Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

ERSTES HALBHUNDERT (Mūlapaṇṇāsam)

Zweiter Teil (Vaggo Dutiyo) - Buch des Löwenrufs (Sīhanādavaggo)

18. (II,8) Madhupindika Sutta (Der gute Bissen)

 

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sak­ker, bei Kapilavatthu, im Park der Feigenbäume. Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schale und ging nach der Stadt um Almosenspeise. Und als der Erhabene, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten hatte, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich in den Großen Wald, für den Tag. Im Inneren des Großen Waldes setzte sich der Erhabene unter eine Gruppe von Zitronen­apfelbäumen, um hier bis gegen Sonnenunter­gang zu verweilen.

 

            Dandapani nun aber, ein Sakyerprinz, erging sich lustwandelnd dahin und dorthin und kam in den Großen Wald. Im Inneren des Großen Waldes ge­langte er zur Gruppe der Zitronenapfelbäume, zum Erhabenen. Da tauschte er mit dem Erhabenen höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und stellte sich, auf seinen Spazierstock gestützt, seitwärts hin, Hierauf nun sprach Dandapani der Sakker zum Erhabenen also:

            "Was bekennt und verkündet der Asket?"

            "Daß der Bekenner, Bruder, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung gerät, und daß dem wunsch­entwunden Verweilenden, dem Heiligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmut vertilgt hat, weder Dasein noch Nichtsein begehrt, Wahr­nehmungen nicht an­haften: das bekenne ich, Bruder, das verkünde ich."

 

            "Auf diese Worte senkte der Sakker Dandapani den Kopf, ließ die Zunge sehn, zog die Brauen mit drei Stirnfalten in die Höhe und ging, auf seinen Spazierstock gestützt, von dannen.

 

            Nachdem nun der Erhabene gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich in den Park der Feigenbäume. Dort angelangt setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz. Hierauf nun wandte sich der Erha­bene an die Mönche:

 

            "Als ich da, Mönche, heute früh gerüstet war, begab ich mich, mit Mantel und Schale versehn, auf den Almosengang nach Kapilavatthu. Nach Emp­fang der Almosenspeise kehrte ich von der Stadt zurück und ging nach dem Mahle zum Großen Wald, für den Tag. Im Inneren des Großen Waldes setzte ich mich unter eine Gruppe von Zitronenapfelbäumen, bis gegen Sonnen­untergang dort zu ver­weilen. Dandapani nun aber, ihr Mönche, ein Sakyer­prinz, kam lustwandelnd in den Großen Wald, zur Gruppe der Bäume, unter der ich saß. Da tauschte er mit mir höflichen Gruß und freundliche, denk­würdige Worte und stellte sich, auf seinen Spazierstock gestützt, seitwärts hin. Und nun, ihr Mönche, sprach Dandapani der Sakker also zu mir: 'Was bekennt und verkündet der Asket?' Hierauf erwiderte ich, ihr Mönche, dem Sakker Dandapani: 'Daß der Bekenner, Bruder, in der Welt mit ihren Göt­tern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung ge­rät, und daß dem wunschentwunden Verweilenden, dem Hei­ligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmut vertilgt hat, weder Dasein noch Nichtsein begehrt, Wahrnehmungen nicht anhaften: das bekenne ich, Bruder, das ver­künde ich.' Auf diese Worte, ihr Mönche, senkte der Sakker Dandapani den Kopf, ließ die Zunge sehn, zog die Brauen mit drei Stirnfalten in die Höhe und ging, auf seinen Spazierstock gestützt, von dannen."

            "Auf diese Worte wandte sich einer der Mönche an den Erhabenen und sprach:

            "Und was bekennt, o Herr, der Erhabene und gerät in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung, und wie haften, o Herr, dem Erhabenen, dem wunschentwunden Verweilenden, dem Heiligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmut vertilgt hat, weder Dasein noch Nicht­sein begehrt, Wahrnehmungen nicht an?"

 

            "Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Ent­sprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glau­bensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zwei­felanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaf­tungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nicht­wissens, so ist das eben das Ende vom Wüten und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst."

 

            "Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte, stand er auf und zog sich in das Wohnhaus zurück.

 

            Da gedachten denn die Mönche, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, unter sich: 'Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fas­sung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurz­gefaßten Lehre Inhalt ausführlich begründen?' Da sagten sich nun jene Mön­che: 'Der ehrwürdige Mahākaccano wird selbst vom Meister gepriesen, von den verständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccano imstande, den Inhalt dieser kurzgefaßten Lehre ausführlich zu begründen; wie, wenn wir uns nun zum ehrwürdigen Mahākaccano begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt darzulegen?'

