So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit hatte sich ein Mönch in der Nähe des Erhabenen mit gekreuzten Beinen niedergesetzt, den Körper gerade aufgerichtet, und hielt ein als Frucht früheren Wirkens aufgekommenes schneidendes, heftiges, stechendes Schmerzgefühl in Wahrheitsgegenwart, klarbewußt, klaglos aus. Der Erhabene sah diesen Mönch in der Nähe sitzen, mit gekreuzten Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, wie er das als Frucht früheren Wirkens aufgekommene schneidende, heftige, stechende Schmerzgefühl in Wahrheitsgegenwart, klarbewußt, klaglos aushielt.
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Für einen Mönch, der alles Wirken aufgab,
Wie Staub abschüttelt, was er einst gewirkt,
vom "Mein" befreit, endgültig feststeht,
für den gibt’s nichts zu klagen bei den Menschen."
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit beklagte sich der ehrwürdige Nando, der Bruder und Vetter des Erhabenen, [31] vor vielen Mönchen: "Freunde, ich führe den Brahmawandel lustlos. Ich kann den Brahmawandel nicht aushalten. Ich will die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren." Daraufhin begab sich ein Mönch zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts. Seitwärts sitzend, sprach der Mönch zum Erhabenen: Herr, der ehrwürdige Nando, der Bruder und Vetter des Erhabenen, hat sich vor vielen Mönchen beklagt: 'Freunde, ich führe den Brahmawandel lustlos. Ich kann den Brahmawandel nicht aushalten. Ich will die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren. '"
Da sprach der Erhabene zu einem Mönch: "Geh, Mönch und sage in meinem Namen dem Mönch Nando: 'Der Meister ruft dich, Freund Nando.'" - "Ja, Herr", sprach der Mönch, begab sich zum ehrwürdigen Nando und richtete seine Botschaft aus. "Gut, Freund", sprach der ehrwürdige Nando, begab sich zum Erhabenen und setzte sich seitwärts. Zu dem seitwärts sitzenden Nando sprach der Erhabene: "Ist es wahr, Nando, daß du dich vor vielen Mönchen beklagt hast: 'Freunde, ich führe den Brahmawandel lustlos. Ich kann ihn nicht aushalten. Ich will die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren'?" - "So ist es, Herr." - "Warum führst du denn den Brahmawandel lustlos, kannst ihn nicht aushalten und willst die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren?" - "Herr, als ich aus dem Haus ging, da schaute mich ein Sākiyermädchen - die Schönste im ganzen Land [32] - mit halb gelöstem Haar an und sprach: 'Lieber Prinz, komm doch bald wieder.' Weil ich daran denken muß, Herr, führe ich den Brahmawandel lustlos, kann den Brahmawandel nicht aushalten, will die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren." - Da nahm der Erhabene den ehrwürdigen Nando am Arm, und so schnell, wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm beugen kann, verschwand er mit ihm aus dem Jetahain und erschien im Bereich der Himmelsgeister der Dreiunddreißig. Dort traten gerade fünfhundert taubenfüßige Himmelsmädchen ihren Dienst bei Sakko, dem König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig an. Der Erhabene fragte den ehrwürdigen Nando: "Nando, siehst du dort die fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen?" - "Ja, Herr." - "Was meinst du, Nando: Wer ist schöner, anmutiger, liebreizender: die landesschönste Sākiyerin oder die fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen?" - "Herr, wie eine angesengte Äffin, der man Ohren und Nase abgeschnitten hat, zählt die landesschönste Sākiyerin neben diesen fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen überhaupt nicht, das ist gar kein Vergleich; die scheidet völlig aus. Diese fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen sind viel schöner, anmutiger, liebreizender!" - "Dann, freue dich, Nando, freue dich, Nando: Ich bürge dir dafür, dass du diese fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen bekommen kannst!" - "Herr, wenn mir der Erhabene dafür bürgt, dass ich diese fünfhundert taubenfüßigen Himmelsmädchen bekommen kann, dann werde ich am Brahmawandel Freude haben!" Da nahm der Erhabene den ehrwürdigen Nando am Arm, und so schnell, wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm beugen kann, verschwand er mit ihm aus dem Bereich der Himmelsgeister der Dreiunddreißig und erschien im Jetahain.
