257.
Vergänglich ist
alles Gemachte,
leidhaft,
seelenlos und [bedingt] entstanden;
Nibbāna
wahrlich beschrieben ist,
und zwar
als seelenlos und unvergänglich.
Wenn kein
Buddha [wie der] Mond aufgeht,
wenn kein Buddha
erscheint [gleich wie] die Sonne;
jene
Regeln, die allgemein gebilligt,
beim Namen nicht
bekannt wären.
Allerlei
Schwieriges vollbracht habend,
schon
früher sich vervollkommnet;
die großen
Helden kamen auf,
mit
Einsicht in die Welt der Wesen und der Brahmas.
Die gute
Lehre sie verkündeten,
Leidenstöter,
Glücksbringer;
Strahlender,
Sakya-Weiser,
mit allen
Wesen Mitfühlender.
Höchstes
aller Wesen, Löwe,
den
Drei-Korb hat er dargelegt;
die
Lehrreden, Scholastik auch,
und
Ordenszucht als Hauptbestandteil.
So hält sie
an, die gute Lehr’,
wenn
Ordenszucht bestehen bleibt:
die beiden
Einteilungen,
die
Abschnitte, Schematas auch.
Wie einer
Kette Fadenanteil,
das
Rahmenwerk verbindet;
solcherart
das Rahmenwerk,
Entstehung und
Bestimmung ausmacht.
Die
Abwechslung von Ursachen und anderem,
wird unten
im Verlauf gezeigt
[99]
;
So lernen
sie das Rahmenwerk,
die
Lernbegier’gen, ganz Korrekten.
Was in zwei Vibhaṅgas ward erlassen,
am Uposatha sie rezitieren’s.
Verkünden werde die Entstehung
ich,
der Logik
[100]
nach, so hört mich an.
Das erste ist’s Ausschlussvergeh’n,
das zweite dann darauf folgt,
Kupplerei und Abmahnung,
dann die überzähl’ge Robe.
Wollenes, die Lehr’ versweise,
Grund und Verabredung.
Dieb, Belehrung, Diebin dann,
unerlaubt, dreizehn sind’s.
Diese dreizehn, nach Entstehung
und nach Logik,
Gelehrte haben’s ausgedacht.
[101]
Bei jeder einzelnen Entstehung,
die Ähnlichkeit darin wird
aufgezeigt.
[102]
258.
Geschlechtsverkehr, Ejakulat, Dulden,
Unbestimmt, das erste.
Früher da, ausgeführt,
verborgen auch mit einer Nonne.
Aufgedrängt, zwei Mal verborgen,
mit Fingern und im Waser spaßen,
Schlagen, und
die Hand erheben,
dreiundfünfzig Übungsregeln.
Unterhalb des Schlüsselbeins,
Dorf, Regenzeit,
Hand, Gemachter, Spülung,
die Regenzeit verbracht,
Ermahnung,
nicht vollendet
[103]
, Unterweiserin.
Siebenundsechzig dieser
Übungsregeln,
ausgeführt durch Körper, Geist.
Allesamt selbige Entstehung,
wie der Ausschlussvergeh’n erstes.
Die Ursachen der ersten Ausschlussvergehen sind beendet.
259.
Nicht gegeben, [das Leben] Rauben, über[-menschlich],
Obszönes, eig’ne Sinnesgier;
grundlos, anderer Besitztum,
Unbestimmt, das zweite.
Wegnehmen, Zueignen,
üble Rede, beschimpfen, verleumden;
ein Schweres, in der Erde graben,
Gewachs’nes, Ausflüchte, üble
Nachrede.
Rausgeworfen, ausschütten,
aufgrund von Gütern,
Gespeisthabender;
„Komm“, Missachtung, erschrecken,
verheimlichen und Lebewesen.
