120. Zu jener Zeit gab die Sechser-Gruppe unzulänglicher Mönche Anleitung. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, Unzulängliche sollen keine Anleitung geben. Wird so gegeben, ist dieses schlechte Verhalten ein Dukkaṭa-Vergehen.“
Zu jener Zeit lebten Mönche unter der Anleitung von Unzulänglichen. Sie waren nach kurzer Zeit [auch] unzulängliche und schlechte Mönche. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Man soll nicht bei Unzulänglichen und unter deren Anleitung leben. Wird so gelebt, ist dieses schlechte Verhalten ein Dukkaṭa-Vergehen.“
Da dachten die Mönche: ‘Vom Erhabenen ist erlassen worden, dass Unzulängliche keine Anleitung geben sollen und dass man nicht bei Unzulänglichen und unter deren Anleitung leben soll. Wie sollen wir Zulängliche oder Unzulängliche erkennen?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube vier oder fünf Tage abzuwarten, bis man das Benehmen des Mönches als geeignet erkannt hat.“
121. Damals war ein gewisser Mönch im Kosala-Land auf der Straße unterwegs. Da kam diesem Mönch der Gedanke: ‘Der Erhabene erließ: Man soll nicht ohne Anleitung leben. Ich bin einer, der sich auf Anleitung stützen soll, doch ich bin auf der Straße unterwegs. Wie soll ich mich verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube einem auf der Straße unterwegs seienden Mönch, der Anleitung nicht erhalten kann, ohne Anleitung zu leben.“
Bei einer Gelegenheit waren zwei gewisse Mönche im Kosala-Land auf der Straße unterwegs. Sie kamen an einer anderen Mönchsklause an. Dort wurde ein Mönch krank. Da dachte der kranke Mönch: ‘Der Erhabene erließ: Man soll nicht ohne Anleitung leben. Ich bin einer, der sich auf Anleitung stützen soll, bin aber krank. Wie soll ich mich verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube einem kranken Mönch, der Anleitung nicht erhalten kann, ohne Anleitung zu leben.“
Da kam dem, der den Kranken pflegte der Gedanke: ‘Der Erhabene erließ: Man soll nicht ohne Anleitung leben. Ich bin einer, der sich auf Anleitung stützen soll, aber dieser Mönch ist krank. Wie soll ich mich verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube einem Mönch, der einen Kranken pflegt, wenn er darum gebeten wird und Anleitung nicht erhalten kann, ohne Anleitung zu leben.“
Damals lebte ein gewisser Mönch im Wald. Diese Art Unterkunft war ihm angenehm. Da kam diesem Mönch der Gedanke: ‘Der Erhabene erließ: Man soll nicht ohne Anleitung leben. Ich bin einer, der sich auf Anleitung stützen soll, ich lebe aber im Wald und diese Art Unterkunft ist mir angenehm. Wie soll ich mich verhalten?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube einem im Wald lebenden Mönch, der dieses angenehme Verweilen schätzt, der Anleitung nicht erhalten kann, ohne Anleitung zu leben [so denkend]: ‘Sobald ein geeigneter Anleitungsgeber kommt, werde ich unter dessen Anleitung leben.’“
122. Bei einer Gelegenheit hatte der ehrwürdige Mahākassapa einen Anwärter für die Hochordination. Da sandte der ehrwürdige Mahākassapa dem ehrwürdigen Ānanda einen Boten: „Komm Ānanda, dieser [Anwärter] soll zur Hochordination präsentiert werden [280] .“ Der ehrwürdige Ānanda antwortete: „Ich bin nicht fähig, mit dem Namen des Älteren [die Ordination] zu verkünden. Dieser Ältere ist für mich ehrwürdig.“ [281] Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube auch mit dem Familiennamen [die Ordination] zu verkünden.“
123. Zu jener Zeit hatte der ehrwürdige Mahākassapa zwei Anwärter für die Hochordination. Sie stritten sich: „Ich will als erster hochordiniert werden, ich will als erster hochordiniert werden.“ [282] Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube eine Bekanntgabe für zwei.“
