zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprachen nun diese Mönche zum Erhabenen also: "Gegenwärtig, Herr, wird der Erhabene geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhält die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Auch die Mönchsgemeinde wird geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhält die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Die andersgläubigen Wanderasketen aber werden nicht geehrt, nicht wertgeschätzt, nicht hochgeachtet, nicht respektvoll gegrüßt noch mit Aufmerksamkeiten bedacht und erhalten nicht die erforderlichen Dinge, nämlich Gewandung, Almosenspeise, Lagerstätte und Arznei für Krankheitsfälle. Und wenn, Herr, diese andersgläubigen Wanderasketen, welche die Ehrung des Erhabenen und der Mönchsgemeinde nicht ertragen, die Mönche in Dorf und Wald sehen, schmähen, tadeln, belästigen und behelligen sie dieselben mit unschönen, rohen Worten."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Der in Dorf und Wald von Freudigem und Leidigem Berührte 91) lege das weder sich selbst noch einem anderen zur Last 92). Die Berührungen (phassā) treten auf in Abhängigkeit von den Beilegungen 94); wodurch sollten den, welcher der Beilegungen ledig ist 95), Berührungen treffen?"


91) D. h. "wen angenehme oder unangenehme Sinneseindrücke treffen".

92) So etwa ist der Sinn dieser Stelle nach der Erklärung des Kommentars.

94) Beilegung = upadhi. [Dies sind 1. die fünf Stücke der Persönlichkeit; 2. Sinnenlust (kāma); 3. Befleckung (kilesa); 4. die wirkende Tat (kamma) s. Childers, s. v.].

95) nirupadhi ist er; Synonym für arahat. Der Sinn ist: Ein Arahat wird durch keine Sinneseindrücke mehr beeinflußt.


Ud.II.5 Der Laienanhänger

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber war ein gewisser Laienanhänger aus Icchānangala 96) wegen irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit nach Sāvatthi gekommen. Und nachdem nun jener Laienanhänger diese geschäftliche Angelegenheit erledigt hatte, begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zu dem Laienanhänger, der ihm zur Seite saß, sprach nun der Erhabene also: "Lange hat es gedauert, Laienanhänger, daß du mich hier wieder einmal besuchest 97)." - "Herr, schon seit langer Zeit hatte ich den Wunsch, mich hierher zu begeben, um den Erhabenen zu sehen; aber durch geschäftliche Angelegenheiten, die ich auszuführen hatte, gehindert, war ich nicht in der Lage, mich hierher zu begeben, um den Erhabenen zu sehen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

,,O über das Glück dessen, der nichts besitzt, der die Lehre wohl erwogen hat 98) und über großes Wissen verfügt! Siehe den Besitzenden 99), wie er geplagt ist; der Mensch ist an den Menschen stofflich gekettet 100)."


96) Nach dem Kommentar war Icchānangala ein Brahmanendorf in Kosala. Vgl. Icchānankala (v. 1. °nangala) in Dighanikāya III.

97) cirassam kho tvam upāsaka imam pariyāyam akāsi yad idam idh’ āgamanāyā ti. Dieselbe Wendung findet sich Majjh. 37.

98) Oder: "der die Tugend hoch einschätzt" (sankhātadhamma).

99) sakiñcana. Dies kann (hier freilich unwahrscheinlich wegen des vorhergehenden tassa na hoti kiñci) auch bedeuten "mit den Kiñcanas behaftet". Die drei Kiñcanas sind (vgl. Childers s. v.) Begier (rāga), Haß (dosa) und Verblendung (moha). Jātaka IV, 372 wird sakiñcana vom Komm. erklärt durch sapalibodha "mit Hindernissen behaftet"; kiñcana, palibodha sind etwa durch "inneres Hemmnis" wiederzugeben.

100) patibandharūpa. Vgl. das hierzu gegensätzliche patibandhacitta - im folgenden Udāna; (s. Anm. 104).


Ud.II.6 Die Schwangere 101)

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber war die Gattin eines gewissen Wanderasketen, eine zarte, junge Frau, schwanger und stand im Begriff zu gebären. Und diese Wanderasketin sprach nun zu dem Wanderasketen also: "Geh, Brahmane, hole Öl, auf daß es mir zur Geburt verhelfe."

