DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sakker, bei Kapilavatthu, im Großen Walde, mit einer großen Schar Mönche zusammen, mit fünfhundert Mönchen, die alle schon heilig waren: und aus den zehn Weltgegenden begannen da immer mehr und mehr Gottheiten herbeizuströmen, um den Erhabenen zu sehn und die Jüngerschaft.
Da haben nun vier der Götter oben im Reinen Bereiche also erwogen: <Es ist der Erhabene im Lande der Sakker zu weilen gekommen, bei Kapilavatthu, im Großen Walde, mit einer großen Schar Mönche zusammen, mit fünfhundert Mönchen, die alle schon heilig sind: und aus den zehn Weltgegenden sind da immer mehr und mehr Gottheiten herbeigeströmt, um den Erhabenen zu sehn und die Jüngerschaft. Wie, wenn nun auch wir zum Erhabenen herankämen und vor dem Erhabenen je einzeln einen Sangspruch verlauten ließen?>
So haben denn jene Gottheiten, gleichwie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehen mag, auch schon den Bereich der Reinen Götter verlassen und sind vor dem Erhabenen erschienen. Alsbald haben nun jene Gottheiten dem Erhabenen ehrerbietigen Gruß dargeboten und sind beiseite gestanden. Beiseite stehend hat dann eine Gottheit vor dem Erhabenen diesen Sangspruch verlauten lassen:
«Das Fest im Walde führt uns her, |
Die Götterreiche sind vereint: |
Da sind wir, feiern mit das wahre Fest |
Im Anblick schon der unbesiegten Jüngerschar.» |
Alsbald hat nun eine andere Gottheit vor dem Erhabenen diese Weise gesungen:
«Da sind die Mönche wohlgewahrt, |
sie haben schlicht gemacht das eigne Herz; |
Gleichwie der Wagenlenker seine Zügel hält, |
Beherrschen klug sie ihre Sinne so.» |
Alsbald hat nun eine andere Gottheit vor dem Erhabenen diesen Sang ertönen lassen:
«Der Querbaum fiel, der Riegel ist entzwei, |
Das Tor erbrochen: unerschüttert stehn sie, |
Und schreiten heiter dann und fleckenlos hinweg, |
Vom Seher, jungen Elefanten gleich, bezähmt.» |
Alsbald hat nun eine andere Gottheit vor dem Erhabenen diesen Spruch gesungen:
«Wer irgend auch sich dem Erwachten zuneigt, |
Er wird nicht mehr durch Höllenreiche wandeln: |
Den Erdenleib verlassend einst |
In Götterkreise kehrt er ein.» |
Da hat nun der Erhabene sich an die Mönche gewandt:
«Immer mehr und mehr, ihr Mönche, strömen in den zehn Weltgegenden Gottheiten zusammen, den Vollendeten zu sehn und die Jüngerschaft. Die da einst, ihr Mönche, in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren, auch zu jenen Erhabenen sind ebensolche höchste Gottheiten herbeigeströmt gleichwie jetzt bei mir. Und die einst, ihr Mönche, in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, auch zu jenen Erhabenen werden ebensolche höchste Gottheiten herbeiströmen gleichwie jetzt bei mir. Aufweisen will ich, ihr Mönche, die Namen der Götterbereiche, kundmachen will ich, ihr Mönche, die Namen der Götterbereiche, angeben will ich, ihr Mönche, die Namen der Götterbereiche: höret es und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
- «Ein Nachhall soll zu hören sein
- Im Lande, wo da Siedler sind,
- Auf Bergen weilend, im Gefels,
- Beharrlich, innig eingekehrt:
- «Allein wie Löwen, nur für sich,
- Von keinem Fürchten mehr versucht,
- Mit reinem Geiste, klarem Sinn,
- Das Antlitz heiter, ungetrübt:
- Mehr als fünfhundert kenn' ich so
- Bei Braunental im Waldhereich (*93).»
- So sprach der Meister dann zur Schar
- Der Jünger, selig horchend auf:
- «Es sind der Götter viele hier,
- Ihr Mönche mögt erkennen sie.»
- Da neigten eifrig die den Sinn
- Der Kunde vom erwachten Herrn:
- Es kam sie hell ein Wissen an,
- Ein überirdisch Angesicht.
- Gar mancher sah wohl hundert erst,
- Und plötzlich merkt' er tausend schon:
- Bald hunderttausend deucht' es sie
- Der Götter rings umher zu sehn,
- Ja manchen schien ganz unbegrenzt
- Jedweder Himmelsraum erfüllt.