Zu jener Zeit gab es Hochordinations-Anwärter von vielen Ordensälteren und die Anwärter stritten sich: „Ich will als erster hochordiniert werden, ich will als erster hochordiniert werden.“ Die Ordensälteren antworteten: „Brüder, lasst uns das für alle mit einer Bekanntgabe tun.“ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, es für zwei oder drei mit einer Bekanntgabe zu tun, aber durch einen Unterweiser, nicht etwa durch mehrere Unterweiser.“
124. Zu jener Zeit war der ehrwürdige Kumārakassapa von der Empfängnis an gerechnet zwanzig Jahre alt. Da kam dem ehrwürdigen Kumārakassapa der Gedanke: ‘Der Erhabene erließ die Regel: Eine Person von weniger als zwanzig Jahren soll nicht hochordiniert werden. Ich bin zwanzig Jahre von der Empfängnis an gerechnet. Werde ich nun ein Hochordinierter oder werde ich nun kein Hochordinierter?’ Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, wenn im Mutterschoß zum ersten Mal ‘Geist’ entsteht, zum ersten Mal ‘Bewusstsein’ entsteht, aufgrund dessen entsteht seine Geburt. Ihr Mönche, ich erlaube, einen zu hochordinieren, der von der Empfängnis an gerechnet zwanzig Jahre alt ist.“
125. Damals erschienen welche zur Hochordination mit Lepra, Furunkulose, (trockene) Lepra, Tuberkulose, Epilepsie. [283] Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, zur Hochordination zu fragen, ob es dafür Hindernisse gibt. Ihr Mönche, so soll man fragen: ‘Sind an dir derartige Krankheiten: Lepra, Furunkulose, (trockene) Lepra, Tuberkulose, Epilepsie? Bist du ein Mensch? Bist du ein Mann? Bist du ein freier Mann? Bist du ein Schuldenfreier? Bist du kein Soldat? Haben Vater und Mutter zugestimmt? Bist du zwanzig Jahre alt? Hast du Almosenschale und Robe? Wie ist dein Name? Wie ist der Name deines Unterweisers?’“
Zu jener Zeit fragten die Mönche unbelehrte Hochordinationsanwärter, ob es Hindernisse gibt. Die Hochordinationsanwärter waren verwirrt, waren verschämt, nicht fähig zu antworten. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, zuerst die Anwärter zu belehren und sie danach zu befragen, ob es Hindernisse gibt.“
Sie belehrten die Anwärter inmitten des Orden. Die Hochordinationsanwärter waren genauso verwirrt, verschämt, nicht fähig zu antworten. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, nachdem man abseits belehrt hat, inmitten des Orden nach den Hindernissen zu fragen. Ihr Mönche, so soll man belehren:
126. Zuerst soll man veranlassen, dass ein Unterweiser genommen wird. Nachdem der Unterweiser genommen wurde, soll man auf Almosenschale und Robe zeigen: ‘Das ist deine Almosenschale, das ist deine Doppelrobe, das ist deine Oberrobe und das ist deine Unterrobe. Geh, Soundso Genannter, und stell dich dort hin.’“
Toren und Unerfahrene belehrten. Die zu belehrenden Hochordinationsanwärter waren verwirrt, verschämt und nicht fähig zu antworten. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Toren und Unerfahrene sollen nicht belehren. Wird so belehrt, ist dieses schlechte Benehmen ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, ich erlaube, dass erfahrene und fähige Mönche belehren.“
Nichtautorisierte Mönche belehrten [284] . Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, man soll nicht unautorisiert belehren. Wird das getan, ist dieses schlechte Benehmen ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, ich erlaube, dass ein Autorisierter belehrt. Ihr Mönche, so soll man autorisieren: Selber kann man sich selbst autorisieren oder ein anderer kann von einem anderen autorisiert werden.
Wie kann man sich selber autorisieren? Ein erfahrener und fähiger Mönch soll dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso Genannten. Wenn es dem Orden recht erscheint, werde ich den Soundso Genannten belehren.’ So kann man sich selber autorisieren.
