Ajātasattu ist ein altvedischer Königsname, wörtlich: "dem kein Feind gewachsen ist".

Er war der Sohn von Bimbisāra, König von Magadha, und Halb-Bruder von Abhayarājakumara. Er folgte seinem Vater auf den Thron. Seine Mutter war die Tochter von Mahākosala (Jat.239, Jat.283), und er heiratete Vajirā, Pasenadi's Tochter (Jat.492), von der er einen Sohn namens Udāyibhadda bekam (D.2).

Ajātasattu wuchs zu einem stattlichen und gut aussehenden Mann heran. Zu diesem Zeitpunkt suchte Devadatta nach einem Weg, um sich an Buddha zu rächen und sah in dem jungen Prinzen ein vortreffliches Werkzeug und versuchte alles um ihn auf seine Seite zu bringen. Ajātasattu war sehr beeindruckt von den magischen Kräften (iddhi) Devadattas und wurde sein treuer Anhänger (CV.vii.5; Jat.26). Er baute ihm ein Kloster in Gayāsīsa und wartete ihm auf mit Lebensmittel in Hülle und Fülle, am Morgen und am Abend, bis zu fünfhundert Kochtöpfe voll (S.17.36).

Devadatta stachelte ihn auf den Thron zu besteigen und den Vater zu töten, wenn es nötig sein sollte. Als Bimbisāra davon erfuhr verzichtete er freiwillig auf den Thron und übergab ihn dem Prinzen. Aber Devadatta war damit nicht zufrieden und stachelte solange bis Bimbisāra, der größte Unterstützer Buddhas tot war (DA.i.135-7). Nach dem Sankicca Jātaka (Jat.530) hatte Ajātasattu auch schon in einem früheren Leben seinen Vater getötet.

Ajātasattu half auf verschiedene Weise Devadatta bei seinen Versuchen den Buddha zu töten. In der Sanjiva Jātaka (Jat.150) wird uns überliefert, dass er in vergangenen Leben sündigte und dadurch als Ergebnis sein Leben verlor.

Später bereute er seine Übeltaten aber aus Scham gelang es ihm nicht den Buddha aufzusuchen bis sein Leibarzt Jīvaka Komārabhacca ihm dazu verhalf (D.2; Jat.150; Jat.530). Eine anschauliche Darstellung von diesem Ereignis findet sich auf dem Flachrefief an der Barhut Tope; Cunningham, Pl. xvi., fig.36, und p.135).

Nach dem Besuch wurde der König ein treu ergebener Anhänger Buddhas Lehre, obwohl er, so weit wir wissen, ihn nie wieder aufsuchte, auch nicht, um mit anderen Mönchen über die Lehre zu diskutieren. (Aber siehe DA.i.238, wo uns mitgeteilt wird "tinnam ratanānam mahāsakkāram akāsi"). Er war voller Liebe und Repekt zu dem Buddha und als er hörte, dass Upaka Mandikāputta (2) unhöflich zu dem Buddha sprach, wurde er sehr zornig (A.iv.188).

Sakka sagte von ihm, dass er unter den puthujjanas, den gewöhnlichen Menschen, der frömmste war (DA.ii.610). Als der Buddha im achten Regierungsjahr Ajātasattus verstarb, (Mhv.ii.32) verschwiegen ihm seine Minister das tragische Ereignis, um ihm nicht sein Herz zu brechen. Um ihn auf die Nachricht vorzubereiten, setzten sie ihn in einen Bottich, gefüllt mit vier verschiedenen Süssigkeiten (catumadhura) und brachten es ihm schonend bei (DA.ii.605-6). Er war voller Kummer und besuchte alle Orte die ihn an den Buddha erinnerten. Später sandte er nach einem Teil von Buddhas Reliquien und baute darüber einen steinerenen Stupa. (DA.ii.610). Zwei Monate später, als das erste Konzil abgehalten wurde, stellte er es unter seinen königlichen Schutz und unterstützte die Mönchen so gut er konnte (Sp.i.10-11; DA.i.8-9).

Mehrere in den Schriften erwähnte Ereignisse fallen in Ajātasattus Regierungszeit.

