Udāna

III. Nanda

Ud.III.1 Die Tat

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber saß in der Nähe des Erhabenen mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper ein gewisser Mönch, welcher einen aus der Reife früherer Taten entstandenen peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerz besonnen 147), mit voller Erkenntnis und ohne zu murren aushielt. Es sah nun der Erhabene diesen Mönch, der mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper in seiner Nähe saß, wie er einen aus der Reife früherer Taten entstandenen peinvollen, heftigen, scharfen, grimmigen Schmerz besonnen, mit voller Erkenntnis und ohne zu murren aushielt.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Für einen Mönch, der jegliche Tat aufgibt 148), der früher gewirkte Befleckung abschüttelt, - für einen solchen, der nichts sein eigen nennt 149) und der - [eben deshalb] - standhält, besteht kein Anlaß, vor den Menschen zu klagen."


147) sata "besonnen", d. i., die in der Übung der sati (Besinnung) firm sind. Sammasati (rechte Besinnung) ist die siebente Stufe des achtgliedrigen Weges und bedeutet, daß man sich in jedem Augenblick seines Lebens auf die Lehre besinnt, ihrer gedenkt.

148) D. h. alles Wirken (in Gedanken, Worten und Werken), das aus "Begierde, Haß und Verblendung" entspringt. Vgl. Ang. III, 33.

149) "Der nichts sein eigen nennt" (amama) bedeutet im eigentlichen Sinne einen Menschen, der allen Dingen der Wandelwelt, inneren wie äußeren Phänomenen gegenüber, den Standpunkt vertritt: "Dies gehört mir nicht an, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst." Vgl. hierzu Stellen wie Mahāvagga I, 6, 38-46; Samy. III, XXII, 15; IV, XXXV, 101 und 137 (Pāli-Buddhismus, p. 32 ff., 105, 108).


Ud.III.2 Nanda 150)

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber äußerte sich der ehrwürdige Nanda, der Bruder und Vetter des Erhabenen 151), zu vielen Mönchen also: "Widerwillig, ihr Freunde, führe ich den reinen Wandel, ich kann den reinen Wandel nicht ertragen; nach Preisgabe der geistlichen Schulung (sikkhā) werde ich zum Weltleben (wörtl. "zum Niederen, Unvollkommenen") zurückkehren."

Und ein gewisser Mönch begab sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun dieser Mönch zum Erhabenen also: "Herr, der ehrwürdige Nanda, der Bruder und Vetter des Erhabenen, äußert sich zu vielen Mönchen in dieser Weise: ,Widerwillig, ihr Freunde, führe ich den reinen Wandel, ich kann den reinen Wandel nicht ertragen; nach Preisgabe der geistlichen Schulung werde ich zum Weltleben zurückkehren.’" Da richtete der Erhabene das Wort an einen Mönch: "Geh’, Mönch, sage dem Mönch Nanda in meinem Namen: ,Freund Nanda, der Meister, ruft dich!’" - "So sei es, Herr!" antwortete jener Mönch dem Erhabenen, dann begab er sich zum ehrwürdigen Nanda und sprach zu ihm also: "Freund Nanda, der Meister ruft dich!" - "Ja, Freund!" antwortete der ehrwürdige Nanda jenem Mönch, dann begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder.

Zum ehrwürdigen Nanda, der ihm zur Seite saß, sprach nun der Erhabene also: "Ist es wahr, Nanda, was man erzählt, daß du dich zu vielen Mönchen in dieser Weise äußerst: ,Widerwillig, ihr Freunde usw. 154)’?" - "Ja, Herr!" - "Weshalb aber, Nanda, führst du den heiligen Wandel widerwillig, kannst du den reinen Wandel nicht ertragen und willst du nach Preisgabe der geistlichen Schulung zum Weltleben zurückkehren?" - "Herr, als ich vom Hause fortging 155), sprach die Sakyerin Janapadakalyāni 156) mit halb aufgekämmten Haaren, indem sie mir zuwinkte (apaloketvā), also zu mir: ,Edler, komm doch schnell zurück!’ Während ich nun, Herr, daran zurückdenke, führe ich den heiligen Wandel widerwillig, kann ich den heiligen Wandel nicht" ertragen und werde ich unter Preisgabe der geistlichen Schulung ins Weltleben zurückkehren."

Da faßte der Erhabene den ehrwürdigen Nanda am Arm, und wie ein starker Mann den gebeugten Arm streckt oder den gestreckten Arm beugt, verschwand er im Jeta-Haine und kam unter den Göttern vom Gefolge der Dreiunddreißig 158) zum Vorschein. Damals aber waren fünfhundert Nymphen 159), die hahnefüßigen 160), zur Aufwartung Sakkas 158), des Herrn der Götter, gekommen. Und der Erhabene richtete das Wort an den ehrwürdigen Nanda: "Nanda, siehst du nicht diese fünfhundert Nymphen, die hahnenfüßigen?" - "Ja, Herr!" - "Was meinst du, Nanda: wer ist wohl schöner, lieblicher, anmutsreicher, - die Sakyerin Janapadakalyāni oder diese fünfhundert Nymphen, die hahnenfüßigen?" - "Herr, genau so wie eine versengte 161) Äffin, welcher Ohren und Nase abgeschnitten sind, zählt die Sakyerin Janapadakalyāni gegenüber diesen fünfhundert Nymphen überhaupt nicht, kommt gar nicht in Betracht, hält nicht den geringsten Vergleich mit ihnen aus." - "Freue dich, Nanda, freue dich, Nanda; ich bürge dir für die Erlangung der fünfhundert Nymphen, der hahnenfüßigen !" - "Herr, wenn der Erhabene mir für die Erlangung der fünfhundert Nymphen, der hahnenfüßigen, bürgt, dann werde ich an "dem reinen Wandel Gefallen finden, erhabener Herr." -