Wie kann ein anderer von einem anderen autorisiert werden? Ein erfahrener und fähiger Mönch soll dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Wenn es dem Orden recht erscheint, wird der Soundso Genannte den Soundso Genannten belehren.’ So kann ein anderer von einem anderen autorisiert werden.
Dieser autorisierte Mönch soll, nachdem er zum Hochordinationsanwärter ging, zu ihm sagen: „Höre, Soundso Genannter, jetzt ist für dich die Zeit der Wahrheit, die Zeit der Wirklichkeit. Wenn du inmitten des Orden gefragt wirst ob etwas ist, dann sage ‘es ist’ und wenn etwas nicht ist, dann sage ‘es ist nicht.’ Mögest du nicht verwirrt sein, mögest du nicht verschämt sein. Das werde ich dich fragen: ‘Sind an dir derartige Krankheiten, wie Lepra, Furunkulose, (trockene) Lepra, Tuberkulose, Epilepsie? Bist du ein Mensch? Bist du ein Mann? Bist du ein freier Mann? Bist du ein Schuldenfreier? Bist du kein Soldat? Haben Vater und Mutter zugestimmt? Bist du zwanzig Jahre alt? Hast du Almosenschale und Robe? Wie ist dein Name? Wie ist der Name deines Unterweisers?’“
Sie kommen gleichzeitig an. „Sie sollen nicht gleichzeitig ankommen. Der Belehrende soll, nachdem er zuerst ankam, dem Orden ankündigen: ‘Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Er ist von mir belehrt worden. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Soundso Genannte kommen.’ Der Orden soll sagen: ‘Komm.’ Nachdem man [den Anwärter] veranlasst hat, das Obergewand auf eine Schulter zu legen, sich zu Füßen der Mönche zu verbeugen und sich in die Hocke niederzusetzen, soll er mit ehrfürchtig zusammengelegten Händen die Hochordination erbitten: ‘Vom hohen Orden erbitte ich die Hochordination. Nimm mich auf, hoher Orden, von Mitleid bewogen.’ Zum zweiten Mal: ‘Vom hohen Orden erbitte ich die Hochordination. Nimm mich auf, hoher Orden, von Mitleid bewogen.’ Zum dritten Mal: ‘Vom hohen Orden erbitte ich die Hochordination. Nimm mich auf, hoher Orden, von Mitleid bewogen.’ Ein erfahrener und fähiger Mönch soll dem Orden ankündigen:
‘Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte, ist Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso Genannten. Wenn es dem Orden recht ist, frage ich den Soundso Genannten nach den Hindernissen. Höre, Soundso Genannter, jetzt ist die Zeit der Wahrheit, die Zeit der Wirklichkeit. Ob etwas da ist, frage ich. Wenn es da ist, soll man sagen ‘es ist’, wenn es nicht da ist, soll man sagen ‘es ist nicht’. Sind an dir derartige Krankheiten, wie Lepra, Furunkulose, (trockene) Lepra, Tuberkulose, Epilepsie? Bist du ein Mensch? Bist du ein Mann? Bist du ein freier Mann? Bist du ein Schuldenfreier? Bist du kein Soldat? Haben Vater und Mutter zugestimmt? Bist du zwanzig Jahre alt? Hast du Almosenschale und Robe? Wie ist dein Name? Wie ist der Name deines Unterweisers?“ Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:
127. „Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Er ist völlig frei von Hindernissen und Almosenschale sowie Roben sind vollständig. Der Soundso Genannte bittet den Orden um Hochordination durch den Soundso genannten Unterweiser. Wenn es dem Orden recht ist, möge der Orden den Soundso Genannten durch den Soundso genannten Unterweiser hochordinieren.’ Das ist die Ankündigung.
‘Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Er ist völlig frei von Hindernissen und Almosenschale sowie Roben sind vollständig. Der Soundso Genannte bittet den Orden um die Hochordination durch den Soundso genannten Unterweiser. Der Orden hochordiniert den Soundso Genannten durch den Soundso genannten Unterweiser. Wenn die Ehrwürdigen dulden, dass der Soundso Genannte durch den Soundso genannten Unterweiser hochordiniert ist, dann schweigt, wird es nicht geduldet, dann sprecht.