Nach diesen Worten sprach der Wanderasket zur Wanderasketin also: "Woher aber soll ich der Verehrten Öl holen?" Auch ein zweites Mal sprach die Wanderasketin zu dem Wanderasketen also: "Geh, Brahmane, hole Öl, auf daß es mir zur Geburt verhelfe." Auch zum zweiten Mal sprach der Wanderasket zur Wanderasketin also: "Woher aber soll ich der Verehrten Öl holen ?" Auch ein drittes Mal sprach die Wanderasketin zu dem Wanderasketen also: "Geh, Brahmane, hole Öl, auf daß es mir zur Geburt verhelfe."

Zu jener Zeit aber wurde in einem Vorratshause des Kosaler Königs Pasenadi einem Asketen oder Brahmanen zerlassene Butter oder Öl zur Genüge zum Trinken, aber nicht zum Mitnehmen, verabreicht. Da kam nun jenem Wanderasketen folgender Gedanke: "In einem Vorratshause des Kosaler Königs Pasenadi wird ja doch einem Asketen oder Brahmanen zerlassene Butter oder Öl zur Genüge zum Trinken, aber nicht zum Mitnehmen, verabreicht. Wie wäre es, wenn ich nach dem Vorratshause des Kosaler Königs Pasenadi ginge, zur Genüge Öl tränke, dasselbe, wenn ich nach Hause gekommen bin, herausbräche und dieser hier gäbe, auf daß es ihr zur Geburt verhelfe?!"

Und jener Wanderasket ging nun nach dem Vorratshause des Kosaler Königs Pasenadi und trank zur Genüge Öl, aber er konnte dasselbe, als er nach Hause gegangen war, weder nach oben, noch aber auch nach unten von sich geben. Von peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerzen betroffen, wand und wälzte er sich herum. Als sich der Erhabene aber zur Zeit des Vormittags angekleidet hatte, ging er, mit Napf und Gewand versehen, nach Sāvatthi wegen Almosenspeise. Es sah nun der Erhabene jenen Wanderasketen, wie er, von peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerzen betroffen, sich wand und herumwälzte.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Glücklich, wahrlich, sind die nichts Besitzenden 102), die Wissensmächtigen sind ja Menschen, die nichts besitzen; siehe den Besitzenden 103), wie er geplagt ist; der Mensch ist an den Menschen geistig gekettet 104)."


101) Dies Sutta fehlt in der Übersetzung von Strong.
102) Oder: "die von den Kiñcanas (Anm. 99) Freien."
103) Oder: "den mit den Kiñcanas (Anm. 99) Behafteten."
104) patibandhacitta wird häufig auf einen Verliebten bezogen, dessen Herz (citta) an eine andere Person gekettet ist.


Ud.II.7 Der einzige Sohn

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber war einem gewissen Laienanhänger ein lieber, herziger Sohn, der einzige, gestorben. Und viele Laienanhänger mit nassem 105) Gewand und nassem 105) Haar begaben sich zur heißen Tageszeit 106) hin zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zu diesen Laienanhängern, die ihm zur Seite saßen, sprach nun der Erhabene also: "Warum denn, Laienanhänger, begebt ihr euch mit nassem Gewand und nassem Haar zur heißen Tageszeit hierher?" Nach diesen Worten sprach jener Laienanhänger zu dem Erhabenen also: "Herr, ein lieber, herziger Sohn, der einzige, ist mir gestorben; deshalb begeben wir uns mit nassem Gewand und nassem Haar zur heißen Tageszeit hierher."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Götterscharen und die Menschen weit und breit 107), welche sich angeklammert haben an die Lust, die ihnen eine liebliche Gestalt gewährt 108), kommen voll Leid 109) und Qual 110) unter die Gewalt des Todesfürsten. Wahrlich, die bei Tag und Nacht unermüdlich das, was von lieblicher Gestalt ist, aufgeben, die fürwahr graben die Wurzel des Übels aus, die Beute des Todes 111), die so schwer zu überwinden ist."


