Mahāvagga

VI. Der Medizin-Abschnitt

3. Kapitel (170-177)

170. Die Erlaubnis für Reisschleim und Honigbällchen

282. Nachdem der Erhabene so lange in Benares verweilte wie es ihm gefiel, brach er zu einer Wanderung nach Andhakavindā [688] auf, mit einer großen Mönchs­gemeinde von tausendzweihundertfünfzig [689] Mönchen. Zu dieser Zeit folgten Landsleute, nachdem sie viel Salz, Öl, Reis und Speisen auf einen Karren getan hatten, dem Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze auf den Fersen [in dem Gedanken]: ‘Wenn wir an der Reihe sind, dann werden wir Essen machen.’ Eine Menge von fünfhundert [690] Resteessern [691] war auch da. Nach und nach wan­dernd kam der Erhabene in Andhakavindā an.

Da kam einem gewissen Brahmanen, weil er nicht an die Reihe kam, fol­gender Gedanke: ‘Nun sind zwei Monate vergangen, seit ich dem Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze nachfolge [692] [denkend] ‘Wenn ich an die Reihe komme, werde ich das Essen zubereiten.’ Ich komme nicht an die Reihe. Ich bin allein, viele meiner häuslichen Angelegenheiten gehen verlustig. Wie wäre es, wenn ich mal die Speisehütte [693] inspizieren würde? Was ich in der Speisehütte nicht sehe, das werde ich zubereiten.’ Der Brahmane inspizierte die Speisehütte und sah zweierlei [Dinge] nicht: Reisschleim und Honigbällchen. Da ging dieser Brahmane zum ehrwürdigen Ānanda. Dort angekommen sprach er zum ehrwür­digen Ānanda: „Als ich, Herr Ānanda, nicht an die Reihe kam, da kam mir der Gedanke: ‘Nun sind zwei Monate vergangen, seit ich dem Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze nachfolge [denkend], dass wenn ich an die Reihe komme, dann werde ich das Essen zubereiten. Ich komme nicht an die Reihe. Ich bin allein, viele meiner häuslichen Angelegenheiten gehen verlustig. Wie wäre es, wenn ich mal die Speisehütte inspizieren würde? Was ich in der Speisehütte nicht sehe, das werde ich zubereiten.’ Als ich mich nun, Herr Ānanda, in der Speisehütte um­schaute, sah ich zweierlei [Dinge] nicht – Reisschleim und Honigbällchen. Wenn ich nun, Herr Ānanda, Reisschleim und Honigbällchen zubereiten würde, würde das der Herr Gotama von mir annehmen?“ – „Darüber, Brahmane, werde ich den Erhabenen befragen.“ Da hat der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen den Sach­verhalt erzählt. „Na dann, Ānanda, möge er es zubereiten.“ – „Na dann, Brahmane, bereite es zu.“ Als die Nacht vergangen war, hat dieser Brahmane reichlich Reis­schleim und Honigbällchen zubereitet und bot sie dem Erhabenen an: „Möge der Herr Gotama diesen Reisschleim und die Honigbällchen annehmen.“ – „Brah­mane, gib auch den Mönchen.“ Die gewissenhaften Mönche nahmen es nicht an. „Ihr Mönche, nehmt an und esst.“ Nachdem nun der Brahmane den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze mit reichlich Reisschleim und Honigbällchen eigenhändig bedient und versorgt hatte, setzte er sich seitlich vom Erhabenen nieder, der seine Hände von der Almosenschale zurückgezogen und gewaschen hatte. Der Erhabene sprach zu dem seitwärts sitzenden Brahmanen:

„Brahmane, zehn Vorteile hat Reisschleim. Welche zehn? Wer Reis­schleim gibt, gibt Lebenskraft, gibt Schönheit, gibt Wohlsein [694] , gibt Kraft und gibt Gewitztheit [695] . Wird Reisschleim getrunken, vertreibt es den Hunger, besei­tigt Durst, reguliert die Körperwinde, reinigt die Blase und unverdaute Reste werden verdaut [696] . Das also, Brahmane, sind die zehn Vorteile von Reisschleim.

Wer Selbstbeherrschten, die von Speisen and’rer leben,
zur rechten Zeit und angemessen Reisschleim gibt,
dem werden zehn Dinge gewährt:
Gesundheit, Schönheit, Glück, Kraft.

Es kommt Gewitztheit in ihm auf,
beseitigt Hunger, Durst und Wind,
reinigt die Blase, regt das Verdauen an.
Solch Medizin wird vom Vollendeten gelobt.

Daher gebe Reisschleim, wer
als Mensch ewiges Glück sich erwünscht,
der himmlisches begehrt,
der menschlichen Glanz sich wünscht.

Nachdem der Erhabene den Brahmanen mit diesem Vers erfreut hatte, stand er vom Sitz auf und ging fort. Als dann der Erhabene aus diesem Anlass und in diesem Zusammenhang eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er zu den Mön­chen: „Ihr Mönche, ich erlaube Reisschleim und Honigbällchen.“

171. Neu Vertrauen und große Menge

283. Die Leute hörten nun: ‘Man sagt, der Erhabene erlaubt Reisschleim und Honigbällchen.’ Sie bereiteten morgens nahrhaften Reisschleim und Honigbäll­chen zu. Da die Mönche morgens von nahrhaftem Reisschleim und Honigbällchen gesättigt waren, verzehrten sie in der Speisehütte nicht so viel wie erwartet. Zu dieser Zeit hatte ein gewisser Großminister, der erst neulich Vertrauen gewonnen hatte, den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze für den nächsten Tag eingeladen. Da dachte der Großminister, der erst neulich Vertrauen gewonnen hatte: ‘Wenn ich nun für die tausendzweihundertfünfzig Mönche tausendzwei­hundertfünfzig Fleischschüsseln vorbereiten und für jeden einzelnen Mönch eine einzelne Fleischschüssel hinbringen würde?’ Nachdem die Nacht vergangen war, ließ dieser neulich erst Vertrauen gewonnen habende Großminister vorzügliche feste Speise zubereiten, sowie tausendzweihundertfünfzig Fleischschüsseln und dann dem Erhabenen die Zeit ankündigen: „Es ist Zeit hoher Herr, das Essen ist vorbereitet.“ Als der Erhabene am Vormittag aufstand, nahm er Robe und Almo­senschale und ging zum Anwesen des Großministers, der erst neulich Vertrauen gewonnen hatte. Dort angekommen, setzte er sich auf den vorbereiteten Sitz nieder, ebenso auch der Mönchsorden.