Zum zweiten Mal trage ich diese Angelegenheit vor: Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Er ist völlig frei von Hindernissen und Almosenschale sowie Roben sind vollständig. Der Soundso Genannte bittet den Orden um die Hochordination durch den Soundso genannten Unterweiser. Der Orden hochordiniert den Soundso Genannten durch den Soundso genannten Unterweiser. Wenn die Ehrwürdigen dulden, dass der Soundso Genannte durch den Soundso genannten Unterweiser hochordiniert ist, dann schweigt, wird es nicht geduldet, dann sprecht.
Zum dritten Mal trage ich diese Angelegenheit vor: Höre mich, hoher Orden! Der Soundso Genannte ist der Hochordinationsanwärter des ehrwürdigen Soundso genannten Unterweisers. Er ist völlig frei von Hindernissen und Almosenschale sowie Roben sind vollständig. Der Soundso Genannte bittet den Orden um die Hochordination durch den Soundso genannten Unterweiser. Der Orden hochordiniert den Soundso Genannten durch den Soundso genannten Unterweiser. Wenn die Ehrwürdigen dulden, dass der Soundso Genannte durch den Soundso genannten Unterweiser hochordiniert ist, dann schweigt, wird es nicht geduldet, dann sprecht.
Vom Orden hochordiniert ist der Soundso Genannte durch den Soundso genannten Unterweiser. Der Orden duldet es, daher das Schweigen, so nehme ich es an.“
128. „Zuerst soll der Schatten gemessen werden [285] , das Datum innerhalb der Jahreszeit soll erklärt werden, die Tageszeiten sollen erklärt werden [286] , die Rezitationen [287] sollen erklärt werden, die vier Bedarfsgegenstände sollen erklärt werden:
‛Durch Almosensammeln erlangte Speise ist eine Grundsätzlichkeit für Ordinierte, darum sei bemüht bis zum Lebensende. Besondere Gaben sind: Speisen für eine Gruppe aus dem Orden, bestimmten Personen zugewiesene Speisen, eine Einladung, ein Essensgutschein, halbmonatliche, [welche] am Uposathatag, [und welche] die am Tag nach Uposatha gegeben werden.
Kleidung aus fortgeworfenen Lumpen ist eine Grundsätzlichkeit für Ordinierte, darum sei bemüht bis zum Lebensende. Besondere Gaben sind: Leinen, Baumwolle, Seide, Wolle, Hanf, grobes Tuch.
Das Verweilen am Fuße eines Baumes ist eine Grundsätzlichkeit für Ordinierte, darum sei bemüht bis zum Lebensende. Besondere Gaben sind: eine Hütte, ein Haus mit einem Dach, ein hohes Haus, ein großes Haus, eine Höhle.
Scharfer Urin als Medizin ist eine Grundsätzlichkeit für Ordinierte, darum sei bemüht bis zum Lebensende. Besondere Gaben sind: Butterschmalz, frische Butter, Öl, Honig und Melasse.’“
129. Bei einer Gelegenheit ließen die Mönche einen gewissen Mönch, nachdem sie ihn hochordiniert hatten, allein zurück. Als dieser ihnen allein auf der Straße nachfolgte, begegnete er seiner früheren Gefährtin. Sie sprach so zu ihm: „Was, du bist ein Hausloser?“ – „Ja, ich bin ein Hausloser.“ – „Für Hauslose ist es schwierig, Geschlechtsverkehr zu bekommen. Komm, genießen wir Geschlechtsverkehr.“ Nachdem er Geschlechtsverkehr hatte, kam er [erst] nach längerer Zeit an. Die Mönche fragten ihn: „Bruder, was hast du so lange gemacht?“ Da erzählte der Mönch den Mönchen den Sachverhalt. Die Mönche erzählten dem Erhabenen den Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube, nachdem man die Hochordination gab, einen Begleiter und dass man die vier nicht auszuübenden Dinge erklärt.