105) "Naß" infolge eines Bades, das man bei Trauerfällen angekleidet zu nehmen pflegte.
106) Es war dies eine für Besuche außergewöhnliche Zeit.
107) Vielleicht auch "weltlich gesinnte Menschen".
108) Der vorliegenden Übersetzung ist die Lesart piyarūpassātagadhitāse zugrunde gelegt, zu der die Parallele im Udānavarga zu stimmen scheint. Der Kommentar freilich erklärt gadhitā[se] durch giddhā "gierend". Bei Annahme dieser Deutung muß man aber mit S. und M. gaddhitāse lesen.
109) aghāvino.
110) Ist parijunnā. in der Ed. und S. = parijūnā, parijjūnā ~ paridyūnāh? Oder ist es für parijunnā zu nehmen und auf parijūrnāh ("gebrechlich, hinfällig, alt geworden") zurückzuführen?
111) Beute des Todes = Lust.


Ud.II.8 Suppavāsā 112)

So habe ich gehört: Ernst weilte der Erhabene bei Kundiyā im Kundadhāna-Haine 113). Damals aber trug die Koliyerin 114) Suppavāsā seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und lag sieben Tage in schweren Geburtswehen 115). Von peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerzen betroffen, hielt sie geduldig aus (adhivāseti) auf Grund von 117) drei Vorstellungen: "Ein vollkommen Erwachter, wahrlich, ist dieser 118) Erhabene, der die Lehre verkündet, damit man von solchem Leiden, wie dieses hier, loskommt; auf dem guten Pfade, wahrlich, wandelt die Jüngergemeinde dieses Erhabenen, welche auf dem Pfade wandelt, um von solchem Leiden, wie dieses hier, loszukommen; glückselig, wahrlich, ist das Nibbāna 119), weil solches Leiden, wie dieses hier, sich da nicht findet."

Und die Koliyerin Suppavāsā richtete nun das Wort an ihren Gatten: "Geh, Edler 120), begib dich hin zum Erhabenen, verehre in meinem Namen mit dem Haupte die Füße des Erhabenen und erkundige dich, ob der Herr bei leidlicher Gesundheit ist, sich leidlich wohlfühlt, einen angenehmen Aufenthalt hat (lahutthānam), bei guten Kräften ist und bequem zu leben hat: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā verehrt mit dem Haupte die Füße des Erhabenen und erkundigt sich, ob der Herr bei leidlicher Gesundheit ist, sich leidlich wohlfühlt, einen angenehmen Aufenthalt hat, bei guten Kräften ist und bequem zu leben hat.’ Und so sollst du sagen: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā trägt seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und liegt sieben Tage in schweren Geburtswehen. Von peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen. Schmerzen betroffen, hält sie geduldig aus auf Grund von drei Vorstellungen: Ein vollkommen Erwachter, wahrlich, ist dieser Erhabene, der die Lehre verkündet, damit man von solchem Leiden, wie dieses hier, loskommt; auf dem guten Pfade, wahrlich, wandelt die Jüngergemeinde dieses Erhabenen, welche auf dem Pfade wandelt, um von solchem Leiden, wie dieses hier, loszukommen; glückselig, wahrlich, ist das Nibbāna, weil solches Leiden, wie dieses hier, sich da nicht findet."

