Majjhima Nikāya 44

Die kürzere Reihe von Fragen und Antworten - Cūḷavedalla Sutta

 

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Rājagaha im Bambushain, dem Eichhörnchen-Park auf. Da ging der Laienanhänger Visākha zur Bhikkhunī Dhammadinnā [1], und nachdem er ihr gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und fragte sie:

 

(Persönlichkeit)

2. "Ehrwürdige, man spricht von 'Persönlichkeit, Persönlichkeit [2]'. Was wird vom Erhabenen Persönlichkeit genannt?"

"Freund Visākha, die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, werden vom Erhabenen Persönlichkeit genannt; das heißt,

Diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, werden vom Erhabenen Persönlichkeit genannt."

Mit den Worten "Gut, Ehrwürdige" äußerte der Laienanhänger Visākha Entzücken und Freude über Bhikkhunī Dhammadinnās Worte. Dann stellte er ihr eine weitere Frage.

 

3. "Ehrwürdige, man spricht von 'Ursprung der Persönlichkeit, Ursprung der Persönlichkeit'. Was wird vom Erhabenen Ursprung der Persönlichkeit genannt?"

"Freund Visākha, es ist das Begehren, das zum Wiederwerden führt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, das sich an diesem und jenem ergötzt; das heißt,

Dies wird vom Erhabenen Ursprung der Persönlichkeit genannt."

 

4. "Ehrwürdige, man spricht von 'Aufhören der Persönlichkeit, Aufhören der Persönlichkeit'. Was wird vom Erhabenen Aufhören der Persönlichkeit genannt?"

"Freund Visākha, es ist das Verblassen und Aufhören ohne Überreste, das Aufgeben, Verzichten, Loslassen und Zurückweisen eben jenes Begehrens. Dies wird vom Erhabenen Aufhören der Persönlichkeit genannt."

 

5. "Ehrwürdige, man spricht von 'dem Weg, der zum Aufhören der Persönlichkeit führt, dem Weg, der zum Aufhören der Persönlichkeit führt'. Was wird vom Erhabenen der Weg, der zum Aufhören der Persönlichkeit führt, genannt?"

"Freund Visākha, eben dieser Edle Achtfache Pfad wird vom Erhabenen als der Weg, der zum Aufhören der Persönlichkeit führt, genannt; das heißt,

 

6. "Ehrwürdige, ist jenes Anhaften das selbe wie diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, oder ist das Anhaften getrennt von den fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird?"

"Freund Visākha, jenes Anhaften ist weder das selbe wie diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, noch ist das Anhaften getrennt von den fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird. Es ist die Gier und die Begierde in den fünf Daseinsgruppen [2a], an denen angehaftet wird, welches genanntes Anhaften ist."

 

(Persönlichkeitsansicht)

7. "Ehrwürdige, auf welche Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht?"

"Freund Visākha, ein nicht unterrichteter Weltling, der die Edlen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist,

Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht."

 

8. "Ehrwürdige, auf welche Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht nicht?"

"Freund Visākha, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist,

Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht nicht."

 

(Der Edle Achtfache Pfad)

9. "Ehrwürdige, was ist der Edle Achtfache Pfad?"

"Freund Visākha, es ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; das heißt, Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration."

 

10. "Ehrwürdige, ist der Edle Achtfache Pfad gestaltet oder ungestaltet?"

"Freund Visākha, der Edle Achtfache Pfad ist gestaltet."

 

11. "Ehrwürdige, sind die drei Übungsfelder im Edlen Achtfachen Pfad enthalten, oder ist der Edle Achtfache Pfad in den drei Übungsfeldern enthalten?"

"Freund Visākha, die drei Übungsfelder sind nicht im Edlen Achtfachen Pfad enthalten, sondern der Edle Achtfache Pfad ist in den drei Übungsfeldern enthalten.

 

(Konzentration)

12. "Ehrwürdige, was ist Konzentration? Was ist die Basis [3] der Konzentration? Was ist das Rüstzeug der Konzentration? Was ist die Entfaltung der Konzentration?"

 

(Gestaltungen)

13. "Ehrwürdige, wieviele Gestaltungen gibt es?"

"Es gibt folgende drei Gestaltungen, Freund Visākha:

 

14. "Was aber, Ehrwürdige, ist die Gestaltung des Körpers? Was ist die Gestaltung der Sprache? Was ist die Gestaltung des Geistes?"