Ein hochordinierter Mönch soll keinen Geschlechtsverkehr ausüben, nicht mal mit einem Tier. Der Mönch, der Geschlechtsverkehr ausübt, ist kein Asket, kein Sakyasohn mehr. Wie ein Mensch mit abgeschlagenem Kopf, nur mit dem Rumpf nicht leben kann, ebenso ist ein Mönch, der Geschlechtsverkehr ausübte, kein Asket, kein Sakyasohn mehr. So etwas soll von euch zeitlebens nicht getan werden.
Ein hochordinierter Mönch soll nicht verstohlen Nichtgegebenes nehmen, nicht einmal einen Grashalm. Der Mönch, der einen Pāda [288] oder etwas im Wert eines Pāda oder was mehr als einen Pāda wert ist verstohlen nimmt, ist kein Asket, kein Sakyasohn mehr. Wie ein welkes Blatt, das vom Stängel gelöst, nicht wieder grün werden kann, ebenso ist ein Mönch, der Nichtgegebenes verstohlen nimmt, nämlich einen Pāda oder etwas im Wert eines Pāda oder etwas, was mehr als einen Pāda wert ist, kein Asket, kein Sakyasohn mehr. So etwas soll von euch zeitlebens nicht getan werden.
Ein hochordinierter Mönch soll keinem Lebewesen absichtlich das Leben nehmen, nicht einmal einem Ameisenjungtier. Wer als Mönch einem Menschen absichtlich das Leben nimmt, bis hin zu einer Abtreibung, ist kein Asket, kein Sakyasohn mehr. Wie ein großer Stein, der in zwei Teile zerbrochen ist, nicht wieder ganz werden kann, so ist ein Mönch, der einem Menschen mit Absicht das Leben raubt, kein Asket, kein Sakyasohn mehr. So etwas soll von euch zeitlebens nicht getan werden.
Von einem hochordinierten Mönch soll nicht behauptet werden, dass überweltliche Zustände von ihm erreicht wurden, nicht einmal ‘Ich finde Gefallen an der Einsamkeit.’ [289] Wer als Mönch von üblen Wünschen getrieben, überweltliche Zustände behauptet, die nicht existieren, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, nämlich Vertiefung oder Befreiung oder Sammlung oder Erreichung oder der Weg oder das Resultat [290] , der ist kein Asket, kein Sakyasohn mehr. Genau so, wie eine Palme mit abgeschlagener Spitze nicht mehr in der Lage ist zu wachsen, ebenso ist ein Mönch, der von üblen Wünschen getrieben, überweltliche Zustände behauptet, die nicht existieren, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, kein Asket, kein Sakyasohn mehr. So etwas soll von euch zeitlebens nicht getan werden.“ [291]
130. Bei einer Gelegenheit war ein gewisser Mönch, der ein Vergehen nicht einsah, vorübergehend suspendiert und hatte den Orden verlassen. Als er wieder zurückkam, bat er die Mönche um die Hochordination. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, in diesem Fall war ein gewisser Mönch, der ein Vergehen nicht einsah, vorübergehend suspendiert und hat den Orden verlassen. Als er wieder zurückkam, bat er die Mönche um die Hochordination. Das hat man zu ihm zu sprechen: ‘Siehst du dein Vergehen ein?’ Sagt er: ‘Ich sehe [es] ein’, soll man ordinieren. Sagt er ‘Ich sehe [es] nicht ein’, soll man nicht ordinieren. Nachdem er ordiniert ist, soll man sagen: ‘Siehst du dein Vergehen ein?’ Sagt er: ‘Ich sehe [es] ein’, soll man hochordinieren. Sagt er: ‘Ich sehe [es] nicht ein’, soll man nicht hochordinieren. Nachdem er hochordiniert ist, soll man sagen: ‘Siehst du dein Vergehen ein?’ Sagt er: ‘Ich sehe [es] ein’, soll man ihn rehabilitieren [292] . Sagt er: ‘Ich sehe [es] nicht ein’, soll man ihn nicht rehabilitieren. Nachdem er rehabilitiert ist, soll man sagen: ‘Siehst du dein Vergehen ein?’ Sieht er [es] ein, dann ist es gut. Sieht er [es] nicht ein und die Einstimmigkeit [des Orden] wird erlangt, dann soll er wieder vorübergehend suspendiert werden. Wird die Einstimmigkeit nicht erlangt, dann ist es kein Vergehen, mit ihm zusammen zu essen und zu leben.
