Zu jener Zeit waren zwei Brüder Mönche, sie hießen Yamelu und Tekula, sie stammten aus einer Brahmanenfamilie und sie hatten eine ausgezeichnete Stimme mit feinem Ausdruck. Die begaben sich zum Erhabenen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig, setzten sich seitwärts und sprachen: "Herr, heutzutage sind Mönche verschiedenen Namens aus verschiedenen Stämmen, von verschiedenem Stand, aus verschiedenen Familien aus dem Haus in den Orden gegangen. Die verderben mit ihren eigenen Dialekten die Sprache des Erwachten. Wohlan, Herr, laß uns die Aussagen des Erwachten in der metrischen Sprache (der Veden) wiedergeben."— Der Erwachte wies sie zurück: "Wie könnt ihr so etwas sagen, ihr unvernünftigen Männer. Das führt nicht zur Befriedung solcher, die noch keinen Frieden gefunden haben."
Nachdem der Erhabene diese Vorhaltungen gemacht und eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er: "Mönche, die Aussagen des Erwachten sollen nicht in der metrischen Sprache (der Veden) wiedergegeben werden; [27] wer das tut; begeht eine Verfehlung.
Ich erlaube, daß die Aussagen des Erwachten in der jeweils eigenen Heimatsprache [28] gelernt werden."
Zu jener Zeit befaßte sich die Gruppe der Sechsermönche mit der "Lokayata"-Lehre. [29]
Die Leute nahmen daran Anstoß:... "wie Hausleute, die Sinnendinge genießen."
Das wurde dem Erhabenen mitgeteilt.
– "Wie ist es, Mönche: Könnte denn mit der 'Lokayata-Lehre' einer, der den Kern [30] sieht, in Lehre und Ordensregeln zu Wachstum, Gedeihen und Fülle kommen?"
– "Keineswegs, Herr."
– "Oder kann einer, der den Kern sieht, in dieser Lehre und Heilsführung noch die Lokayata-Lehre lernen?"
– "Keineswegs, Herr."
– "Die Lokayata Lehre ist nicht zu lernen, Mönche; wer sie lernt, begeht eine Übertretung."
Nun befaßte sich die Gruppe der Sechsermönche mit weltlichen Wissenschaften. [31]
Die Leute nahmen daran Anstoß,... – "Weltwissenschaften sind nicht zu lernen; wer sie lernt, begeht einen Verstoß."
Ein hintergründiger Hinweis auf die Gewichtung von gebundener Gelehrtensprache, Studium von Materialismus und Weltwissenschaften mag, wer will, darin erblicken, daß in diesem 33. Abschnitt von CV V nur noch folgende "überaus wichtige" Angelegenheit (in sehr unverkrampfter Weise) geregelt ist:
Damals nieste der Erhabene, während er inmitten einer großen Mönchsgemeinde die Lehre darlegte. Die Mönche sagten: "Gesundheit, Herr, Gesundheit, Wohlfinder!" Dadurch entstand lautes Stimmengewirr; dadurch wurde der Lehrvortrag unterbrochen.
Da wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Mönche, wenn zu einem, der niest, 'Gesundheit' gesagt wird: kann der dadurch leben oder sterben?"
– "Das nicht, Herr."
– "Mönche, sagt zu einem, der niest, nicht 'Gesundheit.' Wer Gesundheit sagt, begeht eine Übertretung."
Damals sagten aber die Leute, wenn sie niesten: "Gesundheit." Die Mönche hatten Bedenken und sagten nichts. Die Leute beanstandeten das...: "Wie können diese Asketen, die Sakyersöhne, wenn sie niesen und man sagt: 'Gesundheit, Herr' stumm bleiben!"
Das wurde dem Erhabenen berichtet. – "Hausleute legen Wert auf glückbringende Anzeichen.
Ich erlaube, Mönche, daß ihr Hausleuten, die 'Gesundheit' zu euch sagen, antwortet: 'Lebe lang!'"
[27] Damit sie nicht in einer Art "Kirchenlatein" eingefroren werden.
[28] Die Dialekte waren damals noch nicht zu "Fremdsprachen" auseinandergetreten, jeder verstand jeden.
[29] "Lokayata" (Sanskrit) heißt "nur auf diese Welt gerichtet". Das war keine Metaphysik, wie Mrs. Homer meint, sondern: "Das altindische System des Materialismus, erklärt die Welt durch das Zusammenwirken der 4 Elemente..., auch das Geistige kommt nur durch Mischung dieser Elemente zustande. Die Anhänger dieser Lehre, auch Carvakas genannt, leugnen eine sittliche Weltordnung und empfehlen den Sinnengenuß als Sinn des Lebens" (Schischkoff in Kröners Philosophisches Wörterbuch, 21. Aufl. 1982, ebenso die Encyclopedia Britannica von 1997). Die Marxismus-Welle nach dem zweiten Weltkrieg war also nicht die erste materialistische Welle, nur daß der ersten Welle viel sicherer begegnet wurde.
[30] A X, 58: "Der Kern aller Dinge ist die Erlösung (vimutti- sāra).
[31] Tiracchānavijjā, wörtlich: tierische Wissenschaften, also Wissenschaften, die sich nur mit der Sinnenwelt befassen (ohne daraus, wie die lokayata, Schlüsse zu ziehen: "Es gibt nicht..."). Heute hieße das Naturwissenschaft.