DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, am Geierkulm, im Gebirge.
Um diese Zeit nun war der König von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, willens die Vajjīner zu bekriegen. Er hatte gesagt: "Ich werde diese Vajjīner, die so mächtigen, so gewaltigen, ausrotten, werde die Vajjīner vertilgen, werde die Vajjīner vom Boden verschwinden lassen, die Vajjīner [17]!" Da gab denn der König von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, Vassakāro [18] dem Priester, dem Māgadher Marschall, den Auftrag:
«Komme du, Priester, und geh' zum Erhabenen hin und bring' dem Erhabenen zu Füßen meinen Gruß dar und erkundige dich in meinem Namen nach Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlbefinden:
"Der König", sage, "o Herr, von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, bringt dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar und läßt Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlbefinden wünschen"; und füge hinzu: "Der König, o Herr, von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, ist willens die Vajjīner zu bekriegen. Er hat gesagt: 'Ich werde diese Vajjīner, die so mächtigen, so gewaltigen, ausrotten, werde die Vajjīner vertilgen, werde die Vajjīner vom Boden verschwinden lassen, die Vajjīner!'" Wie aber der Erhabene dir antworten wird, das merke dir gut und melde mir. Denn die Vollendeten reden nicht unvollkommen.»
«Jawohl, Herr! » sagte da Vassakāro der Priester, der Māgadher Marschall gehorsam zum König von Magadhā, Ajātasattu, dem Sohn der Videherin. Dann ließ er prächtige Wagen bespannen, bestieg selbst einen solchen und fuhr, gefolgt von manchen anderen, von Rājagaham hinaus, nach dem Geierkulm im Gebirge, da fuhr er hin. So weit gekommen als man fahren konnte, stieg er vom Wagen ab und schritt dann zu Fuße dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen höflich, tauschte freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sprach nun Vassakāro der Priester, der Māgadher Marschall, um Erhabenen also:
«Der König, o Gotamo, von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, bringt Herrn Gotamo zu Füßen Gruß dar und läßt Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlbefinden wünschen; und er läßt sagen: der König, o Gotamo, von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, ist willens die Vajjīner zu bekriegen. Er hat gesagt: Ich werde diese Vajjīner, die so mächtigen, so gewaltigen, ausrotten, werde die Vajjīner vertilgen, werde die Vajjīner vom Boden verschwinden lassen, die Vajjīner!»
Während der Zeit nun war der ehrwürdige Anando hinter dem Erhabenen gestanden und hatte dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da wandte sich denn der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner häufig zusammenkommen, öfters Zusammenkünfte haben?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner häufig zusammenkommen, öfters Zusammenkünfte haben.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner häufig zusammenkommen, öfters Zusammenkünfte haben werden, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden.
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner einträchtig zusammenkommen, einträchtig auseinander gehen, einträchtig ihre Angelegenheiten erledigen?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner einträchtig zusammenkommen, einträchtig auseinandergehen, einträchtig ihre Angelegenheiten erledigen.»
«So lange aber Anando, als die Vajjīner einträchtig zusammenkommen, einträchtig auseinandergehen, einträchtig ihre Angelegenheiten erledigen werden, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden. -
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner keine neuen Gesetze erlassen, bestehende Gesetze nicht aufheben, ihrer überlieferten alten Satzung getreu sich betragen?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner keine neuen Gesetze erlassen, bestehende Gesetze nicht aufheben, ihrer überlieferten alten Satzung getreu sich betragen.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner keine neuen Gesetze erlassen, bestehende Gesetze nicht aufheben, ihrer überlieferten alten Satzung getreu sich betragen werden, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden. -
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner ihre Bejahrten im Lande als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und auf deren Rat etwas geben?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner ihre Bejahrten im Lande als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und auf deren Rat etwas geben.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner ihre Bejahrten im Lande als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und auf deren Rat etwas geben werden, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden. -
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner da Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa mit Raub und Gewalt heimführen?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner da Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa mit Raub und Gewalt heimführen.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner da Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa mit Raub und Gewalt heimführen werden [19], ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden. -
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner ihre Altarstätten da und dort im Lande, Tempel sowohl wie Grabmale, als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und ihnen einstige Schenkungen, einstige Zuwendungen, die rechtmäßige Beisteuer, nicht etwa entziehn?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner ihre Altarstätten da und dort im Lande, Tempel sowohl wie Grabmale, als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und ihnen einstige Schenkungen, einstige Zuwendungen, die rechtmäßige Beisteuer, nicht etwa entziehn.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner ihre Altarstätten da und dort im Lande, Tempel sowohl wie Grabmale, als solche werthalten, hochschätzen, achten und ehren und ihnen einstige Schenkungen, einstige Zuwendungen, die rechtmäßige Beisteuer, nicht etwa entziehn werden, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden. -
Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die Vajjīner heiligen Pilgern wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut richtig angedeihen lassen, damit etwa heilige Pilger, die noch nicht gekommen sind, das Reich besuchen, heilige Pilger aber, die schon gekommen sind, im Reiche sich wohlbefinden möchten?»
