Ein Kloster an der Nordseite von Anurādhapura, bestehend aus einem Vihāra und einem mächtigen Stupa (thūpa). Nur der Stupa ist übrig geblieben. Er wurde von König Vattagāmani Abhaya gebaut, an dem Ort des alten Titthārāma, 217 Jahre, 10 Monate und 10 Tage nach der Gründung des Mahāvihāra (Mhv.xxxvii.78-83).

Es ist überliefert, als der König auf der Flucht von den Tamilen an Titthārāma vorbeikam, der Nigantha Giri der dort lebte, beleidigende Bemerkungen über ihn machte. Der König schwor, wenn er auf den Thron zurück kommt, er dort einen Vihāra bauen würde (Mhv.xxxvii.43-4); er erfüllte seinen Schwur und der Name des Vihāra war eine Kombination von seinem eigenen Namen und dem des Nigantha. Das Kloster wurde an den Thera Mahātissa aus Kuppikala und zwei anderen Mönchen übergeben. Kuppikala hatte sich des Königs angenommen, als dieser eine Pechsträhne hatte.

Das Kloster (vihāra) entwickelte sich sehr rasch, aber sehr bald trennten sich die Mönche von der Mahāvihāra Bruderschaft, weil nach dem Mahāvamsa (Mhv.xxxvii.95ff), ein Amtsinhaber des Mahāvihāra, Mahātissa mit Namen, wegen häufigen Verkehr mit Laienfamilien aus dem Orden ausgestossen wurde. Sein Schüler, Bahalamassutissa, ging aus Zorn nach Abhayagiri und formte eine eigene Sekte.

Eine Singalesische Chronik, das Nikāya Sahgraha (pp.11, 12; auch P.L.C.42) berichtet, dass sich diesen Andersdenkenden eine Gruppe von Vajjiputtaka Mönchen anschlossen, die unter der Führung eines Lehrers namens Dhammaruci aus Pallārāma-Indien kamen und zusammen die Sekte gründeten, die in Ceylon unter dem Namen Dhammaruci Nikāya bekannt wurde, mit dem Hauptquartier in Abhayagiri.

Für eine lange Zeit lebten die beiden Gruppen, Mahāvihāra und Abhayagiri friedlich nebeneinander und beide genossen die Großzügigkeit der Anhänger (Ibid., 52f.; Mhv.xxxv.20, 57, 119-22; xxxvi.7-14). Der König Gajabāhukagāmani erhöhte den Abhayuttara-thūpa (wie der Stupa in Abhayagiri anscheinend genannt worden ist) und stellte das Gāmanitissa-Becken zur Kultivierung des Landes zur Verfügung um das Kloster zu versorgen (Ibid., xxxv.119-22); Kanitthatissa baute eine großzügiges Gebäude für den Thera Mahānāga in demselben Kloster; genannt Ratanapāsāda (xxxvi.7, 8.).

Aber in der Regierungszeit von Vohārakatissa, bekannten sich die Abhayagiri Mönche öffentlich zu der Irrlehre im Vaitulya Pitaka (der Mahāyāna, siehe Mhv. trans. 259, n.2). Der König, mit der Hilfe seines Ministers, stellte Untersuchungen an und als Ergebnis wurden die ketzerischen Bücher verbrannt und die Mönche von Abhayagiri bloßgestellt (Mhv.xxxvi.40-1).

Jedoch schon bald danach gewannen die Andersdenkenden den König Mahāsena für sich, zerstörten die Einrichtung des Mahāvihāra und brachten alle Materialien nach Abhayagiri (P.L.C. 53; Mhv.xxxvii.10-16). Später bereute Mahāsena seine Tat, verbrannte die Bücher der Abhayagiri Mönche und übertrug seine Unterstützung an die Mahāvihāra Mönche. Aber die Abhayagiri Mönche müssen schon bald ihr Ansehen wieder gewonnen haben, denn wir finden Mahāsenas Nachfolger, Sirimeghavanna, einen Bodhi Baum (genannt Tissavasabha) (Cv.trans. i.9, n.3) in Abhayagiri anpflanzend und ihn mit einer Steinterrasse umgebend (Cv.xxxvii.91). Ein paar Jahre später wurden beide, Mahānāma (409-31) und seine Königin aktive Unterstützer von Abhaya Giri (Cv.xxxvii.212). Dhātusena erweiterte den Abhayuttara-vihāra (Cv.xxxviii.61) und Silākāla wird zugeschrieben, mehrere Vorteile dem Vihāra und seinem Bodhi Baum gewährt zu haben (Cv.xli.31-2); Mahānāga gab das Webersdorf Jambela zur Unterstützung des Uttaravihāra (ein anderer Name für Abhayagiri; siehe Cv. trans. i.8, n.2; 61, n.6.); Aggabodhi I. baute dort ein Schwimmbad (Cv.xlii.28), während sein Nachfolger Aggabodhi II., das Dāthāggabodhi Gebäude baute, so genannt nach ihm und seiner Königin (Cv.xlii.63-5).

In dem Abhayagiri Kloster scheint sich ein Steinbildnis des Buddha befunden zu haben, erwähnt unter verschiedenen Namen, wie Silāsambuddha, Kālasela, Kālasatthā, Silāsatthā und Silāmayamuninda. Cv.xxxix.7; xxxviii.65; 61.2; siehe auch vv.51, 77, 87.

