DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der ehrwürdige Mahakaccano bei Madhura, im Riedmoor.
Und es hörte König Madhuro von Avanti reden: 'Ein Asket, und zwar der würdige Kaccano, weilt bei Madhura, im Riedmoor. Diesem würdigen Kaccano geht aber allenthalben der frohe Ruhmesruf voran: 'Gelehrt ist er und weise und tiefsinnig, er hat viel erfahren, ist wohlberedt und weiß was frommt, ist alt und ehrwürdig. Glücklich wer da nun solche Heilige sehn kann!'
Und König Madhuro von Avanti ließ viele prächtige Wagen bespannen, bestieg selbst einen solchen und fuhr also mit überaus reichem königlichen Gepränge aus der Stadt hinaus, den ehrwürdigen Mahakaccano zu besuchen. So weit gefahren als man fahren konnte, stieg er vom Wagen ab und ging dann zu Fuße dorthin wo der ehrwürdige Mahakaccano sich aufhielt. Dort angelangt wechselte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich seitwärts nieder. Zur Seite sitzend wandte sich nun König Madhuro von Avanti also an den ehrwürdigen Mahakaccano:
"Die Priester, o Kaccano, reden also:
Was hält nun Herr Kaccano davon?"
"Gerede nur, großer König, ist es unter den Leuten. Darum muß man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten:
Was meinst du wohl, großer König: so da ein Krieger zu Reichtum gelangt, an Geld und Gut, an Silber und Gold, mag da ein Krieger vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist? Und mag ein Priester, und mag ein Bürger, und mag ein Diener vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist?"
"So da ein Krieger, o Kaccano, zu Reichtum gelangt, an Geld und Gut, an Silber und Gold, mag wohl ein Krieger vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist; und mag ein Priester, und mag ein Bürger, und mag ein Diener vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist."
"Was meinst du wohl,großer König: so da ein Priester, so da ein Bürger, so da ein Diener zu Reichtum gelangt, an Geld und Gut, an Silber und Gold, mag da ein Priester vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist? Und mag ein Krieger, und mag ein Bürger, und mag ein Diener vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist?"
"So da ein Priester, o Kaccano, so da ein Bürger, so da ein Diener zu Reichtum gelangt, an Geld und Gut, an Silber und Gold, mag wohl ein Priester vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist; und mag ein Krieger, und mag ein Bürger, und mag ein Diener vor ihm aufstehn und nach ihm sich hinlegen, seinen Befehlen gehorchen, tun was ihm angenehm, reden was ihm recht ist."
"Was meinst du wohl, großer König: ist es also, sind da diese vier Kasten einander gleich, oder sind sie es nicht, oder wie denkst du darüber?"
"Allerdings, o Kaccano, ist es also, da sind diese vier Kasten einander gleich, und ich kann hierbei keinerlei Unterschied merken."
"Darum soll man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten:
Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Krieger Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit; mag der, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil, oder nicht so, oder wie denkst du darüber?"
"Ein Krieger, o Kaccano, der da Mörder und Dieb ist, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil: so denk' ich darüber, und so hab' ich es auch von den Heiligen gehört."
"Gut, gut, großer König: es ist gut, großer König, daß du so denkst, und gut auch, daß du es von den Heiligen gehört hast. Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Priester, es sei da ein Bürger, es sei da ein Diener Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit; mag der bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil, oder nicht so, oder wie denkst du darüber?"
"Ein Priester, o Kaccano, ein Bürger, ein Diener, der da Mörder und Dieb ist, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil: so denk' ich darüber, und so hab' ich es auch von den Heiligen gehört."
"Gut, gut, großer König: es ist gut, großer König, daß du so denkst, und gut auch, daß du es von den Heiligen gehört hast. Was meinst du wohl, großer König: ist es also, sind da diese vier Kasten einander gleich, oder sind sie es nicht, oder wie denkst du darüber?"
"Allerdings, o Kaccano, ist es also, da sind diese vier Kasten einander gleich, und ich kann hierbei keinerlei Unterschied merken."
"Darum soll man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten:
Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Krieger kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt; mag der, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, oder nicht so, oder wie denkst du darüber?"
"Ein Krieger, o Kaccano, der da kein Mörder und Dieb ist, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt: so denk' ich darüber, und so hab' ich es auch von den Heiligen gehört."
"Gut, gut, großer König: es ist gut, großer König, daß du so denkst, und gut auch, daß du es von den Heiligen gehört hast. Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Priester, es sei da ein Bürger, es sei da ein Diener kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt; mag der, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, oder nicht so, oder wie denkst du darüber?"
"Ein Priester, o Kaccano, ein Bürger, ein Diener, der da kein Mörder und Dieb ist, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt: so denk' ich darüber, und so hab' ich es auch von den Heiligen gehört."
"Gut, gut, großer König: es ist gut, großer König, daß du so denkst, und gut auch, daß du es von den Heiligen gehört hast. Was meinst du wohl, großer König: ist es also, sind da diese vier Kasten einander gleich, oder sind sie es nicht, oder wie denkst du darüber?"
"Allerdings, o Kaccano, ist es also, da sind diese vier Kasten einander gleich, und ich kann hierbei keinerlei Unterschied merken (vergl. Lieder der Mönche Vers 162).
"Darum soll man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten:
Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Krieger, der breche in Häuser ein, oder raube fremdes Gut, oder stehle, oder betrüge, oder verführe Ehefrauen; und wenn deine Leute ihn faßten und dir brächten: 'Hier, o König, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!'; was würdest du da mit ihm machen?"
"Wir würden ihn, o Kaccano, hinrichten, oder ächten, oder bannen, oder je nach dem Falle züchtigen lassen."
"Und warum das?"