Da faßte der Erhabene den ehrwürdigen Nanda am Arm, und wie ein starker Mann den gebeugten Arm streckt oder den gestreckten Arm beugt, verschwand er unter den Göttern vom Gefolge der Dreiunddreißig und kam im Jeta-Haine zum Vorschein. Es hörten nun die Mönche: Der ehrwürdige Nanda, der Bruder und Vetter des Erhabenen, führt, wie man erzählt, den reinen Wandel um der Nymphen willen; der Erhabene, sagt man, bürgt ihm für die Erlangung von fünfhundert hahnenfüßigen Nymphen. Und die Mönchsgenossen des ehrwürdigen Nanda redeten den ehrwürdigen Nanda mit dem Worte Mietling und Krämer an: "Ein Mietling ist, wie wir hören der ehrwürdige Nanda, ein Krämer ist, wie wir hören, der ehrwürdige Nanda; um der Nymphen willen führt er den reinen Wandel; der Erhabene, sagt man, bürgt ihm für die Erlangung von fünfhundert hahnenfüßigen Nymphen." Und da der ehrwürdige Nanda durch das Wort Mietling und Krämer seiner Mönchsgenossen 162) von Kummer, Unbehagen und Überdruß erfüllt wurde, verweilte er 163) allein, abgesondert, unermüdlich, eifrig, entschlossenen Geistes, und in nicht gar langer Zeit erkannte er durch sich selbst, verwirklichte und erlangte er noch in dem gegenwärtigen Leben jenes höchste Ziel des reinen Wandels, um dessentwillen Söhne 164) aus guter Familie vom Hause gänzlich fort in die Hauslosigkeit gehen, und er verharrte darin und erkannte: "Erschöpft hat sich die Wiedergeburt, gelebt ist der reine Wandel, was zu tun war, ist getan: nicht mehr ist diese Welt für mich," Und nun war der ehrwürdige Nanda einer der Heiligen.

Und als nun die Nacht weit vorgerückt war, begab sich eine Gottheit von außerordentlicher Schönheit, indem sie den ganzen Jeta-Hain erleuchtete, hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und trat zur Seite. Zur Seite stehend sprach nun diese Gottheit zum Erhabenen also: "Herr, der ehrwürdige Nanda, der Bruder und Vetter des Erhabenen, hat infolge der Vernichtung der Einflüsse die einflußfreie Weisheiterlösung 165), Geisteserlösung 166) noch in dem gegenwärtigen Leben durch sich selbst erkannt, verwirklicht und erlangt und verharrt darin." Auch dem Erhabenen stieg die Erkenntnis auf: Nanda hat infolge der Vernichtung der Einflüsse die einflußfreie Weisheiterlösung, Geisteserlösung noch in dem gegenwärtigen Leben durch sich selbst erkannt, verwirklicht und erlangt und verharrt darin. Und der ehrwürdige Nanda begab sich nun nach Verlauf jener Nacht hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Nanda zum Erhabenen also: "Herr, was das anbetrifft, daß der Erhabene mir für die Erlangung der fünfhundert hahnenfüßigen Nymphen bürgt, so befreie ich, Herr, den Erhabenen von diesem Versprechen." - "Auch von mir, Nanda, als ich im Geiste deinen Geist durchdrang, ist Nanda erkannt worden als einer, der infolge der Vernichtung der Einflüsse die einflußfreie Weisheiterlösung, Geisteserlösung noch in dem gegenwärtigen Leben durch sich selbst erkannt, verwirklicht und erlangt hat und darin verharrt. Auch eine Gottheit teilte mir diesen Sachverhalt mit: ,Herr, der ehrwürdige Nanda hat infolge der Vernichtung der Einflüsse die einflußfreie Weisheiterlösung, Geisteserlösung noch in dem gegenwärtigen Leben durch sich selbst erkannt, verwirklicht und erlangt und verharrt darin.’ Dieweil nun, Nanda, dein Geist, ohne mehr zu haften, von den Einflüssen befreit ist, bin auch ich befreit von diesem Versprechen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Für wen der Morast der Sinnenlust überschritten 167), der Dorn der Sinnenlust zermalmt ist, wer die Vernichtung der Beeinflussungen erreicht hat: der Mönch wird nicht erschüttert in Glück und Leid."


150) Vgl. zu diesem Sutta die Vorgeschichte zum Samgāmāvacara-Jātaka (in Fausbölls Ausgabe II, 92) und das denselben Stoff behandelnde Saundarānanda-Kāvya des Açvaghosha.

151) Nandas Mutter Pajāpati war nach der Tradition die Schwester von Gotamas Mutter Māyā und zugleich die zweite Gemahlin von Gotamas Vater Suddhodana. Nanda war also ein Vetter (Mutterschwestersohn) und Halbbruder Buddhas.

154) Beide Ausgaben haben an dieser Stelle die Kürzung.

155) Die Jātaka-Parallele bezieht diese Wendung wohl mit Recht auf Nandas Weltentsagung (pabbajjā).

156) Im Gegensatz zur Ed. und in Übereinstimmung mit der Jātaka-Parallele möchte ich Janapadakalyāni ("die Schöne im Lande") für einen Eigennamen, u. z. für den Namen der Gemahlin Nandas erblicken.

158) Die "Dreiunddreißig" Götter und ihr Gefolge sind die Bewohner des zweituntersten Himmels im Devaloka. Der Herr dieses Himmels ist Sakka (Çakra d. i. Indra).

159) Nymphe = accharā (apsaras).

160) So nach S. und M. Nach der Ed. müßte übersetzt werden "die taubenfüßigen".

161) Wenn wir die Erklärung des Kommentars jhāmangamakkati für palutthaº annehmen, müssen wir das letztere auf pa-l-uttha (pra + ushta) zurückführen. In diesem Falle müßte das l als "Sandhi-Konsonant" angesprochen werden.

162) In der Ed. fehlt bhikkhūnam hinter sahāyakānam.

163) Lies mit S. und M. viharanto.

164) S. hat die bessere, weil häufig wiederkehrende Lesart kulaputtā ... pabbajanti.

165) D. i. die durch die Adhipaññāsikkhā (Anm. 152) bewirkte dauernde Erlösung. Vgl. Verf., Pāli-Buddhismus, p. 345 ff.