«Gehört hab' ich, o Herr, daß die Vajjīner heiligen Pilgern wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut richtig angedeihen lassen, damit etwa heilige Pilger, die noch nicht gekommen sind, das Reich besuchen, heilige Pilger aber die schon gekommen sind, im Reiche sich wohlbefinden möchten.»
«So lange aber, Anando, als die Vajjīner heiligen Pilgern wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut angedeihen lassen werden, damit etwa heilige Pilger, die noch nicht gekommen sind, das Reich besuchen, heilige Pilger aber, die schon gekommen sind, im Reiche sich wohlbefinden möchten, ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden.»
Nun aber wandte sich der Erhabene an Vassakāro den Priester, den Māgadher Marschall:
«Es war einmal, Priester, da bin ich bei Vesālī gewesen, beim Grabmal an der Sarandadā. Da hab' ich den Vajjīnern diese sieben unvergeßbaren Dinge aufgewiesen. So lange aber, Priester, diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Vajjīnern bestehn bleiben, und die Vajjīner an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, Priester, der Vajjīner zu erwarten und kein Schwinden.»
Nach diesen Worten sprach Vassakāro der Priester, der Māgadher Marschall, zum Erhabenen also:
«Auch nur mit einem, o Gotamo, von den sieben unvergeßbaren Dingen begabt, wäre ein Wachsen bei den Vajjīnern zu erwarten und kein Schwinden: geschweige mit allen sieben! Nichts anhaben kann wohl, o Gotamo, der König von Magadhā, Ajātasattu, der Sohn der Videherin, den Vajjīnern, wenn es zum Kampfe kommt, es sei denn durch Verrat oder Zwietracht. - Wohlan denn, o Gotamo, wir wollen nun aufbrechen: manche Pflicht wartet unser, manche Obliegenheit.»
«Wie es dir nun, Priester, belieben mag.»
Da stand denn Vassakāro der Priester, der Māgadher Marschall, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, von seinem Sitze auf und entfernte sich.
[17] Die Vajjīner werden von Asoko auf seinem 13. Felsenedikt, Kālsī Zeile 9, mit als Vasallen aufgezählt, selbständige Fürsten auf ihrem Gebiet, hidalāja, zu den Königen seiner Umgebung gehörig, die Heeresfolge zu leisten hatten
[18] [Vassakāro wird als Eigenname angesehen, ist aber in Wirklichkeit der Rang dieses Mannes, der aus altem Priestergeschlecht abstammte, gewesen: er war der Befehlshaber, vasyakāras, der den königlichen Willen auszuführen hatte. Sein wahrer Name ist uns nicht überliefert. - Ajātasattu ist altvedischer Königsname, wörtlich: dem kein Feind gewachsen ist. Ajātasattu war der Sohn von König Bimbisāro.]
[19] [Diese Art Eheschließung, der rāksaso viddhih, war, neben mancher anderen, bei Kriegerstämmen gern der Brauch. Vergl Manus III 24 u. 33]
Bald aber nachdem Vassakāro der Priester, der Māgadher Marschall, gegangen war, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Gehe du, Anando: soviel da Mönche um Rājagaham her sich aufhalten, alle die laß' in der Halle des Vorhauses sich einfinden.»