Ihr Mönche, in diesem Fall hat ein Mönch für ein Vergehen keine Wiedergutmachung geleistet, wurde vorübergehend suspendiert und hatte den Orden verlassen. Als er wieder zurückkam, bat er die Mönche um die Hochordination. Das hat man zu ihm zu sprechen: ‘Machst du dein Vergehen wieder gut?’ Sagt er: ‘Ich mache [es] wieder gut’, soll man ordinieren. Sagt er ‘Ich mache [es] nicht wieder gut’, soll man nicht ordinieren. Nachdem er ordiniert ist, soll man sagen: ‘Machst du dein Vergehen wieder gut?’ Sagt er: ‘Ich mache [es] wieder gut’, soll man hochordinieren. Sagt er: ‘Ich mache [es] nicht wieder gut’, soll man nicht hochordinieren. Nachdem er hochordiniert ist, soll man sagen: ‘Machst du dein Vergehen wieder gut?’ Sagt er: ‘Ich mache [es] wieder gut’, soll man ihn rehabilitieren. Sagt er: ‘Ich mache [es] nicht wieder gut’, soll man ihn nicht rehabilitieren. Nachdem er rehabilitiert ist, soll man sagen: ‘Machst du dein Vergehen wieder gut?’ Macht er [es] wieder gut, dann ist es gut. Macht er [es] nicht wieder gut und die Einstimmigkeit [des Orden] wird erhalten, dann soll er wieder vorübergehend suspendiert werden. Wird die Einstimmigkeit nicht erhalten, dann ist es kein Vergehen, mit ihm zusammen zu essen und zu leben.
Ihr Mönche, in diesem Fall hat ein Mönch üble Ansichten nicht aufgegeben, wurde vorübergehend suspendiert und hatte den Orden verlassen. Als er wieder zurückkam, bat er die Mönche um die Hochordination. Das hat man zu ihm zu sprechen: ‘Gibst du deine üblen Ansichten auf?’ Sagt er: ‘Ich gebe [sie] auf’, soll man ordinieren. Sagt er ‘Ich gebe [sie] nicht auf’, soll man nicht ordinieren. Nachdem er ordiniert ist, soll man sagen: ‘Gibst du deine üblen Ansichten auf?’ Sagt er: ‘Ich gebe [sie] auf’, soll man hochordinieren. Sagt er: ‘Ich gebe [sie] nicht auf’, soll man nicht hochordinieren. Nachdem er hochordiniert ist, soll man sagen: ‘Gibst du deine üblen Ansichten auf?’ Sagt er: ‘Ich gebe [sie] auf’, soll man ihn rehabilitieren. Sagt er: ‘Ich gebe [sie] nicht auf’, soll man ihn nicht rehabilitieren. Nachdem er rehabilitiert ist, soll man sagen: ‘Gibst du deine üblen Ansichten auf?’ Gibt er [sie] auf, dann ist es gut. Gibt er [sie] nicht auf und die Einstimmigkeit [des Orden] wird erhalten, dann soll er wieder vorübergehend suspendiert werden. Wird die Einstimmigkeit nicht erhalten, dann ist es kein Vergehen, mit ihm zusammen zu essen und zu leben.“
131.
Sehr nützlich Ordensregeln sind,
den Integren bring’ sie Glück,
auch übles Wünschen wird gehemmt,
das Pflichtbewusstsein wird gestärkt.
Auch um der Lehre zu gedenken,
des allwissend’ Siegers Weidegrund,
die wohl erlassen ist und ohne Ungewissheit,
der Frieden, ein Bereich wie kein anderer.
Die Gruppen als auch ’s Regelwerk,
das Rahmenwerk und Grundschemata
[293]
,
ein Fähiger in diesen Dingen,
bewegt aufmerksam sich darin.
Wer Rinder nicht kennt,
kann keine Rinderherde schützen;
auch wem Tugend unbekannt,
den nichts schützen kann.