Dann bediente der neulich erst Vertrauen gewonnen habende Großminister die Mönche in der Speisehütte. Die Mönche sagten: „Freund, gib [nur] ein biss­chen. Freund, gib [nur] wenig.“ – „Ehrwürdige, mögt ihr nicht nur so ein bisschen annehmen. Vielmehr denkt: ‘Das ist ein neulich erst Vertrauen gewonnen haben­der Großminister. Viele feste Speisen wurden zubereitet und tausendzweihundert­fünfzig Fleischschüsseln, für jeden einzelnen Mönch wurde eine einzelne Fleisch­schüssel gebracht.’ Ehrwürdige, nehmt soviel an, wie ich gebe.“ – „Freund, wir nehmen deshalb nur so wenig an, weil wir schon morgens durch nahrhaften Reisschleim und Honigbällchen gesättigt wurden. Darum nehmen wir nur so ein bisschen an.“

Da wurde der erst neulich Vertrauen gewonnen habende Großminister ärgerlich, unruhig und regte sich auf: „Wie können die Ehrwürdigen bloß, wenn sie von mir eingeladen sind, nahrhaften Reisschleim von anderen verzehren? Bin ich etwa nicht in der Lage so viel zu geben, wie nötig ist?“ Zornig, in übler Stimmung, sie anzugreifen wünschend, ging er los, um die Almosenschalen der Mönche zu füllen und sprach dabei: „Esst oder nehmt es mit.“ Nachdem er den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze eigenhändig mit vorzüglicher fester und weicher Speise bedient und versorgt hatte, setzte sich der erst neulich Vertrauen gewonnen habende Großminister seitwärts vom Erhabenen nieder als dieser gegessen und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte. Nach­dem der Erhabene dem zur Seite sitzenden neulich erst Vertrauen gewonnen habenden Großminister durch ein Lehrgespräch veranlasst hatte, zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein, sich daran zu erfreuen, stand er vom Sitz auf und ging fort.

Kurz nachdem der Erhabene fortgegangen war kamen beim erst neulich Vertrauen gewonnen habenden Großminister Gewissensunruhe und Reue auf: „Ach, was ist das für ein Verlust für mich! Ach, kein Gewinn! Ach, ich bekam Schlechtes! Ach, nichts Gutes erhielt ich! Zornig, in übler Stimmung und sie angreifend ging ich los, um die Almosenschalen der Mönche zu füllen und sprach dabei: ‘Esst oder nehmt es mit.’ Habe ich nun viel Verdienst erzeugt oder kein Verdienst?“ Da ging der erst neulich Vertrauen gewonnen habende Großminister zum Erhabenen. Dort angekommen verehrte er den Erhabenen und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach der erst neulich Vertrauen gewonnen habende Großminister zum Erhabenen: „Kurz nachdem der Erhabene fortgegan­gen war, kam mir Gewissensunruhe und Reue auf: Ach, was ist das für ein Verlust für mich! Ach, kein Gewinn! Ach, ich bekam Schlechtes! Ach, nichts Gutes erhielt ich! Zornig, in übler Stimmung und sie angreifend ging ich los, um die Almosen­schalen der Mönche zu füllen und sprach dabei: ‘Esst oder nehmt es mit.’ [Ich dachte:] ‘Habe ich nun viel Verdienst erzeugt oder kein Verdienst?’ Habe ich nun viel Verdienst erzeugt oder kein Verdienst?“

„Freund, seitdem du den Mönchsorden, mit dem Buddha an der Spitze, eingeladen hast, seitdem entstand dir viel Verdienst. Seitdem von jedem einzelnen Mönch ein einzelnes gekochtes Reiskorn angenommen wurde, seitdem entstand dir viel Verdienst. Der Himmel ist dir sicher.“ Da dachte der erst neulich Vertrauen gewonnen habende Großminister: ‘Es heißt, Gewinn habe ich. Es heißt, Gutes erhielt ich. Es heißt viel Verdienst habe ich erzeugt. Es heißt, der Himmel ist mir sicher.’ Freudig erregt und begeistert stand er vom Sitz auf und nachdem er den Erhabenen verehrt und rechts umrundet hatte, ging er fort.

Nachdem der Erhabene in diesem Zusammenhang, aus diesem Anlass den Mönchsorden zusammengerufen hatte, befragte er die Mönche: „Ihr Mönche, ist es wahr, dass Mönche, die von einem eingeladen waren, bei jemandem anderen nahrhaften Reisschleim gegessen haben?“ – „Das ist wahr, Erhabener.“ Da tadelte der Buddha, der Erhabene heftig: „Unpassend, ist das, ungeeignet, unangemessen, nicht asketenwürdig, nicht erlaubt und nicht zu tun! Wie können diese Mönche bloß, jene törichten Menschen, von dem einem eingeladen, bei einem anderen nahrhaften Reisschleim essen? Das ist nicht erfreulich für die, die [noch] nicht [an der Lehre] erfreut sind, noch vermehrt es die Zahl derer, die erfreut sind.“ Nach­dem er heftig getadelt hatte, hielt er eine Lehrrede und sprach zu den Mönchen: „Ihr Mönche, man soll nicht, wenn man von einem eingeladen wurde, bei jeman­dem anderen nahrhaften Reisschleim verzehren. Wird es verzehrt, soll man nach den Vorschriften behandelt werden.“ [697]