In Abhayagiri befand sich auch ein anderes Bildnis, genannt Abhiseka. Es wurde als besonders heilig betrachtet. Buddhadāsa setzte einen Edelstein (nāgamani) in seinem Auge ein (Cv.xxxvii.123); der sehr bald verschwand. Dhātusena ersetzte ihn und schmückte und dekorierte die Statue auf verschiedene Weise (Für Details siehe Cv.xxxviii.62ff). Silāmeghavanna ließ sie reparieren, schmückte sie erneut und gab Anweisungen für ihren Unterhalt (Cv.xliv.68). Es wird erzählt, derselbe König versuchte die Abhayagiri Mönche zu reformieren, aber dieser Versuch brachte leztendlich Unglück über ihn (Cv.xliv.75ff). Jetthatissa gab dem Kloster zu seinem Unterhalt das Dorf Mahādāragiri (Cv.xliv.96). Dāthopatissa baute den dem Kloster angeschlossenen Kappūra-Parivena und auch das Kloster Tiputthulla, das an den Bezirk des Mahāvihāra angrenzte, jedoch nicht ohne Protest der letzteren (Cv.xlv.29ff).

Aggabodhi VII, fügte das Gebäude Sabhattudesabhoga hinzu (Cv.xlviii.64) und Mahinda II. das Mahālekha-Parivena (Mönchsunterkunft) so wie auch das mehrstöckige Ratanapāsāda mit seinen kostbaren Verzierungen (Cv.xlviii.135-40; siehe auch Geiger's trans. 123, n.2).

Sena I. baute das Dorf Virankurārāma und gab es den Mahāsanghikas (Cv.l.68-9), während seine Königin ein Wohnhaus errichtete, Mahindasena (Cv.l.79) und sein Höfling Uttara, errichtete noch ein anderes Wohnhaus genannt Uttarasena, wofür er den Unterhalt bereit stellte. Zwei andere Höflinge, Vajira und Rakkhasa, bauten zwei andere Häuser, nach ihnen benannt Vajirasenaka und Rakkhasa (Cv.l.83).

In der Regierungszeit von Sena II. spalteten sich die Paṃsukulika Mönche, die offensichtlich bis dahin in Abhayagiri gelebt hatten (Cv. trans. i.108, n.1), davon ab und gründeten spezielle Gruppen.

Sanghā, Königin von Udaya II., errichtete und stiftete das Gebäude bekannt als Sanghasenapabbata (Cv.li.86-7). Kassapa IV. baute einen Pāsāda (Turm), gab ihm seinen Namen und wies ihn einem Dorf zu (Cv.lii.13; Cv.trs. i.162, n.4), während sein Nachfolger Kassapa V., den Bhandikā-parivena und Silāmeghapabbata errichtete, jedem ein Dorf zuweisend (Cv.lii.58-9).

Sena III. spendete 40,000 kahāpanas Für eine Steinplatform rund um den Cetiya. Die Abhayagiri Mönche freundeten sich mit beiden, Vijayabāhu I (bekannt als Kitti) und seinem Bruder an und um sich dankbar zu zeigen baute Vijayabāhu das Uttaramūla-parivena Haus (Cv.lvii.18, 23).

Es wird gesagt, dass in der Regierungszeit von Parakkamabāhu I., nachdem er sich auf dem Thron etabliert hatte, versucht habe die Abhayagiri Mönche zu reformieren, es aber als hoffnungslos aufgab (Cv.lxxviii.21ff). Er fand, dass der Abhayagiri-thūpa von den Tamilen zerstört worden war und ließ ihn restaurieren und auf 73 meter erhöhen. (Cv.lxxviii.98). Als Anurādhapura letztendlich aufgegeben wurde, zerfiel Abhayagiri zu Ruinen.

Bereits am Anfang gab es erhebliche Auseinandersetzungen zwischen den Mönchen von Abhayagiri und denen des Mahāvihāra. Die Streitereien scheinen anfangs hauptsächlich persönlicher Natur gewesen zu sein, entwickelten sich aber später zu verschiedenen Ansichten der Lehre. Genaues ist nicht bekannt, weil mehrmals ihre Bücher von gläubigen Königen, die in ihren Versuchen die Lehre im Originalzustand zu erhalten, verbrannt wurden. Aus diesem Grunde wissen wir auch nicht, welchen Einfluss die Abhayagiri Mönche, wenn überhaupt, in der Literatur gehabt haben. Es ist jedoch gesagt worden, dass beide, das Jātakatthakathā (P.L.C.124, 125) und das Sahassavatthuppakarana (P.L.C.128), eine andere Sammlung von Geschichten, das Werk der Abhayagiri Mönche waren.

Fa-Hsien verweilte offensichtlich zwei Jahre mit der Abhayagiri Bruderschaft, weil die Bücher, die er mit sich brachte, der nichtkonformen Mahayanischen Lehre angehörten. Nach ihm befanden sich zu diesem Zeitpunkt 5000 Mönche in Abhayagiri (Fa Hsien's Travels, 67ff).

In den Chroniken von Abhayagiri finden sich mehrere Namen wie Abhayuttara, Abhayavihāra, Abhayācala und Uttaravihāra.


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