 

            Und jene Mönche begaben sich zum ehrwürdigen Mahākaccano, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum ehr­würdigen Mahākaccano also:

 

            "Folgende Lehre, Bruder Kaccano, hat uns der Erhabene in kurzer Fas­sung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen: 'Wenn der Sonderheit Wahrneh­mungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt fin­den, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifel­anhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseins­lust, so ist das eben das Ende der An­haftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüten und Blut­ver­gießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst.' Da kam uns, Bruder Kaccano, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, der Gedanke: 'Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist auf­gestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurzgefaßten Lehre Inhalt ausführlich begründen?' Da kam uns,Bruder Kaccano, der Gedanke: 'Der ehrwürdige Mahākaccano wird selbst vom Meister gepriesen, von den verständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccano imstande, den Inhalt dieser kurzgefaßten Lehre ausführlich zu begründen; wie, wenn wir uns nun zum ehr­würdigen Mahākaccano begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt dar­zulegen?' Mög' es der ehr­würdige Mahākaccano tun!"

 

            "Gleichwie etwa, Brüder, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, über Wurzel und Stamm eines großen kernig da­stehenden Baumes hinaufkletterte und im Laubgezweige Kernholz finden wollte: so ergeht es nun hier euch Ehrwürdigen, die ihr vor dem Meister ge­wesen seid, den Herrn übergangen habt und von mir die Lösung der Frage erwartet. Doch der Erhabene, ihr Brüder, ist der kennende Kenner und der sehende Seher, der Auggewordene, Erkenntnisgewordene, Wahrheitgewor­dene, Heiligkeitgewordene, der Künder und Verkünder, der Eröffner des Inhalts, der Spender der Unsterblich­keit, der Herr der Wahrheit, der Voll­endete. Und es war ja wohl noch an der Zeit gewesen, daß ihr den Erhabenen selbst befragen und diesen Gegenstand der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren konntet."

 

            "Freilich, Bruder         Kaccano, ist der Erhabene der Kenner und der sehende Seher, der Auggewordene, Erkenntnisgewordene, Wahrheitgewor­dene, Heiligkeit­gewordene, der Künder und Verkünder, der Eröffner des In­halts, der Spender der Unsterblichkeit, der Herr der Wahrheit, der Vollendete. Und es war ja wohl noch an der Zeit gewesen, daß wir den Erhabenen selbst befragen und diesen Gegenstand der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren konnten. Aber der ehr­würdige Mahākaccano wird ja selbst vom Meister gepriesen und von den ver­ständigen Ordensbrüdern verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccano im­stande, den Inhalt jener vom Erhabe­nen in der Kürze gegebenen Lehre ausführ­lich darzulegen. Möge es der ehr­würdige Mahākaccano tun und es nicht übel­nehmen!"

 

            "Wohlan denn, ihr Brüder, so höret und achtet wohl auf meine Rede!"

            "Gewiß, o Bruder!n antworteten da aufmerksam jene Mönche dem ehr­würdigen Mahākaccano. Der ehrwürdige Mahākaccano sprach also:

 

            "Die Lehre, Brüder, die uns der Erhabene in der Kürze gegeben hat: 'Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Men­schen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Ent­sprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubens­an­haftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüten und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst': diese kurzgefaßte Lehre, ihr Brü­der, stelle ich ihrem Inhalt gemäß in folgender Weise ausführlich dar:

 

            "Durch das Gesicht, Brüder, und die Formen entsteht das Sehbewußtsein, der Ein­schlag der drei gibt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahr­nimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man abson­dert tritt, dadurch be­dingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Sehbewußtsein gehenden Formen vergangener, gegenwärtiger und zukünf­tiger Zeiten an den Menschen heran.

 

            "Durch das Gehör, Brüder, und die Töne entsteht das Hörbewußtsein, der Einschlag der drei gibt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahr­nehmungen in den durch das Hörbewußtsein gehenden Tönen vergangener, gegen­wärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran.

 

            "Durch den Geruch, Brüder, und die Düfte entsteht das Riechbewußtsein, der Einschlag der drei gibt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl be­dingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, da­durch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Riechbewußtsein gehenden Düften vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran.

 

            "Durch den Geschmack, Brüder, und die Säfte entsteht das Schmeckbewußt­sein, der Einschlag der drei gibt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unter­scheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Schmeck­bewußtsein gehenden Säften vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Men­schen heran.

 

            "Durch das Getast, Brüder, und die Tastun­gen entsteht das Tast­bewußtsein, der Einschlag der drei gibt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unter­scheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonder­heit Wahrnehmungen in den durch das Tast­bewußtsein gehenden Tastungen vergangener, gegenwärtiger und zukünf­tiger Zeiten an den Menschen her­an.

 

            "Durch das Gedenken, Brüder, und die Dinge ent­steht das Denkbewußt­sein, der Einschlag der drei gibt Berührung, durch die Be­rührung ist das Ge­fühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahr­nimmt unter­scheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man ab­sondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahr­neh­mungen in den durch das Denkbewußtsein gehenden Dingen vergangener, gegen­wärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran.