172. Belaṭṭha Kaccāna

284. Nachdem der Erhabene so lange in Andhakavindā weilte, wie es ihm gefiel, brach er mit einem großen Mönchsorden von tausendzweihundertfünfzig Mön­chen zu einer Wanderung nach Rājagaha auf. Zu dieser Zeit war Belaṭṭha Kaccāna [698] auf dem Weg von Rājagaha nach Andhakavindā mit fünfhundert111 Karren, die alle mit Zuckersirupkrügen beladen waren. Als der Erhabene den Belaṭṭha Kaccāna aus der Ferne kommen sah, ging er vom Weg ab und setzte sich am Fuß eines gewissen Baumes nieder. Da ging Belaṭṭha Kaccāna zum Erhabenen. Dort angekommen verehrte er den Erhabenen und stellte sich seitwärts hin. An der Seite stehend sprach Belaṭṭha Kaccāna zum Erhabenen: „Ich wünsche, hoher Herr, jedem einzelnen Mönch einen Zuckerkrug zu geben.“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, hol einen Zuckerkrug.“ – „So sei es, hoher Herr.“, antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen, holte einen Zuckerkrug und ging zum Erhabenen zurück. Wieder angekommen sprach er zum Erhabenen: „Herr, ich habe einen Zuckerkrug geholt. Wie soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Dann, Kaccāna, gib den Mönchen Zucker.“ „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und gab den Mönchen Zucker. Danach sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, ich habe den Mönchen Zucker gegeben, aber es ist viel Zucker übriggeblieben. Wie, o Herr, soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, dann gib den Mönchen so viel Zucker, wie sie mögen.“ – „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und gab den Mönchen so viel Zucker wie sie mochten. Dann sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, ich habe den Mönchen so viel Zucker gegeben, wie sie mochten, aber es ist viel Zucker übriggeblieben. Wie, o Herr, soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, stell die Mönche mit Zucker zufrieden [699] .“ – „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und stellte die Mönche mit Zucker zufrieden. Einige Mönche hatten die Almosenschale gefüllt, das Sieb gefüllt, den Beutel gefüllt. Nachdem Belaṭṭha Kaccāna die Mönche mit Zucker zufriedengestellt hatte, sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, die Mönche sind mit Zucker zufriedengestellt, aber es ist viel Zucker übriggeblieben. Wie, o Herr, soll ich mich verhalten?“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, gib den Resteessern Zucker.“ – „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und gab den Resteessern Zucker. Dann sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, ich habe den Resteessern Zucker gegeben, aber es ist viel Zucker übriggeblieben. Wie, o Herr, soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, dann gib den Resteessern so viel Zucker wie sie benötigen.“ „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und gab den Resteessern so viel Zucker wie sie benötigten. Dann sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, ich habe den Resteessern so viel Zucker gegeben, wie sie benötigten, aber es ist viel Zucker übriggeblieben. Wie, o Herr, soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Wenn das so ist, Kaccāna, dann stell die Resteesser mit Zucker zufrieden.“ – „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna dem Erhabenen und stellte die Resteesser mit Zucker zufrieden. Einige Resteesser hatten Töpfe und Krüge gefüllt, Körbe und Beutel gefüllt. Nachdem Belaṭṭha Kaccāna die Reste­esser mit Zucker zufriedengestellt hatte, sprach er zum Erhabenen: „Hoher Herr, die Resteesser sind mit Zucker zufriedengestellt, aber es ist viel Zucker übrig­geblieben. Wie, o Herr, soll ich mich jetzt verhalten?“ – „Nicht einen sehe ich, Kaccāna, in der Welt mit ihren Göttern, Māras, Brahmas, Asketen und Brahmanen oder unter den geborenen Gottheiten und Menschen, der, würde er diesen Zucker verzehren, ihn recht verdauen könnte, außer eines Vollendeten oder einem Schüler des Vollendeten. Da es so ist Kaccāna, wirf den Zucker dahin, wo wenig Gras ist oder versenke ihn in leblosem Wasser.“ – „So sei es, Herr.“ antwortete Belaṭṭha Kaccāna und schüttete den Zucker in lebloses Wasser.

Als der Zucker ins Wasser geworfen wurde entstand ein Zischen und ein Sprudeln mit Qualm und Dampf. Gerade so, als würde man eine Pflugschar, die einen Tag lang erhitzt wurde ins Wasser werfen, so zischte, sprudelte, qualmte und dampfte es. Und genau so entstand, als der Zucker ins Wasser geworfen wurde, ein Zischen und ein Sprudeln mit Qualm und Dampf. Da war Belaṭṭha Kaccāna stark bewegt und ihm sträubten sich die Haare. Da ging er zum Erhabenen. Dort angekommen verehrte er den Erhabenen und setzte sich seitwärts nieder. Dem zur Seite sitzenden Belaṭṭha Kaccāna gab der Erhabene eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass Belaṭṭha Kaccāna aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll war, da verkündete er die Kernaussage der Lehr­darlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem Belaṭṭha Kaccāna dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’ „Sehr gut, sehr gut, hoher Herr! Als würde der hohe Herr etwas Umgedrehtes richtig hin­stellen oder etwas Verdecktes aufdecken oder einem Verirrten den Weg zeigen oder in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten, damit, wer Augen hat, die Bilder sieht, genau so hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Hoher Herr, ich nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zur Mönchsgemeinschaft. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat.“

Dann kam der Erhabene nach und nach wandernd in Rājagaha an. Der Erhabene weilte dann in Rājagaha am Eichhörnchenfutterplatz im Bambushain. Zu dieser Zeit gab es in Rājagaha Zucker im Überfluss. Die Mönche dachten: ‘Der Erhabene hat Zucker nur den Kranken erlaubt, aber nicht den Gesunden.’ Die Gewissenhaften aßen keinen Zucker. Dem Erhabenen erzählten sie diese Sache. „Ihr Mönche, den Kranken erlaube ich Zucker und den Gesunden Zuckerwasser.“

173. Pāṭaligāma

285. Nachdem der Erhabene so lange in Rājagaha weilte, wie es ihm gefiel, brach er mit einem großen Mönchsorden von tausendzweihundertfünfzig Mönchen zu einer Wanderung nach Pāṭaligāma [700] auf. Nach und nach wandernd kam der Erhabene in Pāṭaligāma an. Da hörten die Laienanhänger in Pāṭaligāma: ‘Man sagt, der Erhabene sei in Pāṭaligāma angekommen.’ Da gingen die Laienanhänger aus Pāṭaligāma zum Erhabenen. Dort angekommen verehrten sie den Erhabenen und setzten sich beiseite nieder. Beiseite sitzend hat der Erhabene die Laienanhän­ger aus Pāṭaligāma durch eine Lehrrede veranlasst zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein und sich daran zu erfreuen.