 

15. "Warum aber, Ehrwürdige, ist das Einatmen und das Ausatmen die Gestaltung des Körpers? Warum sind Gedankenfassung und diskursives Denken die Gestaltung der Sprache? Warum sind Wahrnehmung und Gefühl die Gestaltung des Geistes?"

"Freund Visākha,

 

16. "Ehrwürdige, wie kommt das Erlangen des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl zustande?"

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl erlangt, kommt ihm nicht der Gedanke: 'Ich werde das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl erlangen', oder 'Ich erlange gerade das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl', oder 'Ich habe das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl erlangt'; sondern sein Geist ist bereits dahingehend entwickelt, daß er ihn zu diesem Zustand führt."

 

17. "Ehrwürdige, wenn ein Bhikkhu das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl erlangt, welche Zustände hören zuerst in ihm auf:

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl erlangt,

 

18. "Ehrwürdige, wie kommt das Heraustreten aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl zustande?"

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl heraustritt, so kommt ihm nicht der Gedanke: 'Ich werde aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl heraustreten', oder 'Ich trete gerade aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl heraus', oder 'Ich bin aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl herausgetreten'; sondern sein Geist ist bereits dahingehend entwickelt, daß er ihn zu diesem Zustand führt."

 

19. "Ehrwürdige, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl heraustritt, welche Gestaltungen steigen zuerst in ihm auf: die Gestaltung des Körpers, die Gestaltung der Sprache oder die Gestaltung des Geistes?"

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl heraustritt, steigt

 

20. "Ehrwürdige, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl herausgetreten ist, wieviele Arten von Kontakt berühren ihn ?"

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl herausgetreten ist, berühren ihn drei Arten von Kontakt:

 

21. "Ehrwürdige, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl herausgetreten ist, worauf richtet sich sein Geist, wohin neigt sich sein Geist, wonach strebt sein Geist?"

"Freund Visākha, wenn ein Bhikkhu aus dem Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl herausgetreten ist, richtet sich sein Geist auf die Abgeschiedenheit, neigt sich zur Abgeschiedenheit, strebt nach Abgeschiedenheit."

 

(Gefühl)

22. "Ehrwürdige, wieviele Arten von Gefühlen gibt es?"

"Freund Visākha, es gibt drei Arten von Gefühlen: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes Gefühl und weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl."

 

23. "Was aber, Ehrwürdige, ist angenehmes Gefühl? Was ist schmerzhaftes Gefühl? Was ist weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl?"

"Freund Visākha, was immer körperlich oder geistig als angenehm und erfreulich empfunden wird, ist angenehmes Gefühl. Was immer körperlich oder geistig als schmerzhaft und unerfreulich empfunden wird, ist schmerzhaftes Gefühl. Was immer körperlich oder geistig weder als erfreulich noch als unerfreulich empfunden wird, ist weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl."

 

24. "Ehrwürdige, was ist angenehm und was ist schmerzhaft in Bezug auf angenehmes Gefühl? Was ist angenehm und was ist schmerzhaft in Bezug auf schmerzhaftes Gefühl? Was ist angenehm und was ist schmerzhaft in Bezug auf weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl?"

"Freund Visākha, angenehmes Gefühl ist angenehm, wenn es anhält, und schmerzhaft, wenn es sich verändert. Schmerzhaftes Gefühl ist schmerzhaft, wenn es anhält, und angenehm, wenn es sich verändert. Weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl ist angenehm, wenn man (davon) weiß, und schmerzhaft, wenn man nicht (davon) weiß."

 

(Neigungen)

25. "Ehrwürdige,

"Freund Visākha,

 

26. "Ehrwürdige, liegt die Neigung zur Begierde jeglichem angenehmen Gefühl zugrunde? Liegt die Neigung zur Abneigung jeglichem schmerzhaften Gefühl zugrunde? Liegt die Neigung zur Unwissenheit jeglichem weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühl zugrunde?"

"Freund Visākha, die Neigung zur Begierde liegt nicht jeglichem angenehmen Gefühl zugrunde. Die Neigung zur Abneigung liegt nicht jeglichem schmerzhaften Gefühl zugrunde. Die Neigung zur Unwissenheit liegt nicht jeglichem weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühl zugrunde."

 

27. "Ehrwürdige, was sollte in Hinsicht auf angenehmes Gefühl überwunden werden? Was sollte in Hinsicht auf schmerzhaftes Gefühl überwunden werden? Was sollte in Hinsicht auf weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl überwunden werden?"