«Ja, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und soviel der Mönche um Rājagaham her sich aufhielten, alle die hieß er in der Halle des Vorhauses sich einfinden, kehrte dann zum Erhabenen zurück, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und stand beiseite. Beiseite stehend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:
«Versammelt, o Herr, ist die Jüngerschaft: wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag.»
Da stand denn der Erhabene von seinem Sitze auf, begab sich nach der Halle des Vorhauses hin und nahm, dort angelangt, auf dem angebotenen Sitze Platz. Dann wandte sich der Erhabene an die Mönche:
«Sieben will ich euch, Mönche, der unvergeßbaren Dinge aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
So lange aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehen bleiben, und die Mönche an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
«Noch andere sieben, ihr Mönche, der unvergeßbaren Dinge will ich aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
So lange aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehen bleiben, und die Mönche an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
Noch andere sieben, ihr Mönche, der unvergeßbaren Dinge will ich aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
«So lange als da, ihr Mönche, die Mönche Zutrauen haben, schamhaft, bescheiden, Kenner des Wortes sein, tapfer ausharren werden, klar bewußt, witzig erfahren, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
So lange aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehen bleiben, und die Mönche an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden. -
Noch andere sieben, ihr Mönche, der unvergeßbaren Dinge will ich aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede. »
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
«So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden. So lange aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehn bleiben, und die Mönche an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden. - Noch andere sieben, ihr Mönche, der unvergeßbaren Dinge will ich aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
«So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden. So lange aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehen bleiben, und die Mönche an diesen sieben unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
«Weiter noch will ich euch Mönchen sechs unvergeßbare Dinge aufweisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
«So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
So lange als da, ihr Mönche, die Mönche die empfangenen Gaben, die Ordenspenden, bis auf die Brocken in der Almosenschale, bei jeder solchen Gabe nicht nach Willkür austeilen werden, um nach den tüchtig bewährten Ordensbrüdern gleichmäßig mitzuverteilen, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
So lange als da, ihr Mönche, die Mönche die Tugendsatzungen ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich, bei jeder solchen Regel das Regelmaß gemeinsam bewahren werden mit den Ordensbrüdern, so offen als verborgen, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
So lange als da, ihr Mönche, die Mönche jene Ansicht, die heilige, ausreichende, die dem Vollbringer zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht, bei solch einer Ansicht die Ansicht gemeinsam bewahren werden mit den Ordensbrüdern, so offen als verborgen, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden. -
So lange aber, ihr Mönche, als diese sechs unvergeßbaren Dinge bei den Mönchen bestehn bleiben, und die Mönche an diesen sechs unvergeßbaren Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.»
Da hat denn nun der Erhabene, bei Rājagaham verweilend, am Geierkulm, im Gebirge, also noch weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
«Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist Weisheit; in Tugend ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar vom Wunscheswahn, vom Daseinswahn, vom Nichtwissenswahn.»
Nachdem nun der Erhabene bei Rājagaham nach Belieben geweilt hatte, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, nach dem Mangohage aufbrechen, dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem Mangohage hingezogen.
Am Mangohage weilte nun der Erhabene, im königlichen Rasthaus. Auch dort hat dann der Erhabene, am Mangohage verweilend, im königlichen Rasthaus, also noch weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
«Das eben ist Tugend, das eben ist Vertiefung, das eben ist Weisheit; in Tugend ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar
Nachdem nun der Erhabene am Mangohage nach Belieben geweilt hatte, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, nach Nālandā aufbrechen, dahin wollen wir gehen.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach Nālandā hingezogen.
Bei Nālandā weilte nun der Erhabene, am Saume des Mangowaldes der Stadt Pāvā. Da ist denn der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen hingekommen, hat den Erhabenen ehrerbietig begrüßt und sich beiseite gesetzt. Beiseite sitzend sprach dann der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen also:
«So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es war nicht und es wird nicht sein und ist auch gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester reicher als der Erhabene an Weistum, und zwar im Erwachtsein.»