166) Vgl. Grimm, Die Lehre des Buddha, p. 488, Anm.

167) Der Übersetzung liegt die Lesart von S. yassa tinno kāmapanko zugrunde. Ed. liest yassa nittinno panko, M.: yassa nittinno padanko.


Ud.III.3 Yasoja

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber waren fünfhundert Mönche, Yasoja als erster, nach Sāvatthi gekommen, um den Erhabenen zu sehen. Und indem diese ankommenden Mönche freundliche Begrüßung mit den ansässigen Mönchen austauschten, ihre Lagerstätte zurichteten und Napf und Gewand ablegten, machten sie schrillen und lauten Lärm. Da richtete der Erhabene das Wort an den ehrwürdigen Ananda: "Wer sind denn diese, Ananda, die einen so schrillen und lauten Lärm machen? Man könnte meinen, es würde Fischern ein Fisch geraubt." - "Herr, es sind fünfhundert Mönche, Yasoja als erster, die nach Sāvatthi gekommen sind, um den Erhabenen zu sehen. Und indem diese ankommenden Mönche freundliche Begrüßung mit den ansässigen Mönchen austauschen, ihre Lagerstätte zurichten und Napf und Gewand ablegen, machen sie schrillen und lauten Lärm." - "So sage denn, Ananda, in meinem Namen diesen Mönchen: ,Der Meister ruft die Ehrwürdigen!’" - "So sei es, Herr!" antwortete der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen, dann begab er sich zu jenen Mönchen und sprach zu ihnen: "Der Meister ruft die Ehrwürdigen!" - "Ja, Freund!" antworteten jene Mönche dem ehrwürdigen Ananda, dann begaben sie sich hin zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zu diesen Mönchen, welche ihm zur Seite saßen, sprach nun der Erhabene also: "Mönche, was macht ihr denn so schrillen und lauten Lärm? Man könnte meinen, es würde Fischern ein Fisch geraubt." -

Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Yasoja zum Erhabenen: "Herr, diese fünfhundert Mönche hier sind nach Sāvatthi gekommen, um den Erhabenen zu sehen. Indem nun diese ankommenden Mönche hier freundliche Begrüßung mit den ansässigen Mönchen austauschen, ihre Lagerstätte zurichten und Napf und Gewand ablegen, machen sie schrillen und lauten Lärm." - "Geht, Mönche, ich weise euch fort, ihr dürft nicht in meiner Nähe verweilen!" - "So sei es, Herr!" antworteten jene Mönche dem Erhabenen, dann erhoben sie sich von ihrem Sitz, grüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll, umwandelten ihn rechter Hand und wanderten, nachdem sie ihre Lagerstätte weggeräumt hatten, mit Napf und Gewand versehen, fort in das Land der Vajjis 168).

Im Lande der Vajjis von Ort zu Ort wandernd, begaben sie sich zu dem Flusse Vaggumudā, schlugen an dessen Ufer Laubhütten auf und nahmen dort ihren Wohnsitz für die Regenzeit 169). Und nachdem nun der ehrwürdige Yasoja seinen für die Regenzeit bestimmten Aufenthalt genommen hatte, richtete er das Wort an die Mönche: "Freunde, auf unsere Wohlfahrt bedacht, unser Heil wünschend, hat uns der Erhabene mitleidsvoll, von Mitleid bewogen, fortgewiesen. Wohlan, Freunde, wir wollen unseren Aufenthalt so einrichten, daß der Erhabene über uns, so wie wir leben, erfreut sei!" - "So soll es sein, Freund!" antworteten die Mönche dem ehrwürdigen [Yasoja] 170). Und indem nun jene Mönche abgesondert, unermüdlich, eifrig, entschlossenen Geistes verweilten, verwirklichten sie alle noch innerhalb eben dieser Regenzeit das dreifache Wissen 171).

Und nachdem nun der Erhabene, so lange es ihm beliebte, zu Sāvatthi geweilt hatte, wanderte er fort nach Vesāli 172). Von Ort zu Ort wandernd, gelangte er nach Vesāli. Dort verweilte der Erhabene bei Vesāli im Großen Haine in der Halle des Kuppelhauses. Und während der Erhabene in aufmerksamer Betrachtung im Geiste den Geist der am Vaggumudā-Ufer lebenden Mönche durchdrang, richtete er das Wort an den ehrwürdigen Ananda: "Wie von einer Helle erfüllt, Ananda, ist mir diese Gegend, wie von einem Glanz erfüllt, Ananda, ist mir diese Gegend; die Gegend, in welcher die am Vaggumudā-Ufer lebenden Mönche weilen, zu betreten, war mir nicht unangenehm, [geschweige denn] sie mir lebhaft zu vergegenwärtigen 173). Sende doch, Ananda, einen Boten zu den am Vaggumudā-Ufer lebenden Mönchen: ,Der Meister ruft die Ehrwürdigen, der Meister hat das Verlangen, die Ehrwürdigen zu sehen.’" - "So sei es, Herr!" antwortete der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen, dann begab er sich zu einem gewissen Mönch und sprach zu ihm: "Geh’, Freund, begib dich zu den am Vaggumudā-Ufer lebenden Mönchen und sage ihnen: ‚Der Meister ruft die Ehrwürdigen, der Meister hat das Verlangen, die Ehrwürdigen zu sehen." - "Ja, Freund!" antwortete jener Mönch dem ehrwürdigen Ananda, dann verschwand er ebenso, wie ein starker Mann den gebeugten Arm streckt oder den gestreckten Arm beugt, in dem Großen Haine, in der Halle des Kuppelhauses, und kam am Ufer des Flusses Vaggumudā vor jenen Mönchen zum Vorschein. Und jener Mönch sprach zu den am Vaggumudā-Ufer lebenden Mönchen: "Der Meister ruft 174) die Ehrwürdigen, der Meister hat das Verlangen, die Ehrwürdigen zu sehen." - "Ja, Freund!" antworteten jene Mönche dem Mönche, dann räumten sie ihre Lagerstätte weg und verschwanden, mit Napf und Gewand versehen, ebenso, wie ein starker Mann den gebeugten Arm streckt oder den gestreckten Arm beugt, am Ufer des Flusses Vaggumudā und kamen im Großen Haine in der Halle des Kuppelhauses, dem Erhabenen gegenüber, zum Vorschein.

