Zurueck Digha Nikāya - Die Längere Sammlung

Pātika Vagga - Buch des Pātikaputto

Dritter Teil - Vierte Rede

27. Aggañña Sutta, Voranfang - (Pali)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Osthaine, auf Mutter Migāros Terrasse.

Um diese Zeit aber hielten sich Vāsettho und Bhāradvājo bei den Mönchen auf, da sie dem Orden der Mönche beitreten wollten (*26).

Nun war der Erhabene eines Abends, nach gelöster Eingezogenheit, von der Terrasse herabgestiegen und im Schatten der Bastei unter freiem Himmel auf und ab gewandelt. Es sah aber Vāsettho den Erhabenen dort auf und ab wandeln, und bei diesem Anblick wandte er sich an Bhāradvājo:

«Da ist, Bruder, Bhāradvājo, der Erhabene jetzt am Abend, nach gelöster Eingezogenheit, von der Terrasse herabgestiegen und wandelt im Schatten der Basteimauer unter freiem Himmel auf und ab. Komm', Bruder Bhāradvājo, wir wollen uns zum Erhabenen hinbegeben: vielleicht mag es uns beschieden sein, von Angesicht des Erhabenen ein Gespräch über die Lehre zu hören.»

«Gern, Bruder», sagte da Bhāradvājo zustimmend zu Vāsettho. Alsbald nun begaben sich Vāsettho und Bhāradvājo zum Erhabenen hin. Dort angelangt boten sie ehrerbietigen Gruß dar, und mit dem Erhabenen auf und ab wandelnd schritten sie rückwärts nach. Da hat denn der Erhabene sich an Vāsettho gewandt:

«Ihr seid ja, Vāsetther, Priester von Geburt, Priester dem Stamme nach, aus priesterlichem Geschlechte seid ihr von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen: werden euch da wohl, Vāsetther, die Priester nicht zürnen und gram sein?»

«Allerdings, o Herr, zürnen uns die Priester und sind uns gram, geben uns Tadel auf ihre Weise zu verstehn, voll zubemessen, nicht wenig bemessen.»

«Wie denn aber nur, Vāsetther, zürnen euch die Priester und sind euch gram, geben euch Tadel auf ihre Weise zu verstehn, voll zubemessen, nicht wenig bemessen?»

«Die Priester, o Herr, haben da gesagt: <Der Priester nur ist höchste Kaste, verworfen andere Kaste; der Priester nur ist helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester sind Brahmās Söhne, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās. Ihr habt aber die höchste Kaste verleugnet und seid in eine verworfene Kaste eingetreten, und zwar bei diesen kahlgeschorenen Asketen, dem frechen Gesindel, wo einer dem anderen auf den Fersen folgt. Das ist nicht wohlgetan, das ist nicht rechtgeraten, daß ihr die höchste Kaste verleugnet habt und in eine verworfene Kaste eingetreten seid, als wie bei solchen kahlgeschorenen Asketen, einem frechen Gesindel, wo einer dem anderen auf den Fersen folgt (*27).> Auf solche Art, o Herr, zürnen uns die Priester und sind uns gram, geben uns Tadel auf ihre Weise zu verstehn, voll zubemessen, nicht wenig bemessen.»

«Freilich haben da, Vāsetther, die Priester, nicht eingedenk der Vorzeit, also zu euch gesprochen. Es gibt ja doch, Vāsetther, unter den Priestern Priesterfrauen, die fruchtbar sind, schwanger werden, Kinder gebären, aufsäugen; aber jene Priester, obzwar vom Weibe geboren, reden also: <Der Priester nur ist höchste Kaste, verworfen andere Kaste; der Priester nur ist helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester sind Brahmās Söhne, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās (*28).> So haben sie nur eben den Brahmā bezichtigt, unwahr gesprochen, schwere Schuld sich geschaffen.

«Vier gibt es, Vāsetther, der Kasten: 

Als Krieger nun, Vāsetther, bringt auch so mancher Lebendiges um, nimmt Nichtgegebenes, begeht Ausschweifung, sagt Lüge, verleumdet, zankt und schwätzt, er ist gierig, gehässig, falsch gesinnt. Was da nun also, Vāsetther, für Dinge unheilsam sind und als unheilsam gelten, tadelhaft sind und als tadelhaft gelten, nicht zu pflegen sind und als nicht zu pflegen gelten, unzukömmlich Edlen sind und als unzukömmlich Edlen gelten, dunkel sind und Dunkles aufzüchten, von Verständigen verworfen: auch an einem Krieger kann man dergleichen hier finden. Als Priester nun, Vāsetther, als Bürger, als Bauer bringt auch so mancher Lebendiges um, nimmt Nichtgegebenes, begeht Ausschweifung, sagt Lüge, verleumdet, zankt und schwätzt, er ist gierig, gehässig, falsch gesinnt. Was da nun also, Vāsetther, für Dinge unheilsam sind und als unheilsam gelten, tadelhaft sind und als tadelhaft gelten, nicht zu pflegen sind und als nicht zu pflegen gelten, unzukömmlich Edlen sind und als unzukömmlich Edlen gelten, dunkel sind und Dunkles aufzüchten, von Verständigen verworfen auch an einem Priester, auch an einem Bürger, auch an einem Bauer kann man dergleichen hier finden. - 