"Sehr wohl!" antwortete jener Koliyer der Koliyerin Suppavāsā, dann begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich ihm zur Seite nieder. Zur Seite sitzend 122) sprach nun der Koliyer zum Erhabenen also: "Herr, die Koliyerin Suppavāsā verehrt mit dem Haupte die Füße des Erhabenen und erkundigt sich, ob der Herr bei leidlicher Gesundheit ist, sich leidlich wohlfühlt, einen angenehmen Aufenthalt hat, bei guten Kräften ist und bequem zu leben hat. Und also spricht sie: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā trägt seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und liegt sieben Tage in schweren Geburtswehen. Von peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerzen betroffen, hält sie geduldig aus auf Grund von drei Vorstellungen: Ein vollkommen Erwachter, wahrlich, ist dieser Erhabene, der die Lehre verkündet, damit man von solchem Leiden, wie dieses hier, loskommt; auf dem guten Pfade, wahrlich, wandelt die Jüngergemeinde dieses Erhabenen, welche auf dem Pfade wandelt, um von solchem Leiden, wie dieses hier, loszukommen; glückselig, wahrlich, ist das Nibbāna, weil solches Leiden, wie dieses hier, sich da nicht findet!" - "Glücklich soll die Koliyerin Suppavāsā sein, gesund soll sie einen gesunden Sohn gebären 123)!" - Zugleich aber mit dem Wort des Erhabenen gebar die Koliyerin Suppavāsā glücklich und gesund einen gesunden Sohn. Jener Koliyer gab durch die Worte: "So sei es, Herr!" seinem Beifall und seiner Freude über die Worte des Erhabenen Ausdruck, dann erhob er sich von seinem Sitz, grüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll, umwandelte ihn rechter Hand 124) und kehrte in sein Haus zurück.
Es sah nun der Koliyer, daß die Koliyerin Suppavāsā glücklich und gesund war und einen gesunden Sohn geboren hatte. Bei diesem Anblick kam ihm folgender Gedanke: ,,O außerordentlich fürwahr, o wunderbar fürwahr ist die große magische Kraft und große Macht des Vollendeten. insofern nämlich diese Koliyerin Suppavāsā zugleich mit dem Wort des Erhabenen tatsächlich glücklich wird und gesund einen gesunden Sohn gebiert!" Und er wurde frohen Geistes, hocherfreut und von Begeisterung und Frohsinn erfüllt.

Und die Koliyerin Suppavāsā richtete nun das Wort an ihren Gatten: "Geh, Edler, begib dich hin zum Erhabenen, verehre in meinem Namen mit dem Haupte die Füße des Erhabenen: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā verehrt mit dem Haupte die Füße des Erhabenen.’ Und so sollst du sagen: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā trug seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und lag sieben Tage in schweren Geburtswehen. Sie ist jetzt glücklich und hat gesund einen gesunden Sohn geboren. Sie ladet die Mönchsgemeinde, den Buddha als ersten 125), für sieben Tage zum Mahle ein. Es möge, Herr, der Erhabene mitsamt der Mönchsgemeinde der Koliyerin Suppavāsā die sieben Mahlzeiten doch ja zugestehen!’" - "Sehr wohl!" antwortete jener Koliyer der Koliyerin Suppavāsā, dann begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der Koliyer zum Erhabenen also: "Herr, die Koliyerin Suppavāsā verehrt mit dem Haupte die Füße des Erhabenen, und also spricht sie: ,Herr, die Koliyerin Suppavāsā trug seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und lag sieben Tage in schweren Geburtswehen. Sie ist jetzt glücklich und hat gesund einen gesunden Sohn geboren. Sie ladet die Mönchsgemeinde, den Buddha als ersten, für sieben Tage zum Mahle ein. Es möge, Herr, der Erhabene mitsamt der Mönchsgemeinde der Koliyerin Suppavāsā die sieben Mahlzeiten doch ja zugestehen!’"