Zu jener Zeit aber saß der Erhabene in einer regungslosen 175) Konzentration. Da dachten jene Mönche bei sich: "In welchem Zustande weilt wohl gegenwärtig der Erhabene?" Und jenen Mönchen kam folgender Gedanke: "In einer regungslosen Konzentration weilt der Erhabene gegenwärtig," und alle setzten sich geradeso in regungsloser Konzentration nieder.

Und als nun die Nacht vorgerückt, die erste Nachtwache verstrichen war, erhob sich der ehrwürdige Ananda von seinem Sitze, bedeckte mit dem Obergewand 176) die eine Schulter 177) und sprach, indem er die zusammengelegten Hände dem Erhabenen zuneigte, zu dem Erhabenen also: "Vorgerückt, Herr, ist die Nacht, verstrichen ist die erste Nachtwache, lange sitzen die angekommenen Mönche. Möge, Herr, der Erhabene mit den angekommenen Mönchen die Begrüßung austauschen!" Auf diese Worte hin verhielt sich der Erhabene schweigend.

Auch ein zweites Mal, als die Nacht vorgerückt, die mittlere Nachtwache verstrichen war, erhob sich der ehrwürdige Ananda von seinem Sitze, bedeckte mit dem Obergewand die eine Schulter und sprach, indem er die zusammengelegten Hände dem Erhabenen zuneigte, zu dem Erhabenen also: "Vorgerückt, Herr, ist die Nacht, verstrichen ist die mittlere Nachtwache, lange sitzen die angekommenen Mönche. Möge, Herr, der Erhabene mit den angekommenen Mönchen die Begrüßung austauschen!" Auch zum zweiten Male verhielt sich der Erhabene schweigend.

Auch ein drittes Mal, als die Nacht vorgerückt, die letzte Nachtwache verstrichen, als die Dämmerung aufgestiegen war und die Nacht sich aufgehellt hatte, erhob sich der ehrwürdige Ananda von seinem Sitze, bedeckte mit dem Obergewand die eine Schulter und sprach, indem er die zusammengelegten Hände dem Erhabenen zuneigte, zu dem Erhabenen also: "Vorgerückt, Herr, ist die Nacht, verstrichen ist die letzte Nachtwache, die Dämmerung ist aufgestiegen und die Nacht hat sich aufgehellt, lange sitzen die angekommenen Mönche. Möge, Herr 178), der Erhabene mit den angekommenen Mönchen die Begrüßung austauschen!"
Und als sich nun der Erhabene aus dieser Konzentration erhoben hatte, richtete er das Wort an den ehrwürdigen Ananda: "Wenn du Erkenntnis hättest, Ananda, - auch nicht so viel könnten diese mir antworten 179); wir alle, Ananda, ich und diese fünfhundert Mönche, saßen in regungsloser Konzentration da."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Für wen der Dorn der Sinnenlust, Schmähung, Verletzung und Fesselung überwunden ist, der steht wie ein Berg unbeweglich da; der Mönch wird nicht erschüttert in Glück und Leid."


168) Vajji ist der Name der Bewohner eines Staatenbundes, dessen Gebiet nördlich von Magadha lag.
169) Während der von Mitte Juni bis Mitte Oktober dauernden Regenzeit mußten die buddhistischen Mönche an einem bestimmten Platz weilen und durften nicht von Ort zu Ort wandern.
170) Das Eingeklammerte fehlt in der Ed.
171) D. h. sie wurden Arahats. Unter dem "dreifachen Wissen", das dem Buddha in der Erleuchtung ward, verstand man 1. die Fähigkeit, sich der früheren Existenzen zu erinnern, 2. die Fähigkeit, das Abscheiden der Wesen und die Art ihrer Wiedergeburt gemäß ihrem Wirken zu erkennen, 3. die Kenntnis von der Vernichtung der Einflüsse (āsavā, Anm. 69 und 37). Vgl. Majjh. 36.
172) Vesāli, das heutige Basārh, lag in genau nördlicher Richtung von Pātaliputra, dem heutigen Patna. In Vesāli residierten die Licchavis, welche dem Staatenbunde der Vajjis (Anm. 168) angehörten.
173) Der genaue Sinn dieser Stelle ist nicht mit Sicherheit festzustellen, da die Handschriften auch in der Interpunktion variieren.
174) āmanteti nach S. und M.
175) Ed. und M. lesen ānañjaº, S. āneñjaº. Die Lesart von S. empfiehlt sich insofern, als ānenja - offenbar mit dem anejo des Ud. in Zusammenhang steht. Vgl. Allg. Einl., p. 109.
176) uttarāsangam ist hier und an den beiden folgenden Stellen die Lesart von S.
177) Dies galt als ein Zeichen der Ehrerbietung.
178) Die Ed. läßt an dieser Stelle bhante aus.
179) Die Handschriften weichen hier erheblich voneinander ab, und der Sinn dieser Stelle ist nicht ganz klar. Beachtung verdient die Lesart von M.: na ppatibhāseyyum, nach welcher ich übersetzt habe.


Ud.III.4 Sāriputta

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber saß in der Nähe des Erhabenen mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper der ehrwürdige Sāriputta, welcher sich rings mit klarer Besinnung gewappnet hatte 180). Es sah nun der Erhabene den ehrwürdigen Sāriputta, welcher sich rings mit klarer Besinnung gewappnet hatte, mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper in seiner Nähe sitzen.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Gerade wie ein felsiger Berg unbeweglich, fest gegründet steht, so bleibt infolge der Vernichtung der Verblendung der Mönch wie ein Berg unerschüttert."