Als Krieger nun, Vāsetther, mag auch so mancher sich hüten Lebendiges umzubringen, Ungegebenes zu nehmen, Ausschweifung zu begehn, er mag keine Lüge sagen, nicht verleumden, zanken und schwätzen, ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt sein. Was da nun also, Vāsetther, für Dinge heilsam sind und als heilsam gelten, untadelhaft sind und als untadelhaft gelten, zu pflegen sind und als zu pflegen gelten, zukömmlich Edlen sind und als zukömmlich Edlen gelten, hell sind und Helles aufzüchten, von Verständigen gepriesen: auch an einem Krieger kann man dergleichen hier finden. Als Priester nun, Vāsetther, als Bürger, als Bauer mag auch so mancher sich hüten Lebendiges umzubringen, Ungegebenes zu nehmen, Ausschweifung zu begehn, er mag keine Lüge sagen, nicht verleumden, zanken und schwätzen, ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt sein. Was da nun also, Vāsetther, für Dinge heilsam sind und als heilsam gelten, untadelhaft sind und als untadelhaft gelten, zu pflegen sind und als zu pflegen gelten, zukömmlich Edlen sind und als zukömmlich Edlen gelten, hell sind und Helles aufzüchten, von Verständigen gepriesen: auch an einem Priester, auch an einem Bürger, auch an einem Bauer kann man dergleichen hier finden.

«Bei diesen vier Kasten nun, Vāsetther, die also von beiden Seiten durcheinander gemischt bestehn, mit dunklen und hellen Dingen, von Verständigen so verworfen als auch von Verständigen gepriesen, was dabei die Priester derart aussagen: <Der Priester nur ist höchste Kaste, verworfen andere Kaste; der Priester nur ist helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester sind Brahmās Söhne, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās>: das geben ihnen Verständige nicht zu; und warum nicht? Ist eben, Vāsetther, unter diesen vier Kasten einer als Mönch heilig geworden, ein Wahnversieger, Endiger, hat er das Werk gewirkt, die Last abgelegt, das Heil sich errungen, die Daseinsfesseln vernichtet, sich durch vollkommene Erkenntnis erlöst, so wird er ihre Spitze geheißen, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus. Darum soll man es eben, Vāsetther, je nach dem Umstand beurteilen, wie das Recht hier dem Menschen zuhäupten steht, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«So weiß, zum Beispiel, Vāsetther, König Pasenadi von Kosalo: <Der Asket Gotamo ist aus dem Geschlechte der Sakyer fortgezogen.> Die Sakyer aber, Vāsetther, leisten dem König Pasenadi von Kosalo unmittelbar Heeresfolge. Nun bringen, Vāsetther, die Sakyer dem König Pasenadi von Kosalo Huldigung dar, entbieten Gruß, warten auf, bezeugen Achtung und Ergebenheit. Was da, Vāsetther, die Sakyer vor dem König erweisen, das erweist der König vor dem Vollendeten, bringt Huldigung dar, entbietet Gruß, wartet auf, bezeugt Achtung und Ergebenheit. <Ist denn nicht>, sagt er, <der Asket Gotamo wohlgeboren? Unwohlgeboren bin ich. Mächtig ist der Asket Gotamo: ohnmächtig bin ich. Heiter sieht der Asket Gotamo aus: finster seh' ich aus. Viel Gewalt hat der Asket Gotamo: ich habe wenig Gewalt.> Und indem er an ihm eben die Lehre werthält, die Lehre hochschätzt, die Lehre achtet, die Lehre ehrt, die Lehre feiert, erweist also König Pasenadi von Kosalo vor dem Erhabenen Huldigung, entbietet Gruß, wartet auf, bezeugt Achtung und Ergebenheit. Da soll man nun so, Vāsetther, je nach dem Umstand beurteilen, wie das Recht hier dem Menschen zuhäupten steht, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Ihr seid ja, Vāsetther, nach verschiedener Geburt, mit verschiedenen Namen, von verschiedenen Stämmen, aus verschiedenen Geschlechtern von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. <Wer seid ihr?>, wenn man euch so fragt, so bekennt ihr euch: <Asketen des Sakyersohnes sind wir.> Bei wem aber etwa, Vāsetther, Vertrauen zum Vollendeten Boden finden, Wurzel schlagen, standhalten mag, kräftig, nicht mehr entzogen werden kann, von keinem Asketen und keinem Priester, von keinem Gott und keinem Teufel und keinem Brahmā noch von irgendwem in der Welt, der darf wohl von sich sagen: <Vom Erhabenen bin ich der Sohn, von echter Abstammung, aus dem Munde geboren, in der Lehre gezeugt, in der Lehre gebildet, Erbe der Lehre>; und warum darf er das? Es ist ja, Vāsetther, bezeichnend für den Vollendeten <leibhafte Lehre> zu sagen, <heilig leibhaftig> zu sagen, <verkörperte Lehre> zu sagen, <heilig verkörpert>, zu sagen.

«Es kommt wohl, Vāsetther, eine Zeit vor, wo sich da hin und wieder, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt zusammenballt. Wann die Welt sich zusammenballt, ballen sich die Wesen zumeist als Leuchtende zusammen. Die sind dann geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehn in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

«Es kommt wohl, Vāsetther, eine Zeit vor, wo sich da hin und wieder, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt auseinanderballt. Wann die Welt sich auseinanderballt, gelangen die Wesen zumeist, dem Reigen der Leuchtenden entschwunden, hienieden zu Dasein. Sie sind noch geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehn in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

«Einzig Wasser geworden aber ist es, Vāsetther, zu jener Zeit, tiefdunkel, tiefdunkle Finsternis; es gibt keinen Mond und keine Sonne, es gibt keine Sterne und Planeten, es gibt weder Nacht noch Tag, es gibt keine Monate und Wochen, es gibt keine Wenden und Jahre, es gibt weder Weib noch Mann: die Wesen sind nur eben als Wesen aufzuweisen. Da hat denn, Vāsetther, vor den Wesen dort irgend einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, ein Streifen saftiger Erde im Wasser sich erhoben. Gleichwie etwa bei kochender Milch, wenn sie zu versieden beginnt, oben ein Streifen zurückbleibt: ebenso auch ist er zum Vorschein gekommen. Der ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. Gleichwie etwa geschlagener Rahm oder geschlagene Butter, so war seine Farbe; gleichwie etwa süßer Honig, ohne Waben, so war sein Geschmack.