«Gewaltig ist, Sāriputto, das kühne Wort, das du gesprochen, schlechthin behauptet, als Löwenruf hast erschallen lassen: 'So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es war nicht und es wird nicht sein und ist auch gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester reicher als der Erhabene an Weistum, und zwar im Erwachtsein'; wie denn, Sāriputto: die da in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren, alle jene Erhabenen hast du im Geiste geistig erfassend erkannt: "Also gelebt hatten jene Erhabenen, so und so, also gelehrt, also gewußt, also geweilt, also erlöst waren jene Erhabenen, so und so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«Wie aber, Sāriputto: die da in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, alle jene Erhabenen hast du im Geiste geistig erfassend erkannt: "Also leben werden jene Erhabenen, so und so, also lehren, also wissen, also weilen, also erlöst sein werden jene Erhabenen, so und so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«Wie aber, Sāriputto: hast du gegenwärtig mich als Heiligen, vollkommen Erwachten im Geiste geistig erfassend erkannt: "Also lebt der Erhabene, so und so, lehrt also, weiß also, weilt also, also erlöst ist der Erhabene, so und so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«So hast du eben da, Sāriputto, von den vergangenen, künftigen, gegenwärtigen Heiligen, vollkommen Erwachten, keine geistig durchdringende Kunde: wie denn also nur, Sāriputto, konntest du das gewaltige, kühne Wort sprechen, schlechthin behaupten, als Löwenruf erschallen lassen: 'So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen es war nicht und es wird nicht sein und ist auch gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester reicher als der Erhabene an Weistum, und zwar im Erwachtsein'?»
«Freilich hab' ich, o Herr, von den vergangenen, künftigen, gegenwärtigen Heiligen, vollkommen Erwachten keine geistig durchdringende Kunde: gleichwohl hab' ich folgerecht erkannt. -
Gleichwie etwa, o Herr, als wenn an des Königs Grenzen eine Burg steht, mit mächtigem Walle, mächtigen Mauern und Zinnen, und einem Eingang: da sei ein Torhüter, klug, erfahren, besonnen, der Unbekannte abweist, Bekannte einläßt. Der würde, indem er rings um die Festung im Kreisweg herumschritte, keinen Spalt in der Mauer, keinen Schlitz in der Mauer bemerken, nicht einmal um ein Kätzchen durchschlüpfen zu lassen, so daß er sich sagte: "Was auch immer für größeres Wesen diese Burg betreten oder verlassen will, ein jedes muß eben durch dieses Tor eintreten oder austreten."
Ebenso nun auch, o Herr, hab' ich folgerecht erkannt die da, o Herr, in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren, alle jene Erhabenen
Und die da, o Herr, in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, alle jene Erhabenen werden die fünf Hemmungen aufheben, die Schlacken des Gemütes kennen lernen, die lähmenden, bei den vier Grundlagen der Achtsamkeit den Geist wohlaufpflanzen, die sieben Erweckungen der Wahrheit gemäß erwirken, werden in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwachen.
Der Erhabene aber, o Herr, hat jetzt als Heiliger, vollkommen Erwachter
Da hat denn noch der Erhabene, bei Nālandā verweilend, am Saume des Mangowaldes der Stadt Pāvā, also auch weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
«Das eben ist Tugend, das eben ist Vertiefung, das eben ist Weisheit; in Tugend ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar vom Wunscheswahn, vom Daseinswahn, vom Nichtwissenswahn.»
Nachdem nun der Erhabene bei Nālandā nach Belieben geweilt hatte, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, nach dem Dorfe Pātali aufbrechen, dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem Dorfe Pātali hingezogen.
Es hörten aber die Anhänger im Dorfe Pātali reden: "Der Erhabene, heißt es, ist bei unserem Dorfe angekommen!" Da begaben sich denn die Anhänger aus dem Dorfe Pātali zum Erhabenen hin, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sprachen nun die Anhänger aus dem Dorfe Pātali zum Erhabenen also:
«Beehren möge, o Herr, der Erhabene unser Gemeindehaus!» (Ähnlich M.53, Anfang)
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Als nun die Anhänger aus dem Dorfe Pātali der Zustimmung des Erhabenen gewiß waren, standen sie auf, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, gingen rechts herum und begaben sich nach dem Gemeindehause. Dort ließen sie den Boden ganz mit Matten bedecken, die Stühle bereit richten, einen Eimer mit Wasser aufstellen und eine Öllampe zurechtmachen. Dann kehrten sie wieder zum Erhabenen zurück, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und standen beiseite. Beiseite stehend sprachen nun die Anhänger aus dem Dorfe Pātali zum Erhabenen also:
«Ganz mit Matten bedeckt, o Herr, ist der Boden des Gemeindehauses, die Stühle sind bereit gerichtet, ein Eimer mit Wasser aufgestellt, eine Öllampe zurechtgemacht: wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag.»