Bimbisāra war mit einer Schwester von Pasenadi verheiratet und als er von seinem Sohn getötet wurde, verstarb sie aus Kummer. Ihr Vater Mahākosala hatte ihr als Hochzeitsgeschenk die Steuer-Einnahmen eines Kāsī Dorfes gegeben, aber nach der Ermordung von Bimbisāra, verweigerte Pasenadi die Zahlungen. Das nahm Ajātasattu zum Anlass seinem Onkel den Krieg zu erklären. Davor scheinen sie gute Freunde gewesen zu sein. Ajātasattu sandte einmal Pasenadi ein wunderschönes Stück ausländischen Stoffes, das an einem Stab befestigt war und als Baldachin diente. Pasenadi gab das Geschenk an Ānanda (M.88).

Anfangs war er in drei Schlachten siegreich aber später wurde er von Pasenadi besiegt, der dem Rat des älteren Mönches Dhanuggahatissa folgte. Ajātasattu wurde mit seiner Armee gefangen genommen. Auf den Eid hin, nicht mehr gewalttätig zu werden, wurde er freigelassen und um die Freundschaft zu besiegeln, gab ihm Pasenadi seine Tochter Vajirā zur Frau und die Steuereinnahmen des strittigen Dorfes wurden ihr als Badegeld geschenkt (S.3.14; Jat.283; Avas. 54-7; Jat.239; DhA.iii.259.).

Später, als durch Verrat von Pasenadis Minister, Dīgha Kārāyana, dessen Sohn Vidūdabha den Thron übernahm, fand sich Pasenadi verlassen und machte sich auf den Weg nach Rājagaha um Ajātasattu um Hilfe zu bitten. Auf dem Weg dahin verstarb er an Erschöpfung und Ajātasattu kümmerte sich um das Begräbnis.

Etwa ein Jahr vor Buddhas Tod sandte Ajātasattu den Brahmanen Vassakāra, seinen Hofpriester und Vertrauten, zu dem Buddha um ihn auszuhorchen, ob er einen Krieg gegen die Vajjiier gewinnen könne. Der Buddha sagte dem Brahmanen, dass die Vajjiier die sieben zum Gedeihen bringenden Dinge praktizierten, die er ihnen gelehrt hatte und deshalb unbesiegbar wären (D.16; A.vii.20). Im Samyutta Nikāya erzählt der Buddha, dass eine Zeit kommen würde, in der die Vajjiier ihre strenge Lebensweise aufgeben und damit die Gelegenheit für Ajātasattu kommen würde. (S.20.8). Drei Jahre später war es Vassakāra gelungen, durch Einschleusen eines Verräters Streit und Zwietracht unter den führenden Familien von Vesāli zu säen. Damit hatte Ajātasattu sein Ziel erreicht und fiel über sie her und besiegte sie (details siehe Licchavi).

Es gibt Hinweise, dass König Candappajjota Vorbereitungen traf, um Ajātasattu anzugreifen und den Tod seines Freundes Bimbisāra zu rächen, aber keine ob er es tatsächlich tat (M.108; MA.ii.853; siehe auch Buddhist India, p.13).

Nach einer Überlieferungen der Jainas kämpfte Ajātasattu mit Cedaga, König von Vesāli, um den Besitz eines besonderen Elefanten (Hoernle über ājivaka in ERE i.).

Zum Ende Ajātasattus Regierungszeit gibt es so gut wie keine Überlieferung, außer dass er von seinem Sohn Udaya oder Udāyībhadda (Mhv.iv.l) getötet wurde, der an dem Tag geboren wurde, an dem Bimbisāra aufgrund der Folter verstarb (DA.i.137).

Ajātasattu fürchtete das sein Sohn ihn eines Tages töten würde und hoffte insgeheim, dass er in den Mönchsorden eintreten würde (DA.i.153). Ajātasattus Regierungszeit dauerte zweiunddreissig Jahre (Mhv.ii.31; aber siehe Geiger's Introd. zum Mhv. trans. xi ff.; ebenso Samaddar: Glories of Magadha, 17, n. 3; auch Vincent Smith: Early History of India, pp. 26 ff.).

Er war es, der die Befestigung von Pālātiputta erbaute, die später die Hauptstadt von Magadha wurde.