«Alsbald nun, Vāsetther, hat eines der Wesen, lüstern geworden, <Sieh' da, was mag das nur sein?>, die saftige Erde fingernd gekostet. So von der saftigen Erde aufkostend empfand es Behagen, Durst aber war ihm entstanden. Andere aber noch, Vāsetther, der Wesen sind im Hinblick auf dieses Wesen nachgefolgt und haben die saftige Erde fingernd gekostet. So von der saftigen Erde aufkostend empfanden sie Behagen, Durst aber war ihnen entstanden. Da haben nun, Vāsetther, die Wesen dort die saftige Erde bissenweise behandelnd zu genießen begonnen. Sowie aber dann, Vāsetther, die Wesen dort die saftige Erde bissenweise behandelnd zu genießen begannen, war auch schon der ihnen selbst eigene Glanz verschwunden. Als der ihnen selbst eigene Glanz verschwunden war, ist Mond und Sonne zum Vorschein gekommen. Als Mond und Sonne zum Vorschein gekommen waren, sind Sterne und Planeten aufgegangen. Als Sterne und Planeten aufgegangen waren, ist Nacht und Tag erschienen. Als Nacht und Tag erschienen war, sind Monate und Wochen gekommen. Als Monate und Wochen gekommen waren, sind Wenden und Jahre geworden. Insoweit aber war dann, Vāsetther, diese Welt wiederum auseinandergeballt.

«Da sind denn, Vāsetther, die Wesen dort, die saftige Erde genießend, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden. Je mehr und mehr nun, Vāsetther, die Wesen dort, die saftige Erde genießend, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden, desto mehr und mehr sind jene Wesen immer gröber geworden an Körperart, und ihre Schönheit ist in Unschönheit übergegangen. So waren jetzt manche Wesen schön anzuschauen, manche Wesen unschön anzuschauen. Da haben nun die schön anzuschauenden Wesen den unschönen gegenüber sich gebrüstet: <Wir sind schöner als diese, die sind nicht so schön wie wir!> Weil sie sich ihrer Schönheit gebrüstet hatten, dünkelhaft und eitel geworden waren, ist ihnen die saftige Erde verschwunden. Als die saftige Erde verschwunden war, sind sie herbeigestürzt und haben miteinander geschluchzt: <O wie köstlich, o wie köstlich!> Daher kommt es, daß auch heute noch die Menschen, wenn sie etwas recht Gutes erlangt haben, dabei sagen: <O wie köstlich, o wie köstlich!> Sie folgen dabei eben dem einstigen, voranfänglichen Wortgebrauch, aber den Sinn davon verstehn sie nicht mehr.

«Nachdem nun, Vāsetther, jenen Wesen die saftige Erde verschwunden war, ist die Erdbodensprosse zum Vorschein gekommen. Gleichwie etwa ein Pilz aufgeht, ist sie aufgegangen. Die ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. Gleichwie etwa geschlagener Rahm oder geschlagene Butter, so war die Farbe; gleichwie etwa süßer Honig, ohne Waben, so war der Geschmack. Da haben denn, Vāsetther, die Wesen dort von der Erdbodensprosse zu genießen begonnen. Bei diesem Genusse, davon gespeist, davon ernährt, sind sie lange Zeiten hindurch bestanden. Je mehr und mehr nun, Vāsetther, die Wesen dort, von der Erdbodensprosse genießend, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden, desto mehr und mehr sind jene Wesen immer noch gröber geworden an Körperart, und ihre Schönheit ist in Unschönheit übergegangen. So waren wieder manche Wesen schön anzuschauen, manche Wesen unschön anzuschauen. Da haben nun die schön anzuschauenden Wesen den unschönen gegenüber sich gebrüstet: <Wir sind schöner als diese, die sind nicht so schön wie wir!> Weil sie sich ihrer Schönheit gebrüstet hatten, dünkelhaft und eitel geworden waren, ist ihnen die Erdbodensprosse verschwunden. Als die Erdbodensprosse verschwunden war, ist die Rankenbeere zum Vorschein gekommen. Gleichwie etwa eine Krausbeerenstaude aufgeht, ist sie aufgegangen. Die ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. Gleichwie etwa geschlagener Rahm oder geschlagene Butter, so war die Farbe; gleichwie etwa süßer Honig, ohne Waben, so war der Geschmack. Da haben denn, Vāsetther, die Wesen dort von der Rankenbeere zu genießen begonnen. Bei diesem Genusse, davon gespeist, davon ernährt, sind sie lange Zeiten hindurch bestanden. Je mehr und mehr nun, Vāsetther, die Wesen dort, von der Rankenbeere genießend, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden, desto mehr und mehr sind jene Wesen immer noch gröber geworden an Körperart, und ihre Schönheit ist in Unschönheit übergegangen. So waren wieder manche Wesen schön anzuschauen, manche Wesen unschön anzuschauen. Da haben nun die schön anzuschauenden Wesen den unschönen gegenüber sich gebrüstet: <Wir sind schöner als diese, die sind nicht so schön wie wir!> Weil sie sich ihrer Schönheit gebrüstet hatten, dünkelhaft und eitel geworden waren, ist ihnen die Rankenbeere verschwunden. Als die Rankenbeere verschwunden war, sind sie herbeigestürzt und haben miteinander geschluchzt: <Dahin, ach dahin, es ist aus mit der Rankenbeere!> Daher kommt es, daß auch heute noch die Menschen, wenn sie etwas schmerzlich berührt hat, dabei sagen: <Dahin, ach dahin, es ist aus!> Sie folgen dabei eben dem einstigen, voranfänglichen Wortgebrauch, aber den Sinn davon verstehn sie nicht mehr.