Nachdem die Laien aus Pāṭaligāma die Lehrrede des Erhabenen verstanden und aufgenommen hatten, davon motiviert waren und sich daran erfreuten, sagten sie zum Erhabenen: „Der Herr Erhabene möge zusammen mit dem Mönchsorden die Einladung ins Gästehaus annehmen.“ Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Nachdem die Laien aus Pāṭaligāma wussten, dass der Erhabene angenommen hatte, standen sie vom Sitz auf, verehrten den Erhabenen, umrundeten ihn rechts herum und gingen zum Gästehaus. Dort angekommen breiteten sie innen eine alles bedeckende Matte aus, bereiteten Sitze vor, stellten Wassergefäße bereit und hingen Öllampen auf. Danach gingen sie zum Erhabenen zurück. Dort angekom­men verehrten sie den Erhabenen und stellten sich seitlich hin. Beiseite stehend sagten die Laienanhänger aus Pāṭaligāma zum Erhabenen: „Das Gästehaus ist ganz mit Matten ausgelegt, Sitze sind vorbereitet, Wassergefäße bereitgestellt und Öllampen aufgehangen. Möge der hohe Herr, der Erhabene, sobald es ihm recht ist, tun, was er meint.“

Nachdem sich der Erhabene angezogen hatte [701] , nahm er Robe und Almosenschale und ging mit dem Mönchsorden zum Gästehaus. Dort angekom­men, wusch er die Füße, trat in das Gästehaus ein und an den Mittelpfeiler gestützt, setzte er sich mit nach Osten erhobenem Blick nieder. Die Mönchsgemeinde wusch sich die Füße, trat ins Gästehaus ein und setzte sich an die westliche Wand nieder, mit dem Gesicht nach Osten und hatte so den Erhabenen vor sich. Die Laienanhänger aus Pāṭaligāma wuschen sich die Füße, traten in das Gästehaus ein und setzten sich an die östliche Wand, den Blick in westlicher Richtung und hatten so den Erhabenen vor sich.

Dann sprach der Erhabene zu den Laienanhängern von Pāṭaligāma: „Ihr Hausleute [702] , fünf Gefahren gibt es für einen Unsittlichen wegen dessen Übertre­tung der Moralvorschriften. Welche fünf? Ihr Hausleute, da erfährt der Unsittliche, der die Moralvorschriften übertritt, aufgrund seiner Nachlässigkeit einen großen Verlust an Reichtum. Das ist die erste Gefahr für einen Unsittlichen wegen dessen Übertretung der Moralvorschriften. Weiterhin eilt dem Unsittlichen, der die Moralvorschriften übertritt, ein schlechter Ruf voraus. Das ist die zweite Gefahr für einen Unsittlichen, wegen dessen Übertretung der Moralvorschriften. Außerdem benimmt sich der Unsittliche, der die Moralvorschriften übertritt, wenn er in eine Versammlung geht, sei es eine von Kriegern, von Brahmanen, von Hausherren oder eine der Asketen, ungeschickt und ist verwirrt. Das ist die dritte Gefahr für einen Unsittlichen wegen dessen Übertretung der Moralvorschriften. Ferner wird der Unsittliche, der die Moralvorschriften übertritt, in Verwirrung geraten, wenn seine Zeit kommt [703] . Das ist die vierte Gefahr für einen Unsittlichen wegen dessen Übertretung der Moralvorschriften. Und letztendlich wird der Unsittliche, der die Moralvorschriften übertritt, nach dem Tod, wenn der Körper zerfällt, in Abgründe, auf schlechte Fährte, in den Untergang, in die Hölle [704] gelan­gen. Das ist die fünfte Gefahr für einen Unsittlichen wegen dessen Übertretung der Moralvorschriften. Das, ihr Hausleute, sind die fünf Gefahren für einen Unsitt­lichen, der die Moralvorschriften übertritt.“

„Ihr Hausleute, fünf Segen [705] gibt es für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte. Welche fünf? Ihr Hausleute, da erlangt der Sittsame, der moralische Vollkommenheit erlangte, aufgrund seines Strebens [706] eine große Menge an Reichtum. Das ist der erste Segen für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte. Weiterhin eilt dem Sittsamen, der moralische Voll­kommenheit erlangte, ein guter Ruf voraus. Das ist der zweite Segen für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte. Außerdem benimmt sich der Sittsame, der moralische Vollkommenheit erlangte, wenn er in eine Versammlung geht, sei es eine von Kriegern, von Brahmanen, von Hausherren oder eine der Asketen, nicht ungeschickt und ist nicht verwirrt. Das ist der dritte Segen für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte. Ferner wird der Sittsame, der moralische Vollkommenheit erlangte, nicht in Verwirrung geraten, wenn seine Zeit kommt. Das ist der vierte Segen für einen Sittsamen, der moralische Voll­kommenheit erlangte. Und letztendlich wird der Sittsame, der moralische Voll­kommenheit erlangte, nach dem Tod, wenn der Körper zerfällt, auf gute Fährte, in himmlische Welt gelangen. Das ist der fünfte Segen für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte. Ihr Hausleute, das sind die fünf Segen für einen Sittsamen, der moralische Vollkommenheit erlangte.“

Der Erhabene hat die Laienanhänger aus Pāṭaligāma die meiste Zeit der Nacht [707] durch Lehrgespräche veranlasst, zu verstehen, die Lehre aufzunehmen, sich daran zu erfreuen, davon motiviert zu sein und entließ sie dann mit den Worten: „Die Nacht ist vergangen, ihr Hausleute. Sobald es euch recht ist, tut, was ihr meint.“ – „So sei es, Ehrwürdiger.“ antworteten die Laienanhänger aus Pāṭali­gāma dem Erhabenen, standen von ihren Sitzen auf, verehrten den Erhabenen, umschritten ihn rechts herum und gingen fort. Nicht lange nachdem die Laienan­hänger aus Pāṭaligāma fortgegangen waren, betrat der Erhabene ein leeres Haus.

174. Sunidha und Vassakāra

286. Zu dieser Zeit ließen die Großminister Sunidha und Vassakāra von Maga­dha [708] um die Stadt Pāṭaligāma eine Festungsanlage erbauen, um die Vajjier abzuwehren. Da sah der Erhabene, der in der Nacht, zur Zeit der Morgendämme­rung aufgestanden war, mit dem himmlischen Auge, dem reinen, übermensch­lichen, dass viele Gottheiten Stätten in Pāṭaligāma ergriffen. An den Stellen, die von einflussreichen Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der mächtigen Fürsten und deren fürstlichen Großministern, um dort ihre Anwesen zu erbauen. An den Stellen, die von mittleren Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der mittleren Fürsten und deren fürstlichen Großminister, um dort ihre Anwesen zu erbauen. An den Stellen, die von geringeren Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der geringeren Fürsten und deren fürstlichen Großministern, um dort ihre Anwesen zu erbauen.