Die Mitmönche des ehrwürdigen Nando erfuhren: "Der ehrwürdige Nando, der Bruder und Vetter des Erhabenen, soll den Brahmawandel für Himmelsmädchen führen! Der Erhabene soll ihm für fünfhundert taubenfüßige Himmelsmädchen gebürgt haben!" Da nannten die Mitmönche den ehrwürdigen Nando einen Lohndiener, einen Geschäftemacher: "Ein Lohndiener, ein Geschäftemacher soll der ehrwürdige Nando sein: er soll den Brahmawandel für Himmelsmädchen führen! Der Erhabene soll ihm für fünfhundert taubenfüßige Himmelsmädchen gebürgt haben!" Weil ihn seine Mönchsfreunde Lohndiener und Geschäftemacher nannten, befielen den ehrwürdigen Nando Qual, Scham, Abscheu. Einsam, abgesondert, unermüdlich, inbrünstig, entschlossen, selbstbeherrscht hatte er gar bald jenes Ziel, um dessetwillen ein Familiensohn aus dem Haus in die Hauslosigkeit hinauszieht, jenes höchste Ziel des Asketentums, in diesem Leben sich selbst in eigener weltüberlegener Schau offenbar gemacht und für immer erreicht: "Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahmawandel, gewirkt, was zu wirken ist: nichts weiter mehr über dieses hinaus", das erkannte er nun. Auch einer der Geheilten war nun der ehrwürdige Nando.
Als die Nacht weit vorgerückt war, begab sich ein Himmelsgeist von
wundersamer Schönheit, den ganzen Jetahain mit seinem herrlichen Glanz
erhellend, zum Erhabenen und stellte sich seitwärts. Seitwärts stehend, sprach
der Himmelsgeist zum Erhabenen: "Herr, der ehrwürdige Nando, der Bruder und
Vetter des Erhabenen hat das Versiegen der Beeinflussung, die von Beeinflussung
freie Gemüterlösung, die Weisheiterlösung zu Lebzeiten sich selbst in
überweltlicher Schau offenbar gemacht und für immer erreicht." Auch dem
Erhabenen stieg die Kenntnis auf: "Nando hat das Versiegen der Beeinflussung..
die von Beeinflussung freie Gemüterlösung, die Weisheiterlösung zu Lebzeiten
sich selbst in überweltlicher Schau offenbar gemacht und für immer erreicht."
Als die Nacht zu Ende ging, begab sich der ehrwürdige Nando zum Erhabenen,
grüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts, Seitwärts sitzend
sprach der ehrwürdige Nando zum Erhabenen: "Herr, was das Versprechen angeht,
dass der Erhabene mir für die Erlangung von fünfhundert taubenfüßigen
Himmelsmädchen bürgt, so befreie ich den Erhabenen von dieser Bürgschaft!" -
"Auch ich, Nando habe, das Gemüt mit dem Gemüt umfassend gesehen: 'Nando hat das
Versiegen der Beeinflussung, die von Beeinflussung freie Gemüterlösung, die
Weisheiterlösung zu Lebzeiten sich selbst in überweltlicher Schau offenbar
gemacht und für immer erreicht.' Und auch ein Himmelsgeist hat es mir angezeigt.
Da nun das Herz, Nando, ohne Überrest von Beeinflussung frei ist, so bin auch
ich von diesem Versprechen entbunden."
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Wer herausfand aus dem Sumpfe,
niedertrat der Sinne Dornen,
ankam an der Blendung Ende,
solchen Mönch bewegt kein Wohl und Weh mehr."
[31] Die Mütter des Erhabenen und Nandos - Māyā und Pajāpatī - waren Schwestern. Māyā war kurz nach der Geburt des späteren Buddha gestorben, und Pajāpatī hatte dessen Vater, König Suddhodano, geheiratet und das mutterlose Kind aufgezogen. Später gab sie den Anstoß zur Gründung des Nonnenordens (A.VIII.51).