«Nachdem nun, Vāsetther, jenen Wesen die Rankenbeere verschwunden war, ist ungepflügt reifender Reis zum Vorschein gekommen, unbestäubt, unbehülst, weiß, wohlriechend, vollkörnig. Was sie davon am Abend zum Abendmahl eingenommen hatten, das war am Morgen wieder reif emporgewachsen: was sie davon am Morgen zum Morgenmahl eingenommen hatten, das war am Abend wieder reif emporgewachsen, und es war keine Abnahme zu merken. Da haben denn, Vāsetther, die Wesen dort den ungepflügt reifenden Reis genossen, davon gespeist, davon ernährt sind sie lange Zeiten hindurch bestanden. Je mehr und mehr nun, Vāsetther, die Wesen dort, den ungepflügt reifenden Reis genießend, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden, desto mehr und mehr sind jene Wesen immer noch gröber geworden an Körperart, und ihre Schönheit ist in Unschönheit übergegangen. Am Weibe ist da das Geschlecht des Weibes offenbar geworden, am Manne das Geschlecht des Mannes. Das Weib hat nun unziemlich nach dem Manne hingeblickt, und der Mann nach dem Weibe. Wie sie einander unziemlich angeblickt haben, ist der Anreiz entstanden, und brennende Sucht hat den Körper ergriffen. Aus brennender Sucht haben sie der Paarung gepflegt. Wenn aber welche, Vāsetther, von den Wesen dort, zur damaligen Zeit, der Paarung Pflegende gesehn haben, so haben manche sie mit Erde beworfen, manche sie mit Asche beworfen, manche sie mit Mist beworfen: <Pfui der Hundlinge, pfui der Hundlinge, wie kann nur ein Wesen mit einem anderen Wesen sich so betragen!> Daher kommt es, daß auch heute noch die Menschen da und dort in den Landen, wenn die Braut heimgeführt wird, bald mit Erde bewerfen, bald mit Asche bewerfen, bald mit Mist bewerfen. Sie folgen dabei eben dem einstigen, voranfänglichen Brauch und Begriff, aber den Sinn davon verstehn sie nicht mehr. Als unrecht gegolten hat es ja, Vāsetther, zur damaligen Zeit, was heute als recht gilt. Denn wenn dort, Vāsetther, zur damaligen Zeit, von den Wesen welche der Paarung gepflegt hatten, so durften sie einen Monat oder zwei Monate lang kein Dorf- oder Stadtgebiet betreten. Da nun, Vāsetther, die Wesen dort bei diesem unwürdigen Geschäft in ihrer Schande betroffen worden sind, haben sie dann Häuser zu bauen begonnen, um eben dieses unwürdige Treiben zu verheimlichen.

«Da ist denn, Vāsetther, einem der Wesen aus träger Bequemlichkeit der Gedanke gekommen: <Ach warum nur mühe ich mich ab den Reis zu holen, am Abend für das Abendmahl, am Morgen für das Morgenmahl: wie, wenn ich nun den Reis nur einmal holen ginge, für den Abend und Morgen zusammen?> So hat dann, Vāsetther, jenes Wesen nur einmal den Reis geholt, für den Abend und Morgen zusammen. Alsbald nun, Vāsetther, hat ein anderes der Wesen zu jenem dorthin sich begeben und hat also gesprochen: <Komm', liebes Wesen, wir wollen Reis essen gehn.> - <Schon gut, liebes Wesen: ich habe den Reis zugleich mir geholt, für den Abend und Morgen zusammen.> Darauf hat nun, Vāsetther, das Wesen da, im Hinblick auf jenes andere nachfolgend, den Reis zugleich für zwei Tage geholt: <Auch so, mein' ich wohl, wird es gut sein.> Wieder nun, Vāsetther, ist eines der Wesen zu diesem dann herangeschritten und hat also gesprochen: <Komm', liebes Wesen, wir wollen Reis essen gehn.> - <Schon recht, liebes Wesen: ich habe mir den Reis für zwei Tage auf einmal genommen.> Da hat denn, Vāsetther, jenes Wesen, im Hinblick auf das andere nachfolgend, den Reis zugleich für vier Tage geholt: <Auch so, mein' ich wohl, kann's gut sein.> Und wiederum, Vāsetther, ist eines der Wesen dann zu diesem herangetreten und hat also gesprochen: <Komm', liebes Wesen, wir wollen Reis essen gehn.> - <Nicht nötig, mein Lieber: ich habe mir schon den Reis auf vier Tage hinaus genommen.> Da hat nun, Vāsetther, das Wesen dort, im Hinblick auf jenes andere nachfolgend, den Reis zugleich für acht Tage geholt: <Auch so, denk' ich wohl, wird's recht sein.> Sobald nun, Vāsetther, die Wesen dort den Reis in Vorrat aufgespeichert zu genießen begannen, war auch schon das Korn bestäubt geworden, behülst geworden, der Schnitt nicht wieder aufgediehn, eine Abnahme war zu merken, spärlich und spärlicher standen die Ähren.