Dann sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Wer ist das, Ānan­da, der um die Stadt Pāṭaligāma eine Festungsanlage errichten lässt?“ – „Sunidha und Vassakāra, o Herr, die Großminister von Magadha lassen um die Stadt Pāṭaligāma eine Festung bauen, um die Vajjier abzuwehren.“ – „Ānanda, als hätten sie sich gemeinsam mit den Tāvatiṃsagottheiten abgesprochen, so lassen auch die Großminister von Magadha, Sunidha und Vassakāra die Festung um die Stadt Pāṭaligāma bauen, um die Vajjier abzuwehren. Ānanda, diesbezüglich sah ich in der Nacht, als ich zur Zeit der Morgendämmerung aufstand, mit dem himm­lischen Auge, dem reinen, übermenschlichen, dass viele Gottheiten Stätten in Pāṭaligāma ergriffen. An den Stellen, die von einflussreichen Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der mächtigen Fürsten und deren fürstlichen Großministern, um dort ihre Anwesen zu erbauen. An den Stellen, die von mitt­leren Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der mittleren Fürsten und deren fürstlichen Großminister, um dort ihre Anwesen zu erbauen. An den Stellen, die von geringeren Gottheiten ergriffen wurden, dahin neigte sich der Geist der geringeren Fürsten und deren fürstlichen Großministern, um dort ihre Anwesen zu erbauen. So weit wie der Bereich der Arier [709] geht, so weit wie die Handelsstraßen reichen, Pāṭaliputta [710] wird die Hauptstadt werden, ein Zentrum des Austausches aller Arten von Ware [711] . Ānanda, für Pāṭaliputta gibt es dreierlei Gefahr: Feuer, Wasser und interne Zerwürfnisse [712] .“

Dann gingen die Großminister Sunidha und Vassakāra von Magadha zum Erhabenen. Dort angekommen tauschten sie mit dem Erhabenen freundliche Worte aus. Nachdem sie Grüße und höfliche Worte ausgetauscht hatten, stellten sie sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprachen die Großminister Sunidha und Vassakāra von Magadha zum Erhabenen: „Möge der Herr Gotama heute zusam­men mit dem Mönchsorden das Essen annehmen.“ Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Als Sunidha und Vassakāra, die Großminister von Magadha wuss­ten, dass der Erhabene angenommen hatte, gingen sie fort.

Nachdem Sunidha und Vassakāra, die Großminister von Magadha, Geträn­ke und Speisen vorbereiten ließen, ließen sie dem Erhabenen die Zeit ankündigen: „Es ist Zeit, Herr Gotama, das Essen ist zubereitet.“ Nachdem der Erhabene sich am Vormittag angezogen hatte, nahm er Robe und Almosenschale und ging zum Anwesen der Großminister Sunidha und Vassakāra von Magadha. Dort setzte er sich auf den vorbereiteten Sitz nieder und ebenso der Mönchsorden. Nachdem die Großminister Sunidha und Vassakāra von Magadha den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze eigenhändig versorgt und zufriedengestellt hatten und der Erhabene nach dem Essen die Hand von der Almosenschale zurück gezogen hatte, setzten sie sich beiseite nieder. Die beiseite sitzenden Großminister Sunidha und Vassakāra von Magadha erfreute der Erhabene mit diesen Versen:

„An welchem Platze niederlässt
der Weise sich und Wohnstatt nimmt,
gebt Speise dort den Sittsamen,
die beschwichtigt sind im Brahmawandel.

Den Gottheiten, die dort auch sind,
spenden möge er die Gaben.
Die so Verehrten ehren ihn,
die so Geehrten achten ihn.

Dann Mitgefühl für ihn sie haben,
wie Mütter für den eig’nen Sohn.
Für den die Gottheit derart sorgt,
der Mann stets Glückliches erlebt.

Nachdem der Erhabene Sunidha und Vassakāra, die Großminister von Magadha, mit diesen Versen erfreut hatte, stand er auf und ging fort.

Zu dieser Gelegenheit folgten Sunidha und Vassakāra, die Großminister von Magadha, dem Erhabenen auf den Fersen und dachten: ‘Durch welches Tor der Asket Gotama hinausgeht, dieses Tor wird Gotama-Tor heißen. Die Furt, wo er die Gaṅgā überquert, wird den Namen Gotama-Furt erhalten.’ Dann erhielt jenes Tor, durch das der Erhabene hinausging, den Namen „Gotama-Tor“. Dann kam der Erhabene zur Gaṅgā. Zu dieser Zeit reichte das Wasser der Gaṅgā bis zum Uferrand, sodass die Krähen daraus trinken konnten. Einige der Menschen, die wünschten zum anderen Ufer zu gelangen, suchten nach einem Boot, einige suchten einen Kahn und einige bauten sich ein Floß [713] .

Da sah der Erhabene, dass einige Menschen nach einem Boot herum­suchten, einige andere nach einem Kahn herumsuchten und einige sich ein Floß bauten, weil sie wünschten, zum anderen Ufer zu gelangen. Als er das sah ver­schwand er, genauso wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm streckt oder den gestreckten Arm beugt, von diesem Ufer der Gaṅgā und tauchte zusammen mit dem Mönchsorden am anderen Ufer wieder auf. Nachdem der Erhabene dies[e Situation] erkannt hatte, sprach er diesen Merksatz:

„Sie setzen über Ozean und Strom;
mit einer Brücke überspannen sie den Pfuhl;
gar mancher schnürt ein Floß.
Drübergelangt sind nur Verständige.“

175. Die Wahrheit in Koṭigāma

287. Dann ging der Erhabene nach Koṭigāma [714] . Eben da, in Koṭigāma weilte der Erhabene. Dort sprach der Erhabene zu den Mönchen: „Ihr Mönche, aufgrund des Nichtverstehens, Nichtdurchdringens der Vier Edlen Wahrheiten, wurde diese lange Zeitspanne der Saṃsāra von mir und von euch durchlaufen. Welche vier? Aufgrund des Nichtverstehens und des Nichtdurchdringens der Edlen Wahrheit von der Unzulänglichkeit, ist diese lange Zeitspanne von mir und von euch der Saṃsāra durchlaufen worden. Aufgrund des Nichtverstehens und des Nichtdurch­dringens der Edlen Wahrheit von der Entstehung der Unzulänglichkeit ist diese lange Zeitspanne von mir und von euch der Saṃsāra durchlaufen worden. Auf­grund des Nichtverstehens und des Nichtdurchdringens der Edlen Wahrheit von der Aufhebung der Unzulänglichkeit, ist diese lange Zeitspanne von mir und von euch der Saṃsāra durchlaufen worden. Aufgrund des Nichtverstehens und des Nichtdurchdringens der Edlen Wahrheit von dem zur Aufhebung der Unzuläng­lichkeit führenden Pfad, ist diese lange Zeit von mir und von euch der Saṃsāra durchlaufen worden.

