Mahāvagga VI.31-33

MV.VI.31 - 177. Licchavīvatthu

 Zu jener Zeit saßen wohlbekannte Licchavi in der Versammlungshalle zusammen, versammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. Zu jener Zeit hat der Heerführer Siha, ein Anhänger der Niganthas (Jainas) mit dieser Gruppe zusammengesessen. Da kam dem Heerführer Siha folgender Gedanke: Zweifellos ist dieses ein Erhabener, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund nämlich haben sich wohlbekannte Licchavi in der Versammlungshalle zusammengesetzt, versammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. So laß mich nun zum Erhabenen hingehen, um den Heiligen, vollkommen Erwachten zu sehen. (1)

 

 Da ging der Heerführer Siha zum Nigantha Nātaputto und sagte folgendes: "Ich wünsche, Verehrungswürdiger, zum Asketen Gotama zu gehen, um ihn zu sehen." - "Du, Siha, bist Anhänger der Lehre von der Tat, (warum) willst du hingehen zum Asketen Gotama, der die Nichttat lehrt, um ihn zu sehen? Der Asket Gotama nämlich, Siha, der Nichttatlehrer, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein." Da ließ bei dem Heerführer Siha der Wille zu gehen, um den Erhabenen zu sehen, nach. (2)

 

 Zum zweiten Male saßen wohlbekannte Licchavi in der Versammlungshalle zusammen, versammelten sich ..... [Wiederholung von (1) und (2)]

 

 Zu jener Zeit saßen wohlbekannte Licchavi in der Versammlungshalle zusammen, versammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. Zu jener Zeit hat der Heerführer Siha, ein Anhänger der Niganthas mit dieser Gruppe zusammen gesessen. Da kam dem Heerführer Siha folgender Gedanke: Zweifellos ist dieses ein Erhabener, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund nämlich haben sich wohlbekannte Licchavi in der Versammlungshalle zusammengesetzt, versammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. Was tun mir die Niganthas, gefragt oder ungefragt. So laß mich nun, ohne die Niganthas gefragt zu haben, hingehen, um den Erhabenen zu sehen, den Heiligen vollkommen Erwachten. (3)

 

 Dann ist der Heerführer Siha am Mittag mit 500 Wagen von Vesāli weggefahren, um den Erhabenen zu sehen. Soweit der Boden für einen Wagen befahrbar ist, (fuhr er). Wieder vom Wagen herabgestiegen, ging er zu Fuß zum Erhabenen. Dort verehrte er den Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sagte der Heerführer Siha dem Erhabenen folgendes: "Ich hörte folgendes, Verehrungswürdiger: Der Asket Gotama nämlich, der Nichttatlehrer, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein. Diejenigen, Verehrungswürdiger, die dieses sagen: Der Asket Gotama nämlich, der Nichttatlehrer, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein, sagen jene, Verehrungswürdiger, was der Erhabene sagte, werfen sie nicht dem Erhabenen mit einer falschen Wiedergabe etwas vor? Erklären sie die Lehre gemäß der Lehre? Daß auch nicht einer, der derselben Lehre angehört, ein Darleger der Lehre, zu einem tadelnswerten Punkt kommt. Wir wollen, Verehrungswürdiger, dem Erhabenen nichts Falsches vorwerfen." (4)

 

 "Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Nichttat, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Tat, verkündet die Lehre von der Tat, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Vernichtung, verkündet die Lehre von der Vernichtung, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verabscheuender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Verabscheuen, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Beseitiger ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Beseitigung, darin über er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verbrenner ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Verbrennen, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein nicht mehr Werdender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom nicht mehr werden, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Zuversichtlicher ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Zuversicht, darin übt er seine Hörer ein. (5)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Nichttat lehrt der Asket Gotama, die Lehre von der Nichttat verkündet er, darin übt er seine Hörer ein? Ich nämlich, Siha, verkünde das Nichttun; das Nichttun von verschiedenartigen schlechten, unheilsamen Dingen, von schlechten Taten des Körpers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Taten in Gedanken. Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Nichttat verkündet der Asket Gotama, die Lehre von der Nichttat verkündet er, darin übt er seine Hörer ein. Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Tat verkündet der Asket Gotama ... Ich nämlich, Siha, verkünde das Tun; das Tun von verschiedenartigen guten, heilsamen Dingen, von guten Taten des Körpers, guten Taten der Sprache, guten Taten in Gedanken. Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Tat verkündet der Asket Gotama .... (6)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Vernichtung .... Ich nämlich, Siha, verkünde die Vernichtung; die Vernichtung von verschiedenartigen schlechten unheilsamen Dingen, von Gier, von Haß, von Verblendung. Dies ist die Möglichkeit .... Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verabscheuender  ... Ich nämlich, Siha, bin ein Verabscheuender; ich verkünde das Verabscheuen von verschiedenartigen schlechten, unheilsamen Dingen, von schlechten Taten des Körpers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Taten in Gedanken. Dies ist die Möglichkeit ..... (7)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Beseitiger ist der Asket Gotama ... Ich nämlich, Siha, bin ein Beseitiger; ich verkünde das Beseitigen von verschiedenartigen schlechten, unheilsamen Dingen, von Gier, von Haß, von Verblendung. Dies ist die Möglichkeit, Siha .... Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verbrenner ist der Asket Gotama ...  Ich nämlich, Siha, bin ein Verbrenner; ich verkünde das Verbrennen von verschiedenartigen schlechten, unheilsamen Dingen, von schlechten Taten des Körpers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Taten in Gedanken. Dies ist die Möglichkeit, Siha ... Wer, Siha, die zu verbrennenden, schlechten unheilsamen Dinge beseitigt hat, an der Wurzel abgeschnitten hat, wie bei einer Palme (die Krone abgeschlagen) hat, das Werden vernichtet hat, dem wird in Zukunft nichts (mehr) entstehen, den nenne ich einen Verbrenner. Der Vollendete, Siha, hat die zu verbrennenden, schlechten, unheilsamen Dinge beseitigt, an der Wurzel abgeschnitten, wie bei einer Palme (die Krone abgeschlagen), das Werden vernichtet, dem wird in Zukunft nichts (mehr) entstehen.  Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verbrenner ist der Asket Gotama, er übt seinen Hörern das wahre Asketentum ein. (8)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein nicht mehr wiedergeboren Werdender ist der Asket Gotama ....  Wer, Siha, beseitigte, in Zukunft in den Mutterschoß einzutreten, wiedergeboren zu werden zu neuer Existenz, die zu verbrennenden, schlechten unheilsamen Dinge beseitigte, an der Wurzel abgeschnitten hat, wie bei einer Palme (die Krone abgeschlagen), das Werden vernichtet, den nenne ich einen nicht mehr wiedergeboren Werdenden. Der Vollendete, Siha, beseitigte, in Zukunft in den Mutterschoß einzutreten, wiedergeboren zu werden zu neuer Existenz, (beseitigte) die zu verbrennenden, schlechten unheilsamen Dinge, hat sie an der Wurzel abgeschnitten, wie bei einer Palme (die Krone abgeschlagen), das Werden vernichtet, dem wird in der Zukunft nichts (mehr) entstehen. Dies ist die Möglichkeit, Siha .... Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Zuversichtlicher ist der Asket Gotama .... Ich nämlich, Siha, bin ein Zuversichtlicher, mit der allerhöchsten Zuversicht, verkünde ich die Lehre von der Zuversicht, darin übe ich meine Hörer ein. Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde .... er übt seinen Hörern die Zuversicht ein." (9)

 