«Da sind nun, Vāsetther, die Wesen dort zusammengekommen und haben geklagt: <Schlimm, fürwahr, sind die Dinge, die bei den Wesen offenbar wurden! Wir sind, ach, ehedem geistförmig gewesen, haben Wonne genossen, sind selbstleuchtend im Raume gekreist: in Schönheit bestanden wir, lange Wandlungen dauerten wir durch. Wie wir da waren, hat einst einmal, im Laufe langer Wandlungen, ein Streifen saftiger Erde im Wasser sich vor uns erhoben. Der ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. Da haben wir denn dort die saftige Erde bissenweise behandelnd zu genießen begonnen: sowie wir aber die saftige Erde bissenweise behandelnd zu genießen begannen, war unser eigener Glanz verschwunden. Als unser eigener Glanz verschwunden war, ist Mond und Sonne erschienen, als Mond und Sonne erschienen waren, sind Sterne und Planeten aufgegangen, als Sterne und Planeten aufgegangen waren, ist Nacht und Tag geworden, als Nacht und Tag geworden war, sind Monate und Wochen gekommen, als Monate und Wochen gekommen waren, sind Wenden und Jahre hervorgekehrt. Und wir sind im Genusse der saftigen Erde, davon gespeist, davon ernährt, lange Zeiten hindurch bestanden. Weil aber dann eben schlimme, unheilsame Dinge unter uns offenbar wurden, ist die saftige Erde verschwunden. Als die saftige Erde verschwunden war, ist die Erdbodensprosse zum Vorschein gekommen. Die ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. Da haben wir nun dort von der Erdbodensprosse zu genießen begonnen. Davon genießend, davon gespeist, davon ernährt sind wir lange Zeiten hindurch bestanden. Doch weil wieder böse, unheilsame Dinge unter uns offenbar wurden, ist die Erdbodensprosse verschwunden. Als die Erdbodensprosse verschwunden war, ist die Rankenbeere zum Vorschein gekommen. Die ist farbig gewesen, duftig gewesen, saftig gewesen. So haben wir dann von der Rankenbeere zu genießen begonnen. Davon genießend, davon gespeist, davon ernährt sind wir lange Zeiten hindurch bestanden. Weil nun wieder böse, unheilsame Dinge unter uns offenbar wurden, ist die Rankenbeere verschwunden. Als die Rankenbeere verschwunden war, ist ungepflügt reifender Reis zum Vorschein gekommen, unbestäubt, unbehülst, weiß, wohlriechend, vollkörnig. Was wir davon am Abend zum Abendmahl eingenommen hatten, das war am Morgen wieder reif emporgewachsen: was wir davon am Morgen zum Morgenmahl eingenommen hatten, das war am Abend wieder reif emporgewachsen, und es war keine Abnahme zu merken. Da haben wir nun den ungepflügt reifenden Reis genossen, davon gespeist, davon ernährt sind wir lange Zeit hindurch bestanden. Weil nun aber wiederum böse, unheilsame Dinge unter uns offenbar wurden, ist jetzt das Korn bestäubt geworden, behülst geworden, der Schnitt nicht wieder aufgediehn, eine Abnahme ist zu merken, spärlich und spärlicher stehn die Ähren. Wie, wenn wir nun die Reisfelder verteilen und abgrenzen würden?> Da haben denn, Vāsetther, die Wesen dort die Reisfelder verteilt und abgegrenzt.

«Alsbald nun, Vāsetther, hat eines der Wesen, lüstern geworden, sein Teil wohlverwahrend, das Teil eines anderen ohne Erlaubnis sich angeeignet und genossen. Dabei ist es ertappt worden, und man hat ihm gesagt: <Schlimm, fürwahr, liebes Wesen, handelst du, daß du gar wohl dein eigen Teil verwahrt hast und das Teil eines anderen ohne Erlaubnis dir aneignen und genießen magst: lasse doch, liebes Wesen, so etwas nicht wieder vorkommen.> - <Gewiß nicht, ihr Lieben>, sagte da, Vāsetther, das Wesen dort zu den anderen. Aber ein zweites Mal, Vāsetther, und ein drittes Mal hat jenes Wesen, sein Teil wohlverwahrend, das Teil eines anderen ohne Erlaubnis sich angeeignet und genossen, wurde wieder ertappt, und man hat ihm wiederum also zugesprochen, während manche mit Fäusten schlugen, manche mit Steinen warfen, manche mit Stöcken prügelten. Seit damals hat nunmehr, Vāsetther, der Diebstahl sich gezeigt, der Hader sich gezeigt, die Lüge sich gezeigt, Schlag und Widerschlag sich gezeigt.

«Da sind denn, Vāsetther, die Wesen zusammengekommen und haben geklagt: <Schlimm, fürwahr, sind bei den Wesen die Dinge geraten, daß man jetzt sogar den Diebstahl kennenlernt, den Hader kennenlernt, die Lüge kennenlernt, Schlag und Widerschlag kennenlernt! Wie, wenn wir nun ein Wesen gemeinsam erwählen würden, das für uns einen allgemein Strafbaren zu strafen hätte, einen allgemein Verweisbaren zu verweisen hätte, einen allgemein Verbannbaren zu verbannen hätte: wir aber würden ihm von der Reisernte ein Teil zukommen lassen.> Alsbald nun, Vāsetther, haben sich die Wesen dort zu einem von ihnen hinbegeben, der da schöner, ansehnlicher, anmutiger, mächtiger anzuschauen war, und haben also zu ihm gesprochen: <Komm', o Wesen, einen allgemein Strafbaren strafe du, einen allgemein Verweisbaren verweise du, einen allgemein Verbannbaren verbanne du: wir aber wollen dir von der Reisernte ein Teil zukommen lassen.> - <Gut, ihr Lieben>, sagte da, Vāsetther, jenes Wesen, den anderen Wesen zustimmend. Und ein allgemein Strafbarer wurde von ihm gestraft, ein allgemein Verweisbarer verwiesen, ein allgemein Verbannbarer verbannt. Sie aber ließen ihm von der Reisernte ein Teil zukommen.