[32] Die Überlieferung (J I, 91) sagt, das habe sich an seinem vorgesehenen Hochzeitstag ereignet und das Mädchen sei seine Verlobte gewesen, die wegen ihrer Schönheit den Namen "die Landesschönste " (Janapada-kaliyānī) erhalten habe. (Siehe auch Jātaka 182).
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit waren etwa fünfhundert Mönche mit Yasojo an der Spitze in Sāvatthī angekommen, um den Erhabenen zu besuchen. Während die neu angekommenen Mönche mit den am Ort wohnenden Mönchen Begrüßungsworte austauschten, die Lagerstätten zurechtmachten und Almosenschalen und Gewänder ablegten, machten sie lauten, großen Lärm. Da fragte der Erhabene den ehrwürdigen Ānando: "Wer macht denn da so lauten, großen Lärm? Man könnte gerade meinen, Fischern [33] würde Ihr Fang geraubt!" - "Herr, da sind diese fünfhundert Mönche mit Yasojo an der Spitze in Sāvatthī angekommen, um den Erhabenen zu besuchen. Bei der Begrüßung mit den am Ort wohnenden Mönchen, beim Zurechtmachen der Lagerstätten und beim Ablegen der Almosenschalen und Gewänder machen diese Neuankömmlinge so lauten, großen Lärm." - "Dann rufe in meinem Namen diese Mönche her, Ānando: 'Der Meister läßt euch rufen, Freunde! '" - "Ja, Herr," antwortete der ehrwürdige Ānando dem Erhabenen, ging zu jenen Mönchen hin und sprach: "Der Meister läßt euch rufen, Freunde!" - "Ja, Herr", antworteten die Mönche dem ehrwürdigen Ānando, gingen zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts.
Der Erhabene sprach zu den seitwärts sitzenden Mönchen: "Was macht ihr denn so lauten, großen Lärm als ob Fischern ihr Fang geraubt würde?" Auf diese Frage antwortete der ehrwürdige Yasojo dem Erhabenen: "Diese fünfhundert Mönche sind gerade in Sāvatthī angekommen, um den Erhabenen zu besuchen. Bei der Begrüßung mit den hiesigen Mönchen, beim Zurechtmachen der Lagerstätten und beim Ablegen der Almosenschalen und Gewänder hat es lauten, großen Lärm gegeben." - "Geht, Mönche! Ich schicke euch fort! Ihr dürft nicht bei mir bleiben!" - "Ja, Herr", sprachen jene Mönche zum Erhabenen, standen auf, grüßten den Erhabenen mit gefalteten Händen, räumten ihre Lagerstätten zusammen, nahmen Obergewand und Schale und machten sich auf den Weg zu den Vajjern.
Sie wanderten durch das Land der Vajjer zum Fluß Vaggumudā. Am Ufer des Flusses Vaggumudā bauten sie Laubhütten und traten dort die Regenzeit an. Als der ehrwürdige Yasojo den Regenzeit-Aufenthalt angetreten hatte, sprach er zu den Mönchen: "Freunde, vom Erhabenen sind wir aus Fürsorge für unser Heil, von Mitempfinden bewogen, aus Mitempfinden, fortgeschickt worden. Nun laßt uns unseren Aufenthalt so gestalten, Freunde, dass der Erhabene mit der Art, wie wir leben, zufrieden ist." - "So sei es, Freund", stimmten die Mönche zu.
Nun verweilten diese Mönche einsam, abgesondert, unermüdlich, inbrünstig, entschlossen, selbstbeherrscht so, dass sie alle im Laufe dieser Regenzeit die drei Wissen [34] verwirklichten.