 Als dies gesagt wurde, sagte der Heerführer Siha dem Erhabenen folgendes: "Sehr, sehr gut, Verehrungswürdiger, wie wenn (man) etwas Umgedrehtes richtig hinstellen würde oder etwas Verdecktes aufdecken würde oder einem Verirrten den Weg zeigen würde, oder wie wenn man in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten würde, damit, wer Augen hat, die Gestalten sieht, genauso hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Ich, Erhabener, nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zum Mönchssangha, der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat." - "Überlege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen." - "Dadurch, Verehrungswürdiger, bin ich höchsterfreut und befriedigt über den Erhabenen, weil nämlich der Erhabene dieses sagte: 'Überlege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen.' Würden sie mich als Hörer erhalten, würden die Andersgläubigen in ganz Vesāli die Fahnen hissen: Der Heerführer Siha ist unser Hörer geworden, aber mir sagte der Erhabene: 'Überlege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen.' Ich nehme zum zweiten Mal meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zum Mönchssangha. Der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat." (10)

 

 "Deine Familie, Siha, war lange Zeit eine Quelle für die Niganthas. Meinst du, denen, die zu euch kommen, wirst du (weiterhin) Almosen geben?" - "Dadurch, Verehrungswürdiger, bin ich höchsterfreut und befriedigt über den Erhabenen, weil nämlich der Erhabene dieses sagte: 'Deine Familie, Siha, war lange Zeit eine Quelle für die Niganthas. Meinst du, jenen, die zu euch kommen, wirst du (weiterhin) Almosen geben?' Gehört habe ich, Verehrungswürdiger, der Asket Gotama hat dieses gesagt: 'Nur mir soll man Gaben geben, nicht soll man anderen Gaben geben, nur meinen Hörern soll man Gaben geben, nicht soll man Hörern der anderen Gaben geben, nur mir Gegebenes bringt große Früchte, nicht bringt anderen Gegebenes große Früchte, meinen Hörern Gegebenes bringt große Früchte, nicht bringt anderen Hörern Gegebenes große Früchte'. Trotzdem veranlaßt mich der Erhabene, auch den Niganthern zu geben. Dann, Verehrungswürdiger, wissen wir hierin die (rechte) Zeit (zu handeln). Ich nehme zum dritten Mal meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zum Mönchssangha, der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat." (11)

 

 Jenem gab der Erhabene eine einführende Lehre in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend und die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß er in der Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell war, da hat (der Erhabene) diese verkündet, welches die zusammengefaßte Lehre der Buddhas ist, nämlich das Leid, seine Entstehung, seine Überwindung und den Weg dazu. Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihm dort auf dem Sitz das reine klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. Dann sagte er, nachdem er die Wahrheit gesehen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit verstanden, die Wahrheit durchdrungen, den Zweifel überwunden, die Ungewißheit beseitigt, die vollkommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatte, folgendes: "Annehmen möge der Erwachte, Erhabene für morgen das Essen zusammen mit dem Mönchssangha." Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Als der Heerführer Siha wußte, daß der Erhabene angenommen hatte, stand er vom Sitz auf, verehrte den Erhabenen, umrundete ihn rechts und ging fort. Da hat der Heerführer Siha einen gewissen Menschen beauftragt: Gehe, Freund, suche frisches, rohes Fleisch. Dann hat der Heerführer Siha, als die Nacht vergangen war, nachdem er vorzügliche feste und weiche Speisen hatte zubereiten lassen, dem Erhabenen die Zeit ankündigen lassen: Es ist Zeit, Verehrungswürdiger, das Essen ist bereitet. Dann hat der Erhabene, nachdem er am Morgen sich angezogen hatte, Robe und Almosenschale genommen hatte, zur Behausung des Heerführers Siha gegangen war, sich auf den vorbereiteten Sitz niedergelassen zusammen mit dem Mönchssangha. (12)

 