So begann denn der Erhabene gegen Abend sich zu rüsten, nahm Mantel und Schale und begab sich, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem Gemeindehaus, da ging er hin. Dort angelangt spülte der Erhabene die Füße ab, trat in den Saal ein und setzte sich nahe dem mittleren Pfeiler, gegen Osten gewendet, nieder. Und auch die begleitenden Mönche spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der westlichen Wand, gegen Osten gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Und auch die Anhänger aus dem Dorfe Pātali spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der östlichen Wand, gegen Westen gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Dann aber wandte sich der Erhabene an die Anhänger aus dem pātalischen Dorfe:
«Fünf gibt es, ihr Hausväter, der Kümmernisse für einen Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend: und welche fünf?
Das sind, ihr Hausväter, die fünf Bekümmernisse eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend. Fünf gibt es, ihr Hausväter, der Fördernisse für einen Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend und welche fünf?
Das sind, ihr Hausväter, die fünf Fördernisse eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.»
So hatte dann der Erhabene die Anhänger aus dem Dorfe Pātali schon über die Nachtzeit in lehrreichem Gespräche noch ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert, und mahnte nun:
«Vorgerückt ist, ihr Hausväter, die Nacht: wie es euch nun belieben mag.»
«Wohl, o Herr!» sagten da gehorsam die Anhänger aus dem Dorfe Pātali zum Erhabenen, standen alsbald von den Sitzen auf, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, gingen rechts herum und entfernten sich. Nicht lange aber nachdem sich jene Anhänger entfernt hatten, zog sich der Erhabene in ein leeres Gemach zurück.
Um diese Zeit nun ließen Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, bei dem Dorfe Pātali eine Feste aufführen, den Vajjīnern zum Trutze. Damals aber hatten scharenweise Gottheiten, zu tausenden, bei dem Dorfe Pātali von Grund und Boden Besitz ergriffen. An welchem Orte hochmögende Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von hoher Macht die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen; an welchem Orte mittlere Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von mittlerer Macht die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen; an welchem Orte mindere Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von minderer Macht die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen.
[Vergl. in der 9. Rede die von Potthapādo vorgetragene Ansicht über einflußreiche Geister, die da dem Menschen eine Wahrnehmung aufdrängen oder abdrängen]
Es sah aber der Erhabene mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, wie jene Gottheiten zu Tausenden bei dem Dorfe Pātali von Grund und Boden Besitz ergriffen. Als nun die Dämmerung anbrach verließ der Erhabene, vor Sonnenaufgang, die Ruhestätte und wandte sich an den ehrwürdigen Anando:
«Wer läßt wohl, Anando, bei dem Dorfe Pātali eine Feste aufführen?»
«Sunīdho und Vassakāro, o Herr, die Māgadher Marschälle, lassen bei dem Dorfe Pātali eine Feste aufführen, den Vajjīnern zum Trutze.»
«Gleichwie etwa, Anando, als wenn mit den Dreiunddreißig Göttern Sakko (*22) sich beraten hat: ebenso auch nun, Anando, lassen da Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, bei dem Dorfe Pātali eine Feste aufführen, den Vajjīnern zum Trutze. Gesehn hab' ich da, Anando, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, wie Scharen von Gottheiten, zu Tausenden, bei dem Dorfe Pātali von Grund und Boden Besitz ergriffen. An welchem Orte hochmögende Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von hoher Macht die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen; an welchem Orte mittlere Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von mittlerer Macht die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen; an welchem Orte mindere Gottheiten von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werkführern der Könige von minderer Macht die Gedanken darauf gerichtet, Bauwerke aufzuführen. -
Soweit, Anando, altehrwürdiges Gebiet reicht, soweit Handelsstraßen sich erstrecken, dies wird die größte Stadt werden: Pātaliputtam, in der Gabel der Ströme. Pātaliputtam, Anando, stehn dreierlei Gefährnisse bevor: durch Feuer, durch Wasser, durch Zwietracht.»