Wissend, dass mit Lebendem, Ordensakt,
weniger als, nachfolgend,
weggeschickt;
gute Lehre, Verwirrung stiften,
Irreführung, unbegründet auch.
zweifelhaft, lehrgemäß, Robe
gegeben,
übereignen sollte ’ner Person;
„Was du“, falsche Zeit,
weggenommen,
üble Wege, bei der Hölle auch.
Gruppe, Einteilung, darauf hoffend,
Kathina, unwohl, Nonnenkloster;
Beschimpfung, aufgeregt, neidisch,
Schwangere und Stillende.
Zwölf Jahre, zu Schulende, vom
Orden,
als auch drei Verheiratete;
auch dreier Mädchen,
weniger als zwölf, bestätigt.
„Genug“, weil Sorgen[-brut-]stätte,
auf Wunsch, jährlich, und dann
zwei.
Der Übungsregeln fünfundsiebzig,
durch dreierlei Entstehung bewirkt.
Körper-Geist nicht aber Sprache,
Geist-Sprache nicht aber Körper;
Durch drei der Tore kommen sie,
wie der Ausschlussvergeh’n zweites.
Die zweite Vergehensursache „Ausschluss“ ist beendet.
260.
Kupplerei,
Hütte, Wohnstatt,
waschen lassen, angenommen;
mehr erbeten, maßlos,
beide, durch einen Boten auch.
Seide, rein[-weiß], zwei Anteile,
sechs Jahre, Sitzunterlage;
Geld aufgeben ebenfalls,
beide [Male] in allerlei
[verwickelt].
[Zu-]wenig repariert,
Regenzeit[-Robe],
Garn und dann Verabredung;
Tür, Gabe, Nähen,
Gebäck, Grund, Feuermachen.
Wertsache, Nadelbehältnis, Bett,
gepolstert, Sitztuch, Krätze auch;
Regenzeit und [wie] Vollendeter,
erbeten, anderes, umtauschen.
Zwei betreffs den Orden, große
Gruppe,
zwei Personen, leicht und schwer;
zwei [Mal] Speiserest, dann Mantel,
und über’s Asketengewand.
Um zu versteh’n, dass diese Dinge,
aus sechserlei der Gründe aufkomm’;
durch Körper, nicht Sprache-Geist,
durch Sprache, nicht durch
Körper-Geist.
Durch Körper-Sprache, nicht durch
Geist,
durch Körper-Geist, nicht durch
Sprache;
durch Sprache-Geist, nicht durch
den Körper,
durch dreierlei der Tore sie
entsteh’n.
Diese sechserlei Entstehung,
sind gleicherart der Kupplerei.
Die Vergehensursache Kupplerei ist beendet.
261.
Spaltung,
Folgen, schwer ermahnbar,
Verderber, grober Verstoß, üble
Ansicht;
Zustimmung, zwei Mal Auflachen,
zwei wegen Lärm, nicht sprechen.
Boden, niedriger Sitz, stehen,
hinterher und nebenher geh’n;
Fehler, Folgen, Festhalten,
rehabilitieren, Zurückweisung.
„Wie nun“, zwei Mal Geselligkeit,
klatschen,
aufgetrennt, und Leidende;
nochmals Geselligkeit, nicht beilegen,
auch Kloster, Einladen.
Jeden Halben, Mitlebende,
zwei Mal, Robe, versprechen.
Diese siebenunddreißig Dinge,
durch Körper-Sprache-Geist [entstehen].
Sie alle haben ein Entstehen,
gleichwie bei der (Ab-)Mahnung.
Die Entstehungen wie
bei (Ab-)Mahnung sind beendet.
262.
Kathinaaufhebung
drei Mal,
die erste über Schale, Medizin;
besondere, als auch furchterregend,
zwei wegen Aufbrechens.
Nonnenkloster, ersetzen,
nicht übrig gelassen, eingeladen;
überlassen, Fürst, falsche Zeit,
Anweisung geben, Waldeinsiedler
auch.