«'Von der großen Menge erwählt' ist dann, Vāsetther, 'Der große Erwählte, Der große Erwählte' als Wort eben zuerst in Brauch gekommen; 'Der Felder Oberherr' ist dann, Vāsetther, 'Der Feldherr, Der Feldherr' als Wort eben zuzweit in Brauch gekommen; 'Nach Recht andere fördernd' ist dann, Vāsetther, 'Der Fürst, Der Fürst' als Wort eben zudritt in Brauch gekommen. So nun, Vāsetther, war derart für solch ein Herrschertum nach dem einstigen, voranfänglichen Brauche der Begriff aufgekommen, dort eben unter den Wesen, die nicht je von besonderer Art, einander nur gleich waren, nicht ungleich waren, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Da haben aber nun, Vāsetther, einige von den Wesen dort sich gesagt: <Schlimm, fürwahr, sind jetzt die Dinge bei den Wesen geworden, daß man ja nunmehr den Diebstahl kennenlernt, den Hader kennenlernt, die Lüge kennenlernt, Schlag und Widerschlag kennenlernt, Verbannung kennenlernt! Wie, wenn wir nun die schlimmen, unheilsamen Dinge ausprusten würden?> Und sie haben die schlimmen, unheilsamen Dinge ausgeprustet. 'Die schlimmen, unheilsamen Dinge prusten sie aus', sagte man, Vāsetther: so ist 'Priester, Priester' als Wort eben zuerst in Brauch gekommen. Sie haben nun tief im Walde sich Hütten aus Laub errichtet und dort ein beschauliches Dasein geführt. Wenn die Kohlen am Herde verglühn, der Rauch sich verzogen hat, in der Küche nicht mehr gerührt wird, am Abend, da sind sie um das Abendmahl nach den Dörfern, Märkten und Städten hinabgestiegen, die Reste der Mahlzeit einzusammeln. Hatten sie die Atzung erhalten, so kehrten sie gleich wieder nach dem Walde zurück und lebten beschaulich in den Hütten aus Laub. Das haben nun die Leute bemerkt und alsbald gesagt: <Da sind ja Wesen, die tief im Walde leben, sich Hütten aus Laub errichtet haben und darin ein beschauliches Dasein führen. Wenn die Kohlen am Herde verglühn, der Rauch sich verzogen hat, in der Küche nicht mehr gerührt wird, am Abend, da kommen sie dann um das Abendmahl in die Dörfer, Märkte und Städte herab, die Reste der Mahlzeit einzusammeln. Haben sie die Atzung erhalten, so kehren sie gleich wieder nach dem Walde zurück, in ihre Hütten aus Laub, und leben da beschaulichen Geistes.> 'Beschaulichen Geistes', sagte man, Vāsetther so ist 'Geistlicher, Geistlicher' als Wort eben zuzweit in Brauch gekommen. Nun aber gab es, Vāsetther, manche unter ebendiesen Wesen, die dort im Walde, in den Hütten aus Laub, eine Schauung zu gewinnen nicht imstande waren: die haben sich in der Nähe eines Dorfes oder in der Nähe einer Burg angesiedelt und mit dem Verfassen von Schriften beschäftigt. Als die Leute dies sahn, haben sie gesagt: <Diese Wesen vermögen ja wohl nicht im Walde, in den Hütten aus Laub, einer Schauung zu obliegen; da sind sie denn in die Nähe eines Dorfes oder in die Nähe einer Burg herabgezogen und mit dem Verfassen von Schriften beschäftigt: die sind jetzt gar fleißig.> 'Die sind jetzt gar fleißig', sagte man, Vāsetther: so ist 'Fleißige, Fleißige' als Wort eben zudritt in Brauch gekommen. Als minderwertig gegolten hat es ja, Vāsetther, zur damaligen Zeit, was heute als höchstwertig gilt. So nun, Vāsetther, war derart für solch ein Priestertum nach dem einstigen, voranfänglichen Brauche der Begriff aufgekommen, dort eben unter den Wesen, die nicht je von besonderer Art, einander nur gleich waren, nicht ungleich waren, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Unter jenen Wesen aber nun, Vāsetther, haben sich manche eine Gattin erwählt, und es hat ein jeder je einen bürgerlichen Beruf sich bereitet. 'Sie haben sich eine Gattin erwählt, und es hat ein jeder je einen bürgerlichen Beruf sich bereitet', sagte man, Vāsetther: so ist 'Bürger, Bürger' als Wort eben in Brauch gekommen. So nun, Vāsetther, war derart für solch ein Bürgertum nach dem einstigen, voranfänglichen Brauche der Begriff aufgekommen, dort eben unter den Wesen, die nicht je von besonderer Art, einander nur gleich waren, nicht ungleich waren, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Was da nunmehr, Vāsetther, von jenen Wesen die übrigen waren, die sind Jäger und Hauer geworden. 'Jäger, Hauer, Feldbebauer', sagte man, Vāsetther: so ist 'Bauer, Bauer', als Wort eben in Brauch gekommen. So nun, Vāsetther, war derart für solch ein Bauerntum nach dem einstigen, voranfänglichen Brauche der Begriff aufgekommen, dort eben unter den Wesen, die nicht je von besonderer Art, einander nur gleich waren, nicht ungleich waren, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Es ist dann, Vāsetther, eine Zeit gekommen, wo da ein Krieger, mit seinem Stande unzufrieden, von Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn mochte: <Ein Asket will ich werden>; wo auch ein Priester, Vāsetther, wo auch ein Bürger, wo auch ein Bauer, Vāsetther, mit seinem Stande unzufrieden, von Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn mochte: <Ein Asket will ich werden.> In diesen vier Kreisen, Vāsetther, ist der Begriff des Asketentums aufgekommen, dort eben unter den Wesen, die nicht je von besonderer Art, einander nur gleich waren, nicht ungleich waren, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Ein Krieger freilich, Vāsetther, der in Werken übel gewandelt, in Worten übel gewandelt, in Gedanken übel gewandelt ist, Verkehrtes geachtet, Verkehrtes getrieben hat, der wird infolge seines verkehrten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, auf den Abweg geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Ein Priester freilich, Vāsetther, ein Bürger, ein Bauer, ein Asket freilich, Vāsetther, der in Werken übel gewandelt, in Worten übel gewandelt, in Gedanken übel gewandelt ist, Verkehrtes geachtet, Verkehrtes getrieben hat, der wird infolge seines verkehrten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, auf den Abweg geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt.