180) Klare Besinnung = sati. Dies ist die siebente Stufe des achtgliedrigen Weges.


Ud.III.5 Der Koliter

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber saß in der Nähe des Erhabenen mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper der ehrwürdige Mahā-Moggallāna, bei dem sich die auf den eigenen Körper gerichtete klare Besinnung 181) fest eingestellt hatte. Es sah nun der Erhabene den in seiner Nähe mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Körper sitzenden ehrwürdigen Mahā-Moggallāna, bei dem sich die auf den eigenen Körper gerichtete klare Besinnung fest eingestellt hatte.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Die auf den Körper gerichtete klare Besinnung hat sich eingestellt, in den sechs Gebieten der Berührung 182) ist er selbst beherrscht; der allzeit konzentrierte Jünger kann sein eigenes Nibbāna erkennen."


181) Dies ist die erste der vier Meditationsübungen, die mit dem Fachausdruck satipatthāna bezeichnet werden.
182) Die sechs Gebiete der Berührung. Gemeint sind die sechs Sinne (das Denken als sechster) und deren Objekte, mit denen sie in Kontakt stehen.


Ud.III.6 Pilinda

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha im Bambus-Haine beim Kalandakanivāpa. Damals aber redete der ehrwürdige Pilindavaccha die Mönche mit dem Worte ,Verworfene’ (vasala) an. Und viele Mönche begaben sich hin zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprachen nun diese Mönche zum Erhabenen also: "Herr, der ehrwürdige Pilindavaccha redet die Mönche mit dem Worte, Verworfene’ an." Da richtete der Erhabene das Wort an einen Mönch: "Geh’, Mönch, sage dem Mönch Pilindavaccha in meinem Namen: ,Freund Pilindavaccha, der Meister ruft dich!’" - "So sei es, Herr!" antwortete jener Mönch dem Erhabenen, dann begab er sich zum ehrwürdigen Pilindavaccha und sprach zu ihm: "Freund Pilindavaccha, der Meister ruft dich!" - "Ja, Freund!" antwortete der ehrwürdige Pilindavaccha jenem Mönch, dann begab er sich hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zu dem ehrwürdigen Pilindavaccha, der ihm zur Seite saß 184), sprach nun der Erhabene also: "Ist es wahr, Vaccha, was man hört, daß du die Mönche mit dem Worte: ,Verworfene’ anredest ?" - "So ist es, Herr !" - Und der Erhabene betrachtete nun aufmerksam des ehrwürdigen 185) Pilindavaccha Leben in früheren Zeiten und richtete dann das Wort an die Mönche: "Mönche, ereifert euch nicht über den Mönch Vaccha. Nicht aus Haß 186) in seinem Innern, ihr Mönche, redet Vaccha die Mönche mit dem Worte ,Verworfene’ an. Fünfhundert unmittelbar aufeinander folgende 187) Wiedergeburten des Mönches Vaccha, ihr Mönche, haben in einer Brahmanen-Familie stattgefunden: Dies sein Wort ,Verworfene’ ist [von ihm] lange Zeit hindurch gebraucht worden."

Da tat der Erhabene nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"In wem keine Täuschung 188) weilt, kein Dünkel, wer die Begierde vernichtet hat, wer nichts sein eigen nennt 149), wer wunschfrei ist, wer den Zorn von sich gestoßen hat, wessen Geist zur Ruhe gelangt ist: der ist ein Brahmana, der ist ein Asket, der ist ein Mönch."


184) Lies nisinnam.
185) In der Ed. fehlt āyasmato.
186) dosa bedeutet sowohl "Haß" als auch "Schuld, Fehler, Sünde".
187) Die eigentliche Bedeutung von abbokinna ist "nicht getrennt".
188) mayā bedeutet einerseits "Täuschung, Illusion", andererseits "Täuschung anderen gegenüber", d. i. "Trug, Arglist, Gaukelei, Tücke".

149) "Der nichts sein eigen nennt" (amama) bedeutet im eigentlichen Sinne einen Menschen, der allen Dingen der Wandelwelt, inneren wie äußeren Phänomenen gegenüber, den Standpunkt vertritt: "Dies gehört mir nicht an, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst." Vgl. hierzu Stellen wie Mahāvagga I, 6, 38-46; Samy. III, XXII, 15; IV, XXXV, 101 und 137 (Pāli-Buddhismus, p. 32 ff., 105, 108).


Ud.III.7 Kassapa

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha im Bambus-Haine beim Kalandakanivāpa. Damals aber weilte der ehrwürdige Mahā-Kassapa in der Pipphali-Grotte; sieben Tage lang saß er mit gekreuzten Beinen, nachdem er in eine bestimmte Konzentration eingegangen war. Und der ehrwürdige Mahā-Kassapa erhob sich nach Ablauf. der sieben Tage aus dieser Konzentration. Da kam dem ehrwürdigen Mahā-Kassapa, als er sich aus dieser Konzentration erhoben hatte, folgender Gedanke: "Wie wäre es, wenn ich nach Rājagaha wegen Almosenspeise ginge?" Zu jener Zeit aber waren fünfhundert Gottheiten von dem Verlangen beseelt, dem ehrwürdigen Mahā-Kassapa Almosenspeise zu verschaffen. Der ehrwürdige Mahā-Kassapa jedoch wies diese fünfhundert Gottheiten ab, kleidete sich zur Zeit des Vormittags an und ging, mit Napf und Gewand versehen, wegen Almosenspeise nach Rājagaha.

Zu jener Zeit aber hatte Sakka, der Herr der Götter, das Verlangen, dem ehrwürdigen Mahā-Kassapa Almosenspeise zu geben. Nachdem er das Aussehen eines Webers hervorgebracht hatte, wob er den Faden; das Asura-Mädchen Sujātā 189) füllte das Webschiff 190). Und während nun der ehrwürdige Mahā-Kassapa in Rājagaha von Haus zu Haus 191) betteln ging, gelangte er dorthin, wo die Behausung Sakkas, des Herrn der Götter, war. Es sah nun Sakka, der Herr der Götter, den ehrwürdigen Mahā-Kassapa von ferne herankommen, und als er ihn sah, trat er aus dem Hause, ging ihm entgegen, nahm ihm den Napf aus der Hand, begab sich in das Haus, nahm aus einem Topfe gekochten Reis, füllte den Napf und reichte ihn dem ehrwürdigen Mahā-Kassapa dar. Dieser (Reis) wurde zu einer Almosenspeise, die mancherlei Brühe, mancherlei Würze, mancherlei Brühe, Saft und Würze enthielt.