- Dies alles war vorhergesehen
- Vom Seher, deutlich offenbart;
- So sprach der Meister nun zur Schar
- Der Jünger, selig horchend auf:
- «Es sind der Götter viele hier,
- Ihr Mönche mögt erkennen sie,
- Die jetzt ich nennen will vor euch,
- Verlauten lassen nach und nach.
- «Sind Geister, siebentausend wohl
- Im Lande rings um Braunental,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Sechstausend aus dem Gletscherreich (*94),
- Berggeister voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Vom Scharfen Grat auch Geister dann,
- Dreitausend, voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Das sind da sechzehntausend nun
- Der Geister, voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Allfreunde sind fünfhundert da,
- Luftgeister voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint (*95).
- «Der Schutzgeist auch von Königsburg,
- Kumbhīro, Herr am Breiten Joch,
- Mit hunderttausend kam er an
- Von Geistern, rings um ihn geschart:
- Kumbhiro, der die Burg beschützt,
- Auch er zum Waldfest im Verein (*96).
- «Im Osten thronend kam von dort
- Als Herrscher Dhatarattho her,
- Der Himmelsboten Oberhaupt,
- Der Große König, hochberühmt.
- «Auch seine Söhne, viele gar,
- Dem Götterfürsten gleich an Kraft,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint (*97).
- «Im Süden thronend kam von dort
- Virūlho als der Fürst herbei,
- Der Wassergeister Oberhaupt,
- Der Große König, hochberühmt.
- «Auch dessen Söhne, viele gar,
- Dem Götterfürsten gleich an Kraft,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Im Westen thronend kam von dort
- Als Herrscher Virūpakkho her,
- Der Schlangengeister Oberhaupt,
- Der Große König, hochberühmt.
- «Auch dessen Söhne, viele gar,
- Dem Götterfürsten gleich an Kraft,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- «Im Norden thronend kam von dort
- Kuvero als der Herrscher an,
- Der Geisterscharen Oberhaupt,
- Der Große König, hochberühmt (*98).
- «Auch dessen Söhne, viele gar,
- Dem Götterfürsten gleich an Kraft,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.»
- Nach Osten Dhatarattho dort,
- Virūlho so nach Süden zu,
- Nach Westen Virūpakkho hin,
- Kuvero nach dem Nordgebiet:
- Die vier Beherrscher, allzumal
- An vier der Stätten standen sie,
- Den Himmelsraum erleuchtend hell,
- Bei Braunental, im Waldbereich.
- Auch deren Sippe kam herbei,
- Voll Schein und Schimmer, trugreich, schlau,
- So List als Blendwerk, Zauberwerk,
- Der Schlich, dem Kniffe gern gesellt (*99),
- Das Mondlicht und die Liebeshuld,
- Meerjungfern, Greife, Drachenvolk;
- Der Elfenkönig, Wolkengeist,
- Der Kutscher, der die Götter fährt,
- Der Himmelsbote Bunter Kranz,
- Der Herr im Röhricht, Scharenfürst,
- Auch jener, der fünf Strahlen trägt,
- Der Baumgott mit dem Sonnenblick (*100):
- All diese, ja noch viele mehr,
- Gar prächtig, wunderbar zu sehn,
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Dann kam wie durch der Lüfte Meer
- Das Volk der Nixen angeschwebt:
- Delphine schwammen mit empor
- Und Geister aus der Gangesflut.
- Schwanelben aus dem Stromgebiet
- Und Schlangen zogen, reich geschmückt,
- Gleich ihrem Fürsten glitzernd froh,
- Wie er, zum Waldfest im Verein.
- Die auf die Schlangenbrut herab sich stürzen,
- Des Himmels Vögel, leicht beschwingt, mit Adlerblick:
- Hin durch die Lüfte zogen sie zum Walde her,
- Mit buntem Federhalse, scharfem Schnabel.
- Doch Sicherheit gefunden hat der Schlangenfürst,
- Vor Adlern schützend nahm ihn auf der wache Herr:
- Mit sanften Worten wohlberedet also
- War Schlange mild und Vogel vor dem Meister.
- Geschleudert in den Ozean
- Von Sakkos Donnerkeil herab,
- Erstanden mächtig wieder einst
- Die Riesen, Sakkos Brüder, dort,
- Die Schwarzen Köpfe, furchtbar wild,
- Unholde, brüllend wie der Sturm.