Wenn auch die Lehr’ vergessen
würd’,
und gleicherweis’ der Abhidhamma,
wenn nicht Vinaya verlor’n gegangen,
solang’ die Lehr’ bestehen bleibt.
Daher ist die Zusammenstellung,
eine Zusammenfassung der Reihe nach;
verkünden werd ich’s, wie ich’s weiß.
Nun aber hört, was ich euch sage:
Sachverhalt, Herkunft, Vergehen,
Methoden, Wiederholung auch,
schwierig ist’s, das vollständig zu behalten.
Auf diese Weise ist’s zu lernen:
Erleuchtung, dann der Fürstensitz,
[Baum] Ziegenhirt, Sahampati,
Brahma, Āḷāra, Udaka,
die Mönche, Seher Upaka.
Koṇḍañña, Vappa, Bhaddiya,
Mahānāma und Assaji,
Yasa, die Vier, die Fünfzig,
alle, er sandte sie aus.
Vorfall mit Māra, Dreißig dann,
Uruvelā, drei Flechtenasketen,
das Feuerhaus, der Großfürst auch,
Sakka, Brahma, das Ganze.
Lumpenkleidung, Teich,
Stein, Kakudha-Baum, der Stein,
Jambu-, Mango- und Āmalaka-Baum,
Paricchatta-Blüte geholt.
Holz zerkleinert, Feuer gemacht,
Feuer gelöscht und Kassapa,
im Wasser untergetaucht, Kohlebecken, die
Wolke,
Gayā, Laṭṭhihain und Magadha.
Upatissa und Kolita,
Wohlbekannte und die Ordination,
falsch bekleidet, Entlassung,
dann dünner, elender Brahmane.
Schlechtes Verhalten pflegen,
Bauch, Brahmanenjüngling, Gruppe,
eine Regenzeit, von Toren weggehen,
zehn Jahre und Anleitung.
Sich nicht daran halten, zu entlassen,
Törichte, Aufhebung, Fünfe, Sechse,
und wer auch immer, Nackter dann,
ungeschoren, Flechtenasket, Sākya.
In Magadha fünf Krankheiten,
Einer, des Fürsten, Diener, Dieb und Finger,
die Erlasse von Magadha,
Gefängnis, steckbrieflich, Ausgepeitschter.
Gebrandmarkter, Schuldner, Sklave,
Kahlköpfiger, Upāli, Schlange,
eine zugetane Familie und Kaṇṭaka,
sowie übervölkert sein.
Sachverhalte, Knabe, Übungsregeln,
sie wohnen, Was nun?,
alles, Mund, die Unterweiser,
fortgelockt und Kaṇṭaka.
Eunuch, heimlich mitlebend,
Schlange, Mutter und Vater,
Heilige, Nonnen, Spalter,
Blutvergießer, Hermaphrodit.
Ohne Unterweiser, durch den Orden,
Gruppe, Eunuch, ohne Almosenschale,
ohne Robe, [ohne] alles beides,
ausgeliehen, dreierlei damit.
Hände, Füße, Hand und Füße,
Ohren, Nase, alles beides,
Finger, Nägel, Sehnen,
Schlangenhauben, bucklig, Zwerg.
Mit Kropf, gebrandmarkt, ausgepeitscht,
steckbrieflich gesucht, mit Elefantiasis,
üble [Krankheit], Störenfried,
Einäugige und dann auch noch verkrüppelt.
Lahmer als auch Krüppel,
gehunfähig, altersschwach,
blind, stumm, taub,
blindstumm, bis dahin.
Taubblind, wie gesagt
und gleicherweise auch taubstumm,
dann auch blindtaubstumm,
für Fahrlässige die Anleitung.
Wie man das Leben führen soll, unterwegs zu
tun,
darum gebeten habend, Merkmal, Anwärter,
„Komm her“, sie streiten sich,
durch einen Unterweiser, Kassapa.
Hochordinierte war’n zu sehen,
mit Krankheiten, Bedrückte auch,
Unbelehrte sind verwirrt,
solcherart ist die Belehrung.
Und auch
im Orden, dann der Törichte,
unbevollmächtigt
und selber,
Aufnehmen
per Hochordination,
Grundsätzlichkeiten, selber, drei.