Da dachte der ehrwürdige Mahā-Kassapa bei sich: "Wer ist wohl dieses Wesen, dem solche magische Kraft und Macht eigen ist?" Und dem ehrwürdigen Mahā-Kassapa kam folgender Gedanke: "Es ist wohl Sakka, der Herr der Götter?!" Nachdem er es so erkannt hatte, sprach er zu Sakka, dem Herrn der Götter, also: "Dies hast du doch getan, Kosiya 192); tue derartiges nie wieder!" - "Auch für uns, Herr Kassapa, liegt Nutzen in moralischem Verdienst; auch für uns gilt es, verdienstlich zu handeln!" -

Und Sakka, der Herr der Götter, grüßte den ehrwürdigen Mahā-Kassapa ehrfurchtsvoll, umwandelte ihn rechter Hand, stieg in den Luftraum empor und stieß in der Luft, im freien Raume, dreimal den begeisterten Ruf aus: ,,O die Gabe, die höchste Gabe, die in Kassapa ihren festen Grund hat! O die Gabe, die höchste Gabe, die in Kassapa ihren festen Grund hat 193)!"

Es hörte nun der Erhabene mit dem himmlischen Ohre 194), dem geklärten, übermenschlichen, wie Sakka, der Herr der Götter, nachdem er in den Luftraum emporgestiegen war, in der Luft, im freien Raume, dreimal den begeisterten Ruf ausstieß: ,,O die Gabe, die höchste Gabe, die in Kassapa ihren festen Grund hat! O die Gabe, die höchste Gabe, die in Kassapa ihren festen Grund hat!"

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Einen Mönch, der sich nur von selbsterbettelter Almosenspeise nährt 195), der sich selbst unterhält und nicht der Unterstützung seitens eines andern bedarf, - einen solchen gänzlich Beruhigten, allzeit klar Besonnenen beneiden die Götter."


189) Sujātā, die Tochter des Asura (Titanen) Vepacitti, ist die erste Gemahlin des Götterkönigs Sakka. Vgl. das Kulāvaka-Jātaka (in Fausbölls Ausgabe I, 205).
190) Es ist mit S. und M. tasaram zu lesen.
191) Der Sinn ist: Er suchte sich nicht die Häuser nach eigener Wahl aus, sondern ging von Wohnung zu Wohnung, ohne ein Haus zu übergehen. Dies galt als eine rigorose Asketengepflogenheit.
192) Kosiya ist ein Beiname des Sakka.
193) Man muß sich bei diesem Worte daran erinnern, daß nach buddhistischer Auffassung der Geber, nicht der Beschenkte, des aus der Gabe entspringenden Nutzens und Segens teilhaftig wird.
194) Das "himmlische Ohr" ist eine der sechs abhiññā oder höheren Fähigkeiten. Vgl. Anm. 44 und Verf., Pāli-Buddhismus, p. 355.
195) pindapātika ist ein Fachausdruck und bezieht sich auf einen Mönch, der das pindapātikanga beobachtet. Dies ist eine der dreizehn rigorosen Observanzen (dhutanga) und besteht darin, daß ein Mönch keine Einladungen annimmt, sondern sich mit der selbsterbettelten Speise begnügt. Übrigens hatten die Dhutangas nur fakultative Gültigkeit.


Ud.III.8 Das Almosen

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber entspann sich die folgende Unterhaltung vieler Mönche, welche nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Kareri-Rundhalle versammelt beieinander saßen: "Freunde, ein Mönch, der sich nur von selbst erbettelter Almosenspeise nährt, hat auf seinem Almosengange von Zeit zu Zeit Gelegenheit, mit dem Auge willkommene Gestalten zu sehen, mit dem Ohre willkommene Töne zu hören 196), mit dem Geruch willkommene Düfte zu riechen, mit der Zunge willkommene Säfte zu schmecken, mit dem Körper willkommene tastbare Dinge zu berühren. Freunde, ein Mönch, der sich nur von selbsterbettelter Almosenspeise nährt, wird auf seinem Almosengange geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht. Wohlan, Freunde, auch wir wollen uns nur von selbst erbettelter Almosenspeise nähren; auch wir werden von Zeit zu Zeit Gelegenheit haben, mit dem Auge willkommene Gestalten zu sehen, mit dem Ohre willkommene Töne zu hören, mit dem Geruch willkommene Düfte zu riechen, mit der Zunge willkommene Säfte zu schmecken, mit dem Körper willkommene tastbare Dinge zu berühren; auch wir werden auf unserem Almosengange geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht werden." - Diese Unterhaltung jener Mönche blieb damals unvollendet.