Uns ist der wirkliche Name von Ajātasattu nicht bekannt. Von den Jainas wurde er Kunika oder Konika genannt, was wahrscheinlich ein Spitzname ist (Dial. ii.79, n.1). Sein Titel Vedehiputta, der seinen Namen immer begleitet bedeutet wahrscheinlich "Sohn der Dame Videha." Zur Zeit von Buddhaghosas scheint es einige Unstimmigkeiten zur Bedeutung des Wortes gegeben zu haben. Nach Buddhaghosa (DA.i.139) bedeutete Vedehi "weise." Es gab auch eine andere Bedeutung die von Buddhaghosa abgelehnt wurde - dass Ajātasattu der Sohn der Videha Königin war. Videhi war wahrscheinlich der Mädchen-, Familien-, oder Stammes- (nicht der persönliche) Name seiner Mutter. Nach Tibetanischen Schriften war ihr persönlicher Name Vāsavī, und sie wurde Videhi genannt, weil sie aus Videha kam (Rockhill, p. 63. In the Pali Schriften wird oft auf sie Bezug genommen mit Kosaladevī). (Siehe auch Vedehikā.)

Es gibt zwei Erklärungen für den Beinamen Ajātasattu. Nach Buddhaghosa wurde er so genannt, weil Wahrsager die Feindschaft seinem Vater gegenüber bereits vor seiner Geburt vorhersagten und es wird erzählt wie seine Mutter zur Zeit seiner Empfängnis den Wunsch verspürte, Blut von Bimbisāras rechten Hand zu trinken. Der Wunsch wurde ihr erfüllt aber als sie von der Vorhersage erfuhr, versuchte sie auf verschiedene Weise eine Fehlgeburt herbeizuführen. (DA.i.133ff.; J.iii.121-2) Der Park in dem sie die Fehlgeburt herbeizuführen versuchte, wurde Maddakucchi genannt (SA.i.61). Als der König davon erfuhr, verbot er ihr das Kind abzutreiben.

Später empfanden beide grosse Liebe für den Jungen. Ein Ereignis wird erwähnt, bei dem der junge Prinz wegen einer Eiterbeule an seinem Finger vor Schmerzen heulend von den Pflegeschwestern zum König gebracht wurde, der gerade Gericht hielt. Um die Schmerzen zu lindern nahm der König den Finger in den Mund wo die Eiterbeule aufplatzte. Nicht in der Lage den Eiter auszuspucken, verschluckte er ihn. (DA.i.138).

Eine andere Geschichte erzählt wie der Prinz, den Finger seines Vaters haltend, den wundervollen Palast von Jotika besuchte und dabei dachte was sein Vater doch für ein Dummkopf war, nicht den Palast von Jotika einzunehmen. Als er König wurde, versuchte er den Palast einzunehmen, was ihm offensichtlich nicht gelang. (DhA.iv.211 und 222f).

Als Junge begleitete er seinen Vater bei seinen Besuchen bei dem Buddha (DA.i.152).

Die zweite Erklärung für den Beinamen, die sich auch in den Upanisaden findet (Dial.ii.78f ) und die wahrscheinlich die richtige ist, sagt: "ihm dem kein Feind gewachsen ist".

Nach dem Digha Kommentar, (i.237-8) wurde Ajātasattu in der Lohakumbhiya Niraya wieder geboren. Er wird dort für 60,000 Jahre leiden müssen und später die Erleuchtung erreichen als ein Pacceka Buddha namens Viditavisesa (Vijitāvī).

Ajātasattus kriminelle Tat des Vatermordes wird oft als Beispiel genannt eines Upacchedaka-Kamma, welches die Kraft hat das Resultat von guten Taten (Karma) zu vernichten (z.B., AA.i.369). Er wird auch erwähnt als die schlimmste Art von Vatermord verübt zu haben (z.B. AA.i.335).

Ajātasattu scheint von den Niganthas gehasst worden zu sein. Der wahrscheinliche Grund findet sich im Dhammapada Kommentar (iii.66f), wo geschildert wird, wie der König Spione aussenden ließ um die Mörder von Moggallāna zu finden. Die gefangenen Mörder gaben zu von den Niganthas angestiftet worden zu sein. Der König ließ darauf fünf hundert Niganthas in seinem Palast bis zum Hals eingraben und ihre Köpfe herunter pflügen.


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus