290. Zu dieser Zeit versammelten sich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle und saßen beieinander. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre und lobten sie den Orden. Bei dieser Gelegenheit saß General Sīha, ein Anhänger der Nigaṇṭhas [726] mit in dieser Gruppe. Da dachte General Sīha: ‘Zweifellos ist das ein Erhabener, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund kamen nämlich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle zusammen, sitzen beieinander und loben auf verschiedene Weise den Erwachten, loben die Lehre und loben den Orden. Was wäre, wenn ich nun zum Erhabenen hingehen würde, um diesen Heiligen, vollkommen Erwachten zu sehen?’
Da ging General Sīha zu Nigaṇṭha Nātaputta. Dort angekommen sprach er zu ihm: „Hoher Herr, ich wünsche zum Asketen Gotama zu gehen, um ihn zu sehen.“ – „Warum willst du, Sīha als ein Anhänger der Lehre von der Tat [727] zum Asketen Gotama gehen, um einen zu sehen, der der Lehre von der Nichttat anhängt? Dieser Asket Gotama, Sīha, der der Lehre von der Nichttat anhängt, verkündet nämlich die Lehre von der Nichttat, darin schult er seine Zuhörer.“ Da ließ bei General Sīha der Impuls nach, zum Erhabenen gehen zu wollen.
Zum zweiten Mal versammelten sich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle und saßen beieinander. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre und lobten sie den Orden. Zum zweiten Mal dachte General Sīha: ‘Zweifellos ist das ein Erhabener, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund kamen nämlich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle zusammen, sitzen beieinander und loben auf verschiedene Weise den Erwachten, loben die Lehre und loben den Orden. Was wäre, wenn ich nun zum Erhabenen hingehen würde, um diesen Heiligen, vollkommen Erwachten zu sehen?’
Zum zweiten Mal ging General Sīha zu Nigaṇṭha Nātaputta. Dort angekommen sprach er zu ihm: „Hoher Herr, ich wünsche zum Asketen Gotama zu gehen, um ihn zu sehen.“ – „Warum willst du, Sīha als Anhänger der Lehre von der Tat zum Asketen Gotama gehen, um einen zu sehen, der der Lehre von der Nichttat anhängt? Dieser Asket Gotama, Sīha, der der Lehre von der Nichttat anhängt, verkündet nämlich die Lehre von der Nichttat, darin schult er seine Zuhörer.“ Da ließ bei General Sīha der Impuls nach, zum Erhabenen gehen zu wollen.
Zu dritten Mal versammelten sich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle und saßen beieinander. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre und lobten sie den Orden. Zum dritten Mal dachte General Sīha: ‘Zweifellos ist das ein Erhabener, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund kamen nämlich wohlbekannte Licchavier in der Versammlungshalle zusammen, sitzen beieinander und loben auf verschiedene Weise den Erwachten, loben die Lehre und loben den Orden. Was gehen mich die Nigaṇṭhas an, ob ich die Erlaubnis erhalte oder nicht? Ohne die Erlaubnis der Nigaṇṭhas werde ich nun gehen, um den Erhabenen zu sehen, den Heiligen, den vollkommen Erwachten.’
Frühmorgens fuhr dann General Sīha mit fünfhundert [728] Wagen von Vesāli weg, um den Erhabenen zu sehen. So weit der Weg für einen Wagen befahrbar war, fuhr er. Dann stieg er vom Wagen herab und ging zu Fuß zum Erhabenen. Dort angekommen verehrte er den Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sprach General Sīha zum Erhabenen: „Das habe ich gehört, hoher Herr: ‘Ein Anhänger der Nichttatlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Nichttat und darin schult er seine Zuhörer.’ Herr, wer da sagt: ‘Ein Anhänger der Nichttatlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Nichttat und darin schult er seine Zuhörer.’, gibt dieser (wahrheitsgemäß) etwas Gesagtes wieder oder verleumden sie den Erhabenen mit etwas Falschem? Erklären sie lehrgemäß die Lehre, sodass keiner, der derselben Lehre angehört, ein Plauderer sei und zu einem tadelnswerten Standpunkt kommt. O Herr, ich möchte den Erhabenen nicht verleumden.“
291. „Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Nichttatlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Nichttat und darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Tatenlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Tat und darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Vernichtungslehre [729] ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Vernichtung und darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Verabscheuung ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Verabscheuung und darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Beseitigung [730] ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Beseitigung und darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ausbrennender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Ausbrennen, darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein nicht mehr Wiedergeborenwerdender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom nicht mehr Wiedergeborenwerden, darin schult er seine Zuhörer.’ Auf eine Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ermutigender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Ermutigung, darin schult er seine Zuhörer.’“
292. Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Nichttatlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Nichttat und darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich verkünde das Nichttun von schlechten körperlichen Taten, von schlechten sprachlichen Taten und von schlechten gedanklichen Taten. Also das Nichttun der verschiedenartigen schlechten und unheilsamen Dingen verkünde ich. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Nichttatlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Nichttat und darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Tatenlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Tat und darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich verkünde das Tun von guten körperlichen Handlungen, von guten sprachlichen Handlungen und von guten gedanklichen Handlungen. Also das Tun von verschiedenartigen guten, heilsamen Dingen verkünde ich. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Tatenlehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Tat und darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Vernichtungslehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Vernichtung und darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich verkünde die Vernichtung von Gier, von Hass und von Verblendung. Also die Vernichtung von verschiedenartigen schlechten und unheilsamen Dingen verkünde ich. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Vernichtungslehre ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Vernichtung und darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Verabscheuung ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Verabscheuung und darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich bin ein Verabscheuender, denn ich verabscheue schlechte körperliche Taten, schlechte sprachliche Taten und schlechte gedankliche Taten. Die verschiedenartigen schlechten und unheilsamen Dinge sowie deren Erlangung verabscheue ich. Auf diese Art wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Verabscheuung ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Verabscheuung und darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Beseitigung ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Beseitigung, darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich bin ein Beseitigender, denn ich verkünde das Beseitigen von Gier, von Hass und von Verblendung. Also das Beseitigen von verschiedenartigen schlechten und unheilsamen Dingen. Auf diese Art wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Anhänger der Beseitigung ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Beseitigung, darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ausbrennender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Ausbrennen, darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich bin nämlich ein Ausbrennender, denn ich verkünde das Ausbrennen von schlechten körperlichen Taten, von schlechten sprachlichen Taten und von schlechten gedanklichen Taten. Wer also, Sīha, die auszubrennenden schlechten und unheilsamen Dinge beseitigt hat, an der Wurzel abgeschnitten hat, sie so ausrottet, wie man eine Palme schlägt, dass diese in Zukunft nicht mehr wachsen kann, den nenne ich einen Ausbrennenden. Sīha, der Vollendete hat die auszubrennenden, schlechten und unheilsamen Dinge beseitigt, an der Wurzel abgeschnitten, so ausgerottet, wie man eine Palme schlägt, dass diese in Zukunft nicht mehr wachsen kann. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ausbrennender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Ausbrennen, darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein nicht mehr Wiedergeborenwerdender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom nicht mehr Wiedergeborenwerden, darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, wer die Grundlage zum Wiedereintreten in den Mutterschoß vernichtet hat, an der Wurzel abgeschnitten hat, so ausgerottet, wie man eine Palme schlägt, dass diese in Zukunft nicht mehr wachsen kann, den nenne ich einen Nichtwiedergeborenwerdenden. Sīha, der Vollendete vernichtete die Grundlagen zum Wiedereintreten in den Mutterschoß, schnitt sie an der Wurzel ab, hat sie so ausgerottet, wie man eine Palme schlägt, dass diese in Zukunft nicht mehr wachsen kann. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein nicht mehr Wiedergeborenwerdender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom nicht mehr Wiedergeborenwerden, darin schult er seine Zuhörer.’