Streitlüstern sein und aufhorten,
zuvor, danach, und falsche Zeit;
fünf Tage lang, zurückzugebend,
zwei Mal über Hausroben,
Unterleib, Sitzgelegenheit.
[104]
Diese neunundzwanzig [Dinge],
durch Körper-Sprache nicht durch
Geist,
durch die drei Tore sie entstehen.
Zweierlei Entstehung haben alle,
gleichwie beim Kathina[-Vergeh’n].
Die Entstehungen wie bei Kathina sind beendet.
263.
Schafwolle,
zwei [Mal] Liegestatt,
abnehmbar, Brocken[-speise] essen;
Gruppe, falsche Zeit, aufbewahrt,
dann Zahnputzwasser, Nacktasket.
Kämpfen, Armee, Manöver,
Rauschtrank, mehrmals baden;
Unansehnlich, zwei Geständnisse,
Knoblauch, aufwarten, und Tanzen.
Baden, Badetuch, Lagerstatt,
innerhalb als auch draußen;
während der Regenzeit, Lusthaus,
Sessel, [Liegestuhl,] Garn spinnen.
Hausarbeit und eigenhändig,
ohne Mönche da verbringen;
Schirm, Fahrzeug, Hüftschmuck,
Schmuck und Duftstoff.
Nonne und zu Schulende,
Novizin, Haushälterin,
ohne Brusttuch. Vergehen,
vier mehr als vierzig sind’s.
Durch Körper, nicht durch
Sprache-Geist,
durch Körper-Geist und nicht durch
Sprache.
Zwei Entstehungen sie alle haben,
gleichwie bei [denen mit]
Schafwolle.
Die Entstehungen wie bei Schafwolle sind beendet.
264.
Vers, außer
[wenn], unberechtigt,
dann auch nach Sonnenuntergang;
von Weltlichem ist
zwei Mal die Sprache,
dann unerlaubt etwas fragen.
Jene sieben Übungsregeln,
durch Sprache, nicht durch
Körper-Geist;
durch Sprache-Geist entstanden
sind,
nicht aber durch den Körper sie
entsteh’n.
Sie alle haben zweierlei
Entstehung,
gleichwie beim Lehren versweise.
Die Entstehungen wie
beim versweise Lehren sind beendet.
265.
Auf der Straße,
Boot, besondere,
mit Frauen, dann Intimrasur;
rohes Korn, dann eingeladen,
und acht, die zu gestehen sind.
Jene fünfzehn Übungsregeln,
durch Körper, nicht durch
Sprache-Geist;
durch Körper-Sprache sie entstehen,
nicht entsteh’n sie durch den
Geist.
Durch Körper-Geist entstehen sie,
nicht entsteh’n sie durch die Sprache;
durch Körper-Sprache, Geist auch
sie entstehen,
vierfältig deren Entstehung sind.
Durch Buddha’s
Weisheit jene sind erlassen,
gleichwie bei unterwegs.
Die Entstehungen wie bei unterwegs sind beendet.
266.
Dieb’skarawane, belauschen,
Cyrries [für sich selbst] erbeten;
Nacht, getrennt, im Freien,
als siebentes die Sackgasse.
Durch Körper-Geist sie entstehen,
nicht entsteh’n sie durch die
Sprache;
Durch die drei Tore sie entstehen,
jene mit den zwei Entstehungen.
Die Dieb’skarawan’-Entstehungen,
vom Sonn’verwandten dargelegt.
Die Entstehungen wie
bei Diebeskarawane sind beendet.
267.
Wer Schirme in
den Händen hält, die gute Lehr’,
nicht darlegt ein Vollendeter;
desgleichen auch, wer Stöcke trägt,
auch wer Messer, Waffen händelt.
Sandalen, Schuhe, Fahrzeug auch,
auf Lagerstatt, die Knie umfassend;
den Kopf bedeckt, als auch
verhüllt,
nicht weniger als elfe sind’s.