Und als sich der Erhabene nun zur Abendzeit aus seiner sinnenden Ruhe erhoben hatte, begab er sich in die Kareri-Rundhalle und setzte sich auf dem bereiteten Sitz nieder. Nachdem sich der Erhabene gesetzt hatte, richtete er das Wort an die Mönche: "Zu welchem Gespräch, Mönche, habt ihr euch denn jetzt versammelt, oder vielmehr, welches war eure unvollendet gebliebene Unterhaltung?" - "Was das anbetrifft, Herr, so hat sich zwischen uns, die wir nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Kareri-Rundhalle versammelt beieinander saßen, folgende Unterhaltung entsponnen: ,Freunde, ein Mönch, der sich nur von selbsterbettelter Almosenspeise nährt, hat auf seinem Almosengange von Zeit zu Zeit Gelegenheit, mit dem Auge willkommene Gestalten zu sehen, mit dem Ohre willkommene Töne zu hören, mit dem Geruch willkommene Düfte zu riechen, mit der Zunge willkommene Säfte zu schmecken, mit dem Körper willkommene tastbare Dinge zu berühren. Freunde, ein Mönch, der sich nur von selbsterbettelter Almosenspeise nährt, wird auf seinem A1rnosengange geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht. Wohlan, Freunde, auch wir wollen uns nur von selbsterbettelter Almosenspeise nähren; auch wie werden von Zeit zu Zeit Gelegenheit haben, mit dem Auge willkommene Gestalten zu sehen, mit dem Ohre willkommene Töne zu hören, mit dem Geruch willkommene Düfte zu riechen, mit der Zunge willkommene Säfte zu schmecken, mit dem Körper willkommene tastbare Dinge zu berühren; auch wir werden auf unserem Almosengange geehrt, wertgeschätzt, hochgeachtet, respektvoll gegrüßt und mit Aufmerksamkeiten bedacht werden.’ Dies, Herr, war unsere unvollendet gebliebene Unterhaltung; und da ist nun der Erhabene hergekommen." - "Dies ist nicht angemessen für euch, Mönche, die ihr als Söhne aus guter Familie im Glauben, vom Hause fort in die Hauslosigkeit gegangen seid,. daß ihr ein derartiges Gespräch führt. Habt ihr euch versammelt 197), Mönche, gebührt euch zweierlei: Gespräch über die Lehre oder heiliges Schweigen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Einen Mönch, der sich nur von selbst erbettelter Almosenspeise nährt, der sich selbst unterhält und nicht der Unterstützung seitens eines andern bedarf - einen solchen beneiden die Götter, nicht, wenn er an Titel und Ruhm haftet."


196) Das Original wiederholt hier und im folgenden jedesmal die Wendung: "Er hat von Zeit zu Zeit Gelegenheit" ...
197) In der Ed. ist das auch in S. und M. fehlende sannisinnanam zu tilgen; vgl. die Lesart der Ed. in Sutta II, 2, Zeile 21.


Ud.III.9 Die Kunst

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber entspann sich die folgende Unterhaltung vieler Mönche, welche nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Rundhalle 198) versammelt beieinander saßen: "Freunde, wer versteht wohl eine Kunst 199), wie ist jemand geschickt in einer Kunst 200), welche Kunst 201) ist die hervorragendste der Künste?" Da sagten einige: "Die Elefantenkunst ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Roßkunst ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Wagenkunst ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Bogenkunst ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Schwertgriffkunst 202) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Kunst der Fingerstellung 203) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Zählkunst (gananāsippam) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Kunst des Abschätzens 205) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Schreibkunst 206) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Dichtkunst ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Kunst der Welterklärung 207) ist die hervorragendste der Künste." Einige sagten: "Die Kunst der Felderwissenschaft 208) ist die hervorragendste der Künste." - Diese Unterhaltung jener Mönche blieb damals unvollendet.

Als sich nun der Erhabene zur Abendzeit aus seiner sinnenden Ruhe erhoben hatte, begab er sich in die Rundhalle und setzte sich auf dem bereiteten Sitz nieder. Nachdem sich der Erhabene gesetzt hatte, richtete er das Wort an die Mönche: "Zu welchem Gespräch, Mönche, habt ihr euch denn jetzt versammelt, oder vielmehr, welches war eure unvollendet gebliebene Unterhaltung?" - "Was das anbetrifft, Herr, so hat sich zwischen uns, die wir nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Rundhalle versammelt beieinander saßen, folgende Unterhaltung entsponnen: Freunde, wer versteht wohl eine Kunst, wie ist jemand geschickt in einer Kunst, welche Kunst ist die hervorragendste der Künste? Da sagten einige: ,Die Elefantenkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Rosskunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Wagenkunst ist die hervorragendste der Künste’. Einige sagten: ,Die Bogenkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Schwertgriffkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Kunst der Fingerstellung ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Zählkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Kunst des Abschätzens ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Schreibkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Dichtkunst ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Kunst der Welterklärung ist die hervorragendste der Künste.’ Einige sagten: ,Die Kunst der Felderwissenschaft ist die hervorragendste der Künste.’ Dies, Herr, war unsere unvollendet gebliebene Unterhaltung; und da ist nun der Erhabene hergekommen." - "Dies ist nicht angemessen für euch, Mönche, die ihr als Söhne aus guter Familie im Glauben vom Hause fort in die Hauslosigkeit gegangen seid, daß ihr ein derartiges Gespräch führt. Habt ihr euch versammelt, Mönche, gebührt euch zweierlei: Gespräch über die Lehre oder heiliges Schweigen."

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Wer ohne eine Kunst auszuüben dahinlebt, ohne Last (lahu), auf sein Heil bedacht (atthakāma) , ein in jeder Hinsicht erlöster Sinnenzügler (yatindriya), - der heimlos Lebende (anokasāri), dem nichts angehört, der Wunschfreie, der, nachdem er Māra geschlagen hat 213), allein wandelt, - der ist ein Mönch."