Auf welche Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ermutigender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Ermutigung, darin schult er seine Zuhörer.’? Sīha, ich bin ein Ermutigender, einer mit der allerhöchsten Ermutigung. Ich verkünde die Lehre von der Ermutigung, darin schule ich meine Zuhörer. Auf diese Art, Sīha, wäre es richtig, wenn man von mir sagen würde: ‘Ein Ermutigender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Ermutigung, darin schult er seine Zuhörer.’“
293. Als das gesagt wurde, sprach der Heerführer Sīha zum Erhabenen: „Sehr gut, sehr gut, hoher Herr! Als würde der hohe Herr etwas Umgedrehtes richtig hinstellen oder etwas Verdecktes aufdecken oder einem Verirrten den Weg zeigen oder in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten, damit, wer Augen hat, die Bilder sieht, genau so hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Hoher Herr, ich nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zur Mönchsgemeinschaft. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat.“ – „Überlege dir das, Sīha, bei bekannten Menschen wie dir, sollte das wahrlich gut durchdacht sein.“ – „Hoher Herr, Erhabener, ich bin außerordentlich erfreut und befriedigt weil er zu mir sagte: ‘Überlege dir das, Sīha, bei bekannten Menschen wie dir, sollte das wahrlich gut durchdacht sein.’ Hätten mich Andersgläubige als Anhänger erhalten, würden sie in ganz Vesāli Banner herumtragen mit: ‘General Sīha ist unser Anhänger geworden’, aber mir sagte der Erhabene: ‘Überlege dir das, Sīha, bei bekannten Menschen wie dir sollte das richtig gut durchdacht sein.’ Ich, o Herr, nehme zum zweiten Mal meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zum Mönchsorden. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat.“
„Lange Zeit, Sīha, hat deine Familie wie eine Quelle die Nigaṇṭhas zufriedengestellt. Meinst du, du wirst weiterhin denen, die zu euch kommen, Almosenspeise darreichen?“ – „Hoher Herr, Erhabener, ich bin außerordentlich erfreut und befriedigt weil er zu mir sagte: ‘Lange Zeit, Sīha, hat deine Familie wie eine Quelle die Nigaṇṭhas zufriedengestellt. Meinst du, du wirst weiterhin denen, die zu euch kommen, Almosenspeise darreichen?’ Mir kam zu Ohren, Ehrwürdiger, dass der Asket Gotama gesagt hätte: ‘Nur mir soll man Gaben geben. Keinem anderen soll man Gaben geben. Nur meinen Anhängern soll man Gaben geben. Keinen anderen Anhänger soll man Gaben geben. Nur mir Gegebenes bringt reiche Frucht, anderen Gegebenes bringt keine reiche Frucht. Meinen Anhängern geben bringt reiche Frucht, anderen Anhänger geben bringt keine reiche Frucht.’ Trotzdem regt mich der Erhabene an, auch den Nigaṇṭhern zu geben. Jetzt, o Herr, weiß ich, was rechtens ist. Ich o Herr, nehme zum dritten Mal meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zum Mönchsorden. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat.“
Nun gab der Erhabene dem General Sīha eine stufenweise Belehrung wie folgt: ein Gespräch über das Geben, über Sittlichkeit, über den Himmel, dann über die Gefahren, die Schlechtigkeit und Verderbtheit der Sinnesgier sowie aller Befleckungen und dann zeigte er den Segen des Entsagens auf. Als der Erhabene wusste, dass General Sīha aufnahmefähig, sanftmütig, unvoreingenommen, begeistert und vertrauensvoll war, da verkündete er die Kernaussage der Lehrdarlegung der Buddhas: Unzulänglichkeit, Entstehung [davon], Überwindung [davon] und den Weg [dazu]. Genau so, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem General Sīha dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: ‘Wenn irgend etwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, all das hat als seine Eigenschaft die Vergänglichkeit.’ Als er die Lehre gesehen, die Lehre erlangt, die Lehre verstanden, in die Lehre eingedrungen war, den [skeptischen] Zweifel überwunden, die Ungewissheit entfernt, unabhängig von anderen Lehrern Selbstvertrauen in der Lehre [des Buddha] erlangt hatte, sprach er zum Erhabenen: „Möge der Buddha, der Erhabene bei mir das morgige Essen zusammen mit dem Mönchsorden annehmen.“ Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Als General Sīha wusste, dass der Erhabene angenommen hatte, stand er vom Sitz auf, verehrte den Erhabenen, umrundete ihn rechts herum und ging fort.