 Zu jener Zeit haben viele Niganthas in Vesāli von Straße zu Straße von Kreuzung zu Kreuzung mit den Armen schwenkend wehgeklagt: "Heute hat der Heerführer Siha ein großes Tier getötet und dem Asketen Gotama Essen (davon) bereitet, der Asket Gotama ißt wissend für ihn gemachtes Fleisch, (das Töten) war seinetwegen getan." Dann ist jener gewisse Mensch zum Heerführer Siha gekommen. Dort hat er dem Heerführer Siha in das Ohr gesagt: "Höre, Verehrungswürdiger, du sollst wissen. Hier haben viele Niganthas in Vesāli von Straße zu Straße von Kreuzung zu Kreuzung mit den Armen schwenkend wehgeklagt: "Heute hat der Heerführer Siha ein großes Tier getötet und dem Asketen Gotama Essen (davon) bereitet, der Asket Gotama ißt wissend für ihn gemachtes Fleisch, (das Töten) war seinetwegen getan." - "Gut, Meister, lange Zeit wünschten jene Ehrwürdigen (Niganthas) den Erwachten zu tadeln, die Lehre zu tadeln, den Sangha zu tadeln, nicht zerstören jene Ehrwürdigen die Unwahren, Leeren, Falschen den Erhabenen, indem sie ihm Fehldeutungen vorwerfen, nicht einmal für unser Leben würden wir mit Absicht ein Wesen vom Leben trennen." (13)

 

 Dann, nachdem der Heerführer Siha den Mönchssangha mit dem Erwachten an der Spitze mit vorzüglicher fester und weicher Speise bedient hatte, als der Erhabene gegessen hatte und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte, setzte er sich beiseite nieder. Der Erhabene, nachdem er den beiseite sitzenden Heerführer Siha durch ein Lehrgespräch veranlaßt hatte zu verstehen, aufzunehmen, davon motiviert zu sein, sich daran zu erfreuen, ist aufgestanden und fortgegangen. Nachdem der Erhabene in diesem Zusammenhang eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Nicht soll man, ihr Mönche, wissend für einen gemachtes Fleisch essen. Wer so ißt, begeht ein dukkata Vergehen. Ich erlaube, ihr Mönche, in drei Fällen reinen Fisch und Fleisch: nicht wissend, nicht gehört, nicht vermutet." (14) //31//


MV.VI.32 - 178. Sīhasenāpativatthu

 

 Zu jener Zeit gab es in Vesāli reichlich Essen, eine gute Ernte, Almosen waren leicht zu erhalten, einfach war es zu leben durch Gunsterweisungen und auflesen (von z. B. Früchten oder Beeren). Dann ist dem Erhabenen, als er allein und abgesondert weilte, im Geiste jener Gedanke entstanden: Dasjenige, was ich den Mönche erlaubt habe bei Hungersnot, schlechter Ernte, wenn Almosen schwer zu erhalten sind: Drinnen Getrocknetes, drinnen Gekochtes, selber Gekochtes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenommenes, von daher Hergebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsendes, essen die Mönche dieses auch heute noch? Dann hat der Erhabene, als er abends sich aus der Abgeschiedenheit erhoben hatte, den ehrwürdigen Ānanda angesprochen: "Dasjenige, was ich den Mönche erlaubt habe bei Hungersnot, schlechter Ernte, wenn Almosen schwer zu erhalten sind: Drinnen Getrocknetes, drinnen Gekochtes, selber Gekochtes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenommenes, von daher Hergebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsendes, essen die Mönche dieses auch heute noch?" - "Sie essen, Erhabener." (1)

 

 Dann hat der Erhabene, nachdem er aus diesem Anlaß, in diesem Zusammenhang eine Lehrrede gehalten hatte, die Mönche angesprochen: "Dasjenige, was ich den Mönche erlaubt habe bei Hungersnot, schlechter Ernte, wenn Almosen schwer zu erhalten sind: Drinnen Getrocknetes, drinnen Gekochtes, selber Gekochtes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenommenes, von daher Hergebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsendes, dieses lehne ich von heute an ab. Nicht soll man ihr Mönche essen: Drinnen Getrocknetes, drinnen Gekochtes, selber Gekochtes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenommenes, wer so tut, begeht ein dukkata Vergehen. Auch nicht soll man, ihr Mönche, essen: von daher Hergebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsendes, und nicht übrig geblieben ist, auch von einem genügend gegessen Habenden. Wer so ißt, soll nach dem Gesetz behandelt werden (= Pācc XXXV)." (2) //32//


MV.VI.33 - 179. Kappiyabhūmianujānanā

 