«Ein Krieger freilich, Vāsetther, der in Werken günstig gewandelt, in Worten günstig gewandelt, in Gedanken günstig gewandelt ist, Rechtes geachtet, Rechtes getrieben hat, der wird infolge seines rechten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in selige Welt. Ein Priester freilich, Vāsetther, ein Bürger, ein Bauer, ein Asket freilich, Vāsetther, der in Werken günstig gewandelt, in Worten günstig gewandelt, in Gedanken günstig gewandelt ist, Rechtes geachtet, Rechtes getrieben hat, der wird infolge seines rechten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in selige Welt.

«Ein Krieger freilich, Vāsetther, der in Werken beiderlei getan, in Worten beiderlei gesprochen, in Gedanken beiderlei gedacht hat, gemischte Dinge geachtet, gemischte Dinge getrieben hat, der wird infolge seines gemischten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, Wohl und Weh zu erfahren haben. Ein Priester freilich, Vāsetther, ein Bürger, ein Bauer, ein Asket freilich, Vāsetther, der in Werken beiderlei getan, in Worten beiderlei gesprochen, in Gedanken beiderlei gedacht hat, gemischte Dinge geachtet, gemischte Dinge getrieben hat, der wird infolge seines gemischten Treibens, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, Wohl und Weh zu erfahren haben.

«Ein Krieger freilich, Vāsetther, der sich in Werken gewahrt, in Worten gewahrt, in Gedanken gewahrt hat, der kann, indem er die sieben zum Wachwerden tauglichen Dinge allmählich entwickelt, bei Lebzeiten schon zur Erlöschung gelangen. Ein Priester freilich, Vāsetther, ein Bürger, ein Bauer, ein Asket freilich, Vāsetther, der sich in Werken gewahrt, in Worten gewahrt, in Gedanken gewahrt hat, der kann, indem er die sieben zum Wachwerden tauglichen Dinge allmählich entwickelt, bei Lebzeiten schon zur Erlöschung gelangen (*29).

«Ist eben, Vāsetther, unter diesen vier Kasten einer als Mönch heilig geworden, ein Wahnversieger, Endiger, hat er das Werk gewirkt, die Last abgelegt, das Heil sich errungen, die Daseinsfesseln vernichtet, sich durch vollkommene Erkenntnis erlöst, so wird er ihre Spitze geheißen, und zwar mit Recht, nicht mit Unrecht. Denn das Recht, Vāsetther, steht hier dem Menschen zuhäupten, bei Lebzeiten schon und darüber hinaus.

«Auch Brahmā hat da, Vāsetther, Der ewige Jüngling, den Spruch gesagt:

<Der Krieger ist der höchste Herr 
Von allen, die von Adel sind; 
Der wissend, wandelnd ist bewährt 
Ist höchster Herr bei Gott und Mensch.> 

 

Das aber ist da, Vāsetther, ein Spruch, den Brahmā, Der ewige Jüngling, recht gesungen, nicht unrecht gesungen, recht gesprochen, nicht unrecht gesprochen hat, der sinnig ist, nicht unsinnig, dem ich zugestimmt habe. Auch ich, Vāsetther, sage das:

Der Krieger ist der höchste Herr 
Von allen, die von Adel sind; 
Der wissend, wandelnd ist bewährt 
Ist höchster Herr bei Gott und Mensch.» (*30

 

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich Vāsettho und Bhāradvājo über das Wort des Erhabenen.


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Fußnoten:

(*26) Back Vāsettho und Bhāradvājo sind die beiden befreundeten jungen Priester, von uradeliger Abkunft, von denen wiederholte Unterredungen mit Gotamo berichtet werden: so im 13. Stück unserer Sammlung, im Gespräch über die drei Veden, und im 98. Stück der Mittleren Sammlung, über die Kastenfrage, den Adel usw.

(*27) Back Diese feindliche Gesinnung der Priester gegen die Mönche wird wiederholt geäußert, auch Gotamo gegenüber: 3. Rede, Mittlere Sammlung 365 durch eine Reihe verächtlicher Gleichnisse noch verschärft. Der Hauptgrund ist der, daß man nach dem priesterlichen Gesetz verpflichtet ist einen Hausstand und Familie zu besorgen und erst in vorgerückten Jahren der Welt entsagen darf, Manus VI 1f. Daher lehren die Priester: «Wer im Hause bleibt kann Echtes erwirken, heilsames Recht; wer vom Hause fortzieht kann es nicht», Mittlere Sammlung 760, nach Manus III 77f., VI 89f. «der Hausner ist der beste Stand.» Gotamo dagegen preist Kampf und Askese in der glücklichen Jugend, in der ersten Mannesblüte, und hält nur wenig von alten Asketen, die da meist unwissend, ungeschickt, ungelehrig, mißmutig sind, Anguttaranikāyo, Pañcakanipāto 59f. u.a.m.

(*28) Back Vergl. die näheren Ausführungen im Gespräch mit Assalāyano, Mittlere Sammlung p.709-716.