- Der Grimme Flegel (*101), Grobe Klotz,
- Der Tolle Schreier, Böse Feind,
- Nebst hundert Söhnen, insgesamt
- Vom Fürsten aus der Unterwelt,
- Die wilde Heerschar zog dahin,
- Zum Mondverfinstrer traten sie:
- «Es ist nun Zeit, o Herr, wir gehn
- Zum Waldfest, Mönchen mitvereint!»
- Es kamen nunmehr Götter an
- Von Wasser, Erde, Feuer, Wind,
- Der Meerbeherrscher und sein Hof,
- Der Mondgeist und der Sonnengeist,
- Auch jene hochberühmte Schar,
- Die liebreich lebt, Erbarmen übt:
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Die Hüter und Erhalter hier,
- Gar vielfach, und das Zwillingspaar,
- Planetengeister um den Mond,
- Mit ihm als Lenker, angelangt,
- Planetengötter sonnenhaft,
- Dem Sonnenfluge folgend nach (*102),
- Von Stern zu Sternen weiter dann
- Der Wolken langsam leichter Zug,
- Als guter Geister bester Herr
- Kam Sakko auch, der Mauern stürzt (*103):
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Nun kamen Götter, mitentstammt,
- Wie Feuergarben flammend auf,
- Unsehrbar leuchtend, wie man sagt,
- Wie Hanf blüht, also blau von Schein,
- Meergeister, Schattengeisterschar,
- Nicht wankend und erbebend nicht,
- Wie Lanzen blitzend kam's heran,
- Den guten Geistern zugesellt (*104):
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Von gleichem Range, hohem Rang,
- Nach Menschen-, Menschenüberart,
- Im Dämmerlichte lustig fein,
- Im Dämmerlichte sinnig klar,
- So traten Hirtengötter her,
- In Schleier rötlich eingehüllt,
- Hinüber spähend kamen sie,
- Hinüber spähend bis ans Ziel (*105):
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Und Licht, Entzücken, Morgenrot,
- Von hohen Himmeln floß es her,
- In hellen Wogen wallend auf,
- Voll hoher Götter allzumal,
- Beständig heiter, perlenrein,
- Gepriesen mannigfaltig reich,
- Und donnernd kam der Regengott,
- Der alle Reiche rings erquickt:
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Die wohlgeborgen, selig sind,
- Die Schatten, einsam schweifend hin,
- Die Abgewandten, wonnig fern,
- Im Glanze funkelnd, wahnbeglückt,
- Die unbeschränkt in Freude stehn,
- Und die entrückt stehn, jeder kam:
- Zehn Götterkreise, zehnfach so,
- Je einzeln voller Farbenpracht,
- Mit Macht begabt, in lichtem Glanz,
- Gar schön zu schauen, reich an Ruhm:
- Frohlockend strömten sie zum Fest
- Im Walde, Mönchen mitvereint.
- Ja, sechzig Kreise sind es so
- Der Götter, voller Farbenpracht,
- Genannt nun einzeln, angelangt
- Mit manchen andern im Verein:
- «Der alles Leben durchgelebt,
- Den Strom gekreuzt hat, wahnversiegt:
- Laßt uns den Großen sehn, entwölkt,
- Wie auf der Mond geht in der Nacht.»
- Der Zarte Geist, das Höchste Selbst,
- Der Ew'ge Jüngling, Pfeilschütz auch: (*106)
- Des Mächt'gen Herrschers Söhneschar,
- Ein jeder kam zum Walde mit.
- Vor tausend Brahmahimmeln dann
- Erschien der Große Brahma hier
- Als Oberherr, in lichtem Glanz,
- Ein Anblick ungeheuer gar. (*107)
- Es kamen noch zehn Herrscher an,
- Je einzeln selbstgewaltig echt:
- In ihrer Mitte schritt einher
- Der Gott, der hell wie Gold erstrahlt.
- Als alles nun versammelt war,
- Die Brahmagötter, Sakkos Schar,
- Zog hin allmählich Maros Heer:
- Seht nur, wie lang der Böse braucht! -:
- «Rasch zugegriffen, fesselt sie,
- Die Lust soll eure Schlinge sein:
- Von allen Seiten schleicht euch an,
- Auf daß euch keiner kann entgehen!»