294. Dann beauftragte General Sīha einen gewissen Menschen: „Du da! Geh und erkundige dich nach rohem Fleisch.“ Als die Nacht vergangen war, hat General Sīha vorzügliche feste Speisen zubereiten lassen und ließ dem Erhabenen die Zeit ankündigen: „Es ist Zeit, Ehrwürdiger, das Essen ist vorbereitet.“ Nachdem sich der Erhabene am Vormittag angezogen hatte, nahm er Robe und Almosenschale, ging zum Anwesen des General Sīha und setzte sich auf den vorbereiteten Sitz nieder und ebenso auch der Mönchsorden.
Zu dieser Gelegenheit schrien viele Nigaṇṭhas während sie mit emporgestreckten Armen in Vesāli von Straße zu Straße und von Kreuzung zu Kreuzung gingen: „Heute hat General Sīha ein großes Stück Vieh getötet und dem Asketen Gotama davon Essen gemacht. Dieser Asket Gotama isst bewusst für ihn gemachtes Fleisch. Das hat Folgen!“ Dann ging jener gewisse Mensch zum General Sīha. Dort angekommen sprach er dem General Sīha ins Ohr: „Ihr sollt wissen Herr, dass hier in Vesāli viele Nigaṇṭhas mit emporgehobenen Armen von Straße zu Straße und von Kreuzung zu Kreuzung gehen und schreien: ‘Heute hat General Sīha ein großes Stück Vieh getötet und dem Asketen Gotama davon Essen gemacht. Dieser Asket Gotama isst bewusst für ihn gemachtes Fleisch. Das hat Folgen!’“ – „Genug davon, Meister. Lange Zeit wünschen diese Ehrbaren den Erwachten zu tadeln, wünschen sie die Lehre zu tadeln und wünschen sie den Orden zu tadeln. Aber diese alternden Ehrbaren verleumden den Erhabenen mit Unwahrheiten, Nichtigkeiten, Üblem und Falschheiten. Nicht einmal für unser Leben würden wir absichtlich einem Wesen das Leben rauben.“
Nachdem General Sīha eigenhändig den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze mit vorzüglichen festen Speisen bedient hatte, als der Erhabene gegessen und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte, setzte er sich beiseite nieder. Den beiseite sitzenden General Sīha veranlasste der Erhabene durch ein Lehrgespräch zu verstehen, es aufzunehmen, davon motiviert zu sein und sich zu erfreuen, dann stand er auf und ging fort. Als nun der Erhabene aus diesem Grund und in diesem Zusammenhang eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er zu den Mönchen: „Ihr Mönche, keiner soll wissentlich Fleisch verzehren, das für ihn gemacht wurde. Wer solches verzehrt, begeht ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, ich erlaube in drei Fällen vollständig reinen Fisch und Fleisch: wenn man nicht gesehen hat, nicht gehört hat und nicht vermutet [731] .“
295. Zu einer Zeit gab es in Vesāli eine gute Ernte, dadurch auch gute Almosenspeise, Almosen waren leicht zu erhalten. Durch Aufheben von Sammelgut [732] konnte man sein Leben fristen. Als der Erhabenen allein und abgeschieden weilte, kam in seinem Geist dieser Gedanke auf: ‘Das, was ich früher den Mönchen erlaubte, als es schlechte Almosenspeise gab, nach einer schlechten Ernte, als Almosen schwer zu erhalten waren: innen Aufbewahrtes, innen Gekochtes, selber Gekochtes, Genommenes als Gegebenes, Weggeworfenes, vor Mittag Angenommenes, in Wald und Teich Wachsendes. [733] Verzehren die Mönche das auch heute noch?’ Da hat der Erhabene, als er sich abends aus der Abgeschiedenheit erhoben hatte, den ehrwürdigen Ānanda angesprochen: „Das, was ich früher den Mönchen erlaubte, als es schlechte Almosenspeise gab, nach einer schlechten Ernte, als Almosen schwer zu erhalten waren: innen Aufbewahrtes, innen Gekochtes, selber Gekochtes, Genommenes als Gegebenes, Weggeworfenes, vor Mittag Angenommenes, in Wald und Teich Wachsendes. Verzehren die Mönche das auch heute noch?“ – „Sie verzehren es, Erhabener.“