"Freund Visākha, die Neigung zur Begierde sollte in Hinsicht auf angenehmes Gefühl überwunden werden. Die Neigung zur Abneigung sollte in Hinsicht auf schmerzhaftes Gefühl überwunden werden. Die Neigung zur Unwissenheit sollte in Hinsicht auf weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl überwunden werden."

 

28. "Ehrwürdige, ist die Neigung zur Begierde in Hinsicht auf jegliches angenehme Gefühl zu überwinden? Ist die Neigung zur Abneigung in Hinsicht auf jegliches schmerzhafte Gefühl zu überwinden? Ist die Neigung zur Unwissenheit in Hinsicht auf jegliches weder-schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl zu überwinden?"

"Freund Visākha, die Neigung zur Begierde ist nicht in Hinsicht auf jegliches angenehme Gefühl zu überwinden. Die Neigung zur Abneigung ist nicht in Hinsicht auf jegliches schmerzhafte Gefühl zu überwinden. Die Neigung zur Unwissenheit ist nicht in Hinsicht auf jegliches weder-schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl zu überwinden."

"Freund Visākha, völlig abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, tritt da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Ausrichtung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Damit verläßt er die Begierde, und dem liegt keine Neigung zur Begierde zugrunde."

"Da erwägt ein Bhikkhu folgendermaßen: 'Wann werde ich jenes Gebiet betreten und darin verweilen, das die Edlen jetzt betreten, in dem sie jetzt verweilen?' In jemandem, der auf diese Weise Sehnsucht nach der höchsten Erlösung entwickelt, steigt Trauer bedingt durch jene Sehnsucht auf. Damit verläßt er die Abneigung, und dem liegt keine Neigung zur Abneigung zugrunde."

"Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt ein Bhikkhu in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Damit verläßt er die Unwissenheit, und dem liegt keine Neigung zur Unwissenheit zugrunde."

 

(Gegenstücke)

29. "Ehrwürdige, was ist das Gegenstück [7] zum angenehmen Gefühl?"

"Freund Visākha, schmerzhaftes Gefühl ist das Gegenstück zum angenehmen Gefühl."

"Was ist das Gegenstück zum schmerzhaften Gefühl?"

"Angenehmes Gefühl ist das Gegenstück zum schmerzhaften Gefühl."

"Was ist das Gegenstück zum weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühl?"

"Unwissenheit ist das Gegenstück zum weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühl."

"Was ist das Gegenstück zur Unwissenheit?"

"Wahres Wissen ist das Gegenstück zur Unwissenheit."

"Was ist das Gegenstück zum wahren Wissen?"

"Befreiung ist das Gegenstück zum wahren Wissen."

"Was ist das Gegenstück zur Befreiung?"

"Nibbāna ist das Gegenstück zur Befreiung."

"Ehrwürdige, was ist das Gegenstück zu Nibbāna?"

"Freund Visākha, du hast diese Fragen zu weit getrieben; du hast die Begrenztheit von Fragen nicht begriffen. Denn das heilige Leben, Freund Visākha, geht in Nibbāna auf, gipfelt in Nibbāna, endet in Nibbāna. Wenn du es wünschst, Freund Visākha, gehe zum Erhabenen und befrage ihn in dieser Angelegenheit. So wie der Erhabene es dir erklärt, so solltest du es dir merken."

 

(Schluß)

30. Da war der Laienanhänger Visākha entzückt und erfreut über Bhikkhunī Dhammadinnās Worte und erhob sich, und nachdem er ihr gehuldigt hatte, wandt er ihr die rechte Seite zu und ging zum Erhabenen. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und erzählte dem Erhabenen seine gesamte Unterhaltung mit der Bhikkhunī Dhammadinnā. Nach diesen Worten, sagte der Erhabene zu ihm:

31. "Die Bhikkhunī Dhammadinnā ist weise, Visākha, die Bhikkhunī Dhammadinnā besitzt große Weisheit. Wenn du mich in dieser Angelegenheit befragt hättest, hätte ich dir genauso geantwortet, wie die Bhikkhunī Dhammadinnā dir geantwortet hat. Genauso verhält es sich, und so solltest du es dir merken."

 

Das ist es, was der Erhabene sagte. Der Laienanhänger Visākha war zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.