- So hatte dort der Große Fürst
- Den finstren Heerbann ausgesandt:
- Und auf die Erde klatscht' er laut
- Und ließ ertönen grausen Klang. (*108)
- Wie Wolke im Gewittersturm
- Mit Blitz und Donner krachend flieht,
- So zog alsbald er sich zurück,
- Von Groll erfüllt, ohnmächtig wild.
- Dies alles war vorhergesehen
- Vom Seher, deutlich offenbart;
- So sprach der Meister nun zur Schar
- Der Jünger, selig horchend auf:
- «Das Heer des Todes lauert rings,
- Ihr Mönche mögt es kennen wohl.»
- Da neigten eifrig die den Sinn
- Der Kunde vom erwachten Herrn;
- Der Lust entwöhnt, unnahbar so,
- Ward ihnen auch kein Haar gekrümmt.
- Sie alle, Sieger in der Schlacht,
- Der Furcht entfahren, ruhmgekrönt,
- Sind fröhlich mit der Wesen Schar,
- Die Jünger, wie gar wohl bekannt.
Fußnoten:
(*93) Braunenthal, d.i. Kapilavatthu. Des Meisters Vortrag der obigen Strophen vor den Mönchen bei Kapilavatthu war auf einem Hochrelief am Großen Kuppelmahl zu Anurādhapuram schon im 2. Jahrhundert vor Chr., prächtig ausgeführt zu sehn, mit dem gleichen Namen angegeben als Mahāsamayasuttantam, d.h. «Die große Anrede zum Fest» oder «Die große Festansprache»: Mahāvamso 30 V.83.
(*94) Das Gletscherreich, Himālayo; wörtlich: der Schneebereich.
(*95) Allfreude, Vessāmittā, sind Luftgeister, die vom vedischen Seher Visvāmitras, Allfreund, ihren Namen haben, Aitareyabrāhmanam 718.
(*96) Vepall'assa zu lesen. Vepullo pabbato, das Breite Joch. Königsburg ist Rājagaham, einst die Hauptstadt von Magadhā: Das Breite Joch liegt, eine Stunde zu gehn, östlich der Stadt, heißt noch Vipulagiri. Zwei Stunden weiter, immer nach Osten, der berühmte Geierkulm, der Gijjhakūto; doppelt so weit dann der Berg bei Giryek mit Indras Felsengrotte.
(*97) Inda-nāmā-mahābalā zu lesen: wie Indo (der Götterfürst) von großer Kraft. Der Umstand, warum dieser himmlische Herrscher gleichwie auch die anderen so unermeßlich viel Göttersöhne sich schufen, ist nach dem Urbild im vierten Kapitel des ersten Buches der Brhadāranyakā zu erklären. Der Weltgeist war anfangs ganz allein und wußte nur 'Das bin ich', 'so'ham asmi'. Da empfand er denn Langeweile, 'sa vai naiva reme', weil ein Gott, der allein ist, keine Freude hat. So erschuf er nun aus sich selbst alle Wesen und göttlichen Abkommen, Indra-Varuna-Soma-Rudra-Parjanya-Yama-Mrtyur-Isāna-Visve Devās usw., als Göttergestalten in lebendig reicher Schöne zu wirken und zu leben.
(*98) Vergl. Sutta Nipata 380, wo Vessavano = Kuvero. Er trohnt im Norden, nämlich am Himālayo, der alle Schätze in sich birgt.
(*99) Māyā, wörtlich Gemächte, mit ihren Schleierkünsten und Traumspielen, dem Schein und Schimmer, Blendwerk, Zauberwerk. Unsere obige Strophe ist eigentlich nur dann durchaus verständlich, wenn sie als Blättergezweig erkannt wird, hervorgewachsen aus dem uralten Stamme des Itihāsapurānam, des fünften Vedas, ganz entsprechend dem Itihāsapañcamam, das bei uns zu Beginn der 91. Rede der Mittleren Sammlung, der 3. Rede unserer Sammlung und auch sonst immer bei der Aufzählung vedischer Kunde und Wissenschaft überliefert wird, im schönsten Einklang mit dem Itihāsapurānam pañcamam der Chāndogyopanisat VII 12. -
Als Beispiel wie spätere Zeiten den Begriff der māyā farbig zu wenden wußten, folge hier eine Probe aus dem Visnupurānam, V 30:
Aditi, die Unendlichkeit als göttliche Mutter, spricht zu Krsnas dem Allerhalter:
Ich glaube, daß es vielleicht kaum einen besseren Kommentar geben dürfte zur «Scheinsal der Welt», wie unser MOSCHEROSCH die māyā nennt, und ihrer:
Gestaltung, Umgestaltung, Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung.