Da hielt der Erhabene aus diesem Anlass und in diesem Zusammenhang eine Lehrrede und sprach dann zu den Mönchen: „Das, was ich früher den Mönchen erlaubte, als es schlechte Almosenspeise gab, nach einer schlechten Ernte, als Almosen schwer zu erhalten waren: innen Aufbewahrtes, innen Gekochtes, selber Gekochtes, Genommenes als Gegebenes, Weggeworfenes, vor Mittag Angenommenes, in Wald und Teich Wachsendes, das lehne ich von heute an ab. Ihr Mönche, man soll nicht verzehren: innen Aufbewahrtes, innen Gekochtes, selber Gekochtes sowie Genommenes und dann Gegebenes. Wer so etwas verzehrt, begeht ein Dukkaṭa-Vergehen. Ihr Mönche, man soll auch das nicht verzehren: Weggeworfenes, vor Mittag Angenommenes, in Wald und Teich Wachsendes, Übriggebliebenes, von einem der genügend gegessen hat. Wer so etwas verzehrt, soll nach dem Gesetz behandelt werden.“ [734]
Bei einer Gelegenheit hatten die Menschen eines Landesteils viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, sie umstellten mit diesen Wagen eine außerhalb des Klosters liegende Fläche und dachten: ‘Wenn wir an der Reihe sind, dann werden wir Essen zubereiten.’ Da zog eine große Wolke herauf. Da gingen die Menschen zum ehrwürdigen Ānanda. Dort angekommen sprachen zum ehrwürdigen Ānanda: „Hier [draußen], Herr Ānanda, ist viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, die stehen hier und jetzt zieht eine große Wolke herauf. Herr Ānanda, wie sollen wir uns verhalten?“ Da erzählte der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen die Sache.
„Na dann, Ānanda, soll sich im Orden über ein Lagerhaus [735] geeinigt werden, das sich nahe der Verweilstätten [736] befindet, für das, was auch immer der Orden aufzubewahren wünscht: Eine Behausung oder ein Haus mit einem Dach oder ein hohes Haus oder ein großes Haus oder eine Höhle. Ihr Mönche, so soll man sich einigen: Ein fähiger und erfahrener Mönch soll dem Orden ankündigen:
‘Höre mich, hoher Orden! Wenn es dem Orden recht ist, dann möge sich der Orden über die Soundso genannte Stätte als Lagerhaus einigen.’ Das ist die Ankündigung.
‘Höre mich, hoher Orden! Der Orden einigt sich über die Soundso genannte Stätte als Lagerhaus. Wenn die Ehrwürdigen die Einigung über die Soundso genannte Stätte als Lagerhaus dulden, mögen sie schweigen. Wem es nicht recht ist, der möge sprechen. – Geeinigt hat sich der Orden über die Soundso genannte Stätte als Lagerhaus. Der Orden duldet es, daher das Schweigen, so nehme ich es an.’“
Zu einer Zeit hatten Leute im Lagerhaus, über das man sich geeinigt hatte, Reisschleim gekocht, Speisen gekocht, Suppe vorbereitet, Fleisch zerkleinert und Holzscheite gehackt. Als der Erhabene am frühen Morgen als die Nacht vorüber war aufstand, hörte er laute Geräusche, große Geräusche und Krähengekrächze. Als er das hörte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, was sind das für laute Geräusche, große Geräusche und Krähengekrächz?“ – „Gerade eben, Herr, kochen Leute im Lagerhaus, über das man sich geeinigt hatte, Reisschleim und Speisen, bereiten Suppe vor, zerkleinern Fleisch und hacken Holz. Deshalb, Erhabener, sind da laute Geräusche, große Geräusche und Krähengekrächze.“ Da nun hielt der Erhabene aus diesem Grund und in diesem Zusammenhang eine Lehrrede und sprach danach zu den Mönchen: „Ihr Mönche, ein Lagerhaus, über das sich geeinigt wurde, soll man nicht auf diese Weise benutzen. Wird es so benutzt, ist das ein Dukkaṭa-Vergehen [737] . Ihr Mönche, ich erlaube drei Arten von Lagerhaus: ein deklariertes Haus [738] , ein Kuhstall [739] oder ein von Hausleuten gegebenes Haus [740] .“
Zu dieser Zeit wurde der ehrwürdige Yasoja krank. Die Medikamente wurden zu ihm hingebracht. Die Mönche bewahrten sie draußen auf. Schädlinge [741] fraßen sie und Diebe nahmen sie weg. Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. „Ihr Mönche, ich erlaube vier Arten von Lagerhaus: ein deklariertes Haus, einen Kuhstall, ein von Hausleuten gegebenes Haus oder ein [anderes] Haus [742] über das sich geeinigt wurde.“
[726] Die Anhänger des Nigaṇṭha Nātaputta (auch Tīrthaṅkar Mahāvīra „Furtbereiter, Großer Held“), einem Zeitgenossen des Buddha, die Jaina („Sieger“) genannt werden, waren in und um Vesāli ziemlich einflussreich. Nigaṇṭha Nātaputtas bürgerlicher Name war Vardhamāna. Sie legen größten Wert auf das Abtragen von altem Kamma und gehen überwiegend „in Luft gekleidet“ (digambara), also nackt. Siehe auch Anmerkung 266 in Mvg 118.