Nachdem der Erhabene, so lange es ihm richtig erschienen war, in Sāvatthī geweilt hatte, trat er die Wanderschaft nach Vesāli an. Von Ort zu Ort wandernd gelangte er nach Vesāli und nahm dort seinen Aufenthalt im Großen Wald in der Halle des Giebelhauses. Von dort betrachtete der Erhabene jene Mönche am Ufer des Flusses Vaggumudā, ihr Gemüt mit dem Gemüt umfassend, und sprach zum ehrwürdigen Ānando: 'Von Licht erfüllt erscheint mir diese Gegend, Ānando, von Glanz erfüllt. In diese Gegend zu gehen, wo die Mönche am Ufer des Flusses Vaggumudā weilen, um nach ihnen zu sehen, war mir alles andere als unangenehm [35] Ānando, schicke einen Boten zu den Mönchen am Ufer des Flusses Vaggumudā: 'Der Meister läßt die Ehrwürdigen rufen, der Meister möchte gern die Ehrwürdigen sehen'!" - "Ja, Herr", antwortete der ehrwürdige Ānando dem Erhabenen, ging zu einem anderen Mönch und sprach zu ihm: "Freund geh zu den Mönchen am Ufer des Flusses Vaggumudā und sprich zu ihnen: 'Der Meister läßt die Ehrwürdigen rufen; der Meister möchte gern die Ehrwürdigen sehen '!" - "Ja, Freund", antwortete jener Mönch dem ehrwürdigen Ānando, und so schnell wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm beugen kann, verschwand er aus dem Großen Wald von der Halle des Giebelhauses und erschien am Ufer der Vaggumudā vor jenen Mönchen. Dort sprach dieser Mönch zu den Mönchen: "Der Meister läßt die Ehrwürdigen rufen; der Meister möchte die Ehrwürdigen gern sehen!" - "Ja, Freund", antworteten jene Mönche dem Mönch, räumten ihre Lagerstätten zusammen, nahmen Obergewand und Schale und so schnell wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm beugen kann, verschwanden sie vom Ufer der Vaggumudā und erschienen in der Halle des Giebelhauses vor dem Erhabenen. Zu der Zeit saß der Erhabene in regloser Einung. Da fragten sich jene Mönche: "In welcher Einung weilt wohl jetzt der Erhabene?" Und sie erkannten: "In regloser Einung weilt jetzt der Erhabene" und ließen sich alle in regloser Einung nieder.[36]
Als die Nacht vorgerückt und die erste Nachtwache verstrichen war, erhob sich der ehrwürdige Ānando, ordnete das Gewand über der einen Schulter und sprach mit gefalteten Händen zum Erhabenen: "Vorgerückt ist die Nacht,. die erste Nachtwache ist verstrichen, schon lange sind die Mönche gekommen und haben sich niedergesetzt. Herr, möge der Erhabene die angekommenen Mönche begrüßen!" Auf diese Worte verharrte der Erhabene im Schweigen. Ein zweites Mal, als die Nacht weiter vorgerückt und die mittlere Nachtwache verstrichen war, erhob sich der ehrwürdige Ānando, ordnete das Gewand über der einen Schulter und sprach mit gefalteten Händen zum Erhabenen: "'Vorgerückt ist die Nacht; die mittlere Nachtwache ist verstrichen, schon lange sind die Mönche gekommen und haben sich niedergesetzt. Herr, möge der Erhabene die angekommenen Mönche begrüßen!" Auch auf diese Worte verharrte der Erhabene im Schweigen. Und ein drittes Mal, als die Nacht weiter vorgerückt und die letzte Nachtwache verstrichen war, der Morgen graute und der Tag anzubrechen begann, erhob sich der ehrwürdige Ānando, ordnete das Gewand über der einen Schulter und sprach mit gefalteten Händen zum Erhabenen: "Vorgerückt ist die Nacht; die letzte Nachtwache ist verstrichen, der Morgen graut, der Tag bricht an: schon lange sind die Mönche gekommen und haben sich niedergesetzt. Herr, möge der Erhabene die angekommenen Mönche begrüßen!"
In diesem Augenblick hatte sich der Erhabene aus der Einung erhoben und sprach zum ehrwürdigen Ānando: "Wenn du darin Erfahrung hättest, Ānando, dann hättest du das nicht sagen können. Ich und diese fünfhundert Mönche saßen alle in regloser Einung."
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Wer den Dorn der Sinnensucht besiegt hat,
Kränkung und Verletztheit, alle Bande,
der steht wie ein Berg so reglos da.
Untreffbar von Glück wie Leid ist solch ein Mönch."