 Zu jener Zeit hatten die Menschen einer Provinz viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, (damit) umstellten sie einen außerhalb des Klosters (liegenden) Vorraum, (denkend): Wenn wir an der Reihe sind, dann werden wir Essen bereiten. Eine große Wolke kam auf. Da gingen die Menschen zum ehrwürdigen Ānanda. Dort sagten sie dem ehrwürdigen Ānanda folgendes: "Hier, ehrwürdiger Ānanda ist viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, und (diese) stehen hier, und jetzt kommt eine große Wolke auf. Was sollen wir, verehrungswürdiger Ānanda, tun?" Da erzählte der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen den Sachverhalt. (1)

 

 "Wenn das so ist, Ānanda, soll sich über ein Lagerhaus[4] in der Nähe der (Mönchs)behausung geeinigt werden: Eine Behausung, ein Haus mit einem Dach, ein großes Haus, ein mehrgeschossiges Haus, eine Höhle. Was der Sangha wünscht, soll dort aufbewahrt werden. Und so, ihr Mönche, soll man sich einigen: Ein erfahrener und fähiger Mönch soll dem Sangha ankündigen: 'Höre mich, verehrungswürdiger Sangha, wenn es dem Sangha recht ist, möge sich der Sangha über den so und so genannten Ort als Lagerhaus einigen.' Das ist die Ankündigung. 'Höre mich, verehrungswürdiger Sangha, wenn es dem Sangha recht ist, einigt sich der Sangha über den so und so genannten Ort als Lagerhaus. Wenn es den Ehrwürdigen recht ist, die Einigung über den so und so genannten Ort als Lagerhaus, so mögen sie schweigen, wenn es nicht recht ist, so mögen sie sprechen. - Geeinigt hat sich der Sangha über den so und so genannten Ort als Lagerhaus. Es ist dem Sangha recht, daher das Schweigen; so nehme ich es an." (2)

 

 Zu jener Zeit haben die Menschen in dem Lagerhaus, über das sich geeinigt war, Reisschleim gekocht, Speise gekocht, Suppe vorbereitet, Fleisch zerkleinert, Holz gehackt. Dann hörte der Erhabene, der kurz vor Sonnenaufgang aufgestanden war, lautes Geräusch, großes Geräusch, krächzen wie von Krähen. Dieses gehört, sprach er den ehrwürdigen Ānanda an: "Was ist das, Ānanda, für lautes Geräusch, großes Geräusch, krächzen wie von Krähen?" (3)

 

 "Jetzt, Verehrungswürdiger, haben die Menschen in dem Lagerhaus, über das sich geeinigt war, Reisschleim gekocht, Speise gekocht, Suppe vorbereitet, Fleisch zerkleinert, Holz gehackt. Darum, Erhabener, ist lautes Geräusch, großes Geräusch, krächzen wie von Krähen." Dann, nachdem der Erhabene aus diesem Grund eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Nicht soll man, ihr Mönche, ein Lagerhaus, über das sich geeinigt wurde, (derartig) benutzen. Wer so benutzt begeht ein dukkata Vergehen. Ich erlaube, ihr Mönche, drei Arten von Lagerhaus: ein (als Lagerhaus) bekanntgegebenes Haus, ein zufällig sich dort befindendes Haus, ein gespendetes Haus." (4)

 

 Zu jener Zeit wurde der ehrwürdige Yasojo krank. Die Medikamente wurden ihm dorthin gebracht. Diese stellten die Mönche draußen hin. Würmer aßen (sie). Diebe stahlen (sie). Dem Erhabenen erzählten sie diesen Sachverhalt. "Ich erlaube, ihr Mönche, vier Arten von Lagerhaus: Ein (als Lagerhaus) bekanntgegebenes Haus, ein zufällig sich dort befindendes Haus, ein gespendetes Haus, ein (Not)lagerhaus über das sich geeinigt wurde." (5) //33//

 

Das 24. Kapitel ist beendet.


[4] kappiyabhūmi - Hier werden Bedarfsgegenstände gelagert, die später von den Laien den Mönchen übergeben werden und erst dann erlaubt sind sie anzunehmen.


  Oben