Zu jener Zeit aber war die Mönchsgemeinde, der Buddha als erster, von einem gewissen Laienanhänger für den folgenden Tag zum Mahle geladen worden. Und dieser Laienanhänger war der Versorger (upatthāka) des ehrwürdigen Mahā-Moggallāna. Und der Erhabene richtete das Wort an den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna: "Geh, Moggallāna, begib dich zu diesem Laienanhänger und sprich zu ihm: ,Freund, die Koliyerin Suppavāsā trug seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und lag sieben Tage in schweren Geburtswehen. Sie ist jetzt glücklich und hat gesund einen gesunden Sohn geboren. Sie hat die Mönchsgemeinde, den Buddha als ersten, für sieben Tage zum Mahle geladen.’ Die Koliyerin Suppavāsā soll die sieben Mahlzeiten veranstalten; nachher mag es dieser dein Versorger tun 127)." - "So sei es, Herr," antwortete der ehrwürdige Mahā-Moggallāna dem Erhabenen, dann begab er sich zu jenem Laienanhänger und sprach zu ihm: "Freund, die Koliyerin Suppavāsā trug seit sieben Jahren eine Leibesfrucht und lag sieben Tage in schweren Geburtswehen. Sie ist jetzt glücklich und hat gesund einen gesunden Sohn geboren. Sie hat die Mönchsgemeinde, den Buddha als ersten, für sieben Tage zum Mahle geladen. Die Koliyerin Suppavāsā soll die sieben Mahlzeiten veranstalten, nachher magst du es tun." - "Herr, wenn Ehrwürden Mahā-Moggallāna mir für drei Dinge: Güter; Leben und Glauben bürgt, dann soll die Koliyerin Suppavāsā die sieben Mahlzeiten veranstalten, nachher werde ich es tun." - "Freund, für diese zwei Dinge nun: für Güter und Leben, bürge ich, aber für den Glauben mußt du selbst einstehen." - "Herr, wenn Ehrwürden Mahā-Moggallāna mir für die zwei Dinge: für Güter und Leben, bürgt, dann soll die Koliyerin Suppavāsā die sieben Mahlzeiten veranstalten, nachher werde ich es tun." Und nachdem der ehrwürdige Mahā-Moggallāna diesen Laienanhänger überredet hatte, begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und sprach zu ihm also: "Herr, dieser Laienanhänger hat sich von mir überreden lassen: Die Koliyerin Suppavāsā soll die sieben Mahlzeiten veranstalten, nachher wird er es tun."

Und die Koliyerin Suppavāsā erquickte und sättigte nun sieben Tage eigenhändig die Mönchsgemeinde, den Buddha als ersten, mit auserlesener fester und weicher Speise und ließ das Knäblein dem Erhabenen und der ganzen Mönchsgemeinde huldigen. Da sprach der ehrwürdige Sāriputta zu dem Knäblein also: "Knäblein, geht es dir gut? Fühlst du dich gesund? Hast du irgendwie Schmerzen?" - "Woher soll es mir gut gehen, Herr Sāriputta, woher soll ich mich gesund fühlen? Sieben Jahre lang habe ich in dem Blutbehälter 128) zugebracht." Da wurde die Koliyerin Suppavāsā bei dem Gedanken: "Mein Sohn bespricht sich mit dem Heerführer der Lehre 129)", frohen Geistes, hocherfreut und von Begeisterung und Frohsinn erfüllt.

Und [als] nun der Erhabene [bemerkte, daß die Koliyerin Suppavāsā frohen Herzens, hocherfreut und von Begeisterung und Frohsinn erfüllt war 130)], sprach er zur Koliyerin, Suppavāsā also: "Möchtest du dir, Suppavāsā, auch noch einen andern, ebensolchen Sohn wünschen?" - "Erhabener [Herr 131)], ich möchte mir sogar noch sieben andere, ebensolche Söhne wünschen!"

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Den Unachtsamen überwältigt das Unerfreuliche in der Gestalt der Freude, das Unliebsame in der Gestalt des Lieben, das Leid in der Gestalt des Glücks."


112) Vgl. zu diesem Sutta die Vorgeschichte des Asātarūpa-Jātaka (in Fausbölls Ausgabe I, 407 i.).
113) So nach M., dem Kommentar und der Jātaka-Parallele. Ed. und S. lesen Kunditthāna-.
114) Der Komm. erklärt zwar Koliyadhitā als "Tochter des Koliyer-Königs", und auch die Jātaka-Parallele nennt Suppavāsā eine Koliyarājadhitā; allein im Hinblick auf das folgende Koliyaputta ist die Deutung "Koliyerin" doch das Nächstliegende. Die Koliyer waren ein kleiner Stamm, dessen Gebiet an das der Sakyer grenzte und von diesem durch den Fluß Rohini getrennt wurde.
115) Dies die mutmaßliche Bedeutung von mūlhagabbhā. Auf alle Fälle ist der Sinn der, daß sie gebären mußte, aber nicht konnte.
117) Oder: "mit Hilfe von, vermittels".
118) S. liest: so bhagavā.
119) Vgl. Anm. 59 und 37.
120) ayyaputta "Sohn eines Ariers" ist die höfliche Anrede eines vornehmen Mannes weltlichen Standes.
122) Die Lesart von S. und M. nisidi und nisinno ist im. Hinblick auf das später folgende utthāy’ āsanā zweifellos die richtige. Die Ed. liest atthāsi und thito.
123) Da die Punktation fehlt, könnte auch übersetzt werden: "Glücklich soll die K. S. sein, gesund; einen gesunden Sohn soll sie gebären."
124) Als Zeichen besonderer Ehrung ging man um den zu Ehrenden herum, indem man ihm die rechte Seite zukehrte.
125) buddhappamukham fehlt in der Ed.
127) Ich folge hier der Lesart von S. und der Ed.; der Text von M. weicht ab.
128) So die Ed. und M. Die Siam. Ausgabe liest lohitakucchiyā "im Blutschoß".
129) dhammasenāpati ist ein ehrenvoller Beiname des Sāriputta. Ähnlich wird Ananda mitunter der "Schatzmeister der Lehre" genannt.
130) Das Eingeklammerte fehlt in der Ed.
131) In der Ed. fehlt bhante.