"War er da, o Kaccano, als Krieger bekannt, so hat er nun diesen Namen verloren: Räuber wird er schlechthin geheißen."
"Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Priester, sei da ein Bürger, sei da ein Diener, der breche in Häuser ein, oder raube fremdes Gut, oder stehle, oder betrüge, oder verführe Ehefrauen; und wenn deine Leute ihn faßten und dir brächten: 'Hier, o König, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!'; was würdest du da mit ihm machen?"
"Wir würden ihn, o Kaccano, hinrichten, oder ächten, oder bannen, oder je nach dem Falle züchtigen lassen."
"Und warum das?"
"War er da, o Kaccano, als Priester, oder als Bürger, oder als Diener bekannt, so hat er nun diesen Namen verloren: Räuber wird er schlechthin geheißen."
"Was meinst du wohl, großer König: ist es also, sind da diese vier Kasten einander gleich, oder sind sie es nicht, oder wie denkst du darüber?"
"Allerdings, o Kaccano, ist es also, da sind diese vier Kasten einander gleich, und ich kann hierbei keinerlei Unterschied merken."
"Darum soll man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten: 'Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester sind Brahmas Söhne, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahma gezeugt, in Brahma gebildet, Erben Brahmas.' 'Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Krieger, der habe sich Haar und Bart abgeschoren, das fahle Gewand angelegt, sei aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen, habe das Töten verleugnet, das Stehlen verleugnet, das Lügen verleugnet, zufrieden mit einer Mahlzeit, keusch wandelnd, tugendrein, edelgeartet; was würdest du da mit ihm machen?"
"Wir würden ihn, o Kaccano, ehrerbietig begrüßen, uns vor ihm erheben und ihn zu sitzen einladen, ihn bitten Kleidung, Speise, Lager und Arznei für den Fall einer Krankheit anzunehmen, würden ihm wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut angedeihen lassen."
"Und warum das?"
"War er da, o Kaccano, als Krieger bekannt, so hat er nun diesen Namen verloren: Asket wird er schlechthin geheißen."
"Was meinst du wohl, großer König: es sei da ein Priester, sei da ein Büßer, sei da ein Diener, der habe sich Haar und Bart abgeschoren, das fahle Gewand angelegt, sei aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen, habe das Töten verleugnet, das Stehlen verleugnet, das Lügen verleugnet, zufrieden mit einer Mahlzeit, keusch wandelnd, tugendrein, edelgeartet: was würdest du da mit ihm machen?"
"Wir würden ihn, o Kaccano, ehrerbietig begrüßen, uns vor ihm erheben und ihn zu sitzen einladen, ihn bitten Kleidung, Speise, Lager und Arznei für den Fall einer Krankheit anzunehmen, würden ihm wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut angedeihen lassen."
"Und warum das?"
"War er da, o Kaccano, als Priester, oder als Bürger, oder als Diener bekannt, so hat er nun diesen Namen verloren: Asket wird er schlechthin geheißen."
"Was meinst du wohl, großer König: ist es also, sind da diese vier Kasten einander gleich, oder sind sie es nicht, oder wie denkst du darüber?"
"Allerdings, o Kaccano, ist es also, da sind diese vier Kasten einander gleich, und ich kann hierbei keinerlei Unterschied merken."
"Darum soll man es eben, großer König, je nach dem Umstand beurteilen, ob es bloßes Gerede ist unter den Leuten: 'Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester sind Brahmas Söhne, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahma gezeugt, in Brahma gebildet, Erben Brahmas.'"
Nach diesen Worten wandte sich König Madhuro von Avanti also an den ehrwürdigen Mahakaccano:
"Vortrefflich, o Kaccano, vortrefflich, o Kaccano! Gleichwie etwa, o Kaccano, als ob man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder ein Licht in die Finsternis hielte: 'Wer Augen hat wird die Dinge sehn': ebenso auch ist von Herrn Kaccano die Lehre gar vielfach gezeigt worden. Und so nehm' ich bei Herrn Kaccano Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich Herr Kaccano betrachten, von heute an zeitlebens getreu."
"Nicht bei mir, großer König, wolle du Zuflucht nehmen: sondern bei Ihm, dem Erhabenen, nimm Zuflucht, bei dem ich Zuflucht genommen."
"Wo aber, o Kaccano, weilt Er jetzt, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte?"
"Erloschen ist Er nun, großer König, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte."
"Wenn wir da hörten, o Kaccano, Er, der Erhabene, sei dreißig Meilen fern, so würden wir eben dreißig Meilen wandern, Ihn, den Erhabenen zu sehn, den Heiligen, vollkommen Erwachten. Wenn wir da hörten, o Kaccano, Er, der Erhabene, sei sechzig Meilen fern, sei neunzig Meilen, hundertzwanzig Meilen, hundertfünfzig Meilen fern, so würden wir eben hundertfünfzig Meilen wandern, Ihn, den Erhabenen zu sehn, den Heiligen, vollkommen Erwachten. Und wenn wir da hörten, o Kaccano, dreihundert Meilen sei Er, der Erhabene, fern, so würden wir eben dreihundert Meilen wandern, Ihn, den Erhabenen zu sehn, den Heiligen, vollkommen Erwachten. Weil nun aber, o Kaccano, Er, der Erhabene, erloschen ist, so nehmen wir eben bei Ihm, dem Erhabenen, der erloschen ist, unsere Zuflucht, und bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich Herr Kaccano betrachten, von heute an zeitlebens getreu."
König Madhuro von Avanti war Gebieter über Malava, eines der blühendsten Reiche Mittelindiens, dessen Hauptstadt Ujjeni viele Jahrhunderte hindurch ein Hort des Buddhismus war. Noch heute ragt hier im Lande, der sonnenhelle Sanci-Dom auf, ein Denkmal großer Vergangenheit.