 

            "Ist nun, Brüder, Gesicht, Form und Sehbewußtsein da, so darf man auf das Erscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung erschienen, so darf man auf das Erscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahr­nehmung erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung erschienen, so darf man schließen, daß die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit erscheinen werden.

 

            "Ist nun, Brüder, Gehör, Ton und Hörbewußtsein da,

            "Ist nun, Brüder, Geruch, Duft und Riechbewußtsein da,

            "Ist nun, Brüder, Geschmack, Saft und Schmeckbewußtsein da,

            "Ist nun, Brüder, Getast, Tastung und Tastbewußtsein da,

            "Ist nun, Brüder, Gedenken, Ding und Denkbewußtsein da, so darf man auf das Erscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung erschienen, so darf man auf das Erscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahr­nehmung erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung erschienen, so darf man schließen, daß die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit erscheinen werden.

 

            "Ist nun, Brüder, Gesicht, Form und Sehbewußtsein nicht da, so darf man auf das Nichterscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung nicht er­schienen, so darf man auf das Nichterscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Wahrneh­mung schließen, ist die Wahrnehmung nicht erschienen, so darf man auf das Nicht­erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung nicht er­schienen, so darf man schließen, daß die der Reihe nach herantretenden Wahr­nehmungen der Sonderheit nicht erscheinen werden.

 

            "Ist nun, Brüder, Gehör, Ton und Hörbewußtsein nicht da,

            "Ist nun, Brüder, Geruch, Duft und Riechbewußtsein nicht da,

            "Ist nun, Brüder, Geschmack, Saft und Schmeckbewußtsein nicht da,

            "Ist nun, Brüder, Getast, Tastung und Tastbewußtsein nicht da,

            "Ist nun, Brüder, Gedenken, Ding und Denkbewußtsein nicht da, so darf man auf das Nichterscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahrnehmung nicht erschienen, so darf man auf das Nicht­erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unter­scheidung nicht er­schienen, so darf man schließen, daß die der Reihe nach herantretenden Wahr­nehmungen der Sonderheit nicht erscheinen werden.

 

            "Das, ihr Brüder, betrachte ich als die ausführliche Darlegung jener Lehre, die uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben hat. Wenn es euch Ehrwür­digen nun recht ist, so gehet hin und befragt den Erhabenen selbst hierüber: wie es uns der Erhabene erklärt wollet es behalten."

 

            Da waren denn jene Mönche über des ehrwürdigen Mahākaccano Rede erfreut, erhoben sich befriedigt von ihren Sitzen und begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seit­wärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum Er­habenen also:

 

            "Folgende Lehre, o Herr, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben und ist, ohne den Inhalt ausführlich erläutert zu haben, aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen: 'Wenn der Sonderheit Wahrnehmun­gen, Mönche, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dün­kelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüten und Blut­vergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst.' Da kam uns, o Herr, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, der Gedanke: 'Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fas­sung, ohne ausführliche Erläuterung gegeben, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurzgefaßten Lehre Inhalt ausführlich begründen? Da kam uns, o Herr, der Gedanke: 'Der ehrwürdige Mahākaccano wird selbst vom Meister gepriesen, von den ver­ständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākac­cano imstande, den Inhalt dieser kurzgefaßten Lehre ausführlich zu begrün­den; wie, wenn wir uns nun zum ehrwürdigen Mahākaccano begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt darzulegen ?' Und wir begaben uns, o Herr, zum ehrwürdigen Mahākaccano und baten ihn um Aufklärung. Da hat uns, o Herr, der ehrwürdige Mahākaccano auf solche Weise, in solcher Art, mit solchen Bestim­mungen den Inhalt dargestellt."

 

            "Weise, ihr Mönche, ist Mahākaccano, wissensmächtig, ihr Mönche, ist Mahākaccano. Wolltet ihr mich, ihr Mönche, um Aufklärung angehn, ich würde den Gegenstand genau so erläutern, wie ihn Mahākaccano erläutert hat: denn eben das ist der Inhalt, und den sollt ihr derart bewahren."

 

            "Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Ānando an den Erhabenen und sagte:

 

            "Gleichwie etwa, o Herr, wenn ein Mann, der von Hunger und Schwäche gepeinigt wird, einen guten Bissen fände; wie er ihn da nach und nach ge­nösse, empfände er angenehmen Geschmack, Genugtuung: ebenso nun auch, o Herr, mag ein Mönch, dem seine Geistesbildung angelegen ist, wie er sich da nach und nach mit dem Gang dieser Lehre weise vertraut macht, wohl Befriedigung empfinden, Geistesruhe erlangen. Welchen Namen, o Herr, soll der Gang dieser Lehre haben?"

            "Wohlan denn, Ānando, so behalte den Gang dieser Lehre unter dem Namen des Guten Bissens."

            "Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Ānando über das Wort des Erhabenen.


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