Ud.II.9 Visākhā

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Östlichen Klostergarten 132), im Parkhause (Visākhās,) 133) der Mutter des Migāra. Zu jener Zeit aber war eine bestimmte Rechtssache Visākhās, der Mutter des Migāra, beim Kosaler König Pasenadi anhängig. Der Kosaler König Pasenadi entschied dieselbe nicht nach ihrem Willen. Und Visākhā, die Mutter des Migāra, begab sich nun zur heißen Tageszeit 106) hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zu Visākhā, der Mutter des Migāra, die ihm zur Seite saß, sprach nun der Erhabene also: "Sieh da, Visākhā; weshalb kommst du denn zu heißer Tageszeit?" - "Was diesen Fall betrifft, Herr, so ist eine bestimmte Rechtssache von mir beim Kosaler König Pasenadi anhängig; der Kosaler König Pasenadi entscheidet dieselbe nicht nach meinem Willen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Alle fremde Gewalt ist Leid 134), alle Herrschermacht 135) ist Glück134). Man muß sich plagen, wenn man einen Zweck erreichen will 136); schwer ist es ja, über die (wechselseitigen) Verbindungen 137) hinwegzukommen."


132) Der östliche Klostergarten (Pubbārāma) bei Sāvatthi war von Visākhā (Anm. 133) dem Buddha und seiner Gemeinde geschenkt worden.
133) Name einer vornehmen Frau, die eine der hervorragendsten Gönnerinnen der Gemeinde Buddhas war. Vgl. Mahāvagga VIII, 15.
134) Oder adjektivisch "leidig" bzw. "angenehm".
135) Möglicherweise ist an dieser Stelle die Bedeutung von issariya "eigene Macht".
136) Dies der ungefähre Sinn von sādhārane nach dem Komm.
137) Zu yoga vgl. Dhammapada 417.