In diesem Abschnitt sind einhundertzweiundsiebzig Sachverhalte.
Der große Abschnitt ist beendet.
[280] anussāvessati verkünden eines Ordens-Aktes (kammavācā) → Mvg 72.
[281] Es gehört sich nicht, Ältere mit deren (Ordens-)Namen anzusprechen.
[282] Wer als erster hochordiniert wurde, hat dem anderen gegenüber Seniorität.
[283] Und das, obwohl diese Krankheiten eine Ordination verhindern (→ Mvg 88).
[284] Im Orden wurde vorher abgesprochen, wer belehren soll (darf).
[285] Damit der Anwärter die Zeit seiner Ordination kennt (zur Feststellung der Seniorität unerlässlich).
„Am Tage wurde die Zeit mittels einer Sonnenuhr gemessen, deren Zeiger eine Länge von 12 aṅgulas (22,5 cm) hatte. Die Schattenlängen von 67,5 und 22,5 und 7,5 cm vormittags und nachmittags teilten den Tag in acht Teile.“ [Kautilya 1992]
[286] divasa-bhāgo der Teil des Tages; damit man weiß, ab wann nicht mehr gegessen werden darf (Mittag).
[287] saṅgīti „Textfestlegung, Kanon“; 2. „Textfassung“. Hierunter dürfte mittlerweile das Pātimokkha zählen.
[288] Ein Viertel eines Kahāpaṇa (→ Register: „Geld“).
Laut Arthashastra waren 1,25 paṇa pro Monat ein ausreichender Mindestlohn für eine Person. Rechnet man das auf den heutigen Mindestlohn um, ergäbe sich das Limit für ein Pārājika-Vergehen bei wenigstens 600 Euro wenn man einen monatlichen Mindestlohn von 750 Euro zugrunde legt.
In Pār 2 steht es so: „Wer auch immer als Mönch aus dem Dorf oder aus dem Wald etwas Nichtgegebenes nimmt, mit der Absicht es zu stehlen, und dieses Gestohlene wäre von solchem Wert, dass der Fürst ihn wie einen Dieb ergreifen und ihn entweder schlagen, fesseln oder verbannen würde [mit den Worten]: ‘Du Räuber, du Narr, du Irrer, du Dieb!’, dieser Mönch, der also etwas nicht Gegebenes an sich nimmt, auch der ist ein Ausgeschlossener, ein Ausgestoßener.“
[289] suññagāre abhīramamī wtl „finde Gefallen am Verweilen in/an leeren Hütten“; es besteht die Gefahr, „Leerheit“ zu verstehen (suññatā), was als überweltliche Erfahrung gedeutet werden kann.
[290] magga + phala; sog. Pfad und Frucht beim Erreichen einer der vier Stufen der Heiligkeit. Wer nämlich als „der Gaben würdig“ angesehen wird, der bekommt weitaus mehr Unterstützung als andere.
[291] Der Wortlaut dieser Vier Pārājikā ist nicht identisch mit dem am Uposatha zu rezitierenden Pātimokkha!
[292] osāraṇā wieder einsetzen (in den Bhikkhustand) vgl abbhāna. Eine Person wird als Mitglied des Ordens akzeptiert a) durch Upasampadā (Hochordination) oder b) durch „Rückruf“ (Rehabilitation) nach Verbüßung der auferlegten Strafe bei Vergehen wie Pabbājanīya, Tajjanīya, Niyassa oder Ukkhepanīya. Im Kaṅkhāvitaraṇī wird dieser Begriff auch verwendet, wenn a) ein die Ordinierten von einem Laienanhänger wieder Gaben annehmen, nachdem sie diesen wegen ungebührlichen Verhaltens „verbannt“ hatten (pattanikkujjana); b) wenn ein Sāmaṇera wieder als solcher akzeptiert wird und c) wenn ein Hochordinationsanwärter zur Upasampadā vorgestellt wird.
[293] khandha „Gruppierungen“ (Mvg + Cvg); parivāra Gefolge, Rahmenwerk (letztes Buch des Vinaya); māṭika Grundschema, Register.