[33] Yasojo stammte aus einer Fischerfamilie (Proper Names S. 691). Er hat die Verse Thag 243-245 hinterlassen.
[34]
[35] Der Erwachte spielt hier offenbar auf seine Betrachtung des Herzenszustandes jener nun geheilten Mönche an.
[36] "Reglos" ist eine Einigung erst dann, wenn alle drei Arten von Wirksamkeiten - körperliche, sprachliche und Herzens-Wirksamkeit (Wahrnehmung und Gefühl) - zeitweilig ruhen, Das ist das manchen Geheilten für eine vorübergehende Zeit erreichbare Eintauchen in die absolute Freiheit, den ewigen Frieden der Auflösung von Wahrnehmung und Gefühl, das namenlose zeitlose Wohl, das beim Geheilten nach Wegfall des Körpers auf ewig nicht mehr unterbrochen werden kann.
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit hatte sich der ehrwürdige Sāriputto unweit des Erhabenen mit gekreuzten Beinen niedergesetzt, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich hin gerichtet. Der Erhabene sah den ehrwürdigen Sāriputto in der Nähe sitzen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich hin gerichtet.
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"So wie ein Berg aus hartem Fels
unwankbar fest gegründet steht,
so ist ein Mönch, dem Blendung wich,
gleich einem Berg ganz untreffbar."(= Theragāthā 1000)
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit hatte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno unweit des Erhabenen mit gekreuzten Beinen niedergesetzt, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich hin gerichtet. Der Erhabene sah den ehrwürdigen Mahāmoggallāno in der Nähe sitzen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich hin gerichtet.
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Wenn die Achtsamkeit beim Körper feststeht,
sechs Gebiete der Berührung wohlbezähmt sind,
kann der Mönch, der stets in Einung ist,
bei sich selber das Erlöschen sehen. "
[37] Mahāmoggallāno hieß vor seinem Ordenseintritt Kolito
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene bei Rājagaha im Bambuspark am Futterplatz der Eichhörnchen. Zu der Zeit redete der ehrwürdige Pilindavaccho Mönche mit "Vasala" (Angehöriger einer niederen Kaste) an. Da begab sich eine große Schar von Mönchen zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts. Seitwärts sitzend sprachen die Mönche zum Erhabenen: "Herr, der ehrwürdige Pilindavaccho redet Mönche mit 'Vasala' an." Da wandte sich der Erhabene an einen Mönch: "Geh, Mönch, und sage dem Mönch Pilindavaccho in meinem Namen: Der Meister läßt dich rufen, Freund Pilindavaccho.'" "Ja, Herr", antwortete der Mönch, begab sich zum ehrwürdigen Pilindavaccho und sprach: "Der Meister läßt dich rufen, Freund " - "Ja, Freund", antwortete der ehrwürdige Pilindavaccho, begab sich zum Erhabenen, grüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts.
Zu dem seitwärts sitzenden ehrwürdigen Pilindavaccho sprach der Erhabene: "Ist es wahr, wie man sagt, Vaccho, dass du Mönche mit 'Vasala' ansprichst?" - "So ist es, Herr." Da sprach der Erhabene, der im Geist die früheren Geburten des ehrwürdigen Pilindavaccho betrachtet hatte, zu den Mönchen: "Mönche, regt euch nicht über den Mönch Pilindavaccho auf! Vaccho spricht Mönche nicht in verletzender Absicht als Vasala an. Fünfhundert Wiedergeburten des Mönchs Vaccho in ununterbrochener Reihenfolge haben ihn in Brahmanenfamilien geführt. Da hat er sich sehr lange an die Anrede 'Vasala' gewöhnt. Dadurch gebraucht er die Anrede 'Vasala' aus bloßer Gewohnheit."
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"In wem nicht Arg, nicht Überheblichkeit,
wer gierfrei, selbstlos ist und wunschlos,
den Zorn abtat, im Innern kühl geworden,
der ist Brahmane, ist Asket, ist Mönch."[38]
[38] Pilindavaccho war also ein Geheilter. Er wird sogar unter den Spitzen der Mönche genannt (A.I.24). Die leere, im höchsten Sinn harm-lose Form sprachlicher Bewegungsmuster kann in einem solchen Extremfall die Erreichung des Heilsstandes überdauern. Wenn die Mitmönche an Pilindavaccho selber herangetreten wären, so hätte er wohl die Situation in Frieden aufzulösen verstanden, aber der Erwachte hielt es für besser, den Mönchen zu helfen, den kritisierten - geheilten! - Bruder so anzunehmen, wie er war und wieder einmal zu lernen: "Urteilt nicht die Menschen ab..." (A.VI.44)
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene bei Rājagaha im Bambuspark am Futterplatz der Eichhörnchen. Zu der Zeit weilte der ehrwürdige Mahākassapo in der Pipphalihöhle. Sieben Tage lang saß er dort mit gekreuzten Beinen in Einung. Nachdem die sieben Tage vorüber waren, erhob er sich aus dieser Einung. Aus dieser Einung herausgetreten, beschloß der ehrwürdige Mahākassapo: "Ich will nach Rājagaha auf Almosengang gehen."
Damals waren fünfhundert Himmelswesen darauf aus, dem ehrwürdigen Mahākassapo Almosenspeise zu verschaffen. Der ehrwürdige Mahākassapo jedoch lehnte das Angebot der fünfhundert Himmelswesen ab, kleidete sich in der Morgenfrühe an, nahm Obergewand und Almosenschale und ging auf Almosengang nach Rājagaha. Da verlangte Sakko, den König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig danach, dem ehrwürdigen Mahākassapo Almosenspeise zu spenden. Er nahm das Aussehen eines Webers an, der am Webstuhl webt, und Sujāta, ein Titanenmädchen, handhabte das Weberschiff. Auf seinem Almosengang von einem Haus zum nächsten kam der ehrwürdige Mahākassapo auf die Behausung Sakkos, des Königs der Himmelsgeister der Dreiunddreißig zu.
Als Sakko, der König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig, von weitem den ehrwürdigen Mahākassapo kommen sah, kam er aus dem Haus, nahm ihm die Schale aus der Hand, ging ins Haus, schöpfte gekochten Reis aus einem Topf, füllte ihn in die Schale und reichte sie dem ehrwürdigen Mahākassapo. Dabei wurde diese Almosenspeise mit den verschiedensten Zutaten, den verschiedensten Beigaben und Saucen garniert. Da dachte der ehrwürdige Mahākassapo: "Wer ist dieses Wesen, das solche Geistesmacht hat?" Und es kam ihm in den Sinn: "Das wird Sakko, der König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig sein." Als er das gemerkt hatte, sprach er zu Sakko, dem König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig: "Das bist doch du gewesen, Kosiyo! [der Familienname Sakkos] Tu so etwas nicht wieder!" - "Auch ich, Herr Kassapo, strebe nach Verdienst, auch ich muß mir Verdienst erwirken, Herr Kassapo!" Und Sakko, der König der Himmelsgeister der Dreiunddreißig, grüßte den ehrwürdigen Mahākassapo mit gefalteten Händen, umschritt ihn rechts herum, fuhr zum Himmel auf und tat - in der Luft schwebend - dreimal tief aufatmend den Ausspruch: [udāna] "O Gabe, höchste Gabe! Eine Gabe an den ehrwürdigen Mahākassapo ist wohl gegründet! O Gabe, höchste Gabe! Eine Gabe an den ehrwürdigen Mahākassapo ist wohlgegründet!"
Der Erhabene hörte mit dem himmlischen Ohr, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, diesen Ausspruch Sakkos. Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Einen Mönch, der von Almosen lebt,
auf sich selbst gestützt, von keinem abhängt:
sehnsuchtsvoll beneiden ihn selbst Himmelsgeister,
den Befriedeten in Wahrheitsgegenwart."