Ud.II.10 Der Sohn der Kāligodhā

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Anupiyā 138) im Mango-Haine. Damals aber stieß der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā 139), der in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weilte, fortwährend den Ruf aus: "Ach, das Glück! Ach, das Glück !" Es hörten nun viele Mönche, wie der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā, der in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weilte, fortwährend den Ruf ausstieß: ,Ach, das Glück! Ach, das Glück!’ Als sie das hörten, kam ihnen folgender Gedanke: Freunde, der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā, führt zweifellos den reinen Wandel widerwillig, weil er früher als Laie in fürstlichem Glück lebte. Indem er daran zurückdenkt, hat er, der in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weilt, fortwährend den Ruf ausgestoßen: ,Ach, das Glück! Ach, das Glück!’ Und viele Mönche begaben sich hin zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprachen nun diese Mönche zum Erhabenen also: "Herr, der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā, der in Wäldern usw. 140). Der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā, führt zweifellos den reinen Wandel widerwillig usw. 140)." Da richtete der Erhabene das Wort an einen Mönch: "Geh’, Mönch, sage dem Mönche Bhaddiya in meinem Namen: ,Freund Bhaddiya, der Meister ruft dich!’" "So sei es, Herr!" antwortete jener Mönch dem Erhabenen, dann begab er sich zum ehrwürdigen Bhaddiya, dem Sohne der Kāligodhā, und sprach zu ihm: "Freund Bhaddiya, der Meister ruft dich!" - "Ja, Freund!" antwortete der ehrwürdige Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā, jenem Mönche, dann begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zu dem ehrwürdigen Bhaddiya; dem Sohne der Kāligodhā, der ihm zur Seite saß, sprach nun der Erhabene also: "Ist es wahr, Bhaddiya, was man erzählt, daß du, der du in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weilst, fortwährend den Ruf ausgestoßen hast: ;Ach, das Glück! Ach, das Glück!’?" - "Ja, Herr!" - "Welchen eigentlichen Sinn aber erblickst du darin, Bhaddiya, daß du, der du in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weilst, fortwährend den Ruf ausstießest: ,Ach, das Glück! Ach, das Glück!’?" - "Früher, Herr, da ich als Laie in fürstlichem Glück lebte 141), war innerhalb des Palastes gut für Schutz gesorgt 142), auch außerhalb des Palastes war gut für Schutz gesorgt; innerhalb der Stadt war gut für Schutz gesorgt, auch außerhalb der Stadt war gut für Schutz gesorgt; innerhalb des Landes war gut für Schutz gesorgt, auch außerhalb des Landes war gut für Schutz gesorgt. Ich nun, Herr, der ich also beschützt und bewacht war, lebte in Furcht, geschreckt, argwöhnisch und beunruhigt. Jetzt aber, Herr, da ich in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weile, lebe ich einsam, frei von Furcht und Schrecken, frei von Argwohn und Unruhe, mit wenig Wünschen, ohne Aufregung, von den Gaben anderer mein Dasein fristend 143) mit einem Geist, der der Gazelle gleicht. Diesen eigentlichen Sinn nun, Herr, erblicke ich darin, daß ich, der ich in Wäldern, unter Bäumen, an einsamen Stätten weile, fortwährend den Ruf ausstieß: ,Ach, das Glück! Ach, das Glück!’"

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"In wessen Innerem keine Aufwallungen des Zorns vorhanden sind, und wer also 144) über die verschiedenen Zustände des Werdens 145) hinweggekommen ist, - diesen von Furcht Befreiten, Glücklichen, Kummerlosen bekommen die Götter nicht zu sehen 146)."


138) Ein jüngerer Text (Nidānakathā) erwähnt einen unweit des Flusses Anomā gelegenen Mango-Hain Anūpiya, in welchem der Bodhisatta unmittelbar nach seinem Weggange aus der Heimat sieben Tage geweilt haben soll. Vgl. Verf., Die Buddha-Legende in den Skulpturen des Ananda-Tempels zu Pagan, p. 45.
139) Nach der Tradition stammte dieser Bhaddiya aus vornehmem Geschlecht; er soll in der fürstlichen Familie im Sakyerlande geboren sein. Vgl. Theragāthā 842 ff. und Ang. I, 14; Nyānatiloka, Einer-Buch, p. 36.
140) An dieser Stelle findet sich die Kürzung in beiden Ausgaben.
141) M. liest abweichend rajjam kārentassa.
142) Wörtl. "war Schutz wohl hergerichtet".
143) Die Übersetzung von paradavutta nach der Erklärung des Kommentars.
144) iti bhavāº ist die Lesart von S.
145) Dies ist die gewöhnliche Bedeutung von bhavābhavatā. Zulässig und in den Zusammenhang besser passend ist die Deutung "Gewinn und Verlust".
146) D. h. er wird nach seinem Tode nicht einmal in einer Himmelswelt wiedergeboren, sondern schaltet, in seiner Erscheinungsform "vollkommen erloschen" (parinibbuta, Anm. 73), für immer aus dem Lauf der Wiedergeburten (samsāra) aus.


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Das zweite Kapitel: Mucalinda.
Übersicht:
Mucalinda (1), die Könige (2), die Züchtigung (3), die Ehrung (4), der Laienanhänger (5), die Schwangere (6), der einzige Sohn (7), Suppavāsā (8), Visākhā (9), Bhaddiya, der Sohn der Kāligodhā (10).