Urkundlich ist der oben angedeutete Kult Krischnas als jedenfalls sehr alt
seit dem 3. Jahrhundert vor Chr. sichergestellt, da Asoko auf der Weihinschrift
von Paderia als Geburtstätte Gotamos ein Dorf nennt, das nach einem Tempel der
Rukminī, der göttlich verehrten Gattin Krischnas, betitelt war und heute noch
Rummin-deī heißt. Die Vorfahren und Zeitgenossen Gotamo haben also ohne Zweifel
diesem Heros und seinem Kreise gehuldigt. Vergl. Epigraphia Indica V 4. Der alte
Götterhain mit den Trümmern von Tempel und Säule und der Inschrift ist
abgebildet auf Tafel I-III der Beigaben zu den Letzten Tagen Gotamo Buddhos, (1.
Aufl.), München 1911. Auch Gotamo selbst hat über die Krischnasage, und zwar in
fein scherzhafter Weise, gesprochen, in der berühmten Rede mit Ambattho, als
dieser voll Stolz mit den Worten sich vorstellt: «Ich bin aus Kanhos (Krsnas)
Geschlecht», 3. Rede.
(*100) Zu Panādo, dem Elfenkönig etc. siehe Theragatha V.163f, über den Baumgott Timbaru später, Mātali, der göttliche Kutscher, Mittlere Sammlung 627f.
(*101) Die Bändigung des Grimmen Flegels, Vepaciti, der typischen Dämonengestalt dieser ganzen Klasse von Geistern durch Sakko den Götterkönig vollbracht, ist in einer Legende des Samyuttanikāyo (Samy. 2.9., Samy.11.4., Samy.35.207) wundersam tief ausgelegt: ein Musterbeispiel dafür, wie Gotamo altüberlieferte Sagen zu verwerten wußte. - Vepaciti, 'viprakāre', ist Bezeichnung und Gattungsname für Lümmel, Bengel, Polterer. Der Ahnherr ist 'Vipracit', von dem auch der Unholde Oberfürst, der Mondverfinsterer Rāhu, abstammt.
(*102) Das Zwillingspaar ist Yamo und Yamī, das typische erste Menschenpaar im Vedas, und daher die ersten Himmelsbewohner, bez. Himmelsfürsten nach dem Tode, in Gemeinschaft mit den lichten Göttern.
(*103) Der Mauernstürzer, Purindado, ist natürlich auch hier, der Rksamhitā entsprechend, s.v.a. der Zerstörer der Wolkenburgen: Sakko spaltet sie mit seinem Donnerkeil, befreit die gefangenen Wolkenkühe, so daß diese nun hervorströmen und die erquickende Regenmilch über die Erde ergießen.
(*104) Meergeister, Varuniden, die indischen Okeaniden, sind ähnlich aus späteren Jainalegenden erinnerlich: vergl. etwa den sonnenstrahlglitzernden Meergott im Jagadūcaritam, ed. BÜHLER III 47, wie er als Susthitāmaro bhāsuradyutih erscheint, und segenspendender Schirmherr. Der aber steht ohne Zweifel in einem unterseeischen verwandtschaftlichen Grade zu Nereus.
(*105) Mānusā mānusuttamā, Menschen-, Menschenüberart; zu Lustig im Dämmerlicht usw. Die alsbald nachdonnernde Strophe vom Regengotte, thanayam āgu Pajjunno yo disā abhivassati, ist ein wörtlicher Widerhall aus dem Lied auf Parjanyas nach der Rksamhitā V 83 6.
(*106) Der Pfeilschütz, Tisso, ist zugleich das bekannte Sternbild, schon in der Rksamhitā V 5413 verehrt. Manche halten ihn für Sirius.
(*107) Der Ewige Jüngling, Sanankumāro, wurde bereits vorher betrachtet.
(*108)
Eine Anrufung der unterirdischen Mächte wie bei den Griechen, z.B. Ilias IX
568/9. Eine Gepflogenheit, die sich bis heute erhalten hat, nach SAMTER, Geburt,
Hochzeit und Tod, Leipzig 1910, Kap. I: «Griechische Weiber schlagen im höchsten
Zorne, indem sie ihren Feinden alles Böse anwünschen, mit der flachen Hand
wütend die Erde.» Entgegengesetzt ist das sanfte Streichen über die Erde, Ende
der 21. Rede, zur Allversöhnung.