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Jetahain im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit saßen viele Mönche, von einem Almosengang zurückgekehrt, nach dem Mahl in der Karerihalle zusammen, und es erhob sich folgendes Gespräch: "Freunde, ein Mönch, der sich nur vom Almosengang ernährt, [41] bekommt auf dem Almosengang manchmal dem Augsinn angenehme Formen zu sehen, dem Ohrsinn angenehme Töne zu hören, dem Nasensinn angenehme Düfte zu riechen, dem Zungensinn angenehme Geschmäcke zu schmecken, dem Körpersinn angenehme Tastungen zu tasten. Freunde, ein Mönch, der sich nur vom Almosengang ernährt, wandert hochgeschätzt, anerkannt, angesehen, geachtet, verehrt, mit Aufmerksamkeit bedacht. Da wollen doch auch wir uns nur noch vom Almosengang ernähren; dann bekommen auch wir auf dem Almosengang manchmal dem Augsinn angenehme Formen zu sehen, dem Ohrsinn angenehme Töne zu hören, dem Nasensinn angenehme Düfte zu riechen, dem Zungensinn angenehme Geschmäcke zu schmecken, dem Körpersinn angenehme Tastungen zu tasten und wandern als Mönche, die sich nur vom Almosengang ernähren, hochgeschätzt, anerkannt, angesehen, geachtet, verehrt, mit Aufmerksamkeit bedacht." So lief das endlose Gerede dieser Mönche dahin.
Da hatte sich der Erhabene beizeiten aufgemacht, hatte Obergewand und Schale genommen und war zur Karerihalle gegangen. Dort setzte er sich auf einen bereitstehenden Sitz und sprach zu den Mönchen: "Zu welchem Gespräch seid ihr gerade zusammengekommen und wobei habt ihr euch gerade unterbrochen?" - Die Mönche berichteten dem Erhabenen das ganze Gespräch.
"Das ist doch nichts für euch, Mönche, die ihr aus Vertrauen aus dem Haus in die Hauslosigkeit gezogen seid, dass ihr ein solches Gespräch führt. Wenn ihr zusammenkommt, Mönche, dann ist zweierlei für euch angebracht: ein Gespräch über die Lehre oder heilendes Schweigen!"
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Einen Mönch, der von Almosen lebt,
auf sich selbst gestützt, von keinem abhängt:
sehnsuchtsvoll beneiden ihn selbst Himmelsgeister,
aber nicht, wenn er auf Lob und Anseh’n aus ist!"
[41] also keine Einladungen und keine ihm überbrachte Nahrung annimmt
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Jetahain im Kloster Anāthapindikos. Zu der Zeit saßen viele Mönche, vom Almosengang zurückgekehrt, nach dem Mahl in der Karerihalle zusammen, und es erhob sich folgendes Gespräch: "Freunde, wer versteht sich eigentlich auf eine Kunst? Wer ist erfahren in einer Kunst? Welches ist der Gipfel der Künste?" Da sagten die einen: "Elefantenbändigen ist die höchste Kunst", andere: "Rossebändigen", andere: "Wagenlenken", wieder andere: "Bogenschießen", andere: "Schwertkunst"; andere meinten: "Die Zeichensprache ist die höchste Kunst", andere: "nein, Zählen", andere: "nein, Zahlenschätzen", wieder andere meinten: "Nein, die Schreibkunst", andere nannten die Dichtkunst, die Kunst der rhetorischen Welterklärung, die Kunst der Feldmesser. So lief das endlose Gerede dieser Mönche dahin.
Da hatte sich der Erhabene beizeiten aufgemacht, hatte Obergewand und Schale genommen und war zur Karerihalle gegangen. Dort setzte er sich auf einen bereitstehenden Sitz und sprach zu den Mönchen: "Zu welchem Gespräch seid Ihr gerade zusammengekommen und wobei habt ihr euch gerade unterbrochen?" - Die Mönche berichteten dem Erhabenen das ganze Gespräch.
"Das ist doch nichts für euch, Mönche, die ihr aus Vertrauen aus dem Haus in die Hauslosigkeit gezogen seid, dass ihr ein solches Gespräch führt. Wenn ihr zusammenkommt, Mönche, dann ist zweierlei für euch angebracht: ein Lehrgespräch oder heilendes Schweigen!"