Da nun begaben sich Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, zum Erhabenen hin. Dort angelangt boten sie höflichen Gruß dar, tauschten freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und stellten sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprachen dann Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, zum Erhabenen also:
«Gewähre uns Herr Gotamo die Bitte, heute mit der Jüngerschaft bei uns zu speisen!»
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Als nun Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, der Zustimmung des Erhabenen gewiß waren, begaben sie sich nach ihrer Behausung zurück. Dort angelangt ließen sie in ihrem Saale ausgewählte feste und flüssige Speise auftragen und sandten alsbald einen Boten an den Erhabenen mit der Meldung: "Es ist Zeit, o Gotamo, das Mahl ist bereit." So begann denn der Erhabene vor Mittag sich zu rüsten, nahm Mantel und Almosenschale und ging, von der Jüngerschaft begleitet, dorthin wo Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, wohnten. Dort angelangt nahm der Erhabene auf dem angebotenen Sitze Platz. Sunīdho und Vassakāro aber, die Māgadher Marschälle, bedienten und versorgten eigenhändig den Erwachten voran und die Jüngerschaft mit ausgewählter fester und flüssiger Speise.
Nachdem nun der Erhabene gespeist und das Mahl beendet hatte, nahmen Sunīdho
und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, ein paar niedere Stühle zur Hand und
setzten sich zur Seite hin. Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, die
da zur Seite saßen, wurden nun vom Erhabenen mit dieser Spruchweise erfreut:
- «Wo immer er sein Haus bestellt,
- Ein Mann von kluger Sinnesart:
- Asketen, tugendecht, bezähmt,
- Er wird sie gern zu Gaste sehn,
- Und was an ihnen göttlich war
- Verehren so an ihrer statt.
- «Bei solcher Sorgfalt sorgen sie,
- In solcher Andacht denken sein
- Und hüten sie gar liebreich ihn,
- Gleichwie die Mutter hegt ihr Kind;
- Ein göttlich mitgeliebter Mensch
- Erblickt an jedem Orte Heil.»
So hatte denn der Erhabene Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, mit dieser Spruchweise erfreut, stand nun vom Sitze auf und ging von dannen.
[Von diesen beiden Marschällen Ajātasattus war Vassakāro der Befehlshaber und Sunīdho, der Diplomat: der Name besagt soviel als «wohlwitzig»]
Damals aber gerade waren Sunīdho und Vassakāro, die Māgadher Marschälle, dem Erhabenen rückwärts immer folgend, nachgegangen: «Durch welchen Torweg der Asket Gotamo heute hinaus schreiten wird, der soll 'Gotamo-Torweg' benannt werden, an welcher Furt der Asket Gotamo den Gangesstrom überfahren wird, die soll 'Gotamo-Furt' benannt werden.» Der Torweg nun, durch den der Erhabene hinaus schritt, wurde 'Gotamo-Torweg' benannt.
Da kam denn der Erhabene zum Gangesstrom heran. Um diese Zeit aber war der Gangesstrom voll geworden, gleich hoch der Düne, Krähen schlürfbar.
Manche Leute bestiegen da einen Kahn, andere wieder bestiegen eine Fähre, und wieder andere banden ein Floß zusammen, in der Absicht von hüben hinüberzugelangen.
Da war denn der Erhabene, gleichwie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehen mag, auch schon vom diesseitigen Ufer der Gangesfluten verschwunden und am Ufer drüben zu stehen gekommen.
Es sah aber der Erhabene jene Leute, wie da manche einen Kahn bestiegen, andere wieder eine Fähre bestiegen, und wieder andere ein Floß zusammenbanden, in der Absicht von hüben hinüberzugelangen.
Da ließ nun der Erhabene, bei solchem Anblick eben dazumal tief aufatmend,
dies verlauten:
«Wer die reißenden Wogen überkreuzen will, |
Auf eigener Brücke läßt er das Gestade zurück; |
Ein Floß wohl zusammen bindet der Mensch: |
Entronnen sind Weise hinübergelangt.» |
(*22) Vergl. Sakkos Kampf und Burgbau zum Trutze gegen die Dämonen, das himmlische Siegesbanner-Schloß des Götterkönigs, M.37: als Sage der Vorzeit oben von Gotamo gleichnisweise berührt.