Wenn, ihr Mönche, die Edle Wahrheit von der Unzulänglichkeit verstanden und durchdrungen ist, die Edle Wahrheit von der Entstehung der Unzulänglichkeit verstanden und durchdrungen ist, die Edle Wahrheit von der Aufhebung der Unzulänglichkeit verstanden und durchdrungen ist, die Edle Wahrheit vom Weg, der zur Aufhebung der Unzulänglichkeit führt verstanden und durchdrungen ist, dann ist der Werdedurst abgeschnitten, dann ist das, was zum Werden führt ver­nichtet worden, ein weiteres Werden gibt es dann nicht mehr.

Die vier edlen Wahrheiten und die Wirklichkeit nicht sehend,
kreisen sie lange Zeit im Saṃsāra in dieser und jener Geburt.
Sind diese gesehen worden, ist was zum Werden führt, aufgehoben,
ist abgeschnitten die Leidenswurzel, kein weiteres Werden.“ [715]

176. Ambapālī

288. Der Kurtisane Ambapālī kam zu Ohren: ‘Der Erhabene, so sagt man, ist in Koṭigāma angekommen.’ Da ließ die Kurtisane Ambapālī einen prächtig glän­zenden Wagen bereitstellen. Nachdem sie auf diesen prächtig glänzenden Wagen gestiegen war, fuhr sie mit diesem aus Vesāli hinaus, um den Erhabenen zu sehen [716] . So weit der Boden für den Wagen befahrbar war, fuhr sie. Dann stieg sie vom Wagen herab und ging zu Fuß zum Erhabenen. Dort angekommen verehrte sie den Erhabenen und setzte sich beiseite nieder.

Die zur Seite sitzenden Kurtisane Ambapālī hat der Erhabene durch ein Lehrgespräch veranlasst, zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein, sich daran zu erfreuen. Nachdem die Kurtisane Ambapālī durch das Lehrgespräch verstanden hatte, es aufgenommen hatte, davon motiviert war und sich daran erfreute, sprach sie zum Erhabenen: „Ehrwürdiger, möge der Erhabene morgen das Essen zusammen mit dem Mönchsorden bei mir annehmen.“ Durch Schwei­gen nahm der Erhabene an. [717] Nachdem die Kurtisane Ambapālī wusste, dass der Erhabene angenommen hatte, stand sie vom Sitz auf, verehrte den Erhabenen, umrundete ihn rechts herum und ging fort.

177. Licchavier

289. Die Licchavier in Vesāli hörten: ‘Der Erhabene, so sagt man, ist in Koṭigāma angekommen.’ Da ließen die Licchavier von Vesāli prachtvolle Wagen bereit­stellen. Nachdem sie auf den prächtigen Wagen gestiegen waren, fuhren sie mit diesem aus Vesāli heraus, um den Erhabenen zu sehen. Einige der Licchavier waren in Blau [718] , von blauer Farbe, blau bekleidet, blau geschmückt. Einige der Licchavier waren in Gelb, von gelber Farbe, gelb gekleidet, gelb geschmückt. Ei­nige der Licchavier waren in Rot, von roter Farbe, rot gekleidet, rot geschmückt. Einige der Licchavier waren Weiß, von weißer Farbe, weiß bekleidet, weiß ge­schmückt. Dann aber prallten die jüngeren Licchavier mit der Kurtisane Ambapālī zusammen – Deichsel an Deichsel, Joch an Joch, Rad an Rad, Nabe an Nabe.

Die Licchavier sprachen zur Kurtisane Ambapālī: „He du [719] , Ambapālī, warum bist du mit den jüngeren Licchaviern Deichsel an Deichsel, Joch an Joch, Rad an Rad, Nabe an Nabe zusammengestoßen?“ – „Von mir, ihr edlen Söhne, wurde für morgen der Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze eingela­den.“ – „He Ambapālī, gib uns das Essen für Hunderttausend [720] .“ – „Und wenn ihr edlen Söhne mir ganz Vesāli mitsamt seinen Waren geben würdet, ich würde diese Speisung nicht hergeben.“ Da schnippten die Licchavier mit den Fingern: „Wir sind besiegt, meine Lieben, von diesem Frauchen. Völlig besiegt sind wir, ihr Lieben, von diesem Frauchen.“

Dann kamen diese Licchavier zum Erhabenen. Der Erhabene sah jene Licchavier aus der Entfernung herankommen. Als er sie sah, sprach er zu den Mönchen: „Ihr Mönche, wer noch nicht die Tāvatiṃsa-Götter gesehen hat, der schaue auf diese Licchaviergruppe. Ihr Mönche, schaut nochmals auf die Gruppe Licchavier und dann vergleicht die Licchaviergruppe mit einer Versammlung im Tāvatiṃsa.“ Da nun fuhren die Licchavier so weit, wie der Boden für einen Wagen befahrbar war. Dann stiegen sie vom Wagen und gingen zu Fuß zum Erhabenen. Dort angekommen verehrten sie den Erhabenen und setzten sich beiseite nieder. Die seitlich sitzenden Licchavier hat der Erhabene durch ein Lehrgespräch veran­lasst, zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein und sich daran zu erfreuen. Nachdem die Licchavier durch ein Lehrgespräch verstanden hatten, es aufgenommen hatten, davon motiviert waren und sich daran erfreuten, sprachen sie zum Erhabenen: „Ehrwürdiger, von uns möge der Erhabene für morgen das Essen zusammen mit dem Mönchsorden annehmen.“ – „Ihr Licchavier, ich habe für morgen das Essen bei der Kurtisane Ambapālī angenommen.“ Da schnippten die Licchavier mit den Fingern: „Wir sind besiegt, meine Lieben, von diesem Frauchen. Völlig besiegt sind wir, ihr Lieben, von diesem Frauchen.“ Und nach­dem die Licchavier durch die Rede des Erhabenen erfreut und zufriedengestellt waren, standen sie von den Sitzen auf, verehrten den Erhabenen, umrundeten ihn rechts herum und gingen fort.