198) Dieser Satz, den die Ed. unter Hinweis auf das vorhergehende Sutta kürzt, ist nach dem Text von S. übersetzt. S. liest an dieser Stelle ebenso wie M. mandalamāle; im vorigen Sutta lesen S. und M. wie die Ed.: karerimandalamāle.
199) sippa bedeutet sowohl "Kunst" als auch "Handwerk".
200) ko kim sikkham sikkhi.
201) S. und M. bieten die bessere Lesart kataram sippam sippānam aggan ti.
202) tharusippam. S. liest pharusippam, M.: dārusippam.
203) Möglicherweise ist muddāsippa hier in dem Sinne von hattha-muddāsippa zu deuten. Dies ist die Fertigkeit, mit Hilfe der Finger und Fingerstellung zu rechnen, seine Gedanken mitzuteilen und Zeichen zu geben. Vgl. Franke, Dighanikāya, p. 18, Anm. 9.
205) Das Sankhānasippa bezeichnet vermutlich die Fertigkeit im Abschätzen von Entfernungen, im Taxieren von Werten u. dgl., das in dem "Zusammenzählen" aller in Betracht kommenden Faktoren bestand. Vgl. Franke, a. a. O., p. 19, Anm. 1.
206) lekhā kann außer "Schreiben" auch "Einritzen, Einmeißeln, Eingravieren" bedeuten.
207) Zu lokāyata vgl. Frankes Ausführungen a. a. O., p. 19, Anm. 3.
208) Was man unter der khettavijjā zu verstehen hat, ist nicht klar. Schwerlich trifft Strong mit seiner Übersetzung "skill in agriculture" das Richtige. Daß das Wort hier unmittelbar hinter lokāyata vorkommt, legt die Vermutung nahe, daß es sich um etwas dem lokāyata Verwandtes handelt. Vielleicht die mit spitzfindiger Dialektik aufgestellte und verteidigte Einteilung der Welt in bestimmte "Felder", Gebiete, Regionen u. dgl. Vgl. Franke. a. a. O., p. 15, Anm. 3 über khattavijjā mit der v. 1. khettavijjā.
213) M. liest hitvā mānam: "nachdem er den Dünkel abgelegt hat".


Ud.III.10 Die Welt

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā am Fuße des Bodhi-Baumes, unmittelbar nachdem er ein Erwachter geworden war. Damals aber saß der Erhabene sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen, die Seligkeit der Erlösung genießend. Und nachdem der Erhabene sich nach Ablauf der sieben Tage aus dieser Konzentration erhoben hatte, betrachtete er mit dem Buddha-Auge die Welt. Es sah nun der Erhabene, als er mit dem Buddha-Auge die Welt 214) betrachtete, wie die Wesen in mancherlei Gluten 215) geglüht 216), in mancherlei Fiebern 217) verbrannt werden, die aus Gier, Haß und Verblendung entstanden sind.
Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

"Diese von Gluten erfüllte, gänzlich in den Berührungen befangene Welt erklärt die Krankheit für das Ich.
Anders wird es hernach, als man immer denkt 218).

Die Welt, die im Anderswerden besteht, die am Werden hängt 219), in das Werden verstrickt ist, freut sich sogar noch des Werdens.

Wessen man sich freut 220), das bringt Furcht; wovor man sich fürchtet, das ist Leiden.

Aber man lebt doch diesen reinen Wandel, um vom Werden gänzlich loszukommen. -

Denn alle die Asketen oder Brahmanen, welche die Erlösung vom Werden durch das Werden lehren, die alle sind unerlöst vom Werden, sage ich.

Hinwiederum alle die Asketen oder Brahmanen, welche das Entrinnen aus dem Werden durch Vernichtung 221) lehren, die alle sind dem Werden nicht entronnen, sage ich.

In Abhängigkeit von allen Beilegungen 94) entsteht ja dieses Leiden 222); wenn alles Ergreifen vernichtet ist, ist eine (fernere) Entstehung von Leiden nicht vorhanden.

Siehe diese weite Welt; vom Nichtwissen umstrickt sind die Gewordenen (i. e. Geschöpfe), welche am Gewordenen Gefallen finden, gänzlich unerlöst;

denn was es auch an Arten des Werdens223) gibt, überall und in jeder Hinsicht, - alle diese Arten des Werdens223) sind unbeständig, leidvoll, dem Wandel unterworfen.

Wer dies der Wirklichkeit gemäß in vollkommener Weisheit schaut, dem schwindet der Durst nach Werden dahin, (und auch) an der Vernichtung findet er keinen Gefallen224).

Auf der gänzlichen Vernichtung der ,Dürste’ beruht die restlose, spurlose Aufhebung, das Nibbāna:
Für einen solchen Mönch, der, ohne mehr zu haften, erloschen ist, gibt es kein neues Werden mehr.
Überwunden ist Māra, besiegt im Kampfe; ein solcher ist allen Arten des Werdens entronnen." -


214) In S. und M. fehlt lokam.
215) santāpa bedeutet "Glut, Hitze, Schmerz".
216) santappati bedeutet "erhitzt werden, gequält werden, geplagt werden".
217) parilāha hat ganz wie santāpa die doppelte Bedeutung "Glut, Brennen, Hitze, Fieber; Schmerz, Leiden, Qual".
218) Durch die Lesart von M. yena yena wird ein korrektes Metrum hergestellt. Im übrigen ist der eigentliche Sinn dieses Satzes, sowie einiger anderer Stellen in diesem schwierigen Ud. zweifelhaft. Die Schwierigkeiten werden noch erhöht durch die an einigen Stellen sich direkt widersprechenden Lesarten der Ausgaben und Handschriften (vgl. Anm. 222 und 224).
219) bhavasatto ist die Lesart von S.
220) M. liest besser yad abhinandati.
221) Vgl. Itivuttaka 49 und die Ausführungen hierzu in der Monatsschrift "Buddhistischer Weltspiegel", I. Jahrg., p. 292 ff. und 338 ff.
222) Ich folge hier der Lesart von S. sabbupadhim hi paticca. M. liest upadhim hi paticca. Die Lesart der Ed. na upadhi hi paticca ergibt einen gerade entgegengesetzten Sinn.
223) Arten des Werdens = bhavā.
224) Die Lesart von M. vibhavam nābhinandati empfiehlt sich als die beste. Hier liegt deutlich eine Anspielung auf den Satz von der Entstehung des Leidens (die zweite erhabene Wahrheit) vor. Der Text in der Ed. und S. besagt das direkte Gegenteil.


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Das dritte Kapitel: Nanda.
Übersicht:
Die Tat (1), Nanda (2), Yasoja (3), Sāriputta (4) und der Koliter 225) (5), Pilinda (6), Kassapa (7), das Almosen (8), die Kunst (9), die Welt (10); das sind die zehn.


225) Kolita ist ein Name des Mahā-Moggallāna, wie Upatissa ein solcher des Sāriputta.