[727] kiriya-vāda und a-kiriya-vāda haben ihre jeweiligen Anhänger. Der Buddha gab seine eigene Interpretation zu den einzelnen Theorien. Deshalb ist er in der Lage zu sagen, dass er sowohl ein Lehrer der Tat als auch der Nicht-Tat sei. An anderer Stelle (→ Mvg 87) sagt er über die Jaṭilā, dass sie Kiriyavādin seien und auch Kammavādin und dass er ihnen deswegen Zugeständnisse macht.
[728] Eine ikonografische Angabe, → Mvg 46, 111.
[729] ucchedavāda eine nihilistische Lehre, deren bekanntester Verkünder Ajita Kesakambali war. Wie sein Name schon sagt, trug er ein Gewand aus (Kopf-) Haar bzw. er trug (nur) seine Haare als Gewand.
[730] venayiko 1. „Nihilist“; 2. „in den Ordensregeln Bewanderter“; abgeleitet von vinaya: „1. Entfernen, Beseitigung; 2. Erziehung, Anstand; 3. Ordensdisziplin“.
[731] ... dass für dieses Fleisch extra für ihn ein Tier geschlachtet wurde. Hier bedeutet maccha-maṃsa nicht „Fischfleisch“, sondern „Fisch und Fleisch“. Als auf dreierlei Art „rein“ (ti-koṭi-parisuddhaṃ) kann man dann eben dieses Fleisch bzw. Fisch bezeichnen. Devadatta versucht später eine Ordensspaltung herbeizuführen, indem er u.a. das Argument benutzt, dass Ordinierte keinerlei Fleisch essen sollten (→ Cvg 343). Zusätzlich ist die Anordnung in Mvg 280 zu beachten!
[732] uñchā Früchte, Beeren, Ähren. Siehe auch Anmerkung 659 in Mvg 275.
[733] → Mvg 274.
[734] = Pāc 35.
[735] kappiya-bhūmi; Hier werden Bedarfsgegenstände gelagert, die später von den Laien den Mönchen übergeben werden und die anzunehmen erst dann erlaubt ist.
[736] vihāra hier im ursprünglichen Sinn. Die Bedeutung „Kloster“ kam erst auf, nachdem die Ordinierten „sesshafter“ wurden, ihnen Immobilien übergeben bzw. überlassen wurden. Hier wiederum ist zu unterscheiden in Stätten, die temporär, also meist nur während der Regenzeit (vassa) bewohnt wurden (āvāsa) und solchen, die permanent bewohnt waren (ārāma) und um die sich meist der Stifter selber bzw. extra dafür abgestellte Leute (ārāmika) kümmerten.
[737] Laien (manussā) haben den Lärm gemacht. Diese kann man nicht eines Dukkaṭa-Vergehens bezichtigen.
[738] ussāvanantika eine als Lagerhütte bezeichnete Hütte, die während der Errichtung als solche deklariert wurde, deren Errichtung mit eben jener Deklaration einherging.
[739] go-nisādika Cone: „ein informeller Platz in einer nicht umzäunten Niederlassung?, dort, wo Kühe sind? oder eine Unterkunft der Herde (Nomaden) oder unter den Kälbern?“; M/T: „ein zufällig sich dort befindendes Haus“; PTSD: „Ochsenstall“.
[740] gahapati von Hausherren gebaut oder gegeben.
[741] → Mvg 274, 654.
[742] sammuti M/T ergänzt „behelfsmäßiges Lagerhaus“.