Nachdem der Erhabene, so lange in Koṭigāma weilte, wie es ihm gefiel, kam er nach Nātikā. [721] Dort, in Nātikā verweilte er im Ziegelhaus [722] . Als die Nacht vorüber war, hat die Kurtisane Ambapālī in ihrem eigenen Park vorzügliche feste Speisen vorbereiten lassen und ließ dem Erhabenen die Zeit ankündigen: ‘Es ist Zeit Ehrwürdiger, das Essen ist bereit.’ Nachdem sich der Erhabene am Vormittag angezogen hatte, nahm er Robe und Almosenschale und ging zum Anwesen von Ambapālī. Dort angekommen setzte er sich auf den vorbereiteten Sitz und ebenso auch der Mönchsorden. Nachdem Ambapālī eigenhändig den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze bedient und zufriedengestellt hatte, der Erhabene gegessen und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte, setzte sie sich seitwärts nieder. Die an der Seite sitzende Kurtisane Ambapālī sprach zum Erhabenen: „Hoher Herr, ich gebe den Mangohain dem Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze.“ Der Erhabene nahm das Gelände an. Dann hat der Erhabene die Kurtisane Ambapālī durch ein Lehrgespräch veranlasst zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein und sich daran zu erfreuen. Danach stand er vom Sitz auf und ging zum Großen Hain [723] . Dort, im großen Hain von Vesāli [724] weilte der Erhabene in der Hochdachhalle [725] .

Das dritte Kapitel zum Auswendiglernen,

das mit den Licchaviern, ist beendet.


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[688] Siehe Anmerkung 312 in Mvg 143.

[689] aḍḍha-telasa sata  „halb-dreizehn hundert“, 12½100, also 1250. Ikonografisch kann man verschieden deuten: a) 1000+10x25. Die 1000 steht für allum­fassende Präsenz; die 25 steht für Ordnung und Harmonie – und diese verzehn­facht, wobei die Zehn Einheit aus der Vielfalt bedeutet. b) 13 steht für das Unvollkommene, die Veränderung, Umwandlung, Zerstörung und Schöpfung, sowie die Überwindung von Hindernissen. Halb ließe sich als unvollkommen deuten und die 100 bedeutet die Grenze des Zählens. Das erscheint am ehesten nachvollziehbar: eine schwer zählbare, da sich ständig (zahlenmäßig) verän­dernde Gruppe von Mönchen. [aus: Bunce 2002]

    Lässt man die überwiegend spekulativen ikonografischen Ausdeutungen weg, und betrachtet die Schilderung ganz nüchtern im historischen Kontext, ergibt sich die unbestimmte Angabe „ziemlich viele“.

[690] Eine ikonografisch zu verstehende Angabe. Siehe Mvg 46, 111.

[691] vighāsādā  Speiserestenehmer. Vergleiche dazu Anmerkung 655 in Mvg 274.

[692] Von Benares nach Rājagaha, bzw. Andhakavindā sind es etwa 300 km – wenn man dem Fluss Gaṅgā folgt. Über Land sind es um die 200 km auf ungefähr direktem Weg via Bodhgaya (→ Karte 5 im Anhang). Wenn hier gesagt wird, dass man seit acht Wochen unterwegs sei, dann wird klar, dass der Buddha „wanderte“ und nicht „reiste“, und auch, dass er unterwegs an Orten verweilt haben muss – um zu meditieren, zu belehren usw.

[693] bhatta-agga  unterwegs sicherlich eine Art Zelt bzw. Baldachin.

[694] sukha  Glück, im Sinne von Leidfreiheit (a-dukkha).

[695] paṭibhāna  „1. Redegewandtheit; 2. Gewitztheit, Intelligenz, Schlagfertigkeit“.

[696] pāceti  „1. Kausativ von pacati (kochen), zum Kochen oder Sieden bringen;    2. antreiben“. Hier also im Sinne von Verdauung anregen.

[697] = Pāc 33.

[698] Ein Zuckerhändler.

[699] santappeti  zufriedenstellen, erquicken. D.h. er soll den Mönchen so viel Zucker geben, bis sie genug haben.

[700] Das sog. „Trompetenblüten-Dorf“, das spätere Pāṭaliputra (heute Patna) liegt nördlich in etwa 80 km Entfernung (→ Karte 5 im Anhang). Wie aus dem Namen unschwer zu ersehen, bezieht sich diese Bezeichnung auf die in großer Anzahl dort vorkommenden Trompetenblütenbäume (Stereospermum chelo­noides).

[701] PTS hat pubbaṇha-samayaṃ („am Vormittag“).

[702] Siehe Anmerkung 72 in Mvg 27.

[703] kālaṃ-karoti  wtl: „wenn die Zeit gewirkt ist“ – d.h. sterben.

[704] Die Höllen werden als die Acht Großen Höllen bezeichnet. Sie haben jeweils 16 Vorhöllen. Mitunter wird die „Zwischenwelt“ (lokantara) eingefügt, wo äußerste Finsternis herrscht.

I. Sañjīva Niraya (Am-Leben-Hölle) Wie der Name schon sagt, ein qualvoller Daseinszustand. Wesen, die hier zu Existenz gelangen, sind vielerlei Qualen unterworfen und sterben dennoch nicht, daher der Name. Ein Leben in dieser Hölle währt 162x1010 Jahre.

II. Kāḷasutta Niraya (Schwarz-Faden-Hölle) Der Name kommt daher, da der hier zu neuem Dasein Kommende auf den heißen Eisenflur niedergeworfen wird, dann mit einer schwarzen Schnur (mit Maßeinteilung, so wie sie der Zimmermann als Messfaden hat) markiert, dann rotglühend erhitzt und nun in Stücke, den Maßeinteilungen entsprechend zerschnitten. Dieses Dasein dauert 1296x1010 Jahre.

III. Saṅghāta Niraya (Hölle des vielfachen Todes) Bedarf wohl keiner näheren Erklärung. Hier werden die Wesen gequält, indem sie von großen massiven Eisenbrocken, die stark erhitzt sind, berührt und dann damit zerquetscht werden. Eine Existenz in dieser Hölle ist 10,368x1010 Jahre lang.