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Wer frei von Künsten, leicht, dem Heil nur lebt,
die Sinne bändigt, losgelöst von allem,
hauslos dahinzieht, selbstlos, wunschlos,
das Dünken abtat, einzeln geht, ist Mönch."
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene bei Uruvela am Ufer des Flüßchens Nerañjarā am Fuße des Bodhibaumes, soeben vollkommen erwacht. Da saß der Erhabene sieben Tage lang nur mit gekreuzten Beinen da und empfand das Wohl der Erlösung. Als diese sieben Tage verflossen waren, tauchte der Erhabene aus dieser Einung auf und sah mit dem Auge eines Erwachten die Welt aus dem Abstand des Losgelösten.[42] Als der Erhabene die Welt mit dem Auge eines Erwachten aus dem Abstand des Losgelösten überblickte, da sah er die Wesen in vielerlei Gluten glühen [santāpehi santappamāne] und in vielerlei Fiebern aus Anziehung, Abstoßung, Blendung brennen.
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Diese Welt - aus Brand bestanden,
durch Berührung unterhalten -
spricht die Krankheit als das Selbst an.
Wo sie solch Vermeinen bildet -
damit wird es andersartig.
Anders-Werden - das heißt: 'Werden'.
Welt, von Werden unterhalten,
sucht bei Werden nach Befriedigung.
Mit Befriedigung ist Angst da.
Worum Angst ist, da ist Leiden.
Um dem Werden zu entrinnen,
führt man doch den Reinheitswandel!
Jene Pilger und Brahmanen,
die da lehren, dass ein Dasein
durch ein anderes erlöst wird,
das sind alles Unerlöste
aus dem Werden, so verkünd' ich.
Doch die Pilger und Brahmanen,
die da lehren, dass das Dasein
durch Vernichtung überwindbar:
die sind gleichfalls nicht entronnen
aus dem Werden, so verkünd' ich:
nicht indem man es doch aufgreift.-[44]
Hört man auf mit allem Greifen,[45]
gibt’s kein weit'res Leidenswerden.[46]
'Diese Welt' sieh, die zerspaltne.[47]
Sind aus Wahn sie am Geword'nen
froh, entrinnen nicht die Wesen:[48]
Denn was auch an Daseinsweisen
wo und wie geartet sein mag:
Alle diese Daseinsweisen:
unbeständig sind sie, leidvoll
und dem Wandel unterworfen.
Wer das so, wie es geworden,
mit dem rechten klaren Blick schaut,
dem vergeht der Durst nach Dasein,
Daseinsendigungsdurst ergreift ihn.[49] -
Aller Dürste völliges Schwinden,
Reizes restloses Verblassen,
AUFHÖREN: das ist Nirvāna.
Solch ein Mönch, der branderloschen,
nicht mehr greift, muß nie mehr werden:[50]
Todesfürst [Māro] bezwungen
Sieg im Kampf errungen!
Ewig frei von allen Daseinsarten!"
[42] volokesi = "blickte mit Abstand", PTS: "blickte prüfend,
forschend"
[44] Wer etwas vernichten zu müssen meint, greift es damit eben doch wieder auf,
statt es loszulassen oder, noch besser, gar nicht erst aufzugreifen.
[45] sabb-úpadāna-kkhayā
[46] sambhavo = Entstehung, Geburt
[47] puthu hat eine Doppelbedeutung (vgl. PTS S 446 1. Sp.): zum einen
"flach, breit" (in puthujjana = der "Oberflächenmensch"), aber auch
"getrennt, verschieden" (etwa in puthu-vacana = vielfältige Aussagen,
Meinungen). Je flacher, um so vielfältiger, je tiefer, um so einiger. In dem
Wort "zerspalt'ne" klingen beide Bedeutungen durch.
[48] bhúta-ratā vā a-pari-muttā
[49] vibhava-tanhā (a)bhinandati = beim Nichtseinsdurst versucht er
Befriedigung zu finden: Auch das ist Durstbefriedigung, durch die der Durst so
wenig auf Dauer endet wie der körperliche Durst durch Salzwassertrinken. Die
Lösung bringen die nächsten Verszeilen.
[50] an-upādā = "durch Nichtergreifen" (vgl. S 48,50)