(*29) Back Über einen Bauer, der bei Gotamo Asket wurde, ist im Samyuttakanikāyo ein kurzer Bericht erhalten. Er war ein schlichter Knecht, ein ganz gewöhnlicher Rinderhirt, der auf den Wiesen in der Au am Ganges bei Kosambī die Kühe seines Herrn weidete. Eines Tages nun war Gotamo, wie immer von Ort zu Ort wandernd, mit den Jüngern dorthin ans Gestade gekommen. Er sah da, wie ein Stück Holz im Flusse hinabtrieb, und nahm alsbald diesen Anblick zum Ausgangspunkt einer Rede, worin er den Mönchen in trefflicher, innig ermunternder Weise veranschaulichte, wie dieses Stück Holz etwa doch noch auf dem langen Wege bis zur Mündung und ins Meer gelangen könne, unbeschadet der vielen, vielen Hindernisse, als wie des Antreibens rechts oder links oder mitten auf eine Sandbank, des Hängenbleibens am Ufer, des Fassens und Wegschleppens durch Menschen oder Nichtmenschen, des Untersinkens im Strudel, oder des innen Fauligwerdens und Zerfallens; entgeht es aber all diesen möglichen Umständen, dann kann es zum Meer gelangen, weil eben die Strömung des Ganges nach dem Meere sich neigt, nach dem Meere sich beugt, nach dem Meere sich hinsenkt: ebenso nun auch kann der Jünger zur Erlöschung gelangen, wenn er es versteht den Gefahren, die nun auf seinem Wege zum Ziel entsprechend verglichen werden, auszuweichen. Während Gotamo aber so diese anschauliche, wie von selbst verständliche Darlegung gab, war Nando, wie er hieß, der Bauer, der Rinderhirt, in der Nähe gestanden und hatte aufmerksam zugehört. Und der rauhe Landmann, ohne jede Bildung und Verbildung aufgewachsen, war da so mächtig ergriffen, daß er den Meister unverzüglich um Aufnahme bat, ihn anflehte, sogleich bei ihm bleiben und ihm nachfolgen zu dürfen: denn er wolle nicht, wie etwa jenes Stück Holz, an einer Sandbank scheitern, oder angetrieben und weggeschleppt werden, oder im Strudel versinken, und auch nicht innen faulig werden. Darauf sagt ihm nun Gotamo: «Wohlan denn, Nando, so bringe die Kühe den Eignern zurück.» Der Hirt aber antwortet: «Die werden schon gehn, o Herr, aus Liebe zu ihren Kälbern.» - «Bringe sie doch erst, Nando, den Eignern zurück», weist ihn Gotamo an. Es geschieht. Der Hirt kehrt wieder, wird aufgenommen, erhält die Ordensweihe. Nicht lange aber, heißt es nun weiter, war der ehrwürdige Nando in den Orden aufgenommen, da hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. <Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Nando der Heiligen geworden. (Bd. IV S. 222-225 der ed. Siam., in der Pali Text Society 179-181 fehlerhaft.) Eben diesen Nando, den einstigen Bauer, rühmt und preist dann später einmal Gotamo und stellt ihn als Vorbild auf: einen Edelgeborenen dürfe man Nando mit rechtem Ausdrucke nennen, einen tapferen Mann, dessen Anblick erfreut, einen Tiefdurchdrungenen: wie anders wär' er als so imstande wachsam, klar besonnen im Orden das geläuterte, geklärte Asketenleben zu führen: Anguttaranikāyo, Atthakanipāto 9. Dieser frühere Bauer ist aber durchaus kein seltenes Beispiel der Art, gar manche Tiefstehende oder ganz und gar Ausgestoßene sind ohne weiters als Sakyersöhne aufgenommen worden, und gerade solche sind es oft gewesen, die dann sehr bald das letzte Ziel errungen haben. Denn die Rede Gotamos ist wie die Tatze des Löwen: was sie da trifft, hoch oder niedrig, das trifft sie gründlich, «bis herab zu den Speisenträgern und Fischerknechten», Pañcakanipāto 99. Auch der niedrigst Geborne vermag hoch emporzukommen; und nur so spricht der Meister: «Kein Geringer, ihr Mönche, kann das Höchste erreichen, zuhöchst aber kann man das Höchste erreichen», Samyuttakanikāyo II 27 (PTS 29 fehlerhaft).

(*30) Back Den selben Spruch sagt der Meister als einmal einer der besten Redner des Ordens, der ehrwürdige Mahākappino, auf Besuch kommt, Samyuttakanikāyo II vorletztes Stück: «Seht ihr wohl, Mönche, den Mönch dort heranschreiten, den blassen, schmächtigen, spitznasigen?» - «Ja, o Herr.» - «Das ist, ihr Mönche, ein hochmächtiger Mönch, ein hochgewaltiger. Nicht leicht kann man wohl eine Einkehr zu sich finden, die von diesem Mönche nicht schon erreicht worden wäre. Warum aber edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, jenes höchste Ziel des Asketentums hat er noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen.» Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte, sprach fernerhin also der Meister:
 

Über das für jeden Beruf, jeden Stand, jede Rasse gleiche Recht, als die einige und die allein sittlich gegründete Weltordnung, hat Gotamo oft und immer in der so zutreffenden, im besten Sinne zeitgemäß - weil zeitlos - anmutenden Weise gesprochen: am ausführlichsten in der 96. Rede der Mittleren Sammlung. Er ist es gewesen, der zuerst auf dieser Erde gleiches Recht für alle verkündet und begründet und damit die starre Priesterdoktrin seiner Zeit und seines Landes geistig überwunden hat. Eine sehr gute volkstümliche Kennzeichnung der Stände und Menschen überhaupt wird von Gotamo in einem Gespräch mit dem Priester Jānussoni, auf dessen Bitte hin, gegeben, im Anguttaranikāyo, Chakkanipāto 52:

Dieses Ziel nun ist oben im Text durch den abschließenden Spruch angedeutet, wo der «höchste Herr bei Gott und Mensch» gezeigt wird; entsprechend Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. III p. 73-75 (PTS 83f.): «Soweit, ihr Mönche, Wesen bestehn, soweit die Spitze des Daseins reicht das sind die Ersten, das sind die Höchsten in der Welt, und zwar die Heiligen.»


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