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Anmerkungen:

[1] Wieder ein Dialog auf höchster Ebene zwischen einem Nichtwiederkehrer und seiner früheren Ehefrau, Arahant Bhikkhunī Dhammadinnā.

[2] "Persönlichkeit" (sakkāya) ist der Wahn, der durch Anhaften an die Daseinsgruppen zustande kommt, hier gleichgesetzt mit Dukkha; nicht zu verwechseln mit "Person" (puggala), der Individualität, die auch Erleuchtete besitzen.

[2a] Anhaften ist Teil der fünf Daseinsgruppen, also selbst Gegenstand der Anhaftung. Die ehrwürdige Dhammadinnā verdeutlicht hier den Teufelskreis aus Unwissenheit, Anhaften und Dukkha. “Gier und Begierde in den fünf Daseinsgruppen...” (upādānakkhandhesu) kann man auch als sogenannten Dispositionslokativ verstehen und – ebenso korrekt – mit “Gier und Begierde in Bezug auf die fünf Daseinsgruppen” übersetzen. Das würde aber die Frage von Visakha nicht beantworten: “Getrennt?” (Pāli: aññatra, auch: “anderswo, außerhalb?”). Anhaftung ist zugleich Agent und Objekt; es ist aber nicht ein und die selbe Anhaftung, sondern findet auf jeweils unterschiedlichen Erlebensebenen statt. Vgl. M109 und siehe “Die Fährte der Wahrheit” von S. Bodhesako (Uttenbühl 2001) zum Thema rückbezüglicher Strukturen im Erleben.

[2b] Diese zunächst vielleicht verblüffende Antwort weist darauf hin, dass es Ethik, Geistestraining und Weisheit gibt, die nicht dem Edlen Achtfachen Pfad entsprechen.

[3] Eigentlich "Merkmale der Konzentration" (samādhinimittā), im Sinne von "Übungsobjekte der Konzentration". Diese Übersetzung folgt BB, um eine Verwechslung mit "Eigenschaft der Konzentration" zu vermeiden.

[4] Das, was den Körper, die Sprache und den Geist gestaltet, nicht das, was durch Körper, Sprache und Geist gestaltet wird. Letzteres wäre die Triade mit manosaṅkhāra. "Gestaltung durch Körper, Sprache und Geist" hat kammische Bedeutung; diese wäre anhand der Auflistung Dhammadinnās nicht zu belegen: Atmen ist zwar körperliche Aktivität, aber weder heilsam, noch unheilsam. Atem ist aber das, was den Körper determiniert (unter anderem zum Beispiel am Leben erhält). Denken ist keine sprachliche Handlung, sondern das, was die sprachliche Äußerung gestaltet. Wahrnehmung und Gefühl sind kein geistiges Kamma; sie gestalten den Geist.

[5] "Denken" hört bei der ersten Vertiefung auf; vitakkavicāra hat aber auch die Bedeutung von "anfänglicher und anhaltender Hinwendung zum Meditationsobjekt" in der ersten Vertiefung. Diese hört in der zweiten Vertiefung auf. Die zweifache Übersetzung von vitakkavicāra erscheint vielleicht willkürlich. Tatsache ist aber, daß in der ersten Vertiefung der deutsche Begriff "Denken" nicht anwendbar ist. Möglicherweise ist das nur ein sprachliches Problem, und vitakkavicāra hat eine übergeordnete Bedeutung, die das Gemeinsame von "Denken" und "Hinwendung zum Meditationsobjekt" umfaßt - eine gewisse, relativ "grobe" geistige Aktivität.

Die Gestaltung Atmen hört spätestens bei den formlosen (=unkörperlichen) Vertiefungen auf. Wahrnehmung und Gefühl hören, wie der Name schon sagt, im Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl auf. Daher die Reihenfolge.

[6] Möglicherweise gleichbedeutend mit dem Erkennen der drei Daseinsmerkmale: Nicht-Selbst (anattā) bzw. Leerheit Kontakt, Vergänglichkeit (anicca) bzw. merkmalloser Kontakt, das Nichtzufriedenstellende, Nichterfüllende (dukkha) bzw. wunschloser Kontakt.

[6a] Wörtlich: “Welche Neigung/welcher Drang ist auf angenehmes Gefühl versessen?”

[7] "Gegenstück" (paṭibhāga) hat zwei Bedeutungen: "Gegenteil" oder "Ergänzung".


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