Durch Sprache-Geist entstehen sie,
nicht entstehen sie durch Körper;
Alle haben eine Entstehung,
gleichwie bei Lehrdarlegung.
Die Entstehungen wie
bei Lehrdarlegung sind beendet.
268.
Wahres durch den Körper entstehend ist,
nicht durch Sprache, nicht durch
Geist;
[105]
und durch Sprache entstehend,
nicht durch Körper, nicht durch
Geist.
Durch Körper-Sprache es entsteht,
nicht entsteht es durch den Geist;
was Wahr-Gesprochenes genannt,
auf drei Arten es entsteht.
Die Entstehungen wie bei wahr gesprochen sind beendet.
269.
Die Diebin, durch
Sprache-Geist,
nicht aber durch den Körper es
entsteht;
Entstehend durch die drei Tore,
das eine Diebin ordinieren ist;
Ungetan sind zweierlei Entstehung,
die gesprochen sind vom Fürst der
Lehre.
Die Entstehungen wie bei Diebin ordinieren sind beendet.
270.
Ohne Erlaubnis ist
durch Sprache,
nicht durch Körper, nicht durch
Geist [entstanden].
Wenn durch Körper-Sprache
entstanden,
dann ist es nicht durch Geist
entstanden.
Wenn durch Sprache-Geist
entstanden,
dann entstand es nicht durch
Körper.
So ist’s entstanden durch die drei
Tore,
ungetan ist eine vierte Art.
Die Entstehungen wie
bei unerlaubt sind beendet.
Die Entstehungen in Kürze,
zehn [und] drei wohl dargelegt;
Als Prinzip des
Nichtverwirrtwerdens,
ist angemessen [nur] der Lehre
Führung;
Die Weisen, die sich dran erinnern,
nicht verwirr’n sie die
Entstehungen.
Die verkürzten Haupt-Entstehungen sind beendet.
[97] samuṭṭhānasīsasaṅkhepo wtl: „Die Quintessenz der hauptsächlichen Gründe der Vergehen.“ samuṭṭhāna: „1. Aufstehen; 2. Entstehung, Ursprung, Ursache; 3. Vin ausreichender Grund für ein Vergehen“.
[98] samuṭṭhānassuddānaṃ Dieses wtl: „(in Verse gesetztes) Inhaltsverzeichnis od Zusammenfassung der Gründe für ein Vergehen“ ist inhaltlich nur ein Legitimationsversuch und sagt über das Thema gar nichts aus.
[99] sutte „Faden“, hier als Synonym; upāri „(wie) oben“ d.h. „wie unten“.
[100] ñāya Damit ist nicht der Aufbau bzw die Anordnung wie im Pātimokkha gemeint, sondern dass die Vergehen hier entsprechend ihrer Art und der Anzahl ihrer Entstehensursachen (→ 5a und 5b) gruppiert wurden. Das ist eine Schematisierung, wie man sie üblicherweise nur im Abhidhamma vorfindet. Die Abfassung in achtsilbigen Verszeilen (sloka) mag literarisch eine Meisterleistung gewesen sein, aber inhaltlich wird dadurch der Sinn davon nicht erkennbar. Im Deutschen lässt sich nur ansatzweise diese Art Prosa wiedergeben.
[101] viññūhi cintitā Und genau diese Aussage bestätigt erneut, dass das Parivāra nicht Buddhawort ist. Hier bei den Versen wird das besonders deutlich.
[102] Die „dreizehn“ bezieht sich auf die folgende Darstellung.
[103] nānubandhe bezieht sich auf die Fristen in Bhī-Pāc 69-74.
[104] Diese Zeile wurde absichtlich vom nächsten „Vers“ hierher versetzt.
[105] bhūtaṃ kāyena jāyati, na vācā na ca cittato Ein offen sichtlicher Widerspruch in sich selber.