IV. Roruva Niraya eine weitere Flammen-Hölle (Dauer 82.944x1010 Jahre) wird unterteilt in

a: Jāla-Roruva (Rotflammen-Hölle), die so genannt wird, weil sie mit rotflammenden Blumen (?) gefüllt ist, die in den Körper der Wesen durch deren neun Öffnungen eindringen und derart quälen.

b: Dhūma-Roruva (Giftgas-Hölle), in der den Wesen die Augen mit giftigem Rauch herausgebrannt werden.

V. Mahāroruva Niraya (große Flammen-Hölle) als Steigerung der vorigen. 663,552x1010 Jahre dauert der Aufenthalt hier.

VI. Tapana Niraya (Hitze-Hölle) Hier geboren, wird man mit heißen Stangen durchbohrt und bewegungslos gefesselt allein gelassen. Die Lebensspanne hier: 5,308,416x1010 Jahre.

VII. Mahātapana Niraya (große Hitze-Hölle) als Steigerung der vorigen. In dieser Hölle existieren Wesen 42,467,328x1010 Jahre lang.

VIII. Avīci Niraya (tiefste, „ewige“ Hölle) Das Leiden in dieser Hölle dauert 339,738,624x1010 Jahre. Zehntausend „Wegstunden“ Ausdehnung, in der Mythologie geformt wie eine die Erde umgebende Gebirgskette. Im Milinda­pañhā wird die tiefste Hölle außerhalb der Erde lokalisiert. Im Dhammapada-Kommentar befindet sie sich unterirdisch, daher kann man in manchen Lehr­reden lesen, dass sich die Erde öffnet, um die Flammen der Avīci heraus schlagen zu lassen bzw. diverse Übeltäter zu verschlingen.

[705] ānisaṃsa  „Segen, Nutzen, Gunst“.

[706] a-ppamāda  wtl: „Nicht-Nachlässigkeit“ wird oftmals fälschlicherweise mit „ernst“ bzw „ernsthaft“ übersetzt.

[707] Daher die Lampen – und korrekterweise auch nicht pubbaṇhasamayaṃ, wie in PTS.

[708] Im Auftrag von Ajātasattu, dem Sohn des Großfürsten Bimbisāra von Magadha wurde diese Festung angelegt. Unter seinem Sohn Udāyin wurde dann die Hauptstadt an das Ufer der Gaṅgā verlegt. Aus Pāṭaligāṃa(-Dorf) wurde Pāṭalipura (-Festung, -Stadt), die später dann, weil sie von Bimbisāras Sohn (putra) bzw. Enkel (paputra) erbaut wurde, Pāṭaliputra hieß. Möglich wäre auch die Deutung von putra als Entstellung von pura. Die Stadt hatte um die 400.000 Einwohner und mehrere Klöster. Nur wenig später nach Kaiser Aśoka wurde diese Stadt, wahrscheinlich aufgrund von Wasserschäden, aufgegeben. Das heutige Patna liegt etwas weiter westlich. Die Ausgrabungsstätte heißt Kumrahar und man kann dort die Reste eines Krankenhauses für Ordinierte (Ārogya-vihāra) sehen. (→ Karte 8)

[709] ariya  hier nicht im buddhistischen Sinne von „Edle, die eine der vier Stufen der Heiligkeit erreicht haben“.

[710] Hier erscheint der spätere Stadtname erstmals.

[711] puṭa-bhedanaṃ  Das mit „zerbrechen der Saatgutschachtel“ zu übersetzen, wie es IBH tut, erschien mir zu weit her geholt. Daher wird hier dem Kommentar gefolgt, so wie es IBH in der Fußnote angibt.

[712] abbhantarato mithu-bhedā  von innen heraus, also innerhalb der Stadt + Freundschaftsbrüche [WPD]; wiederholte (Childers: private) Zwietracht. Diese Prophezeiung könnte eine spätere Hinzufügung sein.

[713] kullaṃ bandhaṃ ein Floß binden. Hier ist ein Floß aus aufgeblasenen und zusammengebundenen Tierhäuten (oft Ziegenbälge) gemeint.

[714] Ein Dorf (heute Kaṭahariyā), etwa 4 km nördlich von Pāṭaligāma, nahe Hajipur (→ Karte 8).

[715] Warum diese Passage in der Sammlung der Ordensregeln (Vinaya) enthalten ist, bleibt offen.

[716] Das sind immerhin etwa 50 km.

[717] Obwohl er wissen musste, dass es etliche Kilometer weit weg ist?

[718] nīla  Man sollte wörtlich auch hier mit „grün“ übersetzen, aber wenn es um das Schmücken geht, dann dürfte „blau“ eher wahrscheinlich sein, als grün. Blau gilt als vornehme Farbe, ist auch weitaus schwieriger herzustellen, also teurer. Demnach ist hier, weil es um luxuriöse Ausstaffierung geht, „blau“ ange­messen.

[719] je  ist die Anrede für Frauen von niederem Stand.

[720] sata-sahassa  eine ganz sicher auch ikonografisch zu wertende Summe Geldes.

[721] Etwa 5 km südlich von Vesāli, heute Bhagwanpur Ratti. Das bedeutet, dass der Buddha mit den Mönchen, nachdem er Ambapālī und die Licchavier belehrt hatte, noch etwa 40 km Weg zurückgelegt hat (→ Karte 9).

[722] giñjaka-āvasatha  „Ziegel-Herberge“, wahrscheinlich das vornehmste Haus der Siedlung.

[723] mahā-vana  Das dürfte das Gelände sein, wo Kaiser Aśoka eine Säule (ohne Inschrift) und einen sog. Dharmarājika-Stūpa errichten ließ. Von Nātikā bis hierher sind es etwa 9 km, vorbei am Fürstenhof (→ Karte 10).

[724] Die reiche und florierende Hauptstadt der Vajjī, war mit drei Wällen in jeweils einem Gāvūta Abstand umschlossen. Das Palastareal liegt etwa 3 m erhöht und misst etwa 500x230 m. In Vesāli gab es einige Gedenkstätten, wie z.B. Cāpala, Udayana (im Osten), Gotamaka (im Süden), Bahuputta (im Norden), Sattam­baka (im Westen), Sārandada und Gotamanigrodha. Hier wurde der Nonnen­orden zugelassen, und es entstand auch ein Nonnenkloster. Man vermutet, es sei das sog. Swastika-Vihāra.

[725] kūṭāgāra-sālā  „Obergeschoss-Halle“ also ein wenigstens zweistöckiges Ge­bäude. In Vesāli gab es laut B.C. Law viele hohe Häuser, was auf den Reichtum der